Sicario | Kritik / Review

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Denis Villeneuve wird euch auf Anhieb vielleicht nicht so viel sagen, doch wenn ihr Enemy oder Prisoners in den letzten Jahren gesehen habt, beweist das nicht nur euer Gespür für gute Filme, sondern bringt auch ein wenig Licht in die Personalie Villeneuve. Der kanadische Regisseur bringt mit Sicario (=Auftragsmörder) nun seinen dritten Film in Folge unter die Leute, der von Kritikern und Publikum gleichermaßen gefeiert wird. Dieser Erfolg qualifizierte Denis Villeneuve auch dazu nun die Regie im Sequel zu Ridley Scotts Klassiker und Sci-Fi-Pionier Blade Runner zu übernehmen. Doch heute soll es erst mal um den Drogen-Thriller Sicario gehen, mit Emily Blunt (Edge of Tomorrow – Kritik hier), Josh Brolin (Everest – Kritik hier) und Benicio del Toro (Guardians of the Galaxy – Kritik hier) in den Hauptrollen.

Storyanriss:

Die Grenze zwischen Mexiko und dem US-amerikanischen Bundesstaat Arizona ist schon seit Jahren vom Drogenkrieg geprägt. Die junge FBI-Agentin Kate Macer (Emily Blunt) schließt sich einer internationalen Einsatztruppe um Matt Graver (Josh Brolin) an, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, dem lokalen Drogenhandel endlich Einhalt zu gebieten. Doch schon ihr erster Einsatz in dem gefährlichen Grenzgebiet läuft völlig aus dem Ruder, als die Überführung eines Gefangenen in einem brutalen Hinterhalt endet. Mit der Hilfe des ebenso geheimnisvollen wie erbarmungslosen Söldners Alejandro (Benicio Del Toro) kommt Kate aber mit dem Leben davon. Bei der nächsten Operation trifft sie wenig später erneut auf Alejandro und seine Spezialeinheit, die jedoch, wie ihr bald klar wird, ganz eigene Ziele zu verfolgen scheinen. So dauert es nicht lang, bis die Grenzen zwischen Freund und Feind verwischen und Kate sich mehr und mehr fragt, wem sie eigentlich noch vertrauen kann.

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Nichts von dem hier wird für Ihre amerikanischen Ohren einen Sinn ergeben, aber am Ende werden Sie es verstehen.

Fazit:

Denis Villeneuve ist mit Sicario ein sehr dichter und atmosphärisch beeindruckender Film gelungen. Der Drogen-Thriller nimmt sich zwar manchmal ein wenig zu viel Zeit und hat ein eher gemäßigtes Pacing, konnte aber dafür in den Highlights besonders auftrumpfen. Die Anfangsszene war beklemmend, das Kidnapping-Szenario elektrisierend und auch das Finale war nicht nur visuell sondern auch inhaltlich furios umgesetzt. Generell war die Kameraarbeit von Roger Deakins (Skyfall, Prisoners) sehr gut – eigentlich gilt das für sämtliches Handwerk hinter Sicario.

Trotz der vorangegangen lobenden Worte, kann ich nicht anders als ein wenig enttäuscht vom Film zu sein. Ich war voller Vorfreude auf den Film – gute Kritiken und Vorraussagungen wie „Der Thriller des Jahres“ oder „Top5 des Jahres“ schürten die Erwartungen. Doch obwohl ich Sicario prinzipiell gut fand, kann ich mich einfach nicht damit abfinden, dass mir Emily Blunt beispielsweise vorab als toughe Einsatzleiterin einer Sondereinheit verkauft wurde und dann letztlich diese Rolle nur die ersten 10 Minuten ausfüllt und danach zwar immernoch die Hauptrolle inne hat, aber für mich total in die Belanglosigkeit abdriftet. Sie wird zum grauen Mäuschen degradiert, das still sein und keinem im Weg stehen soll. Sie ist eigentlich nur noch ein Spielball der Behörden, Josh Brolins sowie Benicio del Toros, der grandios in Sicario ist und sich eventuell mit dem Gedanken an eine Oscar-Nominierung anfreuden kann.

Der Film hat einfach eine andere Richtung eingeschlagen als ich es mir gewünscht hätte. Letztlich spricht aber mehr für Sicario als dagegen, also kann ich euch den Top-Thriller nur empfehlen.

