Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 1 | Kritik / Review

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Kontinuierlich seit 2012 können sich Fans des weltweiten Bucherfolgs „Die Tribute von Panem“ jedes Jahr auf eine neue filmische Umsetzung ihrer Bücher freuen. Bezogen auf den kommerziellen Erfolg, stehen die Verfilmungen ihrer literarischen Grundlage in keinster Weise nach. Bereits jetzt, einen Tag nach Release, ist Mockingjay: Teil 1 mit knapp 170.000 Besuchern am ersten Tag auf einen guten Weg zum erfolgreichsten Kinostart des Jahres in Deutschland. Wie auch schon bei Catching Fire übernimmt Francis Lawrence (I am Legend) die Regie für den dritten Ausflug nach Panem. Mit ihm sind selbstverständlich auch das Zugpferd Jennifer Lawrence (American Hustle – Kritik hier) und ihre Schauspielkollegen Liam Hemsworth (Mit Dir an meiner Seite), Josh Hutcherson (Brücke nach Terabithia), Woody Harrelson (Auge um Auge – Kritik hier), Elizabeth Banks (Zack and Miri make a Porno), Phillip Seymour Hoffman (Moneyball), Stanley Tucci (Transformers 4 – Kritik hier) und Donald Sutherland (The Italian Job) wieder mit an Bord. Als ergänzende Neuzugänge konnten Julianne Moore (The Kids are all right) sowie die aus der HBO-Serie Game of Thrones bekannte Schauspielerin Natalie Dormer gewonnen werden.

Storyanriss:

Nachdem Katniss (Jennifer Lawrence) erfahren musste, dass ihr Heimat-Distrikt 12 vollständig zerstört wurde, begibt sie sich dorthin, um die Ausmaße selbst in Augenschein zu nehmen. Bis auf die Unterkünfte für die Sieger der Spiele wurde der gesamte Bezirk von der Regierung in Schutt und Asche gelegt, allein der Familienkater Butterblume hat überlebt. Katniss bringt das Tier in ihr neues Zuhause: Distrikt 13. Dessen Bewohner leben im Untergrund und stehen der Regierung feindlich gegenüber. Katniss ist noch immer das Gesicht der Revolution, der auch ihr Freund Gale Hawthorne (Liam Hemsworth) angehört. Sie weigert sich aber anfänglich, an Propaganda-Aktionen für den Aufstand teilzunehmen, da sie um das Leben von Peeta (Josh Hutcherson) fürchtet. Der wird von der Regierung als Marionette eingesetzt um die Revolution im Keim zu ersticken. Auf das Versprechen hin, dass Peeta und die anderen Gefangenen im Falle eines Sieges nicht bestraft werden, willigt Katniss schließlich doch ein, den Revolutionären zu helfen und zum „Spotttölpel“ zu werden.

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Wir müssen die Leute da draußen vereinen. Sie ist das Gesicht der Rebellion – alle werden ihr folgen.

Fazit:

Wow, das habe ich so irgendwie nicht erwartet. Mockingjay: Teil 1 ist überraschend und erfrischend anders als seine Vorgänger. Für jeden, der wie ich nicht die „Tribute von Panem„-Bücher gelesen hat, sondern sich auf die Filme beschränkt, kann ich Entwarnung geben: Nein, es gibt nicht zum dritten Mal Hungerspiele. Das war auch nötig. Ich fand zwar die beiden Vorgänger ganz gut, aber irgendwie kränkelten sie bei der Umsetzung auch an ihrer eigentlich soliden Grundidee: Dystopie und sich für die Oberschicht tötenden Teenies. Denn anders als beim wohl bekanntesten Vertreter dieser Idee, Battle Royale, fehlt die Härte in den Hungerspielen, um so der zwölfjährigen Zielgruppe gerecht zu werden. Zusätzlich war das Kapitol, das alle anderen Bürger unterdrückt, nicht beängstigend genug um überzeugend bedrohlich zu sein.

Nun mit dem dritten Teil zieht man einen ganz klaren Schlussstrich unter die Hungerspiele und schlägt einen ganz anderen Weg ein – erster großer Pluspunkt. Im Fokus der Geschichte steht mehr denn je Katniss, die als Galionsfigur der Rebellen fungiert und so in einen knallharten Propagandakampf beider Fraktionen gerät. Dieser ist gleichermaßen charmant, witzig, aktuell und kritisch umgesetzt und zeigt durchaus die Ausmaße von Propaganda – zweiter großer Pluspunkt. Trotz vieler namenhafter Schauspieler wie Phillip Seymour Hoffman, Woody Harrelson und Julianne Moore, trägt Jennifer Lawrence den gesamten Cast und Film nahezu im Alleingang. Liam Hemsworth bekommt zwar mehr zu tun und Josh Hutcherson macht eine recht interessante Entwicklung innerhalb des Films durch, aber dennoch spielt Jennifer Lawrence alle mit Leichtigkeit an die Wand – dritter großer Pluspunkt. Und wenn ich noch die fehlende Härte und Emotionalität bei den ersten beiden Teilen bemängelt habe, hat mich Mockingjay: T1 gleich doppelt so stark in diesen Punkten überrascht und überzeugt. Einige Szenen und Momente waren ungewöhnlich hart und berührend für einen Film, der die 12-jährigen Teenies in die Kinos locken soll, doch das war für mich ganz klar – der vierte große Pluspunkt.

Bei all dem Lob gibts sicherlich auch Dinge, die ich negativ beleuchten könnte. Hier und da gefällt mir ein Charakter und seine Rolle oder Entscheidungen, die er trifft, nicht, aber letztlich sind diese Aspekte kaum von Belang. Die größte Angriffsfläche bietet – dem Beispiel von Twilight, Harry Potter und Konsorten folgend – die Aufsplittung in zwei Teile. Natürlich kann man nicht abstreiten, dass dieses Konzept finanziell lukrativ ist, aber ich denke auch, dass bei allem was bereits Teil 3 an Stoff hergegeben hat, ein einziger Film weder die Fans der Bücher noch Filmliebhaber glücklich gemacht hätte. Selbstverständlich schwingt immer das Gefühl mit, nur einen Teaser zum eigentlichen Krach-Bumm-Finale zu bekommen, aber letztlich zählt nicht immer nur Krach-Bumm.

Mockingjay: Teil 1 überzeugt mit wenig Action, emotionalen Schauwerten, Medienkritik und intelligenter Geschichte und ist somit für mich der bislang beste Teil der Panem-Reihe.

  • Film: 4/5
  • Kinoerlebnis: /
  • Empfehlung: Für Fans der Bücher und filmischen Vorgänger.