Fluch der Karibik 5: Salazars Rache | Kritik / Review

(Trailer)

6 Jahre sind bereits vergangen seit dem letzten Fluch der Karibik Film Fremde Gezeiten und so manch einer hoffte auch, dass die Reihe nach diesem Lowlight endlich ein Ende finden würde. Doch wenn sich in Hollywood mit etwas ordentlich Kohle machen lässt, dann wird es in der Regel nicht auf ewig im Giftschrank bleiben und somit läuft dann seit Donnerstag auch wenig überraschend der fünfte Teil Salazars Rache bei uns in den Kinos.

Wieder mit dabei sind alte Bekannte wie Galionsfigur Johnny Depp (Sweeney Todd), Orlando Bloom (Der Herr der Ringe), Keira Knightley (The Imitation Game) und Geoffrey Rush (Shakespeare in Love), zusätzlich gibt es mit Brenton Thwaites (Gods of Egypt), Kaya Scodelario (Maze Runner) und Javier Bardem (Skyfall)  drei neue Ergänzungen. Regie führten dieses Mal Joachim Ronning und Espen Sanberg.

Storyanriss:

Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) stolpert unversehens in ein neues Abenteuer, als eine Truppe Geisterpiraten unter der Führung von Sparrows erklärtem Todfeind Captain Salazar (Javier Bardem) das Teufelsdreieck verlässt, in dem sie bislang festgehalten wurde. Salazar und seine Crew sinnen auf Rache an allen lebenden Piraten und wollen sie töten, allen voran Captain Jack. Diesem bleibt nur eine Möglichkeit, sich aus der brenzligen Situation herauszuwinden: Er muss Poseidons magischen Dreizack finden, der ihm die Herrschaft über die Weltmeere verleiht und mit dem er Salazar in die Schranken weisen kann. Auf der Suche danach trifft er zum einen auf die junge Astronomin Carina Smyth (Kaya Scodelario), die ebenfalls den Dreizack finden will, um sich in der von Männern dominierten Welt der Wissenschaft beweisen zu können, sowie auf den jungen Seemann Henry Turner (Brenton Thwaites), der versucht, seinen Vater zu finden. Dieser ist allerdings mit einem Fluch belegt, der ein solches Zusammentreffen verhindert – und Captain Jack kennt Henrys Vater nur zu gut.

Piraten verseuchen seit Generationen die Meere. So schwor ich sie alle zu vernichten.

Fazit:

Leider schaffen auch die neuen Kreativköpfe hinter dem fünften Ableger der Reihe nicht, der ganzen Piratenthematik und den Figuren einen frischen Ansatz zu geben und kauen im Prinzip all die Elemente und Versatzstücke der Vorgänger wieder. Das geht soweit, dass die neuen Charaktere im Prinzip Abziehbilder von Orlando Blooms Charakter Will Turner und Keira Knightleys Figur Elisabeth Swann sind. Sie sind nicht nur familiär verbunden, sondern schlicht langweilige Klone ihrer Vorbilder. Darüber hinaus gibt es auch die anderen altbekannten Aspekte, die man sich perfekt für einen Bingo-Bogen zurecht legen kann, weil sie immer kommen:

Geisterpiraten [].
Figuren, die schon gefühlt 3x gestorben sind, tauchen wieder auf/werden auftauchen [].
Jeder double-crossed Jack Sparrow [].
Jack Sparrow double-crossed jeden [].
Black-Pearl und andere Jack Sparrow Schiffe wechseln hundert Mal den Besitzer [].

Ihr versteht was ich meine.

Natürlich entertaint der Film, macht durchaus Spaß und ist definitiv besser als Fluch der Karibik 4, dennoch bleibt am Ende wenig hängen. Die besten Actionsequenzen gab es meiner Meinung nach direkt zu Beginn des Films mit der Bank oder dem Galgen, danach kann damit nicht viel mithalten, vor allem auch das Finale fand ich eher enttäuschend. Der Humor funktioniert bei weitem nicht immer und liegt zum Großteil auf den Schultern Johnny Depps bzw. Jack Sparrows, der zwar an sich schon noch cool ist, aber weder so frisch wie zum ersten Teil, als er für seine Darstellung sogar für den Oscar nominiert wurde, noch häufig mehr als eine Hommage an seinen eigenen Charakter rüberkommt.

Sein großer Widersacher Javier Bardem als spanischer Kommandant Salazar war okay aber weniger ikonisch als die Macher ihn voraussichtlich gerne installieren wollten. Die gesamte Herleitung und Auflösung rund um den Dreizack reißt meiner Meinung nach nicht nur komische Plotholes ins Storygeflecht, sondern macht nun somit auch gefühlt die anderen Filme fast wieder obsolet, weil, wie auch in der After-Credit-Szene angedeutet, in einem weiteren Teil wohl einmal mehr alles von vorne beginnt und ich wieder eine Runde Bingo spielen kann.

Alien: Covenant | Kritik / Review

(Trailer)

Alien: Covenant ist mittlerweile der 6.Teil der Hauptreihe und mit den Crossovers/Spin-offs Aliens vs Predator sogar schon der achte Ableger. Nach den beiden unterschiedlichen aber genialen Meisterwerken Alien von Ridley Scott und Aliens von James Cameron, die Anfang der 80er auf perfekte Art und Weise das Franchise auf den Weg brachten, stürzte die Reihe qualitativ schnell ins Bodenlose ab. Im Jahr 2012 nahm Regisseur Ridley Scott dann das Zepter selbst wieder in die Hand um mit Prometheus die Vorgeschichte zu Alien zu erzählen.

Das Projekt war sehr ambitioniert und mit einem phänomenalen Cast besetzt, doch letztlich blieb er für die meisten Fans hinter den Erwartungen zurück und warf mehr Fragen auf als es klärte.

Storyanriss:

Der fremde Planet, den die Crew des Kolonisationsraumschiffs Covenant erforscht, wirkt paradiesisch: Doch als die Terraforming-Spezialistin Daniels (Katherine Waterston) und ihre Kollegen, darunter der neue Captain Christopher (Billy Crudup), der Android Walter (Michael Fassbender) und der Pilot Tennessee (Danny McBride) durch die bergige, bewaldete Landschaft laufen, fällt ihnen vor allem die merkwürdige, beunruhigende Stille auf: Kein Vogel ist zu hören – und auch kein anderes Tier. Bald schon merken die Entdecker, dass sie auf einem Planeten gelandet sind, der lebensfeindlicher kaum sein könnte. Blitzschnelle, hochintelligente und Säure-spritzende Aliens überfallen die Covenant-Crew, töten ein Mitglied nach dem anderen. Und dem Rest der Gruppe wird klar: So weit weg von der Heimat sind sie komplett auf sich allein gestellt

One wrong note eventually ruins the entire symphony.

Fazit:

Entgegen gefühlt 80% aller Reviews im Internet fand ich Alien: Covenant eigentlich ganz gut. Ableger dieses Franchises sind sehr schwierig zu bewerten: zum einen hat man mit den ersten beiden Filmen zwei Giganten, die man gerne wieder hätte aber nicht erreichen wird und zum anderen kann man die einzelnen Teile aufgrund ihrer sich stetig wiederholenden Struktur komplett auseinander nehmen. Eine Crew empfängt ein Signal, fliegt auf einen Planeten, handelt dumm und wird nach und nach gekillt bis am Ende ein Bruchteil übrig bleibt und mit Plot-Armor in den Cryoschlaf geht. In nahezu jedem Film. Alien: Covenant ist da keine Ausnahme und bietet somit auch eine große Angriffsfläche.

Man merkt wie Ridley Scott wegen der harschen Kritik an Prometheus von seiner ursprünglichen Idee abwich und Zugeständnisse machte um allen zu gefallen bis hin zur Anpassung und Änderung des Titels von Prometheus 2: Paradise Lost zu Alien: Covenant. Dies führte im Endeffekt auch dazu, dass der Film nicht Fisch nicht Fleisch ist und die Prometheus-Geschichte teils unsauber weitererzählt, um dann doch noch mehr in Richtung eines klassischen Aliens abzudriften und mit Action zu überzeugen. Mich persönlich hat der Mix als solches nicht gestört aber ein paar Storyelemente, die eher merkwürdig an Prometheus anschlossen oder Ungereimtheiten und zusätzliche Fragen aufwarfen. Trotzdessen gefiel mir die Geschichte overall ganz gut.

Ridley Scott beweist auch einmal mehr sein Gespür für tolle Bilder und Set-Designs. Der Film sieht einfach klasse aus, egal ob es das Raumschiff Covenant und die Weltraumoptik waren, die Landesequenz auf dem Planeten oder auch alles rund um den Tempel. Auch atmosphärisch gab es Szenen die mich überzeugen konnte, beispielsweise in der „Quarantäne-Szene“, gleichzeitig wurde ich in dieser Szene in 3 Minuten gefühlt 5x aus dem Film gerissen, weil die beteiligten Charaktere in bester Slapstickmanier agierten wie die größten Trottel unter der Sonne, obwohl sie eigentlich Experten sein sollen. Von diesen Momenten, die – selbst mit der von mir bereits aufgebrachten Toleranz für diese Art Film – zu dumm waren, gibt es dann noch 1-2 weitere. Stichwort: Facehugger. Nicht sonderlich hilfreich fand ich dann auch den Fakt, dass Ridley Scott in der Promophase zu Covenant den ein oder anderen tollen Videoclip mit Storyhintergründen und character building veröffentlichte, die es dann letztlich aber nicht im Film selbst zu sehen gibt. Was kümmert mich der emotionale Verlust einer Figur, wenn ich gar nicht weiß warum dieser Verlust so emotional für sie ist?

Schauspielerisch konnte mich dann Danny McBride als mutige Castingentscheidung und angenehme Figur überraschen und ganz klar Michael Fassbender, der nicht nur der beste Darsteller im Cast ist, sondern auch die interessanteste Figur verkörperte. Katharine Waterston als neue Fake-Ripley hat mich jetzt nicht geflashed aber war okay. Das Finale des Films wird dann nochmals in bester Aliensart zu einem Actionfest mit einem interessanten aber bereits mindestens 30 Minuten angekündigten und mit voller Geschwindigkeit genommenen Twist zu Ende gebracht.

Auch dieses Mal hat Ridley Scott die ein oder andere Frage aufgeworfen für deren Beantwortung wir wohl für die Fortsetzung ins Kino müssen. Ich wünschte mir Scott würde seinen Egotrip ein wenig zurückfahren und anderen talentierten Regisseuren das Franchise überlassen, die vielleicht mal mit einem unverbrauchten Blick drauf schauen, dennoch fand ich Alien: Covenant insgesamt unterhaltsam und besser als Prometheus.

Kurzkritiken Round-Up März / Mai 2017

The Girl with all the Gifts

Storyanriss:

In einer gar nicht so weit entfernten Zukunft sorgten Pilze dafür, dass fast alle Menschen zombieartige Wesen mit großem Verlangen nach Fleisch geworden sind. Die gefährlichen Kreaturen werden „Hungries“ genannt und die einzige Chance, sie zu heilen, besteht in ein paar Kindern. Deren Mütter wurden während der Schwangerschaft infiziert, der Nachwuchs aber wirkt noch vergleichsweise normal. Dr. Caldwell (Glenn Close) führt Experimente an den Kindern durch, Sergeant Parks (Paddy Considine) behält sie während des täglichen Schulunterrichts im Auge. Ein Kind unterscheidet sich deutlich von den Altersgenossen in der Militärbasis: Melanie (Sennia Nanua), sie ist intelligenter, will ständig lernen und hat viele Einfälle. Als Hungries die Basis überrennen, entkommt Melanie mit Dr. Caldwell, Sergeant Parks und ihrer Lieblingslehrerin Miss Helen Justineau (Gemma Arterton). Draußen warten Chaos und Zerstörung.

