Meine Top 15 aus dem Jahr 2024

2024 – wieder ein Kinojahr das vieles zu bieten hatte: Von gigantischen finanziellen Flops wie Megalopolis zu finanziellen Hits wie Alles steht Kopf 2, der 1,7 Milliarden eingespielt hat. Von unendlichen Sequels wie Kung Fu Panda 4 oder Ich einfach unverbesserlich 4, zu Prequels wie Mufasa: The Lion King oder A Quiet Place: Day One. Von eigenständigen Kreationen wie Late Night with the Devil, über Adaptionen wie Wicked oder Zone of Interest, bis hin zu Reboots und Remakes altbekannter Stoffe wie The Crow. 2024 war facettenreich und dürfte für jeden Geschmack was dabei gehabt haben.

Ich habe dieses Jahr viele neue Veröffentlichungen gesehen im Kino oder auf Streamingservices wie Netflix, Amazon Prime oder Apple+ und habe für euch meine 15 liebsten Filme (Oscarbeiträge ausgeschlossen) zusammengetragen.

Knapp nicht in die Top15 haben es folgende honorable Mentions geschafft: Abigail, Anyone but you, A Quiet Place: Day One, Deadpool & Wolverine, Late Night with the Devil, Love lies Bleeding, Mean Girls, Smile 2, Spiders – Ihr Biss ist der Tod, The Heretic, Trap, Wicked Part 1, Woman of the Hour

#15 Alien: Romulus

Alien: Romulus spielt chronologisch zwischen Alien (1979) und Aliens – Die Rückkehr (1986) und kombiniert den Horror des Originals mit der Action des Sequels. Regisseur Fede Alvarez setzt auf atmosphärischen Science-Fiction-Horror, bei dem Set-Designs und Kreaturen beeindrucken. Die Crew bleibt weitgehend blass, doch Android Andy, gespielt von David Jonsson, sticht hervor. Seine moralische Ambivalenz ist zentral für den Film und sorgt mitunter für die stärksten Momente und spannendsten Konflikte.

Hauptdarstellerin Cailee Spaeny überzeugt als Actionheldin, erreicht jedoch nicht die Strahlkraft von Sigourney Weavers Ripley. Alien: Romulus verzichtet meistens auf plumpen Fanservice, obwohl er mit vertrauten visuellen Elementen und Settings an die Reihe anknüpft, bietet dafür aber düstere, ästhetisch hochwertige Bilder, die die Atmosphäre noch verdichten. Besonders ein spektakulärer Shootout in Schwerelosigkeit bleibt in Erinnerung.

Insgesamt setzt Alien: Romulus weniger auf tiefen Horror, sondern überzeugt vor allem durch Action. Der Film bietet eine respektvolle Erweiterung der Reihe, auch wenn er nicht deren Höhen erreicht.

#14 Arthur der Große

Nach dem furchtbaren The Family Plan aus dem letzten Jahr, arbeiten hier Mark Wahlberg und Regisseur Simon Cellan Jones erneut zusammen. Wer hätte gedacht, dass das sogar gut werden könnte, wenn das Drehbuch nicht völliger Müll ist? Bei Arthur der Große handelt es sich um eine Romanadaption, die wiederum auf wahre Begebenheiten im Leben des Extremsportlers Mikael Lindnord beruht.

Die Geschichte um dieses Sportlerteam, das nicht nur selbst auf dem 700km umfassenden Wettkampf zu einer Einheit heranwächst, sondern auch währenddessen einen Streuner namens Arthur aufnimmt, war für mich einfach so eine feelgood Story. Sie ist gut inszeniert, die Darsteller liefern ab, die Geschichte rührt einen und mehr braucht es manchmal nicht. Sicherlich wird hier das Rad nicht neu erfunden, aber manchmal benötigt man auch einfach Filme wie diese, die einen noch an das Gute im Menschen glauben lassen.

#13 Beetlejuice Beetlejuice

Tim Burtons Beetlejuice Beetlejuice liefert 105 Minuten vollgepackten Gruselspaß und bietet Fans des Kultklassikers von 1988 endlich mehr von allem: mehr Beetlejuice, mehr Jenseits und mehr handgemachte Effekte. Michael Keaton kehrt in seiner ikonischen Rolle als chaotischer Poltergeist zurück und begeistert mit schwarzem Humor und absurden Schabernack. Highlights für mich sind die Kostüme, die praktischen Effekte und Sets.

Das Aufeinandertreffen von Winona Ryder als Lydia und Jenna Ortega als Astrid, ihrer Tochter, verbindet Goth-Ikonen zweier Generationen. Dazu gesellt sich Catherine O’Hara, die als selbstverliebte Performance-Künstlerin eine urkomische Figur liefert und Beetlejuice fast die Show stiehlt.

Der Film bleibt humorvoll, verzichtet jedoch auf die grenzüberschreitenden Gags des Originals, um sich dem modernen Zeitgeist anzupassen. Während einige Figuren Tiefe vermissen lassen, ist Beetlejuice Beetlejuice ein typischer Burton-Film, der mit visueller Kreativität, nostalgischen Referenzen und unterhaltsamen Charakteren punktet. Fans der Reihe werden mit dieser temporeichen, effektvollen Fortsetzung bestens unterhalten. Ich bin zwar kein hardcore Beetlejuicefan aber dafür von Tim Burton und meiner Meinung nach findet er hier zu alter Stärke zurück und zeigt, dass er es noch immer drauf hat.

#12 Challengers

Luca Guadagninos Film Challengers – Rivalen ist ein intensives und stilistisch herausragendes Drama, das ein explosives Liebesdreieck zwischen Tennisprofis inszeniert. Durch die grandiose Kameraarbeit verschmelzen die sexuellen Spannungen und emotionalen Konflikte der Story zu einer elektrisierenden Dynamik. Guadagnino verleiht den Matches eine sinnliche Dimension, bei der jeder Ballwechsel metaphorisch als Ausdruck von Leidenschaft und Beziehungen verstanden werden kann.

Die drei Hauptdarsteller, allen voran Zendaya, tragen den Stoff mühelos und vereinen meiner Meinung nach gelungen Sinnlichkeit, Humor und Drama. Guadagnino beweist erneut wie gut er intime Beziehungen mit beeindruckenden Bildern verschmelzen kann.

#11 Planet der Affen: New Kingdom

Wie mittlerweile jedem Leser hier klar sein sollte, bin ich großer Fan der letzten „Planet der Affen“-Trilogie um den von Andy Serkis verkörperten Caesar. Technisch, optisch, schauspielerisch und emotional waren die Filme eine Wucht. Und auch wenn New Kingdom in allen Bereichen nicht ganz an das hohe Niveau der Vorgänger heranreicht, ist auch das neue Kapitel um den jungen Affen Noa beeindruckend.

Ein Aspekt, der mir in der nun hunderte Jahre später spielenden Geschichte besonders gefiel, war der Konflikt um „Caesars Erbe“. Wie viel ist in den Generationen nach ihm noch übrig von seinen Lehren? Haben die Affen die Lehren verzerrt, gar vergessen oder nutzen sie zu Radikalisierung? New Kingdom macht ein neues Kapitel in dem Franchise auf und macht trotz nicht ganz erreichter Höhen der Reihe, Lust auf mehr.

#10 Alles steht Kopf 2

Pixar hat mit Alles steht Kopf 2015 einen der besten Animationsfilme aller Zeiten geschaffen. Die Idee die Gefühlswelt des jungen Mädchens Riley als interaktive Kommandozentrale, in der die fünf Emotionen Freude, Traurigkeit, Wut, Ekel und Angst agieren, darzustellen, war und ist einfach bahnbrechend gut. Damals hob Pixar mit dieser innovativen Idee, dem tiefgründigen Humor und der emotionalen Tiefe die Messlatte wieder sehr hoch im Animationsgenre. Schon damals war allen klar – eine mögliche Fortsetzung muss einfach während der Pubertät der Hauptfigur Riley spielen und ich bin froh, dass man Pixar ebenso dachte.

Nun knapp 10 Jahre später bekommen wir die langersehnte Fortsetzung und auch wenn natürlich die Idee nicht mehr neu ist, gelingt es dem Studio wieder abzuliefern. Dadurch, dass die Funktionalität der Kommandozentrale bereits etabliert ist, hält sich der Film weniger mit Erklärungen auf und kann sich mehr auf die ereignisreichen Emotionsschwankungen der Pubertät konzentrieren. Pixar ergänzt hierbei die Hauptemotionen durch die Neulinge Zweifel, Neid, Peinlich und Ennui, die fortan Chaos stiften und die Kontrolle in Rileys Kopf übernehmen.

Alles steht Kopf 2 hangelt sich dabei an bekannten Strukturen des Originals entlang, trifft aber dennoch die emotionalen Momente zu jeder Zeit. Generell wird auch jeder Zuschauer sich wiederfinden können in den zahlreichen Gedankengängen und dargestellten Situationen die Riley durchlebt. Gerade auch die Inszenierung einer Panikattacke erhält viel Lob. Für mich ist Alles steht Kopf 2 ein gelungenes Sequel zu einem der besten Animationsfilme der Geschichte – auch wenn es dieses Jahr noch einen Animationsfilm gab, den ich ein stückweit besser fand. Finanziell hat der Film sich bereits die #1 des Jahres mit 1,7 Milliarden an den Kinokassen gesichert.

#9 Civil War

Alex Garlands Civil War ist ein düsteres, intensives Werk, das die Abgründe eines zukünftigen Bürgerkriegs in den USA auslotet. Inspiriert unter anderem von realen Ereignissen wie der Kapitol-Erstürmung 2021, kombiniert der Film hyperrealistische Darstellungen von Gewalt mit satirischen und genretypischen Elementen. Ich fand es gelungen, dass die Handlung einer Gruppe Journalisten folgt, die zwar als Chronisten des Konflikts agieren, aber sowohl mal als Verteidiger der Demokratie und mal als sensationshungrige Adrenalinjunkies dabei auftreten.

Gerade die Verbindung von Kirsten Dunst und Cailee Spaenys (gleich mit 2 Filmen in meiner Top15) Figuren, bilden hier das Rückgrat der Geschichte. Als Glücksgriff sollte sich auch die Verpflichtung von Kirsten Dunsts Ehemann Jesse Plemons herausstellen, der kurzfristig für einen anderen Schauspieler einsprang, der kurz vor den Dreharbeiten absagte und hier direkt mal für die intensivste Szene des Films sorgte.

Garland verzichtet über weite Strecken auf filmische Distanz und zeigt drastische Bilder wie Massenmorde, Folter und Selbstmordanschläge. Er zeigt wie Bilder Emotionen und Machtverhältnisse beeinflussen können.

Die dystopische Welt von Civil War wirkt beklemmend authentisch, was durch reale Dokumentaraufnahmen und glaubwürdige Inszenierungen verstärkt wird.

