Meine Top 15 aus dem Jahr 2016

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Wieder ein Jahr rum und meine alljährliche Top-Liste der Kinofilme die ich gesehen habe darf da natürlich nicht fehlen. Die Oscar-Filme der letzten Verleihung sind wie immer ausgeschlossen. Allgemein kann man über das Filmjahr 2016 sagen, dass vor allem die kleinen Filme überzeugen konnten, wohingegen die großen Blockbuster reihenweise inhaltlich und finanziell scheiterten.

Honorable Mentions die es nur knapp nicht auf diese Liste geschafft haben, sind unter anderem: Der Nachtmahr, Creed, Sully, Eddie The Eagle, The Lobster, Nocturnal Animals, Zoomania, Vaiana, Phantastische Tierwesen, Midnight Special und Elliot der Drache.

#15 Rogue One: A Star Wars Story

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Vielleicht eine mittelgroße Überraschung gleich zu Beginn meiner Top-Liste: Rogue One schafft es nicht aufs Podium. Im Gegensatz zu Star Wars VII: Das Erwachen der Macht, der im letzten Jahr #1 meiner Liste erreichen konnte, muss das erste Spin-Off des Franchises ein wenig zurückstecken. Der Film war super und hat mir Spaß gemacht, aber es gab dann doch letztlich Filme die mir wichtiger waren in diesem Jahr.

Rogue One machte vor allem die gelungene Verknüpfung zu Episode IV, die phänomenalen Schauwerte – egal ob in der phänomenalen Raumschlacht über Scarif oder auf dem Planeten selbst –, oder die Atmosphäre aus auch wenn dadurch die Charaktere ein wenig litten.

 

#14 Toni Erdmann

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Unsere deutsche Oscar-Hoffnung und diesjährige Sensation hat es auch in meine Top-Liste des Jahres geschafft. Seit den Filmfestspielen in Cannes, wo knapp 4.000 Kritiker – als besonders streng geltend – Toni Erdmann begeistert mit Lobpreisungen überschütteten, ist Toni Erdmann bislang kaum aufzuhalten gewesen. Buhten sie Nicolas Winding Refns The Neon Demon noch aus, gab es für Maren Ades Beitrag minutenlange Standing Ovations in Cannes.

Der Film ist für einen deutschen Film ungewohnt witzig, mutig, brilliant gespielt, durchaus auch traurig und berührend und intelligent. Manchmal lacht man durch plakativen, offensichtlichen Humor, manchmal treibt es dir die (Fremd-)Schamesröte ins Gesicht und gerade im letzten Akt kann man fast nicht fassen was man da sieht, doch trotz dieser vielen witzigen Momente geht es bei Toni Erdmann auch um die nicht ganz einfache Beziehung zwischen einer Tochter, die ihre persönlichen Befindlichkeiten und Bedürfnisse hinter den Karrierplan stellt und und ihrem einsamen Vater, der mehr Zeit mit seiner Tochter verbringen möchte und unterschwellig ihren Lebensstil kritisiert.

Neben Der Nachtmahr ist Toni Erdmann für mich einer von zwei deutschen Filmen, die man in diesem Jahr auf den Schirm haben sollte und somit einen Platz in meiner persönlichen Top 15 des Jahres verdient hat.

 

#13 Deepwater Horizon

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Ein weitere Überraschung in meiner Top-Liste mit der ich so nicht gerechnet hätte. Peter Berg und Mark Wahlberg ist Deepwater Horizon so gut gelungen, dass er sich diesen Platz erkämpft hat. Wahlberg, Kurt Russell und John Malkovich waren perfekt besetzt, das Storygerüst stand auf soliden Beinen aber auch die zweite Hälfte mit all der Action und den effektreichen Schauwerten war super. Zudem war vieles davon mit extrem viel Aufwand handgemacht und auf einer extra nachgebauten Ölbohrplattform gedreht.

Aber auch die Emotionen und Fakten kommen bei Deepwater Horizon nicht zu kurz und somit war für mich der Film einfach sehr rund für das was er sein wollte und musste und macht Vorfreude auf die nächste Zusammenarbeit von Berg und WahlbergBoston„, die die Anschläge beim Boston-Marathon verarbeitet und bereits jetzt in Amerika mit Lob überschüttet wird.

