Kurzkritiken Round-Up Juni 2017

Wonder Woman

Storyanriss:

Diana (Gal Gadot) stammt von Themyscira, der Insel der Amazonen, wo Frauen regieren und es keine Männer gibt. Doch auch auf dem paradiesisch wirkenden Eiland geht es um Macht und Kampf. Schon als Kind lernt Diana von ihrer Tante Antiope (Robin Wright) das Kämpfen. Als der amerikanische Pilot Steve Trevor (Chris Pine) auf der Insel strandet und von einem grauenvollen Krieg berichtet, der in der Welt der Menschen tobt, vermutet Diana dahinter das Wirken des vor langer Zeit verbannten Kriegsgottes Ares. So folgt sie Steve in unsere Welt und lässt ihr Zuhause mit ihrer Mutter, Königin Hippolyta (Connie Nielsen), hinter sich, um Ares dort zu suchen, wo das Schlachtgetümmel am dichtesten ist. Doch in den Wirren des Ersten Weltkriegs bekommt sie es zunächst mit dem deutschen Heerführer General Ludendorff (Danny Huston) und dessen getreuer Wissenschaftlerin Dr. Maru (Elena Anaya) zu tun, die den Krieg mit allen Mitteln für sich entscheiden wollen.

Fazit:

Ein Comicbuchfilm mit einer Superheldin in der Hauptrolle und das unter der Leitung einer weiblichen Regisseurin klingt eigentlich nicht sonderlich außergewöhnlich, stellt aber trauriger Weise dann doch ein Novum dar in dieser Männerdomäne. Patty Jenkins jedoch hat mit diesem Film nicht nur geschafft DC nach Ewigkeiten auf die Landkarte zurückzubringen, sondern auch für mehr Regisseurinnen die Tür zu diesem Genre zu öffnen. Jenkins, die bereits mit ihrem Film Monster Charlize Theron zum Oscar verhalf, kann sich wohl für den Rest ihrer Karriere aussuchen, welche Projekte sie machen will. Man merkte dem Film einfach an, dass alle Beteiligten sich sehr intensiv mit der Vorlage beschäftigt haben.

Das Casting beispielsweise ist sehr gelungen. Gal Gadot konnte ihren guten Ersteindruck aus Batman v Superman untermauern. Gadot spielt nicht nur die Rolle, man kommt nach dem Film aus dem Kino und hat den Eindruck sie sei Wonder Woman, so wie bei Robert Downey Jr als Iron Man oder Hugh Jackman als Wolverine – sie ist die perfekte Besetzung. Aber auch die anderen Amazonen wie Robin Wright und Connie Nielsen, sowie Chris Pine als Steve Trevor haben Eindruck hinterlassen. Gerade Chris Pine machte hier einen super Job, die Chemie zwischen ihm und Gal Gadot war sehr gut und er nahm sich angenehm zurück um ihr die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen obwohl er der größe Name ist.

Das Weltkriegssetting und die erzählte Geschichte waren sehr gut gewählt und ergänzten sich super. Wonder Woman fühlte sich ein bisschen an wie der erste Captain America hätte sein sollen. Natürlich konnte Wonder Woman auch mit Action punkten. Zwei Szenen stechen für mich hervor, zum einen die Amazonenschlacht am Strand und dann vor allem die „No man’s Land„-Sequenz, die fast nicht gedreht wurde, weil die Studiobosse zunächst nicht daran glaubten. Jenkins bezeichnet diese Szene heute als ihren Lieblingsmoment im Film und der Geburt Wonder Womans. Auch der Götterkampf mit Ares hinterließ Eindruck bei mir, weniger aus inszenatorischer Sicht, sondern weil mir das Konzept hinter der Figur Ares gefiel und seiner Bedeutung.

Wenn mir was ein wenig  negativ aufgestoßen ist, dann wären es wohl 1-2 Szenen, die mir persönlich zu cheesy waren, aber letztlich bedeutet es für mich nur, dass man sich inhaltlich stark an die Vorlage gehalten hat. Wonder Woman ist nunmal eine Superheldin für die Hoffnung, Liebe und Glaube die wichtigsten Säulen ihres Charakters sind und das kann dann schon mal recht cheesy rüberkommen, wenn man das nach Außen trägt.

Patty Jenkins Wonder Woman ist der erhoffte Lichtblick am dunklen DC Himmel, der hoffentlich eine Wende darstellt auch wenn ich beim nächsten Film, Justice League, fast schon Gegenteiliges erwarte.

Die Mumie

Storyanriss:

Vor 2.000 Jahren wurde die ägyptische Prinzessin Ahmanet (Sofia Boutella) tief unter der Erde eingesperrt – aus gutem Grund! Denn wie Expertin Jenny Halsey (Annabelle Wallis) aus Hieroglyphen entziffert, war Ahmanet als Anwärterin auf den Königsthron zu machtgierig und böse. Durch Mumifizierung und eine meterdicke Sandschicht sollte die Welt vor der Macht der Geschassten geschützt werden, doch nun wurde ihr Grab durch eine Bombenexplosion freigelegt und die Mumie ist erwacht. Ahmanet bahnt sich den Weg aus ihrem düsteren Grab hinein in unsere Gegenwart, in der es am Schatzsucher Nick Morton (Tom Cruise) ist, Unheil von der gesamten Menschheit fernzuhalten. Über die Jahrhunderte hinweg hat sich in der Mumie unermessliche Wut und Bosheit angestaut und sie dürstet nach Rache. Nick und Jenny nehmen den Kampf auf, in den sich auch Dr. Henry Jekyll (Russell Crowe) und dessen mysteriöse Geheimorganisation einmischen.

Fazit:

Kurz vor Kinostart hatte Universal groß angekündigt jetzt selbst ein zusammenhängendes Filmuniversum aufzubauen wie es beispielsweise die Comic-Giganten von Marvel und DC bereits erfolgreich tun. Inhaltlich hat man sich dazu entschlossen die alten, klassischen Filmmonster wiederzubeleben. Eigentlich hätte Dracula Untold mit Luke Evans vor 2 Jahren bereits den Weg ebnen sollen, floppte jedoch und wird nun offiziell von den Studiobossen ignoriert um frisch zu starten. Universal hat auch schon paar namenhafte Darsteller verpflichten können für die folgenden Filme. Mit dabei sind unter anderem Johnny Depp als Der Unsichtbare Mann, Javier Bardem als Frankensteins Monster, Sofia Boutella und Tom Cruise als Mumie und Russell Crowe als Dr. Jekyll. Weitere Gerüchte besagen, dass Interesse an Angelina Jolie als Frankensteins Braut und The Rock als Wolfman bestünde.

Das Filmstudio hat viel vor und hat hier meiner Meinung nach schon den ersten großen Fehler begangen, denn im Vergleich zu anderen übergreifenden Universen hat man nicht erst darauf gewartet, dass die Fans ihr Interesse bekundet haben und man dann erst ein Universum erschuf, sondern man geht einfach davon aus, dass die Kaufkraft vorhanden ist um direkt 7+ Filme zu greenlighten. Das Dark Universe Logo ist buchstäblich das erste was man im Film Die Mumie zu sehen bekommt und der gesamte Film fühlte sich einfach so stark danach an nur als Set-up für dieses zu fungieren.

Der Film fängt eigentlich ganz nett an und man bekommt durchaus das Gefühl hier einen Abenteuerfilm zu bekommen wie man ihn aus den Brendan Fraser oder Indiana Jones Filmen kennt, doch dann schlägt der Film eine andere Richtung ein ohne genau zu wissen was es sein will. Die Geschichte verkommt zur reinen McGuffin Schnitzeljagd, sprich unsere Charaktere suchen ein Ding das sie zu einem Ding führt welche wiederum nur zusammen für ein weiteres Ding benötigt werden. Langweilig. Auch tonal wirkte die Mumie nicht stimmig. Irgendwie gibt es Horrormomente und dann wieder reihenweise klamaukiger Humor, der zu 80% nicht funktioniert trotz eines engagierten Tom Cruise mit gutem Comedytiming.

