And the Oscar 2017 goes to..

Es ist endlich wieder soweit: in wenigen Stunden werden wieder die Oscars in Los Angeles verliehen. Es ist mittlerweile die 89. Verleihung des prestigeträchtigsten Filmspreises der Welt, den Academy Awards. Nach Chris Rock im letzten Jahr wird dieses Mal der hauseigene Latenight-Host Jimmy Kimmel durch die Gala führen, die wie gewohnt auf ABC in den USA oder ProSieben in Deutschland zu sehen sein wird. Kimmel ist ein kompetenter Host, von dem man aber vermutlich eher weniger bissige Seitenhiebe und Showeinlagen erwarten darf. Dafür freue ich mich aber bereits auf die Fortsetzung der andauernden Spaßfehde zwischen Jimmy Kimmel und Schauspieler Matt Damon, der als Producer mit Manchester by the Sea im Rennen um den Goldjungen ist.

Ein weiteres Highlight dürften in diesem Jahr die musikalischen Performances für die Kategorie Bester Filmsong sein, die zwar zu meinem Bedauern keinen Beitrag von Sing Street bereit hält aber dafür The Empty Chair von Sting, How far I’ll go vom Mann der Stunde in Hollywood, Lin-Manuel Miranda, den Feel-Good-Song Can’t stop the Feeling von Justin Timberlake und natürlich als krönender Abschluss die zwei Songs Audition und City of Stars  aus La La Land, die sicherlich auch visuell überzeugen werden.

Kontroverse:

Vor einem Jahr habe ich an dieser Stelle wie der Rest der Szene über die #OscarsSoWhite-Debatte geredet und glücklicherweise haben sich Hollywood und die Academy diese Kontroverse zu Herzen genommen und haben sowohl so viele neue wahlberechtigte Mitglieder wie nie zuvor aufgenommen, die zusätzlich bunt gemischt und fairer waren. Im Endeffekt haben wir in diesem Jahr so viele Multikulti-Nominierungen wie erst ein einziges Mal in der langen Geschichte der Oscars. Aber auch in diesem Jahr bestätigt sich ein Trend, der mir und vielen anderen immer häufiger negativ aufstößt: das Nominierungs-Kalkül der Studios. Die romantische Ansicht, dass sich am Ende eines Filmsjahres immer die Qualität durchsetzt und jeder Film die gleichen Chancen auf Preise wie den Oscar hat, ist leider nur die halbe Wahrheit, denn wer Preise will, muss meistens auch tief in die Tasche greifen.

Als Filmstudio und Producer willst du natürlich, dass nicht nur ein breites Publikum deinen Film im Kino sieht, sondern vor allem auch die Entscheider für die Awards. Nimmt man da jetzt einen Avatar zum Beispiel, der hatte selbstverständlich hohe Marketingkosten zum Kinostart, war aber gleichzeitig auch ein Film, den die Entscheider automatisch auch ohne zusätzliches Honig-ums-Maul-schmieren mit ihren Familien im Kino sehen wollten. Ein sagen wir Sing Street, meiner #2 des letzten Jahres, hingegen ist kleiner, spezieller und kann auch schnell hinten runterfallen. Er findet sehr wahrscheinlich automatisch weniger in den Medien statt als etwas mainstreamiges und wird somit auch weniger Buzz haben. Deswegen wird in den Oscar-Kampagnen ein Haufen Geld ausgeben um Lobby zu machen, beispielsweise werden Screenings, Dinner usw. organisiert um Aufmerksamkeit und Beachtung für das Produkt zu schaffen. In der Regel haben auch hier die großen Geldgeber den Vorteil.

Dementsprechend taktieren und kalkulieren alle Beteiligten ganz genau den besten Kosten-Nutzen-Faktor und pushen ihren Film speziell nur in bestimmten Kategorien. Bei den Darstellerkategorien fällt das besonders auf. Dev Patel wurde für Lion beispielsweise als Bester Nebendarsteller gepusht, obwohl er und Sunny Pawar nicht nur die gleiche Figur verkörpern, sondern sich auch die Screentime gerecht aufteilen und er sogar mehr Sprechtext hat. Oder nehmen wir Viola Davis, die eigentlich unverständlich in der Kategorie Beste Nebendarstellerin nominiert ist, obwohl sie nicht nur die einzige Frau in Fences ist, sondern auch nahezu ebenbürtig zu Denzel Washingtons Screentime, Wichtigkeit und Text. Sie müsste eigentlich definitiv als Hauptdarstellerin gelistet sein, hätte dort aber härtere Konkurrenz während sie jetzt als größte Favoritin unter den Nebendarstellerinnen gilt.

Zudem muss man sich vielleicht auch fragen, nach welchen Kriterien definitiert wird was Neben- und Hauptrollen ausmachen und wieviel Screentime Schauspieler haben müssen um überhaupt in Frage zu kommen. Wir haben dieses Jahr Leute wie Mahershala Ali oder Dev Patel, die nur ein Drittel oder maximal die Hälfte des Films überhaupt da sind oder auch eine Michelle Williams, die nur 3 Szenen in Manchester by the Sea hat und dann trotzdem aufs ganze Filmjahr bezogen zu den fünf besten Nebendarstellerinnen gehören soll? Die Leistungen aller nominierten Darsteller waren super, ein wenig mehr Klarheit im Nominierungsprozess würde ich mir dennoch wünschen für die nächsten Jahre.

Oscar Snubs und Surprises:

Wie jedes Jahr gibt es auch bei dieser Oscar-Verleihung Nominierungen die absolut überraschend waren und keiner so auf dem Schirm hatte und auch paar Personen oder Filme, deren Berücksichtung und Anerkennung total fehlt und die man schmerzlich vermisst.

Surprises:

#1 Michael Shannon, der zwar ein begnadeter Schauspieler ist und dem ich jeden Preis wünsche, spielte in der Award-Saison bislang keine Rolle, eigentlich galt die Aufmerksamkeit eher seinem Kollegen Aaron Taylor-Johnson, der sogar überraschend den Golden Globe gegen Favorit Mahershala Ali gewann.

#2 Viggo Mortensens Nominierung ist eine sehr positive Überraschung für mich auch wenn ich es bereits vor einem halben Jahr gecalled habe. Er ist vermutlich der Nutznießer aus der Personalie Tom Hanks, der nicht berücksichtigt wurde für Sully.

#3 Drehbuch-Nominierung für den außergewöhnlichen Lobster, ein Fanfavorite vieler Cineasten und aufgrund seiner skurrilen Art sehr überraschend für die Academy.

#4 Ganz besonders freue ich mich über die Nominierung für Studio Laikas Kubo and the Two Strings in der Kategorie Beste Effekte, denn das letzte Mal wurde ein Animations-/Stopmotionfilm vor 24 Jahren (The Nightmare before Christmas) in dieser Kategorie nominiert.

 

Snubs:

#1 Tom Ford, Regisseur und Drehbuchautor für Nocturnal Animals wurde bei den Golden Globes noch mit Nominierungen bedacht, bei den Oscars nicht.

#2 Sing Street und Pharrell Williams für Bester Song: Auch wenn Pharrell Williams genau genommen als Producer von Hidden Figures für einen Oscar nominiert ist, schaffte er es mit seinen Originalsongs für den Film nicht. Noch schlimmer trifft es da Sing Street, der einfach fucking amazing war und komplett übergangen und nicht mal in dieser Kategorie berücksichtigt wurde.

#3 Amy Adams: 5x war sie bereits für den Oscar nominiert und 5x ging sie leer aus – DiCaprio lässt grüßen. Lange Zeit galt Amy Adams mit ihrer Leistung für Arrival als sichere Kandidatin für eine Nominierung als Beste Hauptdarstellerin.

