Kurzkritiken Round-Up Oktober 2017

Mother!

Storyanriss:

Ein Dichter (Javier Bardem) und seine Ehefrau (Jennifer Lawrence) haben sich in die Abgeschiedenheit eines viktorianischen Landhauses zurückgezogen. Er versucht, seine Schreibblockade zu überwinden. Sie richtet das Haus ein, kocht essen, wäscht – und wird zunehmend von alptraumhaften Eindrücken geplagt. Plötzlich steht überraschender Besuch vor der Tür: ein Fremder (Ed Harris) und wenig später dessen Ehefrau (Michelle Pfeiffer). Das Paar wird vom Dichter eingeladen, zu bleiben – obwohl die junge Frau des Künstlers, der die Aufdringlichkeit der Besucherin nicht behagt, Bedenken hat. Und die nächste Invasion des Refugiums lässt nicht lange auf sich warten: Die Söhne (Domhnall und Brian Gleeson) des fremden Ehepaares tauchen auf und tragen ihren zunehmend heftigeren Streit im Haus aus.

Fazit:

Wooooah, was genau habe ich da gesehen? Definitiv den verrücktesten und weirdesten Film des Jahres. Ich bin großer Darren Aronofsky (Requiem for a Dream, The Wrestler, The Fountain) Fan und mit Black Swan hat er einen meiner absoluten Lieblingsfilme inszeniert. Sein letztes Projekt Noah war jedoch weitestgehend ziemlicher Mist und dementsprechend gespannt war ich, ob er mit diesem super geheimen Filmprojekt wieder zurück in die Spur finden würde. Außer die Verpflichtung der Oscarpreisträgerin Jennifer Lawrence für die Hauptrolle war lange nichts bekannt über den Film – sie selbst hatte damals nicht mal ein Script bevor sie bereits unterschrieb. Auch die Trailer waren super mysteriös und geheimnisvoll.

Ich fand das super aber leider liegt hier schon ein großes Problem des Films, der gerade nicht nur finanziell floppte, sondern auch durch Mouth-to-mouth ordentlich durch den Fleischwolf gedreht wurde. Das Filmstudio hat vermutlich gemerkt, dass sie mit dem eigentlichen Produkt von Aronofsky kaum Leute ins Kino locken werden und gingen notgedrungen All-In beim Marketing. So wurde Mother! letztlich irgendwie einfach als Horrorfilm vermarktet und jetzt gebasht, weil viele Leute verständlicherweise mit falschen Erwartungen ins Kino gingen und komplett enttäuscht rauskamen. Auch in meiner Filmvorführung haben es nicht alle Besucher bis zum Schluss ausgehalten und verließen den Saal bereits frühzeitig. Der Film ist definitiv nichts für den normalen Kinobesucher und man muss sich bewusst sein, dass man hier einen sehr abgefahrenen Arthouse-Streifen zu sehen bekommt, der viel Geduld und Aufmerksamkeit abverlangt. Leider ist Mother! auch der Film zu dem man eigentlich gar nichts sagen kann ohne ins Spoilerterritory zu müssen.

Deswegen sage ich nur, dass Mother! kein klassischer Horrorfilm ist auch wenn er so vermarktet wird und ich ihn definitiv euch auch nicht empfehlen werde, weil er glaube ich den meisten absolut nicht gefallen wird. So doof das klingen mag, aber es macht auch nicht wirklich Spaß den Film zu schauen. Dennoch unabhängig davon hat er mir trotz eigentlich fehlenden Spaß beim Gucken thematisch und inszenatorisch toll gefallen. Die letzte halbe Stunde war, vor allem wenn man den Kniff des Films verstanden hat, einfach nur abgefahren und wie der Rest des Films auch toll gespielt von Lawrence und Co. Da musste einiges raus, Darren Aronofsky.

Stephen Kings „Es“

Storyanriss:

Die Kinder Bill Denbrough (Jaeden Lieberher), Richie Tozier (Finn Wolfhard), Eddie Kaspbrak (Jack Dylan Grazer), Beverly Marsh (Sophia Lillis), Ben Hanscom (Jeremy Ray Taylor), Stanley Uris (Wyatt Oleff) und Mike Hanlon (Chosen Jacobs) leben in einer Stadt namens Derry im US-Bundesstaat Maine, in der immer wieder Menschen verschwinden – sowohl Erwachsene, als auch vor allem Minderjährige. Im Laufe eines Sommers erfahren die Kinder schließlich von einer monströsen Kreatur, die Jagd auf Menschen macht und sich in die schlimmsten Alpträume ihrer Opfer verwandeln kann. Meistens tritt das Biest jedoch in Form des sadistischen Clowns Pennywise (Bill Skarsgård) auf. Die sieben Kinder wachsen nach und nach zu einer eingeschworenen Gemeinschaft zusammen, dem „Club der Loser“, und schwören, die Kreatur zu vernichten.

