Brooklyn | Kritik / Review (Oscars 2016)

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Heute wird es romantisch und wir gehen zurück in die 50er. Den Regieposten für Brooklyn übernahm hierfür John Crowley (Boy A) und das Screenplay wurde von dem berühmten und erfolgreichen Nick Hornby beigesteuert, der sich als Schriftsteller mit Werken wie High Fidelity und dem Screenplay zu Wild und An Education einen Namen machte und bereits an Oscar-Filmen mitwirkte.

In der Hauptrolle sehen wir die in der Bronx geborene junge Schauspielerin mit dem unaussprechlichen Namen mit irischen Eltern – Saoirse Ronan. Ronan war bereits 2008 im Alter von knapp 16 Jahren für einen Oscar auf Grund ihrer Leistung in Abbitte nominiert.

Storyanriss:

Die junge Irin Eilis (Saoirse Ronan) lässt in den frühen 1950er Jahren Heimat und Familie hinter sich, um in New York die Chance auf ein besseres Leben zu ergreifen. In Brooklyn findet sie eine Anstellung in einem Modegeschäft und lernt auf einem irischen Tanzfest den italienischstämmigen Amerikaner Tony (Emory Cohen) kennen, der ihr hilft, sich in der Großstadt einzuleben. Zwischen den beiden entwickelt sich trotz der Vorbehalte von Tonys Familie eine intensive Liebesbeziehung, die aber zunehmend von Eilis‘ starkem Heimweh und der Sehnsucht nach ihrer Familie überschattet wird. Eine Familientragödie zwingt die junge Frau schließlich dazu, nach Irland zurückzukehren. In Irland findet sie schon bald bei alten und neuen Freunden Trost – insbesondere beim charmanten Jim (Domhnall Gleeson). So sieht sich Eilis schließlich nicht nur vor die Wahl zwischen zwei Männern, sondern auch zwischen zwei Ländern gestellt.

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Ich wünschte nur, dass ich nicht mehr ein irisches Mädchen in Irland sein will.

Fazit:

Brooklyn hat mehr oder weniger zwei große rote Fäden die sich durch den gesamten Film ziehen. Auf der einen Seite handelt er vom Aufbruch in neue Welten und von der Suche nach Orientierung und einer besseren Zukunft. Und auch wenn für die junge, unerfahrene Eilis natürlich eine große räumliche Distanz zwischen Irland und Brooklyn besteht, ist es letztlich der daraus resultierende Seelenschmerz, der ihr so zu schaffen macht. Auf der anderen Seite entwickelt sich eine natürlich Liebesgeschichte, die Eilis langsam das Fernweh nimmt. Für mich haben hier beide Aspekte funktioniert. Die Lovestory war nicht übertrieben kitschig, kam natürlich rüber und Saoirse Ronan und Emory Cohen haben eine süße Chemie miteinander.

Auch wenn Saoirse Ronan natürlich die Hauptrolle ist und heraussticht, war ich mit allen Beteiligten sehr zufrieden; mir gefiel vor allem, dass auch die Nebenfiguren sehr stimmig und überzeugend waren und nicht nur zur totalen Belanglosigkeit verdonnert wurden. Beispielsweise die Vermieterin Miss Kehoe, die den Typ der herzensguten Schreckschraube mit einer entwaffnender Ehrlichkeit verkörpert und sehr viel Witz reinbringt – was vor allem immer dann passiert, wenn sie mit den jungen Damen gemeinsam am Tisch sitzt und die Gespräche richtig in Fahrt kommen – tolle Momente im Film. Einzig die Rolle der Miss Kelly fand ich ein wenig unnötig und konstruiert um hier und da die Geschichte voranzubringen.

Darüber hinaus gab es paar Szenen, wie beispielsweise die Weihnachtsfeier in der Suppenküche oder Eilis‘ „Spaghettiübungen“, die ich als sehr gelungen empfand. Wirklich viel kann ich Brooklyn nicht vorwerfen, weil ich fnde, dass er vor allem in diesem Genre des romantischen Dramas sehr gut funktioniert. Wenn ich doch was nennen sollte, wäre es vielleicht, dass man eventuell ein wenig zu sehr die Probleme der Iren, die erst durch die Unzufriedenheit mit dem Leben in Irland einen Neuanfang in Amerika gewagt haben und dort in den 50er Jahren in eine Art Depression verfielen und am Rande der Gesellschaft lebten, beleuchtet hat und somit die Gesamtsituation ein wenig verklärt. Man muss jetzt aber auch nicht aus einer Mücke einen Elefanten machen denk ich.

