Die talentierte, aber ausgebeutete Anwältin Rita (Zoe Saldana) arbeitet für eine Kanzlei, die Kriminelle schützt, statt für Gerechtigkeit zu sorgen. Zu ihren Mandanten gehören Mörder, Drogendealer und Kartellbosse. Eines Tages erhält sie ein verlockendes Angebot: Sie soll dem berüchtigten Kartellchef Juan „Little Hands“ Del Monte, genannt Manitas (Karla Sofía Gascón), helfen, sich aus der Unterwelt zurückzuziehen. Doch hinter Manitas’ Plan steckt mehr – er will endlich als die Frau leben, die er immer war: Emilia Pérez.
Fazit:
Emilia Pérez ist ein ungewöhnlicher Film, der verschiedene Genres miteinander verknüpft: Gangsterdrama, Musical und mexikanische Telenovela. Selten hat ein Oscarfilm so stark polarisiert wie Emilia Pérez. Zunächst schien es gut für das Musical-Drama zu laufen und der Buzz war sehr positiv und Award-Chancen waren enorm, doch mit der Zeit wurde der Film in den letzten Monaten immer mehr verrissen, da ein Skandal den nächsten suchte.
Zu den größten Kritikpunkten gehört, dass ein französischer Regisseur ohne Spanischkenntnisse und tiefergehendes Wissen über Mexiko, diesen Film vollständig in Frankreich statt in Mexiko dreht und zusätzlich ein so klischeebehaftetes Bild Mexikos zeichnet, dass den Mexikanern missfiel. Wenn dann auch noch keiner deiner 3 Hauptdarsteller aus Mexiko stammt und mit deutlichen Akzenten negativ auffallen, ist das Kind schon fast in den Brunnen gefallen. Szenen von Selena Gomez wurden zum Meme, weil sie mit der Rolle und dem benötigten Spanisch an ihre Grenzen kam.
Auch wenn sich Gomez bereits entschuldigte und auch der französische Regisseur Audiard und Casting-Direktorin Carla Hool erklärten, ernsthaft versucht zu haben Mexikaner zu casten, strafte die Community den Film ab. Ebenso wie übrigens die Trans-Community, die die Darstellung der Transfrau als rückständig und unterkomplex kritisierten. Dass eine Geschlechtsumwandlung als simpler Ausweg zur Flucht vor der Justiz gezeigt wird, wird den Figuren nicht ganz gerecht und wirkt sehr oberflächlich.
All diese Kritikpunkte kamen noch bevor man online die alten Tweets der Hauptdarstellerin Karla Sofía Gascón ausgrub, in denen deutlich wurde, welche teils rassistischen Ansichten Sie bspw. bezüglich Georg Floyd teilt und welche Shit-Takes sie zu Muslimen oder anderen sensiblen Thematiken hat.
Doch was taugt der Film abseits dieser Skandale? Für mich trägt Zoe Saldana klar diesen Film und mir war nach maximal 20 Minuten klar, dass sie zurecht aktuell sämtliche Preise gewinnt und auch den Oscar gewinnen sollte. Sie ist auch die einzige, die diese merkwürdigen Musical-Elemente noch mit ihrem Schauspiel und durchaus vorhandenen Gesangstalent rettet. Generell sind diese Musical-Einlagen aber eher schlecht. Durch das fehlende Talent des restlichen Casts, bestehen die meisten Songs eigentlich nur aus stumpfen Sprechgesängen, die die Genrebezeichnung Musical nicht mehr verdient haben. Die Songs wie der viral gegangene „Penis to Vagina“ sind nicht nur eine Beleidigung für Transmenschen, sondern auch für jeden Musicalfan.
Inhaltlich greift der Film Fragen auf wie: Verändert eine Geschlechtsangleichung nur den Körper oder auch das Wesen eines Menschen? Kann eine Person mit einer dunklen Vergangenheit durch eine äußere Transformation wirklich ein neuer Mensch werden? Die Fragen mögen zwar interessant sein, werden aber nur sehr oberflächlich und „zu einfach“ abgehandelt.
Regisseur Jacques Audiard kombiniert auf einzigartige Weise verschiedene Erzählstile und lässt seinen Film in manchen Momenten ins Chaos abgleiten. Dennoch empfand ich Emilia Pérez als emotionales Melodrama, das durch seine unkonventionelle Mischung aus Gangsterfilm, Musical und Sozialdrama ein einzigartiges Kinoerlebnis bietet, wenn auch nicht immer positiv.
Warum nun ausgerechnet Emilia Pérez mit 13 Nominierungen zu den am meisten nominierten Filmen aller Zeiten gehört, ist ein großes Rätsel. Sogar zwei Nominierungen für den besten Song, haha. Also während das Publikum bei Rotten Tomatoes auf einen Score von 16% kommt, muss irgendjemand in der Hollywood-Elite den Film krass gepuscht haben. Ich denke Zoe Saldana wird als Beste Nebendarstellerin ausgezeichnet werden und bei gleich zwei Songs, gibt es auch hier gute Chancen. Abseits davon, wird der Film wohl der größte Verlierer des Abends werden.
Zwei junge Afroamerikaner Elwood (Ethan Herisse) und Turner (Brandon Wilson) werden in den 1960er Jahren in eine berüchtigte Besserungsanstalt in Florida gebracht. Dort sind sie brutaler Gewalt und Ungerechtigkeit ausgesetzt. Inmitten der grausamen Bedingungen finden sie Halt in ihrer Freundschaft, die ihnen hilft, das Leid und die Herausforderungen dieser korrumpierten Institution zu ertragen.
Fazit:
Das Drama Nickel Boys, inszeniert von RaMell Ross, erzählt die Geschichte einer sogenannten „reform school“, die sich eher als brutales Arbeitslager entpuppt. Rassismus, Segregation und die Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre bilden den historischen Hintergrund.
Im Mittelpunkt steht Elwood, aus dessen Perspektive die Ereignisse meist geschildert werden. Seine Perspektive ist hier wörtlich gemeint, denn inszenatorisch hat man sich dazu entschieden große Teile des Films mit einer 1st-Person/Egosicht zu filmen. Durch diese ruhige Kameraführung als Stilmittel, ist man noch intensiver dabei und näher dran am Geschehen. Gerade so Momente, wenn Elwood seinen Blick senkt, entsteht eine enge Verbindung zur Figur, was die grausamen Misshandlungen umso erschütternder macht.
