Kurzkritiken Round Up – KW2 2016

The Danish Girl

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Gefühlvolles und sensibles Transgender-Drama mit einem überzeugenden Eddy Redmayne (Die Entdeckung der Unendlichkeit – Kritik hier) und einer fantastischen Alicia Vikander (Ex_machina – Top10 hier) an seiner Seite. Redmayne, der 2015 den Oscar für seine Performance als Steven Hawking bekam, trumpft erneut auf als Einar Wegener/Lili Elbe, die noch heute als Idol in der Transgender-Szene gesehen wird.

Das Casting war für den Film auch einfach perfekt muss man sagen. Eddy Redmayne passt irgendwie durch sein recht feminies Gesicht echt toll in diese zarte und zerbrechliche Rolle. Wenn man sieht, wie er im Film sich Stück für Stück in Optik, Gestik und Mimik einer Frau angleicht, ist das nicht nur faszinierend und super gespielt, sondern man fragt sich auch, wer sonst die Rolle hätte verkörpern können. Alicia Vikander hat mich einfach begeistert, jetzt, wo sie nicht durch ihre doch eher limitierte Rolle in Ex_Machina zeigen kann was sie wirklich drauf hat, kann man nur ins Schwärmen geraten. Beide wurden heute verdient mit einer Oscar-Nominierung bedacht.

Neben dem Schauspiel gefiel mir, dass man die Geschichte nicht nur anhand von Einar Wegener erzählt hat und seine innere Zerrissenheit zeigte, sondern auch durch den Charakter seiner Frau Gerda Wegener aufzeigte, wie ihre Beziehung war und was auch sie durchgemacht hat in einer Zeit in der Transgender und Geschlechtsopererationen noch viel größere Tabu-Themen waren als heute.

bewertungsskalafinal3,5

 

Legend

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HM ja, ich weiß nicht so recht was ich von Legend halten soll. Das Gangster-Biopic um die Zwillinge Reggie und Ronnie Kray, die es in den 1950er und 1960er zu den berüchtigsten Gangstern im Londoner East End geschafft haben  fängt zunächst eigentlich ganz interessant an, aber verliert sich dann in der zweiten Hälfte komplett für mich und entlässt mich aus dem Film mit der Frage was ich da eigentlich die letzten zwei Stunden gesehen habe und vor allem warum. Ich bin der Meinung, dass das Set-up des Films durchaus Potenzial hatte aber nicht ausgeschöpft wurde.

Ich muss auch einfach sagen, dass Filme mit Doppelrollen für mich persönlich nicht wirklich funktionieren. Man merkt es immer und kann förmlich die Tricks und Anweisungen des Regisseurs bis ins kleinste Detail nachvollziehen. Entweder arbeitet man mit der üblichen Hinterkopf-over-shoulder-Perspektive, wenn beide Akteure in einer Szene zu sehen sind und miteinander einen Dialog führen. Oder man merkt, dass beide die Szene alleine gespielt haben und ins Leere schauspielern, um dann die Szenen zusammenzuführen.

Auch die bewusste Unterscheidung der Charaktere durch extrem gegenteilige Eigenschaften finde ich einfach immer doof. Weil der eine blaue Haare, super hübsch und smart ist, muss der andere rote Haare, ne Brille auf der Nase hässlich und dumm sein – um es mal ein wenig übertrieben darzustellen. Irgendwie karikiert sich dann alles so unnötig. Tom Hardy trägt den Cast zwar alleine und macht seine Sache echt gut, aber der Film an sich konnte mich nicht überzeugen.

bewertungsskalafinal2,0

Unfriend

Unfriend

Schon wieder? Nein, nicht ganz. Bei Unfriend handelt es sich nicht um den Re-Release von Unknown User aus dem letzten Jahr, der im Original Unfriended hieß, sondern um einen Horrorschocker aus Deutschland – einen recht soliden sogar. Natürlich erzeugt auch der deutsche Regisseur Simon Verhoeven (Männerherzen) die meisten Schockmomente durch Jumpscares und sie erwischen einen, obwohl man sie wie gewohnt erwartet. Dennoch fand ich sie hier und da nett eingesetzt und oftmals spielt der Film mit der Erwartungshaltung des Zuschauers und weicht dann doch ein wenig vom offensichtlichsten Weg ab.

Ddas Problem das ich hauptsächlich mit Unfriend hatte, war die Logik innerhalb der eigentlichen Geschichte. Da rede ich nicht mal wirklich von den übernatürlichen Elementen, auch wenn es mir bodenständiger mehr gefallen hätte, sondern einfach der Umgang mit der Hauptprotagonistin Laura, gespielt von Alycia Debnam-Carey, die man letztes Jahr im „The Walking Dead„-Spin-Off  „Fear the Walking Dead“ in einer Hauptrolle sehen konnte. Obwohl sie offensichtlich nichts falsch gemacht hat und mit Abstand der sympathischste Mensch im Film ist, gehen ihre Mitmenschen – wie der Titel es vermuten lässt – nicht gerade nett mit ihr um. Zusätzlich wird der Charakter Marina aber in Schutz genommen, obwohl sie der absolute creepy Stalker ist, der sich alles selbst zuzuschreiben hat. Dieses unlogische Verhalten reißt mich dann selbst aus einer flachen und belanglosen Story.

Abschließend bleibt mir zu sagen, dass mir Unknown User damals besser gefallen hat, weil er im Prinzip fast nur auf einem Computer-Desktop stattfand und das recht erfrischend war fürs Horrorgenre, Unfriend hingegen spielt eigentlich zu 80% in einem normalen Teenie-Slasher-Szenario in der realen Welt und benutzt das digitale Medium nur als Rahmen für die Geschichte. Abseits davon muss sich meiner Meinung nach aber Unfriend nicht wirklich verstecken vor den üblichen Genre-Vertretern aus Übersee. Figuren aus der Klischee-Schublade, Jumpscares und eine seichte Story spielen regelmäßig viel Geld ein und dieser Film unterscheidet sich nicht wirklich von der Konkurrenz.

bewertungsskalafinal2,5

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