Alles steht Kopf | Kritik / Review

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Endlich mal wieder ein Animationsfilm aus dem Hause Pixar! Verantwortlich für Alles steht Kopf ist Peter Docter, der uns schon kreative sowie grandiose Werke wie Die Monster AG oder Oben brachte und auch an weiteren Hits wie Toy Story oder Wall-E mitschrieb. Pixar litt in den letzten Jahren ein wenig unter dem Ruf ihre Kreativität für finanziell sichere Sequels eingetauscht zu haben und so ganz von der Hand zu weisen ist diese Kritik nicht. Doch bereits mit dem ersten Trailer zu Alles steht Kopf schien das Filmstudio uns und sich selbst zu beweisen, dass es noch immer für kreativste Ideen steht.

Meiner Erwartungen stiegen wöchentlich an, sei es durch Berichten aus Cannes, wo der Film für 10 minütige Standing-Ovations sorgte, das gute Einspielergebnis an den Kinokassen trotz der starken Konkurrenz von Jurassic World, der bekanntlich der dritterfolgreichste Film aller Zeiten ist und natürlich die vielen guten Kritiken. Nach langem Warten konnte ich mir letzte Woche nun endlich selbst ein Meinung bilden und für euch mein Fazit zusammenfassen.

Storyanriss:

Die elfjährige Riley (Stimme im Original: Kaitlyn Dias | Vivien Gilbert) wird plötzlich aus ihrem bisherigen Leben im mittleren Westen gerissen, als ihr Vater einen neuen Job annimmt. Die Familie zieht nach San Francisco und die Gefühle im Kontrollzentrum von Rileys Verstand haben mächtig zu tun: Freude (Amy Poehler | Nana Spier) versucht, das Positive herauszustellen, doch Angst (Bill Hader | Olaf Schubert), Wut (Lewis Black | Hans-Joachim Heist), Ekel (Mindy Kaling | Tanya Kahana) und Traurigkeit (Phyllis Smith | Philine Peters-Arnolds) bekommen immer mehr die Überhand. Die Gefühle sind sich uneins darüber, wie sie das Mädchen am besten durch den veränderten Alltag navigieren. Als sich Freude und Traurigkeit dann auch noch verlaufen, müssen sie schnell ins Kontrollzentrum zurückfinden, sonst könnte Riley eine große Dummheit begehen. Bald treffen die beiden verirrten Gefühle Rileys imaginären Freund Bing Bong (Richard Kind | Michael Pan) und der hat noch eine Ladung guter Laune im Gepäck. Aber der Weg durch Träume und Gedanken zurück in die Zentrale ist lang und voller Hindernisse.

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Take her to the moon for me, Joy.

Fazit:

Pixar meldet sich zurück – und wie! Alles steht Kopf ist Pixars bester Film seit Toy Story 3, er ist sehr liebevoll erzählt und vor allem macht Regisseur Pete Docter nicht den gleichen Fehler wie noch bei Up – Oben, als sie den sehr guten und emotional sehr berührenden Start durch eine total beknackte zweite Filmhälfte mit sprechenden Hunden mit Piepsstimmen versauten. Das Filmstudio, dass seit 2006 zu Disney gehört, schafft es von Beginn an den Zuschauer an die originelle Geschichte und ihre Figuren zu binden. Alles steht Kopf kombiniert kreative Ideen, eine große Portion Witz und viel Herz in diesem wunderschönen Film. Alleine die Grundidee von fünf personifizierten essentiellen Gefühlen, die die Reaktionen und Empfindungen des Menschen mit Hilfe eines Steuerpults kontrollieren und in richtige Bahnen lenken, ist nicht nur grandios, sondern nutzt sich auch glücklicherweise während des gesamten Films nicht ab.

Ganz im Gegenteil schafft es Pixar interessanter Weise komplexe und schwierig zu greifende Sachverhalte und Prozesse des Gehirns spielendleicht zu erklären. Bei mir sorgte das auch unmittelbar dazu, dass ich nun jedes Gespräch ein wenig mit anderen Augen sehe und mir vorstelle, wie kleine niedliche Gefühle im Kopf die Geschicke leiten. Einfach zu spaßig. Nach zuletzt Merida, Cars 2 und Die Monster Uni richtet sich Alles steht Kopf nicht mehr hauptsächlich nur an Kinder, sondern macht vor allem auch Erwachsenen Spaß. Für mich ist das Potential auch noch nicht ausgeschöpft und ich könnte mir gut einen Nachfolger vorstellen. Da das bei Animationsfilmen in der Regel aber ewig dauert, kann ich euch nur wärmstens empfehlen jetzt ins Kino zu gehen und euch Alles steht Kopf anzusehen.

  • Film: 4/5
  • Empfehlung: Ja, absolut!

