1917 Kritik / Review (Oscars 2020)

Storyanriss:

Der Erste Weltkrieg befindet sich im April 1917 auf seinem grausamen Höhepunkt. In Nordfrankreich belagern sich deutsche und britische Einheiten in ihren Schützengräben, ohne auch nur einen Zentimeter vorzurücken. Die Moral der Truppen wird zunehmend schlechter. In dieser Situation werden die in Nordfrankreich stationierten, britischen Soldaten Schofield (George MacKay) und Blake (Dean-Charles Chapman) von ihrem Vorgesetzten General Erinmore (Colin Firth) mit einem ebenso dringlichen wie gefährlichen Auftrag bedacht: Sie sollen das zerbombte Niemandsland zwischen den deutschen und britischen Schützengräben durchqueren und eine Nachricht an ein anderes britisches Bataillon überbringen. Dieses ist nämlich kurz davor, in einen deutschen Hinterhalt und damit in den Tod zu stürmen. Wenn die beiden jungen Rekruten es nicht rechtzeitig schaffen, werden mehr als 1.500 britische Soldaten sinnlos ihr Leben verlieren – darunter auch Blakes älterer Bruder.

Fazit:

1917 ist der Überflieger der Stunde. Der Kriegsfilm von Sam Mendes kam erst relativ spät ins Oscar-Rennen und surfte seitdem auf einer Erfolgswelle von Award zu Award.

Ich muss zugeben, dass dieser Erfolg völlig überraschend für mich kam. Als es vor Monaten die ersten Trailer gab zum Film, war ich alles andere als angetan. Absolut belanglos wirkte der 1917 für mich. „Ein weiterer Kriegsfilm“ dachte ich, doch zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was der Kniff des Filmes sein würde. Denn was den Film auszeichnet ist seine Machart. Sam Mendes und Kameralegende Roger Deakins inszenieren hier einen Film im One-Shot. Zumindest in der Illusion eines One-Shots.

Ähnlich wie bei Birdman, gibt es zwar Schnitte, aber durch Editing und handwerklichen Tricks, gelingt es hier diesen Film wie aus einem Guss wirken zu lassen. Ich liebte bereits Birdman und finde diese Idee sehr spannend. Vor allem ein Kriegsfilm, mit Actionszenen, Explosionen, hunderten Statisten, riesigen Kulissen/Sets wirft unfassbar viele Hürden auf. Das Filmexperiment ist sehr anspruchsvoll und wurde meisterhaft umgesetzt.

Das Drehbuch per se gibt jetzt nicht so viel her im Vergleich zu Konkurrenz und die Nominierung kann ich nicht so ganz nachvollziehen, aber in allen anderen Aspekten trumpft 1917 groß auf. Wenn Deakins nicht nach Blade Runner 2049 erneut einen Oscar für die Kameraarbeit bekommt, dann wäre ich sehr überrascht. Soundtrack, Make-Up, Production Design, Visuelle Effekte, Kamera und Regie tragen so sehr zu dieser Atmosphäre bei und lässt uns für zwei Stunden auch die Grausamkeiten dieses Krieges glaubhaft spüren.

1917 gilt aktuell in vielen Kategorien, unter anderem für Bester Film und Beste Regie, als großer Favorit. Für mich ist 1917 ein herausragendes Achievement in Film und sehr gut, aber dennoch nicht mein persönlicher Favorit dieses Jahr.

