Meine Top 15 aus dem Jahr 2017

Wieder ein Jahr rum und meine alljährliche Top-Liste der Kinofilme und Filme von Streamingseiten a la Netflix darf da natürlich nicht fehlen. Die Oscar-Filme der letzten Verleihung sind wie immer ausgeschlossen um die Liste nicht zu verwässern. Allgemein kann man über das Filmjahr 2017 sagen, dass es wohl eines der besten Jahre für das Medium Film seit Ewigkeiten war. Die Jahre zuvor wechselten sich immer ein wenig ab zwischen Blockbuster-Jahren und Zeiten wo die kleineren Filme die Nase vorn hatten. 2017 ist ein gesunder Mix mit vielen handwerklich sehr guten Filmen jeder Größe, dabei haben uns in Deutschland die zukünftigen Oscar-Anwärter wie unter anderem Ladybird oder The Shape of Water noch gar nicht erreicht, die in Amerika schon vergöttert werden.

Honorable Mentions die es nur knapp nicht auf diese Liste geschafft haben, sind unter anderem: The Founder, Miss Sloane – Die Erfindung der Wahrheit, Brawl in Cell Block 99, Geralds Game, Shot Caller, The Babysitter, Spider-Man: Homecoming, Split, The Girl with all the Gifts, Star Wars 8, Thor 3, Life, Die rote Schildkröte, Die versunkene Stadt Z u.v.m.

#15 Paddington 2

Ich habe vorab ehrlich gesagt nicht wirklich an Paddington 2 geglaubt, aber musste diesen voreiligen Schluss revidieren, denn letztlich hat er mir dann doch echt gut gefallen und sogar besser als der Vorgänger. Regisseur Paul King und sein Team beweisen einmal mehr ihr Gespür und guten Blick fürs Visuelle. Sehr positiv sind mir hier die tollen Übergänge und sehr phantasievollen Zeitraffersequenzen aufgefallen. Gleich zu Beginn zeigt man den Ideenreichtum mit der coolen Idee, das Pop-Up-Buch, welches im weiteren Verlauf der Geschichte eine wichtige Rolle spielt, zum Leben zu erwecken und unsere Protagonisten in dieser Welt aus Pappwänden agieren zu lassen. Auch später im Gefängnis gibt es eine sehr interessante Idee, den Gefängnisausbruch anhand eines Puppenhauses darzustellen, welches unsere Akteure in 2D zeigt.

Darüber hinaus – wie schon im ersten Teil – ist Paddington einfach eine süße Figur, der man nicht böse sein kann so ungeschickt sie sich auch manchmal anstellt und anderen auf den Schlips tritt. Es gibt viele liebevolle Szenen mit ihm. Zu dem alten Cast rund um die tolle Sally Hawkins und Hugh Bonneville, sind auch die Ergänzungen Brendan Gleeson und Hugh Grant super integriert worden.

Alles in allem war Paddington 2 ein sehr schöner Familienfilm für die Weihnachtszeit mit dem man nicht viel verkehrt machen kann.

#14 The Big Sick

The Big Sick erzählt im Prinzip die Geschichte wie Comedian und Schauspieler Kumail Nanjiani seine heutige Frau kennenlernte und welche Steine den beiden zunächst in den Weg gelegt worden sind.

Der Film war witzig, liebevoll und hatte viele kleine Nebenhandlungen, die The Big Sick Fleisch gegeben haben ohne den Film überladen wirken zu lassen. So nimmt sich der Film Zeit für die süße Kennenlernphase der beiden Hauptfiguren, erzählt von Kumails Struggle als unerfahrener Stand-Up Comedian, von den Erwartungen seiner traditionsbewussten Familie, die regelmäßig versucht für ihren Sohn eine Hochzeit zu arrangieren, sowie letztlich die große Krankheit, die nochmal alles auf den Kopf stellt und Kumail dazu zwingt, sich mit den Eltern seiner großen Liebe auseinanderzusetzen. Meine Empfehlung für den Bereich Rom-Com 2017.

#13 Mother!