Diese ständigen Bildfetzen, Einspieler von Apollo8-Aufnahmen und Zeitsprünge in die Zukunft empfand ich als eher verwirrend und nicht wirklich notwendig. Stilistisch überzeugt der Film mit seiner intensiven Perspektivwahl und starken schauspielerischen Leistungen. Trotz des gemächlichen Tempos und einiger fragwürdiger kreativer Entscheidungen bleibt Nickel Boys ein eindringlich inszeniertes Drama. Die teils überschwänglichen Kritiken kann ich jedoch nicht nachvollziehen, da mich der Film auch emotional viel weniger abgeholt hat als ich eigentlich bei der Thematik annahm. Im Oscar-Wettbewerb sehe ich keine Chancen für Nickel Boys.
Die einst erfolgreiche Schauspielerin Elisabeth Sparkle (Demi Moore) steckt in einer Krise: Nach ihrer Entlassung durch den sexistischen Studioboss Harvey (Dennis Quaid) findet sie aufgrund ihres Alters keine neuen Rollen mehr. In ihrer Verzweiflung gerät sie an eine mysteriöse Firma, die ihr eine Substanz anbietet, mit der sie sich zeitweise in eine verbesserte Version ihrer selbst verwandeln kann. Doch die Nutzung hat strenge Regeln: Eine Woche im optimierten Körper, eine Woche im Original – ohne Ausnahme. Ein Verstoß gegen diesen Rhythmus hätte fatale Folgen. Wird Elisabeth das riskante Angebot annehmen?
Fazit:
Body-Horror, Drama, Satire, Gesellschaftskritik – das alles ist The Substance, einer der Geheimtipps dieses Jahr. Auch wenn der Schönheitswahn Hollywoods keine neue Erkenntnis ist, hat mir die Kritik daran – so wie man sie hier inszeniert hat – sehr gefallen.
Demi Moore zeigt hier nochmal, dass sie es doch noch draufhat und Margaret Qualley zementiert den Eindruck, dass man sie auch in den folgenden Jahren auf dem Schirm haben muss. Demi Moore scheint derzeit die besten Chancen auf den Oscar für die Beste Hauptdarstellerin zu haben.
Sehr gut haben mir auch die praktischen Effekte gefallen, die alles nahbarer und weniger künstlich gemacht haben. Ich gehe davon aus, dass diese Arbeit auch mit dem Oscar für das Beste Make-up und beste Frisuren ausgezeichnet werden wird am Sonntag.
Mehr will ich zum Film eigentlich nicht sagen, um nicht zu viel vorwegzunehmen. Einfach anschauen und Spaß haben.
Nach dem Tod des Papstes reisen Kardinäle aus aller Welt nach Rom, um im Konklave einen neuen Kirchenführer zu wählen. Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) übernimmt die Leitung des streng ritualisierten, aber auch politisch geprägten Prozesses. Hinter den verschlossenen Türen der Sixtinischen Kapelle treffen gegensätzliche Strömungen aufeinander: Der liberale Kardinal Bellini (Stanley Tucci) steht gegen den erzkonservativen Kardinal Tedesco (Sergio Castellitto). Gleichzeitig konkurrieren auch Kardinäle aus Nigeria, Quebec und Kabul um die höchste Position.
Fazit:
Nach Edward Bergers oscarprämierten Oscarerfolg Im Westen nichts Neues, nimmt sich der deutsche Regisseur erneut einen Roman als Vorlage. Auch wenn Berger dieses Mal dem Ersten Weltkrieg den Rücken kehrt, ist sein Film nicht weniger spannend inszeniert.
Den Prozess einer Papstwahl im Vatikan hinter verschlossenen Türen hat viel vom Ränkespielchen eines Game of Thrones oder Die zwölf Geschworenen und gleichzeitig der Melodramatik einer Soap. Konklave spielt geschickt mit den Grenzen von Thriller, Politdrama und Satire. Es feiert das Überhöhte und das Pathos. Die Inszenierung betont den Konflikt zwischen Tradition und Moderne und überrascht immer wieder durch humorvolle und unkonventionelle Momente.
Immer wieder bricht Berger die vermutlich eingestaubten Vorstellungen einer solchen Konklave auf, wenn er zeigt, dass auch die konservativen Kardinäle beispielsweise Smartphones nutzen und Vapen. Die moderne Außenwelt hat auch in den abgeschotteten Vatikan Einzug gehalten. Zusammengehalten wird das spannende Drama von tollen darstellerischen Leistungen von unter anderem Ralph Fiennes oder Stanley Tucci.
Auch das durchaus kontroverse Ende hat mir gefallen und zum Nachdenken angeregt. Berger hat es wieder geschafft und wird vermutlich auch dieses Mal ein Wörtchen bei den Oscars mitsprechen. Am ehesten in der Drehbuchkategorie.
Die 1960er Jahre sind eine Zeit großer Veränderungen, auch in den USA. Der 19-jährige Bob Dylan (Timothée Chalamet) verlässt seine Heimat Minnesota und zieht nach New York City, um dort Musik zu machen. Im West Village wird sein Talent schnell bekannt, doch er will sich nicht der Folkbewegung unterordnen, sondern seinen eigenen Weg gehen. Während manche ihn als rebellischen Außenseiter sehen, betrachten andere ihn als musikalisches Genie. Ein Wendepunkt seiner Karriere kommt 1965, als er beim Newport Folk Festival plötzlich mit einer E-Gitarre auftritt – ein Zeichen für den Beginn einer neuen Ära.
Fazit:
Regisseur James Mangold (Walk The Line) wählt mit Like A Complete Unknown einen eher klassischeren Ansatz für sein Biopic. Basierend auf Elijah Walds Buch Dylan Goes Electric! konzentriert sich der Film auf die wenigen Jahre vor Dylans umstrittenem Auftritt beim Newport Folk Festival 1965. Dort löste er einen Skandal aus, als er sich weigerte, seine Folk-Hits zu spielen, und stattdessen mit einer elektrischen Band auftrat. Das Publikum reagierte mit wütenden Protesten, Dylan aber spielte weiter – ein Moment, der rückblickend als Meilenstein der Musikgeschichte gilt.
Für mich gelang es Mangold nie wirklich mich emotional an diesen Film zu binden. Es ist alles gewohnt kompetent inszeniert und an und für sich natürlich gut, aber am Ende bleibt bei mir kaum was hängen. Emotional abgeholt hat mich Like A Complete Unknown nie. Am ehesten lebt der Film noch von seinen Darstellern. Elle Fanning liefert eine starke Leistung als Sylvie ab, wird aber von der Handlung oft an den Rand gedrängt, während Monica Barbaro als Joan Baez und Edward Norton in ihren Rollen glänzen.
