The Big Short | Kritik / Review (Oscars 2016)

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(Trailer)

Auf dem Regiestuhl für The Big Short sitzt Adam McKay, der unter anderem für Anchorman verantwortlich war. Für sein Finanzdrama konnte er einen beeindruckenden Cast der Extraklasse um sich versammeln. Mit dabei sind Christian Bale (Prestige – Die Meister der Magie), Ryan Gosling (Drive), Brad Pitt (Fight Club), Steve Carell (Foxcatcher) und Marisa Tomei (The Wrestler). Die Grundlage zum Film stammt aus Michael Lewis‚ Buch „The Big Short“. Er schrieb unter anderem auch die Vorlage zu „Die Kunst zu gewinnen – Moneyball“.

The Big Short hat zwar gute Kritiken bekommen, aber lief recht lange doch eher unter dem Radar der breiten Masse. Die Thematik der Finanzkrise ist zwar sehr interessant aber gleichzeitig so komplex, dass man wohl auch in der richtigen Stimmung sein muss, um sich an der Kinokasse letztlich für diesen Film zu entscheiden. Neben Christian Bale als bester Nebendarsteller wurde auch der Film als solches für einen Oscar nominiert und lustigerweise bekommt das Finanzdrama kurz vor den Oscars nochmal einen kleinen Hype.

Nachdem Spotlight am Ende des letzten Jahres der Favorit auf den Oscar war, dann jedoch The Revenant zu Beginn des aktuellen Jahres und fast durchweg bis zu den Oscars den größten Buzz und Erfolg hatte, konnte The Big Short überraschend bei den PGA Awards abräumen. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn die Producers Guild of America mit ihren rund 7000 Mitgliedern nicht in den vergangenen acht Jahren stets denjenigen Film mit ihrem Award ausgezeichnet hätte, der wenige Wochen später auch den Oscar als bester Film gewann. In den vergangenen Jahren lag die PGA in 19 von 26 Fällen richtig.

Storyanriss:

Wir schreiben das Jahr 2005. Tag für Tag werden an der Wall Street neue, waghalsige Börsengeschäfte getätigt und die Wirtschaft boomt. Vor diesem Hintergrund werden sogar Arbeitslose mit hervorragenden Renditen und minimalen Risiko zu Villenbesitzern. In der beseelten Atmosphäre des allgemeinen Wohlstands sieht nur der eigenwillige Hedgefonds-Manager Michael Burry (Christian Bale) voraus, dass die Finanzwelt unmittelbar vor einem gigantischen Crash steht. Als er mit seinen Prognosen bei den führenden Bankenbossen kein Gehör findet, fasst er einen perfiden Plan, mit dem er die großen Banken aufgrund ihres Mangels an Weitsicht und ihrer Gier vorführen will: Den „Big Short“. Mit anderen risikofreudigen Spekulanten wie dem Trader Steve Eisman (Steve Carell), dem Deutsche-Bank-Makler Greg Lippman (Ryan Gosling) und dem einstigen Star-Investor Ben Rickert (Brad Pitt) wettet er gegen das Finanzsystem, indem er Leerkäufe von Aktien großer Investmentbanken tätigt. Im Gegenzug winkt das große Geld.

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Fazit:

Die Thematik ist sehr interessant, die Umsetzung war gut und der Film schafft es, den Zuschauer wütend zu machen – nicht, weil er irgendwie handwerklich schlecht wäre, sondern auf Grund der Thematik und der bitteren Wahrheit dahinter. The Big Short hatte paar nette Kniffe, wie beispielsweise das Durchbrechen der 4th Wall und die Cameos, die auf charmante Art und Weise versucht haben, den komplizierten Inhalt für das normale Publikum verständlicher zu machen.

Doch mir ging es ehrlich gesagt so, dass ich jetzt trotzdem nicht wirklich mehr verstanden geschweige denn davon im Gedächtnis behalten habe. Gefühlt werden dir alle 10 Sekunden Abkürzungen und Fachbegriffe um die Ohren gefeuert. Irgendwie kann man sich dann doch aus dem Kontext erschließen, was letztlich in etwa passiert sein muss und so kann man den Film auch ohne starkes Fachwissen genießen.

