The Banshees of Inisherin | Kritik / Review (Oscars 2023)

Storyanriss:

Padraic Suilleabhain (Colin Farrell) ist eine gutherzige, treue Seele, aber nicht besonders helle. Er lebt im Jahre 1923 auf Inisherin, einer kleinen Insel vor der irischen Westküste in der Galwaybucht. Jeden Tag um Punkt 14 Uhr bricht er auf, um seinen besten Freund Colm Doherty (Brendan Gleeson) bei ihm Zuhause abzuholen, um den restlichen Tag mit ein paar Pints und Gesprächen über Nichtigkeiten im örtlichen Pub zu verbringen. Aber dieses Mal öffnet Colm die Tür nicht. Kurze Zeit darauf eröffnet Colm seinem (ehemaligen) besten Freund, dass er, ohne dass es dafür einen wirklich konkreten Anlass gäbe, einfach nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Und er geht sogar noch einen Schritt weiter: Wenn Padraic ihn trotzdem anspricht und in irgendeiner Form bedrängt, wird es einschneidende Konsequenzen haben.

Fazit:

Autor und Regisseur Martin McDonaugh ist ein Meister der schwarzhumorigen Kombination aus Drama und Komödie. Seit Brügge sehen… und sterben? genießt McDonaugh einen gewissen Kultstatus bei Fans und Kritikern. Mit Three Billboards Outside Ebbing, Missouri hat er mich bislang am meisten begeistern können.

Seine Filme machen vor allem ungewöhnliche Themen und Figuren, mit starken Dialogen aus, die von unfassbar guten Schauspielern getragen werden. Für The Banshees of Inisherin setzt Martin McDonaugh wieder auf sein Dreamteam: Colin Farrell & Brendan Gleeson. Beide sind die perfekte Besetzung für ihre Rollen und so wundert es mich nicht, dass die Kombination aus Drehbuch und Schauspielensemble mit haufenweise Oscar-Nominierungen bedacht wurden.

Die Geschichte ist vielleicht nicht die aufregendste, aber hat bei mir dennoch einen Nerv getroffen. Denn auch mir wurde im Prinzip von jetzt auf gleich eine Freundschaft gekündigt und ich frage mich bis heute warum und wieso. Dieses Gefühl, da irgendwie auf verlorenem Posten zu sein, wie es Colin Farrells Figur durchlebt, find ich nachvollziehbar. Die Geschichte spitzt sich in seiner Dramatik zwar noch etwas zu, doch prinzipiell entfernt man sich nicht weit von dieser simplen Prämisse.

The Banshees of Inisherin ist mit 9 Nominierungen einer der Top-Favoriten und kann unter anderem mit Berücksichtungen in den Kategorien Bester Film, Bestes Drehbuch, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller, Beste Nebendarstellerin und zweimal Bester Nebendarsteller punkten. In allen Kategorien gehört der Film zum engen Favoritenkreis, gerade ein Farrell hatte ein unfassbares Jahr seiner Karriere, aber The Banshees of Inisherin könnte auch knapp 9x leer ausgehen.

Triangle of Sadness | Kritik / Review (Oscars 2023)

Storyanriss:

Das junge Männer-Model Carl (Harris Dickinson) und die erfolgreiche Influencerin Yaya (Charlbi Dean Kriek), in deren Beziehung es ein wenig kriselt, sind es gewohnt, ihr Luxus-Leben auf Instagram zu vermarkten. Als sie auf eine Kreuzfahrt für Superreiche eingeladen werden, können sie Erholung und Arbeit perfekt miteinander verbinden – sich mit einem Champagner-Glas auf dem Sonnendeck zu räkeln, ist schließlich absolut social-media-tauglich. Hinter den Kulissen geht es jedoch weit weniger paradiesisch zu. Während sich der dauerbetrunkene, marxistische Kapitän (Woody Harrelson) in seiner Kabine einschließt, versucht die Crew unter Leitung ihrer perfektionistischen Chefin Paula (Vicki Berlin), den verwöhnten Gästen jeden noch so absurden Wunsch zu erfüllen. Als das obligatorische Kapitänsdinner, zu dem sich der Captain dann doch noch breitschlagen lässt, ausgerechnet während eines Sturms stattfindet, laufen die Dinge jedoch völlig aus dem Ruder.

Fazit:

Wie auch schon bei The Menu im letzten Jahr ist Triangle of Sadness nicht gerade subtil mit seiner Kritik an der oberflächlichen Welt der Reichen und Schönen. Ruben Östlund, der bereits in seinen letzten Filmen wie The Square den Finger in die Wunde legte, scheut auch hier keine Kritik.

Als Rahmen für seine in 3 Kapiteln aufgeteilte Geschichte nutzt er ein Modelpärchen, das zunächst damit klarkommen muss, dass ein Mann hier ausnahmsweise mal weniger verdient als eine Frau, was zu Beginn des Films zu einer interessanten Diskussion und Grundsatzdebatte führt, die an der einen oder anderen Stelle wehtut und man vielleicht so auch selbst kennt?!

Doch die Geschichte nimmt in den weiteren Kapiteln einen ganz anderen Verlauf, als eine Schicki-Micki-Fahrt mit einer Luxusyacht unerwartet endet und sich gewisse Strukturen und Machtgefüge innerhalb der Protagonisten-Gruppe schlagartig ändern. Thematisch hat mich der Film schon abgeholt und einige Momente sind zwar überspitzt aber gleichzeitig so zutreffend dargestellt, dass man da sicherlich Menschentypen und Verhaltensweisen wiedererkennt über die man nur den Kopf schütteln kann. Diese Szenen machen Spaß, tun aber auch weh.

Wenn dann im letzten Drittel das Momentum wechselt, war mir der Plot teils zu zahm und auch anfällig für Logiklöcher, konnte mir aber auch gleichzeitig genug Stoff zum Nachdenken geben. Insgesamt hätte ich Triangle of Sadness meiner Meinung nach nicht wirklich für den Besten Film nominiert, da er weder wirklich heraussticht, noch subtil ist. Ich sehe auch keine großen Gewinnchancen im Kampf um das beste Drehbuch und den besten Regisseur dieses Jahr.

Elvis | Kritik / Review (Oscars 2023)

Storyanriss:

Als der junge Sänger Elvis Presley (Austin Butler) von dem zwielichtigen Colonel Tom Parker (Tom Hanks) entdeckt wird, ist es der Auftakt einer Erfolgsgeschichte. Elvis wird von dem Rummelplatz-Manager zur Attraktion einer durch die USA tingelnden Show gemacht und avanciert bald zum Superstar. Die eigenwilligen Tanzbewegungen des mit Blues und Gospel-Musik aufgewachsenen Elvis versetzen vor allem seine weiblichen Fans in Ekstase, doch erzürnen auch die Sittenwächter. Während Elvis sich in seiner Zeit als US-Soldat in Deutschland in die junge Priscilla (Olivia DeJonge) verliebt und so eine weitere signifikante und prägende Person in sein Leben tritt, bekommt die Beziehung zu seinem Manager im Laufe von 20 Jahren immer mehr Risse. Als die Gewalt gegen Schwarze zunimmt und Martin Luther King ausgerechnet in Elvis‚ Heimat Memphis ermordet wird, will sich der Superstar klar positionieren. Doch nicht nur dafür muss er sich gegen den Colonel durchsetzen – auch seine eigenen Vorstellungen vom Verlauf seiner Karriere stimmen immer weniger mit denen von Tom Parker überein.

Fazit:

Wie ihr wisst, ist Elvis auf meiner Flop-Liste gelandet, was vor allem an der für meinen Geschmack todesnervigen Inszenierung lag. Es gab für mich zwei Filme dieses Jahr, die besonders anstrengend zum Schauen waren und während es bei Everything, Everywhere All at Once um fucking Multiversen geht und es daher durchaus verständlich ist, wenn man manchmal nicht ganz mitkommt beim 1st Watch, geht es bei Elvis ja einfach nur um den Werdegang der Titelgebenden Ikone.