Timothée Chalamet steht jedoch im Mittelpunkt. Er bereitete sich jahrelang auf die Rolle vor, lernte Instrumente, bereiste wichtige Orte aus Dylans Leben und arbeitete mit Experten, um Stimme und Ausdruck des Musikers authentisch wiederzugeben. Er könnte als jüngster männlicher Hauptdarsteller den Oscar gewinnen, muss sich dort aber vor allem gegen Adrien Brody durchsetzen, der skurillerweise bislang diesen Titel inne hatte und somit nun seinen eigenen Rekord verteidigen kann.
Like A Complete Unknown bietet starke Darsteller und live aufgenommene, raue Musikszenen. Große Hardcore Dylan Fans dürften wenig Neues zu sehen bekommen und Neulingen dürften vielleicht ein wenig enttäuscht von der Distanziertheit sein, da Dylan weitestgehend ein Mysterium bleibt und die Inszenierung gewohnten Schemen folgt.
Die Sexarbeiterin Anora (Mikey Madison) aus Brooklyn verliebt sich in Ivan (Mark Eydelshteyn), den Sohn eines russischen Oligarchen. Trotz des Widerstands seiner Familie heiraten die beiden. Doch als Ivans Eltern davon erfahren, setzen sie alles daran, die Ehe rückgängig zu machen. Sie schicken ein ungewöhnliches Trio – einen Priester und zwei Schläger – los, um die Annullierung zu erzwingen. Als das nicht reicht, reisen sie selbst nach New York, um die Situation persönlich zu regeln.
Fazit:
Sean Baker, der sich in den letzten Jahren unter Cineasten mit seinen Filmen The Florida Project, Tangerine L.A. oder Red Rocket einen guten Ruf als Geheimtipp erarbeitet hat und bekannt dafür ist möglichst nah an seinen Milieustudien und Figuren dran zu sein und mitunter auf professionelle Schauspieler zu verzichten, ist auch dieses Jahr mit Anora wieder eine Mischung aus Drama, Satire und Sozialstudie gelungen, die mit Energie, Humor und einem Hauch Melancholie begeistert.
Auch in Anora geht es unter anderem wieder um das Leben eines Sexworkers mitsamt der positiven aber auch negativen Seiten. Während wir in der ersten Hälfte noch eine Art Cinderella-Story begleiten, können wir in der zweiten Hälfte mit ansehen, was passiert, wenn man bei Pretty Woman den Hollywood-Kitsch rausgelassen hätte. Trotz der überspitzten Dramaturgie der Handlung, gefiel mir vor allem der dreckige Realismus des Films und natürlich die mitreißende Performance von Hauptdarstellerin Mikey Madison (Scream V), die sich mit ihrer facettenreichen Darstellung der titelgebenden Anora nicht nur Chancen auf den Oscar für die Beste Hauptdarstellerin machen darf, sondern sich sicherlich auch für die nächsten Jahre die Projekte aussuchen kann. Darüber hinaus ist Anora auch im engeren Favoriten Kreis für die Bester Film Kategorie zu finden.
Die beiden Hexen Elphaba (Cynthia Erivo) und Glinda (Ariana Grande) könnten kaum unterschiedlicher sein: Glinda ist wohlhabend und attraktiv, während Elphaba aufgrund ihrer grünen Hautfarbe oft kämpfen muss, um Anerkennung zu finden und ihr wahres Potenzial zu entdecken. Trotz ihrer Gegensätze entwickelt sich an der Universität Glizz im magischen Land Oz eine enge Freundschaft zwischen ihnen. Doch unerwartete Ereignisse stellen ihre Bindung auf eine harte Probe und führen sie bis zum mächtigen Zauberer von Oz (Jeff Goldblum). Doch ist er wirklich der wohlwollende Herrscher, den er vorgibt zu sein? Schließlich stehen Elphaba und Glinda vor einer folgenschweren Entscheidung, die ihr Schicksal und ihre Freundschaft für immer verändern wird.
Fazit:
Das Musical Wicked ist seit seiner Premiere 2003 ein weltweiter Erfolg und hat über 3,5 Milliarden Dollar eingespielt. Diese immense Popularität garantiert jedoch keinen Kinohit, wie das Beispiel Cats mit seiner verkorksten Adapation 2019 zeigte: Trotz des Erfolgs als Musical floppte die Verfilmung von 2019. Doch während Cats mit verstörenden CGI-Effekten scheiterte, setzt Regisseur Jon M. Chu bei Wickedauf real gebaute Kulissen und eine starke Besetzung.
Mit einem Budget von über 300 Millionen Dollar für zwei Filme bietet die Verfilmung nicht nur beeindruckende Schauwerte, sondern auch eine fesselnde Geschichte. Sie spielt vor und nach den Ereignissen von Der Zauberer von Oz und kombiniert farbenfrohe Fantasyelemente mit düsteren, emotional tiefgehenden Themen.
Die detailliert gestalteten Kulissen von Munchkinland, der Universität Glizz und Smaragdstadt wurden weitgehend real gebaut, wodurch der Film trotz CGI-Anteilen authentisch wirkt. Auch die aufwendigen Kostüme tragen zur visuellen Pracht bei. Besonders überzeugt jedoch die Besetzung: Ariana Grande brilliert als Glinda mit selbstironischem Charme, während Cynthia Erivo als Elphaba mit Intensität und starker Präsenz beeindruckt.
Ein Höhepunkt ist die kraftvolle Performance von Defying Gravity, die nicht nur die Annäherung der beiden Hauptfiguren zeigt, sondern auch den dramatischen Bruch zwischen ihnen einleitet. Die Handlung von Wicked greift gesellschaftskritische Themen auf, etwa die Manipulation der Massen durch Propaganda, und verspricht in der zweiten Hälfte eine noch düsterere Entwicklung.
Wicked ist ein visuell und musikalisch beeindruckendes Spektakel. Als großer Zauberer von Oz Fan, wirkte Wicked zuvor für mich immer eher abstoßend aber diese Verfilmung hat mich eines besseren belehrt und ich kann nachvollziehen, dass er weltweit so viel Anklang gefunden hat und so erfolgreich war. Bevor dieses Jahr noch der zweite Teil erscheint, kämpft Wicked erstmal noch um einige Oscars. Auch wenn es vermutlich eher für technische Kategorien reichen dürfte, sollte man aufgrund der aktuellen Skandale einiger Nominierten Wicked nicht ganz ausschließen beim Rennen um den Besten Film.