Fazit:

Kleiner aber feiner Zombiefilm, der mit 2,5 Stunden schon ein wenig zu lang geht, aber bei dem ich auch immer das Gefühl hatte, dass er mehr zu erzählen hat als andere Genrevertreter. Direkt zu Beginn wird schon klar, dass The Girl with all the Gifts einen anderen Ansatz verfolgt, denn beispielsweise sehen wir weder den Ausbruch der Katastrophe noch wirklich eine Actionszene, die uns sonst in der Regel direkt in das Szenario wirft und auf den aktuellen Stand der Protagonisten bringt. Dieser Film lässt uns erstmal ein wenig im Ungewissen und als Beobachter des Status Quo in den Film einsteigen.

Neben hoffnungslosen Infizierten und Nichtinfizierten gibt es auch eine Art Hybrid, den man zu Forschungszwecken erzieht, bildet und letztlich als mögliche Rettung für die Menschheit sieht. Herausticht hierbei Melanie, die sich als besonders begabt herausstellt. Diese Idee empfand ich als erfrischend kreativ in diesem Genre, genauso wie die Prämisse Mensch und Zombie Seite an Seite durchs Land ziehen zu lassen auf der Suche nach einem Gegenmittel. Hierbei ergänzen sich beide Parteien super und jeder bringt die ihm gegebenen Fähigkeiten ein. Als Bindeglied zwischen diese Elementen dient vor allem die Beziehung von Melanie zu ihrer Bezugsperson, Lehrerin und Mutterersatz Miss Helen Justineau, das von Beginn an stark zu sein scheint und auch im Verlauf der Geschichte wichtiger wird. Schauspielerisch fand ich Newcomerin Sennia Nanua, Gemma Arterton und Oscar-Preisträgerin Glenn Close super. Auch das Ende wird nochmal sehr interessant und kreativ. Empfehlung für alle Zombieliebhaber, die offen für neue Ansätze sind und Mal auf das typische Actionspektakel verzichten können.

 

The Lego Batman Movie

Storyanriss:

LEGO-Batman (Stimme im Original: Will Arnett / deutsche Stimme: David Nathan) erlebt nach seinem ersten Leinwand-Auftritt in „The LEGO Movie“ nun ein Solo-Abenteuer, in dem es um die Frage geht: Kann Batman glücklich sein? Wir erfahren, dass Batman einst als Bruce Wayne ein Kind adoptierte – aus Versehen auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung. Doch der Sohnemann, Dick Grayson alias Robin (Michael Cera / Luke Mockridge), nagt dem Heldenpapa mächtig an den Nerven: Im Gegensatz zu Batman ist er nämlich die ganze Zeit super-positiv drauf – und er will im Batmobil vorne sitzen, was natürlich gar nicht geht. Zumal Batman ohnehin schon genug Stress mit dem Joker (Zach Galifianakis / Erik „Gronkh“ Range) hat. Der will dem Dunklen Ritter unbedingt beweisen, dass er der größte Bösewicht aller Zeiten ist, woran Batman so seine Zweifel hat. Ein Duell der Egos ist unausweichlich.

Fazit:

Solides Spin-Off zum Erfolgshit The Lego Movie. Wie zu erwarten beschränkt sich Lego-Batman hauptsächlich auf die Charaktere aus dem Batman Universum und nicht wie der Film aus dem Jahr 2015 auf eine bunte Mischung aus sämtlichen Franchises und Neuschöpfungen wie Amed. Die Machart und der Humor sind eigentlich auf dem selben hohen Level wie das Original und hat mit diesem dann auch gemeinsam, dass der Film sowohl für Kinder funktioniert und nicht zu kompliziert ist aber es auch für Erwachsene zusätzliche Ebenen an Humor gibt, die nur sie verstehen.

Das größte Problem für mich war jedoch die deutsche Synchronisation, denn die größte Rolle neben Batman hat sein Erzfeind Joker und den hat man in Deutschland mit dem erfolgreichsten deutschen Youtuber Gronkh besetzt. Gronkh ist zwar bemüht, hat einen guten Sinn für Humor und verfügt auch über eine ziemlich markante und angenehme Stimme, das Problem ist einfach, dass er eben kein Schauspieler ist und das merkt man einem so komplexen und ikonischen Charakter wie dem Joker dann in jeder Szene an. Kinder wird das nicht stören von daher kann ich den Film uneingeschränkt weiterempfehlen, für Erwachsene würde ich dann doch die englische Originalfassung ans Herz legen.

John Wick: Kapitel 2

Storyanriss:

Nur noch das Auto zurückholen, dann will sich John Wick (Keanu Reeves) zurück in den Ruhestand verabschieden. Doch nachdem der Ex-Auftragskiller sein geliebtes Gefährt wieder und sich mit Abram (Peter Stormare) geeinigt hat, dem Bruder seiner Nemesis Viggo Tarasov (Michael Nyqvist), geht es für Wick erst richtig los. Wicks ehemaliger Kollege Santino (Riccardo Scamarcio) steht vor der Tür und gibt ihm eine mit Blut besiegelte Münze. Wie der Einzelkämpfer weiß, steht das Geldstück für ein Versprechen, das Wick einst gab – das Versprechen von Hilfe als Gegenleistung für einen alten Gefallen. Und auch wenn der Killer seine Ruhe haben will, kann er schließlich nicht anders, als seine Zusicherung einzulösen, denn andernfalls droht ihm der Tod. Wick geht nach Rom, wo Santinos Schwester Gianna (Claudia Gerini) in die Riege der einflussreichsten Gangsterbosse kommen will.

Fazit:

John Wick bleibt sich im zweiten Teil treu und schafft es sogar noch ein wenig besser zu sein als der Überraschungshit aus dem Jahr 2015. Am ersten Teil habe ich besonders die cool choreographierte Action und die angedeutete Gesellschaft von Hitman mit eigenen Regeln und Kodex gemocht. Am meisten hatte ich mir vom Nachfolger erhofft, dass sie das Niveau der Action halten können, nicht den üblichen Fehler machen von größer-lauter-mehr und mir vor allem mehr geben von der angedeuteten Welt der Auftragskiller. Und genau das habe ich bekommen. Die Geschichte hat ein bisschen mehr Fleisch am Knochen auch wenn sie weiterhin nicht so sonderlich wichtig ist, das Gun-Fu – wie die Macher es nennen – war wieder beeindruckend und die Strukturen der Welt wurden mehr ausgeleuchtet.

Boston

Storyanriss:

15. April 2013: Wie immer am Patriots Day findet in Boston der Marathon statt. Wie in jedem Jahr ist das Sportereignis ein großes Volksfest, das aber an diesem bestimmten Nachmittag eine schreckliche Wendung nimmt. Innerhalb weniger Sekunden explodieren zwei Sprengsätze im Zielbereich des Rennens. Es gibt mehrere Tote und zahlreiche Verletzte. Doch für Schock haben die Police Sergeants Tommy Saunders (Mark Wahlberg) und Jeffrey Pugliese (J.K. Simmons) keine Zeit. Sie blicken wie auch Special Agent Richard DesLauriers (Kevin Bacon), Polizeichef Ed Davis (John Goodman) und Krankenschwester Carol Saunders (Michelle Monaghan) einer Vielzahl an Aufgaben ins Auge: Allen voran müssen Verletzte versorgt werden und zudem läuft ein Rennen gegen die Uhr, denn die Attentäter müssen ausfindig gemacht und gestoppt werden, bevor sie erneut zuschlagen können.

Fazit:

Die zweite Zusammenarbeit innerhalb eines Jahres und insgesamt dritte von Regisseur Peter Berg und Mark Wahlberg, basiert wie auch Lone Survivor und Deepwater Horizon auf einer wahren Geschichte. In Boston geht es um die Anschläge auf den Boston Marathon 2013 und nach vielen Anfragen hat sich der in Boston geborene Schauspieler Mark Wahlberg dazu entschlossen die Geschichte ins Kino zu bringen, aber nur wenn Peter Berg die Regie übernimmt, weil dieser laut Wahlberg der einzige Regisseur ist, der die Geschichte mit dem nötigen Respekt umsetzen könnte.

Mir hat Boston gut gefallen aber im Gegensatz zum allgemeinen Kritiker-Echo nicht so gut wie Deepwater Horizon, der es im letzten Jahr auch überraschend in meine Top 15 des Jahres geschafft hat. Das liegt vor allem an einigen Aspekten und Momenten die vorrangig in der zweiten Hälfte vorkommen, denn die ersten 50 Minuten empfand ich als sehr gelungen. Vor allem Peter Bergs Ansatz nicht nur das Schicksal von Wahlbergs Hauptfigur in den Fokus zu stellen, sondern von Anfang an auch andere Parteien, die von den Anschlägen betroffen waren, mit einzubeziehen und über den Film hinweg hier und da zu zeigen. Spannend fand ich auch die dargestellte Aufklärungsarbeit der Behörden. Stichwort: Lagerhalle. In der zweiten Hälfte verliert der Film für mich ein wenig an Qualität, weil sich immer mehr Elemente wie Dialoge und Handlungen einschleichen von denen man vermutlich nicht wissen kann, ob sie so stattfanden und die ich ein bisschen drüber fand. Dennoch kann ich Boston empfehlen, weil er einfach sehr solide gemacht ist ohne wirklich nenneswerte Probleme.

A Cure for Wellness

Storyanriss:

Weil der CEO der Firma, in der er arbeitet, viel zu lange in einem Wellness-Center in den Schweizer Alpen verweilt, macht sich der ehrgeizige junge Angestellte Mr. Lockhart (Dane DeHaan) auf nach Europa, um seinen Chef Mr. Pembroke (Harry Groener) zurückzuholen. Dort angekommen, stellt er bald fest, dass die Einrichtung nicht der idyllische Heiltempel ist, als der sie sich nach außen hin darstellt. Weil er zu viele Fragen stellt, diagnostiziert das Personal schließlich auch Lockhart mit der seltsamen Krankheit, die hier alle Patienten festzuhalten scheint. Unter Direktion des rätselhaften Spa-Leiters Volmer (Jason Isaacs) beginnt die Behandlung und sein Verstand wird auf die Probe gestellt. Gemeinsam mit Langzeitpatientin Hannah (Mia Goth) stellt Lockhart jedoch gleichzeitig weiterhin Nachforschungen an, um dem Geheimnis der Einrichtung auf den Grund zu gehen.

Fazit:

A Cure for Wellness habe ich nach dem ersten Trailer heiß erwartet. Ich bin großer Fan von Dane DeHaan und der Film schien ziemlich ungreifbar und mysteriös, was in Kombination für mich bedeutete, dass ich definitiv ein Ticket lösen werde. Leider ist der Film bei den Kritikern weitestgehend nicht gut angekommen aber mir hat er dann insgesamt doch gut gefallen. Die größten Probleme mit dem Film hatte ich definitiv mit der Länge von satten 150 Minuten, was echt der Wahnsinn ist. Es ist nicht automatisch so, dass Filme mit Überlänge schlechter sind aber es ist nunmal ein erhöhtes Risiko vorhanden, eine mögliche hohe Qualität nicht über diese Zeit zu halten. Im Englischunterricht in der Schule hat der Lehrer auch immer geraten kurze, einfache Sätze zu bilden und keine 5fach verschachtelten Satzgebilde, die dir die komplette Grammatik zerhauen können. Also 20-30 Minuten weniger hätten A Cure for Wellness gestrafft und letztlich gut getan.

