Es ist endlich wieder soweit: in wenigen Stunden werden die Oscars in Los Angeles verliehen. Es ist mittlerweile die 95. Verleihung des prestigeträchtigsten Filmpreises der Welt, den Academy Awards. Mein Event-Highlight des Jahres.
Oscars 2022 – was ist passiert
Ist letztes Jahr IRGENDWAS passiert? Ach ja, Will Smith verwechselte das Jahr seiner Nominierung mit 2002 als er für seine Performance in Ali nominiert wurde und smackte den Shit aus Comedian Chris Rock, nachdem dieser einen Witz über die Kurzhaarfrisur von Jada Pinkett-Smith machte, die zu diesem Zeitpunkt an Haarausfall litt. Ich für meinen Teil fand den Spruch solide, aber sicherlich kann man sich darüber streiten, wie weit dieser nötig war.
Worüber man jedoch nicht streiten kann, ist der Fakt, dass Gewalt – vor allem vor einem Millionenpublikum – sicherlich keine Lösung ist. Ich weiß noch wie ich letztes Jahr live bei der Übertragung vor dem TV saß und diese Minuten mit Fragezeichen im Gesicht überstehen musste, bis es über Twitter und Leuten vor Ort erste Bestätigungen gab, dass es sich nicht um einen einstudierten Gag handelte. Als dann Will Smith auch noch nur wenige Minuten später ohne ernsthafte Reue den Award für den Besten Hauptdarsteller gewann, war die Story perfekt. Will Smith erlebt zeitgleich den wohl größten als auch beschissensten Tag seiner Karriere und die gesamte Welt schaute dabei zu.
Es folgten halbherzige Entschuldigungen, Rücktritte, der Rausschmiss aus der Academy für 10 Jahre und mindestens 1 beschissenes Karrierejahr indem Will Smith als Persona non grata in Hollywood galt. Er wird zurückkommen und die Leute ihn wieder lieben – doch dies benötigt noch Zeit.
Zurückkommen wird auch Late-Night-Host Jimmy Kimmel, der nach einem meiner Meinung nach gelungenen Versuch mit den Comedians und Schauspielerinnen Regina Hall, Wanda Sykes und Amy Schumer, erneut die Moderation übernimmt und Ruhe in die Sache bringen soll.
Was darf man von den 95. Academy Awards erwarten?
Zum Glück trennt man sich nach nur einem Jahr wieder von anbiedernden Kategorien wie „Cheer Moment„, die so offensichtlich von Bots und großen Fangruppen manipuliert wurden und dadurch trotz vielleicht solidem Hintergedanken einfach eine Farce waren.
Fans dürfen sich auf den Auftritt von Rihanna freuen, die ihren nominierten Song „Lift me Up“ von Black Panther: Wakanda Forever performen wird. Lady Gaga schafft es aufgrund ihrer Verpflichtungen für das Joker Sequel nicht zur Veranstaltung. „Naatu Naatu“ aus dem indischen Hit RRR wird performt werden und hoffentlich für reichlich Spektakel sorgen.
Die ruhigeren Töne im „In Memoriam“-Segment wird Lenny Kravitz dieses Jahr anstimmen.
Schreibt Michelle Yeoh Geschichte indem sie die erste asiatische Schauspielerin wird mit einem Oscar als Beste Hauptdarstellerin? Auch John Williams könnte mit 91 Jahren der älteste Oscar-Gewinner aller Zeiten werden.
Snubs & Surprises
Biggest Snubs: Bester Hauptdarsteller:Tom Cruise für Top Gun 2: Maverick Beste Hauptdarstellerin:Viola Davis für The Woman King Beste Nebendarstellerin:Dolly de Leon für Triangle of Sadness Bester Nebendarsteller:Paul Dano für Die Fabelmans Beste Regie:James Cameron für Avatar: The Way of Water, Romain Gavras für Athena oder auch Gina Prince-Bythewood für The Woman King hätten definitiv genauso in dieser Kategorie auftauchen können Bestes Originaldrehbuch:Seth Reiss und Will Tracy für The Menu Filme: The Batman, The Whale, The Woman King, Athena, Nope, She said und RRR wurden teils nahezu komplett ignoriert und hätten andererseits durchaus bei Bester Film als auch in etlichen anderen Kategorien landen können
Biggest Surprises: Asiatische Schauspieler:innen werden gesehen:Michelle Yeoh ist erst die zweite Schauspielerin mit asiatischen Wurzeln, die in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin nominiert wurde. Neben ihr wurden auch Stephanie Hsu, Hong Chau und Ke Huy Quan nominiert Frische Gesichter: dieses Jahr sind trotz einigen Veteranen so viele erstmalig nominierte Schauspieler:innen dabei wie selten zuvor Deutschlands „Im Westen nichts Neues“: Super überraschend konnte die Neuauflage von „Im Westen nichts Neues“ sagenhafte 9 Nominierungen abräumen und das Spotlight dieses Jahr nach langer Zeit mal wieder auf Deutschland richten.
Beste Nebendarstellerin / Actress in a Supporting Role
Angela BassettHong ChauKerry CondonJamie Lee CurtisStephanie Hsu
Angela Bassett (Black Panther: Wakanda Forever) | Hong Chau (The Whale) | Kerry Condon (The Banshees of Inisherin) | Jamie Lee Curtis (Everything Everywhere All at Once) | Stephanie Hsu (Everything Everywhere All at Once)
Wahrscheinlich: Angela Bassett / Jamie Lee Curtis Wunsch: Hong Chau / Stephanie Heu Ich denke Angela Bassett ist hier die Favoritin. Ihr den Sieg und ersten Oscar für eine Performance in einem Marvelfilm könnte ihr am ehesten wohl Jamie Lee Curtis streitig machen, die gerade das Momentum zu haben scheint. Persönlich fänd ich einen Sieg für Hong Chau oder Stephanie Hsu angemessener.
Bester Nebendarsteller / Actor in a Supporting Role
Brendan GleesonBrian Tyree HenryJudd HirschBarry KeoghanKe Huy Quan
Brendan Gleeson (The Banshees of Inisherin) | Brian Tyree Henry (Causeway) | Judd Hirsch (The Fabelmans) | Barry Keoghan (The Banshees of Inisherin) | Ke Huy Quan (Everything Everywhere All at Once)
Wahrscheinlich: Ke Huy Quan / Wunsch: Ke Huy Quan Ke Huy Quan gibt hier praktisch nach 40 Jahren sein Comeback in Hollywood und was für eins. Jahrzehnte lang von der Industrie ignoriert worden und bereits den Traum von Hollywood aufgegeben, da klingeln die Daniels an der Tür und bieten Ke Huy Quan diese einmalige Chance. Und Quan füllt diese facettenreiche Rolle so gut aus, man spürt, dass er diesen vielleicht letzten Strohhalm mit aller Kraft greift und festhält. Diese Comebackstory verdient den Oscar.
Beste Hauptdarstellerin / Actress in a Leading Role
Ana de ArmasCate BlanchettAndrea RiseboroughMichelle WilliamsMichelle Yeoh
Ana de Armas (Blonde) | Cate Blanchett (Tár) | Andrea Riseborough (To Leslie) | Michelle Williams (The Fabelmans) | Michelle Yeoh (Everything Everywhere All at Once)
Wahrscheinlich: Cate Blanchett Wunsch: Michelle Yeoh Cate Blanchett ist auf dem guten Weg ihren dritten Oscar zu gewinnen und damit in den erlesenen Kreis der Schauspieler:innen aufzusteigen, denen dieses Glanzstück bereits gelang. Verdient hätte sie es für ihre Darstellung der fiktiven Maestro Tár, doch vor allem eine Person hat da dieses Jahr ein Wörtchen mitzureden: Michelle Yeoh. Ihr wurde mit Everything Everywhere All at Once ein Denkmal gesetzt und dieses facettenreiche Schauspiel-Reel in Kombination mit ihrer langen, erfolgreichen Karriere, lassen mich am Ende für Michelle Yeoh hoffen.
Austin Butler (Elvis) | Colin Farrell (The Banshees of Inisherin) | Brendan Fraser (The Whale) | Paul Mescal (Aftersun) | Bill Nighy (Living)
Wahrscheinlich: Austin Butler / Brendan Fraser / Wunsch: Brendan Fraser / Colin Farrell Mit großer Wahrscheinlichkeit wird entweder Austin Butler oder Brendan Fraser das Rennen am Ende machen. Butler war definitiv das Beste am Film Elvis und konnte in den letzten Wochen wichtige Indikatoren-Preise abräumen, doch mich hat Niemand so sehr berührt von den Nominierten wie Brendan Fraser.
Ähnlich wie auch Ke Huy Quan in der Nebendarsteller-Kategorie, gelingt auch Brendan Fraser unter der Regie von Darren Aronofsky nach Jahrzehnten das Comeback. Fraser wurde damals, nachdem er öffentlich machte von einem Produzenten sexuell belästigt worden zu sein, hinter den Kulissen geblacklisted und für Jahre seiner Karriere beraubt. Nun ist er zum Glück aber wieder da und das besser als jemals zuvor. Seine Leistung in The Whale hat mich echt berührt wie es keiner der anderen konnte und ich wünsche ihm diesen Erfolg.
Bester Film / Best Picture
Die AusspracheAvatar 2: The Way of WaterThe Banshees of InisherinElvisDie FabelmansEverything Everywhere All at OnceThe Triangle of SadnessTárIm Westen nichts NeuesTop Gun 2: Maverick
Die Aussprache | Avatar 2: The Way of Water | The Banshees of Inisherin | Elvis | Die Fabelmans | Everything Everyhwere All at Once | Triangle of Sadness | Tár | Im Westen nichts Neues | Top Gun 2: Maverick
Wahrscheinlich: Everything Everywhere All at Once / The Banshees of Inisherin / Die Fabelmans
Wunsch: Top Gun: Maverick/Everything Everywhere All at Once / Im Westen nichts Neues Everything Everywhere All at Once ist nach den letzten Wochen der klare Favorit auf die wichtigste Auszeichnung des Jahres und das auch völlig zurecht. Das Projekt war sehr riskant. Es freut mich einfach ungemein, dass so ein kreatives Projekt, das mit soviel Liebe gemacht wurde und bis zur letzten Position sympathisch ist, diese Anerkennung bekommt – egal ob im Feedback der Kritiker und des Publikums oder als auch in finanzieller Hinsicht. Dazu schreibt der Film die besten Geschichten und repräsentiert stark die asiatische Schauspielrige. Auch The Banshees of Inisherin und Die Fabelmans haben durchaus Chancen und wären solide Siegerfilme.
Ich für meinen Teil hatte letztes Jahr aber am meisten mit Top Gun 2: Maverick Spaß und denke man könnte einen Sieg vertreten auch wenn er sicherlich weniger in die Kategorie „pädagogisch wertvoll“ fällt und vom deutschen Überraschungssieg für Im Westen nichts Neues darf man ja wohl auch ein wenig träumen.
Bonus-Kategorien
Beste Regie / Directing
Wahrscheinlich: Daniel Kwan & Daniel Scheinert (EverythingEAAO) / Steven Spielberg (Die Fabelmans) Wunsch:Daniel Kwan & Daniel Scheinert (EverythingEAAO) Eines steht jetzt schon fest: nach zwei Jahren in Folge, wird es bei den diesjährigen Oscars aufgrund mangelnder Nominierungen den „Beste Regie“-Oscar für einen Mann geben. Beziehungsweise vermutlich sogar 2 Männern. Die Daniels sind in dieser Kategorie verdienterweise die Frontrunner und auch meine Favoriten. Streitig machen könnte es am Ende vermutlich am ehesten noch Legende Steven Spielberg, den man vielleicht ausgerechnet für den Film über seine eigene Jugend und den Beginn seiner Karriere Respekt zollen möchte.
Bestes adaptiertes Drehbuch / Adapted Screenplay
Wahrscheinlich: Die Aussprache / Wunsch: Im Westen nichts Neues Hätte hier prinzipiell zwar lieber Filme wie beispielsweise She said gesehen, aber so ist Die Aussprache der Favorit in dieser Kategorie. Für mich darf hier Im Westen nichts Neues ruhig den Drehbuch-Oscar mit nach Deutschland bringen.
Bestes Originaldrehbuch / Original Screenplay
Wahrscheinlich: Everything Everywhere All at Once / The Banshees of Inisherin
Wunsch: Everything Everywhere All at Once Für mich persönlich führt kein Weg an Everything Everywhere All at Once vorbei. Die Geschichte ist gut geschrieben, viel seitig, vielschichtig, komplex – was soll da noch mehr gehen? Größte Konkurrenz ist The Banshees of Inisherin. Martin McDonaghs Drehbücher sind eigentlich immer ein Garant auf Erfolg und hätten am Ende auch den Oscar verdient – wenn die Daniels nicht wären.
Was für mich ausschlaggebend war, den Film hier auf meine Flop-Liste zu packen, ist einfach die todesnervige Inszenierung von Baz Luhrmann (Moulin Rouge, The Great Gatsby). Es gab für mich zwei Filme dieses Jahr, die besonders anstrengend zum Schauen waren und während es bei Everything, Everywhere all at Once um fucking Multiversen geht und es daher durchaus verständlich ist, wenn man manchmal nicht ganz mitkommt beim 1st Watch, geht es bei Elvis ja einfach nur um den Werdegang der titelgebenden Ikone.
Ich fand den Film so überinszeniert und einfach nur ermüdend. Allein diese Szene vom allerersten Auftritt, wo reihenweise die Frauen im Publikum – während sie neben ihren Ehemännern sitzen – in völliger Ekstase durch einen mit seinen Beine wackelnden Elvis quasi zum Höhepunkt gebracht werden, war halt völliger Quatsch. Und so geht das dann noch 2h weiter. Schade, denn Hauptdarsteller Austin Butler passte perfekt und hat echt eine super Leistung abgerufen. Für Tom Hanks hingegen war 2022 eine Scheißjahr, denn neben Pinoccio war er auch hier nicht gut.
#14 Uncharted
Uncharted – Der Film zu einem Spiel, das bekannt und beliebt ist, weil es so inszeniert wird wie ein Film. Klingt unnötig und war es auch. Klar hätte das ein spaßiger Abenteuerfilm werden können und auch mit den vorab kontrovers diskutierten Casting-Entscheidungen für Mark Wahlberg und Tom Holland konnte ich leben auch wenn ich sie nicht für ideal hielt. Doch am Ende spielten beide nur sich selbst und sonderlich viel Chemie war nicht zu spüren. Uncharted schaffte es weder mit seinen Rätseln, den Actionsequenzen oder dem Humor zu punkten so wie es den Spielen ohne große Mühen gelingt. Mittelgroße Enttäuschung.
#13 Morbius
It’s Morbin Time! Die Kritiken zum Film waren vernichtend und das Internet hat den Shit aus diesem Boxoffice-Flop gememet. Durch diese Memes der „Morbheads“ und den dadurch entfachten Buzz auf Social-Media hat das Filmstudio sogar den Glauben bekommen, die Leute würden den Film plötzlich sehen wollen und brachten ihn erneut ins Kino, wo er anschließend natürlich erneut floppte – herrlich.
Das Genre der Superheldenfilme hat dieses Jahr super enttäuscht und Morbius war da keine Ausnahme. Jedoch muss ich sagen, dass er für mich nicht der schlechteste Genrevertreter 2022 war und ich trotz seiner Mittelmäßigkeit in manchen Szenen positiv überrascht wurde. Abschließend bleibt zu sagen, dass Oscargewinner Jared Leto einfach kein Händchen für die richtigen Comicstoffe hat und nach The Suicide Squad nun ein weiteres Mal ins Klo gegriffen hat.
#12 Thor 4: Love & Thunder
Als großer Taika Waititi (Jojo Rabbit) Fan wunderten mich die vielen negativen Kritiken zum vierten Thor Solofilm sehr, vor allem weil der dritte auch schon vom neuseeländischen Regisseur stammte und bei den meisten, inklusive mir, sehr gut ankam. Doch als ich dann Thor: Love & Thunder endlich sah, viel es mir wie Schuppen von den Augen.
Der Film war wirklich ein komplettes Desaster. Der Humor ist zu viel und zündet gleichzeitig aber nur selten. Die dramatischen Momente verlieren auch permanent ihre Wirkung. Einzig Christian Bale als Godslayer Gorr war ein Highlight, obwohl man bei ihm das Gefühl hatte er spielt in einem anderen Film, hat seine Figur immerhin eine nachvollziehbare Motivation.
Lasst dieses Franchise doch endlich sterben. J.K. Rowling quetscht sich nun schon den drittel Teil aus den Rippen, nichts davon hat mehr irgendwas mit den fantastischen Tierwesen zu tun. Mittlerweile sind wir bei Nazizauberern angekommen. Zusätzlich gibt es im dritten Film auch den dritten Grindewald Darsteller, nachdem man Johnny Depp aufgrund der Amber Heard Vorwürfe rausschmiss und durch Mads Mikkelsen ersetzte.
Dieser Macht seinen Job zugegebenermaßen wenig überraschend sehr gut, stellt aber auch eines der wenigen Highlights dar. Andere Charaktere, die in den letzten Filmen noch als wichtig eingeführt wurden, haben dann einfach gar nichts mehr zu melden in dieser Fortsetzung. Die Handlung des Films ist so unfassbar verwirrend erzählt. Naja, keine Ahnung ob dieser Film nötig war.
#10 Me Time
Drehbuchautor John Hamburg hat vor knapp 20 Jahren die Drehbücher zur „Meine Braut, ihr Vater und ich„-Reihe geschrieben und bereits bewiesen, dass er Komödien kann, doch mit dem Netflixfilm Me Time liefert er eine Gurke des Jahres ab, die sich qualitativ leider seinen letzten Filmen anpasst statt zur alter Stärke zurückzufinden.
Obwohl ich sowohl Mark Wahlberg als auch Kevin Hart mag, vermisste ich hier die Chemie zwischen den beiden Protagonisten. Was bleibt dann noch, wenn zusätzlich auch kaum ein Witz zündet? Richtig: nicht viel. Manchmal versucht der Film dann genreüblich auch ein paar ernsthaftere, emotionale Noten reinzuquetschen ohne sichtlichen Erfolg. Am Ende wird sich Me Time nur für Wahlberg und Hart gelohnt haben – für den Paycheck.
#9 Halloween Ends
Entgegen der meisten Kritiker hat mir der zweite Teil der neue Halloween-Trilogie, Halloween Kills, noch weitestgehend gut gefallen, beim schaurigen Abschluss Halloween Ends stimme ich aber dem allgemeinen Konsens zu: Leider eine herbe Enttäuschung.
Handlungsstränge, die David Gordon Green noch im Vorgänger angefangen hat, werden jetzt komplett ignoriert, obwohl sie gigantischen Einfluss haben müssten. Unseren Michael Myers stellt man irgendwie auf das Abstellgleis für 90% des Films, um stattdessen plötzlich einen weiteren Gegenspieler einzuführen, der statt sich einfach gegen so paar Dullibullies, die er körperlich übertrifft, zu wehren, lieber zum Serienmörder wird.
Immerhin gibt es ein paar nette Kills – auch wenn der neue Killer fast alle davon bekommt und somit Screentime für ihn gebündelt wird. Zusätzlich gibt es dann noch eine merkwürdige erzwungene Liebesgeschichte, die nur weitere Fragen aufwirft und arg komisch wirkt. Die Geschichte um Laurie (Jamie Lee Curtis) findet zwar ihr Ende, der Weg dorthin ist nur leider recht steinig.
Damit ist die Trilogie wenig zufriedenstellend abgeschlossen und wurde von Teil zu Teil schlechter. Doch machen wir uns nichts vor: Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Michael Myers über die Leinwand slashert.
#7 The 355
Jessica Chastain, die ich für eine der besten und sympathischsten Schauspielerinnen halte und die in diesem Jahr auch verdient den Oscar gewonnen hat, brachte diesen Film auf den Weg. Als Produzentin und Hauptdarstellerin bewarb sie ihn als endlich mal einen tollen Actionfilm, der durch seinen weiblichen Fokus ja soviel anders wäre und vieles besser machen sollte als es der typische testosterongeladene Agentenfilm üblicherweise macht.
Herausgekommen ist aber genau das Gegenteil. Es handelt sich um ein generisches Abziehbild eines 0815 Agentenfilms, der so schon tausende Male existiert. Vorhersehbare Geschichte und Twists kombiniert mit shaky-cam-Actionszenen können selbst vom namenhaften, oscarprämierten Cast nicht gerettet werden.
#6 Jurassic World: Dominion
Dieses Franchise findet sein unrühmliches Ende. Den ersten Teil fand ich noch ganz unterhaltsam trotz mittelmäßiger Qualität, den zweiten Teil fand ich immerhin teils sehr atmosphärisch inszeniert auch wenn er noch dümmer war, doch der dritte Film macht einfach nur alles falsch.
Die Charaktere sind nach 3 Teilen einfach noch genauso langweilig, dumm und belanglos, so dass man sich extra den Originalcast aus den 90s ins Boot holen musste, um überhaupt Figuren zu haben, die einen interessieren. Aus dem Ende des zweiten Teils, macht man fast nichts. Die Idee, dass die Dinos nun mit uns leben, wurde so wenig ausgebaut und hauptsächlich in einer 60 Sekündigen Montage abgehandelt, stattdessen war man der Meinung, dass man nun Killerheuschrecken statt Dinos in den Mittelpunkt stellen müsste?!
Die Effekte, der Plot & Chris Patts millionenfach gememte Handgestik, die auch in diesem Film das Allheilmittel für alle Probleme ist, machen diesen Film zu einem furchtbaren Abschluss der Trilogie.
#5 Black Adam
„The Hierarchy of Power in the DC Universe is about to change“. Mit dieser Ankündigung hat Dwayne “The Rock” Johnson monatelang sein Passion-Project beworben. Seit 10-15 Jahren würde The Rock wohl schon am Stoff und der Umsetzung für den DC Antihelden “Black Adam” arbeiten. Alles würde mit ihm und diesem Film anders werden. Well, that one backfired.
Der Film ist leider absolute 0815 Superheldenkost, mit weitestgehend langweiligen Actionsequenzen, weil Black Adam wie Superman einfach ein langweiliger, gottgleicher Charakter ist. Die Erzählweise und Geschichte an sich ist auch nicht mehr als Standard. Zudem ist der schwächste Charakter ausgerechnet Black Adam selbst.
Eines der wenigen Highlights war für mich der Kampf, wo die Charaktere der Justice League einen kleinen Cameo haben. Auch von Pierce Brosnans Figur hätte ich gerne mehr gesehen. Ein weiterer Lichtblick war die Post-Credits-Szene. Wie man mittlerweile weiß, ist aber genau diese Post-Credits-Szene irrelevant geworden.
Denn am Ende war das Einspielergebnis enttäuschend und DC hat seine Chefetage ausgetauscht und erhofft sich durch James Gunn eine positive Neustrukturierung. Erste Amtshandlung: Henry Cavill als Superman und The Rock als Black Adam kommen vorerst nicht zurück auf die Leinwand.
#4 Tod auf dem Nil
Regisseur und Schauspieler Kenneth Branagh hält den Rekord als einzige Person in 7 verschiedenen Kategorien für den Oscar nominiert worden zu sein. Er gewann erst dieses Jahr für das beste Original-Drehbuch für seinen autobiographischen Film Belfast den Goldjungen. Und dennoch schafft auch dieser Überflieger hin und wieder absolute Grütze abzuliefern.
