Licorice Pizza | Kritik / Review (Oscars 2022)

Storyanriss:

Wir schreiben das Jahr 1973: Als der 15-jährige Gary Valentine (Cooper Hoffman) die Foto-Assistentin Alana Kane (Alana Haim) erblickt, ist es um ihn geschehen. Obwohl sie zehn Jahre älter ist, überredet der selbstbewusste Teenager sie zum Abendessen in seinem Stammrestaurant. Bezahlen ist für ihn kein Problem, denn Gary ist sowohl Kinderdarsteller als auch angehender Entrepreneur, der bereits seine eigene PR-Firma gegründet hat. Alana und Gary freunden sich daraufhin immer enger miteinander an, gründen ein gemeinsames Wasserbett-Geschäft und können fortan nicht mehr ohne einander.

Fazit:

Licorice Pizza ist vermutlich der leichteste Film von Paul Thomas Anderson in jüngster Vergangenheit, den wir sonst als Regisseur von Filmen wie There Will Be Blood, Magnolia oder auch The Master kennen. Licorice Pizza ist eine Liebeserklärung an eine Ära Los Angeles‘ wie es auch der vom Anderson so geschätzte Once upon a Time in Hollywood von Tarantino ist.

Nach Der seidene Faden kehrt Anderson zurück zu seinen Wurzeln ins San Fernando Valley, wo er bereits viele Szenen und Filme drehte und auch selbst aufwuchs. Mit Cooper Hoffman und Alana Haim hat Anderson einen echten Glücksgriff für seine Hauptrollen getätigt.

Wer aber glaubt, dass diese Verpflichtungen reiner Zufall waren, der hat sich geschnitten. Denn während Alana Haim Teil der Gruppe Haim ist und Anderson schon ein paar Dutzend Musikvideos für sie drehte, handelt es sich bei Cooper Hoffman um den Sohn der 2014 verstorbenen Schauspiellegende Philip Seymour Hoffman, der zu seinen Lebzeiten selbst ein Stammschauspieler für Anderson war. Wer weiß, vielleicht übernimmt sein Sohn nun dieses Zepter? Mit seiner Debütperformance hätte er sich das redlich verdient.

Neben diesen tollen schauspielerischen Leistungen, kann das liebevolle Coming-of-Age-Drama mit tollen Plansequenzen, eingefangen durch eine bockstarke Kameraarbeit, einem starken Soundtrack und diesem schön eingefangenen und vermittelten Gefühl vom Leichtigkeit bei mir punkten.

Die Geschichte als solches ist relativ losgelöst von einander. Es werden eher kleine Kapitel im Leben des selbstbewussten Kinderschauspielers und Entrepreneurs Gary erzählt und mit einem roten Faden namentlich Alana zusammengehalten, die letztlich immer wieder in das Leben von Gary stolpert, ihn begleitet und am Ende ihren Weg im Leben findet.

Als der Film beginnt steht nicht nur ein Altersunterschied von 10 Jahren zwischen den beiden: beide stehen trotz durchaus knisternder Chemie an unterschiedlichen Punkten in ihrem Leben. Während er mit 15 trotz seiner Figur das Selbstbewusstsein eines Weltstars hat und mit eigener PR-Firma stetig an neuen Ideen tüftelt, steht die 25 jährige an einer Kreuzung in ihrem Leben, wo sie nicht weiß, wohin sie abbiegen soll. Mit ihren Zufallsbegegnungen über Jahre hinweg, ändert sich das und Alana und ihre Entwicklung werden zum Hauptcharakter von Licorice Pizza.

All das erzählt Anderson mit einer Leichtigkeit, skurrilen Figuren und Gastauftritten und viel Liebe. Die Geschichte ist gar nicht so leicht zusammen zu fassen und letztlich stand meiner Meinung nach der herzliche Vibe, das Lebensgefühl im Vordergrund, das denke ich auch bei den meisten Zuschauern so ankommen sollte.

Licorice Pizza ist im Rennen um den Besten Film, den Besten Regisseur und das Beste Originaldrehbuch. Auch wenn der Film in keiner dieser Kategorien als Favorit gilt, kann ich mir einen Upset bei der Verleihung durchaus vorstellen.

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