Hacksaw Ridge | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Mel Gibson ist nach 10 Jahren zurück auf dem Regiestuhl und schafft es mit Hacksaw Ridge direkt wieder ins Award-Rennen. Zu alledem scheint er langsam wieder das Vertrauen und den Respekt der Filmbranche zurückzuerlangen nach seinen antisemitischen Aussagen 2006, die ihm im Prinzip eine große Denkpause und Zeit der Demut brachten, weil die Branche ihn mied. Nun ist er mit seiner 6. Regiearbeit wieder da: der wahren Geschichte über Desmond Doss, der den Dienst an der Waffe im 2. Weltkrieg verweigerte und trotzdem über 70 Menschen auf dem Schlachtfeld das Leben rettete. Die Hauptfigur verkörpert Andrew Garfield (The Amazing Spider-Man) und in weiteren Nebenrollen sind Teresa Palmer (Lights Out), Vince Vaughn (Wedding Crasher), Hugo Weaving (V wie Vendetta), Sam Worthington (Avatar) und Luke Bracey (Point Break) zu sehen.

Storyanriss:

Der junge Desmond T. Doss (Andrew Garfield) wächst im US-Bundesstaat Virginia als ergebener Christ mit einem strengen Moralkodex auf. Als eines Tages sein Vater Tom (Hugo Weaving), Kriegsveteran und Trinker, im Streit seine Mutter Bertha (Rachel Griffiths) bedroht, greift Desmond zur Waffe und bringt ihn dazu, aufzuhören. Desmond schwört sich daraufhin, nie wieder eine Waffe auch nur anzurühren. Doch als sich sein Bruder Hal (Nathaniel Buzolic) nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor zum Kriegsdienst meldet, folgt ihm Desmond kurze Zeit später. Weil er aber weiterhin darauf beharrt, keine Waffe anzufassen, machen es ihm seine Vorgesetzten Captain Glover (Sam Worthington) und Sgt. Howell (Vince Vaughn), sowie seine Kameraden wie der harte Smitty (Luke Bracey) extrem schwer in der Ausbildung. An der Front gegen die Japaner wendet sich jedoch das Blatt: Während die Kugeln an ihnen vorbeischwirren und immer mehr Verluste zu vermelden sind, wächst Desmond über sich hinaus und rettet einem Verwundeten nach dem anderen das Leben – noch immer ohne eine Waffe zu tragen.

Während alle anderen Leben nehmen, werde ich Leben retten.

Fazit:

Hacksaw Ridge ist für mich zwar nicht die beste Arbeit Mel Gibsons, aber definitiv ein gelungenes Comeback und ein toller Film. Der Film ist ziemlich genau zweigeteilt, während die erste Stunde den Fokus auf Desmond Doss‘ Vorgeschichte und seine Beweggründe für die Verweigerung der Waffe legt, spielt die zweite Hälfte im Prinzip nur auf dem Schlachtfeld am Hacksaw Ridge. Trotz unterschiedlicher Ausrichtung sind beide Seiten ganz klar ein Showreel für Andrew Garfield, der hier vermutlich seine beste Performance bis dato abliefert und gut als zerbrechlicher, aber willensstarker Hauptcharakter funktioniert. Vor allem auch in der süßen und zarten Liebesgeschichte zu Teresa Palmers Charakter in der ersten Hälfte, zeigt Garfield seine Klasse. Der Film gehört natürlich Garfield aber auch alle seine Kollegen – vor allem Hugo Weaving und Vince Vaughn – fand ich super.

Die erste Hälfte dient natürlich eher dazu, eine emotionale Bindung zu Doss aufzubauen und seinen harten Kampf gegen die Gesellschaft zu verstehen, die zweite Hälfte bietet dann vor allem große Schauwerte in gut inszenierten und brutalen Schlachtszenen. Diese Szenen treffen dich als Zuschauer zum Teil wie ein Schlag in die Magengrube und sind durchaus als verstörend und angsteinflößend einzustufen. Brutal und Realistisch.

Bei solchen Kriegsfilmen, vor allem aus Amerika, wird oftmals der hohe Grad an Patriotismus und Pathos bemängelt, der für den Rest der Welt eher befremdlich wirken kann; meiner Meinung nach handelt es sich bei Hacksaw Ridge nicht um einen solchen Film. Wenn ich beispielsweise Michael Bay Filme sehe, kotze ich nach 10 Minuten im Strahl, weil alle 20 Sekunden eine USA Flagge zu sehen sein muss. Sicherlich kommt ein Film wie dieser nicht komplett ohne aus, aber es handelt sich hier nicht um einen Werbefilm für die Army. American Sniper fiel mir da negativer auf und der wurde schließlich auch viel krasser vom amerikanischen Publikum an den Kinokassen angenommen (350 Mio $).