#4 Deadpool: Der R-rated Superhelden-Film hat über das Jahr 2016 viel Lob erhalten und sogar Nominierungen bei den Golden Globes bekommen. Für den Geschmack der Academy ist Deadpool dann wohl doch noch zu abgefahren.

Beste Nebendarstellerin / Actress in A Supporting Role:

Viola Davis (Fences) | Naomi Harris (Moonlight) | Nicole Kidman (Lion) | Octavia Spencer (Hidden Figures) | Michelle Williams (Manchester by the Sea)

 

Wunsch: #1 Viola Davis #2 Naomi Harris

Meine Nummer 1 ist Viola Davis, sie hat die komplexeste Rolle unter den Nominierten und den größten Part. Eigentlich müsste sie als Hauptdarstellerin nominiert sein. Viola sollte gewinnen, falls sie es jedoch nicht wird, würde ich es Naomi Harris am meisten gönnen, weil sie mich echt überrascht hat als cracksüchtige Mutter in Moonlight.

 

 

 

 

Wahrscheinlich: #1 Viola Davis #2 Michelle Williams

 

Diese Kategorie ist vermutlich die mit dem sichersten Outcome an diesem Abend. Bis November galt eigentlich noch Michelle Williams als Favoritin auf diese Auszeichnung, bis ihr Viola Davis den Rang ablief und seitdem einen Award nach dem anderen abräumt. Beide Schauspielerinnen haben zwei absolut herausstechenden und herzzerreißende Szenen in Fences und Manchester by the Sea, doch Viola hat insgesamt einfach die komplettere Rolle mit viel mehr Screentime gehabt – auch wenn sie eigentlich eine Hauptrolle war.

 

Bester Nebendarsteller / Actor in A Supporting Role:

Mahershala Ali (Moonlight) | Jeff Bridges (Hell or Highwater) | Lucas Hedges (Manchester by the Sea) | Dev Patel (Lion) | Michael Shannon (Nocturnal Animals)

 

Wunsch: #1 Mahershala Ali #2 Dev Patel (Lion)

 

Mahershala Ali hatte einfach ein fantastisches Jahr und könnte dieses jetzt wenn es nach mir ginge mit dem Oscar vergolden. Auch wenn seine Rolle nur in einem Drittel von Moonlight zu sehen ist, hinterlässt seine Performance einen bleibenden Eindruck mit wundervollen Szenen. Aus den verbleibenden Nominierten würde ich noch Dev Patel am ehesten den Sieg wünschen für Lion.

 

 

Wahrscheinlich: #1 Mahershala Ali #2 Jeff Bridges (Hell or High Water)

Viel gibt es nicht zu rütteln an dieser Kategorie. Mahershala Ali ist nicht nur mein Favorit für diesen Preis, sondern konnte mit seiner Rolle als vielschichtiger und ambivalenter Drogendealer Juan auch die Voter sämtlicher Awards überzeugen. Die einzige Überraschung gelang eigentlich nur Aaron Taylor-Johnson auf den Golden Globes, der komplett unerwartet Mahershala Ali ausstach, doch der wiederum wurde nicht von der Academy bedacht. Als größte Gefahr sehe ich somit aktuell den Dude Jeff Bridges, der einfach unfassbar respektiert und beliebt ist in Hollywood und in Hell or High Water dem Zuschauer das gibt, was er so an Bridges liebt.

 

Beste Hauptdarstellerin / Actress in A Leading Role:

Isabelle Huppert (Elle) | Ruth Negga (Loving) | Natalie Portman (Jackie) | Emma Stone (La La Land) | Meryl Streep (Florence Foster Jenkins)

 

Wunsch: #1 Emma Stone #2 Isabelle Huppert

Meine Wunschkandidatin ist Emma Stone. Ich bin ein großer Fan ihrer Arbeit und ihrer Person und ich hoffe, dass sie es dieses mal schafft. Es ist vielleicht nicht die „wertvollste“ Performance des Jahres aber dennoch sehr komplex. Sie tanzt, sie singt und zeigt facettenreiches Schauspiel und es ist auch irgendwie ihre Geschichte, denn sie selbst hat mit 15 die Schule abgebrochen um nach L.A. zu ziehen und Schauspielerin zu werden. Zu alledem ist sie auch die einzige Schauspielerin unter den Nominierten die für einen „Bester Film„-Kandidaten nominiert ist, was sich zusätzlich positiv auswirken könnte genauso wie ihre vielen Auszeichnungen bei anderen Awards.

Wahrscheinlich: #1 Isabelle Hupert #2 Emma Stone #3 Natalie Portman

 

Auch wenn der Name Emma Stone am häufigsten fällt im Zusammenhang mit dieser Kategorie sind die Performances von Natalie Portman und der französischen Meryl Streep Isabelle Huppert eine sehr starke Konkurrenz für Emma Stone. Zumal beide Rollen deutlich mehr Drama-Anteile besitzen, die bei den Oscars in der Regel bevorzugt werden. Hier besteht die größte Möglichkeit einer Überraschung und ich denke, dass vor allem Huppert hier siegen könnte und Stone leider mal wieder leer ausgeht.

 

Bester Hauptdarsteller / Actor in A Leading Role:

Casey Affleck (Manchester by the Sea) | Andrew Garfield (Hacksaw Ridge) | Ryan Gosling (La La Land) | Viggo Mortensen (Captain Fantastic) | Denzel Washington (Fences)

 

Wunsch: #1 Casey Affleck #2 Viggo Mortensen

Für mich bleibt Casey Afflecks nuancierte, feinfühlige Performance als Lee Chandler in Manchester by the Sea die erste Wahl in diesem Jahr. Ich fänd es auch irgendwie nicht so ganz richtig, wenn Denzel für eine Rolle, die er schon monatelang am Broadway gespielt hat und sogar einen Tony dafür gewann, auch noch den Oscar mitnimmt. Meine zweite Wahl ist Viggo Mortensen, er hat zwar absolut keine Chance sich dieses Jahr durchzusetzen, aber ich bin schon froh genug, dass er es unter die Nominierten geschafft hat. Liebe für Mortensen, der die Hauptrolle in meiner #1 des Jahres 2016 gespielt hat.

Wahrscheinlich: #1 Denzel Washington #2 Casey Affleck

 

Casey Affleck galt eigentlich das gesamte Jahr als sicherer Sieger für diese Kategorie, bis dann ab Ende des Jahres Denzel Washington mit Fences um die Ecke kam. Zusätzlich gilt Affleck ein wenig als kühl, schwierig und hatte ein wenig negative Presse in den letzten Monaten, während Denzel Washington sehr beliebt und einer der besten Schauspieler aller Zeiten ist. Er ist mittlerweile der große Favorit, vor allem nachdem er den SAG-Award gewonnen hat, der die größte Schnittstelle mit den Oscar-Votern hat und seit knapp 14 Jahren den richtigen Sieger vorhersagt. Das wird wohl Denzel Washingtons 3. Oscar und er zieht somit gleich mit den erfolgreichsten Schauspielern aller Zeiten.

 

Bester Film / Best Picture:

Arrival | Fences | Hacksaw Ridge | Hell or High Water | Hidden Figures | La La Land | Lion | Manchester by the Sea | Moonlight

 

Wunsch: #1 La La Land #2 Moonlight #3 Arrival

Wer wird der Nachfolger zum Vorjahressieger Spotlight? Vermutlich La La Land. Für mich war dieser Film einer dieser wenigen Filme, die einer kleinen Offenbarung glichen. Emma Stone und Ryan Gosling haben eine tolle Chemie zusammen, der Film sieht toll aus, ist kreativ in Szene gesetzt und spricht für mich interessante Themen an. Dazu kommt dann natürlich noch der Aspekt des Musicals mit vielen starken Originalsongs und generell sieht man diese Art Film einfach nicht häufig. Danach stehen bei mir Moonlight und Arrival als die Filme, die mir am besten gefallen haben.