Civil War ist ein verstörender Film, der zugleich als politische Warnung über die Rolle von Medien und Gewalt dient. Für mich hätte er zwar noch ein wenig mehr wehtun können und gerne hätte ich noch mehr über die Fraktionen und neuen Machtverhältnisse erfahren, aber das wäre wohl schlicht nicht in der Kürze der Zeit möglich gewesen.

#8 Furiosa: A Mad Max Saga

Furiosa: A Mad Max Sagas größtes Problem ist, dass man ihn automatisch mit dem genialen, genrerevolutionierenden Mad Max: Fury Road vergleicht auch wenn das nicht immer ganz fair scheint. Im direkten Vergleich kann das Prequel zum 2015er Welthit nur verlieren, denn irgendwie kennt man natürlich den Bombast und hat sich auch an die Qualität gewöhnt so fies es auch klingen mag. Doch wenn man sich davon mal kurz löst, merkt man schnell, dass Furiosa: A Mad Max Saga immer noch mit 90% der anderen Action-Blockbuster den Boden aufwischt.

Die größte Kritik vieler an Fury Road war noch, dass der Film vergleichsweise wenig Geschichte hatte und als „größter U-Turn der Filmgeschichte“ beschrieben wurde. In Furiosa hat man jetzt genau das bekommen. Mehr Fleisch aufs Gerippe und weniger Action, was ab und zu bei der Lauflänge von 2,5h ein bisschen zäh wirken kann. Ich für meinen Teil war zwar insgesamt auch weniger geflasht als von einem Fury Road, aber nichtsdestotrotz hat Furiosa sehr viel Qualität zu bieten, egal ob im Worldbuilding, der Story, dem tollen Cast um Anya Taylor-Joy, Tom Burke und Chris Hemsworth oder auch den Action-Szenen. Ich habe den Film seit Veröffentlichung nun bereits mehrfach gesehen und für mich wurde er von Mal zu Mal besser. Er schafft es zwar nicht auf meine #1 des Jahres wie es Mad Max: Fury Road noch gelang im Jahr 2015, aber aus meiner Top15 lassen kann ich ihn auch nicht.

#7 Longlegs

Longlegs hatte vermutlich die beste Marketingkampagne des Jahres. Bewusst haben die Beteiligten die Spannung geschürt indem Sie den größten Namen des Films, Nicolas Cage, während der Werbekampagne nie gezeigt haben. Berichte wurden laut, wie gruselig und furchtbar Cages Transformation zum namensgebenden Longlegs wohl sei, aber es waren lange keine Bilder zu finden.

Auch Hauptdarstellerin Maika Monroe, berichtete, dass man Sie beim Filmdreh am Set bewusst von Cage fernhielt und Sie erst in der Szene zusammentreffen ließ, wie es auch im Film der Fall ist. Dabei hätte Monroes Herz wohl so laut gepocht, dass der Tonmann es hören konnte und man die Aufnahmen für das Marketing nutzte. Auch ihre erste Reaktion auf Cages Figur sei so wohl im fertigen Film gelandet. All das hat bei mir schon einen Hype ausgelöst, dass ich es kaum erwarten konnte Longlegs zu sehen. Regisseur Osgood Perkins erzeugt mit gezielter Bildsprache und minimalistischem Sounddesign ständige Bedrohlichkeit, selbst in scheinbar harmlosen Szenen. Maika Monroe brilliert als Agentin Lee Harker. Nicolas Cage liefert als Serienkiller eine unvergessliche Performance.

Longlegs überzeugt weniger durch klassische Horror-Elemente als durch die Symbiose aus Bild, Ton und Schauspiel. Die beklemmende Atmosphäre und die emotionale Intensität machen den Film so sehenswert. Im Endeffekt kam Longlegs für mich jetzt nicht an Klassiker wie Sieben oder Das Schweigen der Lämmer ran, aber spannend und weird war er dennoch zu hohem Maße.

#6 Die Unschuld

Als sich Saoris zehnjähriger Sohn Minato aus einem fahrenden Auto stürzt, wirft sein Verhalten eine Menge Fragen auf. Regisseur Hirokazu Koreeda beleuchtet im Film die Folgen und Gründe aus drei Blickwinkeln – der Mutter, des Lehrers und des Sohnes. Diese episodenhafte Erzählweise zeigt eindrücklich, wie voreilige Urteile unter Druck fatale Konsequenzen haben können.

Im letzten Drittel wechselt die Perspektive zu den Kindern, wodurch viele der vorherigen Ereignisse in neuem Licht erscheinen. Koreeda gelingt es hier die Geschichten auf Augenhöhe der Kinder zu erzählen. Die Darstellung der zarten Freundschaft zwischen zwei Kindern im Finale ist berührend, was vor allem auf das Schauspiel der herausragenden Kinderdarsteller Soya Kurokawa und Hinata Hiiragi zurückzuführen ist.

Themen wie gesellschaftliche Zwänge und die Vernachlässigung der Kinderperspektive werden intensiv beleuchtet. Der Film entfaltet eine Mischung aus emotionalem Drama und gesellschaftlichem Kommentar.

Erzählerisch fand ich diesen kleinen Film beeindruckend und durch die verschiedenen Sichtweisen spannend auch wenn man jetzt keinen Jahrhundertthriller oder ähnliches mit unfassbarem Twist erwarten sollte.

#5 Anora

Sean Baker, der sich in den letzten Jahren unter Cineasten mit seinen Filmen The Florida Project, Tangerine L.A. oder Red Rocket einen guten Ruf als Geheimtipp erarbeitet hat und bekannt dafür ist möglichst nah an seinen Milieustudien und Figuren dran zu sein und mitunter auf professionelle Schauspieler zu verzichten, ist auch dieses Jahr mit Anora wieder eine Mischung aus Drama, Satire und Sozialstudie gelungen, die mit Energie, Humor und einem Hauch Melancholie begeistert.

Auch in Anora geht es unter anderem wieder um das Leben eines Sexworkers mitsamt der positiven aber auch negativen Seiten. Während wir in der ersten Hälfte noch eine Art Cinderella-Story begleiten, können wir in der zweiten Hälfte mit ansehen, was passiert, wenn man bei Pretty Woman den Hollywood-Kitsch rausgelassen hätte. Trotz der überspitzten Dramaturgie der Handlung, gefiel mir vor allem der dreckige Realismus des Films und natürlich die mitreißende Performance von Hauptdarstellerin Mikey Madison (Scream V), die sich mit ihrer facettenreichen Darstellung der titelgebenden Anora nicht nur Chancen in der Award-Saison machen darf, sondern sich sicherlich auch für die nächsten Jahre die Projekte aussuchen kann.

#4 The Substance

Body-Horror, Drama, Satire, Gesellschaftskritik – das alles ist The Substance, einer der Geheimtipps dieses Jahr. Auch wenn der Schönheitswahn Hollywoods keine neue Erkenntnis ist, hat mir die Kritik daran – so wie man sie hier inszeniert hat – sehr gefallen.

Demi Moore zeigt hier nochmal, dass sie es doch noch draufhat und Margaret Qualley zementiert den Eindruck, dass man sie auch in den folgenden Jahren auf dem Schirm haben muss. Sehr gut haben mir auch die praktischen Effekte gefallen, die alles nahbarer und weniger künstlich gemacht haben.

Mehr will ich zum Film eigentlich nicht sagen, um nicht zu viel vorwegzunehmen. Einfach anschauen und Spaß haben.

#3 Konklave

Nach Edward Bergers oscarprämierten Oscarerfolg Im Westen nichts Neues, nimmt sich der deutsche Regisseur erneut einen Roman als Vorlage. Auch wenn Berger dieses Mal dem Ersten Weltkrieg den Rücken kehrt, ist sein Film nicht weniger spannend inszeniert.

Den Prozess einer Papstwahl im Vatikan hinter verschlossenen Türen hat viel vom Ränkespielchen eines Game of Thrones oder Die zwölf Geschworenen und gleichzeitig der Melodramatik einer Soap. Konklave spielt geschickt mit den Grenzen von Thriller, Politdrama und Satire. Es feiert das Überhöhte und das Pathos. Die Inszenierung betont den Konflikt zwischen Tradition und Moderne und überrascht immer wieder durch humorvolle und unkonventionelle Momente.

Immer wieder bricht Berger die vermutlich eingestaubten Vorstellungen einer solchen Konklave auf, wenn er zeigt, dass auch die konservativen Kardinäle beispielsweise Smartphones nutzen und Vapen. Die moderne Außenwelt hat auch in den abgeschotteten Vatikan Einzug gehalten. Zusammengehalten wird das spannende Drama von tollen darstellerischen Leistungen von unter anderem Ralph Fiennes oder Stanley Tucci.

Auch das durchaus kontroverse Ende hat mir gefallen und zum Nachdenken angeregt. Berger hat es wieder geschafft und wird vermutlich auch dieses Mal ein Wörtchen bei den Oscars mitsprechen.

#2 Der wilde Roboter

Chris Sanders’ Animationsfilm Der wilde Roboter, basierend auf Peter Browns Roman, kombiniert Ökologie, Humor und emotionale Tiefe zu einem charmanten Familienabenteuer. Vor allem die erste halbe Stunde des Films begeistert mit seinen rasanten Szenen und vor allem visuellem Humor.

Auch wenn der restliche Film nicht immer an die brillante Eröffnung herankommt, beleuchtet Der wilde Roboter auf emotionale, warmherzige und witzige Art und Weise unter anderem den Kreislauf der Natur. Für mich ist Der Wilde Roboter der beste Animationsfilm des Jahres auch wenn er natürlich nicht mit den Einspielergebnissen der großen Konkurrenz mithalten kann.

#1 Dune: Part Two

Denis Villeneuve hatte mit „Dune“ bereits bewiesen, dass der als „unverfilmbare Stoff“ als den man Frank Herberts Sci-Fi-Roman „Der Wüstenplanet“ jahrzehntelang betitelte, mit dem nötigen Kleingeld und einer klaren Vision umsetzbar ist. Seine Entscheidung den Roman in zwei Teilen zu adaptieren, um die umfangreiche Geschichte angemessen zu erzählen, ist insgesamt gesehen die richtige Entscheidung gewesen – auch wenn das natürlich bedeutete, dass der erste Film sich manchmal wie ein sehr hochwertiger Teaser anfühlte und den Zuschauer am Ende mit einem Cliffhanger und dem Wunsch nach der Fortsetzung dürstend zurückließ. Der zweite Teil endet zwar ebenfalls auf einem Cliffhanger, der Wunsch von Villeneuve einen dritten Film zu drehen ist allseits bekannt, jedoch ist die Geschichte nach diesen zwei Teilen soweit abgeschlossen, dass man deutlich zufriedener den Kinosaal verlässt und zur Not – falls niemals der dritte Film Dune: Messiah produziert werden sollte – eine weitestgehend runde, fertige Geschichte und zwei Filme hat.