Fazit:

Nach der eher miesen Verfilmung zu Stephen KingsDunkler Turm„-Buchreihe in diesem Jahr, erobert momentan das Remake zu seinem Buch Es die Kinos dieser Welt. Mit weit über 600 Millionen Dollar, ist Es bereits unter den finanziell erfolgreichsten Horrorfilmen aller Zeiten. Doch im Gegensatz zu vielen ähnlich erfolgreichen Gruselstreifen stimmen bei diesem Remake auch die Kritiken und ich kann mich diesen überschwänglich positiven Meinungen nur anschließen. Mir hat It auf vielen Ebenen richtig gut gefallen und was den Film für mich im Vergleich zu anderen Genrevertretern so abhebt, ist der Aspekt, dass der Fokus nicht einzig allein auf den Horrorelementen lag und diese überzeugen konnten, sondern auch der komplette Rest des Films stimmig und gut war. It war nicht nur ein guter Horrorfilm, sondern insgesamt einfach ein sehr guter Film.

Für mich fing das beim Casting an, die jungen Darsteller des Losers Club waren durch die Bank weg super ausgewählt und gerade Jaeden Lieberher als Hauptfigur, Finn Wolfhard als lustiger Sidekick, Jeremy Ray Taylor als Neuling an der Schule und ganz speziell Sophia Lillis als einziges Mädchen in der Gruppe waren super. Des Weiteren wurde dieses 80er Retrofeeling toll aufgegriffen ohne dir dabei jetzt im Sekundentakt, wie beispielsweise in der Serie Stranger Things, Referenzen um die Ohren zu hauen. Bei einer Lauflänge von fast zweieinhalb Stunden kann man sicherlich den Film als ein wenig zu lang empfinden, aber wenn ich ehrlich bin hätte ich nicht wirklich viel aus Es streichen wollen. Ich fand es ja gerade toll, dass alle Charaktere eine gewisse Backstory bekamen, man erfahren konnte wo ihre Ängste liegen. Oftmals bleiben die Figuren in Horrorfilmen einfach sehr blass, bei It war das nicht so, hier nahm man sich die Zeit den Charakteren Fleisch zu geben und auch zu sehen wie der Losers Club eigentlich zusammenkommt.

Die Schockmomente haben durch diesen Fokus auf die Geschichte nicht etwa gelitten. Die Szenen mit Pennywise – wunderbar gespielt von Bill Skarsgård – waren toll inszeniert, konsequent in ihrer Brutalität, was definitv ein Vorteil gegenüber der TV-Version mit Tim Curry aus den 90ern ist, und darüber hinaus auch kreativ in Szene gesetzt. Wie üblich handelt es sich nicht um eine 1zu1 Umsetzung des Buches und über einige Veränderungen bin ich dann doch glücklich. Zum einen habe ich gelesen, dass der Regisseur Andy Muschietti (Mama) die Angst eines Kindes mit seinen eigenen verwoben hat – es handelt sich hierbei ohne zu viel zu verraten um das Gemälde. Diese Änderung finde ich sympathisch, weil es dem Film eine persönliche Note des Regisseurs gibt und auch für Stephen King selbst war das ein Horrorhighlight des Films. Auch das Ende wurde abgeändert und ich werde natürlich nichts verraten aber auch diese Version von 2017 gefällt mir besser.

Ja und wenn man schon die Elemente erwähnt die anders sind im Vergleich zum Buch, dann muss man im Rahmen von Es selbstverständlich auch erwähnen, dass es im Buch eine zwar im Kern durchaus auf ihre eigene Art stimmige Begründung für einen Gangbang des kompletten Losers Clubs gibt, der mit dem einzigen Mädchen Beverly schläft, aber egal wie viele Jahre noch ins Land ziehen, das wird eine Szene sein, die man einfach nicht bringen kann im Film. Niemand könnte den Film als solches sehen und bewerten, weil die ganze Welt nur darüber reden würde wie 6 Kerle der Reihe nach mit einem Mädchen schlafen um gegen Pennywise zu bestehen.

Alles in allem ist Es für mich der bislang bester Horrorfilm des Jahres und ich freue mich auf das bereits angekündigte Chapter 2, welches für 2019 bestätigt wurde.