Ja und dann verliert sich Die Mumie darüber hinaus in viel Exposition, wo Figuren für den Zuschauer alle Hintergründe erklären, und in zu viel CGI Garbage der nicht nötig gewesen wäre.  Regisseur Alex Kurtzman hatte zuvor an The Amazing Spider-Man 2 mitgeschrieben, der im Prinzip an den selben Problemen litt. Alles in allem blieb Die Mumie hinter meinen Erwartungen zurück und konnte weder als reiner Horrorfilm noch als charamanter Abenteuerfilm in Brendan Fraser Manier überzeugen, weil sich der Film in Exposition verzettelt und als reines world building herhalten muss. Auch Tom Cruise und Sofia Boutella konnten das nicht retten.

 

Transformers 5: The Last Knight

Storyanriss:

Der mächtige Anführer der Autobots, Optimus Prime (Stimme im Original: Peter Cullen), hat die Erde verlassen. Fernab unserer Welt merkt er, dass seine Heimat Cybertron zerstört wurde. Um sie wiederaufzubauen, braucht Optimus Prime ein Artefakt, das zu Zeiten von König Artus (Liam Garrigan) auf unserem Planeten versteckt wurde. Und die brutale Wahrheit lautet: Nur eine der beiden Welten kann leben – entweder Cybertron oder die Erde. Um letztere zu retten, bildet sich eine ungewöhnliches Bündnis: Cade Yaeger (Mark Wahlberg), der Transformer Bumblebee, der englische Lord Edmund Burton (Anthony Hopkins), die Geschichtsprofessorin Vivien Wembley (Laura Haddock) und die junge Izabella (Isabella Moner) versuchen gemeinsam, den Untergang abzuwenden – in einem Kampf, in dem aus Freunden Feinde werden.

Fazit:

Wie nach jedem dreistündigen „Transformers„-Epos bin ich erstmal ganz schön geplättet und brauchte eine Weile um meine Gedanken zu sortieren, denn teilweise ist das Pacing so schnell und man rutscht von Ereignis zu Ereignis im rasenden Tempo, so dass es kaum möglich ist das Gesehene zu verarbeiten. Mein erstes Gefühl sagt mir, dass Transformers 5: The Last Knight besser war als noch der direkte Vorgänger, nichtsdestotrotz gab es wieder unzählige Dinge die absolut unterirdisch waren.

Es gibt keine kohärente Geschichte, irgendwie fühlt es sich nur so an als ob die Figuren von einem Ereignis zum nächsten stolpern – recht messy. Dieses Mal hat man ja versucht die Geschichte um King Arthur mit der „Transformers„-Lore zu verknüpfen und ich war schon nach 5 Minuten im Film total abgefuckt. Warum genau nimmt man jetzt Stanley Tucci der bereits in Transformers 4: Ära des Untergangs mitgespielt hat und packt ihn in eine schlechteVerkleidung um mit Merlin einen Charakter zu spielen der nichts mit  seiner Figur aus Teil 4 zu tun hat? Nehmt doch einfach für die 5 Minuten Screentime einen anderen Schauspieler statt hier Logiklöcher ins Drehbuch zu reißen, hinzu kommt dann noch dieser schreckliche Gag, dass Merlin ein Säufer und Betrüger war.

Generell hat Michael Bay die franchise-üblichen schrecklichen, cringy Dialoge auf einen Maximum gebracht – die werden echt von Teil zu Teil schlimmer. Ich frage mich ernsthaft, ob er aus voller Überzeugung heraus denkt, dass diese Dialoge jemand lustig findet und nicht peinlich. Dieses Mal schien er sich auch gefühlt überall bei anderen Filmen zu bedienen bei den Designs: es gibt einen BB-8 und einen C-3PO Abklatsch, das kleine toughe Latinomädchen aus Logan hat er sich auch gleich geschnappt und dann gibt es sogar noch kleine Drohnen die aussehen wie Miniatur-Tie-Bomber aus Star Wars.

Gut gefallen haben mir wie üblich der Großteil des Transformersaufgebots wie beispielsweise der dreiköpfige Drache Dragonstorm. Auch Anthony Hopkins und sein C-3PO-Transformer Cogman würde ich noch zu den wenigen Lichtblicken in The Last Knight. Optimus war ja nur 10 Minuten maximal zu sehen und leider waren die super nervigen Klischeetransformer aus dem letzten Film wie Samurai Drift oder der dicke Hound auch dieses Mal furchtbar.

Alles in allem war The Last Knight besser als Ära des Untergangs aber ich hoffe inständig, dass Michael Bay dieses Mal wirklich seinen letzten Transformers gedreht hat so wie er es bereits bei den letzten drei Teilen angekündigt hat und anderen Regisseuren die Möglichkeit gibt mit einem unverbrauchten Blick auf das Franchise etwas neues zu machen. Im nächsten Jahr soll auch das erste Spin-Off in die Kinos kommen und die Vorgeschichte zu Bumblebee beleuchten. Mit Travis Knight (Kubo) als Regisseur und Hailee Steinfeld in der Hauptrolle sieht das Projekt bislang vielversprechend aus und ich könnte mir vorstellen, dass der Film wieder bodenständiger und näher am Ton des allerersten Transformers ist, dem bislang besten Ableger.

All Eyez on me

Storyanriss:

Tupac Shakur (Demetrius Shipp Jr.) wächst in den 70er- und 80er-Jahren in New York als Kind aktiver Mitglieder der Black-Panther-Bewegung auf, wo er das ungerechte Leben der schwarzen Bevölkerung zwischen Drogen und Polizeiwillkür beobachtet. In den Jahren nach seinem Umzug an die US-Westküste nimmt sein Leben dann eine einschneidende Entwicklung: Als Rapper 2Pac wird Shakur in kurzer Zeit zu einem Fixstern am Hip-Hop-Himmel und verkauft Millionen von Platten. Doch der Ruhm birgt auch seine Schattenseiten und Rivalitäten mit anderen Rappern, insbesondere mit The Notorious B.I.G. (Jamal Woolard) und damit die Konkurrenzsituation zwischen amerikanischer Ost- und Westküstenszene drohen zu eskalieren. Am 7. September 1996 wird er schließlich in Las Vegas auf offener Straße angeschossen und stirbt wenige Tage später mit nur 25 Jahren.

Fazit:

Nach dem sehr guten und erfolgreichen Straight Outta Compton aus dem Jahr 2015 lag es nah, dass wir bald einen ähnlichen Film zur Raplegende 2Pac bekommen würden. Da ich die Trailer ziemlich ordentlich fand, war ich echt gespannt auf den fertigen Film doch leider muss ich sagen, dass All Eyez on me letztlich doch eher enttäuschte. Die Musik und Performanceparts sind den Machern gelungen aber darüber hinaus ist der Film voll mit Klischees und Overacting.

Ich empfand All Eyez on me jetzt nicht als Vollkatastrophe aber es fühlte sich nicht ganz rund und teils oberflächlich an. Der Film hatte lange Zeit Probleme umgesetzt zu werden, weil sich Tupacs Mutter dagegen wehrte und auch die Erlaubnis für die Benutzung der Musikwerke lange ausblieb. Vielleicht wäre es auch besser gewesen, wenn sie damit durchgekommen wäre.