Jojo Rabbit | Kritik / Review (Oscars 2020)

Storyanriss:

Deutschland während des Zweiten Weltkrieges: Der kleine Jojo Betzler (Roman Griffin) ist ein überzeugter Nazi, der nicht nur in der liebevollen Obhut seiner alleinerziehenden Mutter Rosie (Scarlett Johansson), sondern natürlich in der des ganzen Reichs aufwächst. Gerade erst hat er im Nazi-Ferienlager gelernt, wie man Granaten richtig wirft und wie wichtig es ist, dass viele blonde Nachkommen gezeugt werden. Jojo kann es schon gar nicht erwarten, selbst Mitglied der Partei zu werden, und hat sogar einen besonderen besten Freund: Adolf Hitler (Taika Waititi) persönlich – na ja zumindest fast, denn Jojo bildet sich Hitler nur ein. Aber das ist noch besser, schließlich ist der Führer immer sofort zur Stelle, wenn Jojo dringend Rat braucht. Und den benötigt er bald sehr dringend. Denn er findet heraus, dass seine Mutter ein jüdisches Mädchen versteckt: Elsa (Thomasin McKenzie). Und die verwirrt Jojo mächtig. Warum ist sie kein Monster, wie es doch alle Juden angeblich sind? Um die Wahrheit herauszufinden und ein Buch über sie zu schreiben, fängt Jojo nach anfänglicher Angst an, sich mit Elsa zu unterhalten

Fazit:

Taika Waititi, der Regisseur mit dem ungewöhnlichen Namen, war Cineasten bereits spätestens mit der fantastischen Vampir-Komödie 5 Zimmer, Küche, Sarg auf dem Radar erschienen. Doch seit dieser Filmperle aus dem Jahr 2014 sind viele Jahre ins Land gezogen und Waititi hat sich in etlichen Projekten als Regisseur und Drehbuchautor den Respekt der Filmbranche erarbeitet und auch den Mainstream mit Filmen wie Thor3 für sich gewonnen.

Erstmals ist der neuseeländische Regisseur nun auch mit einem Spielfilm im Rennen um die begehrten Goldjungen. Für gleich 6 Oscars ist Jojo Rabbit nominiert. Die bittersüße Satire spielt zur Zeit des 2.WK und hat Adolf Hitler, gespielt von Waititi persönlich, als imaginären Freund des Hauptdarstellers – sicherlich ein interessanter Kniff und vor allem ein riskanter. Schnell kann man hier eine Grenze überschreiten und es sich mit allen Parteien versauen.

Doch Waititi gelingt dieser waghalsige Spagat. Wenn er in der einen Szenen den Zuschauer noch zum Lachen bringt, kann dir genauso gut im nächsten Augenblick das Essen im Halse stecken bleiben. JoJo Rabbit kann in einigen Passagen trotz der sehr angespannten und schwierigen zeitlichen Einordnung Elemente von Leichtigkeit und Euphorie versprühen, wenn beispielsweise Scarlett Johansson ihrem Sohn spielerisch die Welt erklärt und auf der anderen Seite wird einem die verzwickte, verzweifelte Situation einiger Figuren nur zu deutlich bewusst gemacht.

Scarlett Johansson ist es auch, die für mich den wichtigsten Charakter des Films verkörperte und einfach nur toll besagten Balanceakt meistert. Aber auch alle anderen Darsteller, egal ob namenhafte Nebendarsteller wie Oscargewinner Sam Rockwell, Rebel Wilson oder Stephen Merchant oder die Newcomer Roman Griffin Davis und Thomasin McKenzie brillieren.

JoJo Rabbit ist ein außergewöhnlicher Film mit starken Talenten vor und hinter der Kamera.

The Irishman | Kritik / Review (Oscars 2020)

Storyanriss:

Frank Sheeran (Robert DeNiro) arbeitet viele Jahre als Geldeintreiber und Problemlöser für den Mafiaboss Russell Bufalino (Joe Pesci). Vor seiner Zeit als Gangster fuhr Frank den Wagen einer Fleischerei und kämpfte davor im Zweiten Weltkrieg unter anderem in Sizilien gegen die Achsenmächte, wo er auch die italienische Sprache erlernte, nicht wissend, dass diese seine Eintrittskarte in die Welt des organisierten Verbrechens sein sollte. Auf Empfehlung Russels stellt ihn der mit der Cosa Nostra verbandelte Gewerkschaftsführer Jimmy Hoffa (Al Pacino) als seinen Bodyguard ein. Zwischen den beiden Männern entwickelt sich erst Respekt, dann eine enge Freundschaft. Je mehr Jahre ins Land ziehen, desto höher steigt Frank auch in den Rängen der Mafia auf und desto grausamer werden die Verbrechen, die er verübt.