 

Wahrscheinlich: #1 La La Land #2 Moonlight #3 Hidden Figures

 

Ja, La La Land ist der große Favorit, aber wenn es ein Film am Ende doch schafft auf der Zielgeraden vorbeizuziehen, dann ist es wohl Moonlight. Ich fand Moonlight richtig gut, sowohl inhaltlich als auch vom inszenatorischen Standpunkt aus. Moonlight ist aktuell und fühlt sich echt an. Für viele gilt der Film als perfekt und dementsprechend könnte es hier auch eine Überraschung geben.

 

Zusätzlich schau ich vor allem auf folgende Kategorien:

Bester Regisseur:
Wunsch: #1 Damien Chazelle #2 Barry Jenkins / Wahrscheinlich: #1 Damien Chazelle #2 Barry Jenkins
An Damien Chazelle führt wohl kein Weg vorbei, wer bei einem Film wie La La Land Regie führt, der 172 Preise gewonnen hat und 14 Oscar-Nominierungen abgreift, der hat diesen Preis auch verdient. Er ist ein Visionär und wird heute Nacht wohl zum jüngsten Oscar-Regisseur aller Zeiten gewählt.

Bester Animationsfilm:
Wunsch: #1 Kubo and the Two Strings / Wahrscheinlich: #1 Zootopia #2 Moana
Zootopia ist zwar der große Frontrunner in dieser Kategorie und hätte den Sieg vor allem durch seine tiefgründige und sehr aktuelle Note auch verdient, aber persönlich würde ich es dem Stop-Motion-Meisterwerk Kubo wünschen.

Bester fremdsprachiger Film:
Wunsch: #1 Toni Erdmann / Wahrscheinlich: #1 The Salesman
Würde man alle Einflüsse von Außen für einen Augenblick ignorieren und sich nur auf die Filme und ihre allgemeine Wahrnehmung bei Kritikern und Publikum konzentrieren, sollte der deutsche Film Toni Erdmann nach Das Leben der Anderen im Jahr 2006 endlich mal wieder den Oscar in dieser Kategorie für Deutschland gewinnen. Jedoch wird es vermutlich am Ende The Salesman werden, der seit Trumps Einreiseverbot und dem damit verbundenen Boykott des Regisseurs und seiner Crew deutlich an Fahrtwind gewonnen hat. Oscars sind am Ende auch immer ein wenig politisch und setzt Zeichen. Schade für Toni Erdmann.

Zusammenfassung:

Wunsch – BigFive + Bonus:

  • #1 Viola Davis #2 Naomi Harris (Nebendarstellerin)
  • #1 Mahershala Ali #2 Dev Patel (Lion)
  • #1 Emma Stone #2 Isabelle Huppert (Hauptdarstellerin)
  • #1 Casey Affleck #2 Viggo Mortensen (Hauptdarsteller)
  • #1 La La Land #2 Moonlight #3 Arrival (Film)
  • #1 Damien Chazelle #2 Barry Jenkins (Regisseur)
  • #1 Kubo and the Two Strings (Animationsfilm)
  • #1 Toni Erdmann (fremdsprachiger Film)

Wahrscheinlich – Big Five + Bonus:

  • #1 Viola Davis #2 Michelle Williams (Nebendarstellerin)
  • #1 Mahershala Ali #2 Jeff Bridges (Lion)
  • #1 Isabelle Huppert #2 Emma Stone #3 Natalie Portman (Hauptdarstellerin)
  • #1 Denzel Washington #2 Casey Affleck (Hauptdarsteller)
  • #1 La La Land #2 Moonlight #3 Hidden Figures (Film)
  • #1 Damien Chazelle #2 Barry Jenkins (Regisseur)
  • #1 Zootopia #2 Moana (Animationsfilm)
  • #1 The Salesman (fremdsprachiger Film)

Moonlight | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Der Kontrast könnte fast nicht größer sein: Moonlight hat von allen „Best Picture„-Nominierten am wenigsten Geld an den Kinokassen generiert und ist dennoch zeitgleich der wohl größte Konkurrent von La La Land in dieser Kategorie. Moonlight hält einen sagenhaften 98% Score bei Rotten Tomatoes und galt für viele Kritiker als perfekter Film.

Regie führte Barry Jenkins, der in dieser Geschichte um einen schwulen Afroamerikaner der in einer rauen Welt aufwächst, Teile seiner eigenen Kindheit aufarbeitet, denn auch er ist wie Autor Tarell Alvin McCraney, der mit seinem Buch „In Moonlight Black Boys look Blue“ die Grundlage lieferte, wie die Hauptfigur im Film im Armenviertel Liberty City in Miami mit einer cracksüchtigen Mutter aufgewachsen.

Die Hauptrolle wird gleich von drei Darstellern (Alex R. Hibbert, Ashton Sanders und Trevante Rhodes) verkörpert, die bis dato entweder komplett unerfahren oder vor allem noch eher unbekannt waren. In den Nebenrollen findet man mit Naomie Harris (James Bond: Skyfall) , Mahershala Ali (House of Cards) und Janelle Monáe (Hidden Figures) drei größere Namen.

Storyanriss:

Der neunjährige, „Little“ genannte Chiron (Alex R. Hibbert) spricht nicht viel. Er frisst den Kummer in sich hinein, den seine alleinerziehende Mutter Paula (Naomie Harris) mit ihrer Cracksucht verursacht. Es braucht eine Ersatzfamilie, den Drogenhändler Juan (Mahershala Ali) und dessen Freundin Teresa (Janelle Monáe), damit sich der Junge langsam öffnet. Als Teenager hat Chiron (jetzt gespielt von Ashton Sanders) dann starke Probleme an der Highschool – weil er anders ist, mit seinem besten Kumpel und Schulkameraden Kevin (Jharrel Jerome) die ersten homosexuellen Erfahrungen macht. Schließlich, mit Ende 20, hat Chiron (jetzt gespielt von Trevante Rhodes) die Opferrolle abgelegt. Er nennt sich Black und macht sein Geld als Drogendealer. Ein überraschender Anruf von Kevin (jetzt gespielt von André Holland) aber löst etwas in ihm aus: Der Freund von früher, inzwischen ein Koch, bittet Black, ihn in Miami zu besuchen.

You, in the middle of the world.

Fazit:

Meine Erwartungshaltung an Moonlight war enorm und ich bin froh sagen zu können, dass er mich nicht enttäuscht hat. Genau genommen hat er mir sogar sehr gut gefallen. Der Film behandelt kritische und schwierige Themen wie das Drogenmillieu, das Erwachsenwerden und Homosexualität, schafft es aber diese Themen sehr nuanciert und feinfühlig aufzugreifen und teilweise uns Aspekte zu zeigen, die vielleicht sonst in ähnlichen Filmen zu kurz kommen oder auch gar nicht gezeigt werden.

Die periodische Erzählstruktur mit verschiedenen Darstellern, die den selben Charakter in einem unterschiedlichen Lebensabschnitt spielen, erinnert an Lion, der ebenfalls in der Kategorie Bester Film nominiert ist. Und wie auch bei Lion sind nicht nur die bekannten Nebendarsteller super, sondern vor allem auch die Neulinge in der geteilten Hauptrolle. Die Schauspielernominierungen haben aber vermutlich aufgrund dieser Teilung dann Mahershala Ali und Naomie Harris bekommen und mit paar starken Szenen auch verdient.