 

#12 The Witch

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The Witch verlangt meiner Meinung nach dem Zuschauer einiges ab und so konnte ich von anderen Kinogängern hören wie scheiße sie diesen Film fanden. Ich fand ihn toll, denn durch seine ruhige Erzählweise stehen Atmosphäre, Bildsprache, Sound und die dadurch entstandene Stimmung hier im Vordergrund und nicht leicht generierte Schockmomente.

The Witch ist mehr was für Genre-Fans und hebt sich deutlich vom restlichen Horror-Einheitsbrei ab. Mich hat der Film darüber hinaus auch schauspielerisch überzeugt, vor allem die Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy war großartig.

 

#11 Swiss Army Man

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Swiss Army Man zählt wohl neben The Lobster zu den skurrilsten Filmideen des Jahres, aber für beide Filme geht das total auf. Sicherlich gefällt dieser Film nicht jedem, schließlich geht es um einen Typen, der dem Selbstmord nah war und einer furzenden Leiche, die gewissermaßen als Schweizer Taschenmesser für allerlei Dinge benutzt wird.

Die Geschichte sprüht vor origineller Ideen die superwitzig und kreativ sind, doch was mich viel mehr überraschte, war die durchaus emotionale Seite des Films, denn Swiss Army Man behandelt auch einige komplexe und tiefgründige Themen wie Freundschaft, Depression, Liebe, Konventionen der Gesellschaft, den Sinn des Lebens, Einsamkeit, die Phantasie als Rückzugsort. Tja und um das alles perfekt dem Zuschauer zu vermitteln, braucht es super Schauspieler und die hat man hier mit Paul Dano und Daniel Radcliffe auch noch bekommen, die einfach fantastisch spielen.

 

#10 The Shallows

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Ich habe eigentlich nicht wirklich mit so einem Genrefilm im aktuellen Kinobusiness gerechnet und bin daher umso positiver gestimmt einen so hochwertigen und gut inszenierten Vertreter zu bekommen, der sich nicht in eine Reihe mit Sharknado, Sandsharks oder Haialarm auf Mallorca stellt, sondern eher eine klassische Herangehensweise wählte.

Lob gebührt neben Blake Lively, die hier auf authentische Art und Weise das Maximum für so eine Rolle herausholt, vor allem auch der Kameraarbeit von Flavio Martinez Labiano. Mit geschickten Kniffen und Ideen, die immer wieder mit dem Element Wasser und den Set-Pieces spielten, gelangen einfach super Bilder. Generell muss man zu den Set-Pieces sagen, dass sich die Beteiligten für dieses doch relativ eingeschränkte Setting und solch klar verteilten Rollen ein paar coole Ideen haben einfallen lassen.

Des Weiteren gefiel mir das Make-Up, das sich schön den Ereignissen entsprechend anpasste und so für eine bessere Immersion sorgte. Auch die visuellen Effekten aus dem Computer konnten weitestgehend überzeugen. Insgesamt war The Shallows eine erfrischende Abwechslung dieses Jahr, die mir viel Spaß gemacht hat trotz simpler Handlung.

 

#9 Don’t Breathe

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Don’t Breathe ist ein spannungsgeladener Top-(Horror-)Thriller geworden, der vor allem mit einer dichten Atmosphäre, konsequenter Härte und einem überragenden Stephen Lang punktet. Die Prämisse des nicht ganz so hilflosen und blinden Opfers ist frisch, die Inszenierung war super, die sehr begrenzte Location wurde bis zum letzten Winkel kreativ genutzt – sowohl inhaltlich wie auch visuell, die Darsteller waren gut und die Twists und Turns kamen oft unerwartet. Doch der größte Pluspunkt war für mich die Spannung, die manchmal zum Fingernägel-Kauen war.

Meine kleine Horror-Rangliste des Jahres: Don’t Breathe > The Witch > Hush > Ouija 2 > Lights Out > Conjuring 2

 

#8 American Honey

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American Honey war für mich das vielleicht berauschendste, immersivste Filmerlebnis des Jahres, es ist ein Abgesang auf den amerikanischen Traum und erzählt ungeschönt von den unerfüllten Freiheitswünschen einer vergessenen, ungewollten jungen Generation. Der Film schwankt immer zwischen schönen und dann wieder beklemmenden Momenten und Sasha Lane sowie Shia LaBeouf haben eine sehr authentische und einnehmende Art des Schauspiels in diesem Film, das mir nachhaltig im Kopf geblieben ist.