Fazit:

Nach Marriage Story ist The Irishman die zweite Netflixproduktion dieses Jahr, die auf große Awardjagd geht. Martin Scorsese, ein Altmeister des Regiefachs, eine Legende in Hollywood brachte uns viele tolle Filme – darunter große Gangsterepen wie GoodFellas und Casino.

Und dennoch wollte kein Studio sein neuestes Projekt The Irishman finanzieren, zu groß war das Risiko nach dem Kassengift Silence die benötigten 160+ Millionen letztlich wieder einzuspielen, doch welch glückliche Zeit für Filmschaffende rund um den Globus, dass Streaminggigant Netflix so zemlich egal ist, ob sie Geld einnehmen oder nicht. Mit vollen Händen wirft der Marktführer seit Jahren das Geld raus, um etliche Projekte zu finanzieren.

Die 200 Millionen Budget, investierte Scorsese vor allem in die Tricktechnik, seine Altstars digital zu verjüngen, damit sie ihre Rollen im Alter von 30, 50 und 70 spielen können. Abseits davon fragte ich mich aber schon, wo genau das ganze Geld hinfloss, denn auch wenn man sich das Who-is-Who der Gangsterfilme einkaufte, bezweifel ich gigantische Gagen für die drei Legenden. De Niro und Pacino haben in den letzten Jahren auch viele Quatschfilme mit deutlich weniger finanzieller Power gedreht und Joe Pesci war bereits im Schauspielruhestand und kam nur für seine Freunde wieder.

Und diese drei sind es auch, die für mich den größten Reiz an diesem Film ausgemacht haben. Man saugt einfach jede Minute mit ihnen auf und ich für meinen Teil war froh, im Jahr 2019 noch einmal einen solchen Film mit diesen Helden zu sehen unter der Leitung Scorseses. Vor allem Pacinos Rolle bringt so einige Highlights mit sich.

Dennoch muss ich auch ganz klar sagen, dass The Irishman meine gigantischen Hoffnungen, die sich über 1,5 Jahre zuvor aufbauten, nicht erfüllen konnte. Am Ende fehlte mir dann doch etwas an der Geschichte und wenn ich keinerlei Probleme damit hatte den 209 Minuten langen Film in mehreren Etappen mit Unterbrechungen zu schauen, dann sagt das entweder etwas über meine Aufmerksamkeitsspanne oder über Länge, Pacing und Spannung des Films aus.

The Irishman hat es trotz seiner guten Qualität nicht in meiner Top15 des letzten Jahres geschafft und ist auch nicht mein Favorit auf den Oscar als Bester Film.

Little Women | Kritik / Review (Oscars 2020)

Storyanriss:

Die vier March-Schwestern Jo (Saoirse Ronan), Meg (Emma Watson), Amy (Florence Pugh) und Beth (Eliza Scanlen) wachsen Mitte des 19. Jahrhunderts in der von starren Geschlechterrollen dominierten Gesellschaft der Vereinigten Staaten auf. Ihr Vater dient im Bürgerkrieg, ihre Mutter (Laura Dern) kümmert sich um die Familie, arbeitet und hilft im Dorf wo sie kann. Je älter die vier Schwestern werden, desto deutlicher erkennen sie, welche Hindernisse ihnen bei ihrer Selbstbehauptung als Frauen in den Weg gelegt werden. Gleichzeitig wird ihnen dadurch aber auch klar, wie sehr sie sich letzten Endes doch unterscheiden. Während die stolze Jo etwa Schriftstellerin werden will und das gesellschaftliche Rollendiktat als Gemahlin und Mutter ablehnt, folgt Meg ihrem Herzen in die Ehe. Amy hingegen will ihre Einzigartigkeit durch die Malerei ausdrücken und studiert in Frankreich. Männer interessieren die vier Frauen weniger. Lediglich der Nachbarsjunge Laurie (Timothée Chalamet), der sich in Jo und die Familie March verliebt, findet schnell einen Platz bei den Marchs.