Nach dem Zweiten Weltkrieg emigriert der jüdische Architekt László Tóth (Adrien Brody) in die USA, um neu anzufangen. Er lebt zunächst bei seinem Cousin Attila (Alessandro Nivola) und arbeitet in dessen Möbelgeschäft. Als sie die Chance bekommen, die Bibliothek eines einflussreichen Magnaten, Harrison Lee Van Buren (Guy Pearce), umzugestalten, sieht László darin seine große Gelegenheit. Doch Van Buren weiß nichts von dem Auftrag und wirft sie hinaus. Obdachlos und von seiner Morphiumsucht gezeichnet, scheint Lászlós Leben endgültig zu zerbrechen. Auch sein Traum, seine Frau Erzsébet (Felicity Jones) wiederzusehen, rückt in weite Ferne. Doch dann begegnet er Van Buren erneut, der von Lászlós Talent erfährt und ihm die Chance bietet, ein monumentales Bauprojekt zu verwirklichen.
Fazit:
Brady CorbetsDer Brutalist erschafft statt durch ein überladenes Kostüm- und Setdesign, vor allem durch seine eindringlichen Bilder eine dichte Atmosphäre und erweckt glaubhaft die damalige Zeit zum Leben. Besonders auffällig sind die Kamerafahrten entlang verschiedener Materialien – vom Marmor eines italienischen Steinbruchs bis hin zum Beton von Lászlós monumentalem Bauwerk in Philadelphia.
Doch Der Brutalist erzählt mehr als nur die Geschichte eines visionären Baukünstlers. Corbet verbindet Architektur mit einer epischen Einwanderungserzählung und einer Reflexion über das 20. Jahrhundert in den USA. Ein zentrales Thema ist der Gegensatz zwischen denen, die Macht und Reichtum besitzen, und jenen, die über Talent und Können verfügen.
Neben starken Nebenfiguren wie Guy Pearce als wohlhabender Mäzen, brilliert Adrien Brody in der Hauptrolle als László Tóth. Seine Performance ist mindestens auf dem Niveau seiner Oscar-prämierten Darstellung in Der Pianist. László ist eine komplexe Figur – ein Perfektionist, der immer wieder durch Schicksalsschläge ausgebremst wird. Brody bringt diese innere Zerrissenheit mit beeindruckender Intensität auf die Leinwand. Ebenso gut ist Felicity Jones als seine Frau, die Lászlós Besessenheit ihre kompromisslose Empathie entgegen setzt und teils für die berührendsten und tiefgründigsten Momente sorgt.
Der Brutalist gilt als einer der Favoriten in der Kategorie Bester Film sowie Bester Hauptdarsteller und hat mir trotz seiner knapp 3,5h Laufzeit gut gefallen und mich auch nie wirklich gelangweilt. Dennoch ist diese frei erfundene Biografie ein so schwierig für mich einzuordnender Film. Am Ende habe ich nicht das Bedürfnis oder gar das Gefühl Der Brutalist auch nur irgendeiner Person wirklich zu empfehlen.
David und Benji, zwei ungleiche Cousins, reisen nach Polen, um mehr über ihre jüdischen Wurzeln und die Vergangenheit ihrer Großmutter zu erfahren. Während David (Jesse Eisenberg) ein strukturierter Planer ist, lebt Benji (Kieran Culkin) spontan und ungebunden – Unterschiede, die immer wieder zu Konflikten führen. Doch ihre größte Herausforderung ist ein belastendes Ereignis aus der jüngeren Vergangenheit, das zwischen ihnen steht. Trotz aller Spannungen bringt die gemeinsame Reise sie emotional näher und gibt ihnen die Chance, ihre Beziehung zu festigen.
Fazit:
Jesse Eisenberg ist vor allem für seine Rollen als nervöser Intellektueller bekannt, etwa in The Social Network oder Zombieland und auch hier schrieb sich der Drehbuchautor und Regisseur die Rolle des David auf den Leib. Genauso kann Kieran Culkin hier wieder mal in der Rolle des lauten, orientierungslosen, chaotischen Freigeists überzeugen, wie man sie von ihm nicht zuletzt durch Serien wie Succession kennt. Diese Besetzung macht es dem Publikum zwar leicht, die Figuren zu akzeptieren, nimmt dem Film aber etwas von seiner erzählerischen Spannung.
Besonders Culkin scheint es mit seinem Spiel als rücksichtslose Nervensäge, die sich egoistisch in den Vordergrund drängt und unvorhersehbar auf emotionale Themen reagiert dem Publikum angetan zu haben und darf sich große Hoffnungen auf den Oscar machen. Beinahe hätte er diese Chance vorbeiziehen lassen als er 2 Wochen vor Drehbeginn eigentlich noch aus dem Projekt aussteigen wollte bis ihn seine Exfreundin Emma Stone überredete doch das Projekt umzusetzen.
Die Tragikomödie, die sich mit Trauer und Vergangenheitsbewältigung beschäftigt, ist vor allem dann besonders einprägsam in den kontrastreichen Momenten, so beispielsweise etwa wenn sich die Gruppe zunächst albern vor einem Kriegsdenkmal verhält, dann aber auf einem historischen Friedhof oder einem Konzentrationslager von Emotionen überwältigt wird. Darüber hinaus bleibt Jesse Eisenbergs Inszenierung nur an der Oberfläche und es fehlt hier und da an erzählerischer Tiefe. Auch die übertriebene Dauerbeschallung durch Chopin ist nicht nur nicht gerade subtil, sondern auch ehrlich gesagt ein wenig nervig mit der Zeit.
Insgesamt bietet A Real Pain unterhaltsame, aber vorhersehbare Charaktere und schafft es nicht ganz, den vielschichtigen Themen wie Selbstakzeptanz, Trauer und vererbten Traumata gerecht zu werden. Trotz einiger starker Momente bleibt der Film erzählerisch auf sicherem Terrain und schöpft sein Potenzial nicht vollständig aus.
2024 – wieder ein Kinojahr das vieles zu bieten hatte: Von gigantischen finanziellen Flops wie Megalopolis zu finanziellen Hits wie Alles steht Kopf 2, der 1,7 Milliarden eingespielt hat. Von unendlichen Sequels wie Kung Fu Panda 4 oder Ich einfach unverbesserlich 4, zu Prequels wie Mufasa: The Lion King oder A Quiet Place: Day One. Von eigenständigen Kreationen wie Late Night with the Devil, über Adaptionen wie Wicked oder Zone of Interest, bis hin zu Reboots und Remakes altbekannter Stoffe wie The Crow. 2024 war facettenreich und dürfte für jeden Geschmack was dabei gehabt haben.