Mahershala Ali zeigt uns in wenigen außergewöhnlichen Szenen einen ambivalenten Drogendealer, den wir so vermutlich noch nie gesehen haben und Naomie Harris hat in nur 3 Tagen Drehzeit sämtliche Szenen abgedreht für ihre Rolle als cracksüchtige Mutter, die der echten Mutter von Regisseur Barry Jenkins nachempfunden ist. Starke Leistung von ihr, so hab ich sie noch nicht gesehen.

Generell scheint es dieses Jahr Trend in Hollywood zu sein, Performances zu würdigen, die nicht zwangsläufig viel Screentime gehabt haben müssen, sondern vielmehr in den wenigen Szenen in denen sie zu sehen sind einfach absolut on-point tolle Leistungen abriefen. Michelle Williams hat nur 2-3 Szenen, Mahershala Ali ist nur in einem Drittel des Films zu sehen, Nicole Kidman hat verhältnismäßig wenig Szenen und so weiter.

Die Dreiteilung von Moonlight hat mir aus vielerlei Gründen super gefallen so wie sie inszeniert war. Zum einen bekommt man statt einer guten Schauspielleistung glücklicherweise drei tolle Performances von Alex R. Hibbert, Ashton Sanders und Trevante Rhodes, die komplett andere Facetten bedienen mussten aber das einfach fantastisch umgesetzt haben. Auch erzählerisch bieten diese Kapitel komplett andere Ansätze und Themen: die erste Episode wirkt poetisch und hoffnungsvoll und behandelt sehr interessante Beziehungen und Bindungen zwischen den Figuren. Die Szenen im Meer oder am Küchentisch – wow. Die zweite Episode ist weniger mutig und erinnert dann noch am ehesten an Altbekanntes – abgesehen von der Szene am Strand. Mit der finalen Episode geht Barry Jenkins dann aber nochmal so einige Risiken ein, wenn er zunächst den uns als schüchternen mit stets gesenktem Kopf vorgestellten Jungen mit einer 180°-Wandlung als Klischee-Gangster präsentiert, dessen Fassade aber sofort zu bröckeln beginnt und seine geschundene Seele offenlegt, wenn er auf einen alten Bekannten trifft.

Klasse Film und vermutlich der Underdog mit der größten Chance auf einen Überraschungssieg in der Kategorie Bester Film.

Arrival | Kritik / Review

arrival-blog4(Trailer)

Mit Enemy, Prisoners und Sicario kann Regisseur Denis Villeneuve auf eine noch nicht sehr große aber dafür beeindruckende Filmographie zurückblicken. Die Qualitäten des kanadischen Regisseurs sind in Hollywood längst kein Geheimnis mehr, so dass der Hype um seinen neuen Film Arrival nicht sonderlich überraschend daherkommt. Amy Adams (American Hustle) und Jeremy Renner (Mission Impossible: Rogue Nation) spielen die Hauptrollen Louise und Ian. Zusätzlich ist unter anderem Oscar-Gewinner Forest Whitaker (Der letzte König von Schottland) in einer Nebenrolle zu sehen.

Trotz der überraschenden Nichtnominierung von Amy Adams konnte Arrival 8 Oscar-Nominierungen in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Kamera, Bester Schnitt, Bester Ton, Bester Tonschnitt und Bestes Szenenbild abgreifen.

Storyanriss:

Zwölf Alien-Raumschiffe landen auf der Erde, jeweils in unterschiedlichen Regionen. Die Menschen versuchen, mit den Außerirdischen zu kommunizieren, aber niemand versteht die walartigen Laute, die von den Aliens abgesondert werden. Im Auftrag der US-Regierung stellt Colonel Weber (Forest Whitaker) darum ein Team um die Linguistin Louise Banks (Amy Adams) und den Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner) zusammen, das eine Kommunikation mit den fremden Wesen herstellen soll, um deren Absichten in Erfahrung zu bringen. In Montana, wo eines der Schiffe über dem Boden schwebt, machen sich die beiden an die Arbeit – er, der rationale Naturwissenschaftler mit klarer Ansicht zu den Dingen, sie mit ihrem Sprachverständnis und ihrer ansteckenden Entdeckungsfreude. Doch bald beginnt ein Rennen gegen die Zeit, bei dem es um nicht weniger als den Fortbestand der Menschheit geht.

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Träumst du in ihrer Sprache?

Fazit:

Denis Villeneuves neuster Film Arrival hat mich komplett überzeugt und begeistert zurückgelassen. Die Geschichte war durchweg spannend inszeniert und wie üblich für Villeneuve deutlich vielschichtiger als andere Genrevertreter mit Blockbusteranspruch. Die Stoffe die er entwickelt oder sucht und adaptiert, sind zwar durchaus in Richtung Popcorn- und Unterhaltungskino anzusiedeln, jedoch auch gleichermaßen anspruchsvoll. Arrival bildet da keine Ausnahme und regt wie Denis Villeneuves andere Filme zum Nachdenken und Diskutieren an.

Sehr gut gefiel mir auch die Kameraführung von Bradford Young (Selma) und ein paar eingefangene Shots, die ich so bisher noch nicht gesehen habe – untermalt wurden diese Kamerafahrten von sehr minimalistischer aber eindringlicher Musik von Villeneuves Stammkomponisten Johann Johannsson. Natürlich hatte ein großer Bestandteil dieser Bilder was mit den außerirdischen Besuchern zu tun. Deren Design, sowohl das der Aliens an sich, ihrer Raumschiffe und auch Sprache empfand ich als erfrischend, kreativ und interessant.

Aliens auf der Erde sind längst ein Alter Hut und schon hunderte Male inszeniert worden, meistens im Krachbumm-Stil eines Independence Day, wer jedoch ähnlich viel Action bei Arrival erwartet, wird definitiv enttäuscht werden, denn der Film hat einen komplett anderen Ansatz, der deutlich weniger ausgenudelt ist und Arrival eigentlich erst so herausragend macht. Ich saß gespannt im Kino und wollte auf der einen Seite unbedingt wissen, was die Absichten der Aliens auf der Erde sind und auf der anderen Seite dabei zusehen wie die Menschen versuchen diese höchstkomplexe Sprache zu analysieren und zu lernen, kann jedoch aber auch nachvollziehen wenn dieser ruhige Stil nicht jedem Kinogänger gefällt.

Mir hat der Film aber definitiv gut gefallen und nachdem die Vorstellung vorbei war, war das Bedürfnis mich mit meinem Kumpel, der Arrival mit mir gesehen hat, auszutauschen und über die Inhalte zu philosophieren groß. Ich kann euch diesen tollen Sci-Fi-Film nur ans Herz legen.

bewertungsskalafinal4,5

Hidden Figures | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Hidden Figures ist dieses Jahr vielleicht DIE Überraschung unter den Oscar-Nominierungen. Lange Zeit flog der Film unter dem Radar. Vermutlich hatte ihn kaum jemand auf dem Schirm für die Award-Saison. Doch mittlerweile hat Hidden Figures das Feld von hinten aufgerollt und nicht nur mit guten Kritiken punkten können, sondern fand auch Beachtung an den Kinokassen und im Award-Rennen.

Für Theodore Melfis (St. Vincent) Hidden Figures mit Taraji P. Henson (Empire), Octavia Spencer (The Help), Janelle Monáe (Moonlight), Kirsten Dunst (Melancholia), Kevin Costner (Der mit dem Wolf tanzt), Mahershala Ali (House of Cards) und Jim Parsons (The Big Bang Theory) hat mit mit 140 Millionen $ in Amerika + Kanada am meisten Geld eingespielt von den 9 Best Picture Filmen. Weltweit hat La La Land aber noch die Nase vorn mit 340 Mio $. Zusätzlich gab es drei Oscar-Nominierungen für die Kategorien Bester Film, Bestes adaptiertes Drehbuch und Beste Nebendarstellerin.