Zusätzlich hat auch das Finale den Eindruck vom Film eher ins Negative gezogen. Ich meine nicht die Auflösung der Geschichte oder des Mysteriums sondern das skurrile Finale was daraus entsteht, das dann zu viel war für mich. Dennoch gibt es aber viele Aspekte an A Cure for Wellness, die den Film dann doch auch sehr sehenswert machen. Zum einen gehört der Film wohl zu den schönsten Filmen des Jahres, die Bilder und Kamerafahrten sind atemberaubend und echt beeindruckend. Egal ob Schweizer Alpen im Panorama, den coolen Spielereien mit der Kamera am Zug zu Beginn des Films oder auch die Thriller-Horror-Elemente innerhalb des Sanatoriums jede Facette brachte einprägsame Bilder hervor, die sich mir für die nächsten Jahre ins Gedächtnis brennen werden.

Neben der Optik, die positiv zur Atmosphäre beigetragen haben, fand ich auch, dass das Produktionsdesign und die coolen, abgefahrenen Ideen dazu beitrugen. Mir hat auch durchaus Spaß gemacht zu rätseln und nach und nach die konfuse Geschichte aufzudröseln. A Cure for Wellness ist sicherlich nicht der erhoffte Topfilm geworden, aber einer der mir dieses Jahr definitiv im Kopf bleiben wird, wie vergleichsweise The Neon Demon im letzten Jahr.

Fifty Shades of Grey 2 – Gefährliche Liebe

Storyanriss:

Die Studentin Anastasia Steele (Dakota Johnson) lernte den milliardenschweren Sado-Maso-Liebhaber Christian Grey (Jamie Dornan) kennen, war ihm schnell verfallen – und trennte sich nach einem besonders schmerzhaften Sexspiel. Doch Anastasia, die nun bei einem Verlag für Macho-Chef Jack Hyde (Eric Johnson) arbeitet, hängt noch immer an ihrem Ex. Nachdem sie und Christian neue Regeln vereinbart haben, beginnt die Beziehung erneut. Ana ist glücklich und glaubt, ihren Freund ändern zu können. Aber dann erfährt sie mehr über seine Vergangenheit. Ehemalige Partnerinnen wie Elena (Kim Basinger) oder Leila (Bella Heathcote) tauchen auf und Ana beginnt zu verstehen: Sie ist nicht die erste, die versucht, aus Christian einen anderen Menschen zu machen. Während sie beim Sex weitere Grenzen überschreitet, steht Ana vor der nächsten schweren Entscheidung.

Fazit:

„Okay, ich werde mit dir essen… weil ich Hunger habe.“

Sagt sie will es langsam angehen, dann streiten sich die beiden über ein durchaus wichtiges Thema und 30 Sekunden später haben sie Sex und sowohl der Streit als auch ihre Bedingung sind über den Haufen geworfen. Konsequent.

Ungesündeste Beziehung ever, besitzergreifend, eifersüchtig.

Schlechteste Frauenerolle des Jahrzehnts.

Die Gespräche handeln immer von den selben drei Themen und drehen sich im Kreis.

Absage New York so sinnlos?! Reaktion vom Chef, wtf?!

Wieder Streit aus nachvollziehbaren Gründen, sagt sie braucht Abstand und Zeit… 30 Sekunden später haben sie Sex

Hubschrauberabsturz wofür? 5 Minuten später ist er wieder da und alles beim Alten.

„Du hast mir gezeigt wie man fickt Elena, Ana hat mir gezeigt wie man liebt.“

Fast and Furious 8

Storyanriss:

Können Dom (Vin Diesel) und seine Freunde, die er Familie nennt, endlich ein normales Leben führen? Nach dem Rückzug von Brian und Mia hat er sich mit Letty (Michelle Rodriguez) in die Flitterwochen verabschiedet und die restliche Crew ist von allen Vergehen aus der Vergangenheit freigesprochen worden. Doch dann taucht die mysteriöse Cyber-Terroristin Cipher (Charlize Theron) auf, verführt Dom und macht ihn zu ihrem Partner bei einer Reihe von Verbrechen. Mr. Nobody (Kurt Russell) bittet die Gang um Letty, Roman (Tyrese Gibson), Tej (Ludacris) und Co., zu helfen. Gemeinsam mit Hobbs (Dwayne Johnson), der wegen Doms Verrat im Knast sitzt, und Todfeind Deckard Shaw (Jason Statham) müssen sie bei einer Jagd rund um den Globus eine Anarchistin stoppen, die Chaos in die Welt bringen will. Und wichtiger: Sie müssen den Mann nach Hause holen, der sie zu einer Familie machte.

Fazit:

Mit knapp 650 Millionen $  hat The Fate of the Furious das beste Kinostartwochenende allerzeiten hingelegt auch wenn man korrekter Weise erwähnen muss, dass der Film auch im Vergleich zu Star Wars VII in der ersten Woche in mehr Märkten, vor allem dem wichtigen chinesischen, weltweit gestartet ist und somit natürlich einen Vorteil hatte. Es hat auch nicht lange gebraucht für den achten Teil des Franchises und den ersten ohne Paul Walker, um die Milliardengrenze zu knacken und der bislang erfolgreichste Film des Jahres zu werden.

Inhaltlich hat man sich meiner Meinung nach für paar interessante Ideen entschieden, denn sowohl die Idee die Leitfigur der Reihe, die uns mit jedem Teil indoktriniert, dass die Familie über allem steht, wendet sich ausgerechnet gegen jene. Genauso klug war es den Bösewicht des letzten Fast and Furious Films, Jason Statham, mit Dwayne Johnsons Charakter Hobbs zu koppeln und so etliche gelungene Momente im Film zu kreieren. Die Dynamik, der Witz und die Action wenn beide Figuren zusammen zu sehen waren, waren einfach sehr stark. Kein Wunder, dass ausgerechnet die beiden jetzt zusammen ihren Spin-Off Film bekommen werden.

Gelungen waren auch die anderen Castingentscheidungen: Charlize Theron gab ihrer Figur Cipher Gravitas und dem Zuschauer das Gefühl einen ernstzunehmenden Gegner gegenüber zu stehen, der auch Grenzen überschreitet. Auch die andere Oscargewinnerin, Helen Mirren, die sich mit ihrer Begeisterung für Vin Diesel und die Fast Reihe offensiv selbst ins Gespräch für eine Rolle brachte, konnte in ihren wenigen Szenen allen die Show stehlen und Lust auf mehr machen. Die Action war wie üblich top-notch und total übertrieben aber trotz cooler Ideen und Sequenzen, wie zum Beispiel die Szene an der New Yorker Kreuzung, meiner Meinung nach nicht so gut wie in den Teilen zuvor. Ein Highlight war auch ganz klar die Flugzeug-Actionsequenz, die nicht nur gut choreographiert sondern auch sehr lustig war. Neben diesen herausstechenden Momenten kann auch der achte Teil mit den üblichen Säulen des Franchises wie Humor, Familienzusammenhalt, geilen Karren und tollen Locations punkten. Alles in allem war Fast and Furious 8 ein gelungener Ableger, der die Balance von Story und over the top Action zwar ganz gut hinbekommt aber als Gesamtprodukt nicht zu den Top3 Filmen der Reihe gehört.

Guardians of the Galaxy Vol. 2

Storyanriss:

Die „Guardians Of The Galaxy“ rund um Peter Quill alias Star-Lord (Chris Pratt) sind mittlerweile im ganzen Universum bekannt und auch Ayesha (Elizabeth Debicki), die Anführerin der Sovereign People, einem Volk von genetisch zur Perfektion veränderten Wesen, bemüht sich um ihre Dienste. Die Guardians sollen für sie und ihre Mitbürger ein interdimensionales Monster bekämpfen. Im Ausgleich will sie ihnen Nebula (Karen Gillan) übergeben, so dass die Guardians die Killerin und Schwester von Gamora (Zoe Saldana) ins Gefängnis bringen können. Doch Rocket (Stimme im Original: Bradley Cooper) kann seine Finger mal wieder nicht bei sich behalten und klaut nach vollbrachter Tat ein paar mächtige Batterien. Ayesha ist darüber alles andere als begeistert und heuert die Ravagers an, die Guardians zu jagen und die Energiequelle zurückzuholen. Weil Yondu sich weigert, seinen Ziehsohn Star-Lord mit vollem Einsatz zu verfolgen, kommt es innerhalb der Ravagers zur Meuterei. Taserface (Chris Sullivan) übernimmt das Kommando und setzt Star-Lord und den Guardians nach. Bei deren Überführung von Nebula zum Nova Corps wiederum geht derweil wenig nach Plan und bald werden die Helden getrennt.

Fazit:

Nur eine Woche nach Fast and the Furious 8 startet mit Guardians of the Galaxy 2 die nächste große Fortsetzung, die vermutlich an der Milliardengrenze​ kratzen wird. Neben den altbekannten Stars des Überraschungshits aus dem Jahr 2014 sind unter anderem Kurt Russell, Sylvester Stallone und Pom Klementieff neu dabei, die mir auch allesamt gut gefallen haben. Gerade Kurt Russell schien mir perfekt gecastet worden zu sein. Guardians of the Galaxy 2 schwankt qualitativ ziemlich stark: Szenen wie das Intro, das Gefängnis oder das Storyende waren super, wohingegen mir eigentlich alles mit den goldenen Sovereign nicht gefallen hat und es auch hier und da paar langatmige Momente im 2. Akt gab.

Im ersten Teil ging es noch darum wie sich die Guardians finden und ein Team werden und jetzt setzte James Gunn da an und zeigt wie die Guardians auf Abenteuer gehen und ihr Team zusammenhalten müssen. Der eigentliche Hauptcharakter Peter Quill, gespielt von Chris Pratt, kommt fast schon ein wenig zu kurz, obwohl auf seine Geschichte rund um seinen Vater das Hauptaugenmerk James Gunns lag, weil seine Co-Stars in separaten Storyarcs mehr Screentime bekamen. Highlight war hier überraschender Weise Michael Rooker für mich, gestört habe ich mich hingegen oft an Nebula, die interessante Hintergründe zu ihrer Geschichte preisgibt aber von Schauspielerin Karen Gillan gefühlt den ganzen Film mit dem selben extrem wütenden Gesichtsausdruck geschauspielert wird. Zusätzlich merkt man zwar wie sehr James Gunn seine Figuren liebt aber auch er musste hier und da Zugeständnisse an die Zielgruppe machen und für das Publikum so manche Szene einbauen, die beliebte Figuren (und Merchandisegiganten) wie Baby Groot bis zum Maximum ausreizen für Jokes. Wie üblich für Marvel waren die Antagonisten wenig ernstzunehmen und wenig spannend und auch das Actionfinale war nicht sonderlich gut. Das emotionale, storytechnische Ende jedoch war super und lässt den Film auf eine starke, einprägsame Note enden. Wie auch schon beim ersten Teil wurde die Musik toll ausgewählt und hatte gefühlt noch mehr Bedeutung innerhalb der Geschichte.