 

#7 Deadpool

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Kommen wir zu den Comicbook-Verfilmungen in diesem Jahr. Wenn man objektiv ist, muss man schon sagen, dass Marvel 2016 sowas von deutlich die Nase vorn hatte im Kampf mit DC. DC hatte mit Batman V Superman und Suicide Squad die Karten selbst in der Hand und hat beide Filme in den Sand gesetzt. Marvel hingegen hat mit Captain America 3: Civil War, Doctor Strange und Deadpool gleich 3 Bretter dieses Jahr abgeliefert.

Deadpool landet stellvertretend in dieser Liste auch wenn Civil War meiner Meinung nach nicht wirklich schlechter war, weil Deadpool 2016 die Comic-Verfilmungen auf den Kopf gestellt hat. Hauptdarsteller Ryan Reynolds hat 10 Jahre versucht diesen Film zu realisieren und lieferte hier mit verhältnismäßig geringem Budget und seinem Team rund um Regisseur Tim Miller einen R-Rated Film ab, der extrem brutal, super lustig und trotzdem finanziell mega erfolgreich war.

Bislang hielt man das für unmöglich bei den Filmstudios, doch Deadpool hat nun Filmen wie Logan, dem nächsten „Wolverine„-Teil, den Weg geebnet auch so mutig zu sein und harten und brutalen Figuren wie Wolverine auch einen R-Rated Film zu geben. Die Trailer sehen bislang fantastisch aus.

Meine kleine Comicfilm-Rangliste des Jahres: Deadpool = Civil War > Doctor Strange > X-Men Apocalypse > Batman v Superman > Suicide Squad

 

#6 Arrival

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Denis Villeneuve ist momentan echt auf dem Weg zu einem der ganz Großen unserer Zeit zu werden: Enemy, Prisoners, Sicario und nun auch Arrival waren alle durchweg super. Unterschiedliche Ansätze und Genre aber überall lässt sich seine Handschrift erkennen und er schafft es intelligentes Unterhaltungskino zu schaffen wie momentan kaum ein anderer.

Arrival hatte tolle Bilder, eine dichte Atmosphäre, eine sehr coole Herangehensweise an den Bereich „Alien-Invasion“, er war intelligent, hatte mit Amy Adams‘ Performance zusätzliches Oscar-Material und bot genug Stoff um noch nach dem Kinobesuch über die Inhalte zu diskutieren. Ich freue mich auf Villeneuves nächstes Projekt Blade Runner 2049.

#5 10 Cloverfield Lane

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Mir hat Dan Trachtenbergs erste Spielfilmarbeit sehr gut gefallen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die positiven Aspekte des Films fangen bei einer sehr düsteren und dichten Atmosphäre an und gehen über eine an Überraschungen reiche Geschichte bis hin zu grandiosen schauspielerischen Leistungen der beiden Hauptdarsteller John Goodman und Mary Elizabeth Winstead.

Goodmans Charakter war so undurchschaubar und Winsteads Figur stach mit ihrer cleveren Art und Intelligenz raus aus dem Einheitsbrei der Frauenfiguren in solchen Filmen. In 9/10 Fällen wäre sie hilflos, dumm und würde nur den gesamten Film über schreien und heulen – in 1/10 Fällen bekommen wir aber eine Ellen Ripley. So auch bei 10 Cloverfield Lane.

#4 Kubo and the Two Strings

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Kubo nimmt hier ein wenig stellvertretend den Slot für die tollen Animationsfilme dieses Jahr ein, denn genau genommen sind die beiden Disneyfilme Vaiana und vor allem Zoomania nicht wirklich schlechter. Gerade Zoomania bietet mit seinen Themen wie Rassismus und Vorurteile wichtigen Stoff – auch für Erwachsene.

Für mich persönlich gewinnt aber Kubo – Der Tapfere Samurai dieses Jahr die Kategorie des besten Animationsfilms, weil er so einzigartig war. Es ist ein Stop-Motion-Meisterwerk und die asiatische Story ist auch ungewöhnlich. Der Film ist herzerwärmend und wunderschön, die Figuren liebenswert und tiefgründig.

