Promising Young Woman | Kritik / Review (Oscars 2021)

Storyanriss:

Das Leben von Cassie (Carey Mulligan) ist auf den ersten Blick ein Scherbenhaufen: Mit 30 Jahren lebt sie immer noch bei ihren Eltern Stanley (Clancy Brown) und Susan (Jennifer Coolidge) und langweilt sich bei ihrer Arbeit in einem Coffee Shop. Doch nachts führt sie ein geheimes Doppelleben und verfolgt ihren Racheplan..

Fazit:

Fantastischer Film. Schwarzhumoriger Thriller, Rachefilm und clevere Gesellschaftskritik in einem. Das Filmdebüt von Emerald Fennell, die sich für die zweite Staffel „Killing Eve“ verantwortlich zeigt, hat ein wunderbares Drehbuch. Diese wirklich guten Dialoge sind mir hier besonders aufgefallen und haben einfach Spaß gemacht.

Ohne zu viel verraten zu wollen, ist es besonders spannend, dass sich Fennell für die Revenge-Geschichte nicht einfach nur auf die offensichtlichen Schweine unter den Männern fokussiert, sondern vor allem auf die sogenannten „Nice Guys“ schießt. Eben jene Nice Guys, die sich selbst nie als das Problem sehen und als Feministen verstehen, aber letztlich ebenfalls schamlos Frauen objektifizieren und sexuell belästigen. Grandios ist an dieser Stelle auch das Casting. Fennell hat hier eine Besetzung von Hollywoods Nice Guys zusammengestellt, die wenn man sie aus ihren früheren Filmen / Serien kennt, wie die Faust aufs Auge für diese Rollen passt.

Ich möchte an dieser Stelle nicht näher auf die Geschichte eingehen oder im Detail erläutern, warum dieser Revengeflick so anders ist im Vergleich zu anderen Genrevertretern, aber ein Anschauen lohnt sich. Großen Anteil hat auch Hauptdarstellerin Carey Mulligan, die eine wunderbare Performance ablieferte und mir nochmal zeigte warum sie zu den besten Schauspielerinnen unserer Zeit gehört. Promising Young Woman legt den Finger in die Wunde und teilt mit einigen Szenen so heftige Schläge in die Magengrube aus, das sie echt unangenehm zu schauen sind und man(n) das ein oder andere Mal nicht weiß, was man machen soll.

Klar Empfehlung für Promising Young Woman, der für 5 Oscars nominiert ist – unter anderem für die Beste Hauptdarstellerin sowie das Beste Drehbuch.

Judas and the Black Messiah | Kritik / Review (Oscars 2021)

Storyanriss:

In den späten 1960er Jahren wird der 17-jährige Kleinkriminelle William O’Neal (LaKeith Stanfield) in Chicago verhaftet, nachdem er versucht hat, ein Auto zu stehlen, während er sich als Bundesbeamter ausgab. Er wird von FBI-Spezialagent Roy Mitchell (Jesse Plemons) angesprochen, der anbietet, O’Neals Anklage fallen zu lassen, wenn er undercover für das FBI arbeitet. O’Neal wird beauftragt, die Illinois-Sektion der Black Panther Party und ihren Anführer Fred Hampton (Daniel Kaluuya) zu infiltrieren. O’Neal beginnt, sich Hampton anzunähern, der daran arbeitet, Allianzen mit rivalisierenden Gangs und Milizgruppen zu bilden, während er die Gemeinde durch das „Free Breakfast for Children“-Programm der Black Panther unterstützt. Als der Parteivorsitzende Fred Hampton aufsteigt, entbrennt ein Kampf um O’Neals Seele.

Fazit:

Ähnlich wie The Trial of the Chicago 7 trifft Judas and the Black Messiah einen Nerv mit seiner Nacherzählung wahrer Ereignisse. Diese sind zwar zu jeder Zeit wichtig und interessant, aber gerade jetzt vor dem Hintergrund von Black Lives Matter, George Floyd und dem Thema Polizeigewalt, irgendwo noch einmal besonders relevant, obwohl die Ereignisse mehr als 50 Jahre her sind. Zu sehen wie die amerikanische Justiz und Politik systematisch und mit aller Macht versucht haben, die schwarze Community zu unterdrücken und „schwach“ zu halten, tut einfach weh.

Die letzten 10 Minuten des Films sind unfassbar hart, machen betroffen und vor allem wütend. Diese Eindrücke hallen auch Tage später noch nach. Judas and the Black Messiah kann darüber hinaus auch mit starken Darstellern punkten, so dass ich die Nominierungen für Daniel Kaluuya und LaKeith Stanfield definitiv gut heiße – auch wenn es ein wenig merkwürdig ist, dass sich beide in der Nebendarsteller-Kategorie wiederfinden und womöglich gegenseitig die Stimmen stehlen werden.

Klare Empfehlung für Judas and the Black Messiah, dem ich im Rennen um 6 Oscars vor allem Chancen für den besten Song ausrechne.