Dune: Part Two taucht nun deutlich tiefer in die komplexe Handlung ein und übertrifft den Auftaktfilm in jeder Hinsicht. Storytechnisch geht es nahtlos weiter, wo der erste Teil aufhörte und wir begleiten Paul und seine Mutter Jessica, wie sie sich, jeder auf seine Art, den Gepflogenheiten der Fremen annehmen und in ihren Rängen aufsteigen. Diesem Teil der Geschichte wird die meiste Zeit eingeräumt und dabei auf so eine interessante Weise erzählt. Zugegeben: einen Messias- und Auserwählter-rettet-alle-Trope ist bei weitem nichts neues, aber so facettenreich und interessant habe ich ihn selten erlebt. Die Entwicklung die Timothee Chalamets, Rebecca Fergusons und Zendayas Charaktere durchmachen war fantastisch.

Dabei gelingt es Regisseur Villeneuve, Kameramann Greig Fraser und Komponist Hans Zimmer ein audiovisuelles Erlebnis zu schaffen, das mit beeindruckenden Bildern und eindringlichen Klängen immersiv ist und überwältigt. Die Szene als es darum geht einen Sandwurm zu bändigen ist aufregend und imposant inszeniert, hier merkt man, dass es alleine drei Monate Arbeit für diesen Moment benötigte. Für mich ist es aber vor allem das letzte Drittel des Films, das so viele epische Momente und Bilder erzeugte, so dass ich kaum noch aus dem Staunen kam. Hier entschied sich Villeneuve klar dafür auch mal Fünf gerade sein zu lassen und die Kraft der Bilder über eine 100%ige kohärente Logik zu stellen, aber im Gegensatz zu vielen mittelmäßigen Actionfilmen, kann man es hier akzeptieren, weil der Pay-Off, das was man dafür im Gegenzug bekommt, zum Besten gehört, was man bislang gesehen hat.

Dune: Part Two taucht auch tiefer in Themen wie Umwelt, Kolonialismus und Religion ein und führt auch eine Handvoll neuer Figuren ein, wie Christopher Walkens Imperator , Florence Pughs Prinzessin Irulan, Lea Seydoux‘ Lady Margot Fenring, Anya Taylor-Joys Alia oder Austin Butlers soziopathischen Mörder Feyd-Rautha, der zwar ein faszinierendes Charisma besitzt, aber wie alle neuen Figuren unterentwickelt bleibt und nur wenig Screentime bekommt. Viele Hintergrundinformationen zur Motivation der Charaktere gibt es also nicht – was ich mir zwar anders wünschen würde, aber noch so akzeptieren kann. Zumal das soweit ich gehört habe in den Büchern auch nicht immer besser gelöst sein soll.

Dafür bekommen wir ein genaues Bild der Fremen gezeichnet, die unabhängigen Krieger sind aufgeteilt in einen weitestgehend pragmatischen Stamm im Norden und einen eher fundamentalistischen Stamm im Süden, der nur zu gerne an die prophetische Geschichte eines rettenden Messias glauben möchte, der sie ins Paradies führt. Den ganzen Zwiespalt über Glaube und Pragmatismus sowie der Hoffnung aber auch Angst vor einem Messias lernt der Zuschauer vor allem durch Zendayas Chani kennen, die für mich das eindrücklichste Zitat des Films liefert.

Want to control people? Tell them a Messiah will come and they’ll wait.

– Chani (Zendaya) in Dune: Part Two

Während sie im ersten Film noch völlig nebensächlich war, wird sie im Verlauf des zweiten Films mit zunehmender Spielzeit immer mehr die Linse durch die wir Zuschauer das Geschehen wahrnehmen. Ihre zarte Liebesgeschichte mit Paul wird zurückhaltend, aber gefühlvoll erzählt, während beide mit Zweifeln, Ängsten und der Last auf ihren Schultern kämpfen. Herausragend verkörpert von Chalamet und Zendaya, die mit dieser Geschichte der zentrale Ankerpunkt des Films sind und ihn mühelos tragen.

Da ich euch nur Appetit auf den Film und ihn euch nicht in Gänze vorkauen möchte, belasse ich es hierbei und werde nicht weiter in Spoiler abdriften.

Dune: Part Two endet zwar mit einem Cliffhanger, der die Erwartungen an einen dritten Teil, „Dune Messiah“, steigert, doch rundet die Geschichte nach zwei Filmen weitestgehend ab. Villeneuve gelingt eine herausragende Fortführung des ersten Teils, die Science-Fiction-Kino auf höchstem Niveau bietet und mit phänomenalen Bildern, Soundtrack und Cast alles bietet, was das Filmherz begehrt.

Meine Flop 15 aus dem Jahr 2024

#15 Vaiana 2

Ursprünglich war mal angedacht, dass eine Fortsetzung zu Moana als Serie für Disney+ erscheint, doch – das muss man bei 833 Millionen $ weltweiten Einnahmen neidlos anerkennen – entschied man sich dann doch nochmal um zu einem weiteren Kinofilm. Moana 2 / Vaiana 2 ist also der vierterfolgreichste Film des Jahres an den Kinokassen, doch inhaltlich hat mich die Fortsetzung völlig kalt gelassen.

Erstens fühlt es sich wie ein Aufguss des ersten Teils an, zweitens sind die Songs schlechter und drittens kocht der Film auf emotionaler Sparflamme. Technisch kann man denke ich nichts bemängeln und Vaiana 2 sieht optisch wieder hervorragend aus und man bekommt die gewohnte Qualität vorgesetzt. Die Musik jedoch bleibt wenig im Gedächtnis wie auch die neuen Team-Ergänzungen, die zwar allesamt durchaus Potential haben, aber in diesem Film noch völlig unterentwickelt bleiben und maximal als Slapstickeinlage taugten.

Auch Vaiana 2 deutet wieder auf einen größeren Antagonisten hin, den wir hier aber noch kaum zu sehen bekommen und in dem wohl unausweichlichen dritten Teil genauer beleuchten werden. Moana 2 mag einer der finanziell erfolgreichsten Animationsfilme des Jahres sein, aber definitiv nicht mein liebster. Ich bin gespannt was die Liveaction-Adaption taugen wird.

#14 Gladiator 2

Gladiator 2 ist jetzt kein furchtbarer Film, aber irgendwie einfach sehr enttäuschend. Man hat eigentlich die gesamte Laufzeit das Gefühl, man würde ein Remake des Originals sehen, nur dass einem die blassen Charaktere egal bleiben, da sie nie wirklich eine Entwicklung erfahren. Der Cast ist krass, aber irgendwie verschenkt. Die Effekte, vor allem was die CGI-Tiere im Kolosseum angeht, sind so mies für dieses Budget und bei Denzel Washington hat man irgendwie auch das Gefühl er würde eigentlich in einem anderen Film spielen als alle anderen Darsteller – was ihm sogar merkwürdiger weise im Award-Rennen hilft.

#13 Mufasa: The Lion King

Wie sollte es auch anders sein, aber die Weihnachtsfeiertage werden von Disneyfilmen dominiert. Neben Moana bekam auch das Der König der Löwen Live-Action Remake eine Fortsetzung spendiert. Beziehungsweise handelt es sich eher um ein Prequel. Wir bekommen nun also erklärt wie Mufasa einst den Thron bestieg. Regie führte diesmal Barry Jenkins (Moonlight). Mufasa: The Lion King kann wie erwartet nicht mit der Originalvorlage mithalten, obwohl permanent das Gefühl aufkommt, bereits Vertrautes zu sehen. Die einzelnen Stationen unseres jungen Mufasas wirken schon sehr ähnlich zu denen seines Sohnes in Der König der Löwen. Die neuen Songs, dieses Mal geschrieben von Lin-Manuel Miranda (Vaiana, Hamilton) kommen nicht annähernd an die Klasse der altbekannten Songs heran.

Mufasa tappt leider auch in die typische Prequel-Falle uns Antworten zu geben auf Fragen, die niemand stellte. Wie kommt Rafiki an seinen Stab? Wie kommt Scar zu seinem Namen? Warum ist Scar eigentlich so ein Miesepeter im Klassiker von 1994? Letzteres kommt dann auch so sprunghaft und unglaubwürdig, so dass man es auch gleich hätte sein lassen können. Auf Krampf werden dann auch noch Timon und Pumba in die Story gequetscht, um es irgendwie zu rechtfertigen sie als Merchandiseartikel auch dieses Jahr wieder anzubieten. Alles in allem ist Mufasa ein okayes Prequel, das niemand gebraucht hat und ich frage mich, was wir stattdessen von Barry Jenkins hätten kriegen können

#12 Argylle

Matthew Vaughns neuster Film Argylle kommt für mich längst nicht an seine früheren Werke wie Kingsman 1 & 2, Kick-Ass oder First Class ran. Man merkt zwar, dass hier alles wieder darauf ausgelegt wird, eventuell ein Franchise zu gründen, aber hoffen wir es mal nicht. Man hat hier wieder so viel Geld für diesen Spionagefilm verbrannt, der weitestgehend seinen namenhaften Cast verschwendet und den Zuschauer mit Comedy-Einlagen drangsaliert, die selten ins Schwarze treffen. Ein, zwei kreative Actionszenen wie wir es von Vaughn gewohnt sind, findet man auch hier, aber das reicht meiner Meinung nach nicht aus um sich die restlichen 130 Minuten auch noch zu geben.

#11 Kraven: The Hunter

Was passiert, wenn nur Corporate Guys in Anzügen über die Ausrichtung eines Filmstudios entscheiden, sieht man dieses Jahr besonders schön an Sony. Denn bei Sony dachte man sich, wenn wir schon die Rechte an unserer wertvollsten Marke Spider-Man dauerhaft an Disney ausleihen und ihn quasi in unseren Filmen nicht verwenden dürfen, dann versuchen wir dennoch in dessen Fahrwasser ein ganzes Cinematic-Universe aufzuziehen, das sich um Gegenspieler aus den Spider-Man Comics handelt – ohne dass sie jemals auf diesen treffen werden. Und damit könnte man im Zweifel ja noch leben, wenn die Filme für sich was draufhätten.

Von den drei diesjährigen Beiträgen war Kraven: The Hunter noch der erträglichste. Durch das R-Rating bekommt man 1-2 gute Actionmomente und an Hauptdarsteller Aaron Taylor-Johnson liegt der Flop auch nicht unbedingt. Viel mehr sind es die teils billigen Effekte (Rhino – really?), die offensichtlich nachsynchronisierten Dialoge, was glaube so ein Fetisch bei Sony ist, ein wirres Drehbuch und die Feigheit Kraven nicht zu einem Bösewicht zu machen. Stattdessen ist man die gesamte Laufzeit auf seiner Seite, er tötet nur Gangster, er rettet sogar Tiere und Umwelt und man kann gar nicht auf den Gedanken kommen, dass er einem Spider-Man das Leben zur Hölle machen soll. Welche Zielgruppe will man damit abholen?