Mother! hat es tatsächlich auf meine Topliste geschafft. Es war definitiv der verrückteste und weirdesten Film des Jahres, der sowohl finanziell gefloppt ist als auch ordentlich negative Kritik einstecken musste. Das lag meiner Meinung nach vor allem daran, dass das Studio vielleicht mit der Weitsicht, dass sich der Film sonst nicht gut verkaufen würde, Mother! mehr als Horrorfilm vermarktet hat und dann super viele Leute enttäuscht waren als sie feststellten, dass er genau das nicht ist. Auch in meiner Filmvorführung haben es nicht alle Besucher bis zum Schluss ausgehalten und verließen den Saal bereits frühzeitig. Der Film ist definitiv nichts für den normalen Kinobesucher und man muss sich bewusst sein, dass man hier einen sehr abgefahrenen Arthouse-Streifen zu sehen bekommt, der viel Geduld und Aufmerksamkeit abverlangt.

Obwohl der Film es aufgrund seiner tollen Inszenierung und seiner Einzigartigkeit in meine Topliste geschafft hat, kann ich ihn euch dennoch nicht so richtig empfehlen, weil er glaube ich den meisten absolut nicht gefallen wird. So doof das klingen mag, aber es macht auch nicht wirklich Spaß den Film zu schauen. Dennoch unabhängig davon hat er mir trotz eigentlich fehlenden Spaß beim Gucken thematisch und inszenatorisch zugesagt. Die letzte halbe Stunde war, vor allem wenn man den Kniff des Films verstanden hat, einfach nur abgefahren und wie der Rest des Films auch toll gespielt von Lawrence und Co.

#12 Wonder Woman

Auch wenn Spider-Man: Homecoming und Thor 3: Tag der Entscheidung vielleicht die insgesamt besseren Comicfilme waren, habe ich mich dazu entschieden Wonder Woman in meine Topliste aufzunehmen, weil wohl kein anderer Film dieses Jahr so wichtig war für die Branche wie Wonder Woman. Gefühlt gab es keinen weiblichen Star, der in 2017 nicht Bezug genommen hat auf die Wichtigkeit Wonder Womans und so den neu entfachten Kult angeheizt hat.

Ein Comicbuchfilm mit einer Superheldin in der Hauptrolle und das unter der Leitung einer weiblichen Regisseurin klingt eigentlich nicht sonderlich außergewöhnlich, stellt aber trauriger Weise dann doch ein Novum dar in dieser Männerdomäne. Patty Jenkins jedoch hat es mit diesem Film nicht nur geschafft, DC nach Ewigkeiten auf die Landkarte zurückzubringen, sondern auch für mehr Regisseurinnen die Tür zu diesem Genre zu öffnen.

Wonder Woman hat tolle Charaktere, ein stimmiges Setting, eine gelungene Originstory, coole Actionszenen, eine perfekt gecastete Gal Gadot und eine super Chemie der Hauptdarsteller zu bieten und ist bis auf den Actionpart des großen Finales für mich ein sehr runder Film für dieses Genre. Ein guter Film der zudem viel bewegt hat? Ganz klar ein Grund um auf meiner Top15 des Jahres zu landen.

#11 Happy Deathday

Blumhouse hat sich in den letzten Jahren zum absoluten Produzentenüberflieger im Bereich der Horrorfilme gemausert. Dabei produzieren sie auch immer häufiger nicht nur Horrorkost von der Stange, sondern fördern auch frische Ideen und Ansätze, die sowohl Fans als auch Kritiker überzeugen. Allein in diesem Jahr hat Blumhouse für sage und schreibe weniger als 20 Millionen Produktionskosten die 3 Boxofficehits Split, Get Out und nun Happy Deathday produziert, die insgesamt knapp 700Mio Dollar eingespielt haben.

