Es ist endlich wieder soweit: in wenigen Stunden werden die Oscars in Los Angeles verliehen. Es ist mittlerweile die 97. Verleihung des prestigeträchtigsten Filmpreises der Welt, den Academy Awards. Mein Event-Highlight des Jahres.
Oscars 2024 – was ist passiert
Im Vergleich zum Oscar-Slap 2022, war die Verleihung im letzten Jahr weniger skandalös aber dennoch sehr geil. Oppenheimer gelang es letztlich von 13 Nominierungen 7 Preise mitzunehmen und seinen Favoritenstatus gerecht zu werden. Besonders gefreut hat mich der Sieg von Christopher Nolan, Robert Downey Jr. und Cillian Murphy.
Darüberhinaus präsentierte Billie Eilish ihren Hit „What was i made for?„, der ihr an diesem Abend erneut den Oscar für den Besten Song brachte. Ihr zweiter Oscar – mit 22 Jahren!
Herausragend waren auch die Japaner, die sich überraschend mit Godzilla Minus One in der Beste Effekte-Kategorie gegen die großen amerikanischen Blockbuster durchsetzen konnten. Auch Legende Hayao Miyazaki konnte mit Der Junge und der Reiher nach 21 Jahren seinen zweiten Oscar nach Japan holen.
Was darf man von den 97. Academy Awards erwarten?
Nach Late-Night-Host Jimmy Kimmel, der zum zweiten Mal in Folge und zum vierten Mal die Veranstaltung moderierte, folgt eine weitere Late-Night-Legende. Mit Conan O’Brien führt definitiv Jemand durch den Abend, der von seiner Art und seinem Humor ein Stückweit extremer ist und man sich vielleicht auf die ein oder andere überraschende Aktion freuen darf.
Oscar-Geschichte schreiben The Substance und Karla Sofía Gascon schon jetzt: Der Bodyhorrorfilm The Substance macht die Tür einen Spalt auf für Horrorfilme, die üblicherweise gerne von der Academy ignoriert werden und Karla Sofía Gascón ist die erste offen transsexuelle Schauspielerin, die als „Beste Hauptdarstellerin“ nominiert wurde.
Ich denke man wird an diesem Abend den Feuerwehrleuten und First Responders viel Tribut zollen für Ihre aufopfernde Arbeit während der verheerenden Feuer in Los Angeles. Dieses Jahr weicht man auch ein wenig vom üblichen Programm ab und wird nicht allen Nominierten der Kategorie „Bester Song“ ihren Song präsentieren lassen (in Anbetracht von Emilia Perez – god bless), stattdessen werden eine Hand voll Künstler für Highlights sorgen. So werden Doja Cat, Raye und K-Pop-Star Lisa auftreten und vermutlich ihren gemeinsamen Song Born Again performen. Ein noch größeres Highlight wird wohl der Auftritt der beiden Wicked-Stars Ariana Grande und Cynthia Erivo werden.
Auch US-Rapperin Queen Latifah und der berühmte Chor der Stadt Los Angeles Master Chorale werden auftreten – würde jetzt mal vermuten, dass dies während des „In Memoriam„-Segments der Fall sein wird.






Snubs & Surprises
Biggest Snubs:
- Bester Hauptdarsteller: Daniel Craig für Queer & Hugh Grant für Heretic
- Beste Hauptdarstellerin: Pamela Anderson für The Last Showgirl & Angelina Jolie für Maria
- Bester Nebendarsteller: Denzel Washington für Gladiator 2
- Beste Nebendarstellerin: Margaret Qualley für The Substance
- Beste Regie: Denis Villeneuve für Dune: Part Two, Luca Guadagnino für Challengers & Queer
- Filme: Challengers für seinen Score und Regisseur Luca Guadagnino sowie The Wild Robot, der es in nahezu jede Movie-Topliste 2024 auf das Podest schaffte, aber nicht für Bester Film nominiert wurde, sondern „nur“ für Bester animierter Film.
Biggest Surprises:
Animationsfilm Flow bekommt zweite Nominierung als Bester Ausländischer Film: Eine Nominierung für den besten Animationsfilm galt als sicher, gleichzeitig aber auch Beachtung für den Auslands-Oscar zu erhalten, ist eine Seltenheit. Gratulation Lettland
The Substance durchbricht alte Academy-Muster: Spätestens nachdem Hereditary, der beste Horrorfilm der letzten 20 Jahre, von der Academy völlig ignoriert und gesnubbed wurde, wurde auch dem Letzten bewusst: Mit Horrorfilmen gewinnt man keine Awards. Dass es dieser Geheimtipp des Jahres 2024, The Substance, tatsächlich schafft das Stigma zu durchbrechen und auch noch in den wichtigsten Kategorien des Abends wie Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch und Beste Hauptdarstellerin nominiert zu sein, ist wahnsinnig schön. Jeder einzelne Sieg wäre historisch.
Beste Nebendarstellerin / Actress in a Supporting Role





