And the Oscar 2025 goes to..

Es ist endlich wieder soweit: in wenigen Stunden werden die Oscars in Los Angeles verliehen. Es ist mittlerweile die 97. Verleihung des prestigeträchtigsten Filmpreises der Welt, den Academy Awards. Mein Event-Highlight des Jahres.

Oscars 2024 – was ist passiert

Im Vergleich zum Oscar-Slap 2022, war die Verleihung im letzten Jahr weniger skandalös aber dennoch sehr geil. Oppenheimer gelang es letztlich von 13 Nominierungen 7 Preise mitzunehmen und seinen Favoritenstatus gerecht zu werden. Besonders gefreut hat mich der Sieg von Christopher Nolan, Robert Downey Jr. und Cillian Murphy.

Darüberhinaus präsentierte Billie Eilish ihren Hit „What was i made for?„, der ihr an diesem Abend erneut den Oscar für den Besten Song brachte. Ihr zweiter Oscar – mit 22 Jahren!

Herausragend waren auch die Japaner, die sich überraschend mit Godzilla Minus One in der Beste Effekte-Kategorie gegen die großen amerikanischen Blockbuster durchsetzen konnten. Auch Legende Hayao Miyazaki konnte mit Der Junge und der Reiher nach 21 Jahren seinen zweiten Oscar nach Japan holen.

Was darf man von den 97. Academy Awards erwarten?

Nach Late-Night-Host Jimmy Kimmel, der zum zweiten Mal in Folge und zum vierten Mal die Veranstaltung moderierte, folgt eine weitere Late-Night-Legende. Mit Conan O’Brien führt definitiv Jemand durch den Abend, der von seiner Art und seinem Humor ein Stückweit extremer ist und man sich vielleicht auf die ein oder andere überraschende Aktion freuen darf.

Oscar-Geschichte schreiben The Substance und Karla Sofía Gascon schon jetzt: Der Bodyhorrorfilm The Substance macht die Tür einen Spalt auf für Horrorfilme, die üblicherweise gerne von der Academy ignoriert werden und Karla Sofía Gascón ist die erste offen transsexuelle Schauspielerin, die als „Beste Hauptdarstellerin“ nominiert wurde.

Ich denke man wird an diesem Abend den Feuerwehrleuten und First Responders viel Tribut zollen für Ihre aufopfernde Arbeit während der verheerenden Feuer in Los Angeles. Dieses Jahr weicht man auch ein wenig vom üblichen Programm ab und wird nicht allen Nominierten der Kategorie „Bester Song“ ihren Song präsentieren lassen (in Anbetracht von Emilia Perez – god bless), stattdessen werden eine Hand voll Künstler für Highlights sorgen. So werden Doja Cat, Raye und K-Pop-Star Lisa auftreten und vermutlich ihren gemeinsamen Song Born Again performen. Ein noch größeres Highlight wird wohl der Auftritt der beiden Wicked-Stars Ariana Grande und Cynthia Erivo werden.

Auch US-Rapperin Queen Latifah und der berühmte Chor der Stadt Los Angeles Master Chorale werden auftreten – würde jetzt mal vermuten, dass dies während des „In Memoriam„-Segments der Fall sein wird.

Snubs & Surprises

Biggest Snubs:

  • Bester Hauptdarsteller: Daniel Craig für Queer & Hugh Grant für Heretic
  • Beste Hauptdarstellerin: Pamela Anderson für The Last Showgirl & Angelina Jolie für Maria
  • Bester Nebendarsteller: Denzel Washington für Gladiator 2
  • Beste Nebendarstellerin: Margaret Qualley für The Substance
  • Beste Regie: Denis Villeneuve für Dune: Part Two, Luca Guadagnino für Challengers & Queer
  • Filme: Challengers für seinen Score und Regisseur Luca Guadagnino sowie The Wild Robot, der es in nahezu jede Movie-Topliste 2024 auf das Podest schaffte, aber nicht für Bester Film nominiert wurde, sondern „nur“ für Bester animierter Film.

Biggest Surprises:
Animationsfilm Flow bekommt zweite Nominierung als Bester Ausländischer Film: Eine Nominierung für den besten Animationsfilm galt als sicher, gleichzeitig aber auch Beachtung für den Auslands-Oscar zu erhalten, ist eine Seltenheit. Gratulation Lettland

The Substance durchbricht alte Academy-Muster: Spätestens nachdem Hereditary, der beste Horrorfilm der letzten 20 Jahre, von der Academy völlig ignoriert und gesnubbed wurde, wurde auch dem Letzten bewusst: Mit Horrorfilmen gewinnt man keine Awards. Dass es dieser Geheimtipp des Jahres 2024, The Substance, tatsächlich schafft das Stigma zu durchbrechen und auch noch in den wichtigsten Kategorien des Abends wie Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch und Beste Hauptdarstellerin nominiert zu sein, ist wahnsinnig schön. Jeder einzelne Sieg wäre historisch.