#10 Venom 3: The Last Dance

Es ist mir bis heute ein Rätsel wieso die Venom Filme alle so finanziell erfolgreich waren. Abgesehen von Tom Hardys inneren Kampf mit Venom, gab es für mich nicht viel was sich lohnt. Die eigentlich nötige r-rated Action und Härte hat man weichgespült, die Story war eher generisch und die Antagonisten langweilig.

Die typische Sony Planlosigkeit wird bereits direkt zu Beginn von The Last Dance deutlich, wenn der Film, die am Ende des zweiten Teils aufgemachte Multiverse-Thematik, einfach direkt wieder rückgängig macht. Ups, just kidding. Genauso furchtbar finde ich es, wenn immer ein großer Bösewicht angeteast wird, der dann im gesamten Film aber nur 30 Sekunden Screentime bekommt. Hier und da bekommt der Film am Ende seinen emotionalen Abschluss, aber alles in allem ist Venom 3: The Last Dance ziemlich belanglos und forgettable. Man wird nur schwer das Gefühl los, dass hier mehr drin gewesen wäre.

#9 All my friends are dead

Eine Gruppe von Freunden macht sich auf zu einem Music-Festival als sie notgedrungen in einem Airbnb notstranden müssen und sie dort nach und nach dem Todsünden-Killer in die Fänge geraten. Da der Film von Regisseur Marcus Dunstan ist, der auch die ersten beiden Collector-Filme gedreht hat, die ich recht spaßig und unterhaltsam fand, sowie uns hier ein klassischer Teenie-Slasher erwartet, war ich zumindest leicht interessiert – auch wenn es sich hier um eine B-Movie-Produktion handelt. Was ich letztlich bekam war jedoch ein sehr uninspirierter Film, der es ernsthaft schafft nicht eine sympathische Figur zu haben. Jeder Charakter ist einfach zu jedem Zeitpunkt nur maximal dumm und nervig. Und klar: sicherlich braucht es bei einem Teenie-Slasher auch solche Figuren, um gegebenenfalls mal ein „Fuck yeah!“ rauszulassen, wenn der Mörder ein weiteres Opfer abmurkst, aber genauso braucht ein guter Slasher auch Figuren mit denen man irgendwo mit fiebert, sich mit ihnen identifiziert und hofft, dass sie in typischer Scream-Queen-Manier am Ende dem tödlichen Schicksal entrinnen. Doch absolute Fehlanzeige.

Enttäuschender Weise kommen hier nun auch noch lieblose und unkreative Kills dazu, die dem Film auch hier keinen Mehrwert bringen. Wenn ich an Collector 2 denke, wo eine riesige Stachelwalze von der Decke eines Clubs hängend hunderte Clubgänger platt gemacht hat, ist man hier weit entfernt von denkwürdig. Natürlich gibt es zum Ende hin noch die typischen 0815-Twists, die man bereits meilenweit gegen den Wind gerochen hat und einen möglichen Teaser für einen Nachfolger – dessen Prämisse jedoch wieder ganz witzig sein könnte.

#8 Megalopolis

Francis Ford Coppola, der uns unter anderem mit Pate 1 + 2 sowie Apocalypse Now absolute Klassiker geschenkt hat, die für ewig in den Bestenlisten sämtlicher Cineasten auftauchen werden, kann nun nach 40 Jahren sein absolutes Herzensprojekt umsetzen. Für sein ambitioniertes Science-Fiction-Epos Megalopolis hat er sein eigenes Geld vorstrecken müssen, gar vom anteilhaften Verkauf seines Weingutes ist die Rede, um überhaupt den Film drehen zu können, der am Ende über 120 Millionen verschlungen hat.

Raus kam ein Film wie ein Unfall. Ist es ein weiteres Meisterwerk, das man vielleicht erst in 10 Jahren zu schätzen weiß? Ist es zu ambitioniert? Ist es nur das schwachsinnige Hirngespinst einer einstigen Regielegende, die sich nicht von seiner eigenen Idee trennen konnte? Ist es einfach nur prätentiöser Mist? Klar sagen kann man es nicht und vermutlich ist es ein Mix aus allem. Die Besetzung ist klasse und gerade eine Aubrey Plaza wusste herauszustechen, aber ob die Darsteller zu irgendeiner Zeit während des Drehs wussten, was genau sie da eigentlich gerade machen und drehen, halte ich fast für eine Gerücht.

Dieser CGI-Brei, diese Dialoge…die gesamte Geschichte lassen nur eine Frage zu: waruuuuum? Da sind teilweise so absurde Szenen dabei wie das Ableben einer bestimmten Figur, die so out of place wirkte, dass man davon ausgehen muss, dass niemand Coppola mal ein echtes Feedback zum Drehbuch gegeben hat. Alles in Allem ist Megalopolis peinlich und eine absolute Schmach für jemanden wie Coppola. Dass der Film natürlich ein gigantischer Millionenflop ist, der weit über 100 Millionen verbrannt hat, kommt nicht überraschend. Übrigens erinnert der Fall auch an Kevin Costners 3 teiliges Western-Epos Horizon, dass er als jahrzehntelang gehegtes Wunschprojekt dieses Jahr mit seinem eigenen Geld produziert hat und gnadenlos unterging an den Kinokassen mit Teil 1. Horizon war definitiv besser als Megalopolis, aber Flops sind sie gleichermaßen.

#7 The Crow

Das The Crow Original mit Brandon Lee, der damals tragischerweise am Set verstarb, ist für viele ein Kultklassiker. Ich persönlich habe keine so enge persönliche Verbindung zu diesem Film wie andere. Nichtsdestotrotz bin auch ich von diesem Remake, das so lange in der Entwicklungshölle schmorrte und durch etliche Versionen von Drehbüchern und Besetzungen ging, enttäuscht.

Für mich hatte The Crow einige Probleme im Pacing und verbringt viel Zeit damit uns eine völlig unglaubwürdige Beziehung zu zeigen von zwei Personen, denen wir ohne Grund abnehmen sollen, dass sie nach 5 Minuten und einem halben Dutzend kitschigen Kalendersprüchen unendlich verliebt in einander sind. Wenn man dann diesen Teil der Geschichte durchgestanden hat und sich auf die R-rated Action freut, dann wird man leider auch hier eher enttäuscht. Hier war mehr drin.

#6 Red One

Leider regt es mich nur noch auf was The Rock in den letzten Jahren abliefert in Hollywood. Es wird von Film zu Film schlechter, aber gleichzeitig macht er mit einer Arroganz und Selbstgefälligkeit weiter und sieht die Probleme nie bei sich oder seinen Filmen. Red One ist angelegt als gigantisches Weihnachtsfranchise, doch schon der erste Teil ist geplagt von Problemen.

Bei einem Budget von mehr als 250 Millionen $, sollen wohl allein ein Fünftel davon an The Rock gegangen sein. 50 Millionen Gehalt für einen 0815 Film? Ist das nötig? Und auch das restliche Geld sieht man Red One zu keiner Sekunde an. Die Qualität des CGI ist mitunter so kacke, dass man die Vermutung anstellen muss, ob die ganze Produktion kein Scam zur Geldwäsche war. Das ist natürlich wenig vorteilhaft, wenn 99% des Films aus dem PC kommen.

Die Geschichte ist auch minderwertig, was zunächst für einen Weihnachts-Family-Film nicht gleich das Todesurteil sein muss, jedoch gelingt es dem Drehbuch zu keiner Zeit auch nur ein Hauch von Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen. Da versprüht selbst der barfüßige John McClane im Nakatomi Plaza bei Stirb Langsam mehr Christmasspirit. Konflikte wie die zwischen Chris Evans Figur und seinem Sohn werden so faul eingeführt und aufgelöst, dass es mir als Zuschauer nicht egaler sein konnte. Insgesamt einfach ein sehr schwacher Film, der hoffentlich keine weitere Fortsetzung erhält.

#5 & #4 Netflix-Trash à la Atlas / The Union / Lift / Rebel Moon Part 2 / Damsel / Der Schacht 2

Da ich mich nicht entscheiden konnte welche Netflix-Gurke ich hier stellvertretend für all die miesen Netflix-Produktionen dieses Jahr in die Liste packen soll, nutze ich diesen Platzhalter einfach gleich für alle. Natürlich gibt es jedes Jahr auch ein paar gelungene Eigenproduktionen, so kann ich euch Rebel Ridge oder auch Carry-On aus 2024 empfehlen, die ohne aufgeblasenes Budget aber dafür mit solidem Script überzeugen konnten.

Doch primär soll es hier um die Flops des Jahres gehen und Netflix hat mit Jennifer Lopez Atlas, Kevin Harts Lift, Mark Wahlbergs The Union, Millie Bobby Browns Damsel und natürlich Zack Snyders Rebel Moon Part 2 gleich fünf so miese Streifen produziert, die alle gewisse Ähnlichkeiten aufweisen: Große Namen, furchtbare Drehbücher und 0815 Schauspiel. Einer liebloser als der andere. Der Schacht 2 fällt aus dieser Liste raus, weil er nicht aus denselben Gründen kacke ist wie die anderen Filme, aber zumindest war nach dem guten ersten Teil ein mieser Nachfolger.

Da Netflix die Filme eh in euren Algorithmus boosted und ihr sie vielleicht schon gesehen habt, kommt der Appell vermutlich zu spät. Falls nicht: Don’t Watch!

#3 Borderlands

Nachdem wir in den letzten Jahren mit bspw. dem Super Mario Film, der es 2023 noch in meine Top-Liste schaffte, den Serien zu Fallout, The Last of Us, Castlevania oder Arcane/League of Legends, echt verwöhnt wurden mit guten Adaptionen von Games, dachte man in der Gaming-Community, dass die Studios es endlich raushätten wie man Spiele für die große Leinwand umsetzt. Doch dann kam Borderlands.