Blade Runner 2049

Storyanriss:

Im Jahr 2023 wird die Herstellung von Replikanten – künstlichen Menschen, die zum Einsatz in den Weltall-Kolonien gezüchtet werden – nach mehreren schwerwiegenden Vorfällen verboten. Als der brillante Industrielle Niander Wallace (Jared Leto) ein neues, verbessertes Modell, den „Nexus 9“, vorstellt, wird die Produktion 2036 jedoch wieder erlaubt. Um ältere und somit nicht zugelassene Replikanten-Modelle, die sich auf der Erde verstecken, aufzuspüren und zu eliminieren, ist weiterhin die sogenannte „Blade Runner“-Einheit des LAPD im Einsatz, zu der auch K (Ryan Gosling) gehört. Bei seiner Arbeit stößt K auf ein düsteres, gut gehütetes Geheimnis von enormer Sprengkraft, das ihn auf die Spur eines ehemaligen Blade Runners bringt: Rick Deckard (Harrison Ford), der vor 30 Jahren aus Los Angeles verschwand.

Fazit:

Als ein Sequel zu Blade Runner angekündigt wurde, fragte ich mich zunächst ob Hollywood nun ernsthaft einen weiteren Klassiker der Filmgeschichte zerstören möchte und um einen vermutlich miesen Nachfolger ergänzen möchte.  Ich bin zwar nicht der größte Fan des Originals, weil ich ehrlich gesagt das Pacing schon Recht behäbig fand auch wenn mir der Rest, also Geschichte, Setting, Schauspieler, Charaktere, Soundtrack und das Visuelle sehr zusagte, dennoch wollte auch ich keinen Nachfolger. Doch als es etwas später dann hieß, dass kein geringerer als Denis Villeneuve diesen Film inszenieren würde, fiel mir ein gigantischer Stein vom Herzen. Ich habe hier schon häufiger in meinen Kritiken zu seinen anderen Filmen von ihm geschwärmt als einer, wenn nicht sogar der beste Regisseur derzeit. Sein Track-Record ist beeindruckend und bislang hatte er keinen schlechten Film. Er fordert seine Zuschauer und nimmt sich immer komplexe Themen vor, vergisst aber nicht dabei den Zuschauer trotzdem zu unterhalten. Und was soll ich sagen: diese Erfolgsserie reißt auch mit Blade Runner 2049 nicht.

Die Kritiker und Fans ernennen den Film eh schon zum Instant Classic und heben Denis Villeneuve auf den Regie-Olymp. Der Film sieht unfassbar gut aus und bietet echt am laufenden Band geile Kamerashots und Bilder, zurecht fordern jetzt schon viele den Kameraoscar für Roger Deakins. Der Soundtrack ist einnehmend, bedrückend sowas von atmosphärisch, meiner Meinung nach bleiben da keine Wünsche an einen Sci-Fi-Thriller unerfüllt. Dieses Mal nicht von Villeneuves Standardkomponisten Johann Johannsson, sondern aus dem Hause Hans Zimmer. Fantastisch.

Auch die Besetzung des Casts kann man nur als gelungen beschreiben, denn mit Ryan Gosling, Harrison Ford und Robin Wright kann man echt schon mal absolut nichts falsch machen. Ford sieht man an, dass er hier richtig Bock hatte und vielleicht ist das seine beste Leistung seit unzähligen Filmen. Aber nicht nur die drei großen Namen haben überzeugt. Vor allem die noch recht unbekannte Ana de Armas, die ich nur aus Knock Knock und War Dogs kenne und Newcomer Sylvia Hoeks haben beide sehr einnehmende Performances gebracht und ich freue mich da auf mehr von ihnen in naher Zukunft.

In der Regel können die Schauspieler aber auch nur überzeugen, wenn das Material mit dem sie arbeiten müssen und die Regie gut ist und das ist bei Blade Runner 2049 der Fall. Die Geschichte ist gut, das Universum – ist mir bei Nachfolgern besonders wichtig – wurde sinnvoll erweitert. Es geht nicht mehr darum wer ein Replikant ist und wer nicht, sondern ob es überhaupt noch wichtig ist. Wenn ich was kritisieren würde, dann wäre es eventuell die Länge und das Pacing. Der Film erzählt die Geschichte definitiv nicht so lahmarschig wie der Vorgänger aber auch in der Lauflänge von fast 3 Stunden muss man sich bewusst sein, dass sich ausführlich Zeit genommen wird um alles zu erzählen. Die Atmosphäre und Stimmung soll wirken und dementsprechend sieht man auch Mal lange Kamerafahrten oder Charaktere bekommen mehr Zeit sich zu präsentieren. Ich war jetzt nicht genervt, weil es sehr gut umgesetzt war und ich bei Blade Runner damit gerechnet habe aber für Leute, die das Original und die Welt vielleicht noch nicht kennen und ohne Vorwissen ins Kino gehen, könnten sich daran vermutlich am ehesten stören. Insgesamt war Blade Runner 2049 aber ein verdammt guter Film und vermutlich eines der besten Sequels allerzeiten.

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