Beste Nebendarstellerin / Actress in a Supporting Role

Monica Barbaro (Like A Complete Unknown) | Ariana Grande (Wicked) | Felicity Jones (Der Brutalist) | Isabella Rossellini (Konklave) | Zoe Saldana (Emilia Pérez)

Wahrscheinlich: Zoe Saldana Wunsch: Zoe Saldana
Hier müsste schon einiges zusammenkommen, um in letzter Sekunde Zoe Saldana noch diesen Preis streitig zu machen. Zoe Saldana war nicht nur die einzig gerechtfertigte Nominierung für Emilia Perez, sie hat zudem auch jeden anderen Preis bislang abgeräumt. Last-Minute-Siege von Rossellini oder Grande wären der erste Schocker des Abends.

Bester Nebendarsteller / Actor in a Supporting Role

Juro Borissow (Anora) | Kieran Culkin (A Real Pain) | Edward Norton (Like A Complete Unknown) | Guy Pearce (Der Brutalist) | Jeremy Strong (The Apprentice)

Wahrscheinlich: Kieran Culkin Wunsch: Kieran Culkin
Auch das männliche Pendant „Bester Nebendarsteller“ scheint dieses Jahr eindeutig zu sein. Obwohl mit Guy Pearce und Edward Norton zwei tolle Schauspieler mit ihren eindrucksvollen Performances lauern, hat Kieran Culkin eigentlich jeden wichtigen Preis zuvor gewonnen und sollte auch bei den Oscars den Goldjungen mitnehmen.

Beste Hauptdarstellerin / Actress in a Leading Role

Cynthia Erivo (Wicked) | Karla Sofia Gascon (Emilia Pérez) | Mikey Madison (Anora) | Demi Moore (The Substance) | Fernanda Torres (Für immer hier)

Wahrscheinlich: Demi Moore / Mikey Madison Wunsch: Demi Moore / Mikey Madison
Vor ein paar Monaten noch war Karla Sofia Gascon klar der am häufigsten genannte Name für eine mögliche Oscar-Nominierung und Gewinn. Als erste Transfrau hätte sie zusätzlich Filmgeschichte schreiben können. Gegenwärtig hat es zwar für die Nominierung gereicht, aber die Skandale der letzten Wochen und Monate, beispielsweise die rassistischen Tweets von Gascon, ließen die Gewinnchancen schwinden. Gleichzeitig hat es The Substance genreuntypisch überraschend zu den Oscars geschafft und die Comeback-Story von Demi Moore bestimmt seitdem die Geschichte und die Award-Season. Sie ist zurecht die Favoritin und wird sehr wahrscheinlich auch gewinnen. Spannend kann es nochmal für Mikey Madison und Fernanda Torres werden, die im Endspurt nochmal ordentlich Stimmen sammeln konnten. Ob es am Ende für einen Sieg im Fotofinish reicht?

Bester Hauptdarsteller / Actor in a Leading Role

Adrien Brody (Der Brutalist) | Colman Domingo (Sing Sing) | Timothée Chalamet (Like a Complete Unknown) | Ralph Fiennes (Konklave) | Sebastian Stan (The Apprentice)

Wahrscheinlich: Adrien Brody / Timothée Chalamet Wunsch: Colman Domingo / Adrien Brody
Die Award-Saison in dieser Kategorie wurde vom Duell Adrien Brody vs Timothée Chalamet bestimmt. Bei Chalamet hatte man zu Letzt das Gefühl er will diesen Preis unbedingt dieses Jahr gewinnen und allen Zeigen, dass sich nicht nur seine jahrelange Vorbereitung auf die Rolle des Bob Dylan gelohnt hat, sondern auch zu den besten Schauspielern aller Zeiten gehört. Und auch wenn ich denke, dass er durchaus verdient gewinnen könnte und ihn sehr schätze, kam es auch ein wenig zu sehr gewollt rüber. Sollte er gewinnen, wäre er der jüngste Gewinner dieser Kategorie jemals. Lustigerweise ist der eigentliche Favorit, Adrien Brody, ausgerechnet derjenige, der diesen Rekord aktuell innehat und ihn verrückterweise ausgerechnet dieses Jahr selbst verteidigen kann. Ich denke Brody wird verdient seinen zweiten Oscar gewinnen, wünschen würde ich mir aber Colman Domingo, der bereits letztes Jahr nominiert war, in den vergangenen Jahren viele sehr gute Projekte hatte und in Sing Sing einfach nur klasse ist. Domingo hat jedoch die geringsten Chancen aller Nominierten. Träumen darf man ja noch.

Bester Film / Best Picture

Anora | Der Brutalist | Dune: Part Two | Emilia Pérez | Für immer hier | Konklave | Like a Complete Unknown | Nickel Boys | Wicked: Part One | The Substance

Wahrscheinlich: Der Brutalist / Anora

Wunsch: Dune 2 / Konklave
Auch hier war Emilia Perez einst als Favorit gesetzt, doch etliche Skandale und ein maximal mittelmäßiger Film haben den Weg frei gemacht für Der Brutalist und Anora. Für mich bleibt Dune 2 der beste Film aller Nominierten in der Kategorie und war auch Platz 1 meiner Top15-Liste für 2024. Jedoch hat Dune 2 maximal Chancen, wenn alle anderen Teilnehmer 10 Minuten vor der Ausstrahlung disqualifiziert werden.