 

Girls‘ Night Out

Storyanriss:

Zehn Jahre ist es her, dass Jess (Scarlett Johansson), Blair (Zoë Kravitz), Alice (Jillian Bell) und Frankie (Ilana Glazer) zusammen am College waren, seitdem haben sie es kaum einmal geschafft, sich alle gemeinsam zu treffen. Doch nun sind die vier Collegefreundinnen anlässlich von Jess‘ Junggesellinnenabschied wieder vereint und lassen gemeinsam mit Pippa (Kate McKinnon), die Jess während ihres Studienaufenthalts in Australien kennengelernt hat, in Miami ordentlich die Sau raus. Dank jeder Menge Alkohol und dem von Frankie organisierten Kokain ist die Stimmung schnell ausgelassen und natürlich darf bei so einem Junggesellinnenabschied auch ein männlicher Stripper für die zukünftige Braut nicht fehlen. Doch als auch Alice bei dem gutaussehenden Jay (Ryan Cooper) auf Tuchfühlung gehen will, kommt dieser versehentlich zu Tode. Nun hat die panische Clique alle Hände voll zu tun, um die Sache unter den Tisch zu kehren.

Fazit:

Guter Cast, schrecklicher Film. Girls‘ Night Out hätte wieder so eine Komödie sein können, die durch die Decke geht und an den Kinokassen Unsummen einspielt. Das Potential war durchaus vorhanden mit Boxoffice-Liebling Scarlett Johansson und einem Ensemble von teils sehr erfolgreichen und beliebten weiblichen Comedians wie Kate McKinnon. Doch leider wird der Film meiner Meinung nach genauso schnell zu einem Scheißerlebnis wie das Partywochenende für die Protagonisten auf der Leinwand. Das Tempo wird ganz schön gedrosselt, witzige Szenen aus dem Trailer sind nicht mal enthalten und auch so verfehlen die meisten Punchlines das Schwarze.

Hin und wieder lacht man Mal über die typischen Grimassen von Kate McKinnon, die dummen Aktionen von Jillian Bell und merkwürdiger Weise über die Szenen von Paul W. Downs, der im Film den Verlobten von Scarlett Johansson spielt und im Prinzip nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat. Wenn diese Szenen in einer guten Komödie zusätzlich lustig sind und gut funktionieren, dann ist das ein netter Bonus, wenn sie aber wie in Girls Night Out die eigentlichen Highlights darstellen, ist das eher bezeichnend für den Rest.

Nach dem Erfolg von Hangover versuchen es jedes Jahr 2-3 Filme in die gleiche Kerbe zu hauen und scheitern regelmäßig daran. Hier wurde der Film eigentlich auch mehr oder weniger so vermarktet und hat sich am Ende dann doch eher für eine ruhigere statt partyhard Variante entschieden. Für mich ist das nicht aufgegangen und gehört schon jetzt zu meinen Comedy-Enttäuschungen in diesem Jahr.

Die Verführten

Storyanriss:

Seit drei Jahren tobt der Amerikanische Bürgerkrieg zwischen Nordstaaten und Südstaaten und mittlerweile sind nur noch fünf Schülerinnen am Mädcheninternat von Schulleiterin Martha Farnsworth (Nicole Kidman) verblieben: Alicia (Elle Fanning), Amy (Oona Laurence), Jane (Angourie Rice), Marie (Addison Riecke) und Emily (Emma Howard). Von Miss Farnsworth und der einzigen Lehrerin Edwina Dabney (Kirsten Dunst) unterrichtet, führen die Mädchen an dem Internat in Virginia ein ruhiges Leben, bis Amy eines Tages über den verletzen Nordstaaten-Offizier John McBurney (Colin Farrell) stolpert. Zwar will Miss Farnsworth eigentlich nichts mit dem verfeindeten Soldaten zu tun haben, dennoch entscheidet sie sich nach kurzem Zögern, John erst einmal gesund zu pflegen. Doch schnell stellt sich heraus, dass sich alle Damen, egal ob jung oder alt, in John verguckt haben, und das geordnete Leben in der Schule gerät durcheinander.

Fazit:

Sofia Coppola, Regisseurin von Lost in Translation und Tochter von Regielegende Francis Ford Coppola (Der Pate), startet diese Woche mit ihrem neuen Film The Beguiled / Die Verführten in unseren Kinos. Es handelt sich hierbei um ein Remake von Betrogen / The Beguiled aus dem Jahre 1971, damals besetzt mit Clint Eastwood, nur mit Fokus auf die Sicht der Frauen.

Der Film wurde bereits vor offiziellen Kinostart mit reichlich Lorbeeren bedacht, denn Sofia Coppola wurde in Cannes als erst zweite Frau in der Geschichte des prestigeträchtigen Filmfestes mit dem Regiepreis ausgezeichnet für diesen Film. Mir hat der Film über weite Strecken gut gefallen und auch alles in allem war ich zufrieden mit Die Verführten. Einzig allein 10 Minuten im letzten Akt waren mir persönlich zu unglaubwürdig, so dass es mich dann doch kurz rausriss aus dieser eigentlich stimmigen Atmosphäre. Danach findet der Film aber zur alten Stärke zurück und endet auf einem hohen Niveau.

Die Prämisse der Handlung war interessant, ungewöhnlich und somit sehr willkommen. Auch der Cast war mit Colin Farrell, Coppola-Muse Kirsten Dunst, Nicole Kidman und Elle Fanning gespickt mit talentierten Darstellern, die mit ihrer guten Leistung dem Film die nötige Glaubwürdigkeit gegeben haben. Nicole Kidman stach für mich hier ein Stück weit heraus.

Die Verführten ist ein ruhigen Film mit einer minimalistischen Geschichte und eher gemäßigtem Tempo was sicherlich nicht für jeden Kinobesucher attraktiv ist. Dennoch tut das der Qualität des Films keinen Abbruch und kann von mir guten Gewissens weiterempfohlen werden.

Alien: Covenant | Kritik / Review

(Trailer)

Alien: Covenant ist mittlerweile der 6.Teil der Hauptreihe und mit den Crossovers/Spin-offs Aliens vs Predator sogar schon der achte Ableger. Nach den beiden unterschiedlichen aber genialen Meisterwerken Alien von Ridley Scott und Aliens von James Cameron, die Anfang der 80er auf perfekte Art und Weise das Franchise auf den Weg brachten, stürzte die Reihe qualitativ schnell ins Bodenlose ab. Im Jahr 2012 nahm Regisseur Ridley Scott dann das Zepter selbst wieder in die Hand um mit Prometheus die Vorgeschichte zu Alien zu erzählen.

Das Projekt war sehr ambitioniert und mit einem phänomenalen Cast besetzt, doch letztlich blieb er für die meisten Fans hinter den Erwartungen zurück und warf mehr Fragen auf als es klärte.

Storyanriss:

Der fremde Planet, den die Crew des Kolonisationsraumschiffs Covenant erforscht, wirkt paradiesisch: Doch als die Terraforming-Spezialistin Daniels (Katherine Waterston) und ihre Kollegen, darunter der neue Captain Christopher (Billy Crudup), der Android Walter (Michael Fassbender) und der Pilot Tennessee (Danny McBride) durch die bergige, bewaldete Landschaft laufen, fällt ihnen vor allem die merkwürdige, beunruhigende Stille auf: Kein Vogel ist zu hören – und auch kein anderes Tier. Bald schon merken die Entdecker, dass sie auf einem Planeten gelandet sind, der lebensfeindlicher kaum sein könnte. Blitzschnelle, hochintelligente und Säure-spritzende Aliens überfallen die Covenant-Crew, töten ein Mitglied nach dem anderen. Und dem Rest der Gruppe wird klar: So weit weg von der Heimat sind sie komplett auf sich allein gestellt

One wrong note eventually ruins the entire symphony.