Fazit:

Gestern habe ich euch „Marriage Story“ von Noah Baumbach vorgestellt und heute folgt seine Frau Greta Gerwig mit ihrer neuen Regiearbeit Little Women, einer weiteren Adaption eines Louisa May Alcott Stoffes.

Little Women ist der letzte Film unter den Nominierten den ich gesehen habe und zeitgleich für mich der schwächste Teilnehmer im Feld. Am stärksten positiv in Erinnerung geblieben ist für mich der Cast. Saoirse Ronan an der Spitze kann eh nichts falsch machen und liefert wie gewohnt sehr stark ab. Auch wenn es nicht meine liebste Performance unter allen ihren oscarnominierten Rollen der letzten Jahre war, räume ich ihr Chancen ein, da sie trotz ihres noch jungen Alters bereits so häufig nominiert wurde und immer leer ausging. Irgendwann muss die Academy wie bei Leonardo DiCaprio einknicken und diese vielen herausragenden Leistungen auszeichnen.

Auch ihre Schauspielkollegen mit Laura Dern, Timothee Chalamet, Emma Watson und mein Breakout Star 2019, Florence Pugh, sind ebenfalls sehr gut. Doch abseits vom Schauspiel ließ mich der Film kalt. Die für mich interessanten Aspekte der Geschichte, wie zum Beispiel die Rahmenhandlung um die Schwierigkeiten als Frau ein Buch zu veröffentlichen, blieben sehr oberflächlich und nur wenige Male in die Handlung integriert. Stattdessen dreht sich 80% der Spielzeit um so jeder-mit-jedem Liebesgedusel, der nichts Frisches zu erzählen hatte.

Negativ überrascht war ich auch von der teils verwirrenden Erzählstruktur Gerwigs, wodurch ich mehr als einmal für einen Augenblick den Faden verlor. Deswegen muss ich der negativen Resonanz bezüglich der nicht Nominierung Gerwigs in der Regiekategorie widersprechen, obwohl ich vorher sicher war, dass man damit recht hat, denn Gerwig ist super talentiert und Regisseurinnen sträflich unterrepräsentiert in Awardshows. Doch stattdessen wäre meine Wahl wenn dann eher auf Alma Ha’rel (Honey Boy) oder Lulu Wang (The Farewell) gefallen statt auf Gerwig.

Insgesamt gefiel mir ihre letzte Regiearbeit Lady Bird deutlich besser in allen Belangen und Little Women hätte ich von allen Kandidaten am ehesten austauschen können.

Joker | Kritik / Review (Oscars 2020)

Storyanriss:

1981 in Gotham City: Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) fristet ein trostloses Leben. Wenn er nicht gerade auf den Straßen von Gotham City als Clown verkleidet Werbeschilder für Schlussverkäufe herumwirbelt oder von jugendlichen Schlägern verprügelt wird, kümmert er sich zuhause um seine kranke Mutter Penny (Frances Conroy). Flecks Geisteskrankheit wird durch die ständigen Demütigungen immer schlimmer. Mittlerweile schluckt er sogar sieben Psychopharmaka gleichzeitig. Sein Leben nimmt eine dramatische Wendung, als er von seinem Kollegen Randall (Glenn Flesher) einen Revolver geschenkt bekommt. Trotz seiner instabilen psychischen Verfassung verfolgt Arthur seine Karriere als Stand-up-Comedian dennoch weiter und landet schließlich bei seinem großen Idol, dem Late-Night-Talker Murray Franklin (Robert DeNiro).

