And the Oscar 2019 goes to..

And the Oscar 2019 goes to..

Es ist endlich wieder soweit: in wenigen Stunden werden die Oscars in Los Angeles verliehen. Es ist mittlerweile die 91. Verleihung des prestigeträchtigsten Filmpreises der Welt, den Academy Awards. Mein Event-Highlight des Jahres.

Die Oscars – ein Chaosjahr zum Vergessen

Wie üblich spreche ich an dieser Stelle über die Sachen auf die man sich bei dieser Verleihung freuen kann, über die Skandale und Themen, die das letzte Jahr bestimmt oder die diesjährige Veranstaltung beeinflussen werden. Nach „Oscars so white“, „#metoo“ und dem Umschlagfail der letzten Jahre, hat die Academy in den vergangenen 12 Monaten eine Odyssee von Fehlentscheidungen hinter sich auf dem verzweifelten Kampf um Einschaltquoten und junge Zielgruppen.

Die Oscars haben 2018 ein Einschaltquoten-Rekordtief eingefahren und sich dann mit dem Rücken zur Wand gesehen. Was folgten waren viele Ideen, um sowohl die Länge der Show von knapp 4h deutlich zu reduzieren und gleichzeitig die Show attraktiver zu machen und neue Zuschauer zu gewinnen.

Akt 1: Zunächst gab es den Vorschlag eine „Populärster Film“-Kategorie einzuführen, damit sich auch der Casual-Zuschauer, der – wie in Deutschland – vielleicht noch 1-2x pro Jahr ins Kino geht, nicht so ausgegrenzt fühlt und nicht mehr behaupten kann „Die Oscars nominieren nur Filme, die Niemand kennt“. Glücklicherweise hat man diese Idee erstmal wieder verworfen bzw. auf unbestimmte Zeit verschoben, denn das wäre echt die Krönung. Für mich sind die Oscars eine Veranstaltung für Filmfans, Nerds und alle Filmschaffenden rund um den Globus.

Ein Fest für diejenigen, die bereit sind über den Tellerrand hinaus Filme zu schauen, sich auch mal zu Indifilmen ins Programmkino zu setzen, Filmfestivals zu besuchen oder auch mal Perlen aus dem Ausland zu entdecken. Sich denjenigen anzubiedern, die das alles nicht machen und ihnen letztlich ein Mitspracherecht einzuräumen, find ich Quatsch. Am Ende gewinnt dann jedes Jahr ein Transformers, Fast & Furious oder The Rock 0815 Actionfilm und verwässert den Wert dieser wichtigsten Auszeichnung. Spaßkategorien gibt es bei den Kids Choice Awards oder MTV Awards oder sowas, die machen sicherlich mehr Spaß, sind aber auch von absolut null Belang und unwichtig.

Akt 2: Nun waren die wenigen Momente dran, die die manchmal zähen Phasen und Längen der Veranstaltung auflockern: die Musikacts. Jedes Jahr präsentieren die Nominierten der Kategorie „Bester Song“ ihr Lied im Verlauf des Abends. Zugegeben, in den letzten Jahren waren viele dieser Performances nicht sonderlich gut und ein zweischneidiges Schwert. So wie man sich noch positiv an den lockeren, unterhaltsamen Auftritt von Justin Timberlake mit „Can’t Stop that Feeling“ erinnert, gibt es leider auch oft das krasse Gegenteil.

Traurige Downersongs von introvertierten Singer/Songwritern, für die man mitleidet. Die Academy entschied also zunächst nur noch zwei von fünf Künstlern auftreten zu lassen – wenig überraschend die populärsten, also Lady Gaga und die Künstler für Black Panther – beide gelten auch als die großen Favoriten. Auch ließ der Shitstorm nicht lang auf sich warten und vor allem Lady Gaga, sagte, dass sie nur auftritt, wenn auch die anderen Künstler das dürften und die Academy ruderte abermals zurück.