Tod auf dem Nil ist nach Mord im Orientexpress bereits der zweite Agatha Christie Stoff, den Branagh als Regisseur und Hauptfigur Hercule Poirot inszenierte. Beide Filme kommen nicht an die Originalverfilmungen ran, aber Tod auf dem Nil ist meiner Meinung nach deutlich schlechter als Mord im Orientexpress. Der Cast ist zwar hochwertig, kommt aber kaum zur Geltung. Statt an einem richtigen Set zu drehen, ist der Film ein reines Greenscreen-Massaker der schlechteren Sorte. Insgesamt ein hässlicher, belangloser Film.
#3 Moonfall
Roland Emmerich Filme sind entweder großer Müll oder immerhin unterhaltsames Katastrophenkino. Leider reiht sich Moonfall nicht zu Filmen wie Independence Day oder 2012 ein, sondern eher zur schlechteren Müllkategorie. Wie immer rudert der gute Cast rum, um die Quatschstory irgendwie zu tragen, die Effekte sind maximal mittelmäßig und zum Ende hin versucht uns der Film noch eine weitere Ebene in der Geschichte aufzudrücken, die einfach gar nicht funktioniert. Langweilig
#2 Choose or Die
Bekloppter Netflix-Horrorfilm von der Stange. Netflix hat dieses Jahr ein paar sehr gute Produktionen veröffentlicht, aber Choose or Die ist vermutlich eine der miesesten des Jahres. Die Idee von einem uralten Spiel, das den Spieler dazu zwingt eine Wahl zu treffen oder andernfalls zu sterben, ist schon doof, aber wenn dann auch noch alles übernatürlich ist, kann ich damit gar nichts anfangen.
Ich finde, wenn man die Geschichte eher als ein Psychothriller aufgezogen hätte und ein Psychopath seine Spieler erpresst und zu einer Wahl zwingt, hätte ich damit mehr anfangen können. Stattdessen gibt es eine überirdische Komponente, die sich an nichts halten muss, alles weiß und mit den Protagonisten macht was sie will. Dazu noch paar billige Effekte und fertig ist ein langweiliger Horrorfilm.
Mittlerweile hat man so viele coole Ideen für das Horrorgenre – alleine in diesem Jahr mit beispielsweise Malignent, X, The Barbarian oder Smile, da stinkt ein Choose or Die gnadenlos ab.
#1 Pinocchio (Zemeckis, Disney)
Zemeckis hat mit Filmen wie der „Zurück in die Zukunft„-Trilogie, Forrest Gump oder Cast Away bereits viele Klassiker zur Filmhistorie beigetragen. Wenn er das gerade nicht tut, dann kommen so Filme wie Pinocchio raus, die optisch so unterirdisch und uncanny aussehen, dass man sich ernsthaft fragen muss, wer das durchgewunken hat.
Inszenatorisch kann Disneys Neuauflage leider nicht viel und Amerikas beliebtester Schauspieler, Tom Hanks, kommt hier mit einem furchtbaren Akzent und einer seiner schlechtesten Performances seiner Karriere daher. Alles in Allem wischt die Pinocchio Version von Guillermo Del Toro dieses Jahr und für alle Zeit den Boden mit Zemeckis Variante auf – in allen Belangen. Höchststrafe, wenn ein Kollege im selben Jahr den gleichen Stoff verfilmt und um 10 Stufen besser ist.
The Menu ist nicht gerade die subtilste Gesellschaftskritik des Jahres, aber definitiv eine der schönsten. Eine, wo dir als Zuschauer gleichermaßen das Wasser im Mund zusammenläuft als auch der Atem gefriert. Als ob es nicht ausgereicht hätte, dass Anya Taylor-Joy und Nicholas Hoult als Leinwandpärchen eine so unangenehme, toxische Dynamik entwickeln, die zunehmendes Unwohlsein auslöst, da werden sie noch getoppt von Ralph Fiennes.
Als Starkoch und Küchengeneral hat dieser nicht nur sein Küchenteam, sondern auch jeden Gast und uns als Zuschauer völlig im Griff. Spätestens wenn er mit den Händen klatscht, verstummt auch der letzte im Raum und klebt an den Lippen des Meisters. Die Geschichte bleibt lange mysteriös und unberechenbar auch wenn es nicht viele Gehirnzellen benötigt, um die Kritik an der Upperclass und einem gewissen Kunstkult aufzunehmen. Gerade Anja Taylor Joys Figur ist für den Zuschauer als Ankerpunkt zu verstehen, die an so mancher Stelle ausspricht was man selbst denkt. Am Ende hat mich The Menu nicht vollends gesättigt, doch für den Auftakt meiner Top15 reicht es in 2022 allemal.
#14 The Northman
Robert Eggers gilt seit einigen Jahren als einer der interessantesten Regisseure. Mit gerade mal 38 Jahren kann er bereits mehr Hits vorweisen als so mancher Regieveteran. Seine Werke zeichnen sich vor allem durch eine historische Genauigkeit und authentische Inszenierung aus, die dann zusätzlich noch mit spannenden Ideen und Konzepten gepaart werden.
Nach dem kleinen folklore Horrorfilm The Witch und dem schwarz-weiß Drama Der Leuchtturm, traute sich Eggers dieses Mal an ein vergleichsweise hochbudgetierte Rachegeschichte. Wie üblich bewegt sich Eggers geschickt auf einem schmalen Grat zwischen Realismus und Fiktion und liefert eine grandios bebilderte, atmosphärisch dichte Geschichte, die die beliebten Vikingerstoffe im Fernsehen noch einmal dreckiger erzählt. Insgesamt ist The Northman ein Trip, der mal wieder aus der breiten Masse heraussticht und Eggers Fans glücklich stimmt.
#13 The Woman King
Die Produktion zu The Woman King war langwierig und steinig. Seit knapp einem Jahrzehnt ist das auf wahren Begebenheiten basierende Drehbuch von Maria Bello und Dana Stevens bereits in Umlauf, doch galt lange Zeit als nicht produzierbar, da man befürchtete ein hauptsächlich schwarzer Cast würde finanziell floppen. Ironischerweise war es dann ausgerechnet Marvels Black Panther, der mit seiner fast ausschließlich schwarzen Besetzung Milliarden einspielte und Bedenken ausräumte.
An dieser Stelle schließt sich dann auch der Kreis, weil beide Filme eines gemeinsam haben: die rein weibliche königliche Garde. Die weiblichen Kriegerinnen in Black Panther sind nämlich von den Agojie, um die es in The Woman King geht inspiriert. The Woman King, angeführt von Oscar-Gewinnerin Viola Davis, ist ein feministisches Werk mit tollen Actionsequenzen, einem starken Cast und einer interessanten Geschichte.
Hier und da übertreibt man es vielleicht in den Dialogen ein wenig mit den Empowerment-Phrasen und reißt tiefergehende Themen auch nur an statt sie näher zu beleuchten, aber insgesamt gefiel mir der Film sehr gut in seiner Inszenierung und Bedeutung.
#12 Nope
Jordan Peele zum Dritten. Nach dem grandiosen Get Out, dem durchwachsenen Us, kommt nun Nope. Auch wenn nicht alles unfassbar gut ist, was Peele hier seit Jahren liefert, schafft er es aufjedenfall immer im Gespräch zu bleiben mit seinen Filmen.
Das liegt vor allem daran, dass seine Filme oberflächlich zwar als Horror- oder Thrillerfilme rüberkommen, aber eigentlich alle durchweg noch ein wenig tiefer gehen und sowohl satirische, politische und gesellschaftliche Aspekte integrieren. Auch Nope ist hier keine Ausnahme.
Der Trailer hatte mich eigentlich völlig kalt gelassen und meine Vorfreude auf den Film ging gen Null. Umso positiver war ich dann aber letztlich gestimmt als ich den Film sah. Ich fand ihn atmosphärisch sehr stimmig, Oscar-PreisträgerDaniel Kaluuya, Keke Palmer und Steven Yeun geben der Geschichte Tiefe.
Die Story an sich ist irgendwo mysteriös und düster, teils – wie auch schon in Get Out und Us – aber auch mitunter sehr witzig. Insgesamt war Nope deutlich besser als erwartet und ist gefühlt ein wenig zu sehr untergegangen. Mir blieb er jedoch länger im Gedächtnis.
#11 Im Westen nichts Neues
Tolle deutsche Neuauflage des Klassikers von Erich Maria Remarque, dessen Vorlage ich noch im Schulunterricht gesehen habe. Atmosphärisch, brutal und ungeschönt zeigt auch diese Version die Sinnlosigkeit mit der an der damaligen Westfront Millionen Menschen, teils noch fast Kinder, in Ihr Verderben gestürzt wurden, um gerade mal ein paar hundert Meter Land zu verteidigen oder zu erobern.
Im Westen nichts Neues ist sehr hochwertig produziert und mit 9 Oscar-Nominierungen überraschend großzügig von der Academy bedacht worden. Wie auch schon Parasite vor 3 Jahren gelingt Im Westen nichts Neues sogar das Kunststück neben dem Auslandsoscar zusätzlich noch für „den Besten Film“ nominiert zu sein. Oft ist die Auszeichnung für den besten ausländischen Film der leichte Weg für die Academy das internationale Kino abzufrühstücken ohne damit die wichtigste Kategorie zu beeinflussen. Glücklicherweise lockert sich das nun langsam auf und hier mal wieder einen deutschen Film zu sehen ist toll – auch wenn er vielleicht am Ende in beiden Kategorien ohne Auszeichnung rausgehen könnte.
#10 She said
Die deutsche Regisseurin Maria Schrader hat die letzten Jahre vor allem mit Ihrer Serie Unorthodox und Deutschland 83 weltweit punkten können. Jetzt liefert sie mit She said einen der wichtigsten Filme des Jahres. In She said geht es um die beiden New York Times Journalistinnen Jodi Kantor und Megan Twohey, die mit Ihrer Recherchearbeit es schafften trotz aller Widrigkeiten die #MeToo-Bewegung ins Rollen zu bringen und letztlich Harvey Weinstein, den mächtigsten Filmproduzenten Hollywoods zu Fall zu bringen, der systematisch über Jahrzehnte seine Machtposition ausnutzte um Angestellte und aufstrebende Frauen der Filmbranche sexuell zu missbrauchen.
She Said ist ein tolles Journalistendrama, dass ähnlich wie Spotlight ohne viel Spektakel und Nebengeräuschen fokussiert diese Geschichte erzählt und dem Zuschauer nochmal zeigt, wie ein ganzes System Personen wie Weinstein jahrelang decken konnte. Carey Mulligan und Zoe Kazan können hier eine starke schauspielerische Leistung zeigen. Gerade Mulligan lieferte schon im letzten Jahr mit Promising Young Woman nicht nur meinen liebsten Film der Oscars ab, sondern auch einen weiteren Film indem es um sexuellen Missbrauch und toxische Maskulinität geht.
Insgesamt ist der Film leider untergegangen und hat überraschend wenig Aufmerksamkeit bekommen, doch für mich hat er seinen Platz in meiner Top15 verdient.
#9 RRR
Der indische Film ist seit Jahren auf dem aufsteigenden Ast und immer mehr Filme finden Ihren Weg auch in westliche Kinos oder Streamingdienste. Das liegt meiner Meinung auch daran, dass es längst nicht mehr nur der klischeebehaftete Bollywoodstreifen ist, wie man ihn vor Jahren noch hauptsächlich sehen konnte.
RRR kommt zwar auch nicht drumherum wilde Tanz- und Gesangseinlagen zu integrieren, aber diese unfassbar stylische Bromance mit einigen der kreativsten Actionszenen des Jahres hat vor allem genug Schauwerte zu bieten, um dich vom Hocker zu hauen. Zusehen ist der Film hierzulande auf Netflix.
#8 Thirteen Lives
Thirteen Lives erzählt die wahre Geschichte über das thailändische Fußballteam, dass durch einen monsoonartigen Regenfall 2018 in einem überschwemmten Höhlensystem eingesperrt wurde bis es durch immensen Aufwand und internationaler Zusammenarbeit aus 17 Ländern nach Tagen gerettet werden konnte.
Der Film hat mit Viggo Mortensen, Colin Farrell oder auch Joel Edgerton zwar einen namenhaften Cast, aber alle Darsteller nahmen sich gekonnt zurück, um die Geschichte in den Vordergrund zu rücken. Sie ist toll aufbereitet und spannend erzählt.
Für mich als Zuschauer war die Rettungsaktion einfach nur unfassbar. Zudem wurde alles mit krassem Aufwand und detailtreue inszeniert. Die Schauspieler haben auf eigenen Wunsch Ihre Tauchszenen selbst gedreht und in riesigen Tanks wochenlang die einzelnen Höhlenabschnitte nachgebaut und in Ihnen trainiert. Die echten Taucher und Retter haben bestätigt wie akkurat der Film ist und nur das Wasser noch zu hell dargestellt wurde, weil man in der Realität wohl einfach gar nichts sehen konnte. Unfassbar.
Spannender Film, gut inszeniert und eine unglaubliche Geschichte.
#7 Everything Everywhere All at Once
Die Daniels wie die beiden Regisseure sich nennen, haben es vor einigen Jahren mit Swizz Army Man auf meine Topliste des Jahres geschafft. Everything everywhere all at once wurde dieses Jahr noch viel mehr gefeiert. Es ist wohl der „Geheimtipp“ des Jahres und für viele sogar der beste Film des Jahres. Für mich schafft er das noch nicht, was vor allem daran liegt, dass ich Ihn nur erst einmal gesehen habe.
Üblicherweise reicht das auch, jedoch ist es hier ein wenig anders, denn im Gegensatz zu Dr.Strange 2 and the Multiverse of Madness, nimmt es Everything, everywhere all at once mit den Multiversen ernst. Der Film ist so krass inszeniert und die Reizüberflutung auf Maximum, dass ich beim ersten Mal gar nicht alles erfassen konnte und es sogar auch als anstrengend empfand. Dennoch ist der Film allein technisch schon wahnsinnig gut, die Ideen sehr kreativ, die Geschichte auf mehr als einem Weg emotional und vor allem Michelle Yeoh wird hier ein Denkmal gesetzt. Yeoh kann in diesem Film so viele Facetten zeigen und brilliert in allen.
Ich werde den Film demnächst ein weiteres Mal anschauen und könnte mir eine noch besser Platzierung vorstellen.
#6 Barbarian
Barbarian ist einer der interessantesten Filme des Jahres für mich. Die Grundidee, dass ein Mann und eine Frau das gleiche AirBnB gemietet haben und sich arrangieren müssen, ist schon mal ein guter Anfang. Wenn man dann noch einbezieht, wie eine solche Situation unterschiedlich interpretiert und wahrgenommen werden kann, wenn man eine Frau oder ein Mann ist, dann bekommt der Film eine weitere Ebene.
Dieser Teil des Films hat mir schon mal sehr gut gefallen und ging eher in eine psychologische Richtung. Im Prinzip ist das aber nur der Auftakt, denn in der zweiten Hälfte nimmt der Film nochmal eine ganz andere Wendung, die ich nicht spoilen möchte, jedoch wird es dann zu einem eher klassischen Horrorfilm. Auch wenn der Film nicht zu 100% rund ist und gerade am Ende noch ein stückweit sauberer geschrieben werden hätte können, kann Barbarian mit ein paar netten Ideen, gutem Schauspiel, gelungener Kameraarbeit und einem atmosphärischen Score punkten und gehört neben Smile, X und Malignent zu meinen liebsten Horrorfilmen des Jahres 2022.
#5 Pinocchio (Del Toro)
Wer mich kennt weiß dass Guillermo del Toro einer meiner liebsten Regisseure und Visionäre Hollywoods ist. Seine Fantasie scheint endlos zu sein und die Konzepte und Ideen die er umsetzt, haben immer einen gewissen Reiz auf mich. Als bekannt wurde, dass del Toro nach vielen Jahren endlich seine Version von Pinocchio für Netflix machen würde, war ich nicht sonderlich interessiert, da ich ein größerer Fan von seinen eigenständigen Stoffen bin. Zusätzlich gab es von Zemeckis dieses Jahr bereits eine Adaption des Klassikers die furchtbar war und es sogar auf meine Flopliste schaffte.
Doch dann kommt Del Toro mit diesem so fantastischen Stop-Motion-Film, dessen liebevolle Charaktere und Geschichte einen emotional so mitnehmen und berühren, dass schnell klar wird: ja, wenn es noch eine weitere Verfilmung von Pinocchio geben musste, dann diese. Ich fand es gelungen die Geschichte zur Zeit des Mussolini Faschismus spielen zu lassen. Toll war auch der Synchroncast rund um Ewan McGregor und Christoph Waltz.
Allein der Aufwand und die Liebe, die da jahrelang in die Produktion floss ist atemberaubend. Ich kann an dieser Stelle auch das Making-of zum Film empfehlen was mich mit offenem Mund zurückließ. Klare Empfehlung.
#4 The Batman
Matt Reeves ist einfach der Shit. Als großer Fan seiner „Planet der Affen“-Filme, hatte Reeves bei mir definitiv den Benefit of the Doubt als er für den Film bekannt gegeben wurde. Auch als es hieß, dass Robert Pattinson Batman spielen wird, war die Kontroverse groß im Internet, doch wenn man gerne auch mal Filme abseits der Blockbuster schaut, weiß man, dass Pattinson in unzähligen Filmen der letzten Jahre wie Good Times, der Leuchtturm u.v.m. gezeigt hat was für ein guter Schauspieler er ist.
The Batman fängt aber nicht wie Christopher Nolan an, die Entstehungsgeschichte des Dunklen Ritters zu erzählen und erspart uns somit die 150igste Interpretation der Ermordung seiner Eltern. Stattdessen fokussiert sich der Film auf eine von vielen Fans geforderte Facette des Helden – seine Spürnase. Als angeblich bester Detektiv der Welt, wurde diese Seite bislang nur sehr stiefmütterlich behandelt. Reeves bastelt hier aber mehr einen düsteren Thriller mit Detektivgeschichte ins gritty Gotham als einen reinen Action-Blockbuster und findet hierfür mit dem Riddler einen perfekten Antagonisten.
The Batman punktet mit seiner Atmosphäre, seinem guten Ensemblecast und die toll inszenierten Actionsequenzen. Definitiv weniger als in der Nolan-Trilogie, aber sehr hochwertig implementiert. Diese Interpretation vom beliebtesten Superhelden der Welt ist sicherlich nicht für jeden Zuschauer, aber für mich hat es geklickt und ich freue mich auf eine Fortsetzung.
#3 Prey
Wie bei fast allen Franchises kam dieses Jahr auch Predator nicht drum herum nach etlichen, meist schlechter werdenden Fortsetzungen und Reboots einen weiteren Teil spendiert zu bekommen, der als Prequel die Vorgeschichte erzählen soll. So versetzt uns Prey noch vor die Zeit des ersten Predatorteils mit Arnold Schwarzenegger aus den 80s und lässt den ultimativen Jäger auf einen indigo Stamm los.
Mir hat dieses Konzept, dieses Runterbrechen auf das Minimum sehr gut gefallen. Mit Pfeil und Bogen gegen den Predator. Wie soll das gehen fragt man sich, doch der Film schafft es gekonnt diese Hürde zu meistern, denn erstens ist auch dieser Jäger noch lange nicht so weitentwickelt wie wir es aus den anderen Filmen kennen und zweitens haben wir eine fantastisch gespielte Hauptprotagonisten – verkörpert von Amber Midthunder -, die uns in Ihrer Entwicklung zur Heroine mitnimmt.
Der Predator sucht die Challenge, er will immer der stärkste auf dem Planeten sein und so sehen wir auch wie dieser sich steigert und zunächst noch Wildtiere duelliert und unsere Heldin links liegen lässt, weil sie für ihn keinerlei Gefahr darstellt. Im weiteren Verlauf wird der ultimative Jäger immer mehr geprüft und auch Naru, die parallel immer stärker wird, dazu lernt und letztlich zur größten Bedrohung anwächst, wird immer mehr zu einer Heldin.
Das Ganze wurde mit tollen Bildern, einfallsreichen Ideen und klasse Action inszeniert und war für mich einfach ein rundes Ding, das für mich zum zweitbesten Teil der Reihe avancierte, wenn er nicht sogar an der Spitze steht. Nach 10 Cloverfield Lane kann Regisseur Dan Trachtenberg auch hier wieder überzeugen.
#2 Top Gun: Maverick
Das Warten hat sich gelohnt: Trotz mehrfacher Verschiebungen ist Top Gun: Maverick der beste Blockbuster des Jahres. 36 Jahre nach dem Original kann der Film mit einem tollen Cast, atemberaubender Action, phänomenaler VFX-Arbeit und grandioser Kamera punkten.
Strukturell orientiert sich Maverick zwar schon viel am 80s Hit, aber im Detail konnte die Geschichte für mich dann immer noch so Spitzen setzen, die mich teils emotional abgeholt haben oder einfach an die Leinwand fesseln konnten. Ähnlich wie es ein Star Wars Episode VII zu SW: IV tat.
Der letzte richtige Filmstar, Tom Cruise, ist einfach eine Maschine und von Film zu Film werden seine Stunts aufwendiger und waghalsiger. Auch für Top Gun: Maverick wurde wieder so viel selbst gemacht wie es möglich war und das überträgt sich einfach auf die Qualität des Filmes und Begeisterung des Zuschauers.
Grandioses, simpler Action-Blockbuster wie man ihn nur noch selten in dieser Qualität bekommt und zurecht der Film, den ich dieses Jahr am häufigsten gesehen habe.
#1 Athena
Dass die Franzosen eine starke Kinokultur haben, ist bekannt. Für mich persönlich wird es immer spannend, wenn ein französischer Film sich mit den sozialen Missständen Frankreichs beschäftigt und beispielsweise die Banlieus Paris erkundet wie z.B. ein La Haine / Hass und das angespannte Verhältnis zur Polizei beschrieben wird. Athena, den man auf Netflix sehen kann, bringt das alles auf die Spitze und hat atemberaubende Bilder, die zur dichten Atmosphäre beitragen.
Zusätzlich ist mir der Film vor allem durch seine grandiosen Plansequenzen im Gedächtnis geblieben. Die ersten 10 Minuten des Films toppen inszenatorisch für mich alles dieses Jahr.
Es ist endlich wieder soweit: in wenigen Stunden werden die Oscars in Los Angeles verliehen. Es ist mittlerweile die 94. Verleihung des prestigeträchtigsten Filmpreises der Welt, den Academy Awards. Mein Event-Highlight des Jahres.
Oscars 2022 – was ist passiert
Neben Corona, das auch im dritten Jahr in Folge einen gewissen Einfluss auf die Produktion der Show haben wird, gibt es drei große Veränderungen dieses Jahr. Zum einen gibt es endlich wieder Hosts, die durch die Show führen und dieses Jahr sogar gleich 3 gleichzeitig. Mit den Comedians und Schauspielerinnen Regina Hall, Wanda Sykes und Amy Schumer übernehmen nach 3 Jahren ohne Hosts gleich drei Frauen das Erbe von Jimmy Kimmel.
Nachdem auch im letzten Jahr der Abwärtstrend sinkender Zuschauerzahlen nicht gestoppt werden konnte, ist ABC weiterhin auf verzweifelter Suche nach einem neuen Erfolgsrezept, um mehr junge Leute zu erreichen. Dafür hat man sich, wie bereits vor ein paar Jahren angekündigt und dann nach Shitstorm zurückgenommen, dafür entschieden folgende Kategorien zu streichen, bzw. 1h vor der eigentlichen Oscar-Show bereits zu verleihen und dann nur kurz während des eigentlichen Events zu integrieren: Bester Schnitt, Bestes Makeup & best Frisuren, Beste Filmmusik, Bestes Szenenbild, Bester Ton, Bester animierter Kurzfilm, Bester Dokumentar-Kurzfilm sowie Bester Kurzfilm.