Monica Barbaro (Like A Complete Unknown) | Ariana Grande (Wicked) | Felicity Jones (Der Brutalist) | Isabella Rossellini (Konklave) | Zoe Saldana (Emilia Pérez)
Wahrscheinlich: Zoe Saldana Wunsch: Zoe Saldana
Hier müsste schon einiges zusammenkommen, um in letzter Sekunde Zoe Saldana noch diesen Preis streitig zu machen. Zoe Saldana war nicht nur die einzig gerechtfertigte Nominierung für Emilia Perez, sie hat zudem auch jeden anderen Preis bislang abgeräumt. Last-Minute-Siege von Rossellini oder Grande wären der erste Schocker des Abends.
Bester Nebendarsteller / Actor in a Supporting Role





Juro Borissow (Anora) | Kieran Culkin (A Real Pain) | Edward Norton (Like A Complete Unknown) | Guy Pearce (Der Brutalist) | Jeremy Strong (The Apprentice)
Wahrscheinlich: Kieran Culkin Wunsch: Kieran Culkin
Auch das männliche Pendant „Bester Nebendarsteller“ scheint dieses Jahr eindeutig zu sein. Obwohl mit Guy Pearce und Edward Norton zwei tolle Schauspieler mit ihren eindrucksvollen Performances lauern, hat Kieran Culkin eigentlich jeden wichtigen Preis zuvor gewonnen und sollte auch bei den Oscars den Goldjungen mitnehmen.
Beste Hauptdarstellerin / Actress in a Leading Role





Cynthia Erivo (Wicked) | Karla Sofia Gascon (Emilia Pérez) | Mikey Madison (Anora) | Demi Moore (The Substance) | Fernanda Torres (Für immer hier)
Wahrscheinlich: Demi Moore / Mikey Madison Wunsch: Demi Moore / Mikey Madison
Vor ein paar Monaten noch war Karla Sofia Gascon klar der am häufigsten genannte Name für eine mögliche Oscar-Nominierung und Gewinn. Als erste Transfrau hätte sie zusätzlich Filmgeschichte schreiben können. Gegenwärtig hat es zwar für die Nominierung gereicht, aber die Skandale der letzten Wochen und Monate, beispielsweise die rassistischen Tweets von Gascon, ließen die Gewinnchancen schwinden. Gleichzeitig hat es The Substance genreuntypisch überraschend zu den Oscars geschafft und die Comeback-Story von Demi Moore bestimmt seitdem die Geschichte und die Award-Season. Sie ist zurecht die Favoritin und wird sehr wahrscheinlich auch gewinnen. Spannend kann es nochmal für Mikey Madison und Fernanda Torres werden, die im Endspurt nochmal ordentlich Stimmen sammeln konnten. Ob es am Ende für einen Sieg im Fotofinish reicht?
Bester Hauptdarsteller / Actor in a Leading Role





Adrien Brody (Der Brutalist) | Colman Domingo (Sing Sing) | Timothée Chalamet (Like a Complete Unknown) | Ralph Fiennes (Konklave) | Sebastian Stan (The Apprentice)
Wahrscheinlich: Adrien Brody / Timothée Chalamet Wunsch: Colman Domingo / Adrien Brody
Die Award-Saison in dieser Kategorie wurde vom Duell Adrien Brody vs Timothée Chalamet bestimmt. Bei Chalamet hatte man zu Letzt das Gefühl er will diesen Preis unbedingt dieses Jahr gewinnen und allen Zeigen, dass sich nicht nur seine jahrelange Vorbereitung auf die Rolle des Bob Dylan gelohnt hat, sondern auch zu den besten Schauspielern aller Zeiten gehört. Und auch wenn ich denke, dass er durchaus verdient gewinnen könnte und ihn sehr schätze, kam es auch ein wenig zu sehr gewollt rüber. Sollte er gewinnen, wäre er der jüngste Gewinner dieser Kategorie jemals. Lustigerweise ist der eigentliche Favorit, Adrien Brody, ausgerechnet derjenige, der diesen Rekord aktuell innehat und ihn verrückterweise ausgerechnet dieses Jahr selbst verteidigen kann. Ich denke Brody wird verdient seinen zweiten Oscar gewinnen, wünschen würde ich mir aber Colman Domingo, der bereits letztes Jahr nominiert war, in den vergangenen Jahren viele sehr gute Projekte hatte und in Sing Sing einfach nur klasse ist. Domingo hat jedoch die geringsten Chancen aller Nominierten. Träumen darf man ja noch.
Bester Film / Best Picture