Eine höhere Wahrscheinlichkeit am Ende die beiden Favoriten doch noch zu schlagen, hätte mein drittliebster Film des letzten Jahres, Konklave. Das unterhaltsame Vatikandrama könnte vom besonderen Voting-System der Academy in dieser Kategorie profitieren, da alle Mitglieder sämtliche Nominierte in einem Ranking verschiedene Punkte geben. Deswegen haben Nominierte, die weniger anecken und weniger extrem polarisieren einen Vorteil.

Ich kann mir vorstellen, dass ein Konklave im Durchschnitt höher platziert wird als vielleicht bspw. die Favoriten. Auch The Substance und Wicked könnten nochmal für Überraschungen sorgen auch wenn Der Brutalist und Anora es am ehesten unter sich ausmachen und ich kein Problem mit ihrem Sieg hätte. Letztes Jahr war Oppenheimer der absolute Frontrunner und ist entspannt durchmarschiert. Dieses Jahr ist dieser Wettbewerb deutlich spannender.

Bonus-Kategorien

Beste Regie / Directing

Wahrscheinlich: Sean Baker (Anora) / Brady Corbet (Der Brutalist) Wunsch: Sean Baker (Anora) / Coralie Fargeat (The Substance)
Wie in der Biggest Snubs Rubrik bereits erwähnt, ist es einfach lächerlich, dass man Denis Villeneuve nicht für Dune 2 nominiert hat, vor allem in Anbetracht dessen, dass hier Jacques Audiard für Emilia Pérez aufgenommen wurde und Villeneuve einfach ein absolutes Mammutprojekt gestemmt hat. Doch ich kann es nicht ändern und daher fällt meine Wahl auf Sean Baker, der in den letzten Jahren sich mit seinen Filmen zu einem Geheimtipp unter Cineasten entwickelte und mit seinen außergewöhnlichen Filmen aus der breiten Masse herausstach. Am ehesten wird ihm der Sieg von Brady Corbet mit seiner Arbeit an Der Brutalist geklaut werden können.

Bestes Originaldrehbuch / Original Screenplay

Wahrscheinlich: A Real Pain / Wunsch: The Substance
Großer Favorit ist A Real Pain, das bis hierhin auch schon einige Drehbuchauszeichnungen gewonnen hat. Jesse Eisenbergs Drehbuch könnte dafür sorgen, dass A Real Pain somit für beide Nominierungen die der Film erhalten hat tatsächlich auch den Preis abräumt. Persönlich fänd ich The Substance ein wenig spannender als Sieger.

Bestes adaptiertes Drehbuch / Adapted Screenplay

Wahrscheinlich: Konklave Wunsch: Konklave
Konklave sollte seiner Frontrunnter-Rolle gerecht werden und am Ende verdienter Weise gewinnen. Nickel Boys fand ich eher enttäuschend, A Complete Unknown zu safe, Emilia Perez zu hanebüchen und Sing Sing ist ein zu großer Außenseiter.

Zusammenfassung aller Kategorien

Wunsch:

Zoe Zaldana (Nebendarstellerin)

Kieran Culkin (Nebendarsteller)

Demi Moore / Mikey Madison (Hauptdarstellerin)

Colman Domingo / Adrien Brody (Hauptdarsteller)

Dune: Part 2 / Konklave (Bester Film)

Sean Baker (Beste Regie)

Konklave (adapt. Drehbuch)

The Substance (Orig.drehbuch)

Wahrscheinlich:

Zoe Zaldana (Nebendarstellerin)

Kieran Culkin (Nebendarsteller)

Demi Moore / Mikey Madison (Hauptdarstellerin)

Adrien Brody / Timothee Chalamet (Hauptdarsteller)

Der Brutalist / Anora (Bester Film)

Sean Baker (Beste Regie)

Konklave (adapt. Drehbuch)

A Real Pain (Orig.Drehbuch)

Emilia Pérez | Kritik / Review (Oscars 2025)

Storyanriss:

Die talentierte, aber ausgebeutete Anwältin Rita (Zoe Saldana) arbeitet für eine Kanzlei, die Kriminelle schützt, statt für Gerechtigkeit zu sorgen. Zu ihren Mandanten gehören Mörder, Drogendealer und Kartellbosse. Eines Tages erhält sie ein verlockendes Angebot: Sie soll dem berüchtigten Kartellchef Juan „Little Hands“ Del Monte, genannt Manitas (Karla Sofía Gascón), helfen, sich aus der Unterwelt zurückzuziehen. Doch hinter Manitas’ Plan steckt mehr – er will endlich als die Frau leben, die er immer war: Emilia Pérez.

Fazit:

Emilia Pérez ist ein ungewöhnlicher Film, der verschiedene Genres miteinander verknüpft: Gangsterdrama, Musical und mexikanische Telenovela. Selten hat ein Oscarfilm so stark polarisiert wie Emilia Pérez. Zunächst schien es gut für das Musical-Drama zu laufen und der Buzz war sehr positiv und Award-Chancen waren enorm, doch mit der Zeit wurde der Film in den letzten Monaten immer mehr verrissen, da ein Skandal den nächsten suchte.