Akt 3: Die Host-Suche wurde zum Debakel. Am Host des Abends scheiden sich jedes Jahr die Geister. Es gibt Moderatoren, die mit vielen Showeinlagen und beispielsweise Musicalnummern selbst viel beitragen – was mal gut und mal schlecht ausgeht. Es gibt handzahme Hosts, die souverän durch die Sendung führen, aber Niemandem was Böses wollen und es gibt den ein oder anderen Fall, wo ein Host kaum ein Blatt vor den Mund nimmt und fröhlich Gäste und Hollywood durch den Kakao zieht. So wie ein Ricky Gervais das jahrelang für die Golden Globes machte. Dieses Jahr viel die Wahl auf Kevin Hart, der afroamerikanische Comedian und Schauspieler ist super beliebt bei den jungen Amerikanern und Schwarzen, bricht regelmäßig Rekorde beim Ticketverkauf für seine Shows. Ich persönlich hielt ihn für eine gute Wahl, mag seine Shows, mag ihn.

Die Freude hielt jedoch keine 24h, weil 10 Jahre alte Tweets mit homophoben Inhalt ausgegraben wurden, für die er sich bereits mehrfach entschuldigt hatte. Die Entschuldigungen waren auch der Grund, warum Kevin Hart dann letztlich „freiwillig“ zurücktrat, weil er es nicht einsah, sich sein ganzes Leben für einen Fehler zu rechtfertigen, der vor einem Jahrzehnt begangen und eingeräumt wurde. Man kann von seinen Aussagen oder diesen gezielt herbeigeführten Shitstorm halten was man will, den Oscars hat es qualitativ geschadet. Denn nach Kevin Harts Ausstieg, wollte keiner einspringen und so gibt es eine Oscarveranstaltung ohne Host. Wie genau der Abend ablaufen wird, ist bislang eher ein Geheimnis, aber vermutlich wird ein bunter Mix aus Weltstars stellenweise moderieren und kleine Bits aufführen.

Akt 4: Streichen wir ein paar Kategorien! Zu guter Letzt entschied sich die Academy dazu alle ihre Werte zu verraten und der Filmbranche vor den Kopf zu stoßen, die sie doch eigentlich auszeichnen will. Die Idee vier der 24 Kategorien während Werbebreaks abzufertigen und hinterher beiläufig ins Programm zu schneiden, kam wenig überraschend nicht gut bei den Fans und allen Filmschaffenden an. Neben einem mit Anlauf genommenen Shitstorm, folgte eine Welle der Solidarität mit allen Menschen aus der Branche. Namhafte Regisseure, Schauspieler u.v.m. nutzten ihre Reichweite und Macht, um die Academy zum Umdenken zu bewegen – erfolgreich.

Sicherlich sind nicht alle 24 Kategorien wirklich spannend oder gleich wichtig für den Zuschauer wie „Bester Film“ oder die Darstellerpreise, nichtsdestotrotz geht es an diesem Abend darum alle Bereiche einer Filmproduktion zu würdigen, den hartarbeitenden Menschen, ohne die wir diese Filme nicht hätten, zu feiern. Ein Film ist mehr als ein namhafter Schauspieler vor und ein Regisseur hinter der Kamera, weshalb auch die anderen Nominierten ihre 5 Minuten Ruhm und Applaus verdient haben. Zumal die Oscars hier auch eine Ausnahme zu den anderen Filmpreisen darstellen, weil sie auch Kategorien wie Cinematography, Film Editing, Makeup/Hairstyling und Live-Action Short auszeichnen. Zum Glück haben sie ihren Plan wieder verworfen – wie so oft im letzten Jahr.

Surprises & Snubs

Surprises:
#1 First Man wird bei den großen Kategorien ignoriert.

Mich hat Damien Chazelles First Man emotional kalt gelassen, aber letztlich ist es doch sehr überraschend, dass es der Film nur zu einigen Techniknominierungen schaffte.