Ich fand den Film so über inszeniert und einfach nur ermüdend. Allein diese Szene vom allerersten Auftritt, wo reihenweise die Frauen im Publikum – während sie neben ihren Ehemännern sitzen – in völliger Ekstase durch einen mit seinen Beine wackelnden Elvis quasi zum Höhepunkt gebracht werden, war halt völliger Quatsch. Und so geht das dann noch 2h weiter. Schade, denn Hauptdarsteller Austin Butler passte perfekt und hat echt eine super Leistung abgerufen. Für Tom Hanks hingegen war 2022 eine Scheißjahr, denn neben Pinoccio war er auch hier nicht gut.

Nichtsdestotrotz bringt es Elvis auf starke 8 Oscar-Nominierungen, was die viertmeisten dieses Jahr sind. In den einzelnen Kategorien ist Elvis zwar nie wirklich DER Favorit, aber in so einigen – beispielsweise Bester Hauptdarsteller – durchaus in lauernder Position auf einen möglichen Upset. Die Geschichte um das Comeback von Brendan Fraser ist dieses Jahr neben seiner bockstarken Performance aber wohl auch einfach zu gut, wohingegen Butlers Karriere nun erst richtig ins Rollen kommt und er noch genug Zeit hat

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Meine Flop 15 aus dem Jahr 2022

#15 Elvis

Was für mich ausschlaggebend war, den Film hier auf meine Flop-Liste zu packen, ist einfach die todesnervige Inszenierung von Baz Luhrmann (Moulin Rouge, The Great Gatsby). Es gab für mich zwei Filme dieses Jahr, die besonders anstrengend zum Schauen waren und während es bei Everything, Everywhere all at Once um fucking Multiversen geht und es daher durchaus verständlich ist, wenn man manchmal nicht ganz mitkommt beim 1st Watch, geht es bei Elvis ja einfach nur um den Werdegang der titelgebenden Ikone.

Ich fand den Film so überinszeniert und einfach nur ermüdend. Allein diese Szene vom allerersten Auftritt, wo reihenweise die Frauen im Publikum – während sie neben ihren Ehemännern sitzen – in völliger Ekstase durch einen mit seinen Beine wackelnden Elvis quasi zum Höhepunkt gebracht werden, war halt völliger Quatsch. Und so geht das dann noch 2h weiter. Schade, denn Hauptdarsteller Austin Butler passte perfekt und hat echt eine super Leistung abgerufen. Für Tom Hanks hingegen war 2022 eine Scheißjahr, denn neben Pinoccio war er auch hier nicht gut.

#14 Uncharted

Uncharted – Der Film zu einem Spiel, das bekannt und beliebt ist, weil es so inszeniert wird wie ein Film. Klingt unnötig und war es auch. Klar hätte das ein spaßiger Abenteuerfilm werden können und auch mit den vorab kontrovers diskutierten Casting-Entscheidungen für Mark Wahlberg und Tom Holland konnte ich leben auch wenn ich sie nicht für ideal hielt. Doch am Ende spielten beide nur sich selbst und sonderlich viel Chemie war nicht zu spüren. Uncharted schaffte es weder mit seinen Rätseln, den Actionsequenzen oder dem Humor zu punkten so wie es den Spielen ohne große Mühen gelingt. Mittelgroße Enttäuschung.

#13 Morbius

It’s Morbin Time! Die Kritiken zum Film waren vernichtend und das Internet hat den Shit aus diesem Boxoffice-Flop gememet. Durch diese Memes der „Morbheads“ und den dadurch entfachten Buzz auf Social-Media hat das Filmstudio sogar den Glauben bekommen, die Leute würden den Film plötzlich sehen wollen und brachten ihn erneut ins Kino, wo er anschließend natürlich erneut floppte – herrlich.

Das Genre der Superheldenfilme hat dieses Jahr super enttäuscht und Morbius war da keine Ausnahme. Jedoch muss ich sagen, dass er für mich nicht der schlechteste Genrevertreter 2022 war und ich trotz seiner Mittelmäßigkeit in manchen Szenen positiv überrascht wurde. Abschließend bleibt zu sagen, dass Oscargewinner Jared Leto einfach kein Händchen für die richtigen Comicstoffe hat und nach The Suicide Squad nun ein weiteres Mal ins Klo gegriffen hat.

#12 Thor 4: Love & Thunder

Als großer Taika Waititi (Jojo Rabbit) Fan wunderten mich die vielen negativen Kritiken zum vierten Thor Solofilm sehr, vor allem weil der dritte auch schon vom neuseeländischen Regisseur stammte und bei den meisten, inklusive mir, sehr gut ankam. Doch als ich dann Thor: Love & Thunder endlich sah, viel es mir wie Schuppen von den Augen.

Der Film war wirklich ein komplettes Desaster. Der Humor ist zu viel und zündet gleichzeitig aber nur selten. Die dramatischen Momente verlieren auch permanent ihre Wirkung. Einzig Christian Bale als Godslayer Gorr war ein Highlight, obwohl man bei ihm das Gefühl hatte er spielt in einem anderen Film, hat seine Figur immerhin eine nachvollziehbare Motivation.

#11 Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse

Lasst dieses Franchise doch endlich sterben. J.K. Rowling quetscht sich nun schon den drittel Teil aus den Rippen, nichts davon hat mehr irgendwas mit den fantastischen Tierwesen zu tun. Mittlerweile sind wir bei Nazizauberern angekommen. Zusätzlich gibt es im dritten Film auch den dritten Grindewald Darsteller, nachdem man Johnny Depp aufgrund der Amber Heard Vorwürfe rausschmiss und durch Mads Mikkelsen ersetzte.

Dieser Macht seinen Job zugegebenermaßen wenig überraschend sehr gut, stellt aber auch eines der wenigen Highlights dar. Andere Charaktere, die in den letzten Filmen noch als wichtig eingeführt wurden, haben dann einfach gar nichts mehr zu melden in dieser Fortsetzung. Die Handlung des Films ist so unfassbar verwirrend erzählt. Naja, keine Ahnung ob dieser Film nötig war.

#10 Me Time

Drehbuchautor John Hamburg hat vor knapp 20 Jahren die Drehbücher zur „Meine Braut, ihr Vater und ich„-Reihe geschrieben und bereits bewiesen, dass er Komödien kann, doch mit dem Netflixfilm Me Time liefert er eine Gurke des Jahres ab, die sich qualitativ leider seinen letzten Filmen anpasst statt zur alter Stärke zurückzufinden.

Obwohl ich sowohl Mark Wahlberg als auch Kevin Hart mag, vermisste ich hier die Chemie zwischen den beiden Protagonisten. Was bleibt dann noch, wenn zusätzlich auch kaum ein Witz zündet? Richtig: nicht viel. Manchmal versucht der Film dann genreüblich auch ein paar ernsthaftere, emotionale Noten reinzuquetschen ohne sichtlichen Erfolg. Am Ende wird sich Me Time nur für Wahlberg und Hart gelohnt haben – für den Paycheck.

#9 Halloween Ends

Entgegen der meisten Kritiker hat mir der zweite Teil der neue Halloween-Trilogie, Halloween Kills, noch weitestgehend gut gefallen, beim schaurigen Abschluss Halloween Ends stimme ich aber dem allgemeinen Konsens zu: Leider eine herbe Enttäuschung.

Handlungsstränge, die David Gordon Green noch im Vorgänger angefangen hat, werden jetzt komplett ignoriert, obwohl sie gigantischen Einfluss haben müssten. Unseren Michael Myers stellt man irgendwie auf das Abstellgleis für 90% des Films, um stattdessen plötzlich einen weiteren Gegenspieler einzuführen, der statt sich einfach gegen so paar Dullibullies, die er körperlich übertrifft, zu wehren, lieber zum Serienmörder wird.