Wir zu erwarten gingen wieder die Filmschaffenden und ein Großteil der Cineasten und Filmfans weltweit auf die Barrikaden. Auch für mich gibt es Kategorien, die ich weniger spannend und interessant als die großen Kategorien finde, jedoch sind die Oscars der wichtigste Filmpreis der Welt, der nun mal nicht nur Stars und Sternchen auszeichnen soll, die man in den Filmen sieht, sondern die Kunst des Filmemachens zelebriert.
Ein Film besteht nicht nur aus Schauspielern und einem Drehbuch. Ohne Schnitt, Ton, Set-Designs und hunderten weiteren Positionen, würde es nicht einen Film da draußen geben und Kategorien wie die der Kurzfilme, zeigen uns bereits heute die Legenden von morgen. Von der Außenwirkung auf Filminteressierte in aller Welt, die sich von diesen Awards, von diesen Leuten, die unfassbare Arbeit liefern, inspirieren lassen und selbst einen Weg in der Industrie einschlagen würden ganz zu schweigen.
All das zerstört und riskiert man, weil man sich erhofft plötzlich Millionen neue Zuschauer vor den TV zu locken. Selbst wenn das gelingen sollte, halte ich diese Entscheidung für die falsche.
Doppelt betrogen fühlen sich die Leute in diesen aussortierten Kategorien erst recht, wenn man dann die freigewordene Sendezeit wieder füllt mit Quatsch und so das Argument „Die Show ginge zu lang“ irgendwie selbst aushebelt.
So kündigte man an dieses Jahr sich einem anderen Kritikpunkt anzunehmen, nämlich dass es viele Leute gibt die sagen „Es werden ja eh nie die Filme nominiert, die ich gesehen habe“. So installierte die Showproduktion dieses Jahr die beiden Kategorien „Oscars Fan Favorite“ und „Oscars Cheer Moment„. Über Twitter konnten Fans zum einen Vorschläge einreichen für den größten Moment der Filmgeschichte, wo man im Kino gejubelt hat und zum anderen ihren liebsten Film des Jahres abstimmen. Und wie sollte es anders sein wenn man was im Internet abstimmen lässt, sind die Ergebnisse manipulierbar oder von Lobbys abhängig.
Denn natürlich gibt es jedes Jahr Filme die übersehen werden, die vielleicht kein Geld für eine große Oscar-Kampagne hatten und die man so super doch noch zu einer Auszeichnung bringen kann – beispielsweise ein Hereditary seiner Zeit. Genauso verstehe ich, dass viele Fans verärgert sind, wenn die erfolgreichsten Filme des Jahres an den Kinokassen, nicht nominiert werden.
Denn klar: wenn ein Spider-Man: No Way Home mal eben während der Pandemie 1,9 Mrd $ einspielt und in den USA zum dritterfolgreichsten Film aller Zeiten wird, dann haben ihn offensichtlich sehr viele Menschen gesehen. Nur sagt Boxoffice nicht zwangsläufig was über Qualität aus und der Unterschied zwischen einem Blockbuster wie Dune und No Way Home sind trotzdem gigantisch.
Dass dieses Publikumsvoting zumindest in dieser Form über Twitterabstimmung quatsch ist, sieht man dann auch daran, dass neben Favorit Spider-Man natürlich auch plötzlich Filme wie Amazons Cinderella mit Popsternchen Camilla Cabello oder Zack Snyders Justice League ganz vorne im Ranking zu finden sind, weil sie natürlich Fanarmys haben, die blind ihrem Star ihre Stimme geben, weil sie keine Ahnung vom Medium haben. Dass Justice League aus dem Wettbewerb entfernt wurde, weil es sich um einen Recut handelt, ist ein Anfang – jedoch befürchte ich am Ende nicht wirklich, dass wir einen besseren Sieger bekommen.
Die Kategorie für den „Cheer Moment“ finde ich da fast schon unterhaltsamer auch wenn ich es schwierig fand keine Vorauswahl zu treffen. Ich mein aus allen Filmen aller Zeiten? Natürlich haben auch hier große Fangemeinden einen Vorteil, aber immerhin ist die Auswahl im ersten Jahr dann doch ganz solide geworden.
Avengers Assemble – Avengers: Endgame (2019)
Effie White’s „And I Am Telling You I’m Not Going“ – Dreamgirls (2006)
The Flash Speed Force – Zack Snyder’s Justice League (2021)
Neo Dodging Bullets – The Matrix (1999)
Spider-Man Team Up! – Spider-Man: No Way Home (2021)
Ob all diese Veränderungen die erhofften Zuschauerzahlen bringen und nicht nur den wichtigsten Filmpreis der Welt verwässern, werden wir heute Nacht sehen.
Snubs & Surprises
Biggest Snubs: Bester Hauptdarsteller:Bradley Cooper für Nightmare Alley, Hidetoshi Nishijima für Drive my Car Beste Hauptdarstellerin:Caitriona Balfe für Belfast und Lady Gaga für House of Gucci, Jodie Comer für The Last Duel Beste Nebendarstellerin:Cate Blanchett für Nightmare Alley, vermutlich ihre Chancen gemindert durch ihre Rolle in Don’t look Up Bester Nebendarsteller:Bradley Cooper für Licorice Pizza; Cooper hätte sowohl für seine Performance in Nightmare Alley als auch für seinen kultigen Auftritt in Licorice Pizza nominiert werden können – am Ende gab es keine davon Beste Regie:Denis Villeneuve hätte definitiv für seine Arbeit an Dune nominiert werden müssen; auf Spielberg hätte man verzichten können Bestes Originaldrehbuch:Aaron Sorkin für Being the Ricardos Filme: wurden teils nahezu komplett ignoriert und hätten andererseits durchaus bei Bester Film landen können
Biggest Surprises: Streamingservices etabliert: so langsam kann man es nicht mehr als Überraschung deklarieren aber Streamingservices wie Netflix, Amazon oder AppleTV sind mittlerweile Standard unter den Oscar-Nominierungen. Allein bei Bester Film sind mit Don’t Look Up, CODA, The Power of the Dog schon knapp ein Drittel von Streaminganbietern Drive My Car: Sehr überraschend, dass das japanische 180Minuten-Drama sogar in der Bester Film Kategorie bedacht wurde und auch Regisseur Ryusuke Hamaguchi sich Hoffnungen machen darf Schauspielnominierungen: Kann die Nominierungen für Kirsten Dunst, Jesse Plemons, Judi Dench und Ciaran Hinds nur bedingt nachvollziehen – alles tolle Schauspieler:innen, aber ich denke es gab so manche Performance, die daran vorbeizieht, teils sogar in den eigenen Filmen
Beste Nebendarstellerin / Actress in a Supporting Role
Jessie Buckley
Ariana DeBose
Judi Dench
Kirsten Dunst
Aunjanue Ellis
Jessie Buckley (Frau im Dunkeln) | Ariana DeBose (West Side Story) | Judi Dench (Belfast) | Kirsten Dunst (The Power of the Dog) | Aunjanue Ellis (King Richard)
Wahrscheinlich: Ariana DeBose / Kirsten Dunst Wunsch: Ariana DeBose Ich denke Ariana DeBose ist hier die eindeutige Frontrunnerin, da sie bereits so einige Preise abgeräumt hat. In einer für mich dieses mal auch eher schwachen Kategorie, könnte Kirsten Dunst ihr den Sieg streitig machen.
Bester Nebendarsteller / Actor in a Supporting Role
Ciaran Hinds
Troy Kotsur
Jesse Plemons
J.K. Simmons
Kodi Smit-McPhee
Ciaran Hinds (Belfast) | Troy Kotsur (Coda) | Jesse Plemons (The Power of the Dog) | J.K. Simmons (Being the Ricardos) | Kodi Smit-McPhee (The Power of the Dog)
Wahrscheinlich: Troy Kotsur / Kodi Smit-McPhee / Wunsch: Troy Kotsur Troy Kotsur gibt hier eine phänomenal gute und berührende Leistung. Mal treibt er dir die Tränen in die Augen durch seine Komik, mal lässt er dich schluchzend zurück. Für mich klar die beste Performance in dieser Kategorie, maximal sehe ich Smit-McPhee hier einen Überraschungssieg holen – doch dieser hat noch seine ganze Karriere Zeit.
Beste Hauptdarstellerin / Actress in a Leading Role
Jessica Chastain
Olivia Colman
Penelope Cruz
Nicole Kidman
Kristen Stewart
Jessica Chastain (The Eyes of Tammy Faye) | Olivia Colman (Frau im Dunkeln) | Penelope Cruz (Parallele Mütter) | Nicole Kidman (Being the Ricardos) | Kristen Stewart (Spencer)
Wahrscheinlich: Jessica Chastain / Penelope Cruz Wunsch: Jessica Chastain/ Nicole Kidman Für mich wäre Jessica Chastain endlich an der Reihe den Preis mit nach Hause zu nehmen in ihrem nun 3. Anlauf. Ihre Rolle als Tammy Faye gibt eigentlich auch alles her was die Academy liebt und mit dem SAG-Award in der Tasche sollte sie als Favorit ins Rennen gehen. Jedoch sollte man nie Penelope Cruz unterschätzen, die durch Regisseur Pedro Almodovar immer zu absoluten Höchstleistungen getrieben wird und heute Nacht ihren zweiten Oscar gewinnen könnte.
Bester Hauptdarsteller / Actor in a Leading Role
Javier Bardem
Benedict Cumberbatch
Andrew Garfield
Will Smith
Denzel Washington
Javier Bardem (Being the Ricardos) | Benedict Cumberbatch (The Power of the Dog) | Andrew Garfield (Tick, Tick…Boom!) | Will Smith (King Richard) | Denzel Washington (Macbeth)
Wahrscheinlich: Will Smith / Benedict Cumberbatch / Wunsch: Andrew Garfield / Will Smith Mit großer Wahrscheinlichkeit wird Will Smith nach Ali und Das Streben nach Glück nun mit seiner dritten Nominierung auch endlich den Goldjungen mitnehmen. Seine Performance als Vater der beiden Williams Schwestern in King Richard wird vermutlich nur durch den Briten Benedict Cumberbatch angegriffen. Ich werfe noch Andrew Garfield in den Topf der Favoriten, da er sowohl in Tammy Faye als auch im Musical Tick, Tick..Boom meiner Meinung nach gleich 2 oscarwürdige Leistungen gebracht hat dieses Jahr und erneut beweist wie viel Talent in ihm steckt.
Bester Film / Best Picture
Belfast
CODA
Don’t Look Up
Drive My Car
Dune
King Richard
Licorice Pizza
Nightmare Alley
The Power of the Dog
West Side Story
Belfast | Coda | Don’t Look Up | Drive my Car | Dune | King Richard | Licorice Pizza | Nightmare Alley | The Power of the Dog | West Side Story
Wahrscheinlich: The Power of The Dog / Belfast / CODA Wunsch: CODA / Dune / Drive my Car Dune war der Film den ich am meisten erwartet habe dieses Jahr und er hat abgeliefert, dennoch gehört er jetzt weniger zu den klassischen Stoffen, die in der Academy eine große Chance hat diese Kategorie zu gewinnen. Vielleicht wird das bei Dune 2 & 3 anders sein – wie einst bei Der Herr der Ringe.
Vermutlich wird es hier den großen Kampf zwischen dem Film mit den meisten Nominierungen – Netflix‘ The Power of the Dog – und dem „Bester Film“-Nominierten mit den wenigsten – Apples CODA – geben. The Power of the Dog war lange der große Favorit, jedoch hat der Wohlfühlfilm CODA das Momentum auf seiner Seite, weil er zuletzt wichtige Preise gewann. Dagegen spricht, dass CODA wichtige Indikatornominierungen wie Schnitt oder Regie fehlen, das zuletzt in den 1930ern zu einem Sieg reichte.
Auch für mich war CODA, obwohl es nur ein Remake ist, der tollste und emotionalste Film unter den Kandidaten und somit ein verdienter Gewinner. Zu Gute kann CODA auch das Votingsystem kommen, wo die Wähler die Filme in eine Rangfolge sortieren müssen und die Chance recht groß ist, dass mehr Leute einen Film wie CODA in ihren Top 2 haben, während sich The Power of the Dog seine Votes eventuell mehr mit anderen, düsteren & dramatischen Stoffen teilen muss.
Bonus-Kategorien
Beste Regie / Directing
Wahrscheinlich: Jane Campion (Nomadland) / Wunsch: Paul Thomas Anderson (Licorice Pizza) Nach Chloe Zhao für Nomadland im letzten Jahr wird mit Jane Campion vermutlich das zweite Jahr in Folge den Regiepreis eine Frau gewinnen. Da Denis Villeneuve gesnubbt wurde, würde ich mir die Auszeichnung hier glaube ich am ehesten für Paul Thomas Anderson und Licorice Pizza wünschen.
Bestes adaptiertes Drehbuch / Adapted Screenplay
Wahrscheinlich: CODA / Wunsch: Dune Während CODA zu 90% ein Remake zu Verstehen Sie die Beliers? ist, galt die Romanvorlage Dune quasi als unverfilmbar. Daraus ein gutes Drehbuch zu machen muss gewürdigt werden – ähnlich wie bei Drive my Car.
Bestes Originaldrehbuch / Original Screenplay
Wahrscheinlich: Licorice Pizza / Wunsch: Licorice Pizza Für mich persönlich führt kein Weg an Licorice Pizza vorbei. Die Geschichte ist gut geschrieben auch wenn es teils wie eine Kapitelsammlung wirkt. Von der Konkurrenz kommt für mich jedenfalls kein Drehbuch an die Qualität von Licorice Pizza ran.
Es ist endlich wieder soweit: in wenigen Stunden werden die Oscars in Los Angeles verliehen. Es ist mittlerweile die 93. Verleihung des prestigeträchtigsten Filmpreises der Welt, den Academy Awards. Mein Event-Highlight des Jahres.
Oscars 2021 – was ist passiert
Zu Zeiten der Corona-Pandemie ist alles anders – auch bei den Oscars. Knapp 2 Monate später als sonst finden die Academy Awards unter höchsten Hygieneauflagen statt. Um die Inhalte der diesjährigen Show ranken sich die Mythen und nur wenig ist bekannt. Ich erhoffe mir viel von Oscar-Preisträger und Regisseur Steven Soderbergh, der hinter den Kulissen als Showrunner federführend sein wird.
Die Veranstaltung wird nicht wie üblich nur im Dolby Theatre in L.A. stattfinden, sondern auch mindestens in einer weiteren Location, der Union Station in Downtown L.A., die seit mehr als 80 Jahren existiert und selbst schon oft als Set für Hollywood-Produktionen wie beispielsweise The Dark Knight Rises diente. Die Nominierten dürfen maximal eine weitere Begleitperson zur Veranstaltung mitbringen.
Deutlich weniger Presseteams dürfen dieses Jahr vom roten Teppich berichten. Statt knapp 200 Teams, werden es nur ein Dutzend sein – glücklicherweise ist Pro7 und Steven Gätjen unter den Auserwählten. Wie jedes Jahr wird es auch eine Präsentation der nominierten Songs aus der Kategorie Best Song geben, doch aufgrund der Coronabeschränkungen werden diese Auftritte bereits vorher aufgezeichnet.
Viel mehr gibt es bislang zur Zeremonie gar nicht zu sagen und das macht es durchaus spannender dieses Jahr. In Anbetracht der zweimonatigen Verschiebung könnte aufgrund der vielen Impfungen showtechnisch deutlich mehr möglich sein als erwartet.
Snubs & Surprises
Biggest Snubs: Bester Hauptdarsteller:Delroy Lindo (Da 5 Bloods) Beste Hauptdarstellerin:Rosamund Pike (I Care a lot) Beste Nebendarstellerin:Jodie Foster (The Mauritanian), Helena Zengel (News of the World) Beste Regie:Aaron Sorkin (The Trial of the Chicago 7), Regina King (One Night in Miami) und Florian Zeller (The Father) Filme:Da 5 Bloods, Pieces of a Woman, Tenet, Ma Rainey’s Black Bottom und One Night in Miami wurden teils nahezu komplett ignoriert und hätten andererseits durchaus bei Bester Film landen können
Biggest Surprises: Die Oscars endlich divers. 2 Frauen für Beste Regie nominiert, Chloe Zhao sogar als erste Woman of Color, Steven Yeun als erster Asian American für den Besten Hauptdarsteller, Riz Ahmed als erster Muslime für Bester Hauptdarsteller, Maria Bakalova als erste Bulgarin Die Frauen schreiben Geschichte: Mit Chloe Zhao und Emerald Fennell sind gleich zwei Regisseurinnen in einer Kategorie nominiert, wo es bislang überhaupt nur 5 Frauen gab und eine Gewinnerin Netflix auf Rekordhoch mit 36 Oscar-Nominierungen Paul Raci wird für seine Leistung in Sound of Metal mit einer Nominierung geehrt LaKeith Stanfield bekommt Nebendarsteller-Nominierung obwohl er für Hauptdarsteller ins Rennen geschickt wurde
Beste Nebendarstellerin / Actress in a Supporting Role
Maria Bakalova
Glenn Close
Olivia Colman
Amanda Seyfried
Yuh-Jung Youn
Maria Bakalova (Borat Subsequent Moviefilm) | Glenn Close (Hillbilly Elegy) | Olivia Colman (The Father) | Amanda Seyfried (Mank) | Yuh-Jung Youn (Minari)
Wahrscheinlich: Yuh-Jung Youn / Wunsch: Maria Bakalova Die Koreanerin Yuh-Jung Youn gilt mit Ihrer Performance als kautzige Großmutter in Minari hier mittlerweile definitiv als großer Favorit. Glenn Close wird auch mit Ihrer achten Nominierung keinen Sieg holen. Für mich persönlich war Maria Bakalova aber eine der Entdeckungen dieses Jahr und sticht selbst Olivia Colman am Ende aus.
Bester Nebendarsteller / Actor in a Supporting Role
Sacha Baron Cohen
Daniel Kaluuya
Leslie Odom Jr.
Paul Raci
LaKeith Stanfield
Sacha Baron Cohen (The Trial of the Chicago 7) | Daniel Kaluuya (Judas and the Black Messiah) | Leslie Odom Jr. (One Night in Miami…) | Paul Raci (Sound of Metal) | LaKeith Stanfield (Judas and the Black Messiah)
Wahrscheinlich: Daniel Kaluuya / Wunsch: Daniel Kaluuya Daniel Kaluuya ist der haushohe Favorit auf den Goldjungen in dieser Kategorie, auch wenn er genau genommen nichts hier verloren hat. Denn weder er noch sein Kollege LaKeith Stanfield sind Nebenrollen in Judas and the Black Messiah, aber anscheinend hat man sich bewusst für eine Oscarkampagne in der Nebendarsteller-Kategorie entschieden. Kann man von halten was man will, aber der Oscar wird sehr wahrscheinlich an Kaluuya gehen – verdient. Wenn hier jemand die Überraschung schaffen kann, dann wird es Paul Raci aus Sound of Metal sein.
Beste Hauptdarstellerin / Actress in a Leading Role
Viola Davis
Andra Day
Vanessa Kirby
Frances McDormand
Carey Mulligan
Viola Davis (Ma Rainey’s Black Bottom) | Andra Day (The United States vs Billie Holiday) | Vanessa Kirby (Pieces of a Woman) | Frances McDormand (Nomadland) | Carey Mulligan (Promising Young Woman)
Wahrscheinlich: Viola Davis / Wunsch: Carey Mulligan Für mich wäre Carey Mulligan hier die verdiente Preisträgerin, aber Viola Davis scheint aktuell das bessere Momentum zu haben und wird vermutlich am Ende den Preis abstauben. Mir hat ihre Rolle ehrlich gesagt nicht genug gegeben, wohingegen ich eher noch Vanessa Kirby loben möchte. Pieces of a Woman wurde meiner Meinung nach eh ein wenig übergangen. Alleine dieser 20 Minuten Prolog gehörte inszenatorisch zum absolut Besten dieses Jahr. Falls Frances McDormand am Ende Viola Davis den Oscar wegschnappt, hätte sie zum dritten Mal einen Oscar für die Beste Hauptdarstellerin gewonnen und wäre somit nach Katharine Hepburn die Frau mit den zweitmeisten Oscars für eine Hauptrolle.
Bester Hauptdarsteller / Actor in a Leading Role
Riz Ahmed
Chadwick Boseman
Anthony Hopkins
Gary Oldman
Steven Yeun
Riz Ahmed (Sound of Metal) | Chadwick Boseman (Ma Rainey’s Black Bottom) | Anthony Hopkins (The Father) | Gary Oldman (Mank) | Steven Yeun (Minari)
Wahrscheinlich: Chadwick Boseman / Wunsch: Anthony Hopkins Darf man den Wettbüros glauben liegt der leider zu früh verstorbene Chadwick Boseman meilenweit vor seiner Konkurrenz und ist vermutlich der sicherste Sieger bei den diesjährigen Oscars. Ich denke Hollywood wird sein Talent posthum ehren wollen und seine Leistung war auch die vermutlich beste seines Lebens. Dennoch ist Anthony Hopkins für mich phänomenal gewesen dieses Jahr und der eigentliche Sieger.
Bester Film / Best Picture
The Father
Judas and the Black Messiah
Mank
Minari
Nomadland
Promising Young Woman
The Sound of Metal
The Trial of the Chicago 7
The Father | Judas and the Black Messiah | Mank | Minari | Nomadland | Promising Young Woman | Sound of Metal | The Trial of the Chicago 7
Wahrscheinlich: Nomadland / Wunsch: Promising Young Woman Nomadland hat eine große Lobby und kommt mit einem guten Schwung ins Oscarrennen. Vermutlich wird Chloe Zhaos Roadmovie den Goldjungen gewinnen, aber wenn es einen Upset gibt, dann wohl durch The Trial of the Chicago 7 oder Minari. Mein liebster Film dieses Jahr war aber Promising Young Woman, doch der ist chancenlos.
Bonus-Kategorien
Beste Regie / Directing
Wahrscheinlich: Chloe Zhao (Nomadland) / Wunsch: Chloe Zhao (Nomadland) Chloe Zhao wird als erst zweite Regisseurin nach Kathryn Bigelow (2009, The Hurt Locker) in dieser Kategorie gewinnen – ganz klar.
Bestes adaptiertes Drehbuch / Adapted Screenplay
Wahrscheinlich: Nomadland / Wunsch: The Father Auch in dieser Kategorie sollte Nomadland sich die größten Chancen ausmalen dürfen. Chloe Zhao hat einfach ein Händchen dafür wie sie ihre Geschichten erzählt und das kommt gut in Hollywood an. Ich würde es aber auch The Father sehr gönnen, für das der Regisseur Florian Zeller sein eigenes Theatherstück adaptierte und gekonnt auf die Leinwand brachte.
Bestes Originaldrehbuch / Original Screenplay
Wahrscheinlich: The Trial of the Chicago 7 / Wunsch: Promising Young Woman Für mich persönlich führt kein Weg an Promising Young Woman vorbei. Die Geschichte ist gut geschrieben und die Dialoge sind absolut erstklassig. Einzig Aaron Sorkin, der immer als Mitfavorit in dieser Kategorie gilt, könnte mir The Trial of the Chicago 7 die Nase am Ende vorn haben.