Der Film ist in allen Belangen ein Mysterium für mich. Ein Budget von mehr als 120 Millionen $, die Entscheidung Eli Roth als Regisseur zu nehmen und wie zum Teufel man diesen Cast, vor allem Oscar-Gewinnerin Cate Blanchett, verpflichten konnte, bleibt absolut crazy. Das kann nur mit Erpressung funktioniert haben. Diese Aspekte gepaart mit etlichen Verzögerungen (2 Jahre!), miesem Drehbuch, Nachdrehs und billigen Effekten ergeben insgesamt einen furchtbaren Actionfilm, den in diese Qualität wirklich niemand mehr braucht in 2024

#2 Madame Web

Tja, das macht dann 3 von 3. Der Sony CEO äußerte sich vor wenigen Tagen sehr überrascht über die vernichtenden Kritiken und Einspielergebnisse von Kraven und Madame Web, schließlich handelt es sich doch um gute Filme, die auch auf Netflix erfolgreich waren. Meine Stirn tut vor lauter Facepalm immer noch weh. Dieses völlig planlose Cinematic Universe zu verteidigen, ist schon hart, aber nicht zu verstehen, dass a.) Netflix neue Releases pusht und viele Leute einfach alles schauen, was neu erscheint, b.) viele Leute nach einem solchen Flop und Verriss einen Film wie Madame Web hatewatchen, um zu checken, ob es sich wirklich um so einen Unfall handelt.

Madame Web ist auf so vielen Ebenen schlecht. Erstmal ist das Ding eine Mogelpackung par excellence. Wir bekommen im Trailer Teaser gezeigt, wie die Darsteller in ihren Superheldenanzügen aussehen und man geht davon aus, dass man das im Film bekommt und dann handelt es sich um einen Traumsequenz Cop-Out, quasi einen Teaser was irgendwann mal sein könnte und das find ich schon frech. Genauso frech wie das penetranteste Productplacement des Jahres von Pepsi. Nicht nur wird permanent Pepsi getrunken und in die Kamera gehalten, es findet der Antagonist auch sein jähes Ende durch ein gigantisches Pepsi Werbeschild. Yikes.

Hinzu kommt noch ein absolut hanebüchenes Drehbuch und eine gelangweilte Dakota Johnson, die sich selbst spielt und bereits vor Veröffentlichung über den Film herzog. Auch der krampfhafte Versuch Spider-Man Lore einzubauen, aber ohne dabei Peter Parker oder Spider-Man zu erwähnen, ist wohlwollend ausgedrückt witzig. Wenn man nun noch dazu erwähnt, dass der Bösewicht des Films, Tahar Rahim, anscheinend einen so starken Akzent und undeutliche Art und Weise des Schauspiels hatte, das man nahezu alle Szenen von ihm neu synchronisieren musste im Original und Texte aus dem Off einsprechen musste. Madame Web ist eine shitshow sondergleichen und definitiv einer der schlechtesten Filme des Jahres 2024.

#1 Joker 2: Folie à Deux

Den Fall „Joker 2: Folie à Deux“ wird man noch auf Jahre an Filmschulen studieren habe ich das Gefühl. Während der erste Teil über eine Milliarde an den Kinokassen einspielte bei einem Budget von nur 55 Millionen, von Kritikern und Zuschauern weitestgehend geliebt wurde und Joaquin Phoenix einen Oscar einbrachte, ist der zweite Teil ein absolutes Desaster. Das Budget ist aus mir unerklärlichen Gründen plötzlich bei 200-300 Millionen Dollar – Geld was der Film nicht mal eingespielt hat.

Zudem ist der Film von allen Seiten völlig verrissen worden. Bei Rotten Tomatoes beispielsweise steht der Score bei Kritiker bei knapp 31% und bei den Zuschauern bei 32%, was ein absoluter Reinfall ist. Doch woran liegt das genau? Die Produktionsgeschichte ist schon ein wenig verrückt, weil eigentlich sowohl Regisseur Todd Phillips sowie auch Hauptdarsteller Phoenix keine Fortsetzung drehen wollten. Doch nach dem unfassbaren Erfolg, muss das Studio alles in die Waagschale geworfen haben, um doch noch einen zweiten Teil zu bekommen.

Ich nehme an es war eine absolute Carte Blanche für Phillips. Budget egal, Story egal – Hauptsache er und Phoenix sind wieder dabei. Und so stimmten alle Beteiligten doch zu, aber Infos zum Film wurden immer verrückter. Gerüchte darüber, dass es sich um ein Musical handeln würde, wurden später bestätigt usw. Und ja, es handelt sich hierbei auch um eine Art Musical. Das find ich persönlich noch nicht so furchtbar, weil man es storytechnisch für den Charakter erklären könnte. Doch leider gab es trotz der talentierten Lady Gaga keine originären Songs, sondern es handelte sich um ein Jukebox-Musicals, also wurden einfach bekannte Songs irgendwie in die Geschichte eingeflochten.

Doch nicht einmal hatte ich das Gefühl es würde dem Film etwas bringen, sie waren eigentlich nur störend und wirkten repetitiv. Wo bei gefühlten 3 Sets 200 Millionen Dollar hingeflossen sein sollen ist mir auch ein Rätsel. Trotz einer Laufzeit von mehr als 2h, hat die Geschichte so wenig zu bieten und irgendwie fragte ich mich einfach nur, wozu wir diesen Film nun brauchten.

Gerade wenn man das Ende betrachtet, kommt es einem einfach so vor als ob Todd Phillips hier auf einer perfiden Metaebene hin, bewusst alle Hoffnungen und Vorstellungen der größten Fans des ersten Teils an eine Fortsetzung mit Füßen treten und Ihnen, sowie dem Filmstudio den Mittelfinger zeigen wollte. Natürlich wäre ein solcher Prank viel zu aufwendig – aber so ganz kann man sich diesen Film sonst nicht erklären. Man hat es auch einfach geschafft dem ersten Teil nachträglich zu schaden. Den Darstellern sowie der Inszenierung würde ich die geringsten Vorwürfe machen, am Ende war es einfach eine kreative (Fehl)entscheidung und somit ein schwaches Drehbuch. Ich bin gespannt was man über den Film und die Behind-the-Scenes in 5 Jahren sagen wird.

Dune: Part Two | Kritik / Review

Storyanriss:

Am Ende des ersten Teils ist der Planet Arrakis Schauplatz eines brutalen Anschlags – die Folge einer Intrige zwischen dem Imperator des Universums Shaddam IV (Christopher Walken) und dem Volk der Harkonnen. Der Angriff richtete sich spezifisch gegen das Haus Atreides, das nach Arrakis gekommen war, um das dort in der Luft liegende Spice zu ernten und darüber hinaus friedlich zu herrschen. Bei der gewalttätigen Auseinandersetzung starb das Familienoberhaupt (Oscar Isaac), sein Sohn Paul Atreides (Timothée Chalamet) und seine Mutter Jessica (Rebecca Ferguson) konnten fliehen und fanden Unterschlupf bei den Fremen, den Einheimischen von Arrakis. Während sich Paul in ihre Kultur eingliedern und das Überleben in der Wüste lernen will, halten die Fremen ihn für den prophezeiten Lisan al Gaib, einen Messias, der die Fremen ins Paradies führen soll. Nur die junge Kriegerin Chani (Zendaya) zweifelt an dem antiken Glauben und sieht in Paul einen aufrichtigen Verbündeten, in den sie sich schon bald verliebt. Das Spice verstärkt Pauls seherische Fähigkeiten jedoch immer mehr und in seinen Visionen zeichnet sich ein bevorstehender Krieg mit den Harkonnen und dem Imperator ab. An Paul und den Fremen hängt das Schicksal des Universums.

Fazit:

Denis Villeneuve hatte mit „Dune“ bereits bewiesen, dass der als „unverfilmbare Stoff“ als den man Frank Herberts Sci-Fi-Roman „Der Wüstenplanet“ jahrzehntelang betitelte, mit dem nötigen Kleingeld und einer klaren Vision umsetzbar ist. Seine Entscheidung den Roman in zwei Teilen zu adaptieren, um die umfangreiche Geschichte angemessen zu erzählen, ist insgesamt gesehen die richtige Entscheidung gewesen – auch wenn das natürlich bedeutete, dass der erste Film sich manchmal wie ein sehr hochwertiger Teaser anfühlte und den Zuschauer am Ende mit einem Cliffhanger und dem Wunsch nach der Fortsetzung dürstend zurückließ. Der zweite Teil endet zwar ebenfalls auf einem Cliffhanger, der Wunsch von Villeneuve einen dritten Film zu drehen ist allseits bekannt, jedoch ist die Geschichte nach diesen zwei Teilen soweit abgeschlossen, dass man deutlich zufriedener den Kinosaal verlässt und zur Not – falls niemals der dritte Film Dune: Messiah produziert werden sollte – eine weitestgehend runde, fertige Geschichte und zwei Filme hat.

Dune: Part Two taucht nun deutlich tiefer in die komplexe Handlung ein und übertrifft den Auftaktfilm in jeder Hinsicht. Storytechnisch geht es nahtlos weiter, wo der erste Teil aufhörte und wir begleiten Paul und seine Mutter Jessica, wie sie sich, jeder auf seine Art, den Gepflogenheiten der Fremen annehmen und in ihren Rängen aufsteigen. Diesem Teil der Geschichte wird die meiste Zeit eingeräumt und dabei auf so eine interessante Weise erzählt. Zugegeben: einen Messias- und Auserwählter-rettet-alle-Trope ist bei weitem nichts neues, aber so facettenreich und interessant habe ich ihn selten erlebt. Die Entwicklung die Timothee Chalamets, Rebecca Fergusons und Zendayas Charaktere durchmachen war fantastisch.

Dabei gelingt es Regisseur Villeneuve, Kameramann Greig Fraser und Komponist Hans Zimmer ein audiovisuelles Erlebnis zu schaffen, das mit beeindruckenden Bildern und eindringlichen Klängen immersiv ist und überwältigt. Die Szene als es darum geht einen Sandwurm zu bändigen ist aufregend und imposant inszeniert, hier merkt man, dass es alleine drei Monate Arbeit für diesen Moment benötigte. Für mich ist es aber vor allem das letzte Drittel des Films, das so viele epische Momente und Bilder erzeugte, so dass ich kaum noch aus dem Staunen kam. Hier entschied sich Villeneuve klar dafür auch mal Fünf gerade sein zu lassen und die Kraft der Bilder über eine 100%ige kohärente Logik zu stellen, aber im Gegensatz zu vielen mittelmäßigen Actionfilmen, kann man es hier akzeptieren, weil der Pay-Off, das was man dafür im Gegenzug bekommt, zum Besten gehört, was man bislang gesehen hat.

Dune: Part Two taucht auch tiefer in Themen wie Umwelt, Kolonialismus und Religion ein und führt auch eine Handvoll neuer Figuren ein, wie Christopher Walkens Imperator , Florence Pughs Prinzessin Irulan, Lea Seydoux‘ Lady Margot Fenring, Anya Taylor-Joys Alia oder Austin Butlers soziopathischen Mörder Feyd-Rautha, der zwar ein faszinierendes Charisma besitzt, aber wie alle neuen Figuren unterentwickelt bleibt und nur wenig Screentime bekommt. Viele Hintergrundinformationen zur Motivation der Charaktere gibt es also nicht – was ich mir zwar anders wünschen würde, aber noch so akzeptieren kann. Zumal das soweit ich gehört habe in den Büchern auch nicht immer besser gelöst sein soll.