Ich habe dieses Jahr viele neue Veröffentlichungen gesehen im Kino oder auf Streamingservices wie Netflix, Amazon Prime oder Apple+ und habe für euch meine 15 liebsten Filme (Oscarbeiträge ausgeschlossen) zusammengetragen.
Knapp nicht in die Top15 haben es folgende honorable Mentions geschafft: Abigail, Anyone but you, A Quiet Place: Day One, Deadpool & Wolverine, Late Night with the Devil, Love lies Bleeding, Mean Girls, Smile 2, Spiders – Ihr Biss ist der Tod, The Heretic, Trap, Wicked Part 1, Woman of the Hour
#15 Alien: Romulus
Alien: Romulus spielt chronologisch zwischen Alien (1979) und Aliens – Die Rückkehr (1986) und kombiniert den Horror des Originals mit der Action des Sequels. Regisseur Fede Alvarez setzt auf atmosphärischen Science-Fiction-Horror, bei dem Set-Designs und Kreaturen beeindrucken. Die Crew bleibt weitgehend blass, doch Android Andy, gespielt von David Jonsson, sticht hervor. Seine moralische Ambivalenz ist zentral für den Film und sorgt mitunter für die stärksten Momente und spannendsten Konflikte.
Hauptdarstellerin Cailee Spaeny überzeugt als Actionheldin, erreicht jedoch nicht die Strahlkraft von Sigourney WeaversRipley. Alien: Romulus verzichtet meistens auf plumpen Fanservice, obwohl er mit vertrauten visuellen Elementen und Settings an die Reihe anknüpft, bietet dafür aber düstere, ästhetisch hochwertige Bilder, die die Atmosphäre noch verdichten. Besonders ein spektakulärer Shootout in Schwerelosigkeit bleibt in Erinnerung.
Insgesamt setzt Alien: Romulus weniger auf tiefen Horror, sondern überzeugt vor allem durch Action. Der Film bietet eine respektvolle Erweiterung der Reihe, auch wenn er nicht deren Höhen erreicht.
#14Arthur der Große
Nach dem furchtbaren The Family Plan aus dem letzten Jahr, arbeiten hier Mark Wahlberg und Regisseur Simon Cellan Jones erneut zusammen. Wer hätte gedacht, dass das sogar gut werden könnte, wenn das Drehbuch nicht völliger Müll ist? Bei Arthur der Große handelt es sich um eine Romanadaption, die wiederum auf wahre Begebenheiten im Leben des Extremsportlers Mikael Lindnord beruht.
Die Geschichte um dieses Sportlerteam, das nicht nur selbst auf dem 700km umfassenden Wettkampf zu einer Einheit heranwächst, sondern auch währenddessen einen Streuner namens Arthur aufnimmt, war für mich einfach so eine feelgood Story. Sie ist gut inszeniert, die Darsteller liefern ab, die Geschichte rührt einen und mehr braucht es manchmal nicht. Sicherlich wird hier das Rad nicht neu erfunden, aber manchmal benötigt man auch einfach Filme wie diese, die einen noch an das Gute im Menschen glauben lassen.
#13 Beetlejuice Beetlejuice
Tim BurtonsBeetlejuice Beetlejuice liefert 105 Minuten vollgepackten Gruselspaß und bietet Fans des Kultklassikers von 1988 endlich mehr von allem: mehr Beetlejuice, mehr Jenseits und mehr handgemachte Effekte. Michael Keaton kehrt in seiner ikonischen Rolle als chaotischer Poltergeist zurück und begeistert mit schwarzem Humor und absurden Schabernack. Highlights für mich sind die Kostüme, die praktischen Effekte und Sets.
Das Aufeinandertreffen von Winona Ryder als Lydia und Jenna Ortega als Astrid, ihrer Tochter, verbindet Goth-Ikonen zweier Generationen. Dazu gesellt sich Catherine O’Hara, die als selbstverliebte Performance-Künstlerin eine urkomische Figur liefert und Beetlejuice fast die Show stiehlt.
Der Film bleibt humorvoll, verzichtet jedoch auf die grenzüberschreitenden Gags des Originals, um sich dem modernen Zeitgeist anzupassen. Während einige Figuren Tiefe vermissen lassen, ist Beetlejuice Beetlejuice ein typischer Burton-Film, der mit visueller Kreativität, nostalgischen Referenzen und unterhaltsamen Charakteren punktet. Fans der Reihe werden mit dieser temporeichen, effektvollen Fortsetzung bestens unterhalten. Ich bin zwar kein hardcore Beetlejuicefan aber dafür von Tim Burton und meiner Meinung nach findet er hier zu alter Stärke zurück und zeigt, dass er es noch immer drauf hat.
#12 Challengers
Luca Guadagninos Film Challengers – Rivalen ist ein intensives und stilistisch herausragendes Drama, das ein explosives Liebesdreieck zwischen Tennisprofis inszeniert. Durch die grandiose Kameraarbeit verschmelzen die sexuellen Spannungen und emotionalen Konflikte der Story zu einer elektrisierenden Dynamik. Guadagnino verleiht den Matches eine sinnliche Dimension, bei der jeder Ballwechsel metaphorisch als Ausdruck von Leidenschaft und Beziehungen verstanden werden kann.
Die drei Hauptdarsteller, allen voran Zendaya, tragen den Stoff mühelos und vereinen meiner Meinung nach gelungen Sinnlichkeit, Humor und Drama. Guadagnino beweist erneut wie gut er intime Beziehungen mit beeindruckenden Bildern verschmelzen kann.
#11 Planet der Affen: New Kingdom
Wie mittlerweile jedem Leser hier klar sein sollte, bin ich großer Fan der letzten „Planet der Affen“-Trilogie um den von Andy Serkis verkörperten Caesar. Technisch, optisch, schauspielerisch und emotional waren die Filme eine Wucht. Und auch wenn New Kingdom in allen Bereichen nicht ganz an das hohe Niveau der Vorgänger heranreicht, ist auch das neue Kapitel um den jungen Affen Noa beeindruckend.
Ein Aspekt, der mir in der nun hunderte Jahre später spielenden Geschichte besonders gefiel, war der Konflikt um „Caesars Erbe“. Wie viel ist in den Generationen nach ihm noch übrig von seinen Lehren? Haben die Affen die Lehren verzerrt, gar vergessen oder nutzen sie zu Radikalisierung? New Kingdom macht ein neues Kapitel in dem Franchise auf und macht trotz nicht ganz erreichter Höhen der Reihe, Lust auf mehr.