Storyanriss:

1962: John Glenn (Glen Powell) ist der erste Amerikaner, der die Erde in einem Raumschiff komplett umkreist. Das ist ein wichtiger Meilenstein im Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion, der auch als Wettlauf im All geführt wird – zu einer Zeit, als Weiße und Schwarze in den USA noch per Gesetz getrennt werden und von Geschlechtergleichheit keine Rede sein kann. In der NASA aber, wo neben Glenn vornehmlich andere weiße Männer wie Al Harrison (Kevin Costner) und Paul Stafford (Jim Parsons) den Ton angeben, arbeiten drei schwarze Frauen. Deren Namen kennt kaum jemand, ihr Einfluss jedoch ist groß: Den NASA-Mathematerinnen Katherine Johnson (Taraji P. Henson), Dorothy Vaughan (Octavia Spencer) und Mary Jackson (Janelle Monáe) ist es zu verdanken, dass Glenns Mission sicher und erfolgreich verläuft.

Jedesmal wenn wir weiterkommen könnten, verschieben sie die Ziellinie.

Fazit:

Den Status als Sleeper-Hit hat Hidden Figures definitiv verdient. Mir hat der Film richtig gut gefallen und im Prinzip gibt es hier für mich nicht viel auszusetzen. Jeder einzelne Darsteller war gut besetzt und sehr überzeugend. Mehr oder weniger stellvertretend hat zwar Octavia Spencer eine Schauspielnominierung für den Cast bekommen, aber eigentlich hätte man genau so gut die Newcomerin Janelle Monáe als Nebendarstellerin oder vor allem auch Taraji P. Henson als Hauptdarstellerin nominieren können.

Ich nehme an, dass auch Hidden Figures hier letztlich dem aktuellen Awardtrend verfallen ist und sich aufgrund von besseren Chancen sowohl dazu entschieden hat, lieber eine Schauspielerin in der Nebendarstellerin-Kategorie zu pushen als in der Hauptrollen-Kategorie und zudem auch nur eine Darstellerin aus dem Ensemble, damit man sich nicht zusätzlich die „Hidden Figures„-Votes teilen muss. Taraji P. Henson zählt sicherlich zu den Snubs der diesjährigen Verleihung.

Neben den drei Frauen mit der größten Screentime haben mir aber auch Kirsten Dunst, Jim Parsons, Kevin Kostner und Mahershala Ali gut gefallen. Mahershala Ali hat echt ein tolles Jahr in seiner Karriere gehabt und ist ja sogar für Moonlight als bester Nebendarsteller nominiert. Inszenierung und Geschichte waren auch makellos und im Gegensatz zu Manchester by the Sea hat es Hidden Figures sogar mehrfach geschafft mich emotional mitzunehmen auch wenn hier zugegebenermaßen weniger subtil die Knöpfe beim Zuschauer gedrückt werden. Hin und wieder wirkten einige Momente, die die Ungerechtigkeit bezüglich Rasse und Geschlecht zeigten, ein wenig zu plakativ.

Natürlich stimmt bei einem Film der Producer-Neuling Pharell Williams an Bord hat der Soundtrack. Unter anderem befinden sich er selbst sowie Janelle Monáe auf dem Soundtrack. Alles in Allem war Hidden Figures ein sehr guter Film, den ich in meine persönliche Top 5 der diesjährigen Oscar-Filme setze, weil er eine tolle, wahre Geschichte mit Hilfe von sehr guten Darstellern erzählt und dabei nicht nur sehr unterhaltsam sondern auch rührend ist.

Lion | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Spielfilm-Regiedebütant Garth Davis schafft es mit seinem Erstlingswerk auf Anhieb zu 6 Oscar-Nominierungen in den Kategorien Bester Film, Bester Nebendarsteller, Beste Nebendarstellerin, Beste adaptiertes Drehbuch, Beste Kamera, und Bester Originalscore. Der Film basiert auf der wahren Geschichte von Saroo Brierley, der diese auch in seinem Buch „A Long Way Home“ nieder geschrieben hat.

Im Film wird er von „Slumdog MillionärDev Patel und dem Schauspielneuling Sunny Pawar, der nach einem komplexen und aufwendigen Casting aus über 2000 Kindern in Indien im Prinzip von der Straße gecastet wurde. In weiteren Nebenrollen sind unter anderem Nicole Kidman (Paddington) und Rooney Mara (Verblendung) zu sehen.

Storyanriss:

Mit fünf Jahren wird der kleine indische Junge Saroo (Sunny Pawar) von seiner Familie getrennt, woraufhin er sich schließlich tausende Meilen von Zuhause entfernt und verwahrlost in Kalkutta wiederfindet. Nach dieser beschwerlichen Odyssee nehmen ihn Sue (Nicole Kidman) und John Brierley (David Wenham) auf, ein wohlhabendes australisches Ehepaar, das ihn in ihrer Heimat wie seinen eigenen Sohn aufzieht. Doch seine Wurzeln hat Saroo nie vergessen und so macht er sich als junger Mann (nun: Dev Patel) mit Hilfe seiner trüben Erinnerungen und Google Earth auf die Suche nach seiner wahren Mutter. Während seiner Reise in die eigene Vergangenheit hofft er endlich auf jenes Dorf zu treffen, das sich mit seinen Erinnerungen ans Vergangene deckt.

Ein Leben reicht nicht um alle Bahnhöfe Indiens abzusuchen.

Fazit:

Lion war für mich eine super Überraschung und schafft dieses Jahr den Sprung in die obere Hälfte der Oscar-Nominierten. Dem Film gelingt es sowohl eine spannende und interessante Geschichte zu erzählen, als auch gleichzeitig den Unterhaltungsfaktor nicht aus den Augen zu verlieren.

Wie bei vielen Konkurrenten basiert auch Lion auf einer wahren Geschichte, die man hier in einer recht strikten Zweiteilung des Films erzählt, um die Zeitspanne von 25 Jahren besser abbilden zu können. In der ersten Hälfte erfährt man als Zuschauer von Saroos strapaziösen Leidensweg und den Umständen die dazu führten. Absolut fantastisch gespielt von Sunny Pawar, der direkt von der Straße gecastet wurde, keine schauspielerische Erfahrungen vorzuweisen hat und hier total glaubwürdig rüberkommt – dabei funktioniert viel einfach durch seine Präsenz, weil er nicht nur sehr schweigsam ist, sondern wenn er mal redet hauptsächlich Hindi spricht. Da kam schon fast Berlinale Feeling auf für mich.

Nach einem großen Zeitsprung verfolgen wir dann Dev Patel als erwachsenen Saroo, der ein sehr gutes Leben lebt aber doch kein vollkommenes. Er ist innerlich zerrissen und versucht mit Hilfe der neuen Sensation am IT Himmel „Google Earth“ seine Familie zu finden. Und auch Dev Patel war wahnsinnig gut und wurde wenn auch durchaus überraschend doch nachvollziehbarer Weise für einen Oscar nominiert.

Mich hat Lion emotional definitiv abgeholt und auch wenn mir die erste Hälfte ein wenig besser gefallen hat, war der Film auch als Gesamtpaket super. Sämtliche Charaktere waren nachvollziehbar in ihren Ansichten und Entscheidungen, die Geschichte war inspirierend und gefühlvoll, die Schauspieler klasse und die Ereignisse fast schon unglaublich.