Get Out

Storyanriss:

Der afroamerikanische Fotograf Chris (Daniel Kaluuya) und seine weiße Freundin Rose (Allison Williams) sind seit mittlerweile fünf Monaten ein Paar. Als Rose ihm ihre Eltern vorstellen möchte, stimmt Chris wohl oder übel zu, auch wenn ihn die Sorge umtreibt, wie Roses Eltern auf den schwarzen Freund ihrer Tochter reagieren werden. Doch zunächst erweisen sich Chris’ Bedenken scheinbar als völlig unnötig: Dean (Bradley Whitford) und Missy (Catherine Keener) bereiten den beiden einen herzlichen Empfang und scheinen sich an der Hautfarbe des Partners ihrer Tochter überhaupt nicht zu stören.

Fazit:

Get Out stellt mit Split wohl die bislang größte Überraschung des Kinojahres da, denn auch der Horrorsatire und dem Regiedebüt von Jordan Peele gelang es mit einem Budget unter 10 Millionen knapp 200 Millionen an den Kinokassen einzuspielen und zeitgleich auch die Kritiker zu überzeugen. Im Falle von Get Out gilt der Film mit 99% Kritikerzustimmung als einer der besten Filme aller Zeiten auf rottentomatoes.com. Und auch wenn ich eine solche Aussage nicht ganz unterschreiben würde, hat mir der erste Film von Peele sehr gut gefallen.

Jordan Peele ist in Amerika schon seit geraumer Zeit auf einer Hypewelle unterwegs, durch das sehr beliebte Comedy-Gespann Key and Peele. Ihm lag viel daran einen möglichst realistischen, klaren Blick auf seine Geschichte und Protagonisten zu halten und den im Film thematisierten unterschwelligen, latenten Rassismus in der Gesellschaft aufzuzeigen, bei dem man sich hin und wieder vielleicht sogar selbst ertappt fühlt, weil man vielleicht Mal so ähnlich gehandelt hat in einer Situation. Get Out ist eher als Satire und psychologischer Horror zu verstehen und weniger als klassischer Schocker, was mir wenn es so gut gemacht ist besonders gefällt. Der Film erinnert mich nicht nur dank des Hauptdarstellers Daniel Kaluuya an die Serie Black Mirror.

Zum Inhalt der Geschichte werde ich natürlich nicht mehr viel sagen, weil man am besten so unwissend wie möglich an den Film herangeht aber mir hat insgesamt ziemlich zugesagt und hat erfrischender Weise auf den Großteil der typischen Genre-Klischees verzichtet. Verdienter Erfolg für Get Out und Peele.

 

Sieben Minuten nach Mitternacht

Storyanriss:

Der kleine Conor (Lewis MacDougall) lebt bei seiner kranken Mutter Elizabeth (Felicity Jones) und fühlt sich in der Schule alles andere als wohl – einige Kinder hänseln Conor, andere behandeln ihn wegen der Krankheit seiner Mama wie ein rohes Ei. Und auch zu Hause scheint sich alles nur noch weiter zu verschlimmern, vor allem wenn Conor bei seiner strengen Großmutter (Sigourney Weaver) sein muss. Als wäre dies alles nicht schon aufwühlend genug, hat Conor obendrein immer wieder Alpträume, in denen er an den drohenden Tod seiner Mutter erinnert und die alte Eibe vor dem Fenster lebendig wird, sich plötzlich in ein knorriges Monster (Stimme im Original: Liam Neeson) verwandelt. Das unheimliche Wesen erzählt Conor drei Geschichten und fordert ihn auf selbst eine vierte Geschichte zu erzählen.

Fazit:

Auf diesen Film habe ich mich besonders gefreut in den letzten Monaten. Grund dafür war der visuelle Look des ersten Trailers, woraufhin ich mir das Buch auf das der Film basiert kaufte, und die beteiligten Akteure wie Regisseur J.A. Bayona, der mit Das Waisenhaus einen meiner liebsten Horrorfilme der letzten Jahre drehte und Liam Neeson, Felicity Jones und Sigourney Weaver die nötigen Schauspieler bot, die diese Geschichte brauchte. Das Buch selbst wurde ursprünglich von Siobhan Dowd angefangen und nach ihrem tragischen Krebstod von Patrick Ness zu Ende gebracht. Ness steuerte nun auch das Screenplay und Script zum Film bei.

Mich hat die Umsetzung des Stoffes absolut überzeugt und ich empfand es als wahnsinnig toll umgesetzt. Die Geschichte an sich ist relativ simpel und so kompakt, dass Ness und Bayona glücklicher Weise auch alles in diesen Film abbilden konnten und nicht wie sonst üblich bei Buchadaptionen viel weglassen mussten, denen man dann zwangsläufig an irgendeinem Punkt hinterher trauert. Die 1-2 Sachen die mir als fehlend aufgefallen sind, waren auch im Buch teils verwirrend und unnütz und somit ist ihr Verlust nicht weiter tragisch. Richtig super waren die Schauwerte, sei es das Monster oder die erzählten Geschichten des Monsters, die einen sehr geilen visuellen Stil hatten und durch ihre gute Qualität die thematisch schwierige Geschichte toll unterstützten. A Monster Calls reiht sich für mich in die kleinen aber feinen Dramen mit fantastischen Elementen wie Pans Labyrinth, Das Waisenhaus, Before I wake oder Midnight Special ein und wird mir sicherlich dieses Jahr länger im Gedächtnis bleiben.

King Arthur: Legend of the Sword

Storyanriss:

Arthur (Charlie Hunnam) wuchs in der Londoner Gosse unter Prostituierten auf, die sich um ihn kümmerten. Von seiner königlichen Herkunft ahnt er nichts, bis er eines Tages das magische Schwert Excalibur aus einem Stein zieht – eine Tat, zur der laut Legende nur der rechtmäßige König Englands fähig ist. Durch Visionen wird Arthur klar, dass der Tyrann Vortigern (Jude Law) die Macht an sich riss, nachdem er den rechtmäßigen König Uther Pendragon (Eric Bana) hatte ermorden lassen, seinen eigenen Bruder – und Arthurs Vater. Der Sohn schließt sich der Rebellion gegen Vortigern an, für die auch die geheimnisvolle Magierin Mage (Àstrid Bergès-Frisbey) kämpft. Es geht um die Befreiung der Bevölkerung von ihrem Unterdrücker, aber Arthur hat außerdem ein ganz persönliches Motiv, um Vortigern vom Thron zu stoßen.

Fazit:

Endlich mal wieder ein Guy Ritchie Film und wenn es nach ihm und seiner Vision ginge der Auftakt einer 6teiligen Arthur-Filmreihe. Ohne jetzt zu voreilig sein zu wollen aber das wird so vermutlich nicht passieren, wenn man sich die durchwachsenen Kritiken und den mittelmäßigen Erfolg am Boxoffice ansieht. Vielleicht kann Ritchie sich für andere Projekte wie beispielsweise weitere „Sherlock Holmes„-Filme verpflichten um im Gegenzug nochmals einen „Arthur„-Film drehen zu können.

Doch trotz meiner eher negativen Prognose muss ich gestehen, dass ich den Film eigentlich ganz cool fand. Film und Filmerlebnis erinnern mich zwangsläufig an The Great Wall mit Matt Damon von Anfang des Jahres. Die Geschichte von König Arthur und Merlin ist nicht gerade selten verfilmt worden und Guy Ritchie erfindet das Rad nicht neu kann aber mit seinem berühmten Stil wie die Art wie er Dialoge führt und schneidet, der Humor oder auch die Art wie er Action präsentiert und inszeniert dem Ganzen seinen eigenen Stempel aufdrücken. Hunnam als Titelfigur war überzeugend und Jude Law hatte als Antagonist sichtlich Spaß.

Ich fand den Film zu keinem Zeitpunkt langweilig und würde durchaus gerne einen weiteren Teil sehen, weil es jetzt erst interessant werden würde. Das bleibt aber wohl Wunschdenken, denn bei knapp 200 Mio reinen Produktionsbudget könnte der Film wenn auch unverdient vielleicht der größte Kassenflop des Sommers werden.

Kong: Skull Island | Kritik / Review

(Trailer)

Gareth Edwards hat 2014 mit seinem Blockbuster Godzilla das neu geplante Monster-Universe auf den Weg gebracht. Der Erfolg des Films hat sich vor allem auch für Edwards gelohnt, der daraufhin das Angebot bekam das erste Star Wars Spin-Off Rogue One zu drehen. Nach Godzilla wird nun mit King Kong das zweitikonischste Moviemonster mit einem Solofilm im Filmuniversum installiert und etabliert bevor die Könige der Welt irgendwann aufeinander treffen werden. Kong: Skull Island vereint unter der Regie von Jordan Vogt-Roberts (Kings of Summer) einen namhaften und talentierten Cast: Brie Larson (Room), Tom Hiddleston (Thor), Samuel L. Jackson (The Hateful 8), John Goodman (10 Cloverfield Lane), Toby Kebbell (Warcraft), Corey Hawkins, Jason Mitchell (beide Straight Outta Compton) und John C. Reilly (The Lobster).

Storyanriss:

Anfang der 70er macht sich ein Trupp von Soldaten, Regierungsbeauftragen und Zivilisten auf, eine mysteriöse Insel zu erkunden. Die Gruppe unter dem Kommando von Lieutenant Colonel Packard (Samuel L. Jackson), zu der auch der mysteriöse „Reiseleiter“ Bill Randa (John Goodman), der Spezialkräfte-Veteran James Conrad (Tom Hiddleston) und die Kriegsfotografin Mason Weaver (Brie Larson) gehören, wird sehr unfreundlich empfangen: Etwas holt die Helikopter vom Himmel! Die Überlebenden der Abstürze erfahren, dass auf „Skull Island“ ein Riesenaffe haust, eine gefährliche Kreatur, die wie ein einsamer Gott über die Insel streift. Doch viel Zeit zum Lernen bleibt nicht, denn als die Expeditionstruppe auf Eingeborene und den geheimnisvollen, schon vor langer Zeit auf der Insel gestrandeten Amerikaner Hank Marlow (John C. Reilly) trifft, erfährt sie, dass Affe Kong zwar der König der Insel ist, aber noch viele weitere Monster im Dickicht lauern.

Dieser Planet gehört nicht uns.

Fazit:

Meine Einschätzung zu Kong: Skull Island fällt wie ich es erwartet habe sehr gespalten aus, denn eigentlich trifft man mit folgender Aussage ganz gut den Kern des gesamten Films: alle Szenen mit King Kong sind absolut fantastisch, wohingegen die Szenen an denen die eigentlichen Schauspieler beteiligt sind, weitestgehend enttäuschend und schwach waren. An dieser Stelle muss jeder von euch wissen wofür er sich diesen Film anschaut, beziehungsweise ob ihm das reicht. Kong ist natürlich eigentlich die Hauptfigur im Film und dementsprechend ist es sehr lobenswert, dass sie es hinbekommen haben, diesen König so toll in Szene zu setzen und somit für Highlights zu sorgen. Trotz des schön animalischen Ansatzes, kann man schon behaupten, dass Kong die vielseitigsten Facetten im Film hat. Er sah fantastisch aus, war gewaltig und die Actionszenen natürlich eine Wucht. Auch die Insel an sich und die anderen Monster und dort ansässigen Spezien sahen toll aus und fügten sich super ins Gesamtbild ein. Dafür kann ich euch Kong: Skull Island als guten Genrevertreter empfehlen.

Auf der anderen Seite schwächelt der Film aber auch gewaltig wenn es um die Exposition und Darstellung der menschlichen Charaktere geht und verschenkt das vorhandene Potential und Talent des Casts. Tom Hiddleston beispielsweise fand ich irgendwie fehlbesetzt als James Conrad, ich mag ihn eigentlich, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich ihm seine Rolle als toughen Ex-Militär und Fährtenleser, der mit kernigem Dreitagebart nur noch in Bars abhängt und sich prügelt, wenn er nicht gerade für den Meistbietenden als Söldner anheuert, nicht abgenommen.