Immerhin gibt es ein paar nette Kills – auch wenn der neue Killer fast alle davon bekommt und somit Screentime für ihn gebündelt wird. Zusätzlich gibt es dann noch eine merkwürdige erzwungene Liebesgeschichte, die nur weitere Fragen aufwirft und arg komisch wirkt. Die Geschichte um Laurie (Jamie Lee Curtis) findet zwar ihr Ende, der Weg dorthin ist nur leider recht steinig.

Damit ist die Trilogie wenig zufriedenstellend abgeschlossen und wurde von Teil zu Teil schlechter. Doch machen wir uns nichts vor: Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Michael Myers über die Leinwand slashert.

#7 The 355

Jessica Chastain, die ich für eine der besten und sympathischsten Schauspielerinnen halte und die in diesem Jahr auch verdient den Oscar gewonnen hat, brachte diesen Film auf den Weg. Als Produzentin und Hauptdarstellerin bewarb sie ihn als endlich mal einen tollen Actionfilm, der durch seinen weiblichen Fokus ja soviel anders wäre und vieles besser machen sollte als es der typische testosterongeladene Agentenfilm üblicherweise macht.

Herausgekommen ist aber genau das Gegenteil. Es handelt sich um ein generisches Abziehbild eines 0815 Agentenfilms, der so schon tausende Male existiert. Vorhersehbare Geschichte und Twists kombiniert mit shaky-cam-Actionszenen können selbst vom namenhaften, oscarprämierten Cast nicht gerettet werden.

#6 Jurassic World: Dominion

Dieses Franchise findet sein unrühmliches Ende. Den ersten Teil fand ich noch ganz unterhaltsam trotz mittelmäßiger Qualität, den zweiten Teil fand ich immerhin teils sehr atmosphärisch inszeniert auch wenn er noch dümmer war, doch der dritte Film macht einfach nur alles falsch.

Die Charaktere sind nach 3 Teilen einfach noch genauso langweilig, dumm und belanglos, so dass man sich extra den Originalcast aus den 90s ins Boot holen musste, um überhaupt Figuren zu haben, die einen interessieren. Aus dem Ende des zweiten Teils, macht man fast nichts. Die Idee, dass die Dinos nun mit uns leben, wurde so wenig ausgebaut und hauptsächlich in einer 60 Sekündigen Montage abgehandelt, stattdessen war man der Meinung, dass man nun Killerheuschrecken statt Dinos in den Mittelpunkt stellen müsste?!

Die Effekte, der Plot & Chris Patts millionenfach gememte Handgestik, die auch in diesem Film das Allheilmittel für alle Probleme ist, machen diesen Film zu einem furchtbaren Abschluss der Trilogie.

#5 Black Adam

„The Hierarchy of Power in the DC Universe is about to change“. Mit dieser Ankündigung hat Dwayne “The Rock” Johnson monatelang sein Passion-Project beworben. Seit 10-15 Jahren würde The Rock wohl schon am Stoff und der Umsetzung für den DC Antihelden “Black Adam” arbeiten. Alles würde mit ihm und diesem Film anders werden. Well, that one backfired.

Der Film ist leider absolute 0815 Superheldenkost, mit weitestgehend langweiligen Actionsequenzen, weil Black Adam wie Superman einfach ein langweiliger, gottgleicher Charakter ist. Die Erzählweise und Geschichte an sich ist auch nicht mehr als Standard. Zudem ist der schwächste Charakter ausgerechnet Black Adam selbst.

Eines der wenigen Highlights war für mich der Kampf, wo die Charaktere der Justice League einen kleinen Cameo haben. Auch von Pierce Brosnans Figur hätte ich gerne mehr gesehen. Ein weiterer Lichtblick war die Post-Credits-Szene. Wie man mittlerweile weiß, ist aber genau diese Post-Credits-Szene irrelevant geworden.

Denn am Ende war das Einspielergebnis enttäuschend und DC hat seine Chefetage ausgetauscht und erhofft sich durch James Gunn eine positive Neustrukturierung. Erste Amtshandlung: Henry Cavill als Superman und The Rock als Black Adam kommen vorerst nicht zurück auf die Leinwand.

#4 Tod auf dem Nil

Regisseur und Schauspieler Kenneth Branagh hält den Rekord als einzige Person in 7 verschiedenen Kategorien für den Oscar nominiert worden zu sein. Er gewann erst dieses Jahr für das beste Original-Drehbuch für seinen autobiographischen Film Belfast den Goldjungen. Und dennoch schafft auch dieser Überflieger hin und wieder absolute Grütze abzuliefern.

Tod auf dem Nil ist nach Mord im Orientexpress bereits der zweite Agatha Christie Stoff, den Branagh als Regisseur und Hauptfigur Hercule Poirot inszenierte. Beide Filme kommen nicht an die Originalverfilmungen ran, aber Tod auf dem Nil ist meiner Meinung nach deutlich schlechter als Mord im Orientexpress. Der Cast ist zwar hochwertig, kommt aber kaum zur Geltung. Statt an einem richtigen Set zu drehen, ist der Film ein reines Greenscreen-Massaker der schlechteren Sorte. Insgesamt ein hässlicher, belangloser Film.

#3 Moonfall

Roland Emmerich Filme sind entweder großer Müll oder immerhin unterhaltsames Katastrophenkino. Leider reiht sich Moonfall nicht zu Filmen wie Independence Day oder 2012 ein, sondern eher zur schlechteren Müllkategorie. Wie immer rudert der gute Cast rum, um die Quatschstory irgendwie zu tragen, die Effekte sind maximal mittelmäßig und zum Ende hin versucht uns der Film noch eine weitere Ebene in der Geschichte aufzudrücken, die einfach gar nicht funktioniert. Langweilig

#2 Choose or Die

Bekloppter Netflix-Horrorfilm von der Stange. Netflix hat dieses Jahr ein paar sehr gute Produktionen veröffentlicht, aber Choose or Die ist vermutlich eine der miesesten des Jahres. Die Idee von einem uralten Spiel, das den Spieler dazu zwingt eine Wahl zu treffen oder andernfalls zu sterben, ist schon doof, aber wenn dann auch noch alles übernatürlich ist, kann ich damit gar nichts anfangen.

Ich finde, wenn man die Geschichte eher als ein Psychothriller aufgezogen hätte und ein Psychopath seine Spieler erpresst und zu einer Wahl zwingt, hätte ich damit mehr anfangen können. Stattdessen gibt es eine überirdische Komponente, die sich an nichts halten muss, alles weiß und mit den Protagonisten macht was sie will. Dazu noch paar billige Effekte und fertig ist ein langweiliger Horrorfilm.

Mittlerweile hat man so viele coole Ideen für das Horrorgenre – alleine in diesem Jahr mit beispielsweise Malignent, X, The Barbarian oder Smile, da stinkt ein Choose or Die gnadenlos ab.

#1 Pinocchio (Zemeckis, Disney)

Zemeckis hat mit Filmen wie der „Zurück in die Zukunft„-Trilogie, Forrest Gump oder Cast Away bereits viele Klassiker zur Filmhistorie beigetragen. Wenn er das gerade nicht tut, dann kommen so Filme wie Pinocchio raus, die optisch so unterirdisch und uncanny aussehen, dass man sich ernsthaft fragen muss, wer das durchgewunken hat.

Inszenatorisch kann Disneys Neuauflage leider nicht viel und Amerikas beliebtester Schauspieler, Tom Hanks, kommt hier mit einem furchtbaren Akzent und einer seiner schlechtesten Performances seiner Karriere daher. Alles in Allem wischt die Pinocchio Version von Guillermo Del Toro dieses Jahr und für alle Zeit den Boden mit Zemeckis Variante auf – in allen Belangen. Höchststrafe, wenn ein Kollege im selben Jahr den gleichen Stoff verfilmt und um 10 Stufen besser ist.