Fazit:

Entgegen gefühlt 80% aller Reviews im Internet fand ich Alien: Covenant eigentlich ganz gut. Ableger dieses Franchises sind sehr schwierig zu bewerten: zum einen hat man mit den ersten beiden Filmen zwei Giganten, die man gerne wieder hätte aber nicht erreichen wird und zum anderen kann man die einzelnen Teile aufgrund ihrer sich stetig wiederholenden Struktur komplett auseinander nehmen. Eine Crew empfängt ein Signal, fliegt auf einen Planeten, handelt dumm und wird nach und nach gekillt bis am Ende ein Bruchteil übrig bleibt und mit Plot-Armor in den Cryoschlaf geht. In nahezu jedem Film. Alien: Covenant ist da keine Ausnahme und bietet somit auch eine große Angriffsfläche.

Man merkt wie Ridley Scott wegen der harschen Kritik an Prometheus von seiner ursprünglichen Idee abwich und Zugeständnisse machte um allen zu gefallen bis hin zur Anpassung und Änderung des Titels von Prometheus 2: Paradise Lost zu Alien: Covenant. Dies führte im Endeffekt auch dazu, dass der Film nicht Fisch nicht Fleisch ist und die Prometheus-Geschichte teils unsauber weitererzählt, um dann doch noch mehr in Richtung eines klassischen Aliens abzudriften und mit Action zu überzeugen. Mich persönlich hat der Mix als solches nicht gestört aber ein paar Storyelemente, die eher merkwürdig an Prometheus anschlossen oder Ungereimtheiten und zusätzliche Fragen aufwarfen. Trotzdessen gefiel mir die Geschichte overall ganz gut.

Ridley Scott beweist auch einmal mehr sein Gespür für tolle Bilder und Set-Designs. Der Film sieht einfach klasse aus, egal ob es das Raumschiff Covenant und die Weltraumoptik waren, die Landesequenz auf dem Planeten oder auch alles rund um den Tempel. Auch atmosphärisch gab es Szenen die mich überzeugen konnte, beispielsweise in der „Quarantäne-Szene“, gleichzeitig wurde ich in dieser Szene in 3 Minuten gefühlt 5x aus dem Film gerissen, weil die beteiligten Charaktere in bester Slapstickmanier agierten wie die größten Trottel unter der Sonne, obwohl sie eigentlich Experten sein sollen. Von diesen Momenten, die – selbst mit der von mir bereits aufgebrachten Toleranz für diese Art Film – zu dumm waren, gibt es dann noch 1-2 weitere. Stichwort: Facehugger. Nicht sonderlich hilfreich fand ich dann auch den Fakt, dass Ridley Scott in der Promophase zu Covenant den ein oder anderen tollen Videoclip mit Storyhintergründen und character building veröffentlichte, die es dann letztlich aber nicht im Film selbst zu sehen gibt. Was kümmert mich der emotionale Verlust einer Figur, wenn ich gar nicht weiß warum dieser Verlust so emotional für sie ist?

Schauspielerisch konnte mich dann Danny McBride als mutige Castingentscheidung und angenehme Figur überraschen und ganz klar Michael Fassbender, der nicht nur der beste Darsteller im Cast ist, sondern auch die interessanteste Figur verkörperte. Katharine Waterston als neue Fake-Ripley hat mich jetzt nicht geflashed aber war okay. Das Finale des Films wird dann nochmals in bester Aliensart zu einem Actionfest mit einem interessanten aber bereits mindestens 30 Minuten angekündigten und mit voller Geschwindigkeit genommenen Twist zu Ende gebracht.

Auch dieses Mal hat Ridley Scott die ein oder andere Frage aufgeworfen für deren Beantwortung wir wohl für die Fortsetzung ins Kino müssen. Ich wünschte mir Scott würde seinen Egotrip ein wenig zurückfahren und anderen talentierten Regisseuren das Franchise überlassen, die vielleicht mal mit einem unverbrauchten Blick drauf schauen, dennoch fand ich Alien: Covenant insgesamt unterhaltsam und besser als Prometheus.

Moonlight | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Der Kontrast könnte fast nicht größer sein: Moonlight hat von allen „Best Picture„-Nominierten am wenigsten Geld an den Kinokassen generiert und ist dennoch zeitgleich der wohl größte Konkurrent von La La Land in dieser Kategorie. Moonlight hält einen sagenhaften 98% Score bei Rotten Tomatoes und galt für viele Kritiker als perfekter Film.

Regie führte Barry Jenkins, der in dieser Geschichte um einen schwulen Afroamerikaner der in einer rauen Welt aufwächst, Teile seiner eigenen Kindheit aufarbeitet, denn auch er ist wie Autor Tarell Alvin McCraney, der mit seinem Buch „In Moonlight Black Boys look Blue“ die Grundlage lieferte, wie die Hauptfigur im Film im Armenviertel Liberty City in Miami mit einer cracksüchtigen Mutter aufgewachsen.

Die Hauptrolle wird gleich von drei Darstellern (Alex R. Hibbert, Ashton Sanders und Trevante Rhodes) verkörpert, die bis dato entweder komplett unerfahren oder vor allem noch eher unbekannt waren. In den Nebenrollen findet man mit Naomie Harris (James Bond: Skyfall) , Mahershala Ali (House of Cards) und Janelle Monáe (Hidden Figures) drei größere Namen.

Storyanriss:

Der neunjährige, „Little“ genannte Chiron (Alex R. Hibbert) spricht nicht viel. Er frisst den Kummer in sich hinein, den seine alleinerziehende Mutter Paula (Naomie Harris) mit ihrer Cracksucht verursacht. Es braucht eine Ersatzfamilie, den Drogenhändler Juan (Mahershala Ali) und dessen Freundin Teresa (Janelle Monáe), damit sich der Junge langsam öffnet. Als Teenager hat Chiron (jetzt gespielt von Ashton Sanders) dann starke Probleme an der Highschool – weil er anders ist, mit seinem besten Kumpel und Schulkameraden Kevin (Jharrel Jerome) die ersten homosexuellen Erfahrungen macht. Schließlich, mit Ende 20, hat Chiron (jetzt gespielt von Trevante Rhodes) die Opferrolle abgelegt. Er nennt sich Black und macht sein Geld als Drogendealer. Ein überraschender Anruf von Kevin (jetzt gespielt von André Holland) aber löst etwas in ihm aus: Der Freund von früher, inzwischen ein Koch, bittet Black, ihn in Miami zu besuchen.

You, in the middle of the world.

Fazit:

Meine Erwartungshaltung an Moonlight war enorm und ich bin froh sagen zu können, dass er mich nicht enttäuscht hat. Genau genommen hat er mir sogar sehr gut gefallen. Der Film behandelt kritische und schwierige Themen wie das Drogenmillieu, das Erwachsenwerden und Homosexualität, schafft es aber diese Themen sehr nuanciert und feinfühlig aufzugreifen und teilweise uns Aspekte zu zeigen, die vielleicht sonst in ähnlichen Filmen zu kurz kommen oder auch gar nicht gezeigt werden.

Die periodische Erzählstruktur mit verschiedenen Darstellern, die den selben Charakter in einem unterschiedlichen Lebensabschnitt spielen, erinnert an Lion, der ebenfalls in der Kategorie Bester Film nominiert ist. Und wie auch bei Lion sind nicht nur die bekannten Nebendarsteller super, sondern vor allem auch die Neulinge in der geteilten Hauptrolle. Die Schauspielernominierungen haben aber vermutlich aufgrund dieser Teilung dann Mahershala Ali und Naomie Harris bekommen und mit paar starken Szenen auch verdient.