Samuel L. Jackson zieht sein übliches Ding durch und das auch besser als in so manch anderem Film aber die Motivation hinter seinen Handlungen wird zwar erklärt aber ist dann letztlich einfach Quatsch, dumm und und unrealistisch.

Brie Larsons Figur Mason Weaver wird zwar passabel eingeführt und es wird deutlich gemacht, dass sie zwar eine toughe Persönlichkeit ist – nicht weil sie einfach Eigenschaften von Männern übernimmt und eine maskuline Kampfmaschine spielt, sondern weil sie eine Kriegsfotografin ist, die sich mit ihren Prinzipien in der Männerwelt behauptet – aber dennoch verkommt sie im Film einfach nur zum Beiwerk das eigentlich permanent nur Fotos schießt. Ich glaube man sieht ihr Gesicht häufiger durch eine Kamera verdeckt als frei davon.

Die einzige wirklich glaubhafte Figur war meiner Meinung nach John C. Reilley, der aber erst später im Film auf die Protagonisten trifft. Er ist der einzige, der wirklich eine nachvollziehbare Geschichte zu erzählen hat und dem es Spaß macht zu folgen – auch wenn er sicherlich mit seiner Art zum Teil den Comic Relief mimt.
Alles in allem kann man an Kong: Skull Island also weitestgehend die gleichen Kritikpunkte anbringen wie an Godzilla 2014 und sie sind auch auf einem ziemlich ähnlichen Niveau. Mir persönlich hat Godzilla aber noch ein Stück weit besser gefallen, weil er die ikonischeren und atmosphärisch dichterenen Szenen hatte wie beispielsweise den Fallschirmsprung, die Raildroad-Brückenszene oder natürlich den Atomic Breath zum Schluss.

Für Fans von Monstermovies kann ich aber Kong: Skull Island bedenkenlos empfehlen. P.S.: bleibt im Kino sitzen, es gibt eine After-Credit-Szene.

Logan | Kritik / Review

Die Rolle des Wolverine war Hugh Jackmans erste Rolle in einem amerikanischen Film. Wer hätte damals gedacht, dass das die Rolle seines Lebens werden und sie ihn 17 Jahre lang begleiten würde? Selbst um ihn herum im „X-Men„-Franchise wurden über die Jahre reihenweise gleiche Rollen neu besetzt und auch darüber hinaus hat keine andere Figur soviele Superheldenfilme gedreht wie Hugh Jackmans Wolverine. Doch jetzt möchte sich Hugh Jackman von der Rolle trennen und konnte nicht nur ein r-Rating für den Film verhandeln, sondern auch den Regisseur James Mangold, der bereits mit Jackman Wolverine: Weg des Kriegers gedreht hat, mit dem Script und der Regie beauftragen. In weiteren Rollen des 127 Mio-Projekts sind Patrick Stewart (Green Room), Dafne Keen (The Refugees), Stephen Merchant (The Office), Boyd Holbrook (Narcos) und Richard E. Grant (Jackie) zu sehen.

Storyanriss:

In der Welt des Jahres 2029 sind Mutanten Geschichte, beinahe jedenfalls: Der gealterte Logan alias Wolverine (Hugh Jackman) ist einer der wenigen verbleibenden Menschen mit außergewöhnlichen Kräften und verbringt seine Tage an einem verlassenen Flecken Erde nahe der Grenze zu Mexiko, wo er sein Geld als Fahrer verdient und ihm nur zwei weitere Mutanten Gesellschaft leisten: Caliban (Stephen Merchant) und Charles Xavier alias Professor X (Patrick Stewart), dessen einst so brillanter und mächtiger Verstand von regelmäßigen Anfällen heimgesucht wird. Doch Logans selbstauferlegtes Exil endet eines Tages abrupt, als eine mysteriöse Frau ihn darum bittet, sich um die junge Mutantin Laura (Dafne Keen) zu kümmern und diese in Sicherheit zu bringen. Bald schon muss sich der krallenbewehrte Krieger mit dunklen Mächten und einem Bösewicht aus seiner eigenen Vergangenheit auseinandersetzen, um Laura zu beschützen.

Fazit:

Vielen Dank, Deadpool. Dank des r-rated Actionblockbusters Deadpool aus dem letzten Jahr, der knapp 750 Millionen $ eingespielt hat, haben die Studiobosse sehen können, dass sich auch erwachsenere Superhelden-Filme finanziell lohnen können. Hierbei geht es aber weniger darum jetzt jeden Superhelden-Film brutal, blutig und vulgär zu machen, sondern den Charakteren die bestmögliche Umsetzung und Inszenierung zu geben. Ein Superman verkörpert andere Werte und ist eine andere Art Superheld als beispielsweise Deadpool oder Wolverine. Bei ihm passt ein r-Rating gar nicht, wohingegen es für Wolverine und Deadpool perfekt ist.

Hugh Jackman hat das erkannt und Gerüchten zufolge auf einen Teil seiner Gage verzichtet um vom Filmstudio das OK für ein r-Rating zu bekommen. Nach 17 Jahren und 9 Filmen gibt es also endlich die passende Umsetzung Wolverines und einen der besten Vertreter des „X-Men„-Franchises. Endlich geht es Mal um was in dem Film und die Figuren werden ein wenig mehr ausgeleuchtet, sie bekommen endlich Fleisch. Der ruhige Stil trägt ungemein zur Atmosphäre bei und die angerissenen Themen wie ALS, Alzheimer und Familie werden so unterstützend untermalt.

Die Anzahl der Charaktere hält sich sehr in Grenzen, wodurch Logan nicht so aufgeblasen wirkt wie die letzten X-Men Filme. Es geht nur um Charles Xavier, Logan und X-23. Neben der gelungenen Geschichte, brilliert der Film vor allem durch krasse Actionszenen. Die Kämpfe sind super brutal und nett choreographiert. Es fließt literweise Blut, Gliedmaßen und Köpfe werden in regelmäßigen Abständen von ihrem Körper getrennt und durch Logans neue Verletzlichkeit, Xaviers Zerbrechlichkeit und Lauras Unerfahrenheit hat man durchaus das Gefühl, dass sie den Superheldenstatus gewissermaßen verlieren und nicht mehr unbesiegbar scheinen. Der Film als solches ist im Prinzip ein Roadmovie und setzt weniger auf optisches Spektakel, sondern mehr auf Inhalte.

Negativ würde ich dem Film die Länge und seine Antagonisten ankreiden. Es ist nicht so, dass man sich wirklich langweilt und sich im Kino quält aber eine Straffung um etwa 15 Minuten hätte dem Film meiner Meinung nach gut getan. Man braucht vielleicht keine hundert Szenen, um zu zeigen wie sehr Wolverine leidet oder wie gerne er Alkohol trinkt. Und wie bereits erwähnt haben mir auch die Gegenspieler nicht gefallen, die waren leider sehr belanglos und generisch. Ich meine nicht das übliche Handlangerpack, die nur dafür da sind um reihenweise platt gemacht zu werden, sondern von den 2-3 großen Bösewichten und Drahtziehern. Teilweise war das so mies, so dass man am Ende nicht mal eine gelungene Aktion von ihnen gesehen hat und sie im Endeffekt den gesamten Film über absolut nichts gemacht haben.

Abseits davon haben aber auch Hugh Jackman und Patrick Stewart die Möglichkeit bekommen auch schauspielerisch in diesen Rollen, die sie bereits so häufig verkörpert haben, zu punkten. Auch Dafne Keen als wortkarge Laura hat als bislang eher unbeschriebenes Blatt begeistern können. Wie ihr merkt hat mir Logan ziemlich gut gefallen und kann sich für mich zu den besten X-Men Filmen wenn nicht sogar Superheldenfilmen generell zählen.

And the Oscar 2017 goes to..

Es ist endlich wieder soweit: in wenigen Stunden werden wieder die Oscars in Los Angeles verliehen. Es ist mittlerweile die 89. Verleihung des prestigeträchtigsten Filmspreises der Welt, den Academy Awards. Nach Chris Rock im letzten Jahr wird dieses Mal der hauseigene Latenight-Host Jimmy Kimmel durch die Gala führen, die wie gewohnt auf ABC in den USA oder ProSieben in Deutschland zu sehen sein wird. Kimmel ist ein kompetenter Host, von dem man aber vermutlich eher weniger bissige Seitenhiebe und Showeinlagen erwarten darf. Dafür freue ich mich aber bereits auf die Fortsetzung der andauernden Spaßfehde zwischen Jimmy Kimmel und Schauspieler Matt Damon, der als Producer mit Manchester by the Sea im Rennen um den Goldjungen ist.

Ein weiteres Highlight dürften in diesem Jahr die musikalischen Performances für die Kategorie Bester Filmsong sein, die zwar zu meinem Bedauern keinen Beitrag von Sing Street bereit hält aber dafür The Empty Chair von Sting, How far I’ll go vom Mann der Stunde in Hollywood, Lin-Manuel Miranda, den Feel-Good-Song Can’t stop the Feeling von Justin Timberlake und natürlich als krönender Abschluss die zwei Songs Audition und City of Stars  aus La La Land, die sicherlich auch visuell überzeugen werden.

Kontroverse:

Vor einem Jahr habe ich an dieser Stelle wie der Rest der Szene über die #OscarsSoWhite-Debatte geredet und glücklicherweise haben sich Hollywood und die Academy diese Kontroverse zu Herzen genommen und haben sowohl so viele neue wahlberechtigte Mitglieder wie nie zuvor aufgenommen, die zusätzlich bunt gemischt und fairer waren. Im Endeffekt haben wir in diesem Jahr so viele Multikulti-Nominierungen wie erst ein einziges Mal in der langen Geschichte der Oscars. Aber auch in diesem Jahr bestätigt sich ein Trend, der mir und vielen anderen immer häufiger negativ aufstößt: das Nominierungs-Kalkül der Studios. Die romantische Ansicht, dass sich am Ende eines Filmsjahres immer die Qualität durchsetzt und jeder Film die gleichen Chancen auf Preise wie den Oscar hat, ist leider nur die halbe Wahrheit, denn wer Preise will, muss meistens auch tief in die Tasche greifen.

Als Filmstudio und Producer willst du natürlich, dass nicht nur ein breites Publikum deinen Film im Kino sieht, sondern vor allem auch die Entscheider für die Awards. Nimmt man da jetzt einen Avatar zum Beispiel, der hatte selbstverständlich hohe Marketingkosten zum Kinostart, war aber gleichzeitig auch ein Film, den die Entscheider automatisch auch ohne zusätzliches Honig-ums-Maul-schmieren mit ihren Familien im Kino sehen wollten. Ein sagen wir Sing Street, meiner #2 des letzten Jahres, hingegen ist kleiner, spezieller und kann auch schnell hinten runterfallen. Er findet sehr wahrscheinlich automatisch weniger in den Medien statt als etwas mainstreamiges und wird somit auch weniger Buzz haben. Deswegen wird in den Oscar-Kampagnen ein Haufen Geld ausgeben um Lobby zu machen, beispielsweise werden Screenings, Dinner usw. organisiert um Aufmerksamkeit und Beachtung für das Produkt zu schaffen. In der Regel haben auch hier die großen Geldgeber den Vorteil.

