Split | Kritik / Review

Split_blog2(Trailer)

Der Meister der Twists M. Night Shyamalan (The Sixth Sense, Signs, Unbreakable, The Village, The Visit) bringt diese Woche seinen neusten Horror-Thriller in die deutschen Kinos. Zunächst war eigentlich Joaquin Phoenix für die Hauptrolle vorgesehen bis sie letztlich der schottische Schauspieler James McAvoy (Trance) bekam. In weiteren Rollen sind unter anderem Anya Taylor-Joy (The Witch) und Betty Buckley (The Happening) zu sehen.

Storyanriss:

Für die eigensinnige und achtsame Casey (Anya Taylor-Joy) und ihre zwei Freundinnen Claire (Haley Lu Richardson) und Marcia (Jessica Sula) wird das Leben zur Hölle, als sie eines Tages von einem unheimlichen Mann entführt werden. Ihr Peiniger Kevin (James McAvoy) entpuppt sich nur wenig später als ein ganz spezieller Mensch: Er leidet unter einer multiplen Persönlichkeitsstörung und vereint 23 verschiedene Wesen in seiner Psyche, die sich alle miteinander abwechseln und so für Verwirrung und Entsetzen sorgen. Während die Mädchen verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit suchen, ahnen sie jedoch nicht, dass sich ihnen  „die Bestie“ nähert und die für die Mädchen die Zeit immer knapper wird.

Split_blog1

The broken are the more evolved.

Fazit:

M. Night Shyamalan setzt seinen Upswing weiter fort. Nach The Visit vom Sommer 2015 ist ihm auch Split gelungen und gleichzeitig wohl auch sein bester Film seit knapp 13 Jahren. Der Film ähnelt in einigen Aspekten 10 Cloverfield Lane aus dem letzten Jahr.

Beispielsweise punkten beide Filme mit tollen Darstellerleistungen, im Falle von Split wären das Anya Taylor-Joy und vor allem James McAvoy, der hier eine phänomenale, preisverdächtige Performance abliefert als Mensch mit 23 Persönlichkeiten, die gut in Szene gesetzt werden und vielseitig Einfluss auf die Geschehnisse haben. Auch das Setting und der eher kammerspielartige Ansatz sind vergleichbar und sorgten für eine dichte und beklemmende Atmosphäre. Trotz einiger Gemeinsamkeiten erreichte Split letztlich aber zu keinem Zeitpunkt das Niveau eines 10 Cloverfield Lane.

Shyamalan bedient sich darüber hinaus aber auch bei einem anderen Film: seinem eigenen. The Visits größte Angriffsfläche war sicherlich der häufige Gebrauch von witzigen und humoristischen Einlagen, die aus dem Horrorfilm im Prinzip eine  Horrorkomodie machten. Viele störten sich daran, ich mochte es eigentlich und fand es erfrischend. Split schlägt gewissermaßen in die selbe Kerbe, denn durch McAvoys Mammutaufgabe zwei Dutzend Charaktere zu spielen, die sich deutlich genug unterscheiden, sorgen die entstandenen Kontraste für viel Witz in einem eigentlich ernsten und düsteren Horror-Thriller-Setting. Ich hätte mir zwar auch alles noch düsterer und ernsthafter gewünscht aber kann auch mit dieser Entscheidung Shyamalans gut leben. Zusätzlich geht der Film später in eine gewissermaßen extremere Richtung, die für mich in der Form gerade noch akzeptabel schien.

Wie gewohnt gehe ich aus Spoilergefahr natürlich nicht auf den Verlauf der Geschichte ein aber ich sag mal so: es gibt wohl kaum jemanden in Hollywood, den man mehr mit dem Begriff Twist in Zusammenhang bringt als Herrn Shyamalan. Auch in Split gibt es 1-2 Twists, die von ihrer Wirkung zwar nicht an seinen Klassiker Sixth Sense herankommen und ein erneutes Schauen des Films komplett verändern würden, aber für mich beide ganz nett waren. Gerade die letzte Szene hat wohl kaum jemand neben mir im Saal gerafft und wirft definitiv ein anderes Licht auf den Film, das nicht nur die kleinen Probleme die ich mit dem Film hatte ausmerzen, sondern auch mein persönliches Filmerlebnis mit Split noch positiver hat werden lassen.

bewertungsskalafinal4,0

The Visit | Kritik / Review

the-visit_page2(Trailer)

Was ein Twist: M. Night Shyamalan durfte nochmal einen Film drehen. Der Meister der Twists und Turns meldet sich mit The Visit zurück auf der Kinoleinwand. Diesen Film stemmte der Regisseur, der uns einst The Sixth Sense brachte, aus eigener Tasche, womit dieser Horrorfilm das geringste Budget in Shyamalans Filmographie hatte. Wie er sagte, machte er das vor allem um wieder die „künstlerische Kontrolle“ zurückzubekommen, die er wohl bei seinen letzten Filmen an andere Entscheidungsträger abgeben musste. Ich nehme ihm dieses Argument auch ab, denke aber auch, dass nach seinen letzten Mega-Flops nicht gerade viele Geldgeber Schlange standen, um den einstigen Star-Regisseur zu unterstützen. Für sein neustes Filmprojekt verpflichtete er unter anderem Olivia Dejonge (The Sisterhood of Night), Kathryn Hahn (Crossing Jordan), Ed Oxenbould (Die Coopers), Deanne Dunagan (Damit ihr mich nicht vergesst) und Peter McRobbie (Lincoln).