Fazit:

Der Joker gilt als einer der beliebtesten und besten Gegenspieler in der Popkultur. Stars wie Jack Nicholson, Heath Ledger und Mark Hamill haben ihn bereits porträtiert. Dieses Jahr bekam Joaquin Phoenix die Chance in die Oscar-prämierten Fußstapfen Heath Ledgers zu treten und unter der Regie von Hangover-Regisseur Todd Phillips den Clown Prince of Crime zu verkörpern. Unabhängig von der eigentlichen Qualität des Films, mussten sich die Beteiligten permanent erklären und sich den Vorwürfen stellen, dass ihr Film psychisch labilen Menschen als Auslöser dienen könnte für beispielsweise Amokläufe. Viele Kritiker haben den Film auch dafür abgestraft.

Ich finde diesen Versuch Kunstschaffenden vorzuschreiben was sie machen dürfen und was nicht immer schwierig. Labilen Menschen mit psychischen Problemen, könnten sich von alles und jedem getriggert fühlen. Sie könnten in eine Textzeile eines Katy Perry Songs mehr reininterpretieren oder ihre Probleme auf Allesmögliche projizieren. Deswegen nun alle Medien zu zensieren, weil sich irgendjemand angegriffen fühlen könnte, ist doch Quatsch. Vor allem wenn man ein gewaltiges Problem mit Waffengesetzen hat, das es vielleicht eher zu lösen gilt, doch das ist eine Diskussion für einen anderen Tag.

Denn Joker ist ein handwerklich ganz hervorragender Film geworden, der sich ganz offen bei den beiden Scorsese Filmen Taxi Driver und The King of Comedy bedient und nicht nur dem Hauptdarsteller beider Filme, Robert DeNiro, eine Schlüsselrolle in Joker gibt, sondern auch zunächst mit Martin Scorsese als Produzent plante. Und auch wenn das letztlich nicht zustande kam, merkt man seine Einflüsse an jeder Ecke. Gotham sieht noch mehr als je zuvor wie ein New York der 70er/80er aus, das Drehbuch bietet viele Parallelen zu seinen Werken und die Figur des Jokers wird nur durch seinen Namen zum Comicuniversum gezählt, weil sie auch genauso gut eine Scorsese Figur sein könnte.

Joaquin Phoenix dominiert diesen Film. Seine Performance macht den Film. Er geht wieder einmal vollends in seiner Rolle auf und hat sich ähnlich wie Christian Bale kurzerhand 23 Kilo für diese Rolle abgehungert. Dass dieses extreme Gewicht-Yo-Yo natürlich nicht gesund für den Körper ist, ist klar, aber ehrlich gesagt hat es seiner Rolle Arthur Fleck wirklich geholfen.

Dieser abgemagerte, krankanmutende Körper und die schlechte Körperhaltung tragen dazu bei, dass wir als Zuschauer gleichermaßen verängstigt sind als auch gewisse Sympathien für ihn empfinden, vor allem wenn er als Punchingball einer ganzen Gesellschaft und eines korrupten Systems herhalten muss, das die Schere zwischen arm und reich nur größer werden lässt. Figuren wie Arthur Fleck fressen in einer solchen Gesellschaft nur noch Scheiße und da sich jeder mal im Leben unfair behandelt oder zurückgelassen fühlt, erreicht das automatisch viele Zuschauer.

Für diese Rolle wie sie hier angelegt ist, braucht man einen starken Schauspieler und Joaquin Phoenix‘ Schauspiel ist ein weiteres Mal absolut brillant und die seit Release von Millionen Fans geforderte Oscarnominierung scheint mir mehr als verdient. Er ist der große Favorit auf die Auszeichnung in diesem Jahr.