Anora | Der Brutalist | Dune: Part Two | Emilia Pérez | Für immer hier | Konklave | Like a Complete Unknown | Nickel Boys | Wicked: Part One | The Substance
Wahrscheinlich: Der Brutalist / Anora
Wunsch: Dune 2 / Konklave
Auch hier war Emilia Perez einst als Favorit gesetzt, doch etliche Skandale und ein maximal mittelmäßiger Film haben den Weg frei gemacht für Der Brutalist und Anora. Für mich bleibt Dune 2 der beste Film aller Nominierten in der Kategorie und war auch Platz 1 meiner Top15-Liste für 2024. Jedoch hat Dune 2 maximal Chancen, wenn alle anderen Teilnehmer 10 Minuten vor der Ausstrahlung disqualifiziert werden.
Eine höhere Wahrscheinlichkeit am Ende die beiden Favoriten doch noch zu schlagen, hätte mein drittliebster Film des letzten Jahres, Konklave. Das unterhaltsame Vatikandrama könnte vom besonderen Voting-System der Academy in dieser Kategorie profitieren, da alle Mitglieder sämtliche Nominierte in einem Ranking verschiedene Punkte geben. Deswegen haben Nominierte, die weniger anecken und weniger extrem polarisieren einen Vorteil.
Ich kann mir vorstellen, dass ein Konklave im Durchschnitt höher platziert wird als vielleicht bspw. die Favoriten. Auch The Substance und Wicked könnten nochmal für Überraschungen sorgen auch wenn Der Brutalist und Anora es am ehesten unter sich ausmachen und ich kein Problem mit ihrem Sieg hätte. Letztes Jahr war Oppenheimer der absolute Frontrunner und ist entspannt durchmarschiert. Dieses Jahr ist dieser Wettbewerb deutlich spannender.
Bonus-Kategorien
Beste Regie / Directing
Wahrscheinlich: Sean Baker (Anora) / Brady Corbet (Der Brutalist) Wunsch: Sean Baker (Anora) / Coralie Fargeat (The Substance)
Wie in der Biggest Snubs Rubrik bereits erwähnt, ist es einfach lächerlich, dass man Denis Villeneuve nicht für Dune 2 nominiert hat, vor allem in Anbetracht dessen, dass hier Jacques Audiard für Emilia Pérez aufgenommen wurde und Villeneuve einfach ein absolutes Mammutprojekt gestemmt hat. Doch ich kann es nicht ändern und daher fällt meine Wahl auf Sean Baker, der in den letzten Jahren sich mit seinen Filmen zu einem Geheimtipp unter Cineasten entwickelte und mit seinen außergewöhnlichen Filmen aus der breiten Masse herausstach. Am ehesten wird ihm der Sieg von Brady Corbet mit seiner Arbeit an Der Brutalist geklaut werden können.
Bestes Originaldrehbuch / Original Screenplay
Wahrscheinlich: A Real Pain / Wunsch: The Substance
Großer Favorit ist A Real Pain, das bis hierhin auch schon einige Drehbuchauszeichnungen gewonnen hat. Jesse Eisenbergs Drehbuch könnte dafür sorgen, dass A Real Pain somit für beide Nominierungen die der Film erhalten hat tatsächlich auch den Preis abräumt. Persönlich fänd ich The Substance ein wenig spannender als Sieger.
Bestes adaptiertes Drehbuch / Adapted Screenplay
Wahrscheinlich: Konklave Wunsch: Konklave
Konklave sollte seiner Frontrunnter-Rolle gerecht werden und am Ende verdienter Weise gewinnen. Nickel Boys fand ich eher enttäuschend, A Complete Unknown zu safe, Emilia Perez zu hanebüchen und Sing Sing ist ein zu großer Außenseiter.
Zusammenfassung aller Kategorien
Wunsch:
Zoe Zaldana (Nebendarstellerin)
Kieran Culkin (Nebendarsteller)
Demi Moore / Mikey Madison (Hauptdarstellerin)
Colman Domingo / Adrien Brody (Hauptdarsteller)
Dune: Part 2 / Konklave (Bester Film)
Sean Baker (Beste Regie)
Konklave (adapt. Drehbuch)
The Substance (Orig.drehbuch)
Wahrscheinlich:
Zoe Zaldana (Nebendarstellerin)
Kieran Culkin (Nebendarsteller)
Demi Moore / Mikey Madison (Hauptdarstellerin)
Adrien Brody / Timothee Chalamet (Hauptdarsteller)
Der Brutalist / Anora (Bester Film)
Sean Baker (Beste Regie)
Konklave (adapt. Drehbuch)
A Real Pain (Orig.Drehbuch)