Ben-Hur | Kritik / Review

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2016 – nach Meinung des Filmstudios wohl genau die richtige Zeit für ein „Ben Hur„-Remake, genau genommen schon das zweite, denn auch die wohl bekannteste Verfilmung mit Charlton Heston als Judah Ben-Hur aus dem Jahr 1959 ist gewissermaßen ein Remake von der 1925er Version – wenn obgleich das wohl erfolgreichste Remake in der Filmgeschichte. Neben den 222 minütigen Monumentalfilm Ben Hur (1959) gibt es mit Titanic und Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs nur zwei weitere Filme, die es bislang auf den Rekordwert von 11 gewonnenen Oscars gebracht haben.

Allein dieser Fakt macht es schon recht fraglich, wozu man diesen Film erneut ins Kino bringen soll und welche Zielgruppe man genau erreichen will. Regie führt in der 2016er Variante Timur Bekmambetov (Wanted) und die Hauptrollen wurden mit Jack Huston (American Hustle) als Judah Ben-Hur, Toby Kebbell (Warcraft) als Messala und Morgan Freeman (Die Unfassbaren 2) als Ilderim besetzt.

Storyanriss:

Judah Ben-Hur (Jack Huston), ein jüdischer Prinz, und Messala (Toby Kebbell), Sohn eines römischen Steuereintreibers, wachsen zu jener Zeit, zu der auch Jesus Christus (Rodrigo Santoro) lebt, gemeinsam auf. Sie sind beste Freunde, bis Messala eines Tages nach Rom geht, um sich dort weiterzubilden. Jahre später kommt er als völlig veränderter Mensch zurück, hat nur noch Spott für Judah und vor allem für dessen Religion übrig. Schon bald intrigiert er gegen seinen einstigen Freund und sorgt dafür, dass dessen Familie im Gefängnis landet und Judah auf ein Sklavenschiff gebracht wird. Der dort dem sicheren Tod geweihte Ben-Hur überlebt wie durch ein Wunder und kennt nur noch ein Ziel: Rache. Die bietet sich schließlich bei einem Wagenrennen in Rom, an welchem Ben-Hur im Dienste des ihm wohlgesonnenen Scheichs Ilderim (Morgan Freeman) teilnimmt.

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First to finish. Last to Die.

Fazit:

Mit bislang nur knapp 20 Mio Einnahmen bei 100 Mio reine Produktionskosten reiht sich Ben-Hur in die lange Reihe der gescheiterten Blockbuster aus diesem Jahr ein. Das Filmstudio bekommt somit die verdiente Bestrafung für ein Remake das Niemand wollte. Fairer Weise muss man dazu sagen, dass natürlich der finanzielle Erfolg allein kein Urteil über die Qualität eines Films erlaubt. Nicht selten verbergen sich hinter Box-Office-Bombs wahre Perlen – leider kann man das von dem diesjährigen Ben-Hur nicht gerade behaupten.

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass der Film in allen Belangen schlecht wäre oder ich mich nicht auch unterhalten gefühlt hätte, denn Ben-Hur hat durchaus seine Momente und kann am ehesten in den beiden großen Actionsequenzen auf den Galeeren und im berühmten Wagenrennen trotz Unmengen an CGI brillieren. Vor allem die Spielereien mit der Kamera und einige der kreativen Ideen haben mir gefallen.

Nichtsdestotrotz schwächelt das Remake an allen Ecken und Enden. Die Art und Weise der Erzählung wirkt zuweilen sehr holprig; während auf der einen Seite Situationen in der Geschichte gestreckt wurden, hat man andere gehetzt oder beispielsweise wie Judahs Zeit in Rom komplett rausgelassen. Mittelmäßige, hölzerne Dialoge und fragwürdiges Handeln ohne Sinn und Verstand taten ihr Übriges. Natürlich darf bei einem solchen Film im Jahr 2016 auch ein Morgan Freeman nicht fehlen, bei dem mir abgesehen von seiner miesen Perücke auffiel, dass Regisseur und Castingdirector wohl eher die Texte aus dem Off mit seiner markanten Stimme besetzen wollten und ihm dann halt noch die passende Rolle dazu gaben, weil es günstiger war. Der Rest des Casts wirkte ein wenig seelenlos und vergessenswert. Die Motivationen der Figuren blieben oft unverständlich und Messala, der durchaus eine innerlich zerrissene Figur mit Potential ist, schwankt zeitweise einfach zu sehr zwischen den Extremen – manchmal innerhalb von einer Szene und wenigen Sekunden.

Sehr merkwürdig wirkte auch die eingebaute Jesus-Storyline. Klar, die gab es in ähnlicher Form schon im Charlton Heston Film, aber sie wirkte so aufgesetzt und überpräsent. Jesus taucht 4-5x aus dem Nichts auf und beeinflusst das Leben aller Mitmenschen mit seinen teils an Jedimindtricks erinnernden Wundern und Glückskekssprüchen. Das gipfelt letztlich dann in einem unnötigen Finale, welches nicht sonderlich vom Original abweicht aber für meinen Geschmack unpassend abstrus wirkte und sich nahtlos in den kitschigen und voll pathostriefenden Gesamteindruck des restlichen Films eingliedert. Es wird schon klar was der Film damit erreichen will, jedoch wollte dieser emotionale und religiöse Funke einfach nicht überspringen.

bewertungsskalafinal1,5