#2 Willem Dafoe Nominierung als Bester Hauptdarsteller.

Im letzten Jahr reichte es knapp nicht für seine Performance in The Florida Project, dieses Jahr schlich er sich still und heimlich an John David Washington (Blackkklansman) und Ethan Hawke (The First Reformed) vorbei, die über Monate als aussichtsreichste Kandidaten galten.

#3 Roma bekommt gleich 2 Schauspiel-Nominierung.

Ich bin der nicht der größte Fan dieser Nominierungen, aber dennoch galt vor allem Yalitza Aparicio als wahrscheinliche Kandidatin, Marina de Tavira hingegen kam völlig aus dem Nichts.

#4 Pawel Pawlikowski sticht Bradley Cooper und Peter Farrelly als Bester Regisseur aus.

Völlig unerwartet konnte der polnische Regisseur mit seinem romantischen Schwarz-Weiß-Drama Cold War die Favoriten übertrumpfen. Vor allem für Cooper tut es mir leid, aber schön war diese Überraschung dennoch.

#5 Deutscher Film „Werk ohne Autor“ im Rennen um die Beste Kamera.

Never look away, wie er für den internationalen Markt heißt, schaffte es nicht nur eine Nominierung als Bester ausländischer Film einzusacken, sondern auch grandioser Weise für die Beste Kamera.

Snubs:
#1 Toni Collette nicht für ihre Performance in Hereditary nominiert.

Es war zu erwarten nachdem man sie bereits auf anderen Awardshows ignoriert hatte, aber Hereditary war nicht nur mein liebster Film des Jahres, sondern hatte mit Toni Collette auch die beste Performance 2018, die sogar Glenn Close schlagen konnte bei den Gotham Independent Film Awards. Doch der Weg zu einer Oscarnominierung ist lang, steinig und kostspielig – speziell für Horrorfilme aus der ersten Jahreshälfte.

#2 Bradley Cooper nicht für Beste Regie bedacht.

Mit A Star is Born hat Cooper nicht nur einen der besten Filme 2018 abgeliefert, der mit 8 Noms bereits einer der Gewinner ist, sondern auch ein bockstarkes, stilsicheres Regiedebüt gegeben, das Lust auf mehr macht.

#3 Emily Blunt gleich doppelt ignoriert.

Neben Toni Collette fehlt mir vor allem noch Emily Blunt unter den Schauspielerinnen. Sie zeigt nicht nur regelmäßig, dass sie zu den aktuell besten ihres Fachs gehört, sie hat mit Mary Poppins das schwere Erbe von Julie Andrews angetreten und mit Bravour gemeistert; zusätzlich hat sie im Horrorhit A Quiet Place ihres Mannes John Krasinski richtig abgeliefert. Die SAG-Awards haben sie noch doppelt nominiert, doch die Academy ließ Emily Blunt außen vor. Vermutlich haben sich beide Rollen bei den Votes kannibalisiert.

#4 Eighth Grade geht leer aus.

Eighth Grade ist einer DER Geheimtipps des letzten Filmjahres und ein fantastischer Film, der emotional berührt, toll geschrieben, brillant von Elsie Fisher gespielt ist und einfach mit Jedem connected. Autor/Regisseur Bo Burnham hätte für sein Debüt eine Nominierung in der Kategorie Bestes Originaldrehbuch verdient gehabt.

#5 Won’t you be my neighbor? Anscheinend nicht.

Morgan Nevilles rührende Dokumentation über den beliebten Moderator und ikonische Vaterfigur für amerikanische Kinder Mister Rogers galt eigentlich als der große Favorit für die beste Dokumentation des Jahres. Nicht nur war sie mit $22.8 Millionen erfolgreich, sie hat vor allem emotional bei den Amerikanern punkten können. Dass sie jetzt nicht mal in den Top5 ist, ist daher sehr außergewöhnlich.