Storyanriss:

Als eine junge Mutter (Kathryn Hahn) von ihren Eltern gefragt wird, ob ihre Enkel eine Woche bei ihnen verbringen können, treten Rebecca (Olivia DeJonge) und Tyler (Ed Oxenbould) freudig die Zugfahrt zur abgelegenen Farm ihrer Großeltern an. Dort angekommen, verbringen die Vier zunächst einen harmonischen und spaßigen Tag miteinander. Lediglich die strenge Vorgabe des Großvaters (Peter McRobbie), das Zimmer nach 21.30 Uhr nicht mehr zu verlassen, lässt die beiden Kinder etwas stutzig werden. Doch schon wenig später müssen sie feststellen, dass die Regel nicht ohne Grund existiert. Als die Geschwister nachts merkwürdige Geräusche hören und deren Ursprung auf den Grund gehen wollen, beobachten sie, wie ihre Großmutter (Deanna Dunagan) sich äußerst sonderbar verhält. Ihr Großvater tut dies am nächsten Tag als Lappalie ab. Doch auch tagsüber benehmen sich die beiden Senioren immer unheimlicher und bedrohlicher, sodass Rebecca und Tyler schließlich daran zweifeln, ob sie je wieder nach Hause zurückkehren werden.

the-visit_page1

Hier ist um Halb Zehn Schlafenszeit, danach solltet ihr euer Zimmer nicht mehr verlassen.

Fazit:

M. Night Shyamalan, der einst mit The Sixth Sense, Unbreakable und Signs von 0 auf 100 in 1,7 Sekunden beschleunigte und als Überflieger drei Titel in Folge holte, dann mit stotterndem Motor (The Village) und geplatzten Reifen (Das Mädchen aus dem Wasser) gerade noch so in die Punkte fuhr und letztlich mit The Happening, The Last Airbender und After Earth schon beim Start mit einem Vollschaden aufgeben musste, könnte meiner Meinung nach jetzt mit The Visit das mögliche Comeback des Jahres schaffen. Wird er damit direkt wieder um den Titel mitfahren? Vermutlich nicht, aber er macht wieder ein paar Punkte gut auf die Spitzenreiter.

Ich habe zwar nie gedacht, dass ich mal etwas Positives an After Earth finden würde, aber es gibt doch einen Aspekt: das liebe Geld. Das Geld, das M. Night Shyamalan dafür bekam und nun befreit vom Hollywood-Druck in sein eigenes feines Filmprojekt steckte, von dem er nie sicher sagen konnte, ob es überhaupt einen Publisher finden wird. Und Ja: wieder ein Found-Footage-Film, aber keine Panik Leute, denn trotz des eigentlich schon ausgenudelten Konzepts bekommt es The Visit ganz ordentlich hin, das Alles glaubwürdig und nicht nervig umzusetzen. Was meiner Meinung nach viele Found-Footage-Filme versauen, ist die Benutzung von sinnlosen Jump-Scares, Musik und anderen Dingen, wenn da eigentlich keine sein dürften, weil es die da offensichtlich nicht geben kann. Shyamalan setzte dieses Gimmick sehr viel besser und glaubwürdiger ein, sodass eher das Gefühl aufkommt, authentisches Bildmaterial zu sehen – im Vergleich zur Konkurrenz.

The Visit ist kein großartiger Film, aber es ist Shyamalans bestes Werk seit The Village und ich hatte eine gute Zeit mit dem Film. Ich denke, dass das vor allem daran liegt, dass The Visit eher eine Art Horrorkomödie statt eines typischen Horrorfilms à la The Conjuring, Sinister oder Insidious ist. Einen Großteil am Humor in diesem Film macht Rebeccas kleiner Bruder Tyler aus, der als angehender Rapper und Youtube-Star oftmals in den angespanntesten Situationen ein paar Zeilen raushaut und die Situation entschärft. Immer wieder bringt dich der Film dazu, zu überlegen, ob du jetzt lachen darfst oder eher nicht, was ich super fand. Schauspielerisch waren alle Beteiligten ziemlich gut, vor allem aber die Großeltern. Erwartet bitte keine krasse Komödie, erwartet keinen Horrorschocker, denn The Visit ist ein zumindest für mich gut funktionierender seichter Mix, der gerade mit einem offenen Publikum mehr Spaß macht.

  • Film: 3/5
  • Empfehlung: Ja