Es ist endlich wieder soweit: in wenigen Stunden werden die Oscars in Los Angeles verliehen. Es ist mittlerweile die 92. Verleihung des prestigeträchtigsten Filmpreises der Welt, den Academy Awards. Mein Event-Highlight des Jahres.
Oscars 2020 – was ist passiert
Im Gegensatz zu den letzten Jahren, wo wir an diese Stelle über #metoo, #OscarsSoWhite, den Rausschmiss von Hosts und die merkwürdigen Ideen der Academy, die sinkenden Zuschauerzahlen zu stoppen, gesprochen haben, bleibt es dieses Jahr relativ ruhig. Keine großen Skandale vorab, keine bahnbrechenden Ankündigungen.
Wie schon im letzten Jahr wird man auch dieses Mal eine Show ohne Host durchführen. So erhofft man sich natürlich den Aufwärtstrend des letzten Jahres und die positiven Kritiken zur Verleihung fortzuführen.
Vermutlich wird auch Grammy-Abräumerin Billie Eilish auftreten und den neuen Bond-Song präsentieren, was definitiv ein wenig ungewöhnlich ist. Normalerweise sind die Showeinlagen auf die Nominierungen der Kategorie Bester Filmsong beschränkt.
Auch Abseits von der eigentlich Verleihung setzt die Academy auf Veränderung und passt ihr Essen an. Erstmals wird der deutsche Koch Wolfgang Puck ein hauptsächlich veganes Menü für Hollywoods Elite kreieren.
Auch das jährliche In Memoriam wird heute Nacht vermutlich ein Stückweit emotionaler sein. Nicht nur weil vor wenigen Tagen Legende Kirk Douglas mit 103 Jahren gestorben ist, Luke Perry völlig unerwartet verstarb, sondern auch weil LA’s Sohn Kobe Bryant, der ebenfalls ein Oscar-Gewinner war, tragisch verunglückte und die Oscars wie jedes Jahr in LA verliehen werden.
Snubs & Suprises
Biggest Snubs: Bester Hauptdarsteller:Adam Sandler (Uncut Gems), Taron Egerton (Rocketman) oder Robert De Niro (The Irishman), Eddie Murphy (Dolemite is my Name) Beste Hauptdarstellerin:Lupita Nyongo (Wir) und Awkwafina (The Farewell) Beste Nebendarstellerin:Jennifer Lopez (Hustlers) Beste Regie: eine Frau, bspw. Greta Gerwig, Alma Har’el, Lulu Wang oder Olivia Wilde Filme:Dolemite is My Name, Booksmart, Uncut Gems, The Farewell und The Lighthouse nahezu komplett ignoriert
Biggest Surprises: Joker bekommt trotz Kontroverse 11 Nominierungen Beide Päpste für The Two Popes nominiert Netflix auf Rekordhoch mit The Irishman und Marriage Story Kathy Bates kickt J.Lopez und Parasite-Cast raus Scarlett Johansson mit 2 Noms Klaus sticht Frozen 2 aus für Bester Animationsfilm
Beste Nebendarstellerin / Actress in a Supporting Role
Wahrscheinlich: Laura Dern / Wunsch: Scarlett Johansson Laura Dern ist hier definitiv in der Favoritenrolle und gilt für die meisten als sicherer Sieger. Für mich gibt Scarlett Johanssons Rolle in JoJo Rabbit ein wenig mehr her und durch die Doppelnominierung, sehe ich ihr Chancen hier höher, weil die Hauptrollen-Oscars sicherlich an Renée Zellweger geht.
Bester Nebendarsteller / Actor in a Supporting Role
Tom Hanks
Anthony Hopkins
Al Pacino
Brad Pitt
Joe Pesci
Tom Hanks (Der wunderbare Mr.Rogers) | Anthony Hopkins (The Two Popes) | Al Pacino (The Irishman) | Brad Pitt (Once Upon a Time in Hollywood) | Joe Pesci (The Irishman)
Wahrscheinlich: Brad Pitt / Wunsch: Brad Pitt Ich denke Brad Pitt ist hier der Favorit im Rennen um den Oscar, dicht gefolgt von Pesci & Al Pacino aus The Irishman. Da sich beide aber zwangsläufig gegenseitig Stimmen wegnehmen werden, sollte meine Wunschkandidat Pitt letztlich für seine Performance als Cliff Booth abräumen.
Beste Hauptdarstellerin / Actress in a Leading Role
Wahrscheinlich: Renée Zellweger / Wunsch:Renée Zellweger Zellweger hat nahezu jeden Preis in den letzten Wochen abgeräumt und wird somit auch sehr wahrscheinlich heute Nacht den Oscar gewinnen für Ihre Darstellung von Hollywood-Ikone Judy Garland. Ihre Konkurrenz ist groß, vor allem mit Scarlett Johansson oder Saoirse Ronan, die jetzt bereits zum vierten Mal nominiert ist und das gerade mal mit 25 Jahren, sollte langsam mal ausgezeichnet werden. Vielleicht sieht das auch die Academy heute so – auch wenn Ihre Rolle meiner Meinung nach nicht ihre beste war.
Bester Hauptdarsteller / Actor in a Leading Role
Antonio Banderas
Jonathan Pryce
Leonardo DiCaprio
Adam Driver
Joaquin Phoenix
Antonio Banderas (Pain and Glory) | Jonathan Pryce (The Two Popes) | Leonardo DiCaprio (Once Upon a Time in Hollywood) | Adam Driver (Marriage Story) | Joaquin Phoenix (Joker)
Wahrscheinlich: Joaquin Phoenix / Wunsch: Joaquin Phoenix Seit Oktober galt Phoenix als sehr aussichtsreicher Kandidat für den Sieg und daran hat sich nicht viel geändert. Ich würde es mir auch wünschen, da seine Performance sehr außergewöhnlich war. Dennoch sollte man einen Leonardo DiCaprio und vor allem Adam Driver nicht unterschätzen. Sie lauern auf den Überraschungssieg.
Bester Film / Best Picture
Jojo Rabbit
The Irishman
Little Women
Marriage Story
Joker
Le Mans 66
Once Upon a Time in Hollywood
1917
Parasite
Jojo Rabbit | The Irishman | Little Women | Marriage Story | Joker | Le Mans 66 | Once Upon a Time in Hollywood | 1917 | Parasite
Wahrscheinlich: 1917 / Wunsch: Parasite Der Zweikampf wird sich vermutlich zwischen den großen Favoriten 1917 und Tarantinos Once Upon a Time in Hollywood entscheiden, wünschen würde ich mir aber ein Sieg für den koreanischen Parasite. Once Upon folgt in meiner persönlichen Rangliste.
Bonus-Kategorien
Beste Regie / Directing
Wahrscheinlich: Sam Mendes (1917) / Wunsch: Bong Joon Ho (Parasite) Sam Mendes und 1917 surfen auf der Erfolgswelle, wünsche würde ich mir aber Bong Joon Ho oder endlich auch Tarantino
Bestes adaptiertes Drehbuch / Adapted Screenplay
Wahrscheinlich: Little Women / Wunsch: JoJo Rabbit Wenn ein Stoff wie Little Women bereits etliche Male verfilmt und in Form von Serien verarbeitet wurde, dann spricht das für seine Beliebtheit und Qualität und den damit verbundenen Favoritenstatus. Da mir Little Women aber nicht so richtig gut gefiel, fällt mein Wunsch eher auf Taika Waititis Adaption zu Jojo Rabbit.
Bestes Originaldrehbuch / Original Screenplay
Wahrscheinlich: Once upon a Time in Hollywood / Wunsch: Parasite Tarantino wird vermutlich wie immer beim Besten Film sowie Regisseur übergangen werden, aber für seine Drehbücher gilt er immer auch als Favorit. Ich wäre mit einem Sieg Tarantinos sehr zu frieden, wünsche mir aber Parasite für dieses runde Script ohne Längen.
Wieder ein Jahr rum und meine alljährliche Top-Liste der Kinofilme und Filme von Streamingseiten a la Netflix darf da natürlich nicht fehlen. Die Oscar-Filme der letzten Verleihung sind wie immer ausgeschlossen um die Liste nicht zu verwässern. In diesem Jahr sind das beispielsweise The Favourite, A Star is Born, Green Book usw. Ich habe wieder weit mehr als 100 Filme dieses Jahr im Kino gesehen und eine buntgemischte Liste zusammengestellt mit den für mich besten Filmen des Kinojahres.
Honorable Mentions die es nur knapp nicht auf diese Liste geschafft haben, sind unter anderem: Glass, Escape Room, Mid90s, Creed 2, Meisterdetektiv Pikachu, Rocketman, Godzilla 2, Long Shot, Late Night, Doctor Sleep, The Irishman, Shazam.
Breakout Star 2019
Ich habe mir überlegt, dieses Jahr mal einen kleinen Absatz dem Breakout-Star des Jahres zu widmen. Es hätte genauso gut Keanu Reeves sein können, der weiter in seiner Rekeanussaince ein grandioses Comeback feiert, aber ich habe mich für die gerade einmal 23-jährige Florence Pugh entschieden.
Innerhalb von 12 Monaten hat sie mit gleich 4 krass unterschiedlichen Projekten auf sich aufmerksam gemacht und für jeden dieser Filme bereits viel Lob kassiert. Ich find es immer faszinierend wie Hollywood funktioniert und plötzlich bis dato unbekannte Schauspieler hinter den Kulissen, wie durch Absprachen plötzlich das heißeste Eisen im Ofen sind. Als ob sich die Casting-Directors einmal wöchentlich zum Skypecall treffen und sich auf eine Person einigen, die sie für das kommende Jahr für jedes Projekt buchen.
Florence Pugh schafft es – SPOILER – gleich zweimal dieses Jahr auf meine Topliste. Mit dem Wrestling-Biopic über Paige “Fighting with My Family”, weckte sie mein Interesse, mit Ari Asters „Midsommar“, konnte sie in einer weiteren Hauptrolle eines heißerwarteten Films auftrumpfen. Nächsten Monat startet mit Little Women der neue Film von Greta Gerwig, der eh halb Hollywood an den Lippen hängt und der bereits sehr viele positiven Kritiken bekommen hat. Als wäre das nicht genug, startet kurz darauf auch schon Black Widow, Scarlett Johanssons Solo-Marvel-Film. Dort spielt Florence Pugh ihre Schwester und schafft es also innerhalb eines Jahres nicht nur in den Indi-Hits der begehrtesten Regisseure zu spielen, sondern auch den Sprung in das mächtige Marvel Blockbusterkino. Ich bin gespannt was die kommenden Jahre für diese talentierte Schauspielerin bereit halten.
#15 Star Wars IX – Der Aufstieg Skywalkers
J.J. Abrams ist zurück auf dem Regiestuhl, um nach den bei Kritikern zwar beliebten, aber beim Publikum sehr umstrittenen The Last Jedi das Regieruder wieder zu übernehmen und die Skywalker-Saga nach satten 9 Teilen abzuschließen. Abrams galt hier wohl einfach als sicherste Wahl, da er mit Episode 7, der es 2015 noch bei mir auf die Spitzenplatzierung im Jahresranking einnahm, bereits bewies, dass er zwar nicht wie Rian Johnson super mutig mit der Marke umgeht, aber trotz der großen Parallelen zur originalen Trilogie, einen soliden Star Wars Film drehen kann. Disney kam das wohl jetzt für Episode 9 ganz recht, um die zuletzt große Kritik an der Franchise nicht weiter zu befeuern. Zusätzlich hatte er die Mammutaufgabe Carrie Fisher nach ihrem Tod möglichst würdevoll zu integrieren und auch ihre Rolle zufriedenstellend abzuschließen.
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers ist bei bestem Willen nicht perfekt und auch nicht der beste Teil der neuen Trilogie, aber es ist dennoch ein solider Abschluss, der mir gut gefallen hat. So gibt es stellenweise übertriebenen Fanservice, Szenen die nur für die Optik Sinn ergeben aber keinesfalls inhaltlich, Nebencharaktere, die man jetzt nach zwei verpassten Chancen auch wirklich komplett auf die stille Treppe der Belanglosigkeit setzt, sowie den ein oder anderen unnötigen Diss gegenüber Rian Johnsons The Last Jedi und ein ständiges Zurückrudern und Rechtfertigen für die Entscheidungen des Vorgängers. Man merkt dieser Trilogie sehr deutlich an, dass es merkwürdigerweise kein einheitliches Konzept zur übergreifenden Geschichte gab. Ich find es cool, dass die Regisseure nahezu freie Hand hatten, aber irgendwie sollten doch alle Beteiligten wissen, wo Figur X in Episode 7 ist und wo sie in Episode 9 sein sollte und nicht für jeden Film eine 180° Wendung machen.
Doch warum gefiel mir The Rise of Skywalker dennoch? Nach wie vor funktionieren die Hauptdarsteller Daisey Ridley, John Boyega, Adam Driver und Oscar Isaac sehr gut. Nicht nur sind die Darsteller super, sondern auch ihre Charaktere und ihre Onscreen-Chemie sind große Pluspunkte. Endlich haben Rey und Poe paar Szenen zusammen und ecken prompt mit ihren unterschiedlichen Wesen aneinander, was gerade im ersten Drittel einige gute Dialoge mitbringt. Der interessanteste Charakter der neuen Trilogie bleibt auch im dritten Teil Kylo Ren, den Adam Driver die nötige schauspielerische Klasse gibt. Jede Szene mit ihm ist ein Highlight.
Auch Leia bekommt ihren würdigen Abschied. Man merkt zwar permanent, dass man mit Archivmaterial und Tricks gearbeitet hat und auch nicht immer alles rund wirkt, aber ich war zufrieden so wie es umgesetzt wurde. Besser als sie im Abschluss der Reihe nicht dabei zu haben. Rest in Piece, Dear Princess. Die Nebenrollen hingegen werden konsequent ignoriert und bleiben maximal Stichwortgeber, was zwar schade ist, aber in Anbetracht dessen was alles geleistet werden musste bei den wirklich wichtigen Protagonisten gerade noch zu verzeihen.
Das letzte Drittel, das große Finale, gibt uns dann noch einmal alles was wir als Fans lieben an Star Wars: Schlachten und Konflikte an mehreren Schauplätzen, Laserschwerter in Action, Emotionen und lesbische Küsse.
#14 Wir
Wir beziehungsweise Us ist Jordan Peeles langersehntes zweites Filmprojekt. Der Regisseur, der eigentlich mit seinem komödiantischen Talent Berühmtheit erlangte, bot uns vor zwei Jahren mit Get Out ein phänomenales Regiedebüt, das sowohl Horror-, Thriller- und Comedy-Elemente kombinierte und nicht nur einen guten Film erschuf, sondern auch eine Gesellschaftskritik. Verdientermaßen führte das neben vielen anderen Auszeichnungen auch zum Oscar für das beste Drehbuch.
Wir geht in eine ähnliche Richtung und kann mit einem stark aufspielenden Cast, vor allem Oscar-GewinnerinLupita Nyong’o sticht hier mit einer sehr vielschichtigen Performance heraus, und einer komplexen Geschichte punkten. Das Drehbuch ist voll mit Doppeldeutigkeiten, Hinweisen, Wendungen, Hommagen und coolen Ideen.
Bei meinem zweiten Kinobesuch hat mir der Film sogar nochmals deutlich besser gefallen als beim ersten Ansehen und Längen im ersten Akt kamen mir gar nicht mehr so schlimm vor. Viel mehr konnte ich mich auf die besagten Details konzentrieren und selbst nochmehr interpretieren.
Wir ist wieder so ein Film, der ungemein davon lebt mit Freunden darüber zu diskutieren, Lösungsansätze auszutauschen und auch das Internet zu Rate zu ziehen für Interpretationen und Details, die dir im Kino entgingen. Damit hatte ich viel Spaß und hat den Film auch für mich aufgewertet. Dennoch muss ich sagen, dass Wir zwar deutlich mehr erzählen will als es noch bei Get Out der Fall war, aber dadurch auch eine Reihe von Logiklöchern mit sich bringt, die mir dann doch auch negativ auffielen. Diese Ungereimtheiten zerstören mir nicht diesen geilen Film, machen ihn aber weniger rund als Jordan Peeles Erstlingswerk.
#13 John Wick 3
Wow, wer hätte gedacht, dass der dritte Teil einer Reihe die Messlatte für das Franchise nochmals so hochsetzen würde? In John Wick 3 bekommen wir so viel mehr als das übliche charakteristische Gun-Fu. Keanu Reeves entledigt sich seiner Widersacher mit Hilfe von Messern, Büchern, Hunden, Pferden, Schwertern, Pistolen und im Prinzip allem anderen Kram.
Alles toll choreographiert und stilvoll inszeniert, wie man es gewohnt ist. Auch Neuzugänge wie Halle Berry oder auch Asia Kate Dillon, die mich mit ihrer Rolle in der grandiosen Serie Billions Woche für Woche begeistert, haben gut funktioniert.
Teil 3 knüpfte nicht nur nahtlos an den Vorgänger an, sondern macht dieses Mal auch einen absoluten Deep Dive in die Lore der „John Wick“-Welt, die bis dato häufig nur angedeutet wurde. Ich finde diese Welt zwar sehr spannend und wollte auch immer mehr Lore, aber am Ende war es mir fast schon zu viel, zu überfrachtet und immer noch eine Münze und Regel wird aus der Tasche geholt, wenn sie gerade gut ins Drehbuch passte. Generell war das große Finale irgendwann auch ermüdend.
Doch all das zum Trotz hat mir John Wick 3 sehr gut gefallen und im westlichen Markt gibt es abgesehen von Mad Max: Fury Road keinen besseren Actionfilm. Nach bereits einem erfolgreichen Wochenende an den Kinokassen haben die Macher auch direkt Teil 4 angekündigt und sogar ein Spin-Off zu den Ballerinas scheint angedacht zu sein. Ich bin gespannt.
#12 Plötzlich Familie
Instant Family wie er im Original heißt steht hier stellvertretend für die guten und soliden Komödien dieses Jahr wie Long Shot, mit Charlize Theron und Seth Rogen, oder Late Night mit Emma Thompson und Mindy Kaling. Da Long Shot und Late Night aber bereits auf dem Schirm vieler Filmfans sind, habe ich mich für Plötzlich Familie entschieden, um ein wenig Aufmerksamkeit auf diesen Film zu lenken, der sonst in diesem langen Filmjahr unter dem Radar läuft.
Es handelt sich auf den ersten Blick um eine konventionelle Hollywood-Adoptionsgeschichte, doch bei näherer Betrachtung ist sie mehr und besser als das. Der Regisseur Sean Anders verarbeitet hier seine persönliche Geschichte und bietet uns nicht nur ein Drehbuch mit qualitativ hochwertiger Gagdichte, sondern auch vielen emotionalen Momenten, die dem Film Fleisch geben.
Klar gibt es auch einige plumpe Gags, aber die werden durch so manch bissigen Kommentar und smarten Witz ausgeglichen. Dabei beleuchtet Sean Anders auch den Adoptionsprozess und die damit verbundenen Hürden, was unsere Figuren durch die Bank weg nachvollziehbar und echt macht.
Der Cast rund um Rose Byrne, Mark Wahlberg und Isabella Moner / Merced ist nicht nur toll gewählt, sondern verkörpert ihre Figuren glaubwürdig. Auch Nebenfiguren wie Comedian Iliza Shlesinger können immer wieder im Film Highlights setzen. Besonders an Plötzlich Familie gefiel mir, dass selbst wenn, wie typisch für diese Filme, „Figuren aus der Vergangenheit“ auftauchen müssen, es nicht zu einer klaren schwarz-weiß-Trennung der Charaktere kommt und auch die komplexen, unterschiedlichen Facetten gezeigt werden, die bei solchen Schicksalen nun mal dazu gehören.
Instant Family kam bereits im Januar in unsere Kinos und konnte sich bis jetzt in meinem Gedächtnis halten, weil es ein echt schöner, warmherziger Film über Familie ist, den man nur mögen kann.
#11 Toy Story 4
Eine Filmreihe zu erschaffen, die durch die Bank weg quasi perfekt ist, ist in etwa gleichzusetzen mit dem Fund eines Einhorns. Solche Franchises lassen sich an einer Hand abzählen und wie Pixar es gelingt nach einer sich steigernden, grandiosen Trilogie diese Reihe nach 9 Jahren wiederzubeleben und mit diesem vierten Teil an die gewohnte Qualität mühelos anzuknüpfen gleicht Hexerei.
Die „Drachenzähmen leicht gemacht“-Trilogie, die ebenfalls dieses Jahr wieder einen sehr starken Film geliefert hat, hätte hier an dieser Stelle genauso stehen können wie Toy Story 4, nicht nur weil sie die beste Animationsreihe des letzten Jahrzehnts war, sondern weil sie durchaus der beste Animationsfilm 2019 hätte sein können.
Doch im Gegensatz zu Drachenzähmen, hat nach Toy Story 3 eigentlich niemand nach einer Fortsetzung geschrien. Zu gut war der Abschluss, zu perfekt der Filme umspannenden Storybogen. Doch wie Pixar selbst immer beteuert, würden sie es nicht wagen nur aus reiner Profitgier Toy Story auszugraben, sondern nur, wenn sie eine sehr gute Geschichte und Idee hätten. Und was soll ich sagen: in diesem Fall sollten sie Recht behalten.
Auch wenn einige Figuren nun im vierten Teil nicht mehr so viel zu tun bekommen wie früher, sind die facettenreichen Geschichten um Woody, Bo Peep, Forky und Antagonistin Gabby Gabby umso besser. Sie sind tiefgründig, modern, clever und herzerwärmend. Pixartypisch spricht Toy Story nicht nur Kinder an, sondern sämtliche Altersgruppen und trotz extrem witzigem Humor, kitzelt der Film an anderen Stellen die ein oder andere Träne raus.
Auch tricktechnisch macht im Animationsbereich diesem Team niemand etwas vor – wie gewohnt sie alles schlicht grandios aus. Am Ende kann man einfach nur den Hut ziehen, wenn es einem Filmstudio gelingt, gleich vier Meisterwerke abzuliefern.
#10 Crawl
In den Flop15 habe ich unter meiner Kritik zu 47 Meters Down 2: Uncaged bereits angedeutet, dass es ein Tier-Horrorfilm unter die für mich besten Filme des Jahres geschafft hat. Hier ist er: Crawl. Auf dem Papier sollte er nicht funktionieren. Familie kämpft in ihrem Haus ums Überleben gegen Alligatoren, inszeniert von Alexandre Aja, Regisseur von Piranha 3D. Doch mich hat bereits der Trailer angesprochen und ich hatte die Hoffnung, dass ich am Ende nicht enttäuscht werden würde. Und das wurde nicht. Crawl war sogar noch besser als ich mir erhoffte.
Man bekommt einen erstklassig inszenierten, handwerklich toll konstruierten Action-Horrorfilm, der gelungen im Setting einer Naturkatastrophe verankert ist. Alexandre Aja nutzt die quasi einzige Location des Films, das Haus der Familie, mehr wie einen Charakter und nicht nur wie ein herkömmliches Set. Man lernt im Verlauf von Crawl die Räumlichkeiten und Architektur des Hauses gut kennen, kann die Handlung dadurch gut nachvollziehen. Die Geschichte wirkt natürlicher und authentisch.
Das hat mich ein wenig an Don’t Breathe (2015) erinnert, der das auch so handhabte auch wenn die Prämisse eine andere war. Crawl zieht mit zunehmender Spieldauer auch ordentlich die Spannung an und einige sehr starke Momente, die durch das starke Sound-Design und die meiner Meinung nach gelungenen CGI-Alligatoren gekonnt untermalt werden.
