Don’t Breathe | Kritik / Review

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Fede Alvarez meldet sich zurück: nach dem gelungenen Remake von Evil Dead aus dem Jahr 2013, geht der in Uruguay geborene Regisseur nun mit dem deutlich kleineren Projekt Don’t Breathe an den Start. Mit im Gepäck hat er wie auch schon bei Evil Dead Jane Levy, die wir hier in Deutschland wohl hauptsächlich aus der ehemaligen Pro7-Serie Suburgatory kennen, als Hauptdarstellerin. Zu ihr gesellen sich Dylan Minnette (Prisoners), Daniel Zovatto (It Follows) und Stephen Lang (Avatar).

Storyanriss:

Der Vater von Alex (Dylan Minnette) arbeitet im Sicherheitsgeschäft – sehr praktisch, wenn man wie Alex ein Dieb ist. Das Insiderwissen hilft dem jungen Mann, die teuren Sicherheitssysteme reicher Leute zu überwinden und in Villen fette Beute zu machen. Alex ist auf diesen Diebestouren nicht allein: Rocky (Jane Levy), als sein heimlicher Schwarm die Hauptmotivation für die Einbrüche, begleitet ihn, um sich ein besseres Leben zu ermöglichen. Dritter im Bunde ist Money (Daniel Zovatto), Rockys Freund, der des Kicks wegen mitmacht. Ein Kick der besonderen Art steht dem Trio bevor, als es in das Haus eines Kriegsveteranen (Stephen Lang) einsteigt, der nach dem Unfalltod seines einzigen Kindes ein großes Schmerzensgeld bekommen haben soll. Der Veteran ist zwar blind, aber nicht so hilflos wie sie denken.

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Im Reich der Dunkelheit, ist der Blinde König.

Fazit:

Endlich startet Don’t Breathe auch bei uns in den Kinos. Seit ich damals den ersten Trailer zum Film gesehen habe, war ich gespannt auf das finale Produkt und habe diesem Tag entgegengefiebert. Das Ergebnis an den amerikanischen Kinokassen und die allgemeine Resonanz der Kritiker sowie des Publikums haben die Vorfreude nur noch beflügelt. Naja und was soll ich sagen: ich kann mich der Begeisterung nur anschließen. Don’t Breathe ist ein spannungsgeladener Top-Thriller geworden, der vor allem mit einer dichten Atmosphäre, konsequenter Härte und einem überragenden Stephen Lang punktet.

Ich finde, dass diese Art Horror- /Thrillerfilme es gewissermaßen besonders schwer haben, weil sie eher einen realistischen Ansatz verfolgen und Angriffsfläche bieten. Im Gegensatz zu Filmen wie The Conjuring, wo nach kurzer Zeit die Katze aus dem Sack gelassen und somit schnell deutlich wird, dass es übernatürliche Elemente gibt, neigt man bei Vertretern wie Don’t Breathe dazu, jede Szene zu überanalysieren und die Logik in Frage zu stellen. Wenn man so rangeht, lässt sich aber kaum ein Film nicht dadurch zerstören – Don’t Breathe bildet da keine Ausnahme. Ich rate jedoch dazu, hier einfach ein wenig abzuschalten und euch auf das Erlebnis einzulassen, denn letztlich ist Fede Alvarez einfach ein starker wenn auch nicht fehlerfreier Horror-Thriller gelungen. Kritisieren kann man neben paar Freiheiten im Storytelling noch das „Ende nach dem Ende“, das weder besonders nachvollziehbar, noch einen Mehrwert bot. Ich fand’s schlicht unnötig.

Abgesehen von den genannten Punkten bietet der Film aber viele gute Aspekte: Die Prämisse des nicht ganz so hilflosen und blinden Opfers ist frisch, die Inszenierung war super, die sehr begrenzte Location wurde bis zum letzten Winkel kreativ genutzt – sowohl inhaltlich wie auch visuell, die Darsteller waren gut und die Twists und Turns kamen oft unerwartet. Doch der größte Pluspunkt war für mich die Spannung, die manchmal zum Fingernägel-Kauen war. Der Film verschwendet nicht viel Zeit mit der Exposition der Charaktere, um uns als Zuschauer die gleichen alten Kamellen aufzutischen, die eh meistens nicht sehr wichtig sind und nur unnötig den Film aufblasen. Stattdessen geht es relativ zügig zum eigentlichen Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und führt das gute Erzähltempo auch über die verbleibenden knapp 70Minuten fort. Diese Punkte sind für mich Grund genug euch klar einen Kinobesuch für Don’t Breathe ans Herz zu legen.

bewertungsskalafinal4,0

Independence Day 2: Wiederkehr | Kritik / Review

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Zwanzig Jahre mussten ins Land ziehen, bis der deutsche Regisseur Roland Emmerich und die Filmstudios sich für eine Fortsetzung des Klassikers aus dem Jahr 1996 entschieden. Für dieses 170Mio$ Projekt konnten im Prinzip fast alle Mitglieder des alten Casts erneut verpflichtet werden.