Meine kleine Animations-Rangliste des Jahres: Kubo = Zoomania > Vaiana > Anomalisa > Sing > Findet Dorie > Sausage Party > Trolls > Rest

 

#3 The Neon Demon

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Wie zu Beginn meiner Liste erwähnt, wurde The Neon Demon auf den Filmfestspielen von Cannes mächtig ausgebuht, was glaube ich bei einem Film des exzentrischen, dänischen Regisseurs Nicolas Winding Refn (Drive, Bronson, Walhalla Rising, Only God Forgives), fast einkalkuliert wird. Ich selbst war bislang auch kein riesiger Fan aller seiner Filme und sein Stil ist auch einfach sehr speziell. Er geht häufig inhaltlich sowie visuell an die Grenzen des Erträglichen aber The Neon Demon hat es mir irgendwie angetan.

Ich habe den Film mit meinen Freunden im Freiluftkino diesen Sommer gesehen und sicherlich spielt auch das Kinoerlebnis mit rein, aber auch darüber hinaus hat mich der Film über das Jahr hinweg beschäftigt. Ist es ein Thriller? Eine Groteske? Ein Horrofilm oder doch eine Satire?

So ganz beantworten kann ich das nicht, aber wenn man sich auf den Film einlässt wird man in eine Neon-Style-Orgie mit elektrisierendem Electroscore mitgenommen und von der Oberflächlichkeit der so tollen und schönen Mode- /Modelbranche geblendet, während sich unter dieser Oberfläche tiefe Abgründe auftun, die letztlich alles zerstören und kannibalisieren. Perfekt ist auch der Cast: die Hauptrolle der unschuldigen Naturschönheit wurde von Elle Fanning toll gespielt und auch Jena Malone stach sehr positiv heraus.

„Beauty isn’t everything. It’s the only thing!“

 

#2 Sing Street

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John Carney hat es mit seinem letzten Film „Can a Song save your Life?“ bereits 2014 auf meine Top10-Liste geschafft und dieses Mal schnappt er sich mit Sing Street sogar den zweiten Platz. Es ist im Kern zwar durchaus wieder ein Feel-Good-Film der viel Spaß macht aber trotzdem verliert er durch das ernsthafte Setting der 80er in Dublin, eine Zeit die durch die Rezession, Zukunftängste und Armut geprägt war, nie die Bodenhaftung.

Ich fand den Film einfach super liebevoll, es hat mir Spaß gemacht dieser Truppe von Teenagern zuzuschauen, wie sie eine Band gründen, ihre musikalische Identität finden und sich anhand ihrer 80er-Musikvorbilder wie Duran Duran ständig neu erfinden. Die gefühlvolle Geschichte wird mit einem tollen 80er Soundtrack begleitet und von tollen darstellerischen Leistungen getragen.

Ferdia Walsh-Peelo gibt ein grandioses Debüt, und auch Jack Reynor sieht man hier das erste Mal in Sing Street in einer guten Rolle, wo er beweisen konnte, dass er nicht total scheiße ist. Die Entdeckung des Films war für mich aber Lucy Boyntons, die die Faszination und Anziehungskraft die sie im Film auf den Hauptcharakter ausübt auch auf den Zuschauer überträgt.

 

#1 Captain Fantastic

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Eine wunderschöne Tragikomödie mit dem wohl besten Superhelden des Jahres, der keiner ist: Captain Fantastic erzählt von dem alternativen Lebensentwurf einer Familie, die man nur ins Herz schließen kann, der regelmäßig an den gegensätzlichen Konventionen der Gesellschaft aneckt, schafft es aber dabei voller Komik, Empathie und Trauer die gesamte Emotionspalette beim Zuschauer abzurufen.

Captain Fantastic war einfach verdammt witzig und schafft es dennoch die Botschaft zu vermitteln, dass es nicht den einen wahren Weg gibt, sein Leben zu leben und beispielsweise seine Kinder zu erziehen, man aber auch generell Verständnis für andere Alternativen haben sollte. Doch wer jetzt den Eindruck bekommt, dass es sich um eine reine Komödie handelt, könnte weiter nicht von der Wahrheit entfernt liegen, denn trotz der vielen spaßigen Momente, hat Captain Fantastic eine sehr berührende und dramatische Seite die genauso gut, wenn nicht sogar noch besser funktionierte als die humoristische Facette.

Das Publikum in meinem Saal erlebte eine Achterbahn der Gefühle und wechselte von Tränen in den Augen zu herzlichem Gelächter und umgekehrt. Zudem sind die Kinderdarsteller aber vor allem auch Viggo Mortensen super gut und ich würde mir wünschen, dass Viggos Leistung eine Oscar-Nominierung bekommt. Tolles Rundumpaket und verdient meine diesjährige #1 der Top-Liste 2016.

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