Mir hat Happy Deathday sehr gut gefallen und verdammt viel Spaß gemacht. Jessica Rothe als Hauptdarstellerin empfand ich als äußerst facettenreich und sehr gut in ihrer Rolle. Sie konnte sowohl in den dramatischen und bitchigen als auch in den lustigen oder actionreichen Momenten überzeugen – eine tolle Wahl für den Film. Happy Deathday ist definitiv mehr Komödie als Horrorfilm und wenn man eigentlich Bock auf einen gruseligen Horrorschocker hat, sollte man lieber kein Ticket für den Film lösen. Ich für meinen Teil hatte viel Spaß mit dem Film und habe Tree gerne dabei zugesehen wie sie Tag für Tag versucht ihrem Mörder auf die Spur zu kommen und ihn zu überlisten. Dabei gingen die Macher klug vor und haben uns nicht immer denselben Mord präsentiert, sondern sich auch hier kreativ ausgelassen. Im Gegensatz zu Mord im Orientexpress konnte man bei Happy Deathday auch aktiv miträtseln. Eine gute Überraschung.

#10 Dunkirk

Für mich ist Dunkirk ein sehr beeindruckendes Filmexperiment. Ich habe den Film im IMAX gesehen und war von Anfang bis Ende in seinen Bann gezogen auch wenn der Film per se keine große Geschichte zu erzählen hat. Christopher Nolan macht mal wieder einiges anders als andere Genrevertreter wie beispielsweise Der Soldat James Ryan oder Hacksaw Ridge. So gibt es zwar wechselnde Figuren die wir immer Mal wieder begleiten aber keiner von ihnen ist wirklich ein typischer Hauptcharakter im klassischen Sinne. Es gibt auch trotz toller Schauspieler kaum Dialoge im Film.

Letztlich ist jede Figur gleich viel wert in diesem Krieg oder eben nicht. Genauso entschied sich Nolan dagegen Dunkirk nach gängigem Schema eines Dramas zu inszenieren und dem Zuschauer einen wirklichen Klimax zu bieten auf den man hinfiebert und der das Highlight des Films darstellt. Es ist eher so, dass dieser Anti-Kriegsfilm ab der ersten Szene eine Anspannung beim Zuschauer auslöst, die sich dann den kompletten Film auf einem hohen Level hält. Das mag ungewöhnlich sein und vielleicht bei einigen eher negativ ankommen aber ich habe das für mich so gedeutet, dass dir diese Inszenierung das Gefühl der im Film gezeigten Soldaten zeigen soll, die auch unter permanenter Anspannung von einer gefährlichen Situation in die nächste geraten und sich nie sicher fühlen konnten.

Großen Anteil an diesem beklemmenden Gefühl hatte vor allem das grandiose Soundediting, welches mit großer Wahrscheinlichkeit für den Oscar nominiert werden wird. Gerade im IMAX fühlte man sich wie mitten drin, wenn von allen Winkeln Gunshots oder Explosionen zu hören waren. Darüber hinaus fand ich die Idee cool im Prinzip drei Geschichten und Zeitebenen ineinander zu verflechten.

Auch wenn ich mir prinzipiell eher andere Stoffe von Nolan wünsche, muss ich sagen, dass er mich mit Dunkirk dann doch positiv überrascht und einen toll inszenierten Film auf die Leinwand gebracht hat, welcher das Medium Film wieder ein Stück vorangebracht hat.

#9 Get Out

Get Out stellt mit Split wohl eine der größten Überraschungen des Kinojahres da, denn die Horrorsatire und das Regiedebüt von Jordan Peele gelang es mit einem Budget unter 10 Millionen knapp 250 Millionen an den Kinokassen einzuspielen und zeitgleich auch die Kritiker zu überzeugen. Im Falle von Get Out gilt der Film mit 99% Kritikerzustimmung als einer der besten Filme aller Zeiten auf rottentomatoes.com. Und auch wenn ich eine solche Aussage nicht ganz unterschreiben würde, hat mir der erste Film von Peele sehr gut gefallen.

Ihm lag viel daran einen möglichst realistischen, klaren Blick auf seine Geschichte und Protagonisten zu halten und den im Film thematisierten unterschwelligen, latenten Rassismus in der Gesellschaft aufzuzeigen, bei dem man sich hin und wieder vielleicht sogar selbst ertappt fühlt, weil man vielleicht Mal so ähnlich gehandelt hat in einer Situation. Get Out ist eher als Satire und psychologischer Horror zu verstehen und weniger als klassischer Schocker, was mir, wenn es so gut gemacht ist, besonders gefällt. Der Film erinnert mich nicht nur dank des Hauptdarstellers Daniel Kaluuya an die Serie Black Mirror und gehört zu den Filmen mit dem größten Medienbuzz 2017.