Namentlich sind das Jeff Goldblum (Die Fliege), Bill Pullman (Lost Highway), Judd Hirsch (Numb3rs), Vivicia A. Fox (Kill Bill) und Brent Spiner (Star Trek). Einzig das einstige Gesicht des Originals Will Smith entschied sich gegen ein erneutes Engagement und die Kinder aus dem ersten Film wurden mit Jessie T. Usher  (Survivor’s Remorse) und Maika Monroe neu besetzt. Monroe wurde durch ihre Hauptrolle im letztjährigen Hit It Follows bekannt. Neben ihr und Usher darf sich auch Liam Hemsworth (Tribute von Panem) als Teil der neuen Generation beweisen.

Storyanriss:

20 Jahre ist es her, dass Aliens die Erde attackierten und die Hälfte der Bevölkerung auslöschten. Vor allem der mutigen Mission des Piloten Steven Hiller (Will Smith) und des Satellitentechnikers David Levinson (Jeff Goldblum) verdanken wir es, dass die Außerirdischen 1996 besiegt wurden – tragischerweise kam Hiller dann 2007 ums Leben, als er einen Alien-Hybrid-Fighter testete. Und 2016 wird er umso mehr vermisst, als sich die Warnung des Ex-Präsidenten Whitmore (Bill Pullman) bewahrheitet und die Außerirdischen einen neuen, noch verheerenderen Angriff starten! Die Menschheit, die in bis dato nie gekannter Einigkeit ein mit Alien-Technologie erweitertes Verteidigungssystem schuf, steht vor ihrer größten Herausforderung. Die Hoffnungen ruhen auf den jungen Kampfpiloten Jake (Liam Hemsworth) und Dylan (Jessie Usher), dem Stiefsohn des verstorbenen Steven Hiller.

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 Wir haben ihre Technologie benutzt um unseren Planeten stärker zu machen, aber das wird nicht genügen.

Fazit:

Wie auch schon beim Vorgänger gilt die Devise: Kopf ausschalten und genießen, denn anders funktioniert diese Art Film eigentlich nicht. Jedoch muss ich gestehen, dass selbst wenn man sich komplett darüber im Klaren ist, was einen hier erwartet, es stellenweise schwer zu ertragen war. Im Gegensatz zum Original aus dem Jahr 1996, gelingt es Emmerich 20 Jahre nach dem Welthit nicht noch einmal so ein Stück Filmgeschichte zu schaffen – da lehne ich mich nicht sonderlich weit aus dem Fenster. Den meisten dürfte bewusst sein, dass Independence Day damals großer Quatsch war, aber dieser war so gut gemacht und mit sovielen tollen Ideen und Elementen gespickt, sodass man auch – wie ihr meinem Retro-Review entnehmen könnt – heute noch hin und wieder mit Genuss diesen Film schauen kann. Independence Day 2: Wiederkehr bekommt diesen Balance-Akt nicht hin.

Den neuen Charakteren fehlt es total an Charisma und Charme, Liam Hemsworth sowie auch Jessie T. Usher, der Will Smiths Stiefsohn verkörpert, und die meisten anderen neuen Figuren bleiben furchtbar konturenlos und uninteressant. Einzig allein Maika Monroe gab mir ein wenig was. Hier merkt man auch deutlich Smiths Abwesenheit. Somit blieb es die Aufgabe der alten Charaktere den Zuschauer emotional abzuholen, was aber auf Grund der schieren Masse an Figuren durch zu wenig Screentime fast nicht umsetzbar war. Darüber hinaus gab es viele sehr dumme Szenen – beispielsweise im Prinzip alles mit Judd Hirsch oder Nicolas Wright – die man hätte rauslassen können, um die gewonne Zeit in die Charakterentwicklung anderer Figuren zu stecken, denn einen Nutzen für die Geschichte hatten sie nicht. Allein diese Bootsszene.. meine Fresse.

Effektetechnisch explodiert einem natürlich fast der Kopf, weil alles so groß und unübersichtlich ist. Man geht ja vor allem auch in diese Art Film um das große Krachbumm-Spektakel zu sehen, das kann schön stumpf sein und trotzdem viel Spaß bringen, leider ließen Inszenierung, Kreativität und Umsetzung ein wenig zu wünschen übrig. Das Finale war weniger spannend als es uns die Macher glauben machen wollten und insgesamt eher unbefriedigend. Der Film kopiert mitunter schon dreist vom Original, versucht aber immer noch 1-2 Schippen oben drauf zu setzen, doch obwohl alles doppelt so groß, doppelt so bombastisch ist, macht es maximal halb so viel Spaß.

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Es gab aber auch 1-2 Aspekte an Independence Day 2: Wiederkehr die mir gut gefielen, das waren im Detail der Anfang und vor allem die Welt die beschrieben wurde, denn 20 Jahre nach der ersten Invasion haben sich die Menschen die Alientechnologie zu eigen gemacht und in ihr alltägliches Leben integriert. Das war cool und hatte viel mehr Potential für Exposition – beispielsweise die Dörfer und Städte, die an den Wrackteilen der Alienraumschiffe entstanden sind, fand ich spannend. Verschenkte Möglichkeit für ein besseres Drehbuch. Naja und der alte Cast rettet natürlich auch viel raus – Goldblum und Pullman allen voran.

Insgesamt stinkt Independence Day 2: Wiederkehr im Vergleich zum Original von 1996 trotz 20 Jahren Zeit ab und ausgerechnet Will Smith, der in den letzten Jahren nicht immer die besten Entscheidungen getroffen hat, lag hier eventuell richtig – auch wenn es mit ihm vielleicht ein ganz anderer Film geworden wäre.

bewertungsskalafinal2,0