Dementsprechend taktieren und kalkulieren alle Beteiligten ganz genau den besten Kosten-Nutzen-Faktor und pushen ihren Film speziell nur in bestimmten Kategorien. Bei den Darstellerkategorien fällt das besonders auf. Dev Patel wurde für Lion beispielsweise als Bester Nebendarsteller gepusht, obwohl er und Sunny Pawar nicht nur die gleiche Figur verkörpern, sondern sich auch die Screentime gerecht aufteilen und er sogar mehr Sprechtext hat. Oder nehmen wir Viola Davis, die eigentlich unverständlich in der Kategorie Beste Nebendarstellerin nominiert ist, obwohl sie nicht nur die einzige Frau in Fences ist, sondern auch nahezu ebenbürtig zu Denzel Washingtons Screentime, Wichtigkeit und Text. Sie müsste eigentlich definitiv als Hauptdarstellerin gelistet sein, hätte dort aber härtere Konkurrenz während sie jetzt als größte Favoritin unter den Nebendarstellerinnen gilt.

Zudem muss man sich vielleicht auch fragen, nach welchen Kriterien definitiert wird was Neben- und Hauptrollen ausmachen und wieviel Screentime Schauspieler haben müssen um überhaupt in Frage zu kommen. Wir haben dieses Jahr Leute wie Mahershala Ali oder Dev Patel, die nur ein Drittel oder maximal die Hälfte des Films überhaupt da sind oder auch eine Michelle Williams, die nur 3 Szenen in Manchester by the Sea hat und dann trotzdem aufs ganze Filmjahr bezogen zu den fünf besten Nebendarstellerinnen gehören soll? Die Leistungen aller nominierten Darsteller waren super, ein wenig mehr Klarheit im Nominierungsprozess würde ich mir dennoch wünschen für die nächsten Jahre.

Oscar Snubs und Surprises:

Wie jedes Jahr gibt es auch bei dieser Oscar-Verleihung Nominierungen die absolut überraschend waren und keiner so auf dem Schirm hatte und auch paar Personen oder Filme, deren Berücksichtung und Anerkennung total fehlt und die man schmerzlich vermisst.

Surprises:

#1 Michael Shannon, der zwar ein begnadeter Schauspieler ist und dem ich jeden Preis wünsche, spielte in der Award-Saison bislang keine Rolle, eigentlich galt die Aufmerksamkeit eher seinem Kollegen Aaron Taylor-Johnson, der sogar überraschend den Golden Globe gegen Favorit Mahershala Ali gewann.

#2 Viggo Mortensens Nominierung ist eine sehr positive Überraschung für mich auch wenn ich es bereits vor einem halben Jahr gecalled habe. Er ist vermutlich der Nutznießer aus der Personalie Tom Hanks, der nicht berücksichtigt wurde für Sully.

#3 Drehbuch-Nominierung für den außergewöhnlichen Lobster, ein Fanfavorite vieler Cineasten und aufgrund seiner skurrilen Art sehr überraschend für die Academy.

#4 Ganz besonders freue ich mich über die Nominierung für Studio Laikas Kubo and the Two Strings in der Kategorie Beste Effekte, denn das letzte Mal wurde ein Animations-/Stopmotionfilm vor 24 Jahren (The Nightmare before Christmas) in dieser Kategorie nominiert.

 

Snubs:

#1 Tom Ford, Regisseur und Drehbuchautor für Nocturnal Animals wurde bei den Golden Globes noch mit Nominierungen bedacht, bei den Oscars nicht.

#2 Sing Street und Pharrell Williams für Bester Song: Auch wenn Pharrell Williams genau genommen als Producer von Hidden Figures für einen Oscar nominiert ist, schaffte er es mit seinen Originalsongs für den Film nicht. Noch schlimmer trifft es da Sing Street, der einfach fucking amazing war und komplett übergangen und nicht mal in dieser Kategorie berücksichtigt wurde.

#3 Amy Adams: 5x war sie bereits für den Oscar nominiert und 5x ging sie leer aus – DiCaprio lässt grüßen. Lange Zeit galt Amy Adams mit ihrer Leistung für Arrival als sichere Kandidatin für eine Nominierung als Beste Hauptdarstellerin.

#4 Deadpool: Der R-rated Superhelden-Film hat über das Jahr 2016 viel Lob erhalten und sogar Nominierungen bei den Golden Globes bekommen. Für den Geschmack der Academy ist Deadpool dann wohl doch noch zu abgefahren.

Beste Nebendarstellerin / Actress in A Supporting Role:

Viola Davis (Fences) | Naomi Harris (Moonlight) | Nicole Kidman (Lion) | Octavia Spencer (Hidden Figures) | Michelle Williams (Manchester by the Sea)

 

Wunsch: #1 Viola Davis #2 Naomi Harris

Meine Nummer 1 ist Viola Davis, sie hat die komplexeste Rolle unter den Nominierten und den größten Part. Eigentlich müsste sie als Hauptdarstellerin nominiert sein. Viola sollte gewinnen, falls sie es jedoch nicht wird, würde ich es Naomi Harris am meisten gönnen, weil sie mich echt überrascht hat als cracksüchtige Mutter in Moonlight.

 

 

 

 

Wahrscheinlich: #1 Viola Davis #2 Michelle Williams

 

Diese Kategorie ist vermutlich die mit dem sichersten Outcome an diesem Abend. Bis November galt eigentlich noch Michelle Williams als Favoritin auf diese Auszeichnung, bis ihr Viola Davis den Rang ablief und seitdem einen Award nach dem anderen abräumt. Beide Schauspielerinnen haben zwei absolut herausstechenden und herzzerreißende Szenen in Fences und Manchester by the Sea, doch Viola hat insgesamt einfach die komplettere Rolle mit viel mehr Screentime gehabt – auch wenn sie eigentlich eine Hauptrolle war.

 

Bester Nebendarsteller / Actor in A Supporting Role:

Mahershala Ali (Moonlight) | Jeff Bridges (Hell or Highwater) | Lucas Hedges (Manchester by the Sea) | Dev Patel (Lion) | Michael Shannon (Nocturnal Animals)

 

Wunsch: #1 Mahershala Ali #2 Dev Patel (Lion)

 

Mahershala Ali hatte einfach ein fantastisches Jahr und könnte dieses jetzt wenn es nach mir ginge mit dem Oscar vergolden. Auch wenn seine Rolle nur in einem Drittel von Moonlight zu sehen ist, hinterlässt seine Performance einen bleibenden Eindruck mit wundervollen Szenen. Aus den verbleibenden Nominierten würde ich noch Dev Patel am ehesten den Sieg wünschen für Lion.

 

 

Wahrscheinlich: #1 Mahershala Ali #2 Jeff Bridges (Hell or High Water)

Viel gibt es nicht zu rütteln an dieser Kategorie. Mahershala Ali ist nicht nur mein Favorit für diesen Preis, sondern konnte mit seiner Rolle als vielschichtiger und ambivalenter Drogendealer Juan auch die Voter sämtlicher Awards überzeugen. Die einzige Überraschung gelang eigentlich nur Aaron Taylor-Johnson auf den Golden Globes, der komplett unerwartet Mahershala Ali ausstach, doch der wiederum wurde nicht von der Academy bedacht. Als größte Gefahr sehe ich somit aktuell den Dude Jeff Bridges, der einfach unfassbar respektiert und beliebt ist in Hollywood und in Hell or High Water dem Zuschauer das gibt, was er so an Bridges liebt.

 

Beste Hauptdarstellerin / Actress in A Leading Role:

Isabelle Huppert (Elle) | Ruth Negga (Loving) | Natalie Portman (Jackie) | Emma Stone (La La Land) | Meryl Streep (Florence Foster Jenkins)

 

Wunsch: #1 Emma Stone #2 Isabelle Huppert

Meine Wunschkandidatin ist Emma Stone. Ich bin ein großer Fan ihrer Arbeit und ihrer Person und ich hoffe, dass sie es dieses mal schafft. Es ist vielleicht nicht die „wertvollste“ Performance des Jahres aber dennoch sehr komplex. Sie tanzt, sie singt und zeigt facettenreiches Schauspiel und es ist auch irgendwie ihre Geschichte, denn sie selbst hat mit 15 die Schule abgebrochen um nach L.A. zu ziehen und Schauspielerin zu werden. Zu alledem ist sie auch die einzige Schauspielerin unter den Nominierten die für einen „Bester Film„-Kandidaten nominiert ist, was sich zusätzlich positiv auswirken könnte genauso wie ihre vielen Auszeichnungen bei anderen Awards.

Wahrscheinlich: #1 Isabelle Hupert #2 Emma Stone #3 Natalie Portman

 

Auch wenn der Name Emma Stone am häufigsten fällt im Zusammenhang mit dieser Kategorie sind die Performances von Natalie Portman und der französischen Meryl Streep Isabelle Huppert eine sehr starke Konkurrenz für Emma Stone. Zumal beide Rollen deutlich mehr Drama-Anteile besitzen, die bei den Oscars in der Regel bevorzugt werden. Hier besteht die größte Möglichkeit einer Überraschung und ich denke, dass vor allem Huppert hier siegen könnte und Stone leider mal wieder leer ausgeht.

 

Bester Hauptdarsteller / Actor in A Leading Role:

Casey Affleck (Manchester by the Sea) | Andrew Garfield (Hacksaw Ridge) | Ryan Gosling (La La Land) | Viggo Mortensen (Captain Fantastic) | Denzel Washington (Fences)

 

Wunsch: #1 Casey Affleck #2 Viggo Mortensen

Für mich bleibt Casey Afflecks nuancierte, feinfühlige Performance als Lee Chandler in Manchester by the Sea die erste Wahl in diesem Jahr. Ich fänd es auch irgendwie nicht so ganz richtig, wenn Denzel für eine Rolle, die er schon monatelang am Broadway gespielt hat und sogar einen Tony dafür gewann, auch noch den Oscar mitnimmt. Meine zweite Wahl ist Viggo Mortensen, er hat zwar absolut keine Chance sich dieses Jahr durchzusetzen, aber ich bin schon froh genug, dass er es unter die Nominierten geschafft hat. Liebe für Mortensen, der die Hauptrolle in meiner #1 des Jahres 2016 gespielt hat.

Wahrscheinlich: #1 Denzel Washington #2 Casey Affleck

 

Casey Affleck galt eigentlich das gesamte Jahr als sicherer Sieger für diese Kategorie, bis dann ab Ende des Jahres Denzel Washington mit Fences um die Ecke kam. Zusätzlich gilt Affleck ein wenig als kühl, schwierig und hatte ein wenig negative Presse in den letzten Monaten, während Denzel Washington sehr beliebt und einer der besten Schauspieler aller Zeiten ist. Er ist mittlerweile der große Favorit, vor allem nachdem er den SAG-Award gewonnen hat, der die größte Schnittstelle mit den Oscar-Votern hat und seit knapp 14 Jahren den richtigen Sieger vorhersagt. Das wird wohl Denzel Washingtons 3. Oscar und er zieht somit gleich mit den erfolgreichsten Schauspielern aller Zeiten.

 

Bester Film / Best Picture:

Arrival | Fences | Hacksaw Ridge | Hell or High Water | Hidden Figures | La La Land | Lion | Manchester by the Sea | Moonlight

 

Wunsch: #1 La La Land #2 Moonlight #3 Arrival

Wer wird der Nachfolger zum Vorjahressieger Spotlight? Vermutlich La La Land. Für mich war dieser Film einer dieser wenigen Filme, die einer kleinen Offenbarung glichen. Emma Stone und Ryan Gosling haben eine tolle Chemie zusammen, der Film sieht toll aus, ist kreativ in Szene gesetzt und spricht für mich interessante Themen an. Dazu kommt dann natürlich noch der Aspekt des Musicals mit vielen starken Originalsongs und generell sieht man diese Art Film einfach nicht häufig. Danach stehen bei mir Moonlight und Arrival als die Filme, die mir am besten gefallen haben.