#8 Es / It

Nach der eher miesen Verfilmung zu Stephen KingsDunkler Turm„-Buchreihe in diesem Jahr, eroberte das Remake zu seinem Buch Es die Kinos und Herzen dieser Welt im Sturm. Mit knapp 700 Millionen Dollar, ist Es bereits unter den finanziell erfolgreichsten Horrorfilmen aller Zeiten und gehört zu den finanziellen Höhenfliegern 2017. Mir hat It auf vielen Ebenen richtig gut gefallen und was den Film für mich im Vergleich zu anderen Genrevertretern so abhebt, ist der Aspekt, dass der Fokus nicht einzig allein auf den Horrorelementen lag und diese überzeugen konnten, sondern auch der komplette Rest des Films stimmig und gut war. It war nicht nur ein guter Horrorfilm, sondern insgesamt einfach ein sehr guter Film.

Für mich fing das beim Casting an, die jungen Darsteller des Losers Club waren durch die Bank weg super ausgewählt und gerade Jaeden Lieberher als Hauptfigur, Finn Wolfhard als lustiger Sidekick, Jeremy Ray Taylor als Neuling an der Schule und ganz speziell Sophia Lillis als einziges Mädchen in der Gruppe waren super. Des Weiteren wurde dieses 80er Retrofeeling toll aufgegriffen ohne dir dabei jetzt im Sekundentakt, wie beispielsweise in der Serie Stranger Things, Referenzen um die Ohren zu hauen. Bei einer Lauflänge von fast zweieinhalb Stunden kann man sicherlich den Film als ein wenig zu lang empfinden, aber wenn ich ehrlich bin hätte ich nicht wirklich viel aus Es streichen wollen. Ich fand es ja gerade toll, dass alle Charaktere eine gewisse Backstory bekamen, man erfahren konnte wo ihre Ängste liegen. Oftmals bleiben die Figuren in Horrorfilmen einfach sehr blass, bei It war das nicht so, hier nahm man sich die Zeit den Charakteren Leben einzuhauchen und auch zu sehen wie der Losers Club eigentlich zusammenkommt.

Die Schockmomente haben durch diesen Fokus auf die Geschichte nicht etwa gelitten. Die Szenen mit Pennywise – wunderbar gespielt von Bill Skarsgård – waren toll inszeniert, konsequent in ihrer Brutalität, was definitv ein Vorteil gegenüber der TV-Version mit Tim Curry aus den 90ern ist, und darüber hinaus auch kreativ in Szene gesetzt. Das Remake von Es ist besser als die TV-Version und mein liebster Horrorfilm des Jahres.

#7 Sieben Minuten nach Mitternacht / A Monster Calls

Regisseur J.A. Bayona, der mit Das Waisenhaus einen meiner liebsten Horrorfilme der letzten Jahre drehte hat für mich die tolle Buchvorlage, die sich auch in meinem Regal wiederfindet, toll umgesetzt. Mit Liam Neeson, Felicity Jones und Sigourney Weaver wurden die nötigen Schauspieler verpflichtet, die diese Geschichte brauchte.

Die Story an sich ist relativ simpel und so kompakt, dass Ness und Bayona glücklicher Weise auch alles in diesen Film abbilden konnten und nicht wie sonst üblich bei Buchadaptionen viel weglassen mussten, denen man dann zwangsläufig an irgendeinem Punkt hinterher trauert.. Richtig super waren die Schauwerte, sei es das Monster oder die erzählten Geschichten des Monsters, die einen sehr geilen visuellen Stil hatten und durch ihre gute Qualität die thematisch schwierige Geschichte toll unterstützten. A Monster Calls reiht sich für mich in die kleinen aber feinen Dramen mit fantastischen Elementen wie Pans Labyrinth, Das Waisenhaus, Before I wake oder Midnight Special ein und wird mir sicherlich länger im Gedächtnis bleiben.