#10 Alles steht Kopf 2
Pixar hat mit Alles steht Kopf 2015 einen der besten Animationsfilme aller Zeiten geschaffen. Die Idee die Gefühlswelt des jungen Mädchens Riley als interaktive Kommandozentrale, in der die fünf Emotionen Freude, Traurigkeit, Wut, Ekel und Angst agieren, darzustellen, war und ist einfach bahnbrechend gut. Damals hob Pixar mit dieser innovativen Idee, dem tiefgründigen Humor und der emotionalen Tiefe die Messlatte wieder sehr hoch im Animationsgenre. Schon damals war allen klar – eine mögliche Fortsetzung muss einfach während der Pubertät der Hauptfigur Riley spielen und ich bin froh, dass man Pixar ebenso dachte.
Nun knapp 10 Jahre später bekommen wir die langersehnte Fortsetzung und auch wenn natürlich die Idee nicht mehr neu ist, gelingt es dem Studio wieder abzuliefern. Dadurch, dass die Funktionalität der Kommandozentrale bereits etabliert ist, hält sich der Film weniger mit Erklärungen auf und kann sich mehr auf die ereignisreichen Emotionsschwankungen der Pubertät konzentrieren. Pixar ergänzt hierbei die Hauptemotionen durch die Neulinge Zweifel, Neid, Peinlich und Ennui, die fortan Chaos stiften und die Kontrolle in Rileys Kopf übernehmen.
Alles steht Kopf 2 hangelt sich dabei an bekannten Strukturen des Originals entlang, trifft aber dennoch die emotionalen Momente zu jeder Zeit. Generell wird auch jeder Zuschauer sich wiederfinden können in den zahlreichen Gedankengängen und dargestellten Situationen die Riley durchlebt. Gerade auch die Inszenierung einer Panikattacke erhält viel Lob. Für mich ist Alles steht Kopf 2 ein gelungenes Sequel zu einem der besten Animationsfilme der Geschichte – auch wenn es dieses Jahr noch einen Animationsfilm gab, den ich ein stückweit besser fand. Finanziell hat der Film sich bereits die #1 des Jahres mit 1,7 Milliarden an den Kinokassen gesichert.
#9 Civil War
Alex GarlandsCivil War ist ein düsteres, intensives Werk, das die Abgründe eines zukünftigen Bürgerkriegs in den USA auslotet. Inspiriert unter anderem von realen Ereignissen wie der Kapitol-Erstürmung 2021, kombiniert der Film hyperrealistische Darstellungen von Gewalt mit satirischen und genretypischen Elementen. Ich fand es gelungen, dass die Handlung einer Gruppe Journalisten folgt, die zwar als Chronisten des Konflikts agieren, aber sowohl mal als Verteidiger der Demokratie und mal als sensationshungrige Adrenalinjunkies dabei auftreten.
Gerade die Verbindung von Kirsten Dunst und Cailee Spaenys (gleich mit 2 Filmen in meiner Top15) Figuren, bilden hier das Rückgrat der Geschichte. Als Glücksgriff sollte sich auch die Verpflichtung von Kirsten Dunsts Ehemann Jesse Plemons herausstellen, der kurzfristig für einen anderen Schauspieler einsprang, der kurz vor den Dreharbeiten absagte und hier direkt mal für die intensivste Szene des Films sorgte.
Garland verzichtet über weite Strecken auf filmische Distanz und zeigt drastische Bilder wie Massenmorde, Folter und Selbstmordanschläge. Er zeigt wie Bilder Emotionen und Machtverhältnisse beeinflussen können.
Die dystopische Welt von Civil War wirkt beklemmend authentisch, was durch reale Dokumentaraufnahmen und glaubwürdige Inszenierungen verstärkt wird.
Civil War ist ein verstörender Film, der zugleich als politische Warnung über die Rolle von Medien und Gewalt dient. Für mich hätte er zwar noch ein wenig mehr wehtun können und gerne hätte ich noch mehr über die Fraktionen und neuen Machtverhältnisse erfahren, aber das wäre wohl schlicht nicht in der Kürze der Zeit möglich gewesen.
#8 Furiosa: A Mad Max Saga
Furiosa: A Mad Max Sagas größtes Problem ist, dass man ihn automatisch mit dem genialen, genrerevolutionierenden Mad Max: Fury Road vergleicht auch wenn das nicht immer ganz fair scheint. Im direkten Vergleich kann das Prequel zum 2015er Welthit nur verlieren, denn irgendwie kennt man natürlich den Bombast und hat sich auch an die Qualität gewöhnt so fies es auch klingen mag. Doch wenn man sich davon mal kurz löst, merkt man schnell, dass Furiosa: A Mad Max Saga immer noch mit 90% der anderen Action-Blockbuster den Boden aufwischt.
Die größte Kritik vieler an Fury Road war noch, dass der Film vergleichsweise wenig Geschichte hatte und als „größter U-Turn der Filmgeschichte“ beschrieben wurde. In Furiosa hat man jetzt genau das bekommen. Mehr Fleisch aufs Gerippe und weniger Action, was ab und zu bei der Lauflänge von 2,5h ein bisschen zäh wirken kann. Ich für meinen Teil war zwar insgesamt auch weniger geflasht als von einem Fury Road, aber nichtsdestotrotz hat Furiosa sehr viel Qualität zu bieten, egal ob im Worldbuilding, der Story, dem tollen Cast um Anya Taylor-Joy, Tom Burke und Chris Hemsworth oder auch den Action-Szenen. Ich habe den Film seit Veröffentlichung nun bereits mehrfach gesehen und für mich wurde er von Mal zu Mal besser. Er schafft es zwar nicht auf meine #1 des Jahres wie es Mad Max: Fury Road noch gelang im Jahr 2015, aber aus meiner Top15 lassen kann ich ihn auch nicht.
#7 Longlegs
Longlegs hatte vermutlich die beste Marketingkampagne des Jahres. Bewusst haben die Beteiligten die Spannung geschürt indem Sie den größten Namen des Films, Nicolas Cage, während der Werbekampagne nie gezeigt haben. Berichte wurden laut, wie gruselig und furchtbar Cages Transformation zum namensgebenden Longlegs wohl sei, aber es waren lange keine Bilder zu finden.