Lion zeigt auch wiedermal gut auf wie unterschiedlich die Verhältnisse und sozialen Gefüge, in die wir hinein geboren werden, sein können und trotz dieser Widrigkeiten Aspekte wie Liebe, Familie und Zusammenhalt am Ende wichtiger sind als Reichtum oder sozialer Status.

Manchester by the Sea | Kritik / Review (Oscars 2017)

manchester-by-the-sea_blog1(Trailer)

Bereits im Jahr 2000 bekam Regisseur Kenneth Lonergan für sein Regiedebüt You Can Count on Me 2 Oscar-Nominierungen, leider sollte sich dieses tolle Ereignis nicht positiv auf seine nachfolgende Regiearbeit Margaret abfärben, denn trotz Drehbeginn im Jahr 2003, kam es nach einem Bruch mit dem Filmstudio, etlichen Drehverzögerungen, Recuts & Co. erst im Jahr 2011 zu einem Release, den dann trotz guter Kritiken nur noch wenige Leute gesehen haben. Nach langer Ruhephase ist Manchester by the Sea Lonergans dritter Film, der ursprünglich mal Matt Damon als Regisseur sowie Hauptdarsteller vorsah. Da Matt Damon aber weder Zeit für das eine, noch das andere hatte, übernahm Kenneth Lonergan, mit dem er bereits an Margaret gearbeitet hat, die Regie und sein guter Freund Casey Affleck (Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford) die Hauptrolle. In weiteren Nebenrollen sind unter anderem Kyle Chandler (Zero Dark Thirty), Lucas Hedges (Grand Budapest Hotel) und Michelle Williams (My Week with Marilyn) zu sehen. 6 Nominierungen für den Oscar konnte Manchester by the Sea einfahren, unter anderem für die drei Darsteller Hedges, Williams und Affleck.

Storyanriss:

Der einsame und schweigsame Lee Chandler (Casey Affleck), als Handwerker für einen Bostoner Wohnblock zuständig, wird von einer erschütternden Nachricht aus dem Alltag gerissen: Sein Bruder Joe (Kyle Chandler) ist plötzlich gestorben. Nach dem überraschenden Tod soll sich Lee um Joes 16-jährigen Sohn Patrick (Lucas Hedges) kümmern. Dafür zieht er von Boston zurück in seine Heimat, die Hafenstadt Manchester an der amerikanischen Ostküste. Doch muss er dort nicht nur Ersatzvater für einen Teenager sein, ohne so was jemals zuvor gemacht zu haben, sondern trifft auch seine Ex-Frau Randi (Michelle Williams) wieder, mit der er früher chaotisch, aber glücklich zusammenlebte. Die alten Wunden beginnen, erneut zu schmerzen und Lee fängt an, sich zu fragen, was es braucht, um mit der Vergangenheit ins Reine zu kommen – und was es braucht, eine gesunde Zukunft zu beginnen.

Ich bin doch nur die Notlösung.

Fazit:

Lonergan konzentriert sich auf die eher kleinen und unscheinbaren Momente, die uns mehr über die Charaktere erzählen als es vielleicht so manch großer Gefühlsausbruch tun würde. Manchmal erfährt man Dinge aus der Vergangenheit oder über Figuren nur beiläufig in einem Nebensatz, ohne weiter aufgegriffen und nochmal wirklich relevant zu werden. Der Film ist nicht nur minimalistisch und realistisch, er ist vor allem auch authentisch – super geschrieben und eingefangen von Kenneth Lonergan.

Die Leistungen der drei Hauptrollen Casey Affleck, Lucas Hedges und Michelle Williams waren super und die drei Darsteller wurden auch allesamt für einen Oscar nominiert. Ziemlich verrückt wenn man bedenkt, dass Lucas Hedges noch recht unerfahren ist, Casey Affleck weiter aus dem Schatten seines großen Bruders tritt und eigentlich Matt Damon ersetzt und Michelle Williams im Prinzip nur in 2-3 Szenen überhaupt zu sehen ist. Dafür hat sie eine Szene im Film, wo sie nicht nur kurz den Star des Films überstrahlt, sondern auch durch ihre Beziehung zum verstorbenen Heath Ledger und ihrem gemeinsamen Kind, diesem Moment eine krasse emotionale Tiefe verleiht. Von vielen wird diese Szene als beste Szene des vergangenen Kinojahres gesehen.

Manchester by the Sea handelt zwar hauptsächlich von traurigen, schwer zu verdauenden Themen wie der Trauerbewältigung, versucht aber recht häufig diese Stimmung mit witzigen Akzenten aufzubrechen. Für mich hat das leider nicht immer funktioniert und kam manchmal fast schon störend und merkwürdig daher. Generell muss ich gestehen, dass ich emotional nicht komplett abgeholt wurde, obwohl prinzipiell alles stimmte. Ich habe zuvor – nach all den Stimmen zum Film – einfach so stark damit gerechnet komplett fertig und berührt zu sein von den Schicksalen dieser Figuren, dass ich vielleicht unterbewusst ein wenig zu gemacht habe. Dennoch denke ich, dass ich da eher in der Minderheit bin und trübt meinen Eindruck vom Film nur minimal.

Manchester by the Sea hat für mich das Konzept des Slice of Life deutlich besser umgesetzt als Paterson letztes Jahr und überzeugt vor allem durch seine authentischen Charaktere und Schicksale, die nicht nach Hollywoodregeln inszeniert sind und vor allem durch drei tolle Darstellerleistungen getragen werden. Hier sehe ich auch neben dem Oscar für das Beste Originaldrehbuch die größten Chancen für Casey Affleck und Michelle Williams.

bewertungsskalafinal4,0

Fences | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Mit Fences adaptiert der zweifache Oscarpreisträger Denzel Washington (Training Day) einen Stoff vom preisgekrönten Dramatiker August Wilson. Er selbst stand mit Viola Davis (How to Get Away with Murder) bereits für Monate für das Theaterstück am Broadway auf der Bühne. Beide Darsteller sowie das Stück als solches wurden bereits mit einem Tony ausgezeichnet und so lag es nahe, dass sich alle Beteiligten wieder zusammenfinden um auch die Kinoversion umzusetzen. Diese Adaption brachte Fences vier Oscar-Nominierungen ein, unter anderem für den Besten Hauptdarsteller, die Beste Nebendarstellerin, das Beste adaptierte Drehbuch und natürlich in der Kategorie Bester Film.

Storyanriss:

Die 50er Jahre in Pittsburgh, USA: Der afroamerikanische Ex-Baseballspieler Troy Maxson (Denzel Washington) ist Müllmann und trägt schwer daran, es als Sportler nie dahin geschafft zu haben, wo er hinwollte. Troys Familie besteht aus Ehefrau Rose (Viola Davis), die alle von Troys Launen kennt – die ihn liebt, wenn er sanftmütig ist und ihn erträgt, wenn er herrisch wird. Die Familie besteht weiter aus Sohn Cory (Jovan Adepo), einem Teenager mit Ambitionen auf eine Footballkarriere, die vom Vater dadurch torpediert wird, dass der seine eigenen sportlichen Enttäuschungen auf den Sprössling projiziert. Außerdem sind da Lyons (Russell Hornsby), Troys sanftmütiger Sohn aus seiner vorherigen Ehe, ein 34-jähriger finanziell klammer Jazzmusiker, und Troys jüngerer Bruder Gabriel (Mykelti Williamson), ein Kriegsveteran. Diese Familie droht zu zerreißen, als Troy eine fragwürdige Entscheidung offenbart.

In welchem Gesetz steht, dass ich dich mögen muss?