Zu den größten Kritikpunkten gehört, dass ein französischer Regisseur ohne Spanischkenntnisse und tiefergehendes Wissen über Mexiko, diesen Film vollständig in Frankreich statt in Mexiko dreht und zusätzlich ein so klischeebehaftetes Bild Mexikos zeichnet, dass den Mexikanern missfiel. Wenn dann auch noch keiner deiner 3 Hauptdarsteller aus Mexiko stammt und mit deutlichen Akzenten negativ auffallen, ist das Kind schon fast in den Brunnen gefallen. Szenen von Selena Gomez wurden zum Meme, weil sie mit der Rolle und dem benötigten Spanisch an ihre Grenzen kam.

Auch wenn sich Gomez bereits entschuldigte und auch der französische Regisseur Audiard und Casting-Direktorin Carla Hool erklärten, ernsthaft versucht zu haben Mexikaner zu casten, strafte die Community den Film ab. Ebenso wie übrigens die Trans-Community, die die Darstellung der Transfrau als rückständig und unterkomplex kritisierten. Dass eine Geschlechtsumwandlung als simpler Ausweg zur Flucht vor der Justiz gezeigt wird, wird den Figuren nicht ganz gerecht und wirkt sehr oberflächlich.

All diese Kritikpunkte kamen noch bevor man online die alten Tweets der Hauptdarstellerin Karla Sofía Gascón ausgrub, in denen deutlich wurde, welche teils rassistischen Ansichten Sie bspw. bezüglich Georg Floyd teilt und welche Shit-Takes sie zu Muslimen oder anderen sensiblen Thematiken hat.

Doch was taugt der Film abseits dieser Skandale? Für mich trägt Zoe Saldana klar diesen Film und mir war nach maximal 20 Minuten klar, dass sie zurecht aktuell sämtliche Preise gewinnt und auch den Oscar gewinnen sollte. Sie ist auch die einzige, die diese merkwürdigen Musical-Elemente noch mit ihrem Schauspiel und durchaus vorhandenen Gesangstalent rettet. Generell sind diese Musical-Einlagen aber eher schlecht. Durch das fehlende Talent des restlichen Casts, bestehen die meisten Songs eigentlich nur aus stumpfen Sprechgesängen, die die Genrebezeichnung Musical nicht mehr verdient haben. Die Songs wie der viral gegangene „Penis to Vagina“ sind nicht nur eine Beleidigung für Transmenschen, sondern auch für jeden Musicalfan.

Inhaltlich greift der Film Fragen auf wie: Verändert eine Geschlechtsangleichung nur den Körper oder auch das Wesen eines Menschen? Kann eine Person mit einer dunklen Vergangenheit durch eine äußere Transformation wirklich ein neuer Mensch werden? Die Fragen mögen zwar interessant sein, werden aber nur sehr oberflächlich und „zu einfach“ abgehandelt.

Regisseur Jacques Audiard kombiniert auf einzigartige Weise verschiedene Erzählstile und lässt seinen Film in manchen Momenten ins Chaos abgleiten. Dennoch empfand ich Emilia Pérez als emotionales Melodrama, das durch seine unkonventionelle Mischung aus Gangsterfilm, Musical und Sozialdrama ein einzigartiges Kinoerlebnis bietet, wenn auch nicht immer positiv.

Warum nun ausgerechnet Emilia Pérez mit 13 Nominierungen zu den am meisten nominierten Filmen aller Zeiten gehört, ist ein großes Rätsel. Sogar zwei Nominierungen für den besten Song, haha. Also während das Publikum bei Rotten Tomatoes auf einen Score von 16% kommt, muss irgendjemand in der Hollywood-Elite den Film krass gepuscht haben. Ich denke Zoe Saldana wird als Beste Nebendarstellerin ausgezeichnet werden und bei gleich zwei Songs, gibt es auch hier gute Chancen. Abseits davon, wird der Film wohl der größte Verlierer des Abends werden.

Nickel Boys | Kritik / Review (Oscars 2025)

Storyanriss:

Zwei junge Afroamerikaner Elwood (Ethan Herisse) und Turner (Brandon Wilson) werden in den 1960er Jahren in eine berüchtigte Besserungsanstalt in Florida gebracht. Dort sind sie brutaler Gewalt und Ungerechtigkeit ausgesetzt. Inmitten der grausamen Bedingungen finden sie Halt in ihrer Freundschaft, die ihnen hilft, das Leid und die Herausforderungen dieser korrumpierten Institution zu ertragen.

Fazit:

Das Drama Nickel Boys, inszeniert von RaMell Ross, erzählt die Geschichte einer sogenannten „reform school“, die sich eher als brutales Arbeitslager entpuppt. Rassismus, Segregation und die Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre bilden den historischen Hintergrund.