#6 Baby Driver

Baby Driver war wohl der stärkste Underdog des Sommers im Kampf um die Sommerblockbuster-Krone aber hat diese für viele Fans gewonnen. Das neuste Filmprojekt von Fanliebling Edgar Wright gehört dieses Jahr zu den Geheimtipps, die man Freunden und Bekannten zum Nachholen empfiehlt. Absolut phänomenal war das Soundediting, der Film ist perfekt inszeniert und auf die Musik choreographiert. Zu Beginn kommt er schon fast als Musical rüber, wenn Ansel Elgort mit den Gedanken in seine eigene Welt abdriftend durch die Straßen tanzt und lipsynct.

Zu der guten Musik und der starken Inszenierung kommt dann auch noch ein krasses Line-Up an Darstellern, die mit ihren skurrilen Charakteren diesen Film bereichern. Jon Hamm, Kevin Spacey, Jamies Foxx waren wie gewohnt super. Auch Ansel Elgort konnte die Hauptrolle stemmen und glaubwürdig verkörpern, mittlerweile wurde er sogar für einen Golden Globe nominiert. Das Ende war für mich jetzt nicht perfekt gelöst aber insgesamt ist Baby Driver einfach handwerklich ein sehr sehr guter Film der dieses Jahr positiv heraussticht.

#5 Coco – Lebendiger als das Leben

Pixar ist und bleibt der Klassenprimus unter den Animationsstudios. Wiedermal schaffen sie es eine tolle, liebevolle Geschichte zu erzählen, die es durch schöne Bilder, guter Musik und kreative Szenen hinbekommt, mit Leichtigkeit die gesamte Klaviatur der Emotionen zu spielen. Coco ist für mich persönlich der beste Animationsfilm des Jahres und sticht auch deutlich Ich einfach unverbesserlich 3 aus, der über 1 Mrd $ einnehmen konnte. Dia de los Muertos, also den „Tag der Toten“ als Gerüst für diese Geschichte zu nehmen, war super genial, vor allem, weil man hier eine wunderschöne Brücke zur mexikanischen Kultur schlagen konnte, die für die Mehrheit sicherlich nicht so geläufig ist. Vor allem der Aspekt der Familienzusammengehörigkeit, die Liebe die man in diesen Kulturkreisen seiner Verwandtschaft bis ins hohe Alter und sogar den Tod hinaus zukommen lässt, war sehr berührend

Die Story dreht sich im Kern also um die Ehrung der Lebenden und Toten, behandelt aber auch abseits davon Themen wie die Erwartungshaltung an die eigenen Kinder, das Verwirklichen der persönlichen Träume und welchen Eindruck man bei seinen Liebsten hinterlassen hat und wie sie dich in Erinnerung behalten.

Coco ist ein wunderbarer Film für die Familie mit vielen optischen Highlights und einer liebevollen Geschichte, die gerade zum Ende pure Emotion verspricht. Wer schneidet auch im Kino Zwiebeln..

#4 Planet der Affen: Survival / War for the Planet of the Apes

Ich bin bekanntermaßen großer Fan der Filme und als man im Jahr 2011 dieses bis dato zum Trash verkommende Franchise rebootete, ging man ein großes Risiko ein und dementsprechend freut es mich umso mehr, dass jeder einzelne Teil so toll geworden ist. Jeder Film erzählt ein deutlich anderes Kapitel der Geschichte und fühlt sich darüber hinaus auch jeweils sehr anders an.

Auch wenn der Trailer eher Gegenteiliges vermuten lassen könnte, hat der Abschluss der Reihe ziemlich wenig Actionszenen. Ich würde sogar behaupten weniger als beide Vorgänger. Für mich funktionierte das gut, ich finde es einfach toll, dass man sich dazu entschieden hat diese Trilogie nicht zum reinen Actionfest aufzubauen, sondern Charaktere, ihre Entwicklung und eine emotionale Geschichte in den Vordergrund zu stellen und somit ein wenig gegen den Strom in Hollywood zu schwimmen. Es ist einfach auch bemerkenswert was man dieses mal wieder für eine komplexe, tiefgründige Geschichte erzählt: Sklaverei und Survival of the Fittest sind da nur einige Themengebiete.