Weitere Snubs: Paddington 2, Crazy Rich Asians, Ethan Hawke für First Reformed und Timothy Chalament für Beautiful Boy.

Beste Nebendarstellerin / Actress in A Supporting Role:

Amy Adams (Vice) | Marina De Tavira (Roma) | Regina King (If Beale Street could talk) | Emma Stone (The Favourite) | Rachel Weisz (The Favourite)

Wunsch: #1 Regina King #2 Rachel Weisz

Regina King hatte 3 unfassbar erfolgreiche Jahre, die sie mit guten Rollen und starken Performances in Awards aufwiegen konnte. Vor allem im TV führte kein Weg an ihr vorbei.

Durch If Beale Street could talk schaffte sie es mit ihrer phänomenalen Leistung endgültig in die A-Riege der Schauspielerinnen.

Wahrscheinlich: #1 Regina King #2 Amy Adams

Amy Adams oder wie ich sie nenne: die weibliche Leonardo DiCaprio. Mittlerweile hat Amy Adams schon 6 Oscar-Nominierungen bekommen ohne jemals zu gewinnen.

Auch wenn das zeigt wie talentiert die Darstellerin ist, wäre ein Sieg doch endlich mal angemessen. Sie gehört definitiv zum engeren Favoritenkreis.

Bester Nebendarsteller / Actor in A Supporting Role:

Mahershala Ali (Green Book) | Adam Driver (Blackkklansman) | Sam Elliott (A Star is Born) | Richard E. Grant (Can you ever forgive me?) | Sam Rockwell (Vice)

Wunsch: #1 Sam Elliott #2 Mahershala Ali

Meine Nummer 1 ist Sam Elliott, der schönste Schnurri Hollywoods. Eigentlich unglaublich, dass ein Schauspieler seines Kalibers in mehr als 50 Jahren Karriere jetzt erst seine erste Oscar-Nominierung erhält.

Es gibt diese eine Szene in A Star is Born, die sich so krass einbrannte und ihm diesen Oscar gewinnen sollte.

Wahrscheinlich: #1 Mahershala Ali #2 Richard E.Grant

Der große Favorit ist aber Mahershala Ali, der bereits vor 2 Jahren für seine Rolle in Moonlight den Oscar einsackte. Seine Performance als Dr. Don Shirley in Green Book ist definitiv oscarwürdig und die Award-Season hat diese Leistung bereits häufig belohnt.

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Beste Hauptdarstellerin / Actress in A Leading Role:

Yalitza Aparicio (Roma) | Glenn Close (The Wife) | Olivia Colman (The Favourite) | Melissa McCarthy (Can you ever forgive me?) | Lady Gaga (A Star is Born)

Wunsch: #1 Olivia Colman #2 Lady Gaga

Olivia Colman und Lady Gaga waren für mich die schauspielerisch größten Überraschungen mit den mitunter besten Figuren. Beide Rollen haben mir emotional am meisten gegeben. Colmans Rolle war tragisch, gefühlvoll, witzig, skurril und ihre Leistung super.

Lady Gaga war einfach perfekt gecasted und die Rolle und ihre Performance unfassbar authentisch.

Wahrscheinlich: #1 Glenn Close #2 Olivia Colman

Die Siegerin in dieser Kategorie scheint schon fast festzustehen Glenn Close hat mit ihrer Leistung in Die Frau des Nobelspreisträgers nahezu alle Awards abgeräumt für die sie nominiert war.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Glenn Close für ihre Performance und herausragende Karriere auch mit dem Oscar belohnt wird am Sonntag.

Bester Hauptdarsteller / Actor in A Leading Role:

Christian Bale (Vice) | Bradley Cooper (A Star is Born) | Willem Dafoe (At Eternity’s Gate) | Rami Malek (Bohemian Rhapsody) | Viggo Mortensen (Green Book)

Wunsch: #1 Rami Malek #2 Bradley Cooper

Den Spirit und die Persona Freddie Mercurys einzufangen ist mit Sicherheit keine leichte Aufgabe, aber Rami Malek hat es gemeistert und ist zurecht der größte Favorit und meine erste Wahl für diese Kategorie.