Im Mittelpunkt steht Elwood, aus dessen Perspektive die Ereignisse meist geschildert werden. Seine Perspektive ist hier wörtlich gemeint, denn inszenatorisch hat man sich dazu entschieden große Teile des Films mit einer 1st-Person/Egosicht zu filmen. Durch diese ruhige Kameraführung als Stilmittel, ist man noch intensiver dabei und näher dran am Geschehen. Gerade so Momente, wenn Elwood seinen Blick senkt, entsteht eine enge Verbindung zur Figur, was die grausamen Misshandlungen umso erschütternder macht.

Diese ständigen Bildfetzen, Einspieler von Apollo8-Aufnahmen und Zeitsprünge in die Zukunft empfand ich als eher verwirrend und nicht wirklich notwendig. Stilistisch überzeugt der Film mit seiner intensiven Perspektivwahl und starken schauspielerischen Leistungen. Trotz des gemächlichen Tempos und einiger fragwürdiger kreativer Entscheidungen bleibt Nickel Boys ein eindringlich inszeniertes Drama. Die teils überschwänglichen Kritiken kann ich jedoch nicht nachvollziehen, da mich der Film auch emotional viel weniger abgeholt hat als ich eigentlich bei der Thematik annahm. Im Oscar-Wettbewerb sehe ich keine Chancen für Nickel Boys.

The Substance | Kritik / Review (Oscars 2025)

Storyanriss:

Die einst erfolgreiche Schauspielerin Elisabeth Sparkle (Demi Moore) steckt in einer Krise: Nach ihrer Entlassung durch den sexistischen Studioboss Harvey (Dennis Quaid) findet sie aufgrund ihres Alters keine neuen Rollen mehr. In ihrer Verzweiflung gerät sie an eine mysteriöse Firma, die ihr eine Substanz anbietet, mit der sie sich zeitweise in eine verbesserte Version ihrer selbst verwandeln kann. Doch die Nutzung hat strenge Regeln: Eine Woche im optimierten Körper, eine Woche im Original – ohne Ausnahme. Ein Verstoß gegen diesen Rhythmus hätte fatale Folgen. Wird Elisabeth das riskante Angebot annehmen?

Fazit:

Body-Horror, Drama, Satire, Gesellschaftskritik – das alles ist The Substance, einer der Geheimtipps dieses Jahr. Auch wenn der Schönheitswahn Hollywoods keine neue Erkenntnis ist, hat mir die Kritik daran – so wie man sie hier inszeniert hat – sehr gefallen.

Demi Moore zeigt hier nochmal, dass sie es doch noch draufhat und Margaret Qualley zementiert den Eindruck, dass man sie auch in den folgenden Jahren auf dem Schirm haben muss. Demi Moore scheint derzeit die besten Chancen auf den Oscar für die Beste Hauptdarstellerin zu haben.

Sehr gut haben mir auch die praktischen Effekte gefallen, die alles nahbarer und weniger künstlich gemacht haben. Ich gehe davon aus, dass diese Arbeit auch mit dem Oscar für das Beste Make-up und beste Frisuren ausgezeichnet werden wird am Sonntag.

Mehr will ich zum Film eigentlich nicht sagen, um nicht zu viel vorwegzunehmen. Einfach anschauen und Spaß haben.

Konklave | Kritik / Review (Oscars 2025)

Storyanriss:

Nach dem Tod des Papstes reisen Kardinäle aus aller Welt nach Rom, um im Konklave einen neuen Kirchenführer zu wählen. Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) übernimmt die Leitung des streng ritualisierten, aber auch politisch geprägten Prozesses. Hinter den verschlossenen Türen der Sixtinischen Kapelle treffen gegensätzliche Strömungen aufeinander: Der liberale Kardinal Bellini (Stanley Tucci) steht gegen den erzkonservativen Kardinal Tedesco (Sergio Castellitto). Gleichzeitig konkurrieren auch Kardinäle aus Nigeria, Quebec und Kabul um die höchste Position.

Fazit:

Nach Edward Bergers oscarprämierten Oscarerfolg Im Westen nichts Neues, nimmt sich der deutsche Regisseur erneut einen Roman als Vorlage. Auch wenn Berger dieses Mal dem Ersten Weltkrieg den Rücken kehrt, ist sein Film nicht weniger spannend inszeniert.

Den Prozess einer Papstwahl im Vatikan hinter verschlossenen Türen hat viel vom Ränkespielchen eines Game of Thrones oder Die zwölf Geschworenen und gleichzeitig der Melodramatik einer Soap. Konklave spielt geschickt mit den Grenzen von Thriller, Politdrama und Satire. Es feiert das Überhöhte und das Pathos. Die Inszenierung betont den Konflikt zwischen Tradition und Moderne und überrascht immer wieder durch humorvolle und unkonventionelle Momente.

Immer wieder bricht Berger die vermutlich eingestaubten Vorstellungen einer solchen Konklave auf, wenn er zeigt, dass auch die konservativen Kardinäle beispielsweise Smartphones nutzen und Vapen. Die moderne Außenwelt hat auch in den abgeschotteten Vatikan Einzug gehalten. Zusammengehalten wird das spannende Drama von tollen darstellerischen Leistungen von unter anderem Ralph Fiennes oder Stanley Tucci.