 

Wahrscheinlich: #1 La La Land #2 Moonlight #3 Hidden Figures

 

Ja, La La Land ist der große Favorit, aber wenn es ein Film am Ende doch schafft auf der Zielgeraden vorbeizuziehen, dann ist es wohl Moonlight. Ich fand Moonlight richtig gut, sowohl inhaltlich als auch vom inszenatorischen Standpunkt aus. Moonlight ist aktuell und fühlt sich echt an. Für viele gilt der Film als perfekt und dementsprechend könnte es hier auch eine Überraschung geben.

 

Zusätzlich schau ich vor allem auf folgende Kategorien:

Bester Regisseur:
Wunsch: #1 Damien Chazelle #2 Barry Jenkins / Wahrscheinlich: #1 Damien Chazelle #2 Barry Jenkins
An Damien Chazelle führt wohl kein Weg vorbei, wer bei einem Film wie La La Land Regie führt, der 172 Preise gewonnen hat und 14 Oscar-Nominierungen abgreift, der hat diesen Preis auch verdient. Er ist ein Visionär und wird heute Nacht wohl zum jüngsten Oscar-Regisseur aller Zeiten gewählt.

Bester Animationsfilm:
Wunsch: #1 Kubo and the Two Strings / Wahrscheinlich: #1 Zootopia #2 Moana
Zootopia ist zwar der große Frontrunner in dieser Kategorie und hätte den Sieg vor allem durch seine tiefgründige und sehr aktuelle Note auch verdient, aber persönlich würde ich es dem Stop-Motion-Meisterwerk Kubo wünschen.

Bester fremdsprachiger Film:
Wunsch: #1 Toni Erdmann / Wahrscheinlich: #1 The Salesman
Würde man alle Einflüsse von Außen für einen Augenblick ignorieren und sich nur auf die Filme und ihre allgemeine Wahrnehmung bei Kritikern und Publikum konzentrieren, sollte der deutsche Film Toni Erdmann nach Das Leben der Anderen im Jahr 2006 endlich mal wieder den Oscar in dieser Kategorie für Deutschland gewinnen. Jedoch wird es vermutlich am Ende The Salesman werden, der seit Trumps Einreiseverbot und dem damit verbundenen Boykott des Regisseurs und seiner Crew deutlich an Fahrtwind gewonnen hat. Oscars sind am Ende auch immer ein wenig politisch und setzt Zeichen. Schade für Toni Erdmann.

Zusammenfassung:

Wunsch – BigFive + Bonus:

  • #1 Viola Davis #2 Naomi Harris (Nebendarstellerin)
  • #1 Mahershala Ali #2 Dev Patel (Lion)
  • #1 Emma Stone #2 Isabelle Huppert (Hauptdarstellerin)
  • #1 Casey Affleck #2 Viggo Mortensen (Hauptdarsteller)
  • #1 La La Land #2 Moonlight #3 Arrival (Film)
  • #1 Damien Chazelle #2 Barry Jenkins (Regisseur)
  • #1 Kubo and the Two Strings (Animationsfilm)
  • #1 Toni Erdmann (fremdsprachiger Film)

Wahrscheinlich – Big Five + Bonus:

  • #1 Viola Davis #2 Michelle Williams (Nebendarstellerin)
  • #1 Mahershala Ali #2 Jeff Bridges (Lion)
  • #1 Isabelle Huppert #2 Emma Stone #3 Natalie Portman (Hauptdarstellerin)
  • #1 Denzel Washington #2 Casey Affleck (Hauptdarsteller)
  • #1 La La Land #2 Moonlight #3 Hidden Figures (Film)
  • #1 Damien Chazelle #2 Barry Jenkins (Regisseur)
  • #1 Zootopia #2 Moana (Animationsfilm)
  • #1 The Salesman (fremdsprachiger Film)

Moonlight | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Der Kontrast könnte fast nicht größer sein: Moonlight hat von allen „Best Picture„-Nominierten am wenigsten Geld an den Kinokassen generiert und ist dennoch zeitgleich der wohl größte Konkurrent von La La Land in dieser Kategorie. Moonlight hält einen sagenhaften 98% Score bei Rotten Tomatoes und galt für viele Kritiker als perfekter Film.

Regie führte Barry Jenkins, der in dieser Geschichte um einen schwulen Afroamerikaner der in einer rauen Welt aufwächst, Teile seiner eigenen Kindheit aufarbeitet, denn auch er ist wie Autor Tarell Alvin McCraney, der mit seinem Buch „In Moonlight Black Boys look Blue“ die Grundlage lieferte, wie die Hauptfigur im Film im Armenviertel Liberty City in Miami mit einer cracksüchtigen Mutter aufgewachsen.

Die Hauptrolle wird gleich von drei Darstellern (Alex R. Hibbert, Ashton Sanders und Trevante Rhodes) verkörpert, die bis dato entweder komplett unerfahren oder vor allem noch eher unbekannt waren. In den Nebenrollen findet man mit Naomie Harris (James Bond: Skyfall) , Mahershala Ali (House of Cards) und Janelle Monáe (Hidden Figures) drei größere Namen.

Storyanriss:

Der neunjährige, „Little“ genannte Chiron (Alex R. Hibbert) spricht nicht viel. Er frisst den Kummer in sich hinein, den seine alleinerziehende Mutter Paula (Naomie Harris) mit ihrer Cracksucht verursacht. Es braucht eine Ersatzfamilie, den Drogenhändler Juan (Mahershala Ali) und dessen Freundin Teresa (Janelle Monáe), damit sich der Junge langsam öffnet. Als Teenager hat Chiron (jetzt gespielt von Ashton Sanders) dann starke Probleme an der Highschool – weil er anders ist, mit seinem besten Kumpel und Schulkameraden Kevin (Jharrel Jerome) die ersten homosexuellen Erfahrungen macht. Schließlich, mit Ende 20, hat Chiron (jetzt gespielt von Trevante Rhodes) die Opferrolle abgelegt. Er nennt sich Black und macht sein Geld als Drogendealer. Ein überraschender Anruf von Kevin (jetzt gespielt von André Holland) aber löst etwas in ihm aus: Der Freund von früher, inzwischen ein Koch, bittet Black, ihn in Miami zu besuchen.

You, in the middle of the world.

Fazit:

Meine Erwartungshaltung an Moonlight war enorm und ich bin froh sagen zu können, dass er mich nicht enttäuscht hat. Genau genommen hat er mir sogar sehr gut gefallen. Der Film behandelt kritische und schwierige Themen wie das Drogenmillieu, das Erwachsenwerden und Homosexualität, schafft es aber diese Themen sehr nuanciert und feinfühlig aufzugreifen und teilweise uns Aspekte zu zeigen, die vielleicht sonst in ähnlichen Filmen zu kurz kommen oder auch gar nicht gezeigt werden.

Die periodische Erzählstruktur mit verschiedenen Darstellern, die den selben Charakter in einem unterschiedlichen Lebensabschnitt spielen, erinnert an Lion, der ebenfalls in der Kategorie Bester Film nominiert ist. Und wie auch bei Lion sind nicht nur die bekannten Nebendarsteller super, sondern vor allem auch die Neulinge in der geteilten Hauptrolle. Die Schauspielernominierungen haben aber vermutlich aufgrund dieser Teilung dann Mahershala Ali und Naomie Harris bekommen und mit paar starken Szenen auch verdient.

Mahershala Ali zeigt uns in wenigen außergewöhnlichen Szenen einen ambivalenten Drogendealer, den wir so vermutlich noch nie gesehen haben und Naomie Harris hat in nur 3 Tagen Drehzeit sämtliche Szenen abgedreht für ihre Rolle als cracksüchtige Mutter, die der echten Mutter von Regisseur Barry Jenkins nachempfunden ist. Starke Leistung von ihr, so hab ich sie noch nicht gesehen.

Generell scheint es dieses Jahr Trend in Hollywood zu sein, Performances zu würdigen, die nicht zwangsläufig viel Screentime gehabt haben müssen, sondern vielmehr in den wenigen Szenen in denen sie zu sehen sind einfach absolut on-point tolle Leistungen abriefen. Michelle Williams hat nur 2-3 Szenen, Mahershala Ali ist nur in einem Drittel des Films zu sehen, Nicole Kidman hat verhältnismäßig wenig Szenen und so weiter.

Die Dreiteilung von Moonlight hat mir aus vielerlei Gründen super gefallen so wie sie inszeniert war. Zum einen bekommt man statt einer guten Schauspielleistung glücklicherweise drei tolle Performances von Alex R. Hibbert, Ashton Sanders und Trevante Rhodes, die komplett andere Facetten bedienen mussten aber das einfach fantastisch umgesetzt haben. Auch erzählerisch bieten diese Kapitel komplett andere Ansätze und Themen: die erste Episode wirkt poetisch und hoffnungsvoll und behandelt sehr interessante Beziehungen und Bindungen zwischen den Figuren. Die Szenen im Meer oder am Küchentisch – wow. Die zweite Episode ist weniger mutig und erinnert dann noch am ehesten an Altbekanntes – abgesehen von der Szene am Strand. Mit der finalen Episode geht Barry Jenkins dann aber nochmal so einige Risiken ein, wenn er zunächst den uns als schüchternen mit stets gesenktem Kopf vorgestellten Jungen mit einer 180°-Wandlung als Klischee-Gangster präsentiert, dessen Fassade aber sofort zu bröckeln beginnt und seine geschundene Seele offenlegt, wenn er auf einen alten Bekannten trifft.

Klasse Film und vermutlich der Underdog mit der größten Chance auf einen Überraschungssieg in der Kategorie Bester Film.

Arrival | Kritik / Review

arrival-blog4(Trailer)

Mit Enemy, Prisoners und Sicario kann Regisseur Denis Villeneuve auf eine noch nicht sehr große aber dafür beeindruckende Filmographie zurückblicken. Die Qualitäten des kanadischen Regisseurs sind in Hollywood längst kein Geheimnis mehr, so dass der Hype um seinen neuen Film Arrival nicht sonderlich überraschend daherkommt. Amy Adams (American Hustle) und Jeremy Renner (Mission Impossible: Rogue Nation) spielen die Hauptrollen Louise und Ian. Zusätzlich ist unter anderem Oscar-Gewinner Forest Whitaker (Der letzte König von Schottland) in einer Nebenrolle zu sehen.

Trotz der überraschenden Nichtnominierung von Amy Adams konnte Arrival 8 Oscar-Nominierungen in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Kamera, Bester Schnitt, Bester Ton, Bester Tonschnitt und Bestes Szenenbild abgreifen.

Storyanriss:

Zwölf Alien-Raumschiffe landen auf der Erde, jeweils in unterschiedlichen Regionen. Die Menschen versuchen, mit den Außerirdischen zu kommunizieren, aber niemand versteht die walartigen Laute, die von den Aliens abgesondert werden. Im Auftrag der US-Regierung stellt Colonel Weber (Forest Whitaker) darum ein Team um die Linguistin Louise Banks (Amy Adams) und den Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner) zusammen, das eine Kommunikation mit den fremden Wesen herstellen soll, um deren Absichten in Erfahrung zu bringen. In Montana, wo eines der Schiffe über dem Boden schwebt, machen sich die beiden an die Arbeit – er, der rationale Naturwissenschaftler mit klarer Ansicht zu den Dingen, sie mit ihrem Sprachverständnis und ihrer ansteckenden Entdeckungsfreude. Doch bald beginnt ein Rennen gegen die Zeit, bei dem es um nicht weniger als den Fortbestand der Menschheit geht.

