Storyanriss:
Die talentierte, aber ausgebeutete Anwältin Rita (Zoe Saldana) arbeitet für eine Kanzlei, die Kriminelle schützt, statt für Gerechtigkeit zu sorgen. Zu ihren Mandanten gehören Mörder, Drogendealer und Kartellbosse. Eines Tages erhält sie ein verlockendes Angebot: Sie soll dem berüchtigten Kartellchef Juan „Little Hands“ Del Monte, genannt Manitas (Karla Sofía Gascón), helfen, sich aus der Unterwelt zurückzuziehen. Doch hinter Manitas’ Plan steckt mehr – er will endlich als die Frau leben, die er immer war: Emilia Pérez.
Fazit:
Emilia Pérez ist ein ungewöhnlicher Film, der verschiedene Genres miteinander verknüpft: Gangsterdrama, Musical und mexikanische Telenovela. Selten hat ein Oscarfilm so stark polarisiert wie Emilia Pérez. Zunächst schien es gut für das Musical-Drama zu laufen und der Buzz war sehr positiv und Award-Chancen waren enorm, doch mit der Zeit wurde der Film in den letzten Monaten immer mehr verrissen, da ein Skandal den nächsten suchte.
Zu den größten Kritikpunkten gehört, dass ein französischer Regisseur ohne Spanischkenntnisse und tiefergehendes Wissen über Mexiko, diesen Film vollständig in Frankreich statt in Mexiko dreht und zusätzlich ein so klischeebehaftetes Bild Mexikos zeichnet, dass den Mexikanern missfiel. Wenn dann auch noch keiner deiner 3 Hauptdarsteller aus Mexiko stammt und mit deutlichen Akzenten negativ auffallen, ist das Kind schon fast in den Brunnen gefallen. Szenen von Selena Gomez wurden zum Meme, weil sie mit der Rolle und dem benötigten Spanisch an ihre Grenzen kam.
Auch wenn sich Gomez bereits entschuldigte und auch der französische Regisseur Audiard und Casting-Direktorin Carla Hool erklärten, ernsthaft versucht zu haben Mexikaner zu casten, strafte die Community den Film ab. Ebenso wie übrigens die Trans-Community, die die Darstellung der Transfrau als rückständig und unterkomplex kritisierten. Dass eine Geschlechtsumwandlung als simpler Ausweg zur Flucht vor der Justiz gezeigt wird, wird den Figuren nicht ganz gerecht und wirkt sehr oberflächlich.
All diese Kritikpunkte kamen noch bevor man online die alten Tweets der Hauptdarstellerin Karla Sofía Gascón ausgrub, in denen deutlich wurde, welche teils rassistischen Ansichten Sie bspw. bezüglich Georg Floyd teilt und welche Shit-Takes sie zu Muslimen oder anderen sensiblen Thematiken hat.
Doch was taugt der Film abseits dieser Skandale? Für mich trägt Zoe Saldana klar diesen Film und mir war nach maximal 20 Minuten klar, dass sie zurecht aktuell sämtliche Preise gewinnt und auch den Oscar gewinnen sollte. Sie ist auch die einzige, die diese merkwürdigen Musical-Elemente noch mit ihrem Schauspiel und durchaus vorhandenen Gesangstalent rettet. Generell sind diese Musical-Einlagen aber eher schlecht. Durch das fehlende Talent des restlichen Casts, bestehen die meisten Songs eigentlich nur aus stumpfen Sprechgesängen, die die Genrebezeichnung Musical nicht mehr verdient haben. Die Songs wie der viral gegangene „Penis to Vagina“ sind nicht nur eine Beleidigung für Transmenschen, sondern auch für jeden Musicalfan.
Inhaltlich greift der Film Fragen auf wie: Verändert eine Geschlechtsangleichung nur den Körper oder auch das Wesen eines Menschen? Kann eine Person mit einer dunklen Vergangenheit durch eine äußere Transformation wirklich ein neuer Mensch werden? Die Fragen mögen zwar interessant sein, werden aber nur sehr oberflächlich und „zu einfach“ abgehandelt.
Regisseur Jacques Audiard kombiniert auf einzigartige Weise verschiedene Erzählstile und lässt seinen Film in manchen Momenten ins Chaos abgleiten. Dennoch empfand ich Emilia Pérez als emotionales Melodrama, das durch seine unkonventionelle Mischung aus Gangsterfilm, Musical und Sozialdrama ein einzigartiges Kinoerlebnis bietet, wenn auch nicht immer positiv.
Warum nun ausgerechnet Emilia Pérez mit 13 Nominierungen zu den am meisten nominierten Filmen aller Zeiten gehört, ist ein großes Rätsel. Sogar zwei Nominierungen für den besten Song, haha. Also während das Publikum bei Rotten Tomatoes auf einen Score von 16% kommt, muss irgendjemand in der Hollywood-Elite den Film krass gepuscht haben. Ich denke Zoe Saldana wird als Beste Nebendarstellerin ausgezeichnet werden und bei gleich zwei Songs, gibt es auch hier gute Chancen. Abseits davon, wird der Film wohl der größte Verlierer des Abends werden.