Captain Fantastic | Kritik / Review

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Auch wenn Captain Fantastic auf den ersten Blick wie ein weiterer Superheldenfilm klingt, handelt es sich hierbei keinesfalls um den nächsten Mega-Blockbuster, sondern um einen kleinen Indi-Film mit Road-Movie-Charakter. Viggo Mortensen (Der Herr der Ringe) übernimmt die Hauptrolle unter der Regie von Matt Ross, der bislang eher als Schauspieler, beispielsweise für Silicon Valley oder American Horror Story, Bekanntheit erlangte.

Storyanriss:

Tief in den nordwestlichen Wäldern der USA haben Ben (Viggo Mortensen) und seine Frau Leslie (Trin Miller) ein eigenes Refugium für sich und ihre sechs Kinder geschaffen, darunter Bodevan (George MacKay), Vespyr (Annalise Basso) und Zaja (Shree Crooks). In mühsamer Handarbeit haben sie ein Anwesen errichtet, auf dem sie sich, von der Außenwelt abgeschottet, selbst versorgen können und wo Ben seinen Kindern alles Notwendige beibringt, um in den Wäldern zu überleben. Dazu gehören knallhartes Training für die Nachkommen und ein Bildungsgrad, der weit über dem ihrer Altersgenossen liegt. Doch das paradiesische Mini-Utopia wird jäh von einem Schicksalsschlag erschüttert, der die Familie dazu zwingt, nach vielen Jahren wieder einen Fuß in die Zivilisation zu setzen. Das Aufeinanderprallen der Lebensstile führt dabei nicht nur zu Reibungen mit anderen Menschen, sondern sorgt auch immer mehr für Spannungen zwischen Ben und seinen Zöglingen.

Wir verspotten Niemanden – außer Christen.

Fazit:

Wow, zwischen all den Blockbustern die ich in den letzten Wochen und Monaten geschaut habe, kommt diese kleine Indi-Filmproduktion gerade richtig um den Tag zu retten. Von Anfang bis Ende hatte Captain Fantastic das Publikum meiner Vorstellung in seinem Bann. Der Film ist schon als Gesellschafts- und Kapitalismuskritik zu verstehen, was er uns eingängig mit skurrilen Situationen, Bildern und Dialogen zeigt. Klar, hier und da vielleicht ein wenig zu klischeehaft und überspitzt aber für mich hier nicht weiter schlimm.

Captain Fantastic war einfach verdammt witzig und schafft es dennoch die Botschaft zu vermitteln, dass es nicht den einen wahren Weg gibt, sein Leben zu leben und beispielsweise seine Kinder zu erziehen, man aber auch generell Verständnis für andere Alternativen haben sollte. Doch wer jetzt den Eindruck bekommt, dass es sich um eine reine Komödie handelt, könnte weiter nicht von der Wahrheit entfernt liegen, denn trotz der vielen spaßigen Momente, hat Captain Fantastic eine sehr berührende und dramatische Seite die genauso gut, wenn nicht sogar noch besser funktionierte als die humoristische Facette. Das Publikum in meinem Saal erlebte eine Achterbahn der Gefühle und wechselte von Tränen in den Augen zu herzlichem Gelächter und umgekehrt.

Großen Anteil daran haben sicherlich die Schauspieler. Allen voran natürlich Viggo Mortensen. Mortensen spielt großartig und ist für mich eine ideale Besetzung für diese Rolle. Irgendwie hat mich das gewissermaßen an The Road erinnert auch wenn beide Filme inhaltlich sehr konträr sind. Aber auch der Rest des Casts – egal ob die Jungdarsteller die seine Kinder mimten oder alteingesessene Profis wie Kathryn Hahn – war toll und spielte sehr authentisch.

In jeder Szene ob nun witzig, dramatisch oder emotional passte das Schauspiel jedes einzelnen Schauspielers einfach toll ins Gesamtkonstrukt des Films. Vielleicht ist Captain Fantastic mit 120 Minuten ein paar Minuten zu lang, aber wenn ein Film so gut gemacht, anrührend und intelligent ist und dich auf vielen Arten emotional abholt, fällt das nicht sonderlich stark ins Gewicht. Klare Empfehlung von mir.

bewertungsskalafinal4,5