Meine Top 15 aus dem Jahr 2022

#15 The Menu

The Menu ist nicht gerade die subtilste Gesellschaftskritik des Jahres, aber definitiv eine der schönsten. Eine, wo dir als Zuschauer gleichermaßen das Wasser im Mund zusammenläuft als auch der Atem gefriert. Als ob es nicht ausgereicht hätte, dass Anya Taylor-Joy und Nicholas Hoult als Leinwandpärchen eine so unangenehme, toxische Dynamik entwickeln, die zunehmendes Unwohlsein auslöst, da werden sie noch getoppt von Ralph Fiennes.

Als Starkoch und Küchengeneral hat dieser nicht nur sein Küchenteam, sondern auch jeden Gast und uns als Zuschauer völlig im Griff. Spätestens wenn er mit den Händen klatscht, verstummt auch der letzte im Raum und klebt an den Lippen des Meisters. Die Geschichte bleibt lange mysteriös und unberechenbar auch wenn es nicht viele Gehirnzellen benötigt, um die Kritik an der Upperclass und einem gewissen Kunstkult aufzunehmen. Gerade Anja Taylor Joys Figur ist für den Zuschauer als Ankerpunkt zu verstehen, die an so mancher Stelle ausspricht was man selbst denkt. Am Ende hat mich The Menu nicht vollends gesättigt, doch für den Auftakt meiner Top15 reicht es in 2022 allemal.

#14 The Northman

Robert Eggers gilt seit einigen Jahren als einer der interessantesten Regisseure. Mit gerade mal 38 Jahren kann er bereits mehr Hits vorweisen als so mancher Regieveteran. Seine Werke zeichnen sich vor allem durch eine historische Genauigkeit und authentische Inszenierung aus, die dann zusätzlich noch mit spannenden Ideen und Konzepten gepaart werden.

Nach dem kleinen folklore Horrorfilm The Witch und dem schwarz-weiß Drama Der Leuchtturm, traute sich Eggers dieses Mal an ein vergleichsweise hochbudgetierte Rachegeschichte. Wie üblich bewegt sich Eggers geschickt auf einem schmalen Grat zwischen Realismus und Fiktion und liefert eine grandios bebilderte, atmosphärisch dichte Geschichte, die die beliebten Vikingerstoffe im Fernsehen noch einmal dreckiger erzählt. Insgesamt ist The Northman ein Trip, der mal wieder aus der breiten Masse heraussticht und Eggers Fans glücklich stimmt.

#13 The Woman King

Die Produktion zu The Woman King war langwierig und steinig. Seit knapp einem Jahrzehnt ist das auf wahren Begebenheiten basierende Drehbuch von Maria Bello und Dana Stevens bereits in Umlauf, doch galt lange Zeit als nicht produzierbar, da man befürchtete ein hauptsächlich schwarzer Cast würde finanziell floppen. Ironischerweise war es dann ausgerechnet Marvels Black Panther, der mit seiner fast ausschließlich schwarzen Besetzung Milliarden einspielte und Bedenken ausräumte.

An dieser Stelle schließt sich dann auch der Kreis, weil beide Filme eines gemeinsam haben: die rein weibliche königliche Garde. Die weiblichen Kriegerinnen in Black Panther sind nämlich von den Agojie, um die es in The Woman King geht inspiriert. The Woman King, angeführt von Oscar-Gewinnerin Viola Davis, ist ein feministisches Werk mit tollen Actionsequenzen, einem starken Cast und einer interessanten Geschichte.

Hier und da übertreibt man es vielleicht in den Dialogen ein wenig mit den Empowerment-Phrasen und reißt tiefergehende Themen auch nur an statt sie näher zu beleuchten, aber insgesamt gefiel mir der Film sehr gut in seiner Inszenierung und Bedeutung.

#12 Nope

Jordan Peele zum Dritten. Nach dem grandiosen Get Out, dem durchwachsenen Us, kommt nun Nope. Auch wenn nicht alles unfassbar gut ist, was Peele hier seit Jahren liefert, schafft er es aufjedenfall immer im Gespräch zu bleiben mit seinen Filmen.

Das liegt vor allem daran, dass seine Filme oberflächlich zwar als Horror- oder Thrillerfilme rüberkommen, aber eigentlich alle durchweg noch ein wenig tiefer gehen und sowohl satirische, politische und gesellschaftliche Aspekte integrieren. Auch Nope ist hier keine Ausnahme.

Der Trailer hatte mich eigentlich völlig kalt gelassen und meine Vorfreude auf den Film ging gen Null. Umso positiver war ich dann aber letztlich gestimmt als ich den Film sah. Ich fand ihn atmosphärisch sehr stimmig, Oscar-Preisträger Daniel Kaluuya, Keke Palmer und Steven Yeun geben der Geschichte Tiefe.

Die Story an sich ist irgendwo mysteriös und düster, teils – wie auch schon in Get Out und Us – aber auch mitunter sehr witzig. Insgesamt war Nope deutlich besser als erwartet und ist gefühlt ein wenig zu sehr untergegangen. Mir blieb er jedoch länger im Gedächtnis.

#11 Im Westen nichts Neues

Tolle deutsche Neuauflage des Klassikers von Erich Maria Remarque, dessen Vorlage ich noch im Schulunterricht gesehen habe. Atmosphärisch, brutal und ungeschönt zeigt auch diese Version die Sinnlosigkeit mit der an der damaligen Westfront Millionen Menschen, teils noch fast Kinder, in Ihr Verderben gestürzt wurden, um gerade mal ein paar hundert Meter Land zu verteidigen oder zu erobern.

Im Westen nichts Neues ist sehr hochwertig produziert und mit 9 Oscar-Nominierungen überraschend großzügig von der Academy bedacht worden. Wie auch schon Parasite vor 3 Jahren gelingt Im Westen nichts Neues sogar das Kunststück neben dem Auslandsoscar zusätzlich noch für „den Besten Film“ nominiert zu sein. Oft ist die Auszeichnung für den besten ausländischen Film der leichte Weg für die Academy das internationale Kino abzufrühstücken ohne damit die wichtigste Kategorie zu beeinflussen. Glücklicherweise lockert sich das nun langsam auf und hier mal wieder einen deutschen Film zu sehen ist toll – auch wenn er vielleicht am Ende in beiden Kategorien ohne Auszeichnung rausgehen könnte.

#10 She said

Die deutsche Regisseurin Maria Schrader hat die letzten Jahre vor allem mit Ihrer Serie Unorthodox und Deutschland 83 weltweit punkten können. Jetzt liefert sie mit She said einen der wichtigsten Filme des Jahres. In She said geht es um die beiden New York Times Journalistinnen Jodi Kantor und Megan Twohey, die mit Ihrer Recherchearbeit es schafften trotz aller Widrigkeiten die #MeToo-Bewegung ins Rollen zu bringen und letztlich Harvey Weinstein, den mächtigsten Filmproduzenten Hollywoods zu Fall zu bringen, der systematisch über Jahrzehnte seine Machtposition ausnutzte um Angestellte und aufstrebende Frauen der Filmbranche sexuell zu missbrauchen.

She Said ist ein tolles Journalistendrama, dass ähnlich wie Spotlight ohne viel Spektakel und Nebengeräuschen fokussiert diese Geschichte erzählt und dem Zuschauer nochmal zeigt, wie ein ganzes System Personen wie Weinstein jahrelang decken konnte. Carey Mulligan und Zoe Kazan können hier eine starke schauspielerische Leistung zeigen. Gerade Mulligan lieferte schon im letzten Jahr mit Promising Young Woman nicht nur meinen liebsten Film der Oscars ab, sondern auch einen weiteren Film indem es um sexuellen Missbrauch und toxische Maskulinität geht.

Insgesamt ist der Film leider untergegangen und hat überraschend wenig Aufmerksamkeit bekommen, doch für mich hat er seinen Platz in meiner Top15 verdient.