Fazit:

Fences merkt man deutlich an, dass es ein für die Leinwand adaptiertes Theaterstück ist. So verzichtet man beispielsweise weitestgehend auf zusätzliche Kameras und hält einfach mit einer Kamera auf die eh schon spärlichen, minimalistischen Set-Pieces und man bekommt wie im Theater das Gefühl als Beobachter oder Gast bei den Protagonisten zu sein.

So kommt es auch Mal vor, dass wir uns mit Denzel Washington und Viola Davis im Hinterhof befinden und bei einer Diskussion zusehen bis eine Figur im Haus verschwindet aber die Konversation trotzdem weiterführt. Wir als Zuschauer können diese Figur natürlich nicht mehr sehen, bis sie wieder in den Hof tritt, hören sie aber weiterhin. Normalerweise würde das in einem Film anders ablaufen und mit mehr Schnitten und Kameras gelöst werden. Das war durchaus eine interessante Erfahrung und ungewohnt.

Genauso unüblich war dann auch der Redeanteil, der gerade bei Denzel Washington enorm ist. Wer glaubt Tarantino kann sich nicht bremsen, der wird das nach Fences nochmals überdenken. Das Drehbuch muss einfach unfassbar dick gewesen sein. Ich glaube die ersten 40 Minuten quasselt Denzel Washington einfach durch. Er bindet natürlich seine Kollegen ein, aber eigentlich fühlt es sich wie eine One-Man-Show an.

Generell gefiel mir die erste Hälfte des Films besser als die zweite, weil mir der Bruch in der Geschichte irgendwie nicht mehr so zusagte. Das ist aber vermutlich eher mein persönliches Problem damit und weniger eine rein objektive Beobachtung. Die 139 Minuten verlangen auch einiges an Sitzfleisch und fühlten sich dann doch etwas zu lang an. Alles in Allem haben mich die tollen Performances – die sehr gute Chancen auf einen Oscar haben – in Fences begeistert, der Film an sich eher weniger.

Hell or High Water | Kritik / Review (Oscars 2017)

Nach The Finest Hours aus dem letzten Jahr, vereint Hell or High Water erneut die beiden Darsteller Ben Foster (Inferno) und Chris Pine (Star Trek: Beyond). Der moderne Western, angesiedelt in Texas, wurde von Indi-Regisseur David Mackenzie (Perfect Sense) inszeniert, der sich auch direkt den westernerprobten Nuschel-Dude Jeff Bridges (True Grit) ins Boot holte und ihm prompt eine Oscar-Nominierung einbrachte. Neben dieser Nominierung für Jeff Bridges Darstellerleistung, darf sich Hell or High Water auch über Beachtung in den Kategorien Bester Schnitt, Bestes Originaldrehbuch und natürlich Bester Film freuen.

Storyanriss:

Der geschiedene, zweifache Vater Toby Howard (Chris Pine) und sein frisch aus dem Gefängnis entlassener Bruder Tanner (Ben Foster) versuchen verzweifelt, die Familienfarm im Westen von Texas zu retten. Ihre verstorbene Mutter hinterließ das Anwesen mit erheblichen Schulden bei der Bank, die sie nicht mehr begleichen konnte und weshalb der Zwangsverkauf droht. Die Brüder Howard schrecken auch vor Straftaten nicht zurück, wollen mehrere Banken überfallen, um mit dem erbeuteten Geld zu verhindern, dass ihr Heim und die dazugehörigen Ländereien zurück an den Staat gehen. Allerdings kommen ihnen schnell der Texas Ranger Marcus (Jeff Bridges) und sein Partner Alberto (Gil Birmingham) auf die Spur und eröffnen die Jagd. Geschnappt zu werden, ist für Toby und Tanner jedoch keine akzeptable Option.

 

Fazit:

Gut gefallen hat mir die Kombination aus alten Westernelementen und durchaus sozialkritischen Aspekten der Gegenwart. Im Prinzip ist Hell or High Water eine in eine klassike Bankräuberstory eingeflochtene Sozialkritik mit der Optik und dem Setting eines Western. Die raue Geschichte und der triste Vibe des Films sind echt super eingefangen und konnte mir visuell das geben was ich von so einem Projekt erwarte. Die Atmosphäre ist dicht, die Welt authentisch und die Geschichte ist glücklichweise nicht unnötig aufgeblasen. Der Film fokussiert sich auf ganz klar auf seine Hauptrollen und ihren persönlichen Kampf gegen die Gesellschaft und das System.

Auch der Titel des Films, der eigentlich mal Comancheria war, wurde super gewählt, denn der Begriff „(come) Hell or High Water“ findet sich mit seinen unterschiedlichen Interpretationen gleich mehrfach im Film wieder. Auf der einen Seite beschreibt man damit den Ausdruck „etwas unbedingt zu machen und durchzuziehen, komme was da wolle“ und auf der anderen Seite wird mit der „Hell or High Water„-Klausel in vielen Verträgen geregelt, dass der Kunde/Mieter in jedem Fall die Finanzierung fortsetzen muss, egal auf welche Probleme und Umstände er stoßen mag.

Der größte Pluspunkt des Films sind für mich aber die Darsteller: Ben Foster geht komplett in seiner Figur als kriminelles schwarzes Schaf der Familie auf und Chris Pine beweist, dass in ihm mehr steckt als der typische Hollywood-Schönling. Normalerweise würde man sich fragen, wie es diese beiden ungleichen Männer überhaupt zusammen aushalten, aber Blut ist nunmal dicker als Wasser und das zeigt das stark verbundene Brüdergespann auf beeindruckende Art und Weise. Aber auch die Rolle des zynischen Texas Rangers passt wie die Faust aufs Auge Jeff Bridges, der zwar einmal mehr „sein Ding“ durchzieht und den Film nach vorne pusht.

Insgesamt war Hell or High Water eine nette Abwechslung zum sonstigen Filmalltag und lebt von seinen starken Performances, aber wenn ich ehrlich bin, sehe ich da jetzt keinen Film, der dieses Jahr wirklich eine Chance auf einen Oscar hat oder den ich mir in naher Zukunft nochmal anschauen werde.

Hacksaw Ridge | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Mel Gibson ist nach 10 Jahren zurück auf dem Regiestuhl und schafft es mit Hacksaw Ridge direkt wieder ins Award-Rennen. Zu alledem scheint er langsam wieder das Vertrauen und den Respekt der Filmbranche zurückzuerlangen nach seinen antisemitischen Aussagen 2006, die ihm im Prinzip eine große Denkpause und Zeit der Demut brachten, weil die Branche ihn mied. Nun ist er mit seiner 6. Regiearbeit wieder da: der wahren Geschichte über Desmond Doss, der den Dienst an der Waffe im 2. Weltkrieg verweigerte und trotzdem über 70 Menschen auf dem Schlachtfeld das Leben rettete. Die Hauptfigur verkörpert Andrew Garfield (The Amazing Spider-Man) und in weiteren Nebenrollen sind Teresa Palmer (Lights Out), Vince Vaughn (Wedding Crasher), Hugo Weaving (V wie Vendetta), Sam Worthington (Avatar) und Luke Bracey (Point Break) zu sehen.