Auch Hauptdarstellerin Maika Monroe, berichtete, dass man Sie beim Filmdreh am Set bewusst von Cage fernhielt und Sie erst in der Szene zusammentreffen ließ, wie es auch im Film der Fall ist. Dabei hätte Monroes Herz wohl so laut gepocht, dass der Tonmann es hören konnte und man die Aufnahmen für das Marketing nutzte. Auch ihre erste Reaktion auf Cages Figur sei so wohl im fertigen Film gelandet. All das hat bei mir schon einen Hype ausgelöst, dass ich es kaum erwarten konnte Longlegs zu sehen. Regisseur Osgood Perkins erzeugt mit gezielter Bildsprache und minimalistischem Sounddesign ständige Bedrohlichkeit, selbst in scheinbar harmlosen Szenen. Maika Monroe brilliert als Agentin Lee Harker. Nicolas Cage liefert als Serienkiller eine unvergessliche Performance.
Longlegs überzeugt weniger durch klassische Horror-Elemente als durch die Symbiose aus Bild, Ton und Schauspiel. Die beklemmende Atmosphäre und die emotionale Intensität machen den Film so sehenswert. Im Endeffekt kam Longlegs für mich jetzt nicht an Klassiker wie Sieben oder Das Schweigen der Lämmer ran, aber spannend und weird war er dennoch zu hohem Maße.
#6 Die Unschuld
Als sich Saoris zehnjähriger Sohn Minato aus einem fahrenden Auto stürzt, wirft sein Verhalten eine Menge Fragen auf. Regisseur Hirokazu Koreeda beleuchtet im Film die Folgen und Gründe aus drei Blickwinkeln – der Mutter, des Lehrers und des Sohnes. Diese episodenhafte Erzählweise zeigt eindrücklich, wie voreilige Urteile unter Druck fatale Konsequenzen haben können.
Im letzten Drittel wechselt die Perspektive zu den Kindern, wodurch viele der vorherigen Ereignisse in neuem Licht erscheinen. Koreeda gelingt es hier die Geschichten auf Augenhöhe der Kinder zu erzählen. Die Darstellung der zarten Freundschaft zwischen zwei Kindern im Finale ist berührend, was vor allem auf das Schauspiel der herausragenden Kinderdarsteller Soya Kurokawa und Hinata Hiiragi zurückzuführen ist.
Themen wie gesellschaftliche Zwänge und die Vernachlässigung der Kinderperspektive werden intensiv beleuchtet. Der Film entfaltet eine Mischung aus emotionalem Drama und gesellschaftlichem Kommentar.
Erzählerisch fand ich diesen kleinen Film beeindruckend und durch die verschiedenen Sichtweisen spannend auch wenn man jetzt keinen Jahrhundertthriller oder ähnliches mit unfassbarem Twist erwarten sollte.
#5 Anora
Sean Baker, der sich in den letzten Jahren unter Cineasten mit seinen Filmen The Florida Project, Tangerine L.A. oder Red Rocket einen guten Ruf als Geheimtipp erarbeitet hat und bekannt dafür ist möglichst nah an seinen Milieustudien und Figuren dran zu sein und mitunter auf professionelle Schauspieler zu verzichten, ist auch dieses Jahr mit Anora wieder eine Mischung aus Drama, Satire und Sozialstudie gelungen, die mit Energie, Humor und einem Hauch Melancholie begeistert.
Auch in Anora geht es unter anderem wieder um das Leben eines Sexworkers mitsamt der positiven aber auch negativen Seiten. Während wir in der ersten Hälfte noch eine Art Cinderella-Story begleiten, können wir in der zweiten Hälfte mit ansehen, was passiert, wenn man bei Pretty Woman den Hollywood-Kitsch rausgelassen hätte. Trotz der überspitzten Dramaturgie der Handlung, gefiel mir vor allem der dreckige Realismus des Films und natürlich die mitreißende Performance von Hauptdarstellerin Mikey Madison (Scream V), die sich mit ihrer facettenreichen Darstellung der titelgebenden Anora nicht nur Chancen in der Award-Saison machen darf, sondern sich sicherlich auch für die nächsten Jahre die Projekte aussuchen kann.
#4 The Substance
Body-Horror, Drama, Satire, Gesellschaftskritik – das alles ist The Substance, einer der Geheimtipps dieses Jahr. Auch wenn der Schönheitswahn Hollywoods keine neue Erkenntnis ist, hat mir die Kritik daran – so wie man sie hier inszeniert hat – sehr gefallen.
Demi Moore zeigt hier nochmal, dass sie es doch noch draufhat und Margaret Qualley zementiert den Eindruck, dass man sie auch in den folgenden Jahren auf dem Schirm haben muss. Sehr gut haben mir auch die praktischen Effekte gefallen, die alles nahbarer und weniger künstlich gemacht haben.
Mehr will ich zum Film eigentlich nicht sagen, um nicht zu viel vorwegzunehmen. Einfach anschauen und Spaß haben.
#3 Konklave
Nach Edward Bergers oscarprämierten Oscarerfolg Im Westen nichts Neues, nimmt sich der deutsche Regisseur erneut einen Roman als Vorlage. Auch wenn Berger dieses Mal dem Ersten Weltkrieg den Rücken kehrt, ist sein Film nicht weniger spannend inszeniert.
Den Prozess einer Papstwahl im Vatikan hinter verschlossenen Türen hat viel vom Ränkespielchen eines Game of Thrones oder Die zwölf Geschworenen und gleichzeitig der Melodramatik einer Soap. Konklave spielt geschickt mit den Grenzen von Thriller, Politdrama und Satire. Es feiert das Überhöhte und das Pathos. Die Inszenierung betont den Konflikt zwischen Tradition und Moderne und überrascht immer wieder durch humorvolle und unkonventionelle Momente.
Immer wieder bricht Berger die vermutlich eingestaubten Vorstellungen einer solchen Konklave auf, wenn er zeigt, dass auch die konservativen Kardinäle beispielsweise Smartphones nutzen und Vapen. Die moderne Außenwelt hat auch in den abgeschotteten Vatikan Einzug gehalten. Zusammengehalten wird das spannende Drama von tollen darstellerischen Leistungen von unter anderem Ralph Fiennes oder Stanley Tucci.
Auch das durchaus kontroverse Ende hat mir gefallen und zum Nachdenken angeregt. Berger hat es wieder geschafft und wird vermutlich auch dieses Mal ein Wörtchen bei den Oscars mitsprechen.