Dafür bekommen wir ein genaues Bild der Fremen gezeichnet, die unabhängigen Krieger sind aufgeteilt in einen weitestgehend pragmatischen Stamm im Norden und einen eher fundamentalistischen Stamm im Süden, der nur zu gerne an die prophetische Geschichte eines rettenden Messias glauben möchte, der sie ins Paradies führt. Den ganzen Zwiespalt über Glaube und Pragmatismus sowie der Hoffnung aber auch Angst vor einem Messias lernt der Zuschauer vor allem durch Zendayas Chani kennen, die für mich das eindrücklichste Zitat des Films liefert.

Want to control people? Tell them a Messiah will come and they’ll wait.

– Chani (Zendaya) in Dune: Part Two

Während sie im ersten Film noch völlig nebensächlich war, wird sie im Verlauf des zweiten Films mit zunehmender Spielzeit immer mehr die Linse durch die wir Zuschauer das Geschehen wahrnehmen. Ihre zarte Liebesgeschichte mit Paul wird zurückhaltend, aber gefühlvoll erzählt, während beide mit Zweifeln, Ängsten und der Last auf ihren Schultern kämpfen. Herausragend verkörpert von Chalamet und Zendaya, die mit dieser Geschichte der zentrale Ankerpunkt des Films sind und ihn mühelos tragen.

Da ich euch nur Appetit auf den Film und ihn euch nicht in Gänze vorkauen möchte, belasse ich es hierbei und werde nicht weiter in Spoiler abdriften.

Dune: Part Two endet zwar mit einem Cliffhanger, der die Erwartungen an einen dritten Teil, „Dune Messiah“, steigert, doch rundet die Geschichte nach zwei Filmen weitestgehend ab. Villeneuve gelingt eine herausragende Fortführung des ersten Teils, die Science-Fiction-Kino auf höchstem Niveau bietet und mit phänomenalen Bildern, Soundtrack und Cast alles bietet, was das Filmherz begehrt.

And the Oscar 2024 goes to..

Es ist endlich wieder soweit: in wenigen Stunden werden die Oscars in Los Angeles verliehen. Es ist mittlerweile die 96. Verleihung des prestigeträchtigsten Filmpreises der Welt, den Academy Awards. Mein Event-Highlight des Jahres.

Oscars 2023 – was ist passiert

Im Vergleich zum Oscar-Slap 2022, waren die Verleihung im letzten Jahr weniger skandalös aber dennoch sehr geil. Das lag vor allem daran, dass unfassbar viele tolle Geschichten erzählt wurden, so als ob es ein Drehbuch gab. Nicht nur räumte mit „Everything, Everywhere All At Once“ ein Film ab, der so fern von jeglichem, altbekannten Oscar-Regeln war, es gab auch zeitgleich viele Comebacks.

Ke Huy Quan, den wir als Kinderschauspieler in „Die Goonies“ oder Indiana Jones 2 kennenlernten und der wie viele Schauspieler aufgrund des Fehlens weiterer großer Rollen das Schauspiel schon aufgab, kam zurück nach Hollywood und gewann „Bester Nebendarsteller“. Noch berührender war Brendan Fraser, der für Jahre auf der vermeintlichen Black List Hollywoods landete, weil einflussreiche Produzenten, die er der sexuellen Belästigung beschuldigte, ihm seine Karriere zerstörten. Auch er kam zurück mit The Whale, wo man gefühlt in jeder Sekunde diesen Schmerz spüren konnte.

Und zu guter Letzt war da noch Michelle Yeoh, die als erste asiatische Schauspielerin den Preis als „Beste Hauptdarstellerin“ entgegennahm und Geschichte schrieb. Es waren einfach die most wholesome Oscars.

Was darf man von den 96. Academy Awards erwarten?

Zurückkommen wird Late-Night-Host Jimmy Kimmel, der nun zum zweiten Mal in Folge und zum vierten Mal insgesamt durch den Abend führen wird. Es wird daher vermutlich weniger politisch werden und mehr Fokus auf der Filmbranche liegen.

Die Frauen schreiben weiterhin Geschichte. Greta Gerwig schafft es als erste Regisseurin mit ihren ersten drei Solofilmen jeweils für „Bester Film“ nominiert zu sein. Lily Gladstone ist die erste native american Schauspielerin, die als „Beste Hauptdarstellerin“ nominiert wurde und mit Greta Gerwig, Celine Song und Justine Triet schaffen es erstmals drei Frauen gleichzeitig einen Film in der Kategorie „Bester Film“ zu haben.

Fans dürfen sich außerdem auf den Auftritt von Billie Eilish freuen, die ihren nominierten Song „What was i made for?“ von Barbie performen wird. Auch Ryan Gosling wird mit „I’m just Ken“ aus Barbie für reichlich Spektakel sorgen.

Snubs & Surprises

Biggest Snubs:
Bester Hauptdarsteller: Leonardo DiCaprio für Killers of the Flower Moon & Dominic Sessa für The Holdovers
Beste Hauptdarstellerin: Margot Robbie für Barbie & Greta Lee für Past Lives
Bester Nebendarsteller: Charles Melton für May December
Beste Regie: Greta Gerwig für Barbie, Celine Song für Past Lives
Bester Song: Dua Lipa mit „Dance the Night“ für Barbie, Jack Black mit „Peaches“ für Super Mario Bros Movie
Filme: Spider-Man: Across the Spider-Verse und Der Super Mario Bros. Film wurden teils nahezu komplett ignoriert. Während Spider-Man durchaus hätte bei Bester Film landen können, wäre für Mario immerhin eine Bester Song Nominierung oder Bester animierter Film drin gewesen

Biggest Surprises:
Godzilla stampft ins Oscar-Rennen: Toho, die Urväter der Riesenechse schaffen es überraschend mit ihrem lowbudget „Godzilla Minus One“ nicht nur Kritiker und Fans glücklich zu machen, sondern auch die Academy, die sie mit einer Nominierung für die „Besten visuellen Effekte“ belohnt.
Eine deutsche Schauspielerin als Beste Schauspielerin nominiert: Sandra Hüller hatte ein phänomenales Jahr und belohnt ihre tolle Arbeit mit einer Oscar-Nominierung. Das gelang einer Deutschen das letzte Mal 1938.
Das Lehrerzimmer für „Besten internationalen Film“ nominiert: Den Sieg wie letztes Jahr „Im Westen nichts Neues“ wird „Das Lehrerzimmer“ nicht holen, aber am Ende mit diesem Geheimtipp (siehe meine Top15 2023) nominiert zu sein, hätte kaum einer gerechnet und das ist doch trotzdem ein Gewinn.

Beste Nebendarstellerin / Actress in a Supporting Role

Emily Blunt (Oppenheimer) | Danielle Brooks (The Color Purple) | America Ferrera (Barbie) | Jodie Foster (Nyad) | Da’Vine Joy Randolph (The Holdovers)

Wahrscheinlich: Da’Vine Joy Randolph / America Ferrera Wunsch: Da’Vine Joy Randolph / Emily Blunt
Da’Vine Joy Randolph ist hier seit längerem die Favoritin in dieser Kategorie und das auch völlig zu recht. Wenn hier jemand die Überraschung schafft, dann doch bitte eher Emily Blunt für Oppenheimer und nicht America Ferrera für Barbie.

Bester Nebendarsteller / Actor in a Supporting Role

Sterling K. Brown (American Fiction) | Robert De Niro (Killers of the Flower Moon) | Ryan Gosling (Barbie) | Robert Downey Jr. (Oppenheimer) | Mark Ruffalo (Poor Things)

Wahrscheinlich: Robert Downey Jr. / Wunsch: Mark Ruffalo
Robert Downey Jr. gilt als sicherer Wahl auf diesen Oscar. Völlig in Ordnung wenn er die Auszeichnung am Ende wie erwartet mitnimmt und dann auch seinen Kritikern mal wieder beweist, dass er nicht nur den lustigen Playboy spielen kann, sondern auch ernsthaftere Rollen. Lustiger Weise würde ich es auch einem Mark Ruffalo gönnen, dem genau das umgekehrte Kunststück gelingt, eine so super witzige und armselige Figur zu verkörpern, die weit von seinen sonst eher dramatischen Rollen abweicht und eine weitere Facette seines Schauspielkönnens zeigt.

Beste Hauptdarstellerin / Actress in a Leading Role

Annette Bening (Nyad) | Lily Gladstone (Killers of the Flower Moon) | Sandra Hüller (Anatomie eines Falls) | Carey Mulligan (Maestro) | Emma Stone (Poor Things)

Wahrscheinlich: Lily Gladstone / Emma Stone Wunsch: Emma Stone / Sandra Hüller
Lily Gladstone war hier seit Wochen und Monaten die Frontrunnerin und hat gute Chancen als erste indigene Schauspielerin diese Kategorie zu gewinnen. Wenn ihr einer den Preis streitig machen kann, dann wird es wohl Emma Stone sein, die nach La La Land ihren zweiten Oscar abräumen könnte. Als weltgrößter „Emma Stone“-Fan, kann ich nicht ganz aus meiner Haut und wünsche ihr den Goldjungen. Auch eine Sandra Hüller muss sich nicht verstecken und ist glaube ich nicht so chancenlos auf die Überraschung des Jahres, wie man vielleicht denkt.

Bester Hauptdarsteller / Actor in a Leading Role

Bradley Cooper (Maestro) | Colman Domingo (Rustin) | Jeffrey Wright (American Fiction) | Paul Giamatti (The Holdovers) | Cillian Murphy (Oppenheimer)

Wahrscheinlich: Cillian Murphy / Paul Giamatti / Wunsch: Cillian Murphy / Paul Giamatti
Seine erste Hauptrolle in einem Christopher Nolan Film, wird Cillian Murphy vermutlich mit dem Oscar versüßen. Er ist seit Monaten der Frontrunner für den Besten Hauptdarsteller. Einzig Paul Giamatti kann ernsthaft noch das Duell mit Murphy eingehen und ein wenig auf den Upset schielen. Als langjähriger Fan beider Darsteller gönne ich es ihnen beiden.

Bester Film / Best Picture

American Fiction | Anatomie eines Falls | Barbie | The Holdovers | Killers of the Flower Moon | Maestro | Oppenheimer | Past Lives | Poor Things | The Zone of Interest

Wahrscheinlich: Oppenheimer / Poor Things

Wunsch: Poor Things / Anatomie eines Falls
Oppenheimer. Es sollte Oppenheimer werden. Christopher Nolans Film über den Vater der Atombombe dominierte die Award-Saison mit mehr als 300 Siegen und ist bei 13 Nominierungen der haushohe Favorit. Der Film schaffte es in meiner Top 15 des Jahres 2023 auf Platz 4 und auch hier ist es nicht mein liebster Kandidat. Poor Things, Anatomie eines Falls sowie The Zone of Interest haben mich ebenso begeistert, sogar ein bisschen mehr.