#9 RRR

Der indische Film ist seit Jahren auf dem aufsteigenden Ast und immer mehr Filme finden Ihren Weg auch in westliche Kinos oder Streamingdienste. Das liegt meiner Meinung auch daran, dass es längst nicht mehr nur der klischeebehaftete Bollywoodstreifen ist, wie man ihn vor Jahren noch hauptsächlich sehen konnte.

RRR kommt zwar auch nicht drumherum wilde Tanz- und Gesangseinlagen zu integrieren, aber diese unfassbar stylische Bromance mit einigen der kreativsten Actionszenen des Jahres hat vor allem genug Schauwerte zu bieten, um dich vom Hocker zu hauen. Zusehen ist der Film hierzulande auf Netflix.

#8 Thirteen Lives

Thirteen Lives erzählt die wahre Geschichte über das thailändische Fußballteam, dass durch einen monsoonartigen Regenfall 2018 in einem überschwemmten Höhlensystem eingesperrt wurde bis es durch immensen Aufwand und internationaler Zusammenarbeit aus 17 Ländern nach Tagen gerettet werden konnte.

Der Film hat mit Viggo Mortensen, Colin Farrell oder auch Joel Edgerton zwar einen namenhaften Cast, aber alle Darsteller nahmen sich gekonnt zurück, um die Geschichte in den Vordergrund zu rücken. Sie ist toll aufbereitet und spannend erzählt.

Für mich als Zuschauer war die Rettungsaktion einfach nur unfassbar. Zudem wurde alles mit krassem Aufwand und detailtreue inszeniert. Die Schauspieler haben auf eigenen Wunsch Ihre Tauchszenen selbst gedreht und in riesigen Tanks wochenlang die einzelnen Höhlenabschnitte nachgebaut und in Ihnen trainiert. Die echten Taucher und Retter haben bestätigt wie akkurat der Film ist und nur das Wasser noch zu hell dargestellt wurde, weil man in der Realität wohl einfach gar nichts sehen konnte. Unfassbar.

Spannender Film, gut inszeniert und eine unglaubliche Geschichte.

#7 Everything Everywhere All at Once

Die Daniels wie die beiden Regisseure sich nennen, haben es vor einigen Jahren mit Swizz Army Man auf meine Topliste des Jahres geschafft. Everything everywhere all at once wurde dieses Jahr noch viel mehr gefeiert. Es ist wohl der „Geheimtipp“ des Jahres und für viele sogar der beste Film des Jahres. Für mich schafft er das noch nicht, was vor allem daran liegt, dass ich Ihn nur erst einmal gesehen habe.

Üblicherweise reicht das auch, jedoch ist es hier ein wenig anders, denn im Gegensatz zu Dr.Strange 2 and the Multiverse of Madness, nimmt es Everything, everywhere all at once mit den Multiversen ernst. Der Film ist so krass inszeniert und die Reizüberflutung auf Maximum, dass ich beim ersten Mal gar nicht alles erfassen konnte und es sogar auch als anstrengend empfand. Dennoch ist der Film allein technisch schon wahnsinnig gut, die Ideen sehr kreativ, die Geschichte auf mehr als einem Weg emotional und vor allem Michelle Yeoh wird hier ein Denkmal gesetzt. Yeoh kann in diesem Film so viele Facetten zeigen und brilliert in allen.

Ich werde den Film demnächst ein weiteres Mal anschauen und könnte mir eine noch besser Platzierung vorstellen.

#6 Barbarian

Barbarian ist einer der interessantesten Filme des Jahres für mich. Die Grundidee, dass ein Mann und eine Frau das gleiche AirBnB gemietet haben und sich arrangieren müssen, ist schon mal ein guter Anfang. Wenn man dann noch einbezieht, wie eine solche Situation unterschiedlich interpretiert und wahrgenommen werden kann, wenn man eine Frau oder ein Mann ist, dann bekommt der Film eine weitere Ebene.

Dieser Teil des Films hat mir schon mal sehr gut gefallen und ging eher in eine psychologische Richtung. Im Prinzip ist das aber nur der Auftakt, denn in der zweiten Hälfte nimmt der Film nochmal eine ganz andere Wendung, die ich nicht spoilen möchte, jedoch wird es dann zu einem eher klassischen Horrorfilm. Auch wenn der Film nicht zu 100% rund ist und gerade am Ende noch ein stückweit sauberer geschrieben werden hätte können, kann Barbarian mit ein paar netten Ideen, gutem Schauspiel, gelungener Kameraarbeit und einem atmosphärischen Score punkten und gehört neben Smile, X und Malignent zu meinen liebsten Horrorfilmen des Jahres 2022. 

#5 Pinocchio (Del Toro)

Wer mich kennt weiß dass Guillermo del Toro einer meiner liebsten Regisseure und Visionäre Hollywoods ist. Seine Fantasie scheint endlos zu sein und die Konzepte und Ideen die er umsetzt, haben immer einen gewissen Reiz auf mich. Als bekannt wurde, dass del Toro nach vielen Jahren endlich seine Version von Pinocchio für Netflix machen würde, war ich nicht sonderlich interessiert, da ich ein größerer Fan von seinen eigenständigen Stoffen bin. Zusätzlich gab es von Zemeckis dieses Jahr bereits eine Adaption des Klassikers die furchtbar war und es sogar auf meine Flopliste schaffte.

Doch dann kommt Del Toro mit diesem so fantastischen Stop-Motion-Film, dessen liebevolle Charaktere und Geschichte einen emotional so mitnehmen und berühren, dass schnell klar wird: ja, wenn es noch eine weitere Verfilmung von Pinocchio geben musste, dann diese. Ich fand es gelungen die Geschichte zur Zeit des Mussolini Faschismus spielen zu lassen. Toll war auch der Synchroncast rund um Ewan McGregor und Christoph Waltz.

Allein der Aufwand und die Liebe, die da jahrelang in die Produktion floss ist atemberaubend. Ich kann an dieser Stelle auch das Making-of zum Film empfehlen was mich mit offenem Mund zurückließ. Klare Empfehlung.

#4 The Batman

Matt Reeves ist einfach der Shit. Als großer Fan seiner „Planet der Affen“-Filme, hatte Reeves bei mir definitiv den Benefit of the Doubt als er für den Film bekannt gegeben wurde. Auch als es hieß, dass Robert Pattinson Batman spielen wird, war die Kontroverse groß im Internet, doch wenn man gerne auch mal Filme abseits der Blockbuster schaut, weiß man, dass Pattinson in unzähligen Filmen der letzten Jahre wie Good Times, der Leuchtturm u.v.m. gezeigt hat was für ein guter Schauspieler er ist.

The Batman fängt aber nicht wie Christopher Nolan an, die Entstehungsgeschichte des Dunklen Ritters zu erzählen und erspart uns somit die 150igste Interpretation der Ermordung seiner Eltern. Stattdessen fokussiert sich der Film auf eine von vielen Fans geforderte Facette des Helden – seine Spürnase. Als angeblich bester Detektiv der Welt, wurde diese Seite bislang nur sehr stiefmütterlich behandelt. Reeves bastelt hier aber mehr einen düsteren Thriller mit Detektivgeschichte ins gritty Gotham als einen reinen Action-Blockbuster und findet hierfür mit dem Riddler einen perfekten Antagonisten.

The Batman punktet mit seiner Atmosphäre, seinem guten Ensemblecast und die toll inszenierten Actionsequenzen. Definitiv weniger als in der Nolan-Trilogie, aber sehr hochwertig implementiert. Diese Interpretation vom beliebtesten Superhelden der Welt ist sicherlich nicht für jeden Zuschauer, aber für mich hat es geklickt und ich freue mich auf eine Fortsetzung.

#3 Prey

Wie bei fast allen Franchises kam dieses Jahr auch Predator nicht drum herum nach etlichen, meist schlechter werdenden Fortsetzungen und Reboots einen weiteren Teil spendiert zu bekommen, der als Prequel die Vorgeschichte erzählen soll. So versetzt uns Prey noch vor die Zeit des ersten Predatorteils mit Arnold Schwarzenegger aus den 80s und lässt den ultimativen Jäger auf einen indigo Stamm los.