Für mich ist The Big Short aber definitiv nicht der beste Film unter den Nominierten und auch Christian Bales Performance ist nicht oscarwürdig. Zwar rockt er jede Szene, wo er zu sehen ist, aber das sind auf den gesamten Film und sein Ensemble betrachtet vielleicht 15 Minuten und das reicht für mich – egal ob qualitativ oder von der bloßen Screentime her – nicht.

bewertungsskalafinal3,5

Gone Girl – Das perfekte Opfer | Kritik / Review

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Darf man den Vorschusslorbeeren Vertrauen schenken, dann erwartet uns mit „Gone Girl“ wohl der erste ernstzunehmende Kandidat für die Oscarverleihung 2015. David Fincher, der durch seine herausragenden Werke wie Fight Club, Sieben oder The Social Network Weltruhm erlangte, greift für seinen neusten Thriller auf die gleichnamige literarische Vorlage von Gillian Flynn zurück. Die beiden Hauptrollen Nick und Amy Dunne werden von Ben Affleck (Argo) und Rosamund Pike (Hectors Reise – Kritik hier) verkörpert. Auch Neil Patrick Harris (Starship Troopers), den wohl mittlerweile jeder durch seine ikonische Rolle in „How I met your Mother“ kennt, konnte sich eine der Nebenrollen ergattern und so mal wieder einen Schritt aus dem komödiantischen Genre machen.

Storyanriss:

Ein warmer Sommermorgen in Missouri: Nick (Ben Affleck) und Amy Dunne (Rosamund Pike) wollten heute eigentlich ihren fünften Hochzeitstag feiern, doch Amy ist plötzlich verschwunden. Als sie nicht wieder auftaucht, gerät Nick ins Visier der Polizei. Der Verlassene besteht jedoch auf seine Unschuld, verstrickt sich aber immer mehr in ein Netz aus Lügen und Verrat. Nach und nach tauchen Indizien auf, die darauf hindeuten, dass Amy Angst vor ihrem Mann hatte. Doch auch Amys Weste ist nicht so rein wie angenommen. Durch den Fund ihres Tagebuchs kommen dunkle Dinge ans Licht, die niemand jemals von der vermeintlich perfekten Frau erwartet hätte. Ob Amy überhaupt noch am Leben ist, bleibt weiterhin unklar.

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„Dieser Mann könnte mich umbringen.“

Fazit:

Spannung pur. Auch wenn man immer denkt, dass man alles durchschaut hat, ist „Gone Girl“ voll von Wendungen und Überraschungen. Mediensatire, Eheanalyse oder Kontrollverlust sind nur einige der vorherrschenden Themen innerhalb des Films und bleiben durchweg interessant. Wer ein bisschen Sitzfleisch mitbringt, sollte sich ruhig diesen zweieinhalbstündigen Top-Thriller aus dem Hause Fincher geben, denn viel verkehrt macht man mit dem gelösten Ticket nicht. David Fincher und Gillian Flynn, die das Drehbuch zu ihrem eigenen Roman adaptierte, schaffen es trotz komplizierter Erzählstruktur, die auf mehreren Handlungsebenen spielt, nie den roten Faden und vor allem den Zuschauer zu verlieren.

Um so einen Thriller den letzten Schliff zu geben und zu einem nahezu perfekten Paket zu schnüren, bedarf es noch sehr guter Schauspieler. Und was soll man sagen: auch hier wurde alles richtig gemacht. Der oscarprämierte Ben Affleck überzeugt als Schwiegermutters Liebling, der im Medienrummel um seine Person unterzugehen droht. Und auch die Nebenakteure wie Neil Patrick Harris,Tyler Perry, Kim Dickens oder Carrie Coon wurden toll besetzt. Doch wenn eine Performance heraussticht, dann ist es für mich die von Rosamund Pike. Ihre Darstellung der vielschichtigen Amy Dunne überragt alle anderen im Film und ich denke, wenn man „Gone Girl“ wie in meiner Einleitung angeführt, mit einem Oscar in Verbindung bringt, dann könnte es durch eine Nominierung von Rosamund Pike sein. Ich würde es ihr gönnen und kann euch bis dahin nur einen Kinobesuch empfehlen.

  • Film: 4,5/5
  • Kinoerlebnis:
  • Empfehlung: Ab ins Kino!