Bonus-Kategorien

Beste Regie / Directing

Wahrscheinlich: Christopher Nolan (Oppenheimer) Wunsch: Yorgos Lanthimos (Poor Things)
Christopher Nolans Filmographie würde ich als anspruchsvolles Mainstreamkino beschreiben, das sowohl Kritiker als auch Millionen Fans begeistert. Ein Oscar ist überfällig und verdient. Am Sonntag wird es vermutlich soweit sein. Neben ihm würde ich es auch Yorgos Lanthimos für Poor Things wünschen.

Bestes Originaldrehbuch / Original Screenplay

Wahrscheinlich: The Holdovers / Wunsch: Anatomie eines Falls
Viele Preise wird dieses tolle Drama leider nicht erhalten, aber mit einem Sieg für das „Beste adaptierte Drehbuch“ könnte Anatomie eines Falls sich zumindest in einer Kategorie belohnen und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Bestes adaptiertes Drehbuch / Adapted Screenplay

Wahrscheinlich: American Fiction

Wunsch: The Zone of Interest
American Fiction gilt als deutlicher Frontrunnter für diese Auszeichnung, ich würde mich jedoch für The Zone of Interest freuen, da das Drehbuch mit vielen Einfällen diese Geschichte auf außergewöhnliche Art und Weise erzählt.

Zusammenfassung aller Kategorien

Wunsch:

Da’Vine Joy Randolph (Nebendarstellerin)

Mark Ruffalo (Nebendarsteller)

Emma Stone (Hauptdarstellerin)

Cillian Murphy (Hauptdarsteller)

Poor Things (Bester Film)

Yorgos Lanthimos (Beste Regie)

The Zone of Interest (adapt. Drehbuch)

Anatomie eines Falls (Orig.drehbuch)

Wahrscheinlich:

Da’Vine Joy Randolph (Nebendarstellerin)

Robert Downey Jr. (Nebendarsteller)

Lily Gladstone (Hauptdarstellerin)

Cillian Murphy (Hauptdarsteller)

Oppenheimer (Bester Film)

Christopher Nolan (Beste Regie)

American Fiction (adapt. Drehbuch)

The Holdovers (Orig.Drehbuch)

Maestro | Kritik / Review (Oscars 2024)

Storyanriss:

Der 28-jährige Jungkomponist Leonard Bernstein (Bradley Cooper) lernt Felicia Montealegre (Carey Mulligan) auf einer Party kennen. Die grazile und interessante Frau verzaubert fortan sein Leben. Monat für Monat wächst die Zuneigung zueinander, doch eigentlich trägt Bernstein ein tiefes Geheimnis mit sich herum. Erst nachdem beide geheiratet haben, kommt Felicia dahinter, dass ihr Ehemann homosexuell ist und diese Sehnsüchte heimlich auslebt. Um ihren Mann, der inzwischen als einer der größten Komponisten und Dirigenten aller Zeiten gilt, aber auch die drei Kinder nicht zu belasten, behält sie das Geheimnis für sich. Die einsamen Nächte und die Vertiefung ihres Mannes in die Musik verlangt ihr jedoch alles ab. Ihre Beziehung, in der bald schon beide außerehelichen Affären haben, wird dadurch immer wieder auf die Probe gestellt, bis Felicia, aber auch Leonard nach und nach daran zugrunde gehen.

Fazit:

Maestro ist ein langersehntes Biopic über den legendären Dirigenten Leonard Bernstein, der unter anderem für das Musical West Side Story verantwortlich ist. Kein Wunder also, dass ursprünglich Steven Spielberg das Projekt leiten wollte, wo er doch gerade erst das Remake des Musicals inszenierte. Nachdem Spielberg Bradley Coopers Regiedebüt „A Star Is Born“ gesehen hatte und beeindruckt war, überließ er die Regie Cooper selbst. Der Netflix-Film konzentriert sich auf die verschiedenen Stationen in Bernsteins Leben, wobei seine Frau Felicia als eigentliche Attraktion herausragt, vor allem durch die starke Leistung von Carey Mulligan.

Die Inszenierung des Films ist gewohnt kompetent und beeindruckt zuweilen mit visuellen und auditiven Effekten, die die verschiedenen Epochen im Leben des Paares gut einfangen. Trotzdem leidet der Film unter einigen Längen, vor allem im Mittelteil, die fast allein durch Mulligans herausragende Leistung ausgeglichen werden und den Film am Leben erhalten. Inhaltlich fokussierte sich Maestro meiner Meinung nach zu wenig auf Bernsteins Werk und Schaffen und viel zu viel auf seine homosexuellen Neigungen und Affären. Ich hätte gerne mehr über seine Kunst erfahren. Insgesamt ist Maestro zwar ein solides Biopic mit einer herausragenden Performance von Mulligan, aber alles in allem recht enttäuschend. Kein Film unter den Nominierten der Kategorie „Bester Film“ hat mich so kalt gelassen, obwohl ich mich echt drauf freute. Ein Tár, der durchaus die ein oder andere Parallele aufweist, war letztes Jahr besser.

Für die Oscars Sonntagnacht sehe ich trotz 7 Nominierung, unter anderem in den wichtigsten Kategorien des Abends, kaum ernsthafte Chancen. Der Film hat eigentlich 0 Buzz als dass er auf den letzten Metern für einen Überraschungssieg sorgen könnte. Bestes Make-Up und beste Frisuren könnte noch am ehesten gewonnen werden.

Barbie | Kritik / Review (Oscars 2024)

Storyanriss:

In Barbieland ist alles an seinem Platz. Die Frisur sitzt, die Kleidung und jedes Accessoire passen zueinander. Es ist eine perfekte Welt, zumindest äußerlich. Wer hier leben will, muss sich nämlich ausnahmslos an die aufgestellten Normen halten. So auch die stereotypische Barbie (Margot Robbie), eine der einflussreichsten Barbies im Land, die vom platinblonden Schönling Ken (Ryan Gosling) angehimmelt wird. Doch irgendetwas stimmt in letzter Zeit nicht, denn Barbie beschleichen immer wieder Gedanken an den Tod. Ein absolutes No-Go im Barbieland, wo jeder Tag doch einfach nur perfekt sein sollte. Ihre einzige Hoffnung ist der Aufbruch in die reale Welt, wo Barbie und Ken kaum angekommen, feststellen müssen, dass dort andere Regeln als im Barbieland gelten.

Fazit:

Barbie – nicht nur Greta Gerwigs erfolgreichster Film, es war der erfolgreichste Film 2023 und hat zusammen mit Oppenheimer das Phänomen des Jahres „Barbenheimer“ geschaffen, das für viel Buzz in den Sozialen Netzwerken sorgte und letztlich dem Kino sehr gut tat. Beide Filme waren finanziell nicht nur sehr erfolgreich, sondern haben das Publikum auch jeder auf seine Weise inhaltlich berührt. Für mich persönlich ist Barbie ein schwieriger Fall, denn ich liebe zwar das Talent, das da vor und hinter der Kamera steht. Gosling und Robbie sind perfekt gewählt für ihre Rollen, das Autoren/Regisseur-Pärchen Greta Gerwig und Noah Baumbach sind top Schreiber und Regisseure. Auch die vielen gebauten Sets und die Ausstattung sind ein Pluspunkt. Doch letztendlich hat mich Barbie kalt gelassen.

Hier und da ein paar Lacher und die ein oder andere smarte, kreative Idee sind gut, aber am Ende fühlt sich dennoch alles zu flach an. Die feministische Botschaft wird völlig on the nose, bevormundend und wenig filigran mit dem Vorschlaghammer eingebläut, so dass auch der letzte Hinterwälder-Redneck in der hintersten Reihe es rafft. America Ferreras Monolog – für den Sie nun auch für den Oscar nominiert wurde – ist da echt die Spitze der nicht vorhandenen Subtilität. Und vor allem wirkt Barbie trotz einiger kleiner Seitenhiebe wie ein Werbevideo und Image-Washing für Mattel, die doch gerade erst jahrzehntelang Geld mit Barbie verdient haben, die nicht gerade das gesundeste Frauenbild propagierte. Mittlerweile wird natürlich auch deutlich mehr die Vielfalt und die „Frauen-können-auch-Astronautin-oder-Präsidentin-sein-statt-nur-Blondchen“-Attitüde gelebt und natürlich entwickeln sich auch Firmen weiter, aber ein fader Beigeschmack bleibt da für mich trotzdem.

Letztlich kann man Barbie mal für eine kurzweilige Berieselung gutheißen, um Themen wie Feminismus, Selbstwahrnehmung, Akzeptanz und die Rolle der Frau in der Gesellschaft zu behandeln, greife ich dann doch auf andere Filme zurück. Vielleicht ja den unausweichlichen zweiten Teil.

Zu einer Barbie passt sicherlich auch der Goldjunge Oscar. Acht Möglichkeiten bieten sich dem Team rund um Greta Gerwig und Margo Robbie – auch wenn beide selbst nicht für Beste Regie oder Beste Hauptdarstellerin nominiert wurden. Definitiv gewinnen wird man den Besten Song, wo sich gleich zwei Barbie-Songs um die Krone streiten – auch wenn es vermutlich Billie Eilish und ihr Bruder sein werden, die die Trophäe letztlich mitnehmen. Bei den Crafting-Kategorien sehe ich Poor Things vorne und Ryan Gosling mag zwar noch am ehesten die Chance auf einen Upset gegen Robert Downey Jr. haben, aber darauf wetten würde ich nicht.

The Zone of Interest | Kritik / Review (Oscars 2024)

Storyanriss:

Hedwig Höß (Sandra Hüller) heißt ihre Mutter willkommen. Es ist deren erster Besuch in der stuckverzierten Villa, in der Hedwig zusammen mit ihren Kindern und ihrem Mann Rudolf (Christian Friedel) lebt. Die Sonne scheint, der Garten ist gepflegt, die Blumen blühen, der Hund lässt sich von seiner Nase durch das Grün treiben, Gemüse und Kräuter gedeihen, die Sonnenblumen stehen übermannshoch, die Kinder planschen im Wasser. Die Familie Höß scheint in einer Bilderbuchidylle zu leben. Nur abseits der Grundstücksmauern wird klar, dass hier – am Rande des Vernichtungslagers Auschwitz – die Hölle auf Erden ist.

Fazit:

Die Geschichte wird aus der Perspektive der Täter erzählt, wobei die Alltagsroutine der Familie mit den Schrecken des Holocausts kontrastiert wird. Jonathan Glazer verwendet experimentelle Elemente und fokussiert sich auf die Banalität des Bösen, während der Zuschauer gezwungen wird, zwischen dem Alltäglichen und dem Grauen zu jonglieren. Der Film provoziert und hinterfragt die Fähigkeit des Publikums, die Schrecken zu verdrängen, und präsentiert eine eindringliche Darstellung der historischen Ereignisse.