Mahershala Ali zeigt uns in wenigen außergewöhnlichen Szenen einen ambivalenten Drogendealer, den wir so vermutlich noch nie gesehen haben und Naomie Harris hat in nur 3 Tagen Drehzeit sämtliche Szenen abgedreht für ihre Rolle als cracksüchtige Mutter, die der echten Mutter von Regisseur Barry Jenkins nachempfunden ist. Starke Leistung von ihr, so hab ich sie noch nicht gesehen.

Generell scheint es dieses Jahr Trend in Hollywood zu sein, Performances zu würdigen, die nicht zwangsläufig viel Screentime gehabt haben müssen, sondern vielmehr in den wenigen Szenen in denen sie zu sehen sind einfach absolut on-point tolle Leistungen abriefen. Michelle Williams hat nur 2-3 Szenen, Mahershala Ali ist nur in einem Drittel des Films zu sehen, Nicole Kidman hat verhältnismäßig wenig Szenen und so weiter.

Die Dreiteilung von Moonlight hat mir aus vielerlei Gründen super gefallen so wie sie inszeniert war. Zum einen bekommt man statt einer guten Schauspielleistung glücklicherweise drei tolle Performances von Alex R. Hibbert, Ashton Sanders und Trevante Rhodes, die komplett andere Facetten bedienen mussten aber das einfach fantastisch umgesetzt haben. Auch erzählerisch bieten diese Kapitel komplett andere Ansätze und Themen: die erste Episode wirkt poetisch und hoffnungsvoll und behandelt sehr interessante Beziehungen und Bindungen zwischen den Figuren. Die Szenen im Meer oder am Küchentisch – wow. Die zweite Episode ist weniger mutig und erinnert dann noch am ehesten an Altbekanntes – abgesehen von der Szene am Strand. Mit der finalen Episode geht Barry Jenkins dann aber nochmal so einige Risiken ein, wenn er zunächst den uns als schüchternen mit stets gesenktem Kopf vorgestellten Jungen mit einer 180°-Wandlung als Klischee-Gangster präsentiert, dessen Fassade aber sofort zu bröckeln beginnt und seine geschundene Seele offenlegt, wenn er auf einen alten Bekannten trifft.

Klasse Film und vermutlich der Underdog mit der größten Chance auf einen Überraschungssieg in der Kategorie Bester Film.

Arrival | Kritik / Review

arrival-blog4(Trailer)

Mit Enemy, Prisoners und Sicario kann Regisseur Denis Villeneuve auf eine noch nicht sehr große aber dafür beeindruckende Filmographie zurückblicken. Die Qualitäten des kanadischen Regisseurs sind in Hollywood längst kein Geheimnis mehr, so dass der Hype um seinen neuen Film Arrival nicht sonderlich überraschend daherkommt. Amy Adams (American Hustle) und Jeremy Renner (Mission Impossible: Rogue Nation) spielen die Hauptrollen Louise und Ian. Zusätzlich ist unter anderem Oscar-Gewinner Forest Whitaker (Der letzte König von Schottland) in einer Nebenrolle zu sehen.

Trotz der überraschenden Nichtnominierung von Amy Adams konnte Arrival 8 Oscar-Nominierungen in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Kamera, Bester Schnitt, Bester Ton, Bester Tonschnitt und Bestes Szenenbild abgreifen.

Storyanriss:

Zwölf Alien-Raumschiffe landen auf der Erde, jeweils in unterschiedlichen Regionen. Die Menschen versuchen, mit den Außerirdischen zu kommunizieren, aber niemand versteht die walartigen Laute, die von den Aliens abgesondert werden. Im Auftrag der US-Regierung stellt Colonel Weber (Forest Whitaker) darum ein Team um die Linguistin Louise Banks (Amy Adams) und den Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner) zusammen, das eine Kommunikation mit den fremden Wesen herstellen soll, um deren Absichten in Erfahrung zu bringen. In Montana, wo eines der Schiffe über dem Boden schwebt, machen sich die beiden an die Arbeit – er, der rationale Naturwissenschaftler mit klarer Ansicht zu den Dingen, sie mit ihrem Sprachverständnis und ihrer ansteckenden Entdeckungsfreude. Doch bald beginnt ein Rennen gegen die Zeit, bei dem es um nicht weniger als den Fortbestand der Menschheit geht.

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Träumst du in ihrer Sprache?

Fazit:

Denis Villeneuves neuster Film Arrival hat mich komplett überzeugt und begeistert zurückgelassen. Die Geschichte war durchweg spannend inszeniert und wie üblich für Villeneuve deutlich vielschichtiger als andere Genrevertreter mit Blockbusteranspruch. Die Stoffe die er entwickelt oder sucht und adaptiert, sind zwar durchaus in Richtung Popcorn- und Unterhaltungskino anzusiedeln, jedoch auch gleichermaßen anspruchsvoll. Arrival bildet da keine Ausnahme und regt wie Denis Villeneuves andere Filme zum Nachdenken und Diskutieren an.

Sehr gut gefiel mir auch die Kameraführung von Bradford Young (Selma) und ein paar eingefangene Shots, die ich so bisher noch nicht gesehen habe – untermalt wurden diese Kamerafahrten von sehr minimalistischer aber eindringlicher Musik von Villeneuves Stammkomponisten Johann Johannsson. Natürlich hatte ein großer Bestandteil dieser Bilder was mit den außerirdischen Besuchern zu tun. Deren Design, sowohl das der Aliens an sich, ihrer Raumschiffe und auch Sprache empfand ich als erfrischend, kreativ und interessant.

Aliens auf der Erde sind längst ein Alter Hut und schon hunderte Male inszeniert worden, meistens im Krachbumm-Stil eines Independence Day, wer jedoch ähnlich viel Action bei Arrival erwartet, wird definitiv enttäuscht werden, denn der Film hat einen komplett anderen Ansatz, der deutlich weniger ausgenudelt ist und Arrival eigentlich erst so herausragend macht. Ich saß gespannt im Kino und wollte auf der einen Seite unbedingt wissen, was die Absichten der Aliens auf der Erde sind und auf der anderen Seite dabei zusehen wie die Menschen versuchen diese höchstkomplexe Sprache zu analysieren und zu lernen, kann jedoch aber auch nachvollziehen wenn dieser ruhige Stil nicht jedem Kinogänger gefällt.

Mir hat der Film aber definitiv gut gefallen und nachdem die Vorstellung vorbei war, war das Bedürfnis mich mit meinem Kumpel, der Arrival mit mir gesehen hat, auszutauschen und über die Inhalte zu philosophieren groß. Ich kann euch diesen tollen Sci-Fi-Film nur ans Herz legen.

bewertungsskalafinal4,5

Hidden Figures | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Hidden Figures ist dieses Jahr vielleicht DIE Überraschung unter den Oscar-Nominierungen. Lange Zeit flog der Film unter dem Radar. Vermutlich hatte ihn kaum jemand auf dem Schirm für die Award-Saison. Doch mittlerweile hat Hidden Figures das Feld von hinten aufgerollt und nicht nur mit guten Kritiken punkten können, sondern fand auch Beachtung an den Kinokassen und im Award-Rennen.

Für Theodore Melfis (St. Vincent) Hidden Figures mit Taraji P. Henson (Empire), Octavia Spencer (The Help), Janelle Monáe (Moonlight), Kirsten Dunst (Melancholia), Kevin Costner (Der mit dem Wolf tanzt), Mahershala Ali (House of Cards) und Jim Parsons (The Big Bang Theory) hat mit mit 140 Millionen $ in Amerika + Kanada am meisten Geld eingespielt von den 9 Best Picture Filmen. Weltweit hat La La Land aber noch die Nase vorn mit 340 Mio $. Zusätzlich gab es drei Oscar-Nominierungen für die Kategorien Bester Film, Bestes adaptiertes Drehbuch und Beste Nebendarstellerin.