Storyanriss:

Der junge Desmond T. Doss (Andrew Garfield) wächst im US-Bundesstaat Virginia als ergebener Christ mit einem strengen Moralkodex auf. Als eines Tages sein Vater Tom (Hugo Weaving), Kriegsveteran und Trinker, im Streit seine Mutter Bertha (Rachel Griffiths) bedroht, greift Desmond zur Waffe und bringt ihn dazu, aufzuhören. Desmond schwört sich daraufhin, nie wieder eine Waffe auch nur anzurühren. Doch als sich sein Bruder Hal (Nathaniel Buzolic) nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor zum Kriegsdienst meldet, folgt ihm Desmond kurze Zeit später. Weil er aber weiterhin darauf beharrt, keine Waffe anzufassen, machen es ihm seine Vorgesetzten Captain Glover (Sam Worthington) und Sgt. Howell (Vince Vaughn), sowie seine Kameraden wie der harte Smitty (Luke Bracey) extrem schwer in der Ausbildung. An der Front gegen die Japaner wendet sich jedoch das Blatt: Während die Kugeln an ihnen vorbeischwirren und immer mehr Verluste zu vermelden sind, wächst Desmond über sich hinaus und rettet einem Verwundeten nach dem anderen das Leben – noch immer ohne eine Waffe zu tragen.

Während alle anderen Leben nehmen, werde ich Leben retten.

Fazit:

Hacksaw Ridge ist für mich zwar nicht die beste Arbeit Mel Gibsons, aber definitiv ein gelungenes Comeback und ein toller Film. Der Film ist ziemlich genau zweigeteilt, während die erste Stunde den Fokus auf Desmond Doss‘ Vorgeschichte und seine Beweggründe für die Verweigerung der Waffe legt, spielt die zweite Hälfte im Prinzip nur auf dem Schlachtfeld am Hacksaw Ridge. Trotz unterschiedlicher Ausrichtung sind beide Seiten ganz klar ein Showreel für Andrew Garfield, der hier vermutlich seine beste Performance bis dato abliefert und gut als zerbrechlicher, aber willensstarker Hauptcharakter funktioniert. Vor allem auch in der süßen und zarten Liebesgeschichte zu Teresa Palmers Charakter in der ersten Hälfte, zeigt Garfield seine Klasse. Der Film gehört natürlich Garfield aber auch alle seine Kollegen – vor allem Hugo Weaving und Vince Vaughn – fand ich super.

Die erste Hälfte dient natürlich eher dazu, eine emotionale Bindung zu Doss aufzubauen und seinen harten Kampf gegen die Gesellschaft zu verstehen, die zweite Hälfte bietet dann vor allem große Schauwerte in gut inszenierten und brutalen Schlachtszenen. Diese Szenen treffen dich als Zuschauer zum Teil wie ein Schlag in die Magengrube und sind durchaus als verstörend und angsteinflößend einzustufen. Brutal und Realistisch.

Bei solchen Kriegsfilmen, vor allem aus Amerika, wird oftmals der hohe Grad an Patriotismus und Pathos bemängelt, der für den Rest der Welt eher befremdlich wirken kann; meiner Meinung nach handelt es sich bei Hacksaw Ridge nicht um einen solchen Film. Wenn ich beispielsweise Michael Bay Filme sehe, kotze ich nach 10 Minuten im Strahl, weil alle 20 Sekunden eine USA Flagge zu sehen sein muss. Sicherlich kommt ein Film wie dieser nicht komplett ohne aus, aber es handelt sich hier nicht um einen Werbefilm für die Army. American Sniper fiel mir da negativer auf und der wurde schließlich auch viel krasser vom amerikanischen Publikum an den Kinokassen angenommen (350 Mio $).

Bei Mel Gibsons Hacksaw Ridge liegt der Fokus aber eher auf der unglaublichen Geschichte von Desmond Doss und nicht auf den geilen USA, zudem er ja auch zusätzlich ab und zu die Schattenseiten des Militärs/der USA aufzeigt. Ein weiteres wichtiges Thema im Films ist der Glaube an Gott und Religion im Allgemeinen, die Desmond immer wieder weitermachen lassen und nicht der unbändige Wille seinem Vaterland zu dienen.

Hacksaw Ridge ist sicherlich einer der besten Kriegsfilme des letzten Jahrzehnts und trotz eher geringer Chancen im Rennen um den Preis als „Bester Film“ freut es mich, dass es Mel Gibson mit diesem aufwändigen Film direkt wieder ins Teilnehmerfeld der Oscars geschafft hat.

Rings | Kritik / Review

(Trailer)

Rings macht dieses Jahr den Anfang in Deutschland für die klassischen Horrorfilme. Eigentlich sollte der Nachfolger / Reboot bereits vor knapp 2 Jahren erscheinen, wurde dann für einen US-Starttermin im letzten Oktober angekündigt, doch kommt dann doch erst jetzt in die Kinos. Das bedeutet in der Regel nichts Gutes für die Qualität des Films. Ähnlich wie Blair Witch vom Herbst 2016, handelt es sich bei Rings um einen Nachfolger, der aber irgendwie auch ein Reboot darstellt und halt moderner aufbereitet wird für die neue Generation. Regie führte der noch eher unerfahrene F. Javier Gutierrez. Zu seinem Cast gehören der „The Big Bang Theory„-Star Johnny Galecki, Alex Roe (Die 5.Welle), Matilda Anna Ingrid Lutz und Vincent D’Onofrio (Jurassic World)

Storyanriss:

Die junge Julia (Matilda Anna Ingrid Lutz) macht sich Sorgen um ihren Freund Holt (Alex Roe), mit dem sie eine Fernbeziehung führt und den sie seit Tagen nicht erreichen kann. Julia entschließt sich, nach ihm zu suchen, und findet heraus, dass sich ihr Freund offenbar in einen außerplanmäßigen Kurs des Biologie-Professor Gabriel (Johnny Galecki) eingeschrieben und im Zuge dessen an einem geheimnisvollen Projekt teilgenommen hatte. Gabriel erstand kurze Zeit zuvor auf einem Flohmarkt einen defekten Videorekorder, der eine mysteriöse Videokassette mit der Aufschrift „Play Me“ enthielt. Auf dem Band ist ein Mädchen namens Samara zu sehen – und jeder, der sich das Video anschaut, soll innerhalb von sieben Tagen sterben… Julia muss befürchten, dass auch Holt das Video gesehen hat, das bereits viele Menschen in einen tragischen Tod stürzte.

Fazit:

Naaaaaaaaja, Rings war wie erwartet nicht wirklich die Revolution des Horrorgenres, sondern vielmehr der erneute Versuch, ein alte Marke ins Gedächtnis einer neuen Generation an Kinogängern zu rufen. Die Regiearbeit von F. Javier Gutierrez empfand ich eigentlich als recht gelungen, die passable Geschichte wurde angemessen von ihm umgesetzt und gerade das Schlussviertel war inszenatorisch nicht schlecht. Für mich sogar das Highlight des Films. Anders sieht es bei den Schockmomenten aus, die leider wieder mal absolute Standardkost und lame waren. ‚Oh da ist ein dunkler Raum, Oh ich mache die Taschenlampe an und Oh plötzlich springt etwas auf mich zu‘, während der Sound hochgestellt wird. Alles hunderte Male gesehen.

Darstellerisch sticht der talentierteste unter ihnen, Vincent D’Onofrio, heraus aber auch der Rest war jetzt wie so häufig der Fall in Horrorfilmen wirklich schlecht.

Lustigerweise bedient sich Rings für sein Finale nicht nur bei verwandeten Genrevertretern, die ich aus Spoilergründen nicht nenne, sondern tappt wie diese Filme auch in die gleiche Falle: eine unnötige Szene nach dem eigentlichen Ende, die dann nochmal die positive Sicht auf den Schluss zerstören, Plotholes schaffen und wie üblich Fortsetzungen das Hintertürchen öffnen. Rings ist wie das Blair Witch Sequel aus dem letzten Jahr: nicht völlig scheiße und akzeptabel aber Null gruselig und im Prinzip ein ziemlich belangloser Aufguss von Altbekanntem.