#2 Der wilde Roboter
Chris Sanders’ Animationsfilm Der wilde Roboter, basierend auf Peter Browns Roman, kombiniert Ökologie, Humor und emotionale Tiefe zu einem charmanten Familienabenteuer. Vor allem die erste halbe Stunde des Films begeistert mit seinen rasanten Szenen und vor allem visuellem Humor.
Auch wenn der restliche Film nicht immer an die brillante Eröffnung herankommt, beleuchtet Der wilde Roboter auf emotionale, warmherzige und witzige Art und Weise unter anderem den Kreislauf der Natur. Für mich ist Der Wilde Roboter der beste Animationsfilm des Jahres auch wenn er natürlich nicht mit den Einspielergebnissen der großen Konkurrenz mithalten kann.
#1 Dune: Part Two
Denis Villeneuve hatte mit „Dune“ bereits bewiesen, dass der als „unverfilmbare Stoff“ als den man Frank Herberts Sci-Fi-Roman „Der Wüstenplanet“ jahrzehntelang betitelte, mit dem nötigen Kleingeld und einer klaren Vision umsetzbar ist. Seine Entscheidung den Roman in zwei Teilen zu adaptieren, um die umfangreiche Geschichte angemessen zu erzählen, ist insgesamt gesehen die richtige Entscheidung gewesen – auch wenn das natürlich bedeutete, dass der erste Film sich manchmal wie ein sehr hochwertiger Teaser anfühlte und den Zuschauer am Ende mit einem Cliffhanger und dem Wunsch nach der Fortsetzung dürstend zurückließ. Der zweite Teil endet zwar ebenfalls auf einem Cliffhanger, der Wunsch von Villeneuve einen dritten Film zu drehen ist allseits bekannt, jedoch ist die Geschichte nach diesen zwei Teilen soweit abgeschlossen, dass man deutlich zufriedener den Kinosaal verlässt und zur Not – falls niemals der dritte Film Dune: Messiah produziert werden sollte – eine weitestgehend runde, fertige Geschichte und zwei Filme hat.
Dune: Part Two taucht nun deutlich tiefer in die komplexe Handlung ein und übertrifft den Auftaktfilm in jeder Hinsicht. Storytechnisch geht es nahtlos weiter, wo der erste Teil aufhörte und wir begleiten Paul und seine Mutter Jessica, wie sie sich, jeder auf seine Art, den Gepflogenheiten der Fremen annehmen und in ihren Rängen aufsteigen. Diesem Teil der Geschichte wird die meiste Zeit eingeräumt und dabei auf so eine interessante Weise erzählt. Zugegeben: einen Messias- und Auserwählter-rettet-alle-Trope ist bei weitem nichts neues, aber so facettenreich und interessant habe ich ihn selten erlebt. Die Entwicklung die Timothee Chalamets, Rebecca Fergusons und Zendayas Charaktere durchmachen war fantastisch.
Dabei gelingt es Regisseur Villeneuve, Kameramann Greig Fraser und Komponist Hans Zimmer ein audiovisuelles Erlebnis zu schaffen, das mit beeindruckenden Bildern und eindringlichen Klängen immersiv ist und überwältigt. Die Szene als es darum geht einen Sandwurm zu bändigen ist aufregend und imposant inszeniert, hier merkt man, dass es alleine drei Monate Arbeit für diesen Moment benötigte. Für mich ist es aber vor allem das letzte Drittel des Films, das so viele epische Momente und Bilder erzeugte, so dass ich kaum noch aus dem Staunen kam. Hier entschied sich Villeneuve klar dafür auch mal Fünf gerade sein zu lassen und die Kraft der Bilder über eine 100%ige kohärente Logik zu stellen, aber im Gegensatz zu vielen mittelmäßigen Actionfilmen, kann man es hier akzeptieren, weil der Pay-Off, das was man dafür im Gegenzug bekommt, zum Besten gehört, was man bislang gesehen hat.
Dune: Part Two taucht auch tiefer in Themen wie Umwelt, Kolonialismus und Religion ein und führt auch eine Handvoll neuer Figuren ein, wie Christopher Walkens Imperator , Florence Pughs Prinzessin Irulan, Lea Seydoux‘ Lady Margot Fenring, Anya Taylor-Joys Alia oder Austin Butlers soziopathischen Mörder Feyd-Rautha, der zwar ein faszinierendes Charisma besitzt, aber wie alle neuen Figuren unterentwickelt bleibt und nur wenig Screentime bekommt. Viele Hintergrundinformationen zur Motivation der Charaktere gibt es also nicht – was ich mir zwar anders wünschen würde, aber noch so akzeptieren kann. Zumal das soweit ich gehört habe in den Büchern auch nicht immer besser gelöst sein soll.
Dafür bekommen wir ein genaues Bild der Fremen gezeichnet, die unabhängigen Krieger sind aufgeteilt in einen weitestgehend pragmatischen Stamm im Norden und einen eher fundamentalistischen Stamm im Süden, der nur zu gerne an die prophetische Geschichte eines rettenden Messias glauben möchte, der sie ins Paradies führt. Den ganzen Zwiespalt über Glaube und Pragmatismus sowie der Hoffnung aber auch Angst vor einem Messias lernt der Zuschauer vor allem durch Zendayas Chani kennen, die für mich das eindrücklichste Zitat des Films liefert.
Want to control people? Tell them a Messiah will come and they’ll wait.
– Chani (Zendaya) in Dune: Part Two
Während sie im ersten Film noch völlig nebensächlich war, wird sie im Verlauf des zweiten Films mit zunehmender Spielzeit immer mehr die Linse durch die wir Zuschauer das Geschehen wahrnehmen. Ihre zarte Liebesgeschichte mit Paul wird zurückhaltend, aber gefühlvoll erzählt, während beide mit Zweifeln, Ängsten und der Last auf ihren Schultern kämpfen. Herausragend verkörpert von Chalamet und Zendaya, die mit dieser Geschichte der zentrale Ankerpunkt des Films sind und ihn mühelos tragen.
Da ich euch nur Appetit auf den Film und ihn euch nicht in Gänze vorkauen möchte, belasse ich es hierbei und werde nicht weiter in Spoiler abdriften.
Dune: Part Two endet zwar mit einem Cliffhanger, der die Erwartungen an einen dritten Teil, „Dune Messiah“, steigert, doch rundet die Geschichte nach zwei Filmen weitestgehend ab. Villeneuve gelingt eine herausragende Fortführung des ersten Teils, die Science-Fiction-Kino auf höchstem Niveau bietet und mit phänomenalen Bildern, Soundtrack und Cast alles bietet, was das Filmherz begehrt.