Im Gegensatz zu den meisten Vertretern dieses Genres waren mir die Figuren weder unsympathisch, noch völlig egal. Ich war durchaus interessiert an dem losen Drumherum der Charaktere. Für mich war Crawl in diesem Jahr eine dieser Überraschungen, die man nicht schon 12 Monate vorher auf dem Schirm hatte.
#9 Midsommar
Mit seinem Langfilm-Debüt Hereditary – Das Vermächtnis hat Ari Aster im letzten Jahr ein fettes Zeichen gesetzt und direkt einen der besten Horrorfilme des letzten Jahrzehnts abgeliefert. Für mich war Hereditary darüber hinaus auch der beste Film 2018 und über jeden Zweifel erhaben. Jetzt stand 2019 mit Midsommar direkt sein zweites Werk an und die gesamte Filmwelt war gespannt darauf, ob es ihm gelingen würde, an diesen Erfolg und diese hohe Qualität anzuknüpfen oder ob er ein One-Hit-Wonder wird. Glücklicherweise scheinen wir hier mit Ari Aster tatsächlich einen neuen Hoffnungsträger unter den Regisseuren gefunden zu haben.
Midsommar ist fantastisch auch wenn er für mich alles in allem schwächer als Hereditary ist. Das größte Manko für die meisten Zuschauer wird die Länge von 2,5 Stunden, im Directors Cut sogar 3h, sein. Eine sehr lange Zeit in der ehrlich gesagt nicht viel passiert. Midsommar setzt darauf, eine beklemmende Atmosphäre aufzubauen und beim Publikum dieses Unbehagen auszulösen. Doch auch wenn zunächst nicht so viel passiert, entwickelt Ari Aster hier eine faszinierende Sogwirkung, die dann im letzten Drittel auch die letzten gelangweilten Besucher im Kinosaal wach rüttelt und verstört zurücklässt.
Über die virtuose Inszenierung Asters muss man eigentlich nicht viel mehr sagen. Es ist überragend, dass er handwerklich bereits so meisterhaft ist, obwohl er mit gerade einmal 33 Jahren noch am Anfang seiner Filmkarriere steht. Wie auch schon bei Hereditary funktioniert die Geschichte gewissermaßen auf mehreren Ebenen.
Man kann den Plot alleine auf seinen Horror runterbrechen und auf der anderen Seite sich auf die Beziehung der beiden Hauptfiguren fokussieren. Geschickt verwebt der Regisseur tragische Schicksalsschläge der Figuren mit der restlichen Geschichte. Getragen von starken schauspielerischen Leistungen – allen voran vom Breakthrough-Star des Jahres, Florence Pugh. Midsommar ist faszinierend, es gibt Szenen bei denen man aufgrund ihrer Skurrilität gar nicht genau weiß, ob man es witzig oder beängstigend finden soll.
Das finale Bild des Films brannte sich dann wie auch schon in seinem Erstlingswerk in mein Gedächtnis und so schafft es Ari Aster ein weiteres Mal auf meine Topliste und ein weiteres Mal zum besten Horrorfilm des Jahres.
#8 Marriage Story
Und noch einmal schafft es Adam Driver in meine Top15 dieses Jahr. Der Junge hat ein gutes Näschen für interessante Stoffe und das nötige Talent um jeden Film aufzuwerten. In Marriage Story erzählt Noah Baumbach in einem Drama wie ein Ehepaar, das sich auseinandergelebt hat, scheiden lässt. Die beiden Eheleute spielen besagter Adam Driver und Scarlett Johansson. Beide spielen dieses starke Script so gut, dass Netflix einen weiteren Award-Contender sein Eigen nennen kann.
Das Drehbuch ist faszinierend: denn eigentlich trennen sich hier zwei Menschen, die ja in erster Linie Liebe füreinander gespürt haben und trotz einer eigentlichen Einigung über eine schlammschlachtfreie Scheidung, womit jeder glücklich ist, wird beiden Protagonisten durch das Rechtssystem in Amerika und ihren beratenden Anwälten Stück für Stück die Kontrolle darüber unter den Fingern weggerissen.
Kleinigkeiten, die nichts über die Eignung als Elter aussagen, werden plötzlich aus dem Kontext gerissen und aufgebauscht um vor Gericht zu punkten und immer mehr Grenzen überschritten. Unsere beiden Hauptfiguren lassen selbst in den ärgsten Streitgesprächen immer durchscheinen, dass sie doch eigentlich beide nur das Beste für Alle wollen und immer noch Liebe füreinander empfinden.
Manche Szenen sind als Zuschauer so schmerzhaft anzusehen, beispielsweise wenn eine Expertin bei Drivers Figur zu Hause ist, um zu überprüfen, ob er denn ein guter Vater ist. Auch die Nebendarsteller sind interessante Charaktere und gut in die Geschichte verwoben. Ob es Scarlett Johanssons Mutter ist, die eigentlich großer Fan ihres Schwiegersohns ist, oder ob es die drei Anwälte sind, die zwar alle das gleiche Ziel verfolgen, aber jeweils so unterschiedliche Ansätze verfolgen, so dass man keine Zuordnung in „Böse“ oder „Gut“ machen kann, sondern einfach auch dieses System hinterfragen muss, das im Prinzip nicht zulässt sich in „Würde“ scheiden zu lassen.
Marriage Story ist eine Überraschung dieses Jahr und Drehbuch sowie Hauptdarsteller gute Anwärter für die Award-Saison.
#7 Le Mans 66: Gegen jede Chance
Nach dem herausragenden Logan, der es vor 2 Jahren auf meine #1 der Top-Liste schaffte, hatte Regisseur James Mangold bei mir erstmal einen Stein im Brett. Für sein Folgeprojekt Le Mans 66 bzw. Ford v Ferrari im Original, verlässt James Mangold die bekannten Gewässer der Comicverfilmungen und wagt sich erstmals an einen biographischen Stoff.
Mit dabei ist zwar nicht sein Stammschauspieler der letzten Jahre, Hugh Jackman, aber dafür die noch größeren Matt Damon und Christian Bale, die wieder einmal zeigen was sie draufhaben. Vor allem Chamäleon Bale geht wie gewohnt völlig in seiner Rolle des genialen aber schwierigen Ken Miles auf, der zusammen mit Matt DamonsCarroll Shelby als Underdog den Kampf gegen Ferrari annimmt.
Dass das Wettrüsten nicht nur zwischen Russland und den USA stattfand und zwangsläufig nur um Waffen oder den Weltraum ging, bescheinigt Le Mans 66 auf seiner langen Spielzeit von 160 Minuten eindrucksvoll. Getrieben von angeknacksten Egos weißer, alter Männer entspann sich in den 1960er ein Kampf um den Titel des besten Autoherstellers der Welt. Kann es den Amerikanern von Ford gelingen die Übermacht im Renngeschäft durch die italienischen Ferrari aufzubrechen, oder muss man sich geschlagen geben und die Niederlage eingestehen?
Mangold gelingt es dieser Frage sehr eindrucksvoll, wenn auch lang, auf den Grund zu gehen und inszeniert einen spannenden Film über den Rennsport. Wie auch schon bei Rush von Ron Howard, den ich als Geheimtipp an dieser Stelle nur empfehlen kann, gelingt es Le Mans 66 eine Balance aus packenden Rennszenen und Charakterdrama drumherum zu etablieren.
Es geht nicht nur um Autos. Es geht vor allem auch um Charaktere, die Philosophie des Rennsports und das Machtgeplänkel großer Egomanen, die sich selbst die größten Steine in den Weg legen. Le Mans 66 musste auf diese Liste.
#6 Booksmart
Eine ganze Weile mussten wir in Deutschland warten, bis auch wir die viel gelobte Komödie über zwei beste Freundinnen, die alle Partys ihrer Collegezeit innerhalb einer Nacht nachholen wollen, auch im Kino sehen konnten. Doch das Warten hat sich gelohnt. Das Regiedebüt von Schauspielerin Olivia Wilde ist ein echt starker Film, der auf sämtlichen Ebenen funktioniert und gleichzeitig ein fettes Ausrufezeichen hinter die Fähigkeiten von den Frauen Hollywoods setzt.
Das Drehbuch wurde von einem weiblichen Quartett geschrieben und punktet mit vielen interessanten Ideen und klugen Dialogen, Olivia Wildes Regie ist für ein Erstlingswerk überraschend klar und fokussiert. Allein die Pool-Szene ist grandios inszeniert und gehört für mich zu den besten Momenten des Kinojahres.
Zu all diesen starken Argumenten kommen dann noch die herausragende Besetzung, die bis zum letzten Nebendarsteller gut gewählt ist. Allen voran natürlich die beiden Hauptdarstellerinnen Kaitlyn Dever und Beanie Feldstein, die wie Arsch auf Eimer zu diesen Rollen passen und ein echter Glücksgriff waren.
Beiden gelingt es nicht nur ihr perfektes Comedytiming unter Beweis zu stellen, sondern auch in den ernsten, dramatischen Szenen, siehe die Streitszene, den Ball nicht fallen zu lassen. So verlieren sie uns als Zuschauer nicht durch eine unglaubwürdige Performance und die teils tiefgründigen, moralischen Aspekte des Drehbuchs erhalten das nötige Gewicht, um dennoch zu funktionieren. Zerbrechlich und gleichzeitig bad-ass.
Booksmart ist eine großartige Komödie und für mich die beste des Jahres, die jeden Support verdient hat, um den Entscheidern in Hollywood zu zeigen, dass es sich lohnt Frauen ans Ruder und ihre Perspektive in die Stoffe einfließen zu lassen.
#5 Avengers: Endgame
Eine Ära findet nach 11 Jahren und 22 Filmen ihr Ende und Marvels Cinematic Universe kommt zum Schluss ihrer offiziell dritten Phase. Ironman aus dem Jahr 2008 gilt als der Anfang dieser langlebigen Filmreihe und bot mit Robert Downey Jr. das perfekte Casting nicht nur für den Charakter, sondern auch als Schirmherr des gesamten MCUs
Als im Jahr 2012 Joss Whedons The Avengers in die Kinos kam, war er mit gerade einmal 6 Superhelden bereits das ambitionierteste Crossover der filmischen Comic-Geschichte und man dachte nicht, dass noch mehr gehen würde. Unvorstellbar, dass wir bereits 7 Jahre später von mehr als 40 Superhelden in einem Film sprechen und der Film dennoch funktioniert.
Großen Anteil daran haben vor allem Kevin Feige und die Russo Brothers. Feige, weil er das Mastermind hinter dem MCU ist. Er ist der Supervisor, der die Roadmap für dieses gigantische Unterfangen hatte; welche Helden dabei sein sollten, wer wann seinen Film bekommt, wie man die einzelnen Geschichten möglichst stimmig verknüpft und letztlich eine 22 Filme umspannende Geschichte konstruiert, die jedem Helden sein individuelles Spotlight lässt und am Ende doch die Stakes so hoch setzt, so dass man als Zuschauer am Ball bleibt und investiert ist in die Charaktere und ihren Geschichten.
Die Russo Brothers hingegen kamen erst die letzten Jahre ins Spiel und haben nicht nur mit Captain America: Return of The Winter Soldier, Captain America: Civil War, Avengers: Infinity War und nun Avengers: Endgame einige der insgesamt besten Filme der Reihe geschaffen, sondern auch das gesamte Genre auf ein neues Level gehoben. Sie haben sich mit ihrer Detailverliebtheit, Liebe zum Genre und den Fans unsterblich für viele gemacht und ich bin so verdammt gespannt, was für Projekte sie in Zukunft umsetzen.
Bei meinem ersten Kinobesuch hat mich die recht ungewohnte Struktur ein wenig kalt erwischt. Infinity War war ein reines zweieinhalb Stunden Action-Fest mit vielen Schauwerten und einem starken Pacing. Endgame hingegen setzte zwar wenig überraschend an den dramatischen Ereignissen des Vorgängers an, aber mit einem relativ langsamen ersten Akt, der uns zeigt wie unsere Helden die Geschehnisse jeder für sich verarbeiten. Ich fand es nicht schlecht aber mein Mindset war beim ersten Mal wohl einfach noch zu sehr auf die Action gepolt und dementsprechend fast gelangweilt.
Beim zweiten Anschauen wiederum, ist mir dieser Part, wohlwissend was mich erwartet, gar nicht mehr unangenehm gewesen. Ich konnte es mehr genießen. Generell hat Endgame im Vergleich zu sämtlichen Marvel-Filmen wohl anteilig die wenigste Action zu bieten.
Der zweite und dritte Akt jedoch hatte mich von Beginn an. Das lag zum einen daran, dass sowohl die witzigen als auch emotionalen Momente fast immer einen Nerv trafen und zum anderen am Drehbuch, das meiner Meinung nach häufig mit den Erwartungen vorab als auch während des Films brach. Für einen Film aus dem MCU ist es schon sehr ungewöhnlich 3h lang relativ unvorhersehbar zu sein und vor allem dann auch noch zu funktionieren.
Es gab im gesamten Film eigentlich nur eine Szene, die ich wirklich furchtbar fand, was meinen Gesamteindruck aber nicht wirklich schmälert. Das große Finale hatte dann alles zu bieten. Starke Action fürs Auge und emotionale Höhepunkte, die mir mehr als einmal Gänsehaut bereiteten. Eventuell hatte ich auch hier Wasser unter meiner Taucherbrille und dabei bin ich nicht mal so sehr verknüpft mit diesen Figuren, wie es wirkliche Hardcore-Fans der Comics sind.
Nichtsdestotrotz bekamen mich diese Szenen, weil sie so perfekt inszeniert waren. Den Russo Brüdern und Kevin Feige gelingt dieses Crossover der Superlative mit Bravour. Die Charaktere und die Zuschauer bekommen ihren würdigen Abschluss und einen der besten Filme aus dem MCU jemals und die Fans zahlen es mit 2,8 Mrd Dollar an den Kinokassen zurück. Danke.
#4 Fighting with my Family
Ein paar vereinzelte Meinungen zu Fighting with My Family haben es bereits Wochen vor Deutschland-Start hierher geschafft und überhäuften das Wrestling Biopic zu Paige und ihrer Familie mit viel Lob. Der Film wurde unter anderem von Wrestling-Legende Dwayne „The Rock“ Johnson und der WWE selbst produziert.
Die Regie sowie das Drehbuch übernahm Stephen Merchent, den man sonst vor allem als Autor von The Office oder auch als Stimme von Wheatley des Videospiels Portal 2 kennt.
Mir hat Fighting with My Family nicht nur sehr gut gefallen, sondern es hat mir das Thema Wrestling, in das ich nie besonders emotional investiert und interessiert war, ein Stück näher gebracht. Es war ein sehr gut ausbalancierter Genre Mix aus Drama und Comedy.
Zudem empfand ich den Film als nicht zu plakative, einseitige Dauerwerbesendung für die WWE oder The Rock. Sicherlich hat the Rock 1-2 prominente Auftritte bekommen und der WWE wird kein Haar gekrümmt, doch dennoch bleibt hier alles im Rahmen und der Werdegang Paige’s und ihrer Wrestling Familie steht im Mittelpunkt.
Sämtliche Charaktere sind gut geschrieben und recht nah an der Realität, wenn man sie mit den echten Aufnahmen am Ende des Films vergleicht. Mit Nick Frost, Lena Headey, Stephen Merchant und Vince Vaughn gibt es zwar einige namenhaften Schauspieler, die hier wie gewohnt ihr Talent unter Beweis stellen und diese kautzigen, liebevollen und völlig Wrestling verrückten Figuren zu Leben erwecken, doch niemand überschattet Shootingstar Florence Pugh, die hier als Paige brilliert. Fighting with My Family ist eine typischer Underdog-Geschichte von hoher Qualität und viel Herz.
#3 Once Upon a Time in Hollywood
Tarantino hat wieder abgeliefert. Man weiß relativ genau was man von einem typischen Tarantinofilm zu erwarten hat und trotzdem gelingt es ihm das Publikum gerade dieses Mal ein wenig an der Nase herumzuführen. Als bekannt wurde, dass Once Upon a Time in Hollywood zur Zeit der Manson Morde spielen würde, hat man sich die abstrusesten Varianten vorstellen können, doch am Ende kam alles ganz anders.
Hauptsächlich geht es einfach um Rick Dalton, einem Filmstar, dessen Karriere auf dem absteigenden Ast ist und seinen treuen Freund und Stuntdouble Cliff Booth. Die Wege der beiden kreuzen dabei ab und zu die der Manson-Killer.
Wie gewohnt holt Quentin Tarantino mit seinem Drehbuch samt toller, bissiger Dialoge alles aus seinen Allstars raus. Allen voran natürlich die beiden Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio und Brad Pitt. Während Brad Pitt mit seiner knallharten und kompromisslosen Art die meisten Lacher des Publikums auf seiner Seite hat, kann DiCaprio vor allem mit sehr nuancierten Momenten glänzen und gleichzeitig eine gewisse Hollywood-Filmbranche-Metaebene bedienen wie kein Zweiter. Inszenatorisch ist der Film auch eine Wucht, die eigens angefertigten Straßenzüge des 60er Jahre Hollywoods bzw. Los Angeles sowie die dazugehörigen Autos sind wunderschön.
Zusätzlich gefielen mir dann auch besonders die Szenen, wenn DiCaprio am Set ist und wir quasi einen Film im Film im Film bekommen und der Film mit den Ebenen bricht. Die Szene auf der Ranch der Masonjünger war auch einfach super spannend inszeniert und dann wäre da noch das Finale.
Die letzten 15 Minuten die noch mal alle Erwartungen über den Haufen werfen und meiner Meinung nach einem perfekten Ende zu diesem Film nah kommt.
#2 Joker
Der Joker gilt als einer der beliebtesten und besten Gegenspieler in der Popkultur. Stars wie Jack Nicholson, Heath Ledger und Mark Hamill haben ihn bereits porträtiert. Dieses Jahr bekam Joaquin Phoenix die Chance in die Oscar-prämierten Fußstapfen Heath Ledgers zu treten und unter der Regie von Hangover-Regisseur Todd Phillips den Clown Prince of Crime zu verkörpern. Unabhängig von der eigentlichen Qualität des Films, mussten sich die Beteiligten permanent erklären und sich den Vorwürfen stellen, dass ihr Film psychisch labilen Menschen als Auslöser dienen könnte für beispielsweise Amokläufe. Viele Kritiker haben den Film auch dafür abgestraft.
Ich finde diesen Versuch Kunstschaffenden vorzuschreiben was sie machen dürfen und was nicht immer schwierig. Labilen Menschen mit psychischen Problemen, könnten sich von alles und jedem getriggert fühlen. Sie könnten in eine Textzeile eines Katy Perry Songs mehr reininterpretieren oder ihre Probleme auf Allesmögliche projizieren. Deswegen nun alle Medien zu zensieren, weil sich irgendjemand angegriffen fühlen könnte, ist doch Quatsch. Vor allem wenn man ein gewaltiges Problem mit Waffengesetzen hat, das es vielleicht eher zu lösen gilt, doch das ist eine Diskussion für einen anderen Tag.
Denn Joker ist ein handwerklich ganz hervorragender Film geworden, der sich ganz offen bei den beiden Scorsese Filmen Taxi Driver und The King of Comedy bedient und nicht nur dem Hauptdarsteller beider Filme, Robert DeNiro, eine Schlüsselrolle in Joker gibt, sondern auch zunächst mit Martin Scorsese als Produzent plante. Und auch wenn das letztlich nicht zustande kam, merkt man seine Einflüsse an jeder Ecke. Gotham sieht noch mehr als je zuvor wie ein New York der 70er/80er aus, das Drehbuch bietet viele Parallelen zu seinen Werken und die Figur des Jokers wird nur durch seinen Namen zum Comicuniversum gezählt, weil sie auch genauso gut eine Scorsese Figur sein könnte.
Joaquin Phoenix dominiert diesen Film. Seine Performance macht den Film. Er geht wieder einmal vollends in seiner Rolle auf und hat sich ähnlich wie Christian Bale kurzerhand 23 Kilo für diese Rolle abgehungert. Dass dieses extreme Gewicht-Yo-Yo natürlich nicht gesund für den Körper ist, ist klar, aber ehrlich gesagt hat es seiner Rolle Arthur Fleck wirklich geholfen.
Dieser abgemagerte, krankanmutende Körper und die schlechte Körperhaltung tragen dazu bei, dass wir als Zuschauer gleichermaßen verängstigt sind als auch gewisse Sympathien für ihn empfinden, vor allem wenn er als Punchingball einer ganzen Gesellschaft und eines korrupten Systems herhalten muss, das die Schere zwischen arm und reich nur größer werden lässt. Figuren wie Arthur Fleck fressen in einer solchen Gesellschaft nur noch Scheiße und da sich jeder mal im Leben unfair behandelt oder zurückgelassen fühlt, erreicht das automatisch viele Zuschauer.
Für diese Rolle wie sie hier angelegt ist, braucht man einen starken Schauspieler und Joaquin Phoenix‘ Schauspiel ist ein weiteres Mal absolut brillant und die seit Release von Millionen Fans geforderte Oscarnominierung scheint mir mehr als realistisch. Zumindest wenn es nur um die Schauspielleistung und keine politische Agenda oder Vorbehalte ginge.
Die Kombination aus grandiosen, wunderschönen Bildern einer dreckigen Stadt und Gesellschaft, sowie einem zur Bestform aufgelegten Joaquin Phoenix entwickeln mit jeder Minute eine stärkere, hypnotisierende Sogwirkung, die mit akzentuierten Gewaltspitzen zu einem Finale führt, das einen ganz speziellen Vibe hat und man auf einer Welle dieser Stimmung mitschwimmt. Mir hat Joker sehr gut gefallen und ich hoffe es gibt trotz der unfassbaren mehr als 1 Milliarde Dollar keine Fortsetzung.
#1 Parasite
Virtuos inszeniertes Meisterwerk von Bong Joon Ho, der zuletzt mit Filmen wie Snowpiercer & Okja zwar immer coole Ideen hatte, doch in letzter Konsequenz immer Etwas fehlte, um das Ganze richtig rund zu machen. Diese Meisterleistung und Rückkehr zu alter Stärke gelingt ihm dieses Mal mit Parasite meines Erachtens nach zu hundert Prozent.
Weg vom hochkarätigem Hollywoodcast seiner letzten Projekte, erzählt Bong Joon Ho hier eine kleine, aberwitzige und gleichzeitig bedrückende koreanische Geschichte über die größer werdende Schere zwischen arm und reich. Das alles bis auf seinen Stammschauspieler Kang-ho Song mit einem für westliche Verhältnisse eher unbekanntem Cast.
Parasite ist einer dieser perfekt in Szene gesetzten Filme, die durch die Fähigkeiten an der Kamera, Ausstattung und das Set-Design aus jeder Einstellung ein Bildschirmschoner-Motiv entstehen lässt. Zum Beispiel die Wohnung der Protagonisten oder Stichwort „Regenfall“ stellten für mich immer wieder optische Highlights dar. Das Schauspielensemble spielte sehr stark auf und gerade die Schauspielerinnen stachen durch ihr Spiel heraus und brachten diese einzigartige Geschichte überragend auf die Leinwand.
Mir gefiel eben genanntes Drehbuch besonders gut, weil es neben der kreativen Geschichte mit seinem straffen, nahezu perfektem Pacing dafür sorgte, dass sich dieser 2h-Film für mich zu keinem Zeitpunkt bei meinen beiden Kinobesuchen so anfühlte. Oft neigt das asiatische Kino eher zu einem gemächlichen Tempo – bei Parasite sucht man das vergebens.