Storyanriss:

1962: John Glenn (Glen Powell) ist der erste Amerikaner, der die Erde in einem Raumschiff komplett umkreist. Das ist ein wichtiger Meilenstein im Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion, der auch als Wettlauf im All geführt wird – zu einer Zeit, als Weiße und Schwarze in den USA noch per Gesetz getrennt werden und von Geschlechtergleichheit keine Rede sein kann. In der NASA aber, wo neben Glenn vornehmlich andere weiße Männer wie Al Harrison (Kevin Costner) und Paul Stafford (Jim Parsons) den Ton angeben, arbeiten drei schwarze Frauen. Deren Namen kennt kaum jemand, ihr Einfluss jedoch ist groß: Den NASA-Mathematerinnen Katherine Johnson (Taraji P. Henson), Dorothy Vaughan (Octavia Spencer) und Mary Jackson (Janelle Monáe) ist es zu verdanken, dass Glenns Mission sicher und erfolgreich verläuft.

Jedesmal wenn wir weiterkommen könnten, verschieben sie die Ziellinie.

Fazit:

Den Status als Sleeper-Hit hat Hidden Figures definitiv verdient. Mir hat der Film richtig gut gefallen und im Prinzip gibt es hier für mich nicht viel auszusetzen. Jeder einzelne Darsteller war gut besetzt und sehr überzeugend. Mehr oder weniger stellvertretend hat zwar Octavia Spencer eine Schauspielnominierung für den Cast bekommen, aber eigentlich hätte man genau so gut die Newcomerin Janelle Monáe als Nebendarstellerin oder vor allem auch Taraji P. Henson als Hauptdarstellerin nominieren können.

Ich nehme an, dass auch Hidden Figures hier letztlich dem aktuellen Awardtrend verfallen ist und sich aufgrund von besseren Chancen sowohl dazu entschieden hat, lieber eine Schauspielerin in der Nebendarstellerin-Kategorie zu pushen als in der Hauptrollen-Kategorie und zudem auch nur eine Darstellerin aus dem Ensemble, damit man sich nicht zusätzlich die „Hidden Figures„-Votes teilen muss. Taraji P. Henson zählt sicherlich zu den Snubs der diesjährigen Verleihung.

Neben den drei Frauen mit der größten Screentime haben mir aber auch Kirsten Dunst, Jim Parsons, Kevin Kostner und Mahershala Ali gut gefallen. Mahershala Ali hat echt ein tolles Jahr in seiner Karriere gehabt und ist ja sogar für Moonlight als bester Nebendarsteller nominiert. Inszenierung und Geschichte waren auch makellos und im Gegensatz zu Manchester by the Sea hat es Hidden Figures sogar mehrfach geschafft mich emotional mitzunehmen auch wenn hier zugegebenermaßen weniger subtil die Knöpfe beim Zuschauer gedrückt werden. Hin und wieder wirkten einige Momente, die die Ungerechtigkeit bezüglich Rasse und Geschlecht zeigten, ein wenig zu plakativ.

Natürlich stimmt bei einem Film der Producer-Neuling Pharell Williams an Bord hat der Soundtrack. Unter anderem befinden sich er selbst sowie Janelle Monáe auf dem Soundtrack. Alles in Allem war Hidden Figures ein sehr guter Film, den ich in meine persönliche Top 5 der diesjährigen Oscar-Filme setze, weil er eine tolle, wahre Geschichte mit Hilfe von sehr guten Darstellern erzählt und dabei nicht nur sehr unterhaltsam sondern auch rührend ist.

Lion | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Spielfilm-Regiedebütant Garth Davis schafft es mit seinem Erstlingswerk auf Anhieb zu 6 Oscar-Nominierungen in den Kategorien Bester Film, Bester Nebendarsteller, Beste Nebendarstellerin, Beste adaptiertes Drehbuch, Beste Kamera, und Bester Originalscore. Der Film basiert auf der wahren Geschichte von Saroo Brierley, der diese auch in seinem Buch „A Long Way Home“ nieder geschrieben hat.

Im Film wird er von „Slumdog MillionärDev Patel und dem Schauspielneuling Sunny Pawar, der nach einem komplexen und aufwendigen Casting aus über 2000 Kindern in Indien im Prinzip von der Straße gecastet wurde. In weiteren Nebenrollen sind unter anderem Nicole Kidman (Paddington) und Rooney Mara (Verblendung) zu sehen.

Storyanriss:

Mit fünf Jahren wird der kleine indische Junge Saroo (Sunny Pawar) von seiner Familie getrennt, woraufhin er sich schließlich tausende Meilen von Zuhause entfernt und verwahrlost in Kalkutta wiederfindet. Nach dieser beschwerlichen Odyssee nehmen ihn Sue (Nicole Kidman) und John Brierley (David Wenham) auf, ein wohlhabendes australisches Ehepaar, das ihn in ihrer Heimat wie seinen eigenen Sohn aufzieht. Doch seine Wurzeln hat Saroo nie vergessen und so macht er sich als junger Mann (nun: Dev Patel) mit Hilfe seiner trüben Erinnerungen und Google Earth auf die Suche nach seiner wahren Mutter. Während seiner Reise in die eigene Vergangenheit hofft er endlich auf jenes Dorf zu treffen, das sich mit seinen Erinnerungen ans Vergangene deckt.

Ein Leben reicht nicht um alle Bahnhöfe Indiens abzusuchen.

Fazit:

Lion war für mich eine super Überraschung und schafft dieses Jahr den Sprung in die obere Hälfte der Oscar-Nominierten. Dem Film gelingt es sowohl eine spannende und interessante Geschichte zu erzählen, als auch gleichzeitig den Unterhaltungsfaktor nicht aus den Augen zu verlieren.

Wie bei vielen Konkurrenten basiert auch Lion auf einer wahren Geschichte, die man hier in einer recht strikten Zweiteilung des Films erzählt, um die Zeitspanne von 25 Jahren besser abbilden zu können. In der ersten Hälfte erfährt man als Zuschauer von Saroos strapaziösen Leidensweg und den Umständen die dazu führten. Absolut fantastisch gespielt von Sunny Pawar, der direkt von der Straße gecastet wurde, keine schauspielerische Erfahrungen vorzuweisen hat und hier total glaubwürdig rüberkommt – dabei funktioniert viel einfach durch seine Präsenz, weil er nicht nur sehr schweigsam ist, sondern wenn er mal redet hauptsächlich Hindi spricht. Da kam schon fast Berlinale Feeling auf für mich.

Nach einem großen Zeitsprung verfolgen wir dann Dev Patel als erwachsenen Saroo, der ein sehr gutes Leben lebt aber doch kein vollkommenes. Er ist innerlich zerrissen und versucht mit Hilfe der neuen Sensation am IT Himmel „Google Earth“ seine Familie zu finden. Und auch Dev Patel war wahnsinnig gut und wurde wenn auch durchaus überraschend doch nachvollziehbarer Weise für einen Oscar nominiert.

Mich hat Lion emotional definitiv abgeholt und auch wenn mir die erste Hälfte ein wenig besser gefallen hat, war der Film auch als Gesamtpaket super. Sämtliche Charaktere waren nachvollziehbar in ihren Ansichten und Entscheidungen, die Geschichte war inspirierend und gefühlvoll, die Schauspieler klasse und die Ereignisse fast schon unglaublich.

Lion zeigt auch wiedermal gut auf wie unterschiedlich die Verhältnisse und sozialen Gefüge, in die wir hinein geboren werden, sein können und trotz dieser Widrigkeiten Aspekte wie Liebe, Familie und Zusammenhalt am Ende wichtiger sind als Reichtum oder sozialer Status.