Der Film Bohemian Rhapsody ist nicht frei von Fehlern und Skandalen drumherum, aber Maleks Performance ist es.

Wahrscheinlich: #1 Rami Malek #2 Christian Bale

Hollywoods Chamäleon Christian Bale hat wieder zugeschlagen und seinen Körper transformiert für seine Rolle als Dick Chaney.

Doch auch wenn mir Vice als Film nicht so richtig gefallen hat, war sein Schauspiel wie gewohnt sehr stark und mehr als nur „Teeth & Wig“, wie man manchmal abschätzig behauptet bei solchen Rollen. Bale hat sicherlich die größten Chancen Malek auszustechen.

Bester Film / Best Picture:

Bohemian Rhapsody | A Star is Born | Black Panther | Green Book | Blackkklansman | Roma | The Favourite | Vice

Wunsch: #1 The Favourite #2 A Star is Born

Meine Wahl für den besten Film dieser Oscars ist Lanthimos‘ The Favourite. A Star is Born muss sich wie bei meiner Top15-Liste 2018 mit dem zweiten Platz zufrieden geben.

Ich liebe diese ungewöhnlichen Stoffe, die mir das Gefühl geben etwas gesehen zu haben, was ich noch nie zuvor sah. Wenn es dann noch so brillant umgesetzt wird und einfach alles stimmt, ist das für mich das Zünglein an der Waage.

Wahrscheinlich: #1 Roma #2 Green Book

Lange Zeit galt Green Book als aussichtsreichster Kandidat auf den Preis als „Bester Film“ des Jahres. Doch eine Award-Season kann lang sein und im Fall von Green Book vielleicht ein wenig zu lang.

In den letzten Wochen hat sich Alfonso Cuarons Netflix-Film Roma mit autobiographischen Elementen die Favoritenrolle gesichert und gilt mit 10 Nominierungen als Frontrunnter für diese Kategorie. Emotional hat mich Roma zwar kalt gelassen, aber handwerklich war der Film ein Meilenstein.

Zusätzlich schau ich vor allem auf folgende Kategorien:

Bester Regisseur:
Wunsch: #1 Spike Lee / Wahrscheinlich: #1 Alfonso Cuaron
In den letzten 5 Jahren stand am Ende 4x ein mexikanischer Regisseur auf dem Siegerpodest und konnte den Oscar mit nach Hause nehmen. Auch dieses Jahr ist mit Alfonso Cuaron einer aus dem goldenen Trio der große Favorit. Vermutlich nimmt er zurecht den Preis am Ende mit, aber Spike Lee ist lang genug im Geschäft, hat ein gutes Standing in Hollywood und viele Filme mit Message. Vielleicht sorgt er für eine Überraschung.

Bestes original/adaptierte Drehbuch:
Wunsch: #1 A Star is Born (adapt) / #1 The Favourite (orig.) / Wahrscheinlich: #1 Blackkklansman (adapt) / #1 The Favourite (orig)
The Favourite und A Star is Born sind für mich die rundesten Drehbücher und haben mich dieses Jahr am besten unterhalten und mich gleichzeitig am wenigsten verärgert.

Bester Animationsfilm:
Wunsch: #1 Spider-Man: A new Universe / Wahrscheinlich: #1 Spider-Man: A new Universe #2 Incredibles 2
Die Animationskategorie ist diesese Jahr sehr interessant besetzt und bietet ein qualitativ hochwertigen Mix aus den verschiedensten Animationsstilen. In einem normalen Jahr wären Pixars Die Unglaublichen 2 wohl der Frontrunner, wäre da nicht die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft. Im Dezember wurde Spider-Man: A New Universe veröffentlicht und hat alle weggeblasen. Der optische Stil war genial und Geschichte, Charaktere und Dialoge bockstark. Ich habe im letzten Jahr glaube ich zu keinem Film mehr positive Meinungen in den sozialen Netzwerken gelesen wie zu A New Universe – für viele war er sogar der beste Superheldenfilm des Jahres.