Die scheinbar alltäglichen Gespräche und Aktivitäten der Familie werden mit verstörenden Elementen des Holocaust begleitet. So freut sich Hedwig, dass man sie die „Königin von Ausschwitz“ nennt, während man subtil im Hintergrund die Züge mit „Nachschub“ für das KZ hören kann. Genauso beiläufig fragen sich Hedwig und ihre Mutter, ob nicht vielleicht auch die alte Bekannte, für die man früher noch gearbeitet hat, nicht eventuell jetzt auf der anderen Seite der Mauer stünde, bis man sich wieder im nächsten Augenblick Hedwigs Aufstieg in der Gesellschaft und ihrem Blumenbeet widmet.

Glazer zeigt den Schrecken des KZs durch subtile Klänge und visuelle Hinweise, während die Familie versucht, ein normales Leben zu führen. Durch diese Darstellung der „Banalität des Bösen“ provoziert Glazer das Publikum, sich mit dem omnipräsenten Schrecken auseinanderzusetzen. Da ist dann halt mal für den Kommandanten des Konzentrationslagers Rudolf Höß die wichtigste Frage des Tages wie man die Büsche im Camp pflegen muss, damit sie „allen“ Freude bringen. Brutal ist auch wie er am Telefon seiner Frau gesteht, dass er die Nazi-Feierlichkeiten und die Party gar nicht um sich herum genießen konnte, weil er so eingenommen war von der Frage wie man die neue Welle an ungarischen Juden überhaupt am effektivsten umbringt oder welchen Ofen man für das Krematorium benötigt.

The Zone Of Interest“ ist ein intensiver und schockierender Film, der die Grausamkeit des Holocaust auf eindringliche Weise zeigt ohne wirklich viel zu zeigen. Darüber hinaus stellt er vielleicht den interessantesten Tipp des Abends dar, denn er ist zwar „nur“ für 5 Oscars nominiert, aber könnte am Ende – wenn die Sterne richtig stehen – für Überraschungen sorgen.

Preise in der Kategorie „Bester Ton“ und vor allem „Bester internationaler Film“ gelten als fast sicher. Gerade der Sieg in der letzteren Kategorie wird aber auch häufig als „Trostpreis“ für das internationale Kino gesehen, damit dann in der wichtigsten Kategorie „Bester Film“ doch ein Hollywood-Film siegen kann. Und auch wenn Oppenheimer vermutlich seiner Favoritenrolle gerecht werden wird, sollte man die Augen offen halten für einen Upset.

American Fiction | Kritik / Review (Oscars 2024)

Storyanriss:

Monk (Jeffrey Wright) ist ein frustrierter Schriftsteller, der es satt hat, dass sich das Establishment von Schwarzer Unterhaltung auf müde und beleidigende Klischees stützt. Um seinen Standpunkt zu beweisen, schreibt Monk unter einem Pseudonym ein ausgefallenes Schwarzes Buch, ein Buch, das ihn ins Herz der Heuchelei und des Wahnsinns treibt, den er angeblich verachtet.

Fazit:

American Fiction ist ein intelligenter, vielschichtiger Film, der subtil die Themen Schwarzer Kunst und kultureller Vorurteile behandelt. Er erzählt die Geschichte eines frustrierten Schwarzen Autors, dessen anspruchsvolle Werke wenig Beachtung finden, während die Konkurrenz mit so stereotypischen Ghettoklischees Megaerfolge feiert, weil gerade die Weiße Bevölkerung vor allem diese Werke pusht, um das eigene Gewissen zu beruhigen und zu demonstrieren wie divers man doch ist. Der Film ist eine interessante Satire, die sich mutig gesellschaftlichen Themen stellt. American Fiction ist authentisch und bietet ein breites Spektrum an Witz und Niveau, ohne in Kitsch oder Pathos zu verfallen.

Das Ende hat mir persönlich nicht ganz so zugesagt und auch emotional hat mich der Film zu keinem Zeitpunkt so richtig abgeholt, doch alleine für die starken Darsteller wie Jeffrey Wright und Sterling K. Brown und den ein oder anderen grandiosen Moment, lohnt sich Cord Jeffersons Film. Eben jene Situationen, ich sage nur „Diskussion um den Buchtitel“ oder „Jury-Abstimmung“ sind so absurd komisch aber auch schmerzhaft, wenn man als Gesellschaft den Spiegel vorgehalten bekommt, dass sie mir eine Weile im Gedächtnis bleiben werden.

Im Oscar-Rennen rechne ich American Fiction maximal Chancen für die Kategorie „Bestes adaptiertes Drehbuch“ aus.

Poor Things | Kritik / Review (Oscars 2024)

Storyanriss:

Eine junge Frau namens Bella Baxter (Emma Stone) wird von dem unkonventionellen Wissenschaftler Dr. Godwin Baxter (Willem Dafoe) zurück ins Leben gebracht. Unter Führung des brillanten Wissenschaftlers begibt sich Bella auf eine Reise zu sich selbst, immer auf der Suche nach der Lebenserfahrung, die ihr bisher fehlt. Sie trifft dabei unter anderem auf Duncan Wedderburn (Mark Ruffalo), einen Anwalt, der ihr die Welt jenseits der Wissenschaft zeigt und mit ihr ein wildes Abenteuer über mehrere Kontinente hinweg erlebt. Bella entdeckt Stück für Stück ihre Leidenschaft für soziale Gerechtigkeit und Befreiung und kann sich so auch ihrer eigenen Zwänge entledigen, Vorurteile hinter sich lassen und sich immer und immer mehr ausleben.

Fazit:

Poor Things ist Yórgos Lánthimos‚ aufwendigste Produktion bisher, eine feministische Abwandlung von Frankensteins Braut. Der Film spielt in einer märchenhaften Steampunk-Welt und kombiniert trockenen Humor mit skurrilen Einfällen. Die teils pompösen Sets und Ausstattung sind klasse. Trotz des ernsten Themas ist der Film voller Sex und Nacktheit, was durch Bellas kindliche Art eine ironische Note erhält. Poor Things ist eine kunstvolle und intellektuelle Komödie, die die männlichen Figuren mit feministischer Botschaft fast schon lächerlich macht, während Emma Stones Performance besonders hervorsticht. Ihre Darstellung der neugierigen Bella, die mit einem kindlichen Gehirn im erwachsenen Körper die Welt mit naiver Offenheit erkundet, ist Weltklasse. Aber auch ein Mark Ruffalo ist mit dieser eher für ihn ungewöhnlichen Rolle phänomenal.

Poor Things ist mein persönliches Highlight unter den Nominierten, aber bleibt aufgrund seiner Laufzeit von fast 2,5h und seiner Inszenierung hauptsächlich ein Tipp für Cineasten. Poor Things kämpft in gleich 11 Kategorien um den Oscar dieses Jahr. Emma Stone als „Beste Hauptdarstellerin„, sowie in den Kategorien „Bestes Szenenbild„, „Bestes Kostümdesign“ sowie „Bestes Make-up und beste Frisuren“ kann man sich gute Chancen ausrechnen. Mit ein wenig Glück könnte auch noch hier und da ein Upset gegen den Favoriten Oppenheimer möglich sein.

Killers of the Flower Moon | Kritik / Review (Oscars 2024)

Storyanriss:

Die USA in den 1920er Jahren: Auf dem Gebiet der Osage Nation im Bundesstaat Oklahoma wurde jede Menge Öl gefunden, weswegen die dort lebenden indigenen Völker Nordamerikas zu großem Reichtum gelangt sind. Doch auch die Weißen Siedler haben es auf das schwarze Gold abgesehen, allen voran der einflussreiche Rancher William Hale (Robert De Niro) und dessen Neffe Ernest Burkhart (Leonardo DiCaprio), der mit der Osage Mollie (Lily Gladstone) verheiratet ist. Unter den Angehörigen des Osage-Stammes kommt es plötzlich zu immer mehr Todesfällen, die irgendwie im Zusammenhang mit den begehrten Ölbohrrechten zu stehen scheinen. Dies löst eine groß angelegte Untersuchung einer völlig neuen Polizeieinheit – dem FBI – aus. Tom White (Jesse Plemons), ehemaliger Texas Ranger und Gesetzeshüter alter Schule, leitet die Ermittlungen für die neue Bundesbehörde und stößt dabei in ein Wespennest aus Korruption und Mord.

Fazit:

Martin Scorsese stieß nach seinem Hit The Wolf of Wall Street mit Silence auf ein finanzielles Hindernis, was Fragen nach der Tragfähigkeit seines Kinos aufwarf. Streaming-Dienste wie Netflix und nun Apple TV+ ermöglichen ihm jedoch weiterhin ambitionierte Projekte wie Killers of the Flower Moon. Der Film basiert auf einem True-Crime-Bestseller über die Osage-Morde der 1920er Jahre. Ursprünglich für eine andere Rolle vorgesehen, übernahm DiCaprio schließlich die Hauptrolle, was auf eine Änderung der ursprünglichen Handlungsstruktur hindeutet. Statt die Geschichte als Whodunnit zu erzählen und den Cops zu folgen, erzählt Scorsese die Geschichte aus der Perspektive der Täter und taucht mit akribischer Ausstattung in die neureiche Welt der Osage ein und zeigt die Grausamkeit der weißen Landräuber, die mit Fehlen jeglichen Unrechtsbewusstseins schwerste Verbrechen begingen.

Killers of the Flower Moon ist definitiv nicht so leicht zugänglich und unterhaltsam wie ein The Wolf of Wall Street, die Laufzeit von 3,5h gar übertrieben. Logisch, dass das viele Leute abschreckt. Wie der Film 200 Millionen $ verschlungen hat, ist mir auch ein komplettes Rätsel – selbst eine Legende wie Scorsese könnte sich langsam mal wieder ein wenig bremsen. Dieses düstere Kapitel der amerikanischen Geschichte hätte sicherlich auch noch einen größeren Fokus auf die Perspektive der Osage legen können, ist aber trotz all der Kritik sehenswert, wenn auch für mich es nicht an Scorseses beste Werke rankommt. Dass ein Ensemble mit De Niro, DiCaprio und Plemons schauspielerisch auf Top-Niveau performen würde, kommt nicht überraschend – Breakthrough ist jedoch Lily Gladstone, die sich große Hoffnungen auf einen Oscar als „Beste Hauptdarstellerin“ machen darf. Darüber hinaus könnte Scorsese eventuell eine Überraschung schaffen im Rennen um die „Beste Regie„, ansonsten rechne ich dem Film nur wenig Chancen dieses Jahr aus.