Bei Mel Gibsons Hacksaw Ridge liegt der Fokus aber eher auf der unglaublichen Geschichte von Desmond Doss und nicht auf den geilen USA, zudem er ja auch zusätzlich ab und zu die Schattenseiten des Militärs/der USA aufzeigt. Ein weiteres wichtiges Thema im Films ist der Glaube an Gott und Religion im Allgemeinen, die Desmond immer wieder weitermachen lassen und nicht der unbändige Wille seinem Vaterland zu dienen.

Hacksaw Ridge ist sicherlich einer der besten Kriegsfilme des letzten Jahrzehnts und trotz eher geringer Chancen im Rennen um den Preis als „Bester Film“ freut es mich, dass es Mel Gibson mit diesem aufwändigen Film direkt wieder ins Teilnehmerfeld der Oscars geschafft hat.

Dracula Untold | Kritik / Review

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Etwa 70 Millionen US-Dollar hat sich Universal Pictures den Versuch kosten lassen, eine der bekanntesten und beliebtesten literarischen Figuren, namentlich Dracula, aus seinem Hollywood-Schlaf zu wecken und wieder auf die große Leinwand zu bringen. Hierfür wurde der eher unbekannte Regisseur Gary Shore (The Draft) engagiert, der sich für seinen ersten großen Film Dracula Untold aber vom düsteren Grusel-Dracula entfernte und versucht mit einer effektvollen Entstehungsgeschichte beim Publikum zu punkten. Neben Luke Evans (Fast & Furious 6), der die Hauptrolle Vlad verkörpert, dürfen sich „Game of Thrones„-Begeisterte auf Charles Dance (Gosford Park) und Art Parkinson freuen. In weitere Nebenrollen sind Dominic Cooper (Need for Speed – Kritik hier) und Sarah Gadon (The Amazing Spider-Man 2 – Kritik hier) zu sehen.

Storyanriss:

Die Heimat des Adligen Vlad Tepes (Luke Evans) wird vom gnadenlosen Sultan Mehmed (Dominic Cooper) bedroht, der als gefürchteter Eroberer die Lande unsicher macht. Um seine Frau Mirena (Sarah Gadon), seinen Sohn Ingeras (Art Parkinson) und sein geliebtes Volk zu beschützen, lässt sich der junge Prinz auf eine uralte, mystische Macht ein und muss das wohl größtmögliche Opfer bringen, das von einem Menschen verlangt werden kann: seine Seele. Schließlich wird Vlad Tepes zum ersten Vampir, den die Menschheit je gekannt hat. Als Dracula bekämpft er seine Feinde und setzt alles daran, sein Land und seine Familie aus den Klauen des Sultans zu befreien. Während seine Lieben dem Tod entgehen, ist der Prinz fortan verflucht, als Toter unter den Lebenden zu weilen und seinen Blutdurst an den Kehlen der Menschen zu stillen.

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Es gibt Zeiten, da braucht die Welt keinen weiteren Helden. Manchmal braucht sie ein Monster.

 

Fazit:

Ich kann durchaus verstehen, wenn Fans der Figur „Dracula“ ein Problem mit dieser Art der Verfilmung haben und sie den ursprünglichen Stil vergangener Tage bevorzugen. Ich für meinen Teil fand diesen eher actionlastigen Effektbombast eine gelungene Abwechslung zum mittlerweile längst nicht mehr so gruseligen, ruhigeren Ansatz. Und seien wir mal ehrlich: durch die Twighlight-Filme hat der Vampir als solches bereits gelitten und zu unrecht Klassiker wie Near Dark oder 30 Days of Night in einen düsteren Schleiher der Abneigung gehüllt.

Der Versuch Vampire und vor allem den bekanntesten Vertreter, Dracula, wieder cool werden zu lassen, gelingt Dracula Untold nur hin und wieder. Im Prinzip punktet der Film hauptsächlich in den Action-Szenen, die durchaus stylisch sind. Es bringt einfach Spaß, die komplette Palette an Draculas Fähigkeiten und Kräften zu sehen und nicht nur auf die kleine Fledermaus zu warten, die nachts in das Zimmer seines Opfers fliegt, um dann still und heimlich seine Beißerchen in dessen Hals zu rammen. Auch Luke Evans war für mich eine passende Wahl für die titelgebende Hauptfigur und behauptet sich im Blockbusterkino. Außerhalb der Schlachten überwiegen aber Drehbuchschwächen, die mich hin und wieder aus dem Film gerissen haben. Das Ende wiederum empfand ich als interessant und gelungen. Dracula Untold ist kein Must-See und man verpasst nichts, wenn man ihn nicht sieht, aber wer auf stumpfe Action für Zwischendurch steht, kann ruhig in der Videothek zugreifen.

  • Film: 2/5
  • Kinoerlebnis: +0,5
  • Empfehlung: DVD