The Visit | Kritik / Review

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Was ein Twist: M. Night Shyamalan durfte nochmal einen Film drehen. Der Meister der Twists und Turns meldet sich mit The Visit zurück auf der Kinoleinwand. Diesen Film stemmte der Regisseur, der uns einst The Sixth Sense brachte, aus eigener Tasche, womit dieser Horrorfilm das geringste Budget in Shyamalans Filmographie hatte. Wie er sagte, machte er das vor allem um wieder die „künstlerische Kontrolle“ zurückzubekommen, die er wohl bei seinen letzten Filmen an andere Entscheidungsträger abgeben musste. Ich nehme ihm dieses Argument auch ab, denke aber auch, dass nach seinen letzten Mega-Flops nicht gerade viele Geldgeber Schlange standen, um den einstigen Star-Regisseur zu unterstützen. Für sein neustes Filmprojekt verpflichtete er unter anderem Olivia Dejonge (The Sisterhood of Night), Kathryn Hahn (Crossing Jordan), Ed Oxenbould (Die Coopers), Deanne Dunagan (Damit ihr mich nicht vergesst) und Peter McRobbie (Lincoln).

Storyanriss:

Als eine junge Mutter (Kathryn Hahn) von ihren Eltern gefragt wird, ob ihre Enkel eine Woche bei ihnen verbringen können, treten Rebecca (Olivia DeJonge) und Tyler (Ed Oxenbould) freudig die Zugfahrt zur abgelegenen Farm ihrer Großeltern an. Dort angekommen, verbringen die Vier zunächst einen harmonischen und spaßigen Tag miteinander. Lediglich die strenge Vorgabe des Großvaters (Peter McRobbie), das Zimmer nach 21.30 Uhr nicht mehr zu verlassen, lässt die beiden Kinder etwas stutzig werden. Doch schon wenig später müssen sie feststellen, dass die Regel nicht ohne Grund existiert. Als die Geschwister nachts merkwürdige Geräusche hören und deren Ursprung auf den Grund gehen wollen, beobachten sie, wie ihre Großmutter (Deanna Dunagan) sich äußerst sonderbar verhält. Ihr Großvater tut dies am nächsten Tag als Lappalie ab. Doch auch tagsüber benehmen sich die beiden Senioren immer unheimlicher und bedrohlicher, sodass Rebecca und Tyler schließlich daran zweifeln, ob sie je wieder nach Hause zurückkehren werden.

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Hier ist um Halb Zehn Schlafenszeit, danach solltet ihr euer Zimmer nicht mehr verlassen.

Fazit:

M. Night Shyamalan, der einst mit The Sixth Sense, Unbreakable und Signs von 0 auf 100 in 1,7 Sekunden beschleunigte und als Überflieger drei Titel in Folge holte, dann mit stotterndem Motor (The Village) und geplatzten Reifen (Das Mädchen aus dem Wasser) gerade noch so in die Punkte fuhr und letztlich mit The Happening, The Last Airbender und After Earth schon beim Start mit einem Vollschaden aufgeben musste, könnte meiner Meinung nach jetzt mit The Visit das mögliche Comeback des Jahres schaffen. Wird er damit direkt wieder um den Titel mitfahren? Vermutlich nicht, aber er macht wieder ein paar Punkte gut auf die Spitzenreiter.

Ich habe zwar nie gedacht, dass ich mal etwas Positives an After Earth finden würde, aber es gibt doch einen Aspekt: das liebe Geld. Das Geld, das M. Night Shyamalan dafür bekam und nun befreit vom Hollywood-Druck in sein eigenes feines Filmprojekt steckte, von dem er nie sicher sagen konnte, ob es überhaupt einen Publisher finden wird. Und Ja: wieder ein Found-Footage-Film, aber keine Panik Leute, denn trotz des eigentlich schon ausgenudelten Konzepts bekommt es The Visit ganz ordentlich hin, das Alles glaubwürdig und nicht nervig umzusetzen. Was meiner Meinung nach viele Found-Footage-Filme versauen, ist die Benutzung von sinnlosen Jump-Scares, Musik und anderen Dingen, wenn da eigentlich keine sein dürften, weil es die da offensichtlich nicht geben kann. Shyamalan setzte dieses Gimmick sehr viel besser und glaubwürdiger ein, sodass eher das Gefühl aufkommt, authentisches Bildmaterial zu sehen – im Vergleich zur Konkurrenz.