Mir hat dieses Konzept, dieses Runterbrechen auf das Minimum sehr gut gefallen. Mit Pfeil und Bogen gegen den Predator. Wie soll das gehen fragt man sich, doch der Film schafft es gekonnt diese Hürde zu meistern, denn erstens ist auch dieser Jäger noch lange nicht so weitentwickelt wie wir es aus den anderen Filmen kennen und zweitens haben wir eine fantastisch gespielte Hauptprotagonisten – verkörpert von Amber Midthunder -, die uns in Ihrer Entwicklung zur Heroine mitnimmt.

Der Predator sucht die Challenge, er will immer der stärkste auf dem Planeten sein und so sehen wir auch wie dieser sich steigert und zunächst noch Wildtiere duelliert und unsere Heldin links liegen lässt, weil sie für ihn keinerlei Gefahr darstellt. Im weiteren Verlauf wird der ultimative Jäger immer mehr geprüft und auch Naru, die parallel immer stärker wird, dazu lernt und letztlich zur größten Bedrohung anwächst, wird immer mehr zu einer Heldin.

Das Ganze wurde mit tollen Bildern, einfallsreichen Ideen und klasse Action inszeniert und war für mich einfach ein rundes Ding, das für mich zum zweitbesten Teil der Reihe avancierte, wenn er nicht sogar an der Spitze steht. Nach 10 Cloverfield Lane kann Regisseur Dan Trachtenberg auch hier wieder überzeugen.

#2 Top Gun: Maverick

Das Warten hat sich gelohnt: Trotz mehrfacher Verschiebungen ist Top Gun: Maverick der beste Blockbuster des Jahres. 36 Jahre nach dem Original kann der Film mit einem tollen Cast, atemberaubender Action, phänomenaler VFX-Arbeit und grandioser Kamera punkten.

Strukturell orientiert sich Maverick zwar schon viel am 80s Hit, aber im Detail konnte die Geschichte für mich dann immer noch so Spitzen setzen, die mich teils emotional abgeholt haben oder einfach an die Leinwand fesseln konnten. Ähnlich wie es ein Star Wars Episode VII zu SW: IV tat.

Der letzte richtige Filmstar, Tom Cruise, ist einfach eine Maschine und von Film zu Film werden seine Stunts aufwendiger und waghalsiger. Auch für Top Gun: Maverick wurde wieder so viel selbst gemacht wie es möglich war und das überträgt sich einfach auf die Qualität des Filmes und Begeisterung des Zuschauers.

Grandioses, simpler Action-Blockbuster wie man ihn nur noch selten in dieser Qualität bekommt und zurecht der Film, den ich dieses Jahr am häufigsten gesehen habe.

#1 Athena

Dass die Franzosen eine starke Kinokultur haben, ist bekannt. Für mich persönlich wird es immer spannend, wenn ein französischer Film sich mit den sozialen Missständen Frankreichs beschäftigt und beispielsweise die Banlieus Paris erkundet wie z.B. ein La Haine / Hass und das angespannte Verhältnis zur Polizei beschrieben wird. Athena, den man auf Netflix sehen kann, bringt das alles auf die Spitze und hat atemberaubende Bilder, die zur dichten Atmosphäre beitragen.

Zusätzlich ist mir der Film vor allem durch seine grandiosen Plansequenzen im Gedächtnis geblieben. Die ersten 10 Minuten des Films toppen inszenatorisch für mich alles dieses Jahr.

Dune | Kritik / Review (Oscars 2022)

Storyanriss:

Paul Atreides (Timothee Chalamet) siedelt gemeinsam mit seinem Vater Herzog Leto (Oscar Isaac), seiner Mutter Lady Jessica (Rebecca Ferguson) und dem gesamten Hauststand des Adelshauses Atreides auf den Planeten Arrakis um, der auch als Dune bekannt ist. Dort sollen die Atreides sicherstellen, dass das Spice, eine Droge, die intergalaktische Reisen erst möglich macht und nur auf Arrakis zu finden ist, weiter abgebaut wird. Doch die Reise nach Arrakis entpuppt sich als Falle, die Baron Vladimir Harkonnen (Stellan Skarsgård) den Atreides gemeinsam mit dem Herrscher des galaktischen Imperiums gestellt hat. Paul muss gemeinsam mit seiner Mutter in die endlosen Wüsten von Dune fliehen, wo er auf die geheimnisvollen Fremen um deren Anführer Stilgar (Javier Bardem) und die furchtlose Chani (Zendaya) trifft, ein nomadisches Wüstenvolk, das auf die Ankunft eines prophezeiten Erlösers wartet.

Fazit:

Frank Herberts Dune aus dem Jahre 1965 galt als einer dieser unverfilmbaren Kultromane. Auch wenn frühere Versuche wie David Lynchs Dune von 1984 durchaus ihre treue Fangemeinde haben, gab es ein weitaus größeres Lager, das sich eine moderne Verfilmung des Stoffes in seiner Komplexität und mit modernster Technik gewünscht hat.

Als dann bekannt wurde, das der vielleicht beste Regisseur der letzten Dekade, Denis Villeneuve, dem bereits mit Blade Runner 2049 entgegen aller Vorzeichen eine Fortsetzung zu einem Kultklassiker gelang, an einer neuen Dune-Verfilmung arbeitete, war es um mich und sämtlichen Fans weltweit geschehen.

Als dann auch noch gefühlt wöchentlich neue Verpflichtungen für die Besetzung bekannt gegeben wurden und sich ein Cast der Superlative formte, holte man auch weit über die Fanbubble ab und auch der Mainstream entwickelt ein immer größeres Interesse. Zugegeben war es auch genau das was der Film brauchte, denn solche epischen Schinken benötigen nun mal möglichst viele Zuschauer, um den Filmstudios zu signalisieren, dass es sich für sie lohnt auch die gesamte Geschichte zu verfilmen und nicht wieder ein Buchfranchise nach einem Eintrag einzustampfen wie beispielsweise Eragon, Mortal Engines, Die Insel der besonderen Kinder oder Der Goldene Kompass.

Glücklicherweise kann ich an diesem Punkt nun schon bestätigen, dass genug Leute den Film gesehen haben und Denis Villeneuve bereits an den Fortsetzungen arbeitet – God bless.

Natürlich leidet Dune – Part One wie der Titel es vermuten lässt daran, dass er natürlich nur Part One ist. Mich störte es zwar nicht super stark, aber die Kritik, dass es sich oft anfühlt als ob man eben nur Dinge die weit in der Zukunft stattfinden nur anteast und eine eher mittelmäßig abgeschlossene Geschichte bzw. eigenständigen Film bekommt, ist durchaus legitim. Wäre das Franchise nun nach nur diesem Film eingestampft worden, hätte man zwar höchste Qualität in allen Bereichen bekommen, aber keinen runden Film.

Denis Villeneuves Dune nimmt sich viel Zeit um erstmal, wie wir es auch von Game of Thrones kennen, Familienverhältnisse und die einzelnen Fraktionen zu etablieren, was ich als wichtig und richtig und keineswegs langweilig empfand und trotzdem kratzte man hier nur an der Oberfläche.

Der Score von Hans Zimmer und die Kameraarbeit von Greig Fraser sorgen dafür, dass man diesen Film im Optimalfall auf der größten und besten Leinwand mit dem stärksten Soundsystem schauen sollte. Die Bilder sind wunderschön und gewaltig, der Sound wummert durch den Körper. Generell sind die Ausstattung, das Kostümdesign, die visuellen Effekte und alles was man zu den technischen Kategorien zählen kann erstklassig. Die Konkurrenz ist stark, aber ich nehme an, dass Dune hier den ein oder anderen Oscar abräumen wird.