Auch das durchaus kontroverse Ende hat mir gefallen und zum Nachdenken angeregt. Berger hat es wieder geschafft und wird vermutlich auch dieses Mal ein Wörtchen bei den Oscars mitsprechen. Am ehesten in der Drehbuchkategorie.

Like a Complete Unknown | Kritik / Review (Oscars 2025)

Storyanriss:

Die 1960er Jahre sind eine Zeit großer Veränderungen, auch in den USA. Der 19-jährige Bob Dylan (Timothée Chalamet) verlässt seine Heimat Minnesota und zieht nach New York City, um dort Musik zu machen. Im West Village wird sein Talent schnell bekannt, doch er will sich nicht der Folkbewegung unterordnen, sondern seinen eigenen Weg gehen. Während manche ihn als rebellischen Außenseiter sehen, betrachten andere ihn als musikalisches Genie. Ein Wendepunkt seiner Karriere kommt 1965, als er beim Newport Folk Festival plötzlich mit einer E-Gitarre auftritt – ein Zeichen für den Beginn einer neuen Ära.

Fazit:

Regisseur James Mangold (Walk The Line) wählt mit Like A Complete Unknown einen eher klassischeren Ansatz für sein Biopic. Basierend auf Elijah Walds Buch Dylan Goes Electric! konzentriert sich der Film auf die wenigen Jahre vor Dylans umstrittenem Auftritt beim Newport Folk Festival 1965. Dort löste er einen Skandal aus, als er sich weigerte, seine Folk-Hits zu spielen, und stattdessen mit einer elektrischen Band auftrat. Das Publikum reagierte mit wütenden Protesten, Dylan aber spielte weiter – ein Moment, der rückblickend als Meilenstein der Musikgeschichte gilt.

Für mich gelang es Mangold nie wirklich mich emotional an diesen Film zu binden. Es ist alles gewohnt kompetent inszeniert und an und für sich natürlich gut, aber am Ende bleibt bei mir kaum was hängen. Emotional abgeholt hat mich Like A Complete Unknown nie. Am ehesten lebt der Film noch von seinen Darstellern. Elle Fanning liefert eine starke Leistung als Sylvie ab, wird aber von der Handlung oft an den Rand gedrängt, während Monica Barbaro als Joan Baez und Edward Norton in ihren Rollen glänzen.

Timothée Chalamet steht jedoch im Mittelpunkt. Er bereitete sich jahrelang auf die Rolle vor, lernte Instrumente, bereiste wichtige Orte aus Dylans Leben und arbeitete mit Experten, um Stimme und Ausdruck des Musikers authentisch wiederzugeben. Er könnte als jüngster männlicher Hauptdarsteller den Oscar gewinnen, muss sich dort aber vor allem gegen Adrien Brody durchsetzen, der skurillerweise bislang diesen Titel inne hatte und somit nun seinen eigenen Rekord verteidigen kann.

Like A Complete Unknown bietet starke Darsteller und live aufgenommene, raue Musikszenen. Große Hardcore Dylan Fans dürften wenig Neues zu sehen bekommen und Neulingen dürften vielleicht ein wenig enttäuscht von der Distanziertheit sein, da Dylan weitestgehend ein Mysterium bleibt und die Inszenierung gewohnten Schemen folgt.

Anora | Kritik / Review (Oscars 2025)

Storyanriss:

Die Sexarbeiterin Anora (Mikey Madison) aus Brooklyn verliebt sich in Ivan (Mark Eydelshteyn), den Sohn eines russischen Oligarchen. Trotz des Widerstands seiner Familie heiraten die beiden. Doch als Ivans Eltern davon erfahren, setzen sie alles daran, die Ehe rückgängig zu machen. Sie schicken ein ungewöhnliches Trio – einen Priester und zwei Schläger – los, um die Annullierung zu erzwingen. Als das nicht reicht, reisen sie selbst nach New York, um die Situation persönlich zu regeln.

Fazit:

Sean Baker, der sich in den letzten Jahren unter Cineasten mit seinen Filmen The Florida Project, Tangerine L.A. oder Red Rocket einen guten Ruf als Geheimtipp erarbeitet hat und bekannt dafür ist möglichst nah an seinen Milieustudien und Figuren dran zu sein und mitunter auf professionelle Schauspieler zu verzichten, ist auch dieses Jahr mit Anora wieder eine Mischung aus Drama, Satire und Sozialstudie gelungen, die mit Energie, Humor und einem Hauch Melancholie begeistert.

Auch in Anora geht es unter anderem wieder um das Leben eines Sexworkers mitsamt der positiven aber auch negativen Seiten. Während wir in der ersten Hälfte noch eine Art Cinderella-Story begleiten, können wir in der zweiten Hälfte mit ansehen, was passiert, wenn man bei Pretty Woman den Hollywood-Kitsch rausgelassen hätte. Trotz der überspitzten Dramaturgie der Handlung, gefiel mir vor allem der dreckige Realismus des Films und natürlich die mitreißende Performance von Hauptdarstellerin Mikey Madison (Scream V), die sich mit ihrer facettenreichen Darstellung der titelgebenden Anora nicht nur Chancen auf den Oscar für die Beste Hauptdarstellerin machen darf, sondern sich sicherlich auch für die nächsten Jahre die Projekte aussuchen kann. Darüber hinaus ist Anora auch im engeren Favoriten Kreis für die Bester Film Kategorie zu finden.