Wenn möglich würde ich die original koreanische Version mit Untertiteln vor der deutsch synchronisierten Variante bevorzugen, aber dennoch kann ich Parasite nur jedem Filmfan, der offen für koreanisches Kino ist, wärmstens empfehlen. Bestenfalls keine Trailer sehen und einfach überraschen lassen. Das Filmfestival in Cannes hat er bereits gewonnen, den Favoritenstatus bei den Auslands-Oscars hat er für mich nun auch Inne.
In 2017 haben es die Koreaner mit Die Taschendiebin noch knapp verpasst, die #1 auf meiner Top-Liste zu ergattern. Parasite gelingt es nun und bestätigt wieder einmal, wie gut koreanisches Kino sein kann.
Wieder ein Jahr rum und meine alljährliche Flop-Liste der Kinofilme und Filme von Streamingseiten a la Netflix darf da natürlich nicht fehlen. Die Oscar-Filme der letzten Verleihung sind wie immer ausgeschlossen um die Liste nicht zu verwässern. In diesem Jahr sind das beispielsweise The Favourite, Green Book, A Star is Born usw. Allgemein kann man über das Filmjahr 2019 sagen, dass es wohl ein wenig stärker als 2018 war und wir mit Avengers: Endgame und Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers zwei gigantische Abschlüsse einer Franchise bekommen haben. Nichtsdestotrotz habe ich wieder weit mehr als 100 Filme dieses Jahr im Kino gesehen und einige Flops entdeckt, um die ihr möglichst einen großen Bogen machen solltet.
Honorable Mentions die es nur knapp nicht auf diese Liste geschafft haben, sind unter anderem: Annabelle 3, Stuber, Anna, Playmobil, Hustlers und Wenn du König wärst.
#15 Hard Powder
Solides aber unnötiges US-Remake des erst vor 5 Jahren veröffentlichten Einer nach dem anderen, das vor allem, wenn nicht einzig allein, durch die Aussagen des Hauptdarstellers Liam Neeson den Weg in die Öffentlichkeit fand. Der Schauspieler überraschte während der Pressetour nicht nur Journalisten sondern auch seinen neben ihm sitzenden Kollegen, als er während eines Interviews zum Rachethriller über ein altes Trauma seiner besten Freundin sprach, die damals von einem Migranten vergewaltigt wurde, woraufhin Neeson, von Wut und Rachegelüsten gesteuert, durch die Straßen zog und mit den Gedanken spielte, willkürliche Männer, die optische Ähnlichkeiten zum Täter besaßen, zu töten.
Vor allem sprach er danach auch darüber wie sehr er sich für diese Gedanken noch heute schämt und wie froh er ist, dass er damals niemanden fand, aber das interessierte die Presse damals schon nicht mehr und Hard Powder stand schon vor offiziellem Kinostart unter keinen guten Stern. Wie üblich kann man auch hier eher das skandinavische Original mit Stellan Skarsgard empfehlen, statt der Neuauflage. Die Skandis bekommen den Ton solcher schwarzhumorigen Komödien dann doch eine Spur besser und bissiger hin.
#14 Captain Marvel
So kurz vor Endgame nochmal eine Originstory für einen so wichtigen Charakter zu integrieren war sicherlich keine einfache Aufgabe, aber das kann keine Ausrede für diesen Film sein. Für mich hat Captain Marvel nicht funktioniert. Der finanzielle Erfolg ist grandios, qualitativ war es Captain Marvel nicht. Zum einen lag es überraschenderweise an Brie Larson, die super steif und angespannt wirkte. Klar hat sie marveltypisch viele witzige Stellen im Film, aber es fühlte sich nie an, ob sie so richtig Spaß an der Rolle hätte. Brie Larson ist eine tolle Schauspielerin und der Erfolg sei ihr gegönnt, aber den Druck konnte man ihr sichtlich ansehen.
Die besten Momente im Film gibt die starke Kombination aus Brie Larson und Sam Jackson her, die nun bereits 4x zusammen gedreht haben auch Lashana Lynch als Captain Marvels beste Freundin hat für mich funktioniert. Was wiederum nicht so gut klappte waren zum einen die Actionszenen, die bis auf eine, relativ zu Beginn des Films, in einer Bahn leider nicht sonderlich gut waren und zum anderen der wirklich erzwungene Feminismus. Im Internet trollen viele, die jeden Film hassen, wenn es starke Frauenrollen gibt und haben versucht Captain Marvel schon abzustrafen, bevor der Film überhaupt in den Kinos startete.
Wovon ich aber rede ist eine bewusste Agenda, die so on the nose ist, dass es absolut awkward im Film rüberkommt. Von krampfigen Dialogen bishin zu einer Aktionszene zum Schluss, die dann tatsächlich mit „No Doubt – I’m just a girl“ untermalt ist, dann fasst man sich eher an den Kopf, statt mit voller Inbrunst zu feiern, was da passiert. Ein wenig Subtilität hätte dem Drehbuch gut getan. Alles in Allem ist Captain Marvel einer der schwächeren Comic-Verfilmungen der letzten Jahre und sehr forgettable.
#13 47 Meters Down 2: Uncaged
Wie der Titel bereits andeutet handelt es sich hierbei um die Fortsetzung des zumindest finanziell erfolgreichen 2017er 47 Meters Down, damals noch mit „This is Us“-Star Mandy Moore in der Hauptrolle. Inhaltlich enttäuschte mich der Haihorror aber auf ganzer Linie, er war handwerklich weder so gut wie The Shallows, noch so dumm-spaßig unterhaltsam wie The Meg. Dennoch hat der Film sein Budget mehrfach wieder eingespielt und die Produktion einer Fortsetzung gerechtfertigt.
47 Meters Down 2: Uncaged macht definitiv ein paar Sachen besser und die gleichgebliebenen Macher hinter der Kamera lernten aus ihren Fehlern. So wirkt der Film mit höherem Budget definitiv hochwertiger, die Haimodelle sind solide designt, es ist auch unterhaltsamer einen größeren Cast zu haben, statt nur die 2 Figuren wie im ersten Teil. Ich habe mich gefreut Sophie Nelisse wiederzusehen, die ich in Die Taschendiebin schon sehr schätzte und 2014 in meiner Topliste hatte. Auch die Location mit dieser Ausgrabungsstätte unter Wasser in einer Höhle war eine gute Idee, die den Film aufwertete.
Der Film lässt sich zu Beginn ganz schön viel Zeit bis es überhaupt ans Eingemachte geht. Statt in einem 90 Minuten Film schnell auf den Punkt zu kommen, muss man fast ein Drittel des Films warten und sich mit einem für die restliche Handlung vollkommen irrelevanten Klischeeplot über gemobbte Außenseiter in der Schule und Patchwork-Schwestern, die sich nicht grün sind, rumschlagen. Der Mittelteil von 47 Meters Down 2: Uncaged ist nicht herausragend aber sicherlich trotz sich wiederholenden Elementen die stärkste Phase, doch das Finale reißt dann wieder einiges ein. Nicht nur ist es repetitiv, es wirkt in seinem plötzlichen Tempowechsel und die Art wie es inszeniert ist eine Spur zu abwegig. 47 Meters Down 2: Uncaged ist nicht absoluter Müll, aber das vorhandene Potential wird nie völlig ausgeschöpft und ein anderer Film in meiner Topliste zeigt, dass man Tierhorror im Jahr 2019 deutlich runder inszenieren kann.
#12 Belleville Cop
Ist der Belleville Cop die französische Antwort auf Eddie MurphysBeverly Hills Cop? Vielleicht nicht die direkte Antwort, aber zumindest ein nicht sonderlich schmeichelhafter Versuch die Kultfilme zu kopieren. Ein liebloses Drehbuch mit allerhand doofen Einfällen kann auch nicht durch Omar Sys überspringendem Charme gerettet werden. Diesen Film hat man nicht gebraucht und bei den häufig so guten Filmen des französischen Kinos, bleibt man hier deutlich hinter den Möglichkeiten. Dann warte ich doch lieber auf den bestätigten 4. Teil mit Eddie Murphy.
#11 X-Men: Dark Phoenix
Ach, liebes X-Men Franchise. Unsere Hassliebe findet hier wohl vorläufig nach vielen Filmen, mit Ausreißern zu den besten Superheldenfilmen auf der einen, und zu den schlechtesten Comicfilmen auf der anderen Seite, zu einem Ende. Das Franchise war immer Opfer schwankender Drehbuchqualität und einer fehlenden Gesamtvision, so dass vor allem die Zeitlinien unfassbar unsinnig und kompliziert wurden, man innerhalb der Serie Zeitlinien neu startete, aber teils an den etablierten Cast-Mitgliedern festhielt. So hat man zwischendurch mit Erste Entscheidung auf allen Posten talentierte Leute ins Boot geholt und die Reihe zu alter Stärke geführt, nur um sie dann in den folgenden Jahren mit dem Arsch einzureißen.
Dark Phoenix stellt jetzt nicht nur das Ende der neuen Reihe dar, sondern ist auch der zweite Versuch, die bekannte Jean Grey Geschichte für die Leinwand zu adaptieren und wie auch schon bei Der letzte Widerstand gelingt das hier nur mittelmäßig. Simon Kinberg, der schon damals das Drehbuch schrieb, durfte dieses Mal sogar direkt die Regie dazu führen. Der tolle Cast rund um Fassbender und McAvoy schaffen es immer irgendwie für mich, die Filme nie gänzlich scheiße zu finden und X-Men: Dark Phoenix ist auch kein komplett Ausfall, aber es ist auch kein Wunder, dass der Film einer der größten finanziellen Flops des Jahres ist.
Die reingequetschten Antagonisten rund um die tolle Jessica Chastain sind furchtbar belanglos und bleiben blass, die Jungdarsteller werden wie immer kaum genutzt und sind nur Beiwerk für die Veteranen. Diese Veteranen überzeugen natürlich, spielen aber auch immer die gleichen Tropes wie in den letzten 3 X-Men Filmen. Wenn ich zählen müsste wie oft ich Magnetos „Betrayal“ schon gesehen habe, dann reichten beide Hände nicht.
Zu Gute halten möchte ich die ein-zwei starken Actionszenen und die Eröffnungssequenz, die mir optisch und inszenatorisch gut gefallen haben. Aus Angst zu nah am Captain Marvel Finale zu sein, gab es noch massig Nachdrehs, die das Ende umgeschrieben haben und ich muss sagen, dass mir die Zugsequenz echt gefallen hat und trotzdem geht so ein X-Men Film vorbei und lässt mich kalt. Auch wenn ich dem Talent des Casts hinterher weine, bin ich froh, dass die X-Men so wie wir sie jetzt kennen vorbei sind und wir in ein paar Jahren unter Disneys Aufsicht wohl endlich wieder zu alter Stärke zurückkehren.
#10 Was Männer wollen
Ein geschlechtertauschendes Remake von Was Frauen wollen mit Taraji P. Henson statt Mel Gibson. That’s basically it. Auf jeden witzigen und coolen Moment im Film, folgen fünf schwach geschriebene und fremdschämige Szenen, die den Film noch belangloser machen als das Original. Klar, die Idee hat schon einen gewissen Reiz, weil sich jeder in verschiedenen Lebenslagen schon mal gewünscht hat in den Kopf des Gegenübers zu schauen.
Doch wie üblich bei dieser Art Komödien von der Stange, schreibt sich das Drehbuch quasi von selbst. Rollenklischees und Vorurteile über das zu zeigende Objekt greifen durch den „HaHa-das-kenne-ich-von-PersonX“-Faktor unweigerlich einfache Lacher ab ohne dabei sonderlich pointiert geschrieben zu sein. Nur beim Tippen dieses Satzes fallen mir schon fünf Szenen für einen solchen Film ein, die zwar lazy sind, aber ihre Lacher bekommen würden.
Nicht jede Komödie muss ein Meisterwerk sein, aber zumindest wünschenswert wäre es, wenn man das Verlangen verspürte, diesen Film in naher Zukunft erneut zu sehen und dieses Kunststück gelingt Was Männer wollen definitiv nicht.
#9 Gemini Man
Will will es nochmal wissen. Lange ist es her, als wir gleich 4 Filmprojekte von Megastar Will Smith innerhalb von 12 Monaten im Kino zu sehen bekamen. Bis zum langersehnten Bad Boys 3 im Frühjahr 2020 sind es noch ein paar Wochen, doch um uns die Wartezeit zu verkürzen, gab es dieses Jahr alle paar Monate ein neuer Blockbuster. Den Anfang machte Disneys Aladdin Realverfilmung, die entgegen der ersten Befürchtungen, vor allem durch Will SmithsGenie viel besser wurde als erwartet. Mit mehr als einer Milliarde $, war Aladdin vor allem auch finanziell überragend.
Im Dezember pünktlich zu Weihnachten kann man Will Smith dann noch im Animationsfilm Spione Undercover sehen, doch bis dahin sollte vor allem ein Film die Leute bei Laune halten: Gemini Man. Das neueste Prestigeprojekt vom visionären Regisseur Ang Lee, der seinen Drang, den technischen Fortschritt seiner Filme immer voranzutreiben auch hier wieder nicht zurückhalten konnte. Diese Mal kommuniziert der Film in seiner Marketingkampage vor allem ein Gimmick: einen kompletten verjüngten, CGI Will Smith zu haben, der seiner Vorlage gegenübergestellt wird.
Ich hätte mir mehr gewünscht. Allen voran ein gutes Drehbuch, das nicht absolute Standardkost ist und ich nicht nur allein an Hand des Trailers komplett entschlüsseln kann, sowie so ähnlich bereits ein dutzend Mal gesehen habe. Ja, die Idee und Umsetzung des jüngeren Will Smith ist gut, aber natürlich nicht perfekt. Man sieht zu jedem Zeitpunkt, dass es sich um Effekte aus der Dose handelt, die für einen uncanny Effekt sorgen. Die höhere Framerate des Films, kann man nur in ganz wenigen, ausgewählten Kinos überhaupt erleben und was bleibt dann noch übrig? Hohe Kosten für Will Smith in gleich zwei Hauptrollen und Effekte, sowie ein durchschnittliches Drehbuch.
Da wundert das Versagen an den Kinokassen kaum. Gemini Man hat gerade zu Beginn paar coole Action-Sequenzen, gerade die Verfolgungsjagd sprühte vor kreativen Ideen, anschließend kommt da aber nicht mehr viel und die Luft ist raus. Einen Platz unter den Flop15 des Jahres ist für dieses One-Trick-Pony gerechtfertigt.
#8 Angel Has Fallen
Dass aus Olympus has Fallen mal eine Trilogie entspringen würde, hat so 2013 wohl kaum jemand auf dem Schirm gehabt. Während die Leute hinter der Kamera seit jenem Original wechseln, halten sich Hauptdarsteller Gerard Butler und seine Nebendarsteller wie Morgan Freeman hartnäckig. Die ersten beiden Filme sind patriotischer Blödsinn, der dumm und zuweilen arg fragwürdig ist, aber irgendwo auch ein wenig Spaß bringt und mit harten Actionsequenzen zu unterhalten wusste. Ich würde die Filme niemals als gut bezeichnen, aber wenn sie im TV laufen, bleibe ich für gewöhnlich dort hängen. Angel has Fallen wird der erste Ableger dieser Reihe sein, bei dem das nicht mehr zutrifft.
Das Drehbuch bedient sich wenig überraschend an bereits erprobten Konzepten und traut sich wenig Neues und die Action ist leider furchtbar. Eigentlich fängt Angel has Fallen ganz solide an, eine nette Eröffnungsszene mit Egoshooter-Sequenzen und ein Drohnenangriff, der dann schon das Highlight des gesamten Films darstellt. Danach folgen ein langweiliger, sehr vorhersehbarer Plot und die Action wird so verschnitten und grottig inszeniert, so dass man beispielsweise in einer Szene im Auto absolut NICHTS mehr erkennt und dem Geschehen auf der Leinwand folgen kann. Neuzugang Nick Nolte als kautziger Vater von Butlers Figur kann zwischendurch zwar das Script aufwerten, aber nicht retten. Für mich war Angel has Fallen letztlich der schwächste Teil der Reihe.
#7 Es – Kapitel 2
Es Kapitel 1 ist nicht nur mit weit mehr als 700 Millionen Dollar der erfolgreichste Horrorfilm aller Zeiten, ich fand ihn auch so gut, dass ich ihn 2017 in meiner Topliste des Jahres aufnahm. Er war witzig, er war gruselig, sah gut aus und hatte einen sehr guten Cast an talentierten Jungdarstellern. Vor allem Sophia Lillis als Beverly und Bill Skarsgard als Pennywise haben mir besonders gut gefallen. Regisseur Andres Muschietti hat hier ganze Arbeit geleistet und mit Kapitel 1 ganz klar die TV-Versionen mit Tim Curry locker in den Schatten gestellt.
Nun galt es aber noch den zweiten Teil der Stephen King Geschichte zu verfilmen und das galt bislang als viel schwieriger. Es ist schlicht weg auch der schlechtere Part der Story. Wieder einmal konnte Muschetti einen hochkarätigen Cast um sich scharen. Mit dabei sind unter anderem James McAvoy, Jessica Chastain und Bill Hader, die mit ihrer schauspielerischen Klasse jeden Stoff aufwerten. So auch dieses Script, das mich leider abseits davon kalt gelassen hat. Die erste halbe Stunde war ich noch angetan vom Film, aber mit jeder zusätzlichen Minute stieg Langeweile in mir auf. Es 2 ging mir seinen gesplitteten und repetitiven Handlungssträngen auf die Nüsse und die Schockmomente wirkten abgenutzt und mündeten in einem schwachen Finale.
Das Gefühl, die Geschichte so zu weiten Teilen bereits im ersten Film gesehen zu haben, enttäuschte mich. Es Kapitel 2 ist kein furchtbarer Film, aber für mich persönlich wohl die größte Enttäuschung des Filmjahres gewesen und damit verdient bei den Lowlights.
#6 Willkommen in Marwen
Steve Carell ist ein talentierter Schauspieler, der uns spätestens mit seiner oscarnominierten Performance in Foxcatcher von seinem dramatischen Talent überzeugte. Seitdem hat man das Gefühl der eigentlich für seine Comedyrollen bekannte Schauspieler (u.a. The Office US) hat Blut geleckt und ist seit jeher auf der Jagd nach der nächsten Oscar-Nominierung. Kein Wunder also, dass er bei Willkommen in Marwen von Regie-Altmeister Robert Zemeckis (Back to the Future) anheuerte, der auf dem Papier bereits nach Oscar klang.
Leider war das Endprodukt für mich letztlich nur eine Qual, die statt dramatischen Noten, bei denen ich für die Beteiligten mitfühlte nur irgendwie in einen Ekel verfiel. Dieser emotionale Kern im Inneren der Geschichte konnte nie punkten, weil ich Steve Carells Charakter so weird fand. Ein merkwürdiger Stalkertyp, der persönlichen Grenzen überschreitet und eigentlich wirklich einen Nachbarn darstellt, den jeder meiden würde und das meiner Meinung nach völlig zu recht. Robert Zemeckis gelingt hier zwar vor allem stilistisch recht einzigartiger Film, der aber mit seinen Fetischpuppen und merkwürdigen Figuren nie den richtigen Ton trifft.
#5 Men in Black: International
Men in Black: International war nicht nur an den Kinokassen einer der größten Flops des Jahres, sondern auch inhaltlich völlig belanglos. Bereits das erste Trailermaterial des Films ließ wenig Gutes vermuten und mit ziemlicher Sicherheit konnte man da schon sagen, dass es F. Gary Gray, der zuvor Fast & Furious 8 drehte, nicht gelingen wird, dieses einst erfolgreiche Franchise wiederzubeleben.
Am wenigsten lag das überraschender Weise am fehlenden Duo Will Smith und Tommy Lee Jones, die natürlich immer die ikonischen Aushängeschilder der Reihe bleiben werden, denn es gab wohl keinen besseren Zeitpunkt und keine klügere Wahl für die „Neuen“ als Thor himself, Chris Hemsworth, und ValkyrieTessa Thompson, die bereits in Thor 3 zusammen glänzten. Beide sind talentierte Schauspieler die vor allem das nötige Charisma besitzen für diese Art Film. Vor allem Thompson spielte stark auf.
Doch das Drehbuch war zu generisch und einfallslos, die Effekte stellenweise trotz des Budgets grottig und eigentlich wirkte alles nur wie aus der Mottenkiste der Ursprünge. Es wäre nicht Hollywood, wenn nicht Irgendwann doch die beiden Altstars zurückkehren müssten, um einen letzten Versuch zu starten, den Karren nochmal zwangsläufig aus dem Dreck zu ziehen. Hoffentlich mit einem besseren Drehbuch.
#4 Polaroid
Polaroid ist die auf 90 Minuten aufgeblähte Version eines Kurzfilms des Regisseurs Lars Klevberg aus dem Jahre 2015. Das ist ein gängiges Verfahren in der Filmbranche und durchaus nachvollziehbar. Polaroid reiht sich damit hinter einigen bekannten Filmen dieser Art ein wie Saw oder Lights Out.
Leider tragen manche Ideen keinen kompletten Film, weil das Drehbuch nicht in seiner Qualität skalierte. Kein Jahr vergeht ohne einen lieblosen Horrorfilm von der Stange in meiner Flopliste und 2019 stellt da keine Ausnahme dar. Maximal mittelmäßiges Schauspiel gepaart mit den langweiligsten Klischees ergeben ein gewaltiges, zu dunkles Snoozefest. Kurioserweise gelang Regisseur Klevberg in der zweiten Jahreshälfte mit Childs Play, dem Reboot zu Chucky die Mörderpuppe, ein um Welten besserer Film, der am Ende diese Gurke hier weitestgehend vergessen macht.
#3 Hellboy – Call of Darkness
Absolut furchtbarer Film, der zwar mit einem guten Hellboy und einer 18er Freigabe ein paar Argumente auf der Habenseite hat, jedoch mit allem anderen krass ins Klo greift. David Harbour macht einen zu meiner Überraschung guten Job als Hellboy, kommt aber keineswegs an Perlman ran, der diese Rolle deutlich ikonischer porträtierte. Neben einer schwachen Geschichte, Nebenfiguren und nur wenigen Highlights, gab es auch reichlich Humor der nicht zündete. Und erst die Enttäuschung, wenn man feststellen muss, dass die coolsten Shots aus dem Trailer keine Relevanz für den Film hatten, weil es sich nur um Visionen handelte, würg.
Eines der wenigen Highlights für mich waren die paar Minuten mit Babayaga, die einfach fantastisch eklig aussah. Dagegen war die Antagonistin Nemue, gespielt von Milla Jovovich, ein totaler Reinfall. Es tut mir leid liebe Milla, aber Schauspielen ist nicht so deins. Es ist mir persönlich ein Rätsel, warum man eine Hauptrolle mit ihr besetzen sollte. Klar, wenn man Paul W.S. Anderson heißt und mit ihr verheiratet ist, dann inszeniert man schon mal fix 6 Resident Evil Filme, 3 Musketiere und den kommenden Monster Hunter Film mit ihr, aber jeder andere Regisseur sollte es lassen. Das Finale war dann auch nur noch Müll und Hellboy: Call of Darkness ein kompletter Reinfall und einer der miesesten Filme des Jahres.