Was ich hingegen gar nicht verstehe, ist das Fehlen von Denis Villeneuve in der Kategorie Beste Regie. Ich mein, wenn es jemandem gelingt so einen Stoff in der Qualität SO umzusetzen, sollte er für mich hier auch geehrt werden. Eher als ein Spielberg für West Side Story zum Beispiel, der hier eins zu eins ein Remake inszenierte.

Spätestens in der zweiten Hälfte überschlagen sich stellenweise die Ereignisse und nicht jeder der Teil des gigantischen hochkarätigen Casts ist, bekommt viel Screentime oder eine volle Charakterentwicklung. Letztlich nehme ich auch einfach jede Szene, die ich mit Schauspieler:innen wie Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson, Zendaya, Oscar Isaac, Jason Momoa, Stellan Skarsgard, Josh Brolin oder Javier Bardem kriegen kann, gerne mit. Am Ende war für mich zu jeder Zeit genug da um investiert zu sein mehr über die Figuren, die Welt und die Lore erfahren zu wollen.

Der Film lässt so einige Fragen offen, aber war ein so grandioses Filmerlebnis, so dass ich es nicht erwarten kann die Fortsetzungen im Kino zu sehen.

Nightmare Alley | Kritik / Review (Oscars 2022)

Storyanriss:

Auf einem düsteren Jahrmarkt findet der vor seiner Vergangenheit fliehende Stanton ‚Stan‘ Carlisle (Bradley Cooper) Unterschlupf und lernt bald die Tricks der Schausteller*innen. Durch sein Talent, Menschen um die Finger zu wickeln, nimmt ihn das Mentalistenpaar Zeena & Pete (Toni Collette und David Strathairn) unter ihre Fittiche. Stan wird zum geschickten Schlitzohr, das andere bewusst manipulieren kann. Die kleine Welt des Jahrmarkts reicht ihm bald nicht mehr und er geht in die große Stadt, wo er seine Fähigkeiten bald nicht nur zu Unterhaltung, sondern zu seinem persönlichen Vorteil ausnutzt. Als er mit seiner Masche an die Psychiaterin Lilith Ritter (Cate Blanchett) gerät, lässt die ihn aber nicht auffliegen, sondern hilft ihm. Doch immer mehr zeigt sich, dass Lilith noch gefährlicher als Stan ist. Für den abgebrühten Trickser beginnt ein Spiel, in dem er schon bald die Kontrolle zu verlieren scheint.

Fazit:

Nach CODA, West Side Story und Dune ist Nightmare Alley dieses Jahr das vierte Remake in der Kategorie Bester Film. Guillermo del Toro, der definitiv zu meinen liebsten Regisseuren gehört, verfilmt knapp 74 Jahre später erneut den gleichnamigen Roman von Williams Lindsay Gresham.

Del Toro gehört zu den visuell stärksten Regisseuren Hollywoods, dessen Werke jedoch nicht immer bis zum Ende ausgereift sind. Pans Labyrinth und The Shape of Water gehören zu seinen rundesten Filmen – für letzteren gewann er 2018 sowohl den Oscar als Bester Regisseur, sondern auch für den Besten Film des Jahres. Auch ich habe dem Film seinerzeit die Höchstwertung von 5/5 gegeben.

Nightmare Alley erreicht für mich diese Klasse nur in wenigen Augenblicken, wenn dann vor allem im ersten Akt des Films, der für mich deutlich interessanter und stärker als die zweite Hälfte war. Insgesamt reiht sich der Film für mich in den soliden, visuell herausragenden aber nicht perfekt zu ende gebrachten Werken in del Toros Filmographie á la Crimson Peak ein.

Der Film ist wie man es gewohnt ist von del Toro grandios ausgestattet bis ins letzte Detail, gerade in der ersten Hälfte, wenn wir den Freakshow-Zirkus begleiten, kann sich der Meister des Grotesken austoben ohne Ende. Es wirkt so als ob er Kameramann Dan Laustsen, der schon Shape of Water filmte, kurz mal die Tür zu seinem privaten Kuriositätenkabinett, was er in seinem Haus führt, geöffnet hat.

Skurrile, nebulöse Figuren gespielt von Hollywoods Finest – passen einfach wie die Faust aufs Auge und machen viel Spaß, trotz der angespannten und mysteriösen Atmosphäre in der ersten Hälfte. Trotz dieser famos besetzten Schauspielriege – unter anderem Stammschauspieler Ron Perlman – sticht Hauptdarsteller Bradley Cooper raus. Cooper liefert hier wie gewohnt eine sehr starke Performance ab, die nicht nur durchaus hätte nominiert werden können, sondern auch erst in der zweiten Hälfte so richtig von der unnahbaren Femme Fatale Cate Blanchett herausgefordert wird.

Der Film ist trotz seiner 2,5h Laufzeit nie wirklich langweilig, kann aber die Spannung der ersten Hälfte in der zweiten selten für mich halten. Das Finale hingegen kommt dann gefühlt plötzlich viel zu schnell und überrumpelte mich beinahe, bis es dann in einem bittersweeten Ende mündet.

Den Preis für den Besten Film sehe ich Nightmare Alley nicht gewinnen, für das Bestes Kostümdesign, das Beste Szenenbild und die Beste Kamera kann man sich aber große Hoffnungen machen.

King Richard | Kritik / Review (Oscars 2022)

Storyanriss:

Richard Williams (Will Smith) zog zwei der außergewöhnlichsten und besten Tennisspielerinnen aller Zeiten groß. Dabei war der Erfolg von Venus und Serena Williams alles andere als ein Zufall: Schon vor deren Geburt schrieb Richard einen detaillierten 78 Seiten langen Plan, in dem er bereits die professionelle Laufbahn seiner Töchter vorzeichnete. Als Venus (Saniyya Sidney) und Serena (Demi Singleton) gerade einmal viereinhalb Jahre alt waren, gab ihr Vater ihnen schon regelmäßig Tennisunterricht. Doch auch wenn diese unkonventionelle Art der Erziehung auf den ersten Blick durchaus fragwürdig erscheint, so führte er sie zumindest zu enormem Erfolg. Serena gilt für einige Experten als beste Tennisspielerin aller Zeiten und auch Venus konnte große Erfolge feiern und war zumindest eine zeitlang auf Platz eins der Weltrangliste. Die Beziehung zu ihrem Vater aber war für die beiden Mädchen nie eine leichte.

Fazit:

Die meisten Sportdramen erzählen die Geschichte aus der Sicht des Sportstars, King Richard hingegen fokussiert sich, wie der Titel es vermuten lässt, auf den von Will Smith gespielten Vater der beiden Williams Schwestern. Das ist zwar nicht unbedingt meine bevorzugte Inszenierung, aber gelingt hier Regisseur Reinaldo Marcus Green sehr gut.

Solche Charaktere, diese Trainerfiguren, diese Macher und Schleifer wie Will Smith ihn hier spielt, haben eine gewisse Sogwirkung, der ich mich gerne im Kino hingebe.

Will Smith liefert hier nach Filmen wie Ali, Sieben Leben oder Das Streben nach Glück wieder einmal eine oscarworthy Performance. Neben Benedict Cumberbatch ist Will Smith denke ich der größte Favorit im Rennen um den Goldjungen. Seine Leistung überstrahlt zwar alles, jedoch muss sich auch der restliche Cast, vor allem die ebenfalls nominierte Aunjanue Ellis, nicht verstecken.

Gestört hat mich ehrlich gesagt nur bisschen die fehlende Härte. Was ich damit meine ist folgendes: Ob nun Michael Jackson, Beyonce oder sehr wahrscheinlich auch die Williams Schwestern, sie wurden allesamt von ihren Eltern gemanaged und zu Höchstleistungen getrietzt. Das ist wie bei diesen Müttern, die ihre Töchter zu jede Misswahl schleppen, was auf Dauer oft zu Erfolg führt, aber auch Kindheiten und Psychen zerstören kann.