Zusammenfassung:

Wunsch – BigFive + Bonus:

  • #1 Regina King #2 Rachel Weisz (Nebendarstellerin)
  • #1 Sam Elliott #2 Mahershala Ali (Nebendarsteller)
  • #1 Olivia Colman #2 Lady Gaga (Hauptdarstellerin)
  • #1 Rami Malek #2 Bradley Cooper (Hauptdarsteller)
  • #1 The Favourite #2 A Star is Born (Film)
  • #1 Spike Lee (Regisseur)
  • #1 A Star is Born & The Favourite (Drehbücher)
  • #1 Spider-Man: A New Universe (Bester Animationsfilm)

Wahrscheinlich – Big Five + Bonus:

  • #1 Regina King #2 Amy Adams (Nebendarstellerin)
  • #1 Mahershala Ali #2 Richard E. Grant (Nebendarsteller)
  • #1 Glenn Close #2 Olivia Colman (Hauptdarstellerin)
  • #1 Rami Malek #2 Christian Bale (Hauptdarsteller)
  • #1 Roma #2 Green Book (Film)
  • #1 Alfonso Cuaron (Regisseur)
  • #1 Blackkklansman & The Favourite (Drehbücher)
  • #1 Spider-Man: A new Universe #2 Die Unglaublichen 2 (Bester Animationsfilm)

Roma | Kritik / Review (Oscars 2019)

Roma

Storyanriss:

Die junge Cleo (Yalitza Aparicio) arbeitet in den 1970er Jahren als Hausmädchen für eine mexikanische Mittelstandsfamilie im Stadtteil Roma in Mexiko Stadt. Zusammen mit ihrer Kollegin und Freundin Adela (Nancy García) kümmert sie sich nicht nur ums Kochen und Putzen, sondern auch aufopferungsvoll um die drei Kinder des Haushalts. Als sich ihre Arbeitgeber Sofia (Marina de Tavira) und Antonio (Fernando Grediaga) trennen und letzterer zuhause auszieht, hilft sie Sofia, diesen Umstand vor den Kindern geheimzuhalten. Als sie selbst von ihrem Freund Fermín (Jorge Antonio Guerrero) schwanger wird, weist der die Verantwortung von sich und ergreift feige die Flucht. Für Sofia und Cleo keine einfache Situation. Dann kommt es in der Stadt nach politischen Studentenunruhen plötzlich zu einer heftigen Eskalation der Gewalt.

Fazit:

Alfonso Cuarons neuester Film Roma ist eines dieser Filmprojekte, die ich sehr für ihre Machart respektiere, für das Handwerk, das wie üblich bei Cuaron meisterlich ist. Er schrieb das Drehbuch, inszenierte und war dieses Mal sogar selbst hinter der Kamera zu finden und bescherte uns einige der schönsten Bilder und Kamerafahrten des Jahres. Was kann dieser mexikanische Regisseur eigentlich nicht? Mich emotional abholen – zumindest mit Roma.

Roma mauserte sich mittlerweile zum größten Favoriten auf den „Bester Film“-Oscar und trotzdem würde mir dieser Sieg nicht viel geben. Diese Geschichte hat viele autobiographische Bezüge zu Cuarons Kindheit und ist für ihn selbstverständlich emotional sehr aufgeladen. Meine Gefühle hat er hingegen zu keinem Zeitpunkt berührt, eher noch empfand ich ihn mitunter als dröge. Ich muss keine 3 Minuten lang eine Kachel sehen. Der Trend zu langen Filmen ist allgegenwärtig, ich bin dafür, zumindest solche Momente zu kürzen, denn Roma muss keine 2h 15 Minuten gehen.