Fences | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Mit Fences adaptiert der zweifache Oscarpreisträger Denzel Washington (Training Day) einen Stoff vom preisgekrönten Dramatiker August Wilson. Er selbst stand mit Viola Davis (How to Get Away with Murder) bereits für Monate für das Theaterstück am Broadway auf der Bühne. Beide Darsteller sowie das Stück als solches wurden bereits mit einem Tony ausgezeichnet und so lag es nahe, dass sich alle Beteiligten wieder zusammenfinden um auch die Kinoversion umzusetzen. Diese Adaption brachte Fences vier Oscar-Nominierungen ein, unter anderem für den Besten Hauptdarsteller, die Beste Nebendarstellerin, das Beste adaptierte Drehbuch und natürlich in der Kategorie Bester Film.

Storyanriss:

Die 50er Jahre in Pittsburgh, USA: Der afroamerikanische Ex-Baseballspieler Troy Maxson (Denzel Washington) ist Müllmann und trägt schwer daran, es als Sportler nie dahin geschafft zu haben, wo er hinwollte. Troys Familie besteht aus Ehefrau Rose (Viola Davis), die alle von Troys Launen kennt – die ihn liebt, wenn er sanftmütig ist und ihn erträgt, wenn er herrisch wird. Die Familie besteht weiter aus Sohn Cory (Jovan Adepo), einem Teenager mit Ambitionen auf eine Footballkarriere, die vom Vater dadurch torpediert wird, dass der seine eigenen sportlichen Enttäuschungen auf den Sprössling projiziert. Außerdem sind da Lyons (Russell Hornsby), Troys sanftmütiger Sohn aus seiner vorherigen Ehe, ein 34-jähriger finanziell klammer Jazzmusiker, und Troys jüngerer Bruder Gabriel (Mykelti Williamson), ein Kriegsveteran. Diese Familie droht zu zerreißen, als Troy eine fragwürdige Entscheidung offenbart.

In welchem Gesetz steht, dass ich dich mögen muss?

Fazit:

Fences merkt man deutlich an, dass es ein für die Leinwand adaptiertes Theaterstück ist. So verzichtet man beispielsweise weitestgehend auf zusätzliche Kameras und hält einfach mit einer Kamera auf die eh schon spärlichen, minimalistischen Set-Pieces und man bekommt wie im Theater das Gefühl als Beobachter oder Gast bei den Protagonisten zu sein.

So kommt es auch Mal vor, dass wir uns mit Denzel Washington und Viola Davis im Hinterhof befinden und bei einer Diskussion zusehen bis eine Figur im Haus verschwindet aber die Konversation trotzdem weiterführt. Wir als Zuschauer können diese Figur natürlich nicht mehr sehen, bis sie wieder in den Hof tritt, hören sie aber weiterhin. Normalerweise würde das in einem Film anders ablaufen und mit mehr Schnitten und Kameras gelöst werden. Das war durchaus eine interessante Erfahrung und ungewohnt.

Genauso unüblich war dann auch der Redeanteil, der gerade bei Denzel Washington enorm ist. Wer glaubt Tarantino kann sich nicht bremsen, der wird das nach Fences nochmals überdenken. Das Drehbuch muss einfach unfassbar dick gewesen sein. Ich glaube die ersten 40 Minuten quasselt Denzel Washington einfach durch. Er bindet natürlich seine Kollegen ein, aber eigentlich fühlt es sich wie eine One-Man-Show an.

Generell gefiel mir die erste Hälfte des Films besser als die zweite, weil mir der Bruch in der Geschichte irgendwie nicht mehr so zusagte. Das ist aber vermutlich eher mein persönliches Problem damit und weniger eine rein objektive Beobachtung. Die 139 Minuten verlangen auch einiges an Sitzfleisch und fühlten sich dann doch etwas zu lang an. Alles in Allem haben mich die tollen Performances – die sehr gute Chancen auf einen Oscar haben – in Fences begeistert, der Film an sich eher weniger.

Hell or High Water | Kritik / Review (Oscars 2017)

Nach The Finest Hours aus dem letzten Jahr, vereint Hell or High Water erneut die beiden Darsteller Ben Foster (Inferno) und Chris Pine (Star Trek: Beyond). Der moderne Western, angesiedelt in Texas, wurde von Indi-Regisseur David Mackenzie (Perfect Sense) inszeniert, der sich auch direkt den westernerprobten Nuschel-Dude Jeff Bridges (True Grit) ins Boot holte und ihm prompt eine Oscar-Nominierung einbrachte. Neben dieser Nominierung für Jeff Bridges Darstellerleistung, darf sich Hell or High Water auch über Beachtung in den Kategorien Bester Schnitt, Bestes Originaldrehbuch und natürlich Bester Film freuen.

Storyanriss:

Der geschiedene, zweifache Vater Toby Howard (Chris Pine) und sein frisch aus dem Gefängnis entlassener Bruder Tanner (Ben Foster) versuchen verzweifelt, die Familienfarm im Westen von Texas zu retten. Ihre verstorbene Mutter hinterließ das Anwesen mit erheblichen Schulden bei der Bank, die sie nicht mehr begleichen konnte und weshalb der Zwangsverkauf droht. Die Brüder Howard schrecken auch vor Straftaten nicht zurück, wollen mehrere Banken überfallen, um mit dem erbeuteten Geld zu verhindern, dass ihr Heim und die dazugehörigen Ländereien zurück an den Staat gehen. Allerdings kommen ihnen schnell der Texas Ranger Marcus (Jeff Bridges) und sein Partner Alberto (Gil Birmingham) auf die Spur und eröffnen die Jagd. Geschnappt zu werden, ist für Toby und Tanner jedoch keine akzeptable Option.

 

Fazit:

Gut gefallen hat mir die Kombination aus alten Westernelementen und durchaus sozialkritischen Aspekten der Gegenwart. Im Prinzip ist Hell or High Water eine in eine klassike Bankräuberstory eingeflochtene Sozialkritik mit der Optik und dem Setting eines Western. Die raue Geschichte und der triste Vibe des Films sind echt super eingefangen und konnte mir visuell das geben was ich von so einem Projekt erwarte. Die Atmosphäre ist dicht, die Welt authentisch und die Geschichte ist glücklichweise nicht unnötig aufgeblasen. Der Film fokussiert sich auf ganz klar auf seine Hauptrollen und ihren persönlichen Kampf gegen die Gesellschaft und das System.

Auch der Titel des Films, der eigentlich mal Comancheria war, wurde super gewählt, denn der Begriff „(come) Hell or High Water“ findet sich mit seinen unterschiedlichen Interpretationen gleich mehrfach im Film wieder. Auf der einen Seite beschreibt man damit den Ausdruck „etwas unbedingt zu machen und durchzuziehen, komme was da wolle“ und auf der anderen Seite wird mit der „Hell or High Water„-Klausel in vielen Verträgen geregelt, dass der Kunde/Mieter in jedem Fall die Finanzierung fortsetzen muss, egal auf welche Probleme und Umstände er stoßen mag.

Der größte Pluspunkt des Films sind für mich aber die Darsteller: Ben Foster geht komplett in seiner Figur als kriminelles schwarzes Schaf der Familie auf und Chris Pine beweist, dass in ihm mehr steckt als der typische Hollywood-Schönling. Normalerweise würde man sich fragen, wie es diese beiden ungleichen Männer überhaupt zusammen aushalten, aber Blut ist nunmal dicker als Wasser und das zeigt das stark verbundene Brüdergespann auf beeindruckende Art und Weise. Aber auch die Rolle des zynischen Texas Rangers passt wie die Faust aufs Auge Jeff Bridges, der zwar einmal mehr „sein Ding“ durchzieht und den Film nach vorne pusht.