Doch wieder einmal hat mich vor allem ein Mann begeistert, der nicht nur einfach die Hauptrolle verkörpert, sondern auch das Herzstück dieses Franchises darstellt: Andy Serkis. Ich fordere seit Jahren einen Oscar oder zumindest eine Nominierung für ihn und ich werde nicht müde, auch dieses Jahr die Werbetrommel zu rühren. Zollt dem Mann Respekt. Er ist das Benchmark in der Sparte des Motion Capturing und leistet meiner Meinung nach mit seiner intensiven Vorbereitung und Akribie eine bessere Arbeit ab als viele andere Schauspieler. Golum in Herr der Ringe war ikonisch, King Kong war klasse und Caesar in der „Planet der Affen“-Trilogie ist sein absolutes Meisterstück bis dato. Planet der Affen: Survival rundet diese Trilogie zu einer der besten Trilogien aller Zeiten ab.

#3 Blade Runner 2049

Auch dieses Jahr schafft es Denis Villeneuve wieder auf meine Topliste des Jahres. Ich habe hier schon häufiger in meinen Kritiken zu seinen anderen Filmen von ihm geschwärmt. Er ist einer, wenn nicht sogar der beste Regisseur derzeit. Sein Track-Record ist beeindruckend und bislang hatte er keinen schlechten Film. Er fordert seine Zuschauer und nimmt sich immer komplexe Themen vor, vergisst dabei aber nicht den Zuschauer trotzdem zu unterhalten. Blade Runner 2049 ist finanziell gigantisch gefloppt, gilt dennoch schon jetzt als Meisterwerk. Rein objektiv betrachtet würde ich sagen, ist es wohl der beste Film des Jahres.

Der Film sieht unfassbar gut aus und bietet echt am laufenden Band geile Kamerashots und Bilder, zurecht fordern jetzt schon viele den Kameraoscar für Roger Deakins. Der Soundtrack ist einnehmend, bedrückend sowas von atmosphärisch, meiner Meinung nach bleiben da keine Wünsche an einen Sci-Fi-Thriller unerfüllt. Auch die Besetzung des Casts kann man nur als gelungen beschreiben, denn mit Ryan Gosling, Harrison Ford und Robin Wright kann man echt schon mal absolut nichts falsch machen. Ford sieht man an, dass er hier richtig Bock hatte und vielleicht ist das seine beste Leistung seit unzähligen Filmen. Aber nicht nur die drei großen Namen haben überzeugt. Vor allem die noch recht unbekannte Ana de Armas und Newcomerin Sylvia Hoeks haben beide sehr einnehmende Performances gebracht und ich freue mich da auf mehr von ihnen in naher Zukunft. Mit fast 3h Laufzeit ist der Film natürlich ziemlich lang und das Pacing ist schon recht gemächlich, doch lohnt es sich definitiv Blade Runner 2049 eine Chance zu geben. Für mich ist er auch besser als das Original.

#2 Die Taschendiebin / The Handmaiden

Die Taschendiebin kann man vielleicht am ehesten als historischen Thriller mit Erotikeinschlag beschreiben?! Kult-Regisseur Park Chan-Wook (Oldboy, Lady Vengeance) adaptierte den Roman „Solange du lügst“ und versetzte die Geschichte kurzerhand in das von Japan besetzte Südkorea der 1930er. Die Handlung dreht sich um eine junge Taschendiebin Sookee, die gemeinsam mit dem Heiratsschwindler The Count die reiche japanische Erbin Hideko um ihr Vermögen bringen will und sich dazu von dieser als persönliche Dienerin anheuern lässt. Was sich aber dann aus dieser Prämisse für eine verrückte aber sehr coole Geschichte entspinnt, hatte ich zuvor nicht erwartet.