Mit 10 Nominierungen stellt Roma einen der Frontrunner dieses Jahr. Zumindest für mich ist es sehr fragwürdig, dass Roma sowohl als Best Foreign Film sowie auch als Bester Film nominiert wurde. Beide für sich sind in Ordnung, beide gleichzeitig wirkt falsch und man hätte zumindest beim Auslands-Oscar Platz machen können für einen anderen Beitrag. Genauso sehe ich nicht warum Yalitza Aparicio und Marina de Tavira für Beste Neben– sowie Hauptdarstellerin bedacht wurden. Klar, die Geschichte dahinter ist gut: eine Nichtschauspielerin wird entdeckt und gewinnt einen Oscar. Doch für mich haben beide Figuren und Schauspielerinnen nicht so recht was in den Kategorien verloren. Es gab mit Emily Blunt oder vor allem Toni Collette deutlich stärkere Performances dieses Jahr, um nur zwei zu nennen.

Roma wird viele Goldjungen dieses Jahr gewinnen und vermutlich sogar als Bester Film ausgezeichnet. Damit würde er Geschichte schreiben und als erster Film einer Streamingplattform wie Netflix diesen Preis mit nach Hause nehmen und den Vormarsch der Streaming-Giganten untermauern.

The Shape of Water | Kritik / Review (Oscars 2018)

The Shape of Water | Kritik / Review (Oscars 2018)

The Shape of Water ist mit 13 Nominierungen der große Favorit der diesjährigen Academy Awards in Los Angeles, obwohl er eigentlich so gar nicht dem üblichen Kandidaten und Frontrunnertypus entspricht. Regisseur Guillermo del Toro (Pans Labyrinth) entwickelte diese Idee von einer Seekreatur, die sich in eine menschliche Frau verliebt bereits kurz nach seinem Regiedebüt Cronos aus dem Jahr 1993.

Auszug aus Doug Jones‘ Monsterreel

Diese Kreatur verkörpert einmal mehr del Toros Stammschauspieler Doug Jones, der das was Andy Serkis für Motion-Capture im Bereich der „Practical Effects“-Monster ist. Nun mehr als 20 Jahre später konnte er diese Geschichte umsetzen und unter anderem Nominierungen für Bester Film, Beste Regie, Beste Hauptdarstellerin, Bester Nebendarsteller und Bestes Originaldrehbuch abstauben.

Storyanriss:

Die stumme Elisa (Sally Hawkins) ist während des Kalten Krieges in einem Hochsicherheitslabor der amerikanischen Regierung angestellt, wo sie einsam und isoliert ihrer Arbeit nachgeht. Doch als sie und ihre Kollegin und Freundin Zelda (Octavia Spencer) ein streng geheimes Experiment entdecken, das in dem Labor vorangetrieben wird, ändert sich Elisas Leben für immer. Sie freundet sich mit dem mysteriösen Fischwesen (Doug Jones) an, das dort in einem Tank gefangen gehalten wird. Ihre Gefühle für die Kreatur werden immer intensiver und zusammen mit ihrem Nachbarn Giles (Richard Jenkins) fasst sie schließlich den Entschluss, den Amphibienmann aus den Händen der Regierung zu befreien – allerdings steht die Liebe unter keinem guten Stern, denn nun wird das Paar gnadenlos vom Militär und dem Laborleiter Strickland (Michael Shannon) gejagt, die das außergewöhnliche Geschöpf für eigene Zwecke missbrauchen will.

