Tár | Kritik / Review (Oscars 2023)

Storyanriss:

Lydia Tár (Cate Blanchett) ist die erste weibliche Chefdirigentin eines großen deutschen Orchesters. Sie wird weltweit gefeiert und steht mit den Berliner Philharmonikern vor einer außergewöhnlichen Leistung. Gemeinsam hat man fast schon den kompletten Zyklus von Gustav Mahler aufgeführt. Nur die berühmte 5. Sinfonie fehlt noch, die nach einer coronabedingten Verschiebung nun in der nächsten Spielzeit auf dem Programm steht. Doch während die Proben dafür laufen, offenbaren sich immer mehr Risse in Társ Welt. Ihre Ehe mit ihrer ersten Violinistin (Nina Hoss) läuft längst nicht mehr so gut wie früher und der Selbstmord einer einst von ihr geförderten, dann aber fallen gelassenen Musikerin lässt sie panisch jegliche E-Mail-Korrespondenz mit dieser löschen. Dann tritt noch eine junge Cellistin (Sophie Kauer) in ihr Leben, die Tár unglaublich fasziniert.

Fazit:

Direkt vorab: nein, die hier gezeigte Hauptfigur Lydia Tár gibt es nicht und es handelt sich hierbei nicht um ein Biopic der vermeintlich größten Dirigentin der Welt. Mir ist nicht ganz klar warum viele Menschen im Internet dachten, dass die kontroverse Tár existiert und sie quasi zum Meme wurde, aber Regisseur Todd Field erzählt die reinfiktive Geschichte über die EGOT-Gewinnerin Lydia Tár, die in Berlin die Berliner Philharmoniker leitete. Laut Field hat er diese Geschichte nur mit Cate Blanchett in der Hauptrolle geschrieben und wäre bereit gewesen die Produktion einzustampfen, sollte Blanchett kein Interesse haben. Glücklicherweise hatte die zweifache Oscar-Gewinnerin aber Bock und liefert hier wie gewohnt eine der eindringlichsten und besten Performances des Filmjahres ab.

Das Drehbuch macht es einem Casual wie mir nicht immer einfach den technischen Gesprächen und Ausführungen 100 % zu folgen und die Handlung nimmt manchmal Züge an, wo man nicht ganz weiß, ob hier gerade übernatürliche Elemente mit der Realität verschwimmen. Todd Field lässt auch zu weiten Teilen des Films keinen klaren Schluss darüber zu, ob Tár nun eher gut oder böse sein soll.

Mir gefiel das schon ganz gut auch wenn der Film immer wieder Szenen einwirft, die dann so nie wieder aufgegriffen und fortgeführt werden. Lange fühlt es sich wie ein normaler Einblick in den Alltag und das Schaffen eines nicht immer leichten Künstlers an, bis die Fassade zu bröckeln beginnt und Todd Field Themen wie Cancel Culture, Machtgefüge oder sexuelle Belästigung beleuchtet.

Diese Passagen fand ich besonders interessant, aber leider auch ein wenig zu handzahm erzählt. Ein Whiplash beispielsweise an den ich hier auch unweigerlich ab und zu denken musste, ging da ein Stück weiter und tat letztendlich auch mehr weh.

Tár ist für 6 Oscars nominiert und kann sich vor allem im Rennen um die beste Hauptdarstellerin mit Cate Blanchett große Hoffnungen machen.

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