#2 Robin Hood
Was für eine Ausgeburt der Hölle. Obwohl der Film mit Taron Egerton in der Hauptrolle bereits im Januar bei uns startete, war ich mir damals schon zu 99% sicher, dass wir ihn am Jahresende auf meiner Flop-Liste wiedersehen werden. Das ist eines dieser mysteriösen Projekte, die wie in diesem Fall von Lionsgate per Greenlight durchgewunken werden und wirre Konzeptideen mit viel zu viel Geld kombinieren. Vor allem sind das auch Projekte nach denen keiner gefragt hat und die dieselben Fehler machen wie viele vor ihnen und trotzdem rennen sie offenen Auges in ihr Verderben.
Ganz ehrlich Hollywood: hört auf mit euren König Arthurs und Robin Hood Interpretationen. Das Ding ist durch. Die Geschichten sind entweder schon mit passablen Filmen abgedeckt oder es wurde sich bereits so häufig die Finger daran verbrannt. Jeder kennt die Geschichten. Sie locken niemanden mehr hinter dem Ofen vor, JA – auch wenn ihr Pfeil-Miniguns in einen Robin Hood Film packt, LOL! Eigentlich verheizen sie bei diesen Filmen nur reihenweise solide Darsteller, die mir letztlich nur leid tun. Sie nehmen solche Rollen an, weil ein gewisses Level an Prestige damit verbunden ist und sie ihren Stempel aufdrücken wollen, doch letztlich geht der Schuss nach hinten los. Taron Egerton hatte glücklicherweise noch Rocketman in diesem Jahr und konnte als Elton John brillieren und kann somit einfach so tun als ob es diesen Film hier niemals gab.
#1 Cats
Dieser Film ist die reinste Catastrophe. I’m not kitten you. Es ist schon mutig in einem so umsatzstarken Monat wie dem Dezember zur Weihnachtszeit gegen eine Marke wie Star Wars oder einem Kassenschlager wie Jumanji 2 ins Rennen zu gehen. Das dann aber auch noch mit so einer clawfulen Ausgeburt aus der Katzenhölle zu tun, grenzt schon fast an einer arroganten Cattitude. Cats gehört zwar zu den erfolgreichsten Musicals der Welt, doch beim Ansehen dieses Werkes, blieb mir regelmäßig der Haarballen vor Schreck im Halse stecken. Selbst die Teilnahme von namenhaften und talentierten Meowsicians wie Taylor Swift, Jennifer Hudson oder Jason Derulo konnten nur für wenige pawsitive Highlights sorgen. Angetrunken mit Freunden und 9 Leben im Gepäck ist wohl der purrfecte Weg, um diese 110 Minuten erneut durchzustehen.
Das CGI und die Looks – furchtbar
Die ständig wechselnden Größenverhältnisse und Maßstäbe – clawful
Die unfassbare Asynchronität in der deutschen Version – fur
real, was war das?
Das Overacting und diese miesen Charaktere – Cathartische
Wirkung, wenn man 110 Mins durchhält
Diese unfassbar dummen Katzennamen – furgettable
Die Songs bis auf wenige Ausnahmen – in-fur-ior zu anderen
Mewsicals
Cats wollte ikonische Szenen wie Catrick Swayze in Dirty Dancing schaffen oder uns mit langlebiger Musik wie Paw McCartney bei Laune halten. Doch statt eines Geschenks zu Weihnachten 2019 hat uns Santa Claws dieses Jahr diese filmische Rute geschenkt. Es war der letzte Release des Jahres für mich und er hat es in Windeseile auf die #1 meiner Flopliste 2019 geschafft.
Pawer-Ranking „Traumata durch Filme mit Katzen“:
#3 Susi & Strolch (1955), Siamkatzen-Szene als junger Bub
Es ist endlich wieder soweit: in wenigen Stunden werden die Oscars in Los Angeles verliehen. Es ist mittlerweile die 91. Verleihung des prestigeträchtigsten Filmpreises der Welt, den Academy Awards. Mein Event-Highlight des Jahres.
Die Oscars – ein Chaosjahr zum Vergessen
Wie üblich spreche ich an dieser Stelle über die Sachen auf die man sich bei dieser Verleihung freuen kann, über die Skandale und Themen, die das letzte Jahr bestimmt oder die diesjährige Veranstaltung beeinflussen werden. Nach „Oscars so white“, „#metoo“ und dem Umschlagfail der letzten Jahre, hat die Academy in den vergangenen 12 Monaten eine Odyssee von Fehlentscheidungen hinter sich auf dem verzweifelten Kampf um Einschaltquoten und junge Zielgruppen.
Die Oscars haben 2018 ein Einschaltquoten-Rekordtief eingefahren und sich dann mit dem Rücken zur Wand gesehen. Was folgten waren viele Ideen, um sowohl die Länge der Show von knapp 4h deutlich zu reduzieren und gleichzeitig die Show attraktiver zu machen und neue Zuschauer zu gewinnen.
Akt 1: Zunächst gab es den Vorschlag eine „Populärster Film“-Kategorie einzuführen, damit sich auch der Casual-Zuschauer, der – wie in Deutschland – vielleicht noch 1-2x pro Jahr ins Kino geht, nicht so ausgegrenzt fühlt und nicht mehr behaupten kann „Die Oscars nominieren nur Filme, die Niemand kennt“. Glücklicherweise hat man diese Idee erstmal wieder verworfen bzw. auf unbestimmte Zeit verschoben, denn das wäre echt die Krönung. Für mich sind die Oscars eine Veranstaltung für Filmfans, Nerds und alle Filmschaffenden rund um den Globus.
Ein Fest für diejenigen, die bereit sind über den Tellerrand hinaus Filme zu schauen, sich auch mal zu Indifilmen ins Programmkino zu setzen, Filmfestivals zu besuchen oder auch mal Perlen aus dem Ausland zu entdecken. Sich denjenigen anzubiedern, die das alles nicht machen und ihnen letztlich ein Mitspracherecht einzuräumen, find ich Quatsch. Am Ende gewinnt dann jedes Jahr ein Transformers, Fast & Furious oder The Rock 0815 Actionfilm und verwässert den Wert dieser wichtigsten Auszeichnung. Spaßkategorien gibt es bei den Kids Choice Awards oder MTV Awards oder sowas, die machen sicherlich mehr Spaß, sind aber auch von absolut null Belang und unwichtig.
Akt 2: Nun waren die wenigen Momente dran, die die manchmal zähen Phasen und Längen der Veranstaltung auflockern: die Musikacts. Jedes Jahr präsentieren die Nominierten der Kategorie „Bester Song“ ihr Lied im Verlauf des Abends. Zugegeben, in den letzten Jahren waren viele dieser Performances nicht sonderlich gut und ein zweischneidiges Schwert. So wie man sich noch positiv an den lockeren, unterhaltsamen Auftritt von Justin Timberlake mit „Can’t Stop that Feeling“ erinnert, gibt es leider auch oft das krasse Gegenteil.
Traurige Downersongs von introvertierten Singer/Songwritern, für die man mitleidet. Die Academy entschied also zunächst nur noch zwei von fünf Künstlern auftreten zu lassen – wenig überraschend die populärsten, also Lady Gaga und die Künstler für Black Panther – beide gelten auch als die großen Favoriten. Auch ließ der Shitstorm nicht lang auf sich warten und vor allem Lady Gaga, sagte, dass sie nur auftritt, wenn auch die anderen Künstler das dürften und die Academy ruderte abermals zurück.
Akt 3: Die Host-Suche wurde zum Debakel. Am Host des Abends scheiden sich jedes Jahr die Geister. Es gibt Moderatoren, die mit vielen Showeinlagen und beispielsweise Musicalnummern selbst viel beitragen – was mal gut und mal schlecht ausgeht. Es gibt handzahme Hosts, die souverän durch die Sendung führen, aber Niemandem was Böses wollen und es gibt den ein oder anderen Fall, wo ein Host kaum ein Blatt vor den Mund nimmt und fröhlich Gäste und Hollywood durch den Kakao zieht. So wie ein Ricky Gervais das jahrelang für die Golden Globes machte. Dieses Jahr viel die Wahl auf Kevin Hart, der afroamerikanische Comedian und Schauspieler ist super beliebt bei den jungen Amerikanern und Schwarzen, bricht regelmäßig Rekorde beim Ticketverkauf für seine Shows. Ich persönlich hielt ihn für eine gute Wahl, mag seine Shows, mag ihn.
Die Freude hielt jedoch keine 24h, weil 10 Jahre alte Tweets mit homophoben Inhalt ausgegraben wurden, für die er sich bereits mehrfach entschuldigt hatte. Die Entschuldigungen waren auch der Grund, warum Kevin Hart dann letztlich „freiwillig“ zurücktrat, weil er es nicht einsah, sich sein ganzes Leben für einen Fehler zu rechtfertigen, der vor einem Jahrzehnt begangen und eingeräumt wurde. Man kann von seinen Aussagen oder diesen gezielt herbeigeführten Shitstorm halten was man will, den Oscars hat es qualitativ geschadet. Denn nach Kevin Harts Ausstieg, wollte keiner einspringen und so gibt es eine Oscarveranstaltung ohne Host. Wie genau der Abend ablaufen wird, ist bislang eher ein Geheimnis, aber vermutlich wird ein bunter Mix aus Weltstars stellenweise moderieren und kleine Bits aufführen.
Akt 4: Streichen wir ein paar Kategorien! Zu guter Letzt entschied sich die Academy dazu alle ihre Werte zu verraten und der Filmbranche vor den Kopf zu stoßen, die sie doch eigentlich auszeichnen will. Die Idee vier der 24 Kategorien während Werbebreaks abzufertigen und hinterher beiläufig ins Programm zu schneiden, kam wenig überraschend nicht gut bei den Fans und allen Filmschaffenden an. Neben einem mit Anlauf genommenen Shitstorm, folgte eine Welle der Solidarität mit allen Menschen aus der Branche. Namhafte Regisseure, Schauspieler u.v.m. nutzten ihre Reichweite und Macht, um die Academy zum Umdenken zu bewegen – erfolgreich.
Sicherlich sind nicht alle 24 Kategorien wirklich spannend oder gleich wichtig für den Zuschauer wie „Bester Film“ oder die Darstellerpreise, nichtsdestotrotz geht es an diesem Abend darum alle Bereiche einer Filmproduktion zu würdigen, den hartarbeitenden Menschen, ohne die wir diese Filme nicht hätten, zu feiern. Ein Film ist mehr als ein namhafter Schauspieler vor und ein Regisseur hinter der Kamera, weshalb auch die anderen Nominierten ihre 5 Minuten Ruhm und Applaus verdient haben. Zumal die Oscars hier auch eine Ausnahme zu den anderen Filmpreisen darstellen, weil sie auch Kategorien wie Cinematography, Film Editing, Makeup/Hairstyling und Live-Action Short auszeichnen. Zum Glück haben sie ihren Plan wieder verworfen – wie so oft im letzten Jahr.
Surprises & Snubs
Surprises: #1 First Man wird bei den großen Kategorien ignoriert.
Mich hat Damien Chazelles First Man emotional kalt gelassen, aber letztlich ist es doch sehr überraschend, dass es der Film nur zu einigen Techniknominierungen schaffte.
#2 Willem Dafoe Nominierung als Bester Hauptdarsteller.
Im letzten Jahr reichte es knapp nicht für seine Performance in The Florida Project, dieses Jahr schlich er sich still und heimlich an John David Washington (Blackkklansman) und Ethan Hawke (The First Reformed) vorbei, die über Monate als aussichtsreichste Kandidaten galten.
#3 Roma bekommt gleich 2 Schauspiel-Nominierung.
Ich bin der nicht der größte Fan dieser Nominierungen, aber dennoch galt vor allem Yalitza Aparicio als wahrscheinliche Kandidatin, Marina de Tavira hingegen kam völlig aus dem Nichts.
#4 Pawel Pawlikowski sticht Bradley Cooper und Peter Farrelly als Bester Regisseur aus.
Völlig unerwartet konnte der polnische Regisseur mit seinem romantischen Schwarz-Weiß-Drama Cold War die Favoriten übertrumpfen. Vor allem für Cooper tut es mir leid, aber schön war diese Überraschung dennoch.
#5 Deutscher Film „Werk ohne Autor“ im Rennen um die Beste Kamera.
Never look away, wie er für den internationalen Markt heißt, schaffte es nicht nur eine Nominierung als Bester ausländischer Film einzusacken, sondern auch grandioser Weise für die Beste Kamera.
Snubs: #1Toni Collette nicht für ihre Performance in Hereditary nominiert.
Es war zu erwarten nachdem man sie bereits auf anderen Awardshows ignoriert hatte, aber Hereditary war nicht nur mein liebster Film des Jahres, sondern hatte mit Toni Collette auch die beste Performance 2018, die sogar Glenn Close schlagen konnte bei den Gotham Independent Film Awards. Doch der Weg zu einer Oscarnominierung ist lang, steinig und kostspielig – speziell für Horrorfilme aus der ersten Jahreshälfte.
#2Bradley Cooper nicht für Beste Regie bedacht.
Mit A Star is Born hat Cooper nicht nur einen der besten Filme 2018 abgeliefert, der mit 8 Noms bereits einer der Gewinner ist, sondern auch ein bockstarkes, stilsicheres Regiedebüt gegeben, das Lust auf mehr macht.
#3Emily Blunt gleich doppelt ignoriert.
Neben Toni Collette fehlt mir vor allem noch Emily Blunt unter den Schauspielerinnen. Sie zeigt nicht nur regelmäßig, dass sie zu den aktuell besten ihres Fachs gehört, sie hat mit Mary Poppins das schwere Erbe von Julie Andrews angetreten und mit Bravour gemeistert; zusätzlich hat sie im Horrorhit A Quiet Place ihres Mannes John Krasinski richtig abgeliefert. Die SAG-Awards haben sie noch doppelt nominiert, doch die Academy ließ Emily Blunt außen vor. Vermutlich haben sich beide Rollen bei den Votes kannibalisiert.
#4Eighth Grade geht leer aus.
Eighth Grade ist einer DER Geheimtipps des letzten Filmjahres und ein fantastischer Film, der emotional berührt, toll geschrieben, brillant von Elsie Fisher gespielt ist und einfach mit Jedem connected. Autor/Regisseur Bo Burnham hätte für sein Debüt eine Nominierung in der Kategorie Bestes Originaldrehbuch verdient gehabt.
#5Won’t you be my neighbor? Anscheinend nicht.
Morgan Nevilles rührende Dokumentation über den beliebten Moderator und ikonische Vaterfigur für amerikanische Kinder Mister Rogers galt eigentlich als der große Favorit für die beste Dokumentation des Jahres. Nicht nur war sie mit $22.8 Millionen erfolgreich, sie hat vor allem emotional bei den Amerikanern punkten können. Dass sie jetzt nicht mal in den Top5 ist, ist daher sehr außergewöhnlich.
Weitere Snubs: Paddington 2, Crazy Rich Asians, Ethan Hawke für First Reformed und Timothy Chalament für Beautiful Boy.
Beste Nebendarstellerin / Actress in A Supporting Role:
Amy Adams (Vice) | Marina De Tavira (Roma) | Regina King (If Beale Street could talk) | Emma Stone (The Favourite) | Rachel Weisz (The Favourite)
Wunsch:#1 Regina King #2 Rachel Weisz
Regina King hatte 3 unfassbar erfolgreiche Jahre, die sie mit guten Rollen und starken Performances in Awards aufwiegen konnte. Vor allem im TV führte kein Weg an ihr vorbei.
Durch If Beale Street could talk schaffte sie es mit ihrer phänomenalen Leistung endgültig in die A-Riege der Schauspielerinnen.
Wahrscheinlich:#1 Regina King #2 Amy Adams
Amy Adams oder wie ich sie nenne: die weibliche Leonardo DiCaprio. Mittlerweile hat Amy Adams schon 6 Oscar-Nominierungen bekommen ohne jemals zu gewinnen.
Auch wenn das zeigt wie talentiert die Darstellerin ist, wäre ein Sieg doch endlich mal angemessen. Sie gehört definitiv zum engeren Favoritenkreis.
Bester Nebendarsteller / Actor in A Supporting Role:
Mahershala Ali (Green Book) | Adam Driver (Blackkklansman) | Sam Elliott (A Star is Born) | Richard E. Grant (Can you ever forgive me?) | Sam Rockwell (Vice)
Wunsch:#1 Sam Elliott #2 Mahershala Ali
Meine Nummer 1 ist Sam Elliott, der schönste Schnurri Hollywoods. Eigentlich unglaublich, dass ein Schauspieler seines Kalibers in mehr als 50 Jahren Karriere jetzt erst seine erste Oscar-Nominierung erhält.
Es gibt diese eine Szene in A Star is Born, die sich so krass einbrannte und ihm diesen Oscar gewinnen sollte.
Wahrscheinlich:#1 Mahershala Ali #2 Richard E.Grant
Der große Favorit ist aber Mahershala Ali, der bereits vor 2 Jahren für seine Rolle in Moonlight den Oscar einsackte. Seine Performance als Dr. Don Shirley in Green Book ist definitiv oscarwürdig und die Award-Season hat diese Leistung bereits häufig belohnt.
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Beste Hauptdarstellerin / Actress in A Leading Role:
Yalitza Aparicio (Roma) | Glenn Close (The Wife) | Olivia Colman (The Favourite) | Melissa McCarthy (Can you ever forgive me?) | Lady Gaga (A Star is Born)
Wunsch:#1 Olivia Colman #2 Lady Gaga
Olivia Colman und Lady Gaga waren für mich die schauspielerisch größten Überraschungen mit den mitunter besten Figuren. Beide Rollen haben mir emotional am meisten gegeben. Colmans Rolle war tragisch, gefühlvoll, witzig, skurril und ihre Leistung super.
Lady Gaga war einfach perfekt gecasted und die Rolle und ihre Performance unfassbar authentisch.
Wahrscheinlich:#1 Glenn Close #2 Olivia Colman
Die Siegerin in dieser Kategorie scheint schon fast festzustehen Glenn Close hat mit ihrer Leistung in Die Frau des Nobelspreisträgers nahezu alle Awards abgeräumt für die sie nominiert war.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Glenn Close für ihre Performance und herausragende Karriere auch mit dem Oscar belohnt wird am Sonntag.
Bester Hauptdarsteller / Actor in A Leading Role:
Christian Bale (Vice) | Bradley Cooper (A Star is Born) | Willem Dafoe (At Eternity’s Gate) | Rami Malek (Bohemian Rhapsody) | Viggo Mortensen (Green Book)
Wunsch:#1 Rami Malek #2 Bradley Cooper
Den Spirit und die Persona Freddie Mercurys einzufangen ist mit Sicherheit keine leichte Aufgabe, aber Rami Malek hat es gemeistert und ist zurecht der größte Favorit und meine erste Wahl für diese Kategorie.
Der Film Bohemian Rhapsody ist nicht frei von Fehlern und Skandalen drumherum, aber Maleks Performance ist es.
Wahrscheinlich:#1 Rami Malek #2 Christian Bale
Hollywoods Chamäleon Christian Bale hat wieder zugeschlagen und seinen Körper transformiert für seine Rolle als Dick Chaney.
Doch auch wenn mir Vice als Film nicht so richtig gefallen hat, war sein Schauspiel wie gewohnt sehr stark und mehr als nur „Teeth & Wig“, wie man manchmal abschätzig behauptet bei solchen Rollen. Bale hat sicherlich die größten Chancen Malek auszustechen.
Bester Film / Best Picture:
Bohemian Rhapsody | A Star is Born | Black Panther | Green Book | Blackkklansman | Roma | The Favourite | Vice
Wunsch:#1 The Favourite #2 A Star is Born
Meine Wahl für den besten Film dieser Oscars ist Lanthimos‘ The Favourite. A Star is Born muss sich wie bei meiner Top15-Liste 2018 mit dem zweiten Platz zufrieden geben.
Ich liebe diese ungewöhnlichen Stoffe, die mir das Gefühl geben etwas gesehen zu haben, was ich noch nie zuvor sah. Wenn es dann noch so brillant umgesetzt wird und einfach alles stimmt, ist das für mich das Zünglein an der Waage.
Wahrscheinlich:#1 Roma #2 Green Book
Lange Zeit galt Green Book als aussichtsreichster Kandidat auf den Preis als „Bester Film“ des Jahres. Doch eine Award-Season kann lang sein und im Fall von Green Book vielleicht ein wenig zu lang.
In den letzten Wochen hat sich Alfonso Cuarons Netflix-FilmRoma mit autobiographischen Elementen die Favoritenrolle gesichert und gilt mit 10 Nominierungen als Frontrunnter für diese Kategorie. Emotional hat mich Roma zwar kalt gelassen, aber handwerklich war der Film ein Meilenstein.
Zusätzlich schau ich vor allem auf folgende Kategorien:
Bester Regisseur: Wunsch:#1 Spike Lee /Wahrscheinlich:#1 Alfonso Cuaron
In den letzten 5 Jahren stand am Ende 4x ein mexikanischer Regisseur auf dem Siegerpodest und konnte den Oscar mit nach Hause nehmen. Auch dieses Jahr ist mit Alfonso Cuaron einer aus dem goldenen Trio der große Favorit. Vermutlich nimmt er zurecht den Preis am Ende mit, aber Spike Lee ist lang genug im Geschäft, hat ein gutes Standing in Hollywood und viele Filme mit Message. Vielleicht sorgt er für eine Überraschung.
Bestes original/adaptierte Drehbuch: Wunsch:#1 A Star is Born (adapt) / #1 The Favourite (orig.)/ Wahrscheinlich:#1 Blackkklansman (adapt) / #1 The Favourite (orig) The Favourite und A Star is Born sind für mich die rundesten Drehbücher und haben mich dieses Jahr am besten unterhalten und mich gleichzeitig am wenigsten verärgert.
Bester Animationsfilm: Wunsch:#1 Spider-Man: A new Universe/ Wahrscheinlich:#1 Spider-Man: A new Universe #2 Incredibles 2
Die Animationskategorie ist diesese Jahr sehr interessant besetzt und bietet ein qualitativ hochwertigen Mix aus den verschiedensten Animationsstilen. In einem normalen Jahr wären Pixars Die Unglaublichen 2 wohl der Frontrunner, wäre da nicht die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft. Im Dezember wurde Spider-Man: A New Universe veröffentlicht und hat alle weggeblasen. Der optische Stil war genial und Geschichte, Charaktere und Dialoge bockstark. Ich habe im letzten Jahr glaube ich zu keinem Film mehr positive Meinungen in den sozialen Netzwerken gelesen wie zu A New Universe – für viele war er sogar der beste Superheldenfilm des Jahres.