Sicherlich wären Sie ohne diesen Einsatz nicht so durchgestartet, aber gleichzeitig weiß man auch, dass da längst nicht alles Friede Freude Eierkuchen war und der Zweck die Mittel heiligt.

King Richard wurde von den Williams Schwestern produziert und wirkt dann doch sehr versöhnlich. Ich würde einfach mal behaupten, dass Ihre Kindheit deutlich schwieriger war als dargestellt und es sicherlich auch nicht immer Spaß machte im Regen zu trainieren oder ähnliches.

Alles in allem ist King Richard aber ein solides Sportdrama ohne viele Ecken und Kanten, aber mit viel Gefühl und einem herausragenden Will Smith.

Drive my Car | Kritik / Review (Oscars 2022)

Storyanriss:

Der Schauspieler und Theaterregisseur Yusuke Kafuku (Hidetoshi Nishijima) hat vor zwei Jahren seine Ehefrau Oto (Reika Kirishima) verloren. Obwohl er diesen persönlichen Schicksalsschlag noch nicht gänzlich verarbeitet hat, erklärt er sich bereit, bei einem Festival in Hiroshima das Tschechow-Stück Onkel Wanja in Szene zu setzen. Dort trifft Kafuku auf Misaki (Toko Miura), die ihm als Fahrerin zugewiesen wird. Die zurückhaltende junge Frau chauffiert den Künstler fortan in seinem roten Saab 900 zur Arbeit und wieder zurück. Auf ihren gemeinsamen Fahrten beginnen die Beiden ganz zögerlich, sich ihrer Vergangenheit zu stellen und öffnen sich einander, um von ihrer beider Leben zu berichten.

Fazit:

180 Minuten japanisches Drama. 3 Stunden Film in dem nicht sonderlich viel passiert und dennoch fällt es mir unglaublich schwer, dieses fantastische Werk des japanischen Regisseurs Ryusuke Hamaguchi, der erst vor wenigen Monaten für Wheel of Fortune and Fantasy den Jury-Preis der Berlinale bekommen hat, in Worte zu fassen.

Während ich mich bei The Power of the Dog gelangweilt habe, konnte sich Drive my Car sogar einen 40 Minuten Prolog vor der eigentlichen Geschichte leisten, ohne mich auch nur ansatzweise anzuöden.

Virtuos inszeniert und behutsam beobachtet, verwebt Ryusuke Themen wie Liebe, Tod, Trauer, Sex, Betrug, Ehrlichkeit, Oberflächlichkeiten, Innigkeit, Gewohnheit, Schicksalsschläge, Verlust geliebter Menschen, Vergebung für sich und andere, Loslassen, emotionale Last von der Seele reden, Zuhören, Schuldgefühle, Dankbarkeit, Schweigen und tiefste Verbundenheit miteinander.

Präzise, zurückhaltend und pointiert setzt Ryusuke hier die Kamera, seine starken Schauspieler und den Soundtrack ein, um den Zuschauer auf fast poetische Art emotional zu berühren.

Hierbei beantwortet er nicht zwangsläufig alle aufkommenden Fragen, lässt Vieles im Ungefähren – so wie es auch seine Hauptfiguren mussten, darf auch der Zuschauer damit umgehen lernen, nicht immer für alles eine Auflösung zu erhalten – ein Stück echtes Leben halt.

Drive my Car ist sicherlich kein Film, den man universell für jeden Filmabend vorschlagen kann, aber wer sich von den vermeintlichen 3 Stunden Road Trip im Saab 900 des Protagonisten nicht sofort abschrecken lässt, wird ihn eventuell als ähnlich fesselnd wie ich empfinden.

Da ich nicht davon ausgehe, dass der Großteil der Academy sich die Zeit für ein dreistündiges japanisches Drama genommen hat, wird Drive my Car als aussichtsreicher Außenseiter ins Rennen um die Oscars gehen.

Licorice Pizza | Kritik / Review (Oscars 2022)

Storyanriss:

Wir schreiben das Jahr 1973: Als der 15-jährige Gary Valentine (Cooper Hoffman) die Foto-Assistentin Alana Kane (Alana Haim) erblickt, ist es um ihn geschehen. Obwohl sie zehn Jahre älter ist, überredet der selbstbewusste Teenager sie zum Abendessen in seinem Stammrestaurant. Bezahlen ist für ihn kein Problem, denn Gary ist sowohl Kinderdarsteller als auch angehender Entrepreneur, der bereits seine eigene PR-Firma gegründet hat. Alana und Gary freunden sich daraufhin immer enger miteinander an, gründen ein gemeinsames Wasserbett-Geschäft und können fortan nicht mehr ohne einander.

Fazit:

Licorice Pizza ist vermutlich der leichteste Film von Paul Thomas Anderson in jüngster Vergangenheit, den wir sonst als Regisseur von Filmen wie There Will Be Blood, Magnolia oder auch The Master kennen. Licorice Pizza ist eine Liebeserklärung an eine Ära Los Angeles‘ wie es auch der vom Anderson so geschätzte Once upon a Time in Hollywood von Tarantino ist.

Nach Der seidene Faden kehrt Anderson zurück zu seinen Wurzeln ins San Fernando Valley, wo er bereits viele Szenen und Filme drehte und auch selbst aufwuchs. Mit Cooper Hoffman und Alana Haim hat Anderson einen echten Glücksgriff für seine Hauptrollen getätigt.

Wer aber glaubt, dass diese Verpflichtungen reiner Zufall waren, der hat sich geschnitten. Denn während Alana Haim Teil der Gruppe Haim ist und Anderson schon ein paar Dutzend Musikvideos für sie drehte, handelt es sich bei Cooper Hoffman um den Sohn der 2014 verstorbenen Schauspiellegende Philip Seymour Hoffman, der zu seinen Lebzeiten selbst ein Stammschauspieler für Anderson war. Wer weiß, vielleicht übernimmt sein Sohn nun dieses Zepter? Mit seiner Debütperformance hätte er sich das redlich verdient.

Neben diesen tollen schauspielerischen Leistungen, kann das liebevolle Coming-of-Age-Drama mit tollen Plansequenzen, eingefangen durch eine bockstarke Kameraarbeit, einem starken Soundtrack und diesem schön eingefangenen und vermittelten Gefühl vom Leichtigkeit bei mir punkten.

Die Geschichte als solches ist relativ losgelöst von einander. Es werden eher kleine Kapitel im Leben des selbstbewussten Kinderschauspielers und Entrepreneurs Gary erzählt und mit einem roten Faden namentlich Alana zusammengehalten, die letztlich immer wieder in das Leben von Gary stolpert, ihn begleitet und am Ende ihren Weg im Leben findet.

Als der Film beginnt steht nicht nur ein Altersunterschied von 10 Jahren zwischen den beiden: beide stehen trotz durchaus knisternder Chemie an unterschiedlichen Punkten in ihrem Leben. Während er mit 15 trotz seiner Figur das Selbstbewusstsein eines Weltstars hat und mit eigener PR-Firma stetig an neuen Ideen tüftelt, steht die 25 jährige an einer Kreuzung in ihrem Leben, wo sie nicht weiß, wohin sie abbiegen soll. Mit ihren Zufallsbegegnungen über Jahre hinweg, ändert sich das und Alana und ihre Entwicklung werden zum Hauptcharakter von Licorice Pizza.

All das erzählt Anderson mit einer Leichtigkeit, skurrilen Figuren und Gastauftritten und viel Liebe. Die Geschichte ist gar nicht so leicht zusammen zu fassen und letztlich stand meiner Meinung nach der herzliche Vibe, das Lebensgefühl im Vordergrund, das denke ich auch bei den meisten Zuschauern so ankommen sollte.

Licorice Pizza ist im Rennen um den Besten Film, den Besten Regisseur und das Beste Originaldrehbuch. Auch wenn der Film in keiner dieser Kategorien als Favorit gilt, kann ich mir einen Upset bei der Verleihung durchaus vorstellen.