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Träumst du in ihrer Sprache?

Fazit:

Denis Villeneuves neuster Film Arrival hat mich komplett überzeugt und begeistert zurückgelassen. Die Geschichte war durchweg spannend inszeniert und wie üblich für Villeneuve deutlich vielschichtiger als andere Genrevertreter mit Blockbusteranspruch. Die Stoffe die er entwickelt oder sucht und adaptiert, sind zwar durchaus in Richtung Popcorn- und Unterhaltungskino anzusiedeln, jedoch auch gleichermaßen anspruchsvoll. Arrival bildet da keine Ausnahme und regt wie Denis Villeneuves andere Filme zum Nachdenken und Diskutieren an.

Sehr gut gefiel mir auch die Kameraführung von Bradford Young (Selma) und ein paar eingefangene Shots, die ich so bisher noch nicht gesehen habe – untermalt wurden diese Kamerafahrten von sehr minimalistischer aber eindringlicher Musik von Villeneuves Stammkomponisten Johann Johannsson. Natürlich hatte ein großer Bestandteil dieser Bilder was mit den außerirdischen Besuchern zu tun. Deren Design, sowohl das der Aliens an sich, ihrer Raumschiffe und auch Sprache empfand ich als erfrischend, kreativ und interessant.

Aliens auf der Erde sind längst ein Alter Hut und schon hunderte Male inszeniert worden, meistens im Krachbumm-Stil eines Independence Day, wer jedoch ähnlich viel Action bei Arrival erwartet, wird definitiv enttäuscht werden, denn der Film hat einen komplett anderen Ansatz, der deutlich weniger ausgenudelt ist und Arrival eigentlich erst so herausragend macht. Ich saß gespannt im Kino und wollte auf der einen Seite unbedingt wissen, was die Absichten der Aliens auf der Erde sind und auf der anderen Seite dabei zusehen wie die Menschen versuchen diese höchstkomplexe Sprache zu analysieren und zu lernen, kann jedoch aber auch nachvollziehen wenn dieser ruhige Stil nicht jedem Kinogänger gefällt.

Mir hat der Film aber definitiv gut gefallen und nachdem die Vorstellung vorbei war, war das Bedürfnis mich mit meinem Kumpel, der Arrival mit mir gesehen hat, auszutauschen und über die Inhalte zu philosophieren groß. Ich kann euch diesen tollen Sci-Fi-Film nur ans Herz legen.

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Hidden Figures | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Hidden Figures ist dieses Jahr vielleicht DIE Überraschung unter den Oscar-Nominierungen. Lange Zeit flog der Film unter dem Radar. Vermutlich hatte ihn kaum jemand auf dem Schirm für die Award-Saison. Doch mittlerweile hat Hidden Figures das Feld von hinten aufgerollt und nicht nur mit guten Kritiken punkten können, sondern fand auch Beachtung an den Kinokassen und im Award-Rennen.

Für Theodore Melfis (St. Vincent) Hidden Figures mit Taraji P. Henson (Empire), Octavia Spencer (The Help), Janelle Monáe (Moonlight), Kirsten Dunst (Melancholia), Kevin Costner (Der mit dem Wolf tanzt), Mahershala Ali (House of Cards) und Jim Parsons (The Big Bang Theory) hat mit mit 140 Millionen $ in Amerika + Kanada am meisten Geld eingespielt von den 9 Best Picture Filmen. Weltweit hat La La Land aber noch die Nase vorn mit 340 Mio $. Zusätzlich gab es drei Oscar-Nominierungen für die Kategorien Bester Film, Bestes adaptiertes Drehbuch und Beste Nebendarstellerin.

Storyanriss:

1962: John Glenn (Glen Powell) ist der erste Amerikaner, der die Erde in einem Raumschiff komplett umkreist. Das ist ein wichtiger Meilenstein im Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion, der auch als Wettlauf im All geführt wird – zu einer Zeit, als Weiße und Schwarze in den USA noch per Gesetz getrennt werden und von Geschlechtergleichheit keine Rede sein kann. In der NASA aber, wo neben Glenn vornehmlich andere weiße Männer wie Al Harrison (Kevin Costner) und Paul Stafford (Jim Parsons) den Ton angeben, arbeiten drei schwarze Frauen. Deren Namen kennt kaum jemand, ihr Einfluss jedoch ist groß: Den NASA-Mathematerinnen Katherine Johnson (Taraji P. Henson), Dorothy Vaughan (Octavia Spencer) und Mary Jackson (Janelle Monáe) ist es zu verdanken, dass Glenns Mission sicher und erfolgreich verläuft.

Jedesmal wenn wir weiterkommen könnten, verschieben sie die Ziellinie.

Fazit:

Den Status als Sleeper-Hit hat Hidden Figures definitiv verdient. Mir hat der Film richtig gut gefallen und im Prinzip gibt es hier für mich nicht viel auszusetzen. Jeder einzelne Darsteller war gut besetzt und sehr überzeugend. Mehr oder weniger stellvertretend hat zwar Octavia Spencer eine Schauspielnominierung für den Cast bekommen, aber eigentlich hätte man genau so gut die Newcomerin Janelle Monáe als Nebendarstellerin oder vor allem auch Taraji P. Henson als Hauptdarstellerin nominieren können.

Ich nehme an, dass auch Hidden Figures hier letztlich dem aktuellen Awardtrend verfallen ist und sich aufgrund von besseren Chancen sowohl dazu entschieden hat, lieber eine Schauspielerin in der Nebendarstellerin-Kategorie zu pushen als in der Hauptrollen-Kategorie und zudem auch nur eine Darstellerin aus dem Ensemble, damit man sich nicht zusätzlich die „Hidden Figures„-Votes teilen muss. Taraji P. Henson zählt sicherlich zu den Snubs der diesjährigen Verleihung.

Neben den drei Frauen mit der größten Screentime haben mir aber auch Kirsten Dunst, Jim Parsons, Kevin Kostner und Mahershala Ali gut gefallen. Mahershala Ali hat echt ein tolles Jahr in seiner Karriere gehabt und ist ja sogar für Moonlight als bester Nebendarsteller nominiert. Inszenierung und Geschichte waren auch makellos und im Gegensatz zu Manchester by the Sea hat es Hidden Figures sogar mehrfach geschafft mich emotional mitzunehmen auch wenn hier zugegebenermaßen weniger subtil die Knöpfe beim Zuschauer gedrückt werden. Hin und wieder wirkten einige Momente, die die Ungerechtigkeit bezüglich Rasse und Geschlecht zeigten, ein wenig zu plakativ.

Natürlich stimmt bei einem Film der Producer-Neuling Pharell Williams an Bord hat der Soundtrack. Unter anderem befinden sich er selbst sowie Janelle Monáe auf dem Soundtrack. Alles in Allem war Hidden Figures ein sehr guter Film, den ich in meine persönliche Top 5 der diesjährigen Oscar-Filme setze, weil er eine tolle, wahre Geschichte mit Hilfe von sehr guten Darstellern erzählt und dabei nicht nur sehr unterhaltsam sondern auch rührend ist.

Lion | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Spielfilm-Regiedebütant Garth Davis schafft es mit seinem Erstlingswerk auf Anhieb zu 6 Oscar-Nominierungen in den Kategorien Bester Film, Bester Nebendarsteller, Beste Nebendarstellerin, Beste adaptiertes Drehbuch, Beste Kamera, und Bester Originalscore. Der Film basiert auf der wahren Geschichte von Saroo Brierley, der diese auch in seinem Buch „A Long Way Home“ nieder geschrieben hat.

Im Film wird er von „Slumdog MillionärDev Patel und dem Schauspielneuling Sunny Pawar, der nach einem komplexen und aufwendigen Casting aus über 2000 Kindern in Indien im Prinzip von der Straße gecastet wurde. In weiteren Nebenrollen sind unter anderem Nicole Kidman (Paddington) und Rooney Mara (Verblendung) zu sehen.

Storyanriss:

Mit fünf Jahren wird der kleine indische Junge Saroo (Sunny Pawar) von seiner Familie getrennt, woraufhin er sich schließlich tausende Meilen von Zuhause entfernt und verwahrlost in Kalkutta wiederfindet. Nach dieser beschwerlichen Odyssee nehmen ihn Sue (Nicole Kidman) und John Brierley (David Wenham) auf, ein wohlhabendes australisches Ehepaar, das ihn in ihrer Heimat wie seinen eigenen Sohn aufzieht. Doch seine Wurzeln hat Saroo nie vergessen und so macht er sich als junger Mann (nun: Dev Patel) mit Hilfe seiner trüben Erinnerungen und Google Earth auf die Suche nach seiner wahren Mutter. Während seiner Reise in die eigene Vergangenheit hofft er endlich auf jenes Dorf zu treffen, das sich mit seinen Erinnerungen ans Vergangene deckt.

Ein Leben reicht nicht um alle Bahnhöfe Indiens abzusuchen.

Fazit:

Lion war für mich eine super Überraschung und schafft dieses Jahr den Sprung in die obere Hälfte der Oscar-Nominierten. Dem Film gelingt es sowohl eine spannende und interessante Geschichte zu erzählen, als auch gleichzeitig den Unterhaltungsfaktor nicht aus den Augen zu verlieren.

Wie bei vielen Konkurrenten basiert auch Lion auf einer wahren Geschichte, die man hier in einer recht strikten Zweiteilung des Films erzählt, um die Zeitspanne von 25 Jahren besser abbilden zu können. In der ersten Hälfte erfährt man als Zuschauer von Saroos strapaziösen Leidensweg und den Umständen die dazu führten. Absolut fantastisch gespielt von Sunny Pawar, der direkt von der Straße gecastet wurde, keine schauspielerische Erfahrungen vorzuweisen hat und hier total glaubwürdig rüberkommt – dabei funktioniert viel einfach durch seine Präsenz, weil er nicht nur sehr schweigsam ist, sondern wenn er mal redet hauptsächlich Hindi spricht. Da kam schon fast Berlinale Feeling auf für mich.

Nach einem großen Zeitsprung verfolgen wir dann Dev Patel als erwachsenen Saroo, der ein sehr gutes Leben lebt aber doch kein vollkommenes. Er ist innerlich zerrissen und versucht mit Hilfe der neuen Sensation am IT Himmel „Google Earth“ seine Familie zu finden. Und auch Dev Patel war wahnsinnig gut und wurde wenn auch durchaus überraschend doch nachvollziehbarer Weise für einen Oscar nominiert.

Mich hat Lion emotional definitiv abgeholt und auch wenn mir die erste Hälfte ein wenig besser gefallen hat, war der Film auch als Gesamtpaket super. Sämtliche Charaktere waren nachvollziehbar in ihren Ansichten und Entscheidungen, die Geschichte war inspirierend und gefühlvoll, die Schauspieler klasse und die Ereignisse fast schon unglaublich.

Lion zeigt auch wiedermal gut auf wie unterschiedlich die Verhältnisse und sozialen Gefüge, in die wir hinein geboren werden, sein können und trotz dieser Widrigkeiten Aspekte wie Liebe, Familie und Zusammenhalt am Ende wichtiger sind als Reichtum oder sozialer Status.