Zusammenfassung:
Wunsch – BigFive + Bonus:
#1 Regina King #2 Rachel Weisz (Nebendarstellerin)
#1 Sam Elliott #2 Mahershala Ali (Nebendarsteller)
#1 Olivia Colman #2 Lady Gaga (Hauptdarstellerin)
#1 Rami Malek #2 Bradley Cooper (Hauptdarsteller)
#1 The Favourite #2 A Star is Born (Film)
#1 Spike Lee (Regisseur)
#1 A Star is Born & The Favourite (Drehbücher)
#1 Spider-Man: A New Universe (Bester Animationsfilm)
Wahrscheinlich – Big Five + Bonus:
#1 Regina King #2 Amy Adams (Nebendarstellerin)
#1 Mahershala Ali #2 Richard E. Grant (Nebendarsteller)
#1 Glenn Close #2 Olivia Colman (Hauptdarstellerin)
#1 Rami Malek #2 Christian Bale (Hauptdarsteller)
#1 Roma #2 Green Book (Film)
#1 Alfonso Cuaron (Regisseur)
#1 Blackkklansman & The Favourite (Drehbücher)
#1 Spider-Man: A new Universe #2 Die Unglaublichen 2 (Bester Animationsfilm)
Wieder ein Jahr rum und meine alljährliche Top-Liste der Kinofilme und Filme von Streamingseiten a la Netflix darf da natürlich nicht fehlen. Die Oscar-Filme der letzten Verleihung sind wie immer ausgeschlossen um die Liste nicht zu verwässern. In diesem Jahr sind das beispielsweise A Shape of Water, 3 Billboards, Ladybird usw. Allgemein kann man über das Filmjahr 2018 sagen, dass es wohl ein wenig schwächer war als 2017 aber viele schöne Regiedebüts hervorbrachte, die qualitativ mit einigen etablierten Filmemachern den Boden aufwischten. 2018 war auch wie ich es so gerne nenne Year of the Brolin, denn Josh Brolin ist mit Sicario 2, Avengers 3 Infinity War, No Way Out und Deadpool 2 in gleich vier großen Rollen für vier gute Filme zu sehen. Ich habe wieder weit mehr als 100 Filme dieses Jahr im Kino gesehen und eine buntgemischte Liste zusammengestellt mit den für mich besten Filmen des Kinojahres.
Honorable Mentions die es nur knapp nicht auf diese Liste geschafft haben, sind unter anderem: Game Night, Tully, Love, Simon, Papillon, Die Unglaublichen 2, Bohemian Rhapsody, Halloween, Auslöschung, Nur ein kleiner Gefallen, Destination Wedding, No Way Out, Widows, Ready Player One, Criminal Squad, Aufbruch zum Mond, Your Name, Revenge und Mary Poppins Returns.
#15 Crazy Rich Asians
Crazy Rich Asians leitet meine Top-15 ein. Die Produzenten hatten soviel Vertrauen in ihre Geschichte und ihren Film, dass sie das lukrative Angebot von Netflix ablehnten und sich dafür entschieden Crazy Rich doch ins Kino zu bringen. Sie sollten recht behalten und konnten unfassbare 240 Millionen einnehmen. Das Ganze ist so außergewöhnlich, weil Crazy Rich Asians ein westlicher Film mit einem komplett asiatischen Cast ist.
Die Prämisse des Films ist nicht neu, aber das Drehbuch ist so charmant und liebevoll umgesetzt mit tollen Darstellern, viel Humor und wie der Titel es vermuten lässt Prunk und Protz der asiatischen High Society, so dass man manchmal den Mund vor Staunen nicht zubekommt. Vor allem Constance Wu und die erfahrene Michelle Yeoh brillieren in dieser romantischen Komödie und liefern sich gerade zum Ende einen smarten „Showdown“, der beide Charaktere perfekt abrundet.
#14 Bumblebee
Bumblebee habe ich aufgenommen in meine Liste, weil uns endlich der liebe Filmgott erhört hat und nicht nur Michael Bay vom Transformers-Franchise entbunden, sondern auch mit einem sehr talentierten Regisseur, Travis Knight (Kubo), ersetzt hat. Man hat sich endlich dazu entschieden mal ein solides Drehbuch zu schreiben mit Charakteren und Dialogen für die man sich nicht dauerhaft schämen muss.
Mit Hailee Steinfeld hat man nicht nur eine der jüngsten Oscar-nominierten Darstellerinnen gewinnen, sondern zusätzlich auch die erste weibliche relevante Rolle im gesamten Franchise besetzen können – es ist sogar die Hauptrolle! Das Oldschool-Design der Transformers ist cool, die Geschichte ist zwar ein E.T. Abklatsch, aber sie ist so gut erzählt, dass ich das gerne in Kauf nehme. Die Effekte und Action ist so angenehm runtergefahren – man erkennt jetzt was da passiert auf der Leinwand und kann sogar Emotionen bei Bumblebee erkennen. Zudem bietet der Film einen tollen 80s Flashback mitsamt geilem Soundtrack. Bumblebee ist natürlich nicht perfekt, aber mit dem 6. Film der Reihe qualitativ an mindestens 4 Filmen vorbeizuziehen, sollte gewürdigt werden.
#13 Sicario 2: Day of the Soldado
Sicario aus dem Jahr 2015 war der beste Thriller des damaligen Kinojahres und konnte mit einer spannenden Geschichte, faszinierenden Charakteren und einem phänomenal guten Cast mit Josh Brolin, Benicio del Toro und Emily Blunt punkten. Die Bedenken waren aufgrund der hohen Messlatte definitiv gegeben, aber ich muss sagen, dass Sicario 2 erneut sehr gut geworden ist. Vielleicht nicht ganz so stark wie der erste Film, vor allem, weil er auch das ein oder andere Element fast 1 zu 1 übernimmt, aber insgesamt ein überzeugender Nachfolger.
Die Geschichte und die Gewaltdarstellung waren wie erwartet knallhart. Die Action ist spannend inszeniert, die Atmosphäre ist bedrückend und die Handlung undurchsichtig. Man merkt zwar in Details das fehlende meisterliche Handwerk von Denis Villeneuve und Roger Deakins hinter der Kamera, aber insgesamt ist Sicario 2 sehr gut geworden. Zudem macht das Ende Lust auf die Zukunft des Franchises.
#12 Blackkklansman
BlacKkKlansman ist ein spannender Genremix und einer der wichtigsten Filme des Jahres. Es ist unfassbar eine so skurrile Geschichte vor sich zu haben die wahr ist. Ein schwarzer Cop, der sich beim Ku-Klux-Klan einschleust – mind blown. Der Film bietet viele echt witzige Momente, wenn zum Beispiel Hauptdarsteller John David Washington, Sohn von Legende Denzel Washington, am Telefon mit den KKK-Mitgliedern und Bossen redet und sich selbst das Lachen kaum verkneifen kann, weil man ihm erzählen will, er muss ein Weißer sein so wie er redet. Und auch der restliche Cast rund um Adam Driver spielt stark auf und kann mit grandiosen Szenen überzeugen.
Inszenatorisch kann Spike Lee wie immer punkten, gerade wenn er dann wie im letzten Drittel eine politische Rede von Afroamerikanern einem Filmabend von KKK-Mitgliedern gegenüberstellt, die sich den super erfolgreichen und höchstrassistischen Birth of a Nation jubelnd reinziehen. Spike Lee gelingt es trotz des bissigen Humors auch viele Seitenhiebe gegen die damalige sowie heutige Politik zu setzen, die definitiv treffen. So mancher Kommentar löste Schnappatmung aus. BlacKkKlansman ist ein witziger und dennoch intellektuell anspruchsvoller Film, der mit seiner Kritik aktueller denn je ist.
#11 Mission Impossible: Fallout
Wie auch schon bei Mission Impossible: Rogue Nation hat Christopher McQuarrie für Mission Impossible: Fallout wieder auf dem Regiestuhl Platz genommen. Zum ersten Mal in der Reihe gibt es reihenweise Verweise und Verbindungen zu einem vorangegangen Teil und es ist sicherlich hilfreich, wenn man auch die anderen Filme des Franchises gesehen hat. Ich bin einfach so glücklich, dass diese, nein, dass es überhaupt eine Filmreihe gibt, die es nach etlichen Teilen nochmal geschafft hat, 2-3 Stufen draufzulegen und die stärksten Einträge der gesamten Reihe zu erschaffen.
Mission Impossible: Fallout ist für viele nicht nur der beste Action-Blockbuster des Jahres, sondern auch der stärkste Mission Impossible Film, ich kann hier nur teilweise zustimmen. Ja, die Action, das Risiko, die Stunts, der Aufwand ist wiedermal nicht zu toppen. Mit Tom Cruise an der Spitze, kann es einfach nur krasser werden von Teil zu Teil… für mich jedoch war es nicht der beste Mission Impossible Film, weil er dann doch so seine Probleme in der Handlung hatte und viel zu viele Wendungen, die dann die Glaubwürdigkeit unfassbar in Mitleidenschaft ziehen. Rogue Nation und Phantom Protokoll waren für mich stärker.
Nichtsdestotrotz war Fallout geil. Der Halo-Sprung unfassbar, die Helikopterszenen atemberaubend, die Prügelei auf dem Klo… und alles war echt und selbst gedreht. Tom Cruise ist einfach ein Biest und es scheint nichts zu geben, was er nicht kann. Auch Neuzugang Henry Cavill, der endlich seinen Schnurri zeigen durfte, der für Batman v Superman Nachdrehs digital entfernt werden musste (und sich jeder über diese schreckliche Ergebnis lustig gemacht hat), hatte viele coole Momente und gerade die „Ärmelszene“ auf dem Klo wurde sicherlich so häufig gememed wie sonst kaum eine Szene.
#10 Searching
Mittlerweile gibt es sicherlich ein Dutzend Filme, die ihre Handlung weitestgehend über Desktops erzählen, doch qualitativ kommt keiner davon an Searching heran. Es scheiterte in der Vergangenheit sowohl an einer schwachen Geschichte als auch an einem Detailmangel, beziehungsweise Grad an Authentizität. Searching macht all diese Fehler nicht. Es handelt sich um einen spannenden Desktopthriller, der den Zuschauer am Rand des Kinositzes hält und zum Miträtseln animiert. Das funktioniert vor allem dadurch, weil die Art und Weise wie man mit den Anwendungen und den Möglichkeiten eines Desktops umgeht, sehr akkurat wirkt.
Neben dieser Liebe zum Detail gefiel mir vor allem der Einstieg in den Film, der dir innerhalb von 10 Minuten gänzlich unbekannte Charaktere so nah bringt, wie es andere Filme in 120 Minuten nicht packen. Erinnert ihr euch an die Collage aus dem Animationfilm Oben? Dieses Kunststück gelingt Searching auch. Darüber hinaus ist John Cho super in seiner Rolle und die Auflösung war, obwohl man sie durchaus vorher kommen sehen kann, gut genug um den Film rund zu machen.
#9 Operation Overlord
Glücklicherweise wurde Operation: Overlord nicht ins Cloverfield-Universum eingebunden wie erst geplant. Operation: Overlord steht für sich und kann in einem Genre oder mit seiner Thematik der Zombie-Nazis vor allem mit einem punkten: Budget. Normalerweise werden solche Nischenstreifen super günstig gedreht, doch hier ist mit 38 Millionen mal richtig Geld dahinter und das sieht man. Allein der Anfang ist schon richtig beeindruckend und muss sich nicht sonderlich vor der Kriegsfilm-Konkurrenz verstecken. Die Optik ist Spitze, die Effekte gut und Set-Design sowie Make-Up richtig stark.
Für einen Großteil des Films handelt es sich auch eher um einen Kriegsfilm, der dann akzentuiert und vor allem im letzten Drittel auf schaurig schöne Art und Weise die „Zombie“-Elemente einflechtet. Ich habe Operation: Overlord sehr genossen und als eine der größten, positiven Überraschungen des Filmjahres abgespeichert. Klare Empfehlung für Genre-Fans.
#8 Wind River
Taylor Sheridan (Hell or High Water) schafft es nicht nur mit seinem Drehbuch zu Sicario 2 in meine Top-Liste 2018, sondern auch mit seinem Regiedebüt für Wind River. Wind River ist eigentlich ein 2017er Release, aber in Deutschland hat es bis Februar gedauert bis auch wir offiziell das Crime-Drama zu sehen bekamen. Es handelt sich hierbei um einen ganz reduzierten Thriller in eine im wahrsten Sinne kühlen Umgebung mit verschlossenen Charakteren, deren Vertrauen man sich erst erarbeiten muss.
Wenn die völlig ortsunkundige Elizabeth Olsen zusammen mit dem grandios aufspielenden Wildtierjäger & Spurenleser Jeremy Renner daran machen den Fall aufzuklären, spürt man die explosive Grundstimmung des Ortes im Nirgendwo und akzentuiert bekommt man dann auch die Folgen toll inszeniert präsentiert. Wind River ist sehr minimalistisch ohne komplizierte Wendungen und wird sicherlich nicht jedem gefallen, aber es ist auch ein tolles Regiedebüt von Taylor Sheridan mit einer guten Atmosphäre, tollen Schauspielern einprägsamen Score.
#7 A Quiet Place
Die Idee hinter A Quiet Place ist simple wie genial: eine post-apokalyptische Welt, die seine letzten Bewohner dazu zwingt in absoluter Stille den Alltag zu meistern, um die Invasoren zu überleben. Ein Kinobesuch für diesen Film ist sicherlich ein noch größeres Sozialexperiment als sonst, denn selten habe ich einen Film erlebt, wo es unpassender war nebenbei laut Popcorn zu knabbern. Dieses clevere Konzept hat eine fantastische Atmosphäre auf der Leinwand sowie im Kinosaal aufgebaut und die Spannung fesselte mich in meinen Kinositz.
Der Film schafft es immer wieder Drehbuchentscheidungen zu treffen, wie zum Beispiel die Emily Blunts Charakter Evelynn hochschwanger sein zu lassen, die echt viel Spaß gemacht haben. Ich fand es auch fantastisch die taube Darstellerin Millicent Simmonds die gehörlose Regan spielen zu lassen, die ausgerechnet in dieser Welt darum kämpft hören zu können, wo es darauf ankommt möglichst keine Geräusche zu machen.
Klar, A Quiet Place ist auch nicht frei von Logiklöchern. Nichtsdestotrotz war dieser Horrorfilm saustark, toll durchdacht mit dichter Atmosphäre, gutem Sounddesign, vielschichtigen und feinfühligen Charakteren, Spannung, coolem Monsterdesign und sehr starken schauspielerischen Performances, allen voran von Krasinskis Ehefrau Emily Blunt.
#6 Spider-Man: A New Universe / Avengers 3 – Infinity War
Platz 6 meine Top-Liste teilen sich gleichermaßen Avengers – Infinity War und Spider-Man The New Universe. Infinity War ist wohl eines der Blockbuster Highlights auf das die meisten Fans dieses Jahr gewartet haben. Nach 18 Filmen und 10 Jahren führt das Marvel Cinematic Universe alle Fäden zusammen und vereint knapp 40 Helden und Antihelden, um sie gegen den bislang mächtigsten Gegner, Thanos, antreten zu lassen. Mit mehr als 2 Milliarden $ Einnahmen weltweit ist das Megaspektakel der erfolgreichste Film des Jahres 2018. Der Film war super unterhaltsam, hatte viel Witz, coole Actionszenen und mit Josh Brolin als Thanos einen spannenden, ebenbürtigen Antagonisten. Die Russo Brüder haben wieder abgeliefert und ich freue mich auf den großen Abschluss im nächsten Jahr.
Spider-Man: The New Universe / Into The Spider-Verse ist aber meiner Meinung nach trotzdem der beste Superhelden-Film des Jahres. Der Animationsstil ist ein wenig gewöhnungsbedürftig aber so geil. Seit ich den ersten Trailer gesehen habe vor etlichen Monaten hatte ich einfach richtig Bock drauf und mein Hype wurde untermalt mit der hohen Qualität des Films. Die verschiedenen Inkarnationen von Spidey waren witzig, die Details toll. Phil Lords Einfluss überall zu spüren im Script und insgesamt einfach ein richtig toller Film. Es gibt glaube keinen Film über den ich dieses Jahr mehr Lobpreisungen auf Social-Media gelesen hab – zu Recht, denn Spider-Man: Into the Spider-Verse ist eine der positivesten Überraschungen und Entdeckungen 2018.
#5 Bad Times at the El Royale
Bad Times at the El Royale ist nicht nur die vermutlich beste Tarantino-Hommage die ich je gesehen habe, sondern auch eine der positivsten Überraschungen im Kinojahr 2018 – zumindest für mich. Trotz abschreckender Lauflänge von saftigen 140 Minuten, fand ich den Film durch die Art und Weise wie er erzählt wurde, nämlich in verschachtelter Kapitelform, die nach und nach mehr Details und Geheimnisse sowie Hintergründe preisgibt, sehr unterhaltsam.
Kurzweilig wäre vermutlich zu hoch gegriffen, aber mich hat der Film reingesaugt in seine Geschichte. Das Drehbuch, Schauspiel, Besetzung, der Ideenreichtum und die Inszenierung haben mich überzeugt. Ich kann nur jedem raten, keinen Trailer vorab zu sehen und sich im Blindflug auf den Film einzulassen. Bad Times at the El Royale ist am ehesten als eine Kombination aus Tarantinos The Hateful Eight und Reservoir Dog zu beschreiben und wenn euch diese Art Film gefällt, könnt ihr hier nicht viel falsch machen.
#4 Molly’s Game – Alles auf eine Karte
Aaron Sorkin gehört zu den Personen in Hollywood die ich vergöttere und von denen ich alles verschlinge was sie entwickeln, so auch sein Regiedebüt Molly’s Game. Er ist bekannt für seine Stakkato-Dialogsequenzen, wie wir sie beispielsweise in The Social Network oder Steve Jobs gesehen haben und auf diese kann man sich natürlich auch dieses Mal freuen. Diese super dynamischen und verdammt unterhaltsamen Gespräche bekommt man auch auf gewohnt hohem Niveau präsentiert.
Gute Texte sind aber auch nur die halbe Miete, wenn man keine hochkarätigen Darsteller hat, die diese rüberbringen können. Glücklicherweise haben sich Aaron Sorkin und die echte Molly Bloom für die zweifach oscarnominierte Jessica Chastain und Idris Elba entschieden, die beide zu den besten Schauspielern unsere Zeit gehören. Beide lieferten wie üblich eine sehr gute Leistung ab.
Molly Blooms Geschichte ist super außergewöhnlich und spannend und ich find, dass das gut rüberkam. Einen besonderen Kick hat mir der Film gegeben, weil er ohne Namen zu nennen über bekannte Personen spricht und diese im Film portraitiert. Hinterher zu lesen, welche wahren Figuren gemeint waren, macht direkt Bock den Film erneut anzuschauen.
Tolles Regiedebüt von Aaron Sorkin, dem man wieder aus der Hand frisst mit seiner ikonischen Dialogdynamik.
#3 Vollblüter
Vollblüter / Thoroughbreds ist eine Charakterstudie, eine Satire, ein Drama, ein Thriller und letztlich am besten zu genießen, wenn man so wenig wie möglich darüber weiß. Es ist das wahnsinnig gute Erstlingswerk von Regisseur Cory Finley und zugleich leider der letzte Film von Schauspieler Anton Yelchin (Star Trek). Auch in Vollblüter ergänzt er eindrucksvoll die beiden Hauptdarstellerinnen Anja Taylor-Joy (The Witch) + Olivia Cooke (Ready Player One).
Die zwei sollte mittlerweile jeder auf dem Schirm haben, denn sie sind endgültig in der Hollywoodriege von Jungschauspielerinnen angekommen, die bereits so viele gute Filme gedreht haben. Ihre Karrieren sollte man unbedingt weiterverfolgen und ich bin mir sicher, dass wir sie bald im Rennen um die wichtigen Filmpreise sehen werden. In Vollblüter spielen die beiden zwei Charaktere, die merkwürdigerweise gleichzeitig sich so unfassbar nah sind, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie ergänzen ihre Rollen perfekt und sind auch schauspielerisch absolut grandios.
Die Story und die Figuren sind sehr außergewöhnlich und verdammt gut umgesetzt. Die eine fühlt gar nichts und die andere fühlt alles – coole Idee. Das Drehbuch ist düster, skurril und hält die Neugier für was als Nächstes kommt über den gesamten Film aufrecht. Und wenn es dann auf den finalen Akt zugeht, inszeniert Finley sein eigenes Drehbuch so virtuos und schafft es mit kleinen Kniffen große Wirkung zu erzielen und sich ins Gedächtnis des Zuschauers zu brennen. Ich bin absolut begeistert von diesem ungewöhnlichen Film und musste ihn in meine Top-3 nehmen.
#2 A Star is Born
Die Geschichte ist eine klassische Ode ans Showbusiness, Hollywood und die Liebe, was es wenig überraschend macht, dass ausgerechnet dieser Stoff so oft verfilmt wurde. Untermalt wird diese Erzählung vor allem durch den guten Soundtrack, die Kameraarbeit und authentischen Darstellern.
Die Kameraarbeit vom oscarnominiertenMatthew Libatique (Black Swan) war klasse. Ihm gelang es vor allem bei den musikalischen Auftritten einen ziemlich einzigartigen Vibe zu schaffen, der dich glauben lässt du wärst selbst auf der Bühne. Der Soundtrack wurde zum Großteil selbst geschrieben und komponiert – viele der Songs sind auch mit Hilfe von Bradley Cooper und Lady Gaga entstanden und waren ein Garant für Gänsehaut.
Auch die Darsteller im Film waren super, egal ob Nebendarsteller Sam Elliott oder natürlich Bradley Cooper und Lady Gaga in den Hauptrollen. Bradley Cooper liefert hier vielleicht die beste Leistung seiner Karriere ab und Lady Gaga, die bereits für ihre Rolle in American Horror Story einen Golden Globe bekommen hat, stiehlt hier regelmäßig jede Szene und war eine fantastische Wahl für diese Figur. Beide haben sicherlich eine Chance auf eine Darstellernominierung bei den Oscars, Cooper sogar auch als Regisseur und zusätzlich hat sicherlich auch die Musik – vor allem „Shallow“ & „Always Remember Us This Way“ eine realistische Chance. Da die Songs auch aus der Feder Coopers und Gagas stammen, könnte das zu einer skurrilen Situation führen, nämlich dann, wenn beide Künstler im absoluten Idealfall jeweils für zwei bis drei Oscars nominiert sein könnten.
#1 Hereditary
Sprachlos. An jedem noch so kleinem Detail von Hereditary merkt man, wie unfassbar akribisch sich Regisseur Ari Aster auf sein Regiedebüt vorbereitet hat. Es ist sein Script, in das er eigene Erfahrungen aus seiner Familie eingeflochten hat. Es sind seine präzisen Kamerafahrten und Bilder, die er bereits lange geplant hatte, bevor er die Möglichkeit bekam den Film zu drehen. Ich liebe die Idee das Element der Miniaturwelten immer wieder als treibende Kraft innerhalb der Geschichte aufzugreifen – mal um den Plot voranzubringen, mal als Stilmittel des Forshadowing.
Hereditary ist einer dieser Filme, die man beim ersten Anschauen eigentlich nicht komplett erfassen kann. Sicherlich, der großen Geschichte kann man schon folgen, aber die Szenen sind so detailliert inszeniert, so dass man vieles gar nicht so schnell begreifen kann. Mal ist es ein Schatten im Hintergrund, ein anderes Mal sind es Wörter, Graffitis und Zeichnungen, die man beim Blinzeln verpassen kann. Genauso gibt es viele Dialogzeilen bei denen es erst viel später *click* macht.
Mich hat Hereditary auf so vielen Ebenen begeistert, er ist zwar gruselig wie man es sich erhofft aber nicht wie man es von einem Horrorfilm heute gewohnt ist. Er hat zwei, drei Szenen, die so unbeschreiblich krass sind, dass es dir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Der Film spricht dich vor allem auch emotional an, die Geschichte und die Charaktere haben verdammt nochmal Substanz und das ist so selten in diesem Genre. Die Story ist trotz zahlreichen Twists & Turns so durchdacht und funktioniert auf mehreren Ebenen wie kaum ein anderer Film der letzten Jahre. Die Schauspieler waren allesamt klasse und haben diesem Script alles gegeben, vor allem Toni Colettes Charakterentwicklung und ihr damit verbundenes Schauspiel schreien einfach nach Oscar(-Nominerung).