Wicked: Part 1 | Kritik / Review (Oscars 2025)

Storyanriss:

Die beiden Hexen Elphaba (Cynthia Erivo) und Glinda (Ariana Grande) könnten kaum unterschiedlicher sein: Glinda ist wohlhabend und attraktiv, während Elphaba aufgrund ihrer grünen Hautfarbe oft kämpfen muss, um Anerkennung zu finden und ihr wahres Potenzial zu entdecken. Trotz ihrer Gegensätze entwickelt sich an der Universität Glizz im magischen Land Oz eine enge Freundschaft zwischen ihnen. Doch unerwartete Ereignisse stellen ihre Bindung auf eine harte Probe und führen sie bis zum mächtigen Zauberer von Oz (Jeff Goldblum). Doch ist er wirklich der wohlwollende Herrscher, den er vorgibt zu sein? Schließlich stehen Elphaba und Glinda vor einer folgenschweren Entscheidung, die ihr Schicksal und ihre Freundschaft für immer verändern wird.

Fazit:

Das Musical Wicked ist seit seiner Premiere 2003 ein weltweiter Erfolg und hat über 3,5 Milliarden Dollar eingespielt. Diese immense Popularität garantiert jedoch keinen Kinohit, wie das Beispiel Cats mit seiner verkorksten Adapation 2019 zeigte: Trotz des Erfolgs als Musical floppte die Verfilmung von 2019. Doch während Cats mit verstörenden CGI-Effekten scheiterte, setzt Regisseur Jon M. Chu bei Wicked auf real gebaute Kulissen und eine starke Besetzung.

Mit einem Budget von über 300 Millionen Dollar für zwei Filme bietet die Verfilmung nicht nur beeindruckende Schauwerte, sondern auch eine fesselnde Geschichte. Sie spielt vor und nach den Ereignissen von Der Zauberer von Oz und kombiniert farbenfrohe Fantasyelemente mit düsteren, emotional tiefgehenden Themen.

Die detailliert gestalteten Kulissen von Munchkinland, der Universität Glizz und Smaragdstadt wurden weitgehend real gebaut, wodurch der Film trotz CGI-Anteilen authentisch wirkt. Auch die aufwendigen Kostüme tragen zur visuellen Pracht bei. Besonders überzeugt jedoch die Besetzung: Ariana Grande brilliert als Glinda mit selbstironischem Charme, während Cynthia Erivo als Elphaba mit Intensität und starker Präsenz beeindruckt.

Ein Höhepunkt ist die kraftvolle Performance von Defying Gravity, die nicht nur die Annäherung der beiden Hauptfiguren zeigt, sondern auch den dramatischen Bruch zwischen ihnen einleitet. Die Handlung von Wicked greift gesellschaftskritische Themen auf, etwa die Manipulation der Massen durch Propaganda, und verspricht in der zweiten Hälfte eine noch düsterere Entwicklung.

Wicked ist ein visuell und musikalisch beeindruckendes Spektakel. Als großer Zauberer von Oz Fan, wirkte Wicked zuvor für mich immer eher abstoßend aber diese Verfilmung hat mich eines besseren belehrt und ich kann nachvollziehen, dass er weltweit so viel Anklang gefunden hat und so erfolgreich war. Bevor dieses Jahr noch der zweite Teil erscheint, kämpft Wicked erstmal noch um einige Oscars. Auch wenn es vermutlich eher für technische Kategorien reichen dürfte, sollte man aufgrund der aktuellen Skandale einiger Nominierten Wicked nicht ganz ausschließen beim Rennen um den Besten Film.

Der Brutalist | Kritik / Review (Oscars 2025)

Storyanriss:

Nach dem Zweiten Weltkrieg emigriert der jüdische Architekt László Tóth (Adrien Brody) in die USA, um neu anzufangen. Er lebt zunächst bei seinem Cousin Attila (Alessandro Nivola) und arbeitet in dessen Möbelgeschäft. Als sie die Chance bekommen, die Bibliothek eines einflussreichen Magnaten, Harrison Lee Van Buren (Guy Pearce), umzugestalten, sieht László darin seine große Gelegenheit. Doch Van Buren weiß nichts von dem Auftrag und wirft sie hinaus. Obdachlos und von seiner Morphiumsucht gezeichnet, scheint Lászlós Leben endgültig zu zerbrechen. Auch sein Traum, seine Frau Erzsébet (Felicity Jones) wiederzusehen, rückt in weite Ferne. Doch dann begegnet er Van Buren erneut, der von Lászlós Talent erfährt und ihm die Chance bietet, ein monumentales Bauprojekt zu verwirklichen.