Insgesamt war Hell or High Water eine nette Abwechslung zum sonstigen Filmalltag und lebt von seinen starken Performances, aber wenn ich ehrlich bin, sehe ich da jetzt keinen Film, der dieses Jahr wirklich eine Chance auf einen Oscar hat oder den ich mir in naher Zukunft nochmal anschauen werde.

La La Land | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Damien Chazelles Trommler-Drama Whiplash wurde 2015 mit 3 Oscars ausgezeichnet und hatte den netten Nebeneffekt, dass Chazelle jetzt den Film umsetzen durfte, den er eigentlich bereits vor Whiplash drehen wollte – ein waschechtes Musical. Wie in seinem Spielfilmdebüt spielt das Thema der Musik auch in La La Land eine zentrale Rolle.

Mit dabei sind unter anderem die beiden Hauptdarsteller Emma Stone (Birdman) und Ryan Gosling (Drive), sowie J.K. Simmons (Whiplash) und John Legend in Nebenrollen. Der unglaubliche Erfolg von La La Land umfasst aktuell 172 Preise. Am Wochenende bei den 89. Academy Awards könnten noch einige dazu kommen. Mit 14 Nominierungen in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Beste Originaldrehbuch, Bester Hauptdarsteller, Beste Hauptdarstellerin, Beste Kamera, Besten Kostüme, Besten Schnitt, Beste Filmmusik, Besten Filmsong (2x), Bestes Szenenbild, Besten Ton und Besten Tonschnitt.zieht La La Land mit All about Eve und Titanic gleich für die meisten Oscar-Nominierungen.

Storyanriss:

Mia (Emma Stone) ist eine leidenschaftliche Schauspielerin, die ihr Glück in Los Angeles sucht. Sebastian (Ryan Gosling) will dort ebenfalls seinen Durchbruch schaffen, allerdings nicht als Schauspieler, sondern als Musiker, der Menschen des 21. Jahrhunderts für traditionellen Jazz begeistern möchte. Mia und Sebastian müssen sich mit Nebenjobs durchschlagen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern – sie arbeitet in Cafés, er sitzt in Clubs wie dem von Boss (J.K. Simmons) am Keyboard. Nachdem sie einander vorm Klavier begegnet und schließlich ein Paar geworden sind, geben sich gegenseitig Kraft. Von nun an arbeiten sie zu zweit daran, groß rauszukommen. Doch schnell müssen Mia und Sebastian feststellen, dass ihre Bestrebungen auch Opfer fordern und ihre Beziehung auf eine harte Probe stellen.

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Wie willst du ein Revolutionär sein, wenn du so an den Traditionen hängst?

Fazit:

Magisch. Damien Chazelle hat es erneut geschafft einen absolut fantastischen Film zu kreieren, bei dem ich das Gefühl habe, dass er mein Filmwissen und meine Sehgewohnheiten positiv beeinflusst und erweitert hat. Es ist toll zu sehen, wenn so talentierte und kreative Köpfe wie Damien Chazelle durch das Studio freie Hand bekommen bei der Realisierung ihrer Visionen. Wenn so ein Film wie La La Land hinterher bei rumkommt, kann man Chazelle und Whiplash gar nicht genug danken.

Sicherlich handelt es sich bei La La Land um keinen Film für Jedermann und die meisten unschlüssigen, potentiellen Kinogänger werden sich am Musicalaspekt des Films stören. Mit diesem Review hoffe ich jedoch, euch dazu zu bringen, dem Film eine Chance zu geben und euren Filmhorizont zu erweitern. Ich bin der festen Überzeugung, dass ihr es nicht bereuen werdet.

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Doch warum ist La La Land eigentlich so gut? Es ist die Summe seiner Teile, es gibt eigentlich keinen Aspekt des Films der im Vergleich zu den anderen negativ heraussticht. Mit Ryan Gosling und Emma Stone hat man zwei perfekte Schauspieler für die Rollen der Mia und des Sebastian gecastet. Die beiden haben bereits in Gangster Squad und Crazy, Stupid, Love zusammen vor der Kamera gestanden und beweisen nun in Damien Chazelles neustem Geniestreich einmal mehr ihre tolle Chemie auf der Leinwand. Wer am Ende aus dem Kino kommt und nicht in mindestens einen der beiden verliebt ist, hat meiner Ansicht nach eher halbherzig hingeschaut. Stone und Gosling sind einfach so talentierte und vielseitige Darsteller, sodass sie das komplexe Anforderungsprofil von Gesang, Tanz, Musizieren und authentischem Schauspiel mit Leichtigkeit für den Zuschauer auf die Leinwand bringen. Die beiden tragen das Stück natürlich auf ihren Schultern und werden zurecht für sämtliche Darstellerauszeichnungen bedacht.

Doch La La Land hat viel mehr zu bieten, denn durchaus überrascht war ich davon, über die Laufzeit von knapp 130 Minuten eigentlich nur 6 Songs zu bekommen, während der Rest mit einer tiefgründigen und inspirierenden Geschichte über Los Angeles, Hollywood, die Filmindustrie, Jazz, Träumer, Ambitionen und Liebe – nicht nur auf romantische Weise sondern vor allem auch zur Kunst – gefüllt ist. Die Songs sind allesamt Originals und extra für den Film von John Hurtwitz geschrieben und komponiert, das heißt, man bekommt nicht wie bei vielen anderen Musicals Interpretationen von Welthits, zudem geht es in diesen Gesangseinlagen um mehr als nur Unterhaltung. Sie greifen perfekt die Motive und Inhalt der Geschichte auf und sollten meiner Meinung nach mit vollstem Bewusstsein gehört werden. Allen voran sticht das musikalische Herzstück des Films City of Stars heraus.

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Für die deutsche Kinofassung gibt es glücklicherweise die englischen Originalsongs mit deutschem Untertitel. Das fand ich insgesamt zwar gut, aber führt – wie bei Untertiteln häufig der Fall – dazu, stetig mitzulesen und infolgedessen hin und wieder den Blick von den gleichzeitig präsentierten Choreographien und schönen Bildern zu nehmen. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber daran und die Parts mit Untertiteln nehmen wie erwähnt auch einen relativ geringen Teil des Films ein.

Als Letztes möchte ich noch die Leidenschaft und Phantasie aller Beteiligten hervorheben. Die Sets, Bauten und Kostüme sind hinreißend, die Choreographien nicht zu übertrieben und stilvoll. Ja und was Damien Chazelle da aus seinem Kopf mit Hilfe von Kameramann Linus Sandgren (American Hustle) auf die Leinwand zaubert ist mitunter verspielt, liebevoll, kreativ und dann auch wieder schlicht stylish. Und auch das Ende das er wählte wirkte nicht nur frisch und interessant, es war auch cool gelöst und inszeniert.

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La La Land ist eine Ode an Los Angeles, Hollywood und alle Künstler da draußen mitsamt ihren Höhen und Tiefen und hat für mich als Gesamtwerk absolut einen Nerv getroffen. Damien Chazelle hat das klassische Hollywood-Musical nicht nur wiederbelebt, sondern auch gleichzeitig wieder beerdigt, denn die nächsten Jahre würde es schon an Größenwahn grenzen, wenn man sich freiwillig mit einem neuen Musical-Film mit La La Land messen möchte.

Chazelles Erstlingswerk Whiplash kratzte mit seinen 4,5 Punkten auf meiner Seite bereits an der Höchstwertung, doch La La Land schafft es bei mir nun als zweiter Film nach Birdman (Emma Stone again) auf 5/5 Punkte.

bewertungsskalafinal5,0