Abschließend bleibt mir zu sagen: die Regiearbeit von John Crowley war super, das 50er Setting mitsamt Kulissen und Kostümen war sehr schön, die Schauspieler waren richtig gut und die Geschichte, die uns Autor Nick Hornby hier wieder liefert ist wie bei An Education und Der große Trip – Wild eine feinfühlig erzählte Selbstfindungs-geschichte über junge Frauen.

bewertungsskalafinal4,0

A Long Way Down | Kritik / Review

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Nach „About a Boy“, „Fever Pitch“ und „High Fidelity“ liefert der britische Schriftsteller Nick Hornby mit „A Long Way Down“ bereits seine vierte Vorlage für eine Verfilmung. Das schwarz-humorige Drama wurde von Regisseur Pascal Chaumeil (Der Nächste, bitte!) inszeniert und bereits vor zwei Monaten das erste Mal auf der Berlinale dem breiten Publikum gezeigt. Damals habe ich es nicht geschafft, ins Kino zu gehen, weil ich aber die Thematik ganz interessant finde, kam ich nicht drumherum nun nach offiziellem Start einen Blick drauf zu werfen. Nach „Need for Speed“ (Kritik, hier!) kann man „Breaking Bad“-Star Aaron Paul erneut an der Seite von Imogen Poots sehen, die in diesem Jahr die große Offensive auf die Kinokassen zu starten scheint und mit dem bald erscheinenden „Für immer Single?“ schon ihren dritten Kinofilm im Frühjahr 2014 an die Leute bringt.

Storyanriss:

Der ehemalige Moderator einer britischen Morning-Show Martin (Pierce Brosnan) entschließt sich dazu am beliebtesten Tag für Selbstmorde – dem Silvesterabend – das Leben zu nehmen. Jedoch trifft er auf dem Dach des Londoner Topper’s Towers zufällig die Alleinerziehende Maureen (Toni Collette), den Pizzafahrer J.J. (Aaron Paul) und das Politiker-Kind Jess (Imogen Poots). Alle vier haben das gleiche Vorhaben: Sie wollen sich in die Tiefe stürzen und umbringen. Doch das unerwartete Aufeinandertreffen führt dazu, dass keiner seinen Plan wirklich in die Tat umsetzt. Stattdessen verbringen alle vier die Nacht gemeinsam auf dem Dach und erzählen sich ihre Lebensgeschichten. Bei Sonnenaufgang schließen sie einen Pakt, der ihr Überleben sichern soll – zumindest vorerst. Das Quartett gewährt sich eine Bewährungsfrist bis zum Valentinstag, um in den folgenden 6 Wochen zu sehen, ob das Leben nicht vielleicht doch lebenswert ist. Bis dahin wollen Martin, J.J., Maureen und Jess gegenseitig aufeinander aufpassen und dafür sorgen, dass jeder die kommende Zeit überlebt.

 

Es war ein Engel und er sah aus wie Matt Damon.

A Long Way Down

Fazit:

A Long Way Down“ ist prinzipiell erst mal nicht verkehrt als Film, auch wenn er sich nicht so ganz entscheiden kann, was er sein will. Eine bunte Mischung aus Komödie und Drama – ein Dramödie also, die für mich aber letztlich eher in den ruhigeren und ernsthafteren Szenen überzeugte. Die meist durch Imogen Poots übernommenen humoristischen Einschübe zündeten oft nicht und waren mitunter auch unpassend. Gut gefiel mir die Grundidee der Geschichte und die in Kapiteln aufgeteilte Erzählstruktur, die dem Zuschauer nach und nach die Beweggründe für die Selbstmordgedanken erklärte. Während Aaron Pauls Charakter J.J. eine ziemlich lahme und für mich nicht nachvollziehbare Begründung hat, können hier Pierce Brosnan und vor allem Toni Collettes Rolle als Maureen mit Gefühl und Ernsthaftigkeit punkten. Die beiden Schauspieler liefern für mich auch die überzeugendste Darstellung und vor allem Pierce Brosnan zeigt, dass er immernoch den Charme des Doppelnull-Agenten ausstrahlt – auch wenn der Film eher die Lizenz zur Belanglosigkeit hat.

  • Film: 2,5/5
  • Kinoerlebnis: kein Profit
  • Empfehlung: Netter DVD-Abend mit Freunden.