Die Kombination aus grandiosen, wunderschönen Bildern einer dreckigen Stadt und Gesellschaft, sowie einem zur Bestform aufgelegten Joaquin Phoenix entwickeln mit jeder Minute eine stärkere, hypnotisierende Sogwirkung, die mit akzentuierten Gewaltspitzen zu einem Finale führt, das einen ganz speziellen Vibe hat und man auf einer Welle dieser Stimmung mitschwimmt. Mir hat Joker sehr gut gefallen und ich hoffe es gibt trotz der unfassbaren mehr als 1 Milliarde Dollar keine Fortsetzung.

Le Mans 66 | Kritik / Review (Oscars 2020)

Storyanriss:

Henry Ford II (Tracy Letts) hat das Familiengeschäft seines Großvaters Anfang der 1960er Jahre übernommen. Um amerikanische Autos am von europäischen Herstellern dominierenden Markt zu etablieren, überarbeitete er das Firmenkonzept mit Hilfe des jungen Visionärs Lee Iacocca (Jon Bernthal) und dem ehemaligen Rennchampion und Ingenieur Carroll Shelby (Matt Damon). Zusammen kreierten sie den Ford GT40, der Ferrari in ihrem eigenen Rennen in Le Mans 1966 schlagen sollte – was bis dahin keinem amerikanischen Model zuvor gelingen wollte. Mit dem britischen Rennfahrer Ken Miles (Christian Bale) arbeiten sie an dem revolutionären Rennwagen, doch die Zusammenarbeit der Dickköpfe stellt sich als komplizierter dar, als anfangs gedacht. Doch alle verfolgen das gleiche Ziel: Ken Miles soll mit dem Ford GT40 als erster über die Ziellinie von Le Mans 1966 fahren.

Fazit:

Nach dem herausragenden Logan, der es vor 2 Jahren auf meine #1 der Top-Liste schaffte, hatte Regisseur James Mangold bei mir erstmal einen Stein im Brett. Für sein Folgeprojekt Le Mans 66 bzw. Ford v Ferrari im Original, verlässt James Mangold die bekannten Gewässer der Comicverfilmungen und wagt sich erstmals an einen biographischen Stoff.

Mit dabei ist zwar nicht sein Stammschauspieler der letzten Jahre, Hugh Jackman, aber dafür die noch größeren Matt Damon und Christian Bale, die wieder einmal zeigen was sie draufhaben. Vor allem Chamäleon Bale geht wie gewohnt völlig in seiner Rolle des genialen aber schwierigen Ken Miles auf, der zusammen mit Matt Damons Carroll Shelby als Underdog den Kampf gegen Ferrari annimmt.

Dass das Wettrüsten nicht nur zwischen Russland und den USA stattfand und zwangsläufig nur um Waffen oder den Weltraum ging, bescheinigt Le Mans 66 auf seiner langen Spielzeit von 160 Minuten eindrucksvoll. Getrieben von angeknacksten Egos weißer, alter Männer entspann sich in den 1960er ein Kampf um den Titel des besten Autoherstellers der Welt. Kann es den Amerikanern von Ford gelingen die Übermacht im Renngeschäft durch die italienischen Ferrari aufzubrechen, oder muss man sich geschlagen geben und die Niederlage eingestehen?

Mangold gelingt es dieser Frage sehr eindrucksvoll, wenn auch lang, auf den Grund zu gehen und inszeniert einen spannenden Film über den Rennsport. Wie auch schon bei Rush von Ron Howard, den ich als Geheimtipp an dieser Stelle nur empfehlen kann, gelingt es Le Mans 66 eine Balance aus packenden Rennszenen und Charakterdrama drumherum zu etablieren.

Es geht nicht nur um Autos. Es geht vor allem auch um Charaktere, die Philosophie des Rennsports und das Machtgeplänkel großer Egomanen, die sich selbst die größten Steine in den Weg legen. Le Mans 66 nimmt bei den Oscars eher eine Underdog-Rolle ein, aber ist definitiv verdient dabei.