Fairytales were born in times of trouble, in complicated times—when hope felt lost. I made The Shape of Water as an antidote to cynicism. For it seems to me that when we speak of love—when we believe in love—we do so in a hopeless way. We fear looking naïve and even disingenuous. But love is real—absolutely real—and, like water, it is the most gentle and most powerful force in the Universe. It is free and formless until it pours into its recipient, until we let it in. Our eyes are blind. But our soul is not. It recognizes love in whatever shape it comes to us. – Guillermo del Toro

Fazit zu „The Shape of Water“:

Mein persönlicher Favorit. Guillermo del Toro gehört zu meinen liebsten Regisseuren, weil er ganz speziell und eigen ist. Man erkennt seine Handschrift einfach und ich bin froh, dass er so viel Erfolg mit The Shape of Water hat – seinem wohl besten Film seit Pans Labyrinth.

Man merkt an jeder Ecke und jedem Detail was er privat für ein Fan dieser Monster- und Märchenstoffe ist. Seine Sets sehen genauso grandios und bis ins letzte Detail durchdesigned aus wie beispielsweise das Haus aus Crimson Peak. Die Idee dahinter war alltägliche Dinge zu nehmen und sie außerweltlich zu gestalten, Gewöhnliches in Außergewöhnliches zu verwandeln.

Sally Hawkins in The Shape of Water

Das Monsterdesign ist klasse und The Shape of Water bietet meiner Meinung nach die verspieltesten und schönsten Bilder aller Oscar-Teilnehmer. Hauptdarstellerin Sally Hawkins beschreibt ihre Erfahrung damit, sich als Teil eines Gemäldes gefühlt zu haben. Mastermind Del Toro, Kameramann Dan Laustsen und Costume Designer Luis Sequeira haben hier eine komplexe und detailreiche Welt geschaffen, die mich eingesogen und sprachlos gemacht hat.

Ich liebe diese märchenhaften Geschichten, die phantastische Elemente mit unserer realen Welt kombinieren. Alleine diese faszinierende, magische Tanzszene, die Kunst und Liebe in all ihren Formen zelebriert, bleibt für mich unvergessen – so merkwürdig sie auch war.

Guillermo del Toros Horrormansion

 

Auch die darstellerischen Leistungen waren echt gut, allen voran Sally Hawkins als stumme Putzkraft, die uns so nuanciert und gefühlvoll durch den Film getragen hat. Sie ist für mich ganz klar die größte Konkurrenz zu Frances McDormand. Man merkt hier, dass Guillermo del Toro nicht nur seit Jahren an diesem Film schrieb, sondern auch schon vor Ewigkeiten Sally Hawkins in Kenntnis darüber setzte, dass er diesen Film die ganze Zeit mit ihr in der Hauptrolle konzipieren würde.

Richard Jenkins als ihr bester Freund und Nachbar hat mich ebenso restlos begeistert zurückgelassen. Er hat seine Nominierung mehr als verdient und ist nach dem Topfavoriten Sam Rockwell meine persönliche Nummer zwei. Michael Shannon ist gut in allem was er tut und war seiner Rolle entsprechend überzeugend fies. Ihre Charaktere sind alle irgendwo soziale Außenseiter die im Prinzip von ihrer Umwelt ignoriert und nicht gesehen werden. Del Toro gibt diesen Figuren eine Stimme, selbst wenn sie stumm sind.

Laut eigener Aussage ist es Guillermo del Toros liebster und persönlichster Film bis dato, es ist ein Märchen das aber nicht aus der Perspektive eines Kindes erzählt wird. Ich hoffe, dass er am Sonntag nach Alfonso Cuaron und Alejandro G. Inarritu der dritte mexikanische Regisseur ist, der in den letzten 5 Jahren die Auszeichnung für die Beste Regie mitnehmen kann. Auch darüber hinaus wünsche ich mir den Sieg in der Kategorie Bester Film. Bei 13 Nominierungen wird der ein oder andere Goldjunge sicher sein – vollkommen zu recht.

The Shape of Water ist ein visuell und emotional hinreißendes Märchen über Liebe, Freundschaft und Akzeptanz – virtuos konzipiert und auf die Leinwand gebracht von einem kreativen Genie und Geschichtenerzähler, Guillermo del Toro.