Fazit:

Brady Corbets Der Brutalist erschafft statt durch ein überladenes Kostüm- und Setdesign, vor allem durch seine eindringlichen Bilder eine dichte Atmosphäre und erweckt glaubhaft die damalige Zeit zum Leben. Besonders auffällig sind die Kamerafahrten entlang verschiedener Materialien – vom Marmor eines italienischen Steinbruchs bis hin zum Beton von Lászlós monumentalem Bauwerk in Philadelphia.

Doch Der Brutalist erzählt mehr als nur die Geschichte eines visionären Baukünstlers. Corbet verbindet Architektur mit einer epischen Einwanderungserzählung und einer Reflexion über das 20. Jahrhundert in den USA. Ein zentrales Thema ist der Gegensatz zwischen denen, die Macht und Reichtum besitzen, und jenen, die über Talent und Können verfügen.

Neben starken Nebenfiguren wie Guy Pearce als wohlhabender Mäzen, brilliert Adrien Brody in der Hauptrolle als László Tóth. Seine Performance ist mindestens auf dem Niveau seiner Oscar-prämierten Darstellung in Der Pianist. László ist eine komplexe Figur – ein Perfektionist, der immer wieder durch Schicksalsschläge ausgebremst wird. Brody bringt diese innere Zerrissenheit mit beeindruckender Intensität auf die Leinwand. Ebenso gut ist Felicity Jones als seine Frau, die Lászlós Besessenheit ihre kompromisslose Empathie entgegen setzt und teils für die berührendsten und tiefgründigsten Momente sorgt.

Der Brutalist gilt als einer der Favoriten in der Kategorie Bester Film sowie Bester Hauptdarsteller und hat mir trotz seiner knapp 3,5h Laufzeit gut gefallen und mich auch nie wirklich gelangweilt. Dennoch ist diese frei erfundene Biografie ein so schwierig für mich einzuordnender Film. Am Ende habe ich nicht das Bedürfnis oder gar das Gefühl Der Brutalist auch nur irgendeiner Person wirklich zu empfehlen.

A Real Pain | Kritik / Review (Oscars 2025)

Storyanriss:

David und Benji, zwei ungleiche Cousins, reisen nach Polen, um mehr über ihre jüdischen Wurzeln und die Vergangenheit ihrer Großmutter zu erfahren. Während David (Jesse Eisenberg) ein strukturierter Planer ist, lebt Benji (Kieran Culkin) spontan und ungebunden – Unterschiede, die immer wieder zu Konflikten führen. Doch ihre größte Herausforderung ist ein belastendes Ereignis aus der jüngeren Vergangenheit, das zwischen ihnen steht. Trotz aller Spannungen bringt die gemeinsame Reise sie emotional näher und gibt ihnen die Chance, ihre Beziehung zu festigen.

Fazit:

Jesse Eisenberg ist vor allem für seine Rollen als nervöser Intellektueller bekannt, etwa in The Social Network oder Zombieland und auch hier schrieb sich der Drehbuchautor und Regisseur die Rolle des David auf den Leib. Genauso kann Kieran Culkin hier wieder mal in der Rolle des lauten, orientierungslosen, chaotischen Freigeists überzeugen, wie man sie von ihm nicht zuletzt durch Serien wie Succession kennt. Diese Besetzung macht es dem Publikum zwar leicht, die Figuren zu akzeptieren, nimmt dem Film aber etwas von seiner erzählerischen Spannung.

Besonders Culkin scheint es mit seinem Spiel als rücksichtslose Nervensäge, die sich egoistisch in den Vordergrund drängt und unvorhersehbar auf emotionale Themen reagiert dem Publikum angetan zu haben und darf sich große Hoffnungen auf den Oscar machen. Beinahe hätte er diese Chance vorbeiziehen lassen als er 2 Wochen vor Drehbeginn eigentlich noch aus dem Projekt aussteigen wollte bis ihn seine Exfreundin Emma Stone überredete doch das Projekt umzusetzen.

Die Tragikomödie, die sich mit Trauer und Vergangenheitsbewältigung beschäftigt, ist vor allem dann besonders einprägsam in den kontrastreichen Momenten, so beispielsweise etwa wenn sich die Gruppe zunächst albern vor einem Kriegsdenkmal verhält, dann aber auf einem historischen Friedhof oder einem Konzentrationslager von Emotionen überwältigt wird. Darüber hinaus bleibt Jesse Eisenbergs Inszenierung nur an der Oberfläche und es fehlt hier und da an erzählerischer Tiefe. Auch die übertriebene Dauerbeschallung durch Chopin ist nicht nur nicht gerade subtil, sondern auch ehrlich gesagt ein wenig nervig mit der Zeit.

Insgesamt bietet A Real Pain unterhaltsame, aber vorhersehbare Charaktere und schafft es nicht ganz, den vielschichtigen Themen wie Selbstakzeptanz, Trauer und vererbten Traumata gerecht zu werden. Trotz einiger starker Momente bleibt der Film erzählerisch auf sicherem Terrain und schöpft sein Potenzial nicht vollständig aus.