Mit 164 Minuten ist der Film schon recht lang, hat mich aber vor allem auch durch seine coole Erzählstruktur nie gelangweilt. Die Geschichte erzählt Park Chan-Wook in drei Kapiteln, die dann jeweils Szenen und Elemente der Story aus anderen Charakterblickwinkeln behandeln und somit dann in einer wendungsreichen, erfrischenden Erzählung münden. Darüber hinaus sieht Die Taschendiebin einfach atemberaubend schön aus, vor allem das Anwesen auf dem der Großteil des Films stattfindet ist sehr detailliert und liebevoll eingerichtet, was sich dann mit Fortschritt der Handlung in noch krassere Gefilde begibt, wenn sich die eher „speziellen“ Seiten des Hauses zeigen.

Das Schauspiel empfand ich als sehr stimmig und angenehm zurückhaltend – die asiatischen Filme neigen ja sonst häufig dazu für westliche Sehgewohnheiten zu drüber zu sein, was mitunter aus dem Film reißen kann. Gerade die beiden weiblichen Hauptrollen Kim Min-Hee und Kim Tae-Ri haben eine super Leistung abgerufen und mir als Zuschauer eine sehr glaubwürdige, gute Chemie zwischen ihnen vermittelt. Die Taschendiebin war einer der wenigen asiatischen Filme die es dieses Jahr in unsere Kinos geschafft hat und kam zudem bereits in der ersten Januarwoche raus, hat bei mir aber so einen positiven Eindruck hinterlassen, dass er es auf die #2 meiner Topliste 2017 schafft.

#1 Logan

Dank des R-Rated Actionblockbusters Deadpool, der knapp 750 Millionen $ eingespielt hat, haben die Studiobosse sehen können, dass sich auch erwachsenere Superhelden-Filme finanziell lohnen können. Hierbei geht es aber weniger darum jetzt jeden Superhelden-Film brutal, blutig und vulgär zu machen, sondern den Charakteren die bestmögliche Umsetzung und Inszenierung zu geben. Ein Superman verkörpert andere Werte und ist eine andere Art Superheld als beispielsweise Deadpool oder Wolverine. Bei ihm passt ein R-Rating gar nicht, wohingegen es für Wolverine und Deadpool perfekt ist.

Hugh Jackman hat das erkannt und Gerüchten zufolge auf einen Teil seiner Gage verzichtet um vom Filmstudio das OK für ein R-Rating zu bekommen. Nach 17 Jahren und 9 Filmen gibt es also endlich die passende Umsetzung Wolverines und einen der besten Vertreter des „X-Men„-Franchises. Endlich geht es Mal um was in diesen Filmen und die Figuren werden ein wenig mehr ausgeleuchtet, sie bekommen endlich Fleisch. Der ruhige Stil trägt ungemein zur Atmosphäre bei und die angerissenen Themen wie ALS, Alzheimer und Familie werden so unterstützend untermalt.

Die Anzahl der Charaktere hält sich sehr in Grenzen, wodurch Logan nicht so aufgeblasen wirkt wie die letzten „X-Men„-Filme. Es geht nur um Charles Xavier, Logan und X-23. Neben der gelungenen Geschichte, brilliert der Film vor allem durch krasse Actionszenen. Die Kämpfe sind super brutal und perfekt choreographiert. Es fließt literweise Blut, Gliedmaßen und Köpfe werden in regelmäßigen Abständen von ihrem Körper getrennt und durch Logans neue Verletzlichkeit, Xaviers Zerbrechlichkeit und Lauras Unerfahrenheit hat man durchaus das Gefühl, dass sie den Superheldenstatus gewissermaßen verlieren und nicht mehr unbesiegbar scheinen. Der Film als solches ist im Prinzip ein Roadmovie und setzt weniger auf optisches Spektakel, sondern mehr auf Inhalte. Eigentlich haben mir nur die Antagonisten nicht so gut gefallen in Logan.

Abseits davon haben Hugh Jackman und Patrick Stewart die Möglichkeit bekommen, auch schauspielerisch in diesen Rollen, die sie bereits so häufig verkörpert haben, zu punkten. Auch Dafne Keen als wortkarge Laura hat als bislang eher unbeschriebenes Blatt begeistern können. Logan hat mir sehr gut gefallen und gehört zu den besten Superheldenfilmen aller Zeiten, funktioniert aber auch so gut für sich, dass er sich die #1 auf meiner Topliste 2017 verdient hat.