The Visit ist kein großartiger Film, aber es ist Shyamalans bestes Werk seit The Village und ich hatte eine gute Zeit mit dem Film. Ich denke, dass das vor allem daran liegt, dass The Visit eher eine Art Horrorkomödie statt eines typischen Horrorfilms à la The Conjuring, Sinister oder Insidious ist. Einen Großteil am Humor in diesem Film macht Rebeccas kleiner Bruder Tyler aus, der als angehender Rapper und Youtube-Star oftmals in den angespanntesten Situationen ein paar Zeilen raushaut und die Situation entschärft. Immer wieder bringt dich der Film dazu, zu überlegen, ob du jetzt lachen darfst oder eher nicht, was ich super fand. Schauspielerisch waren alle Beteiligten ziemlich gut, vor allem aber die Großeltern. Erwartet bitte keine krasse Komödie, erwartet keinen Horrorschocker, denn The Visit ist ein zumindest für mich gut funktionierender seichter Mix, der gerade mit einem offenen Publikum mehr Spaß macht.

  • Film: 3/5
  • Empfehlung: Ja

 

Man lernt nie aus | Kritik / Review

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Nancy Meyers (Was das Herz begehrt; Was Frauen wollen) meldet sich mit Man lernt nie aus zurück auf dem Regiestuhl. Für ihre Hauptrollen hat sie sich mit den Oscargewinnern Anne Hathaway (Les Misérables) und Robert De Niro (Pate 2, Wie ein wilder Stier) ein interessantes Gespann ausgesucht, das bereits im Trailer den Eindruck eines sympathischen Duos vermittelt. Eigentlich waren mal Reese Witherspoon (Wild – Kritik hier) und Jack Nicholson (The Shining) für die Rollen von Ben Whittaker und Jules Ostin vorgesehen, bevor man den aktuellen Cast unter Vertrag nahm und ich muss sagen, dass ich die aktuelle Paarung deutlich besser finde. Von Man lernt nie aus habe ich mir eher ein Feelgood Movie wie Madame Mellory (Kritik hier) und Can a Song save Your Life (Kritik hier) aus dem letzten Jahr erwartet und keine schlechte Komödie wie den längsten Google-Werbespot der Welt prakti.com oder eine weitere Rom-Com. Doch ob meine Hoffnungen eingetreten sind, könnt ihr wie immer in meinem Fazit nachlesen.

Storyanriss:

Der 70-jährige Ben Whittaker (Robert De Niro) fühlt sich in seinem Ruhestand nicht sonderlich erfüllt, wird es doch nach mehreren Versuchen, neue Hobbys zu finden, doch zu einer immer größeren Herausforderung, seine freie Zeit sinnvoll zu gestalten. Daher ergreift er eines Tages die Chance, als Senior-Praktikant bei einer erfolgreichen Mode-Website anzufangen. Deren Gründerin und Chefin Jules Ostin (Anne Hathaway) staunt nicht schlecht, als der rüstige Neuzugang zu seinem ersten Tag antritt. Doch während der Rentner anfangs noch ein wenig belächelt wird, erfreut er sich dank seiner charmanten und warmherzigen Art bei seinen neuen Kollegen bald großer Beliebtheit. Und auch für Jules, die sich in ihrer noch immer ungewohnten Rolle als Geschäftsführerin häufig überfordert fühlt, wird Ben schnell zu einer wichtigen Stütze und einem guten Freund, auf den sie nicht mehr verzichten will.

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 Whittaker: Haben Sie noch einen Tipp bevor ich reingehe?

Becky: Blinzeln Sie, es macht sie wahnsinnig wenn Leute nicht Blinzeln!

Fazit:

Nancy Meyers neuster Film ist glücklicherweise keine weitere Rom-Com geworden, sondern eher ein Film über altersübergreifende Freundschaft, die auch schnell hätte plump und doof werden können, wenn man sich rein auf das Bedienen der typischen Generationen-Klischees beschränkt hätte. Robert De Niro und Anne Hatherway bringen eine Menge Spaß auf die Leinwand und haben eine gute Chemie zusammen. Generell ist eigentlich jeder Charakter in dem Film irgendwie sympathisch, was auch mal ganz angenehm ist im Vergleich zum typischen Filmstoff. De Niro ist ein wahrer Gentleman der alten Schule und stellenweise schon fast zu nett für die Welt.

Es gibt ein, zwei überflüssige Szenen im Film, die man auch getrost hätte weglassen können um Man lernt nie aus ein wenig zu straffen. Beispielsweise die „Laptop-Actionszene“ im zweiten Drittel des Films, die sich unnötig und fremd anfühlte. Darüber hinaus hatte ich jedoch eine gute Zeit mit dieser seichten Komödie. Nichts für die Ewigkeit aber ein netter Feel-Good-Zeitvertreib für Zwischendurch.

  • Film: 2,5/5
  • Empfehlung: Ja