Green Book | Kritik / Review (Oscars 2019)

Green Book

Storyanriss:

Die USA im Jahr 1962: Dr. Don Shirley (Mahershala Ali) ist ein begnadeter klassischer Pianist und geht auf eine Tournee, die ihn aus dem verhältnismäßig aufgeklärten und toleranten New York bis in die amerikanischen Südstaaten führt. Als Fahrer engagiert er den Italo-Amerikaner Tony Lip (Viggo Mortensen), der sich bislang mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten und etwa als Türsteher gearbeitet hat. Während der langen Fahrt, bei der sie sich am sogenannten Negro Motorist Green Book orientieren, in dem die wenigen Unterkünfte und Restaurants aufgelistet sind, in dem auch schwarze Gäste willkommen sind, entwickelt sich langsam eine Freundschaft zwischen den beiden sehr gegensätzlichen Männern.

Fazit:

Die obligatorische Nacherzählung einer wahren Geschichte, darf auch bei den diesjährigen Oscars natürlich nicht fehlen – vor allem wenn sie gut inszeniert wird wie in Green Book. Obwohl die Geschichte zu den Zeiten starker Rassendiskriminierung spielt und man stetig an besagtes Green Book und die Ungerechtigkeiten erinnert wird, ist der Film durchaus auch eine emotionale Buddy-Komödie. Wenn man das weiß, wirkt es auch weniger merkwürdig, dass ausgerechnet Peter Farrelly, Regisseur von Verrückt nach Mary & Dumm und Dümmer, diese Geschichte inszenierte. Das Drehbuch stammt vom Sohn des von im Film von Viggo Mortensen dargestellten Tony Lip, Nick Vallelonga.

Mir hat Green Book sehr gut gefallen, weil sowohl die dramatischen als auch die humoristischen Aspekte funktionierten, ohne dass das jeweils andere Genre in Mitleidenschaft gezogen wurde. Mit Bravour wurde diese Aufgabe von den beiden Hauptdarstellern Mahershala Ali (Moonlight) und Viggo Mortensen (Captain Fantastic) gelöst, die auch jeweils mit einer Oscar-Nominierung bedacht wurden. Vor allem Mahershala Ali darf sich große Hoffnungen machen auf seinen zweiten Goldjungen. Lange galt Green Book auch als Frontrunner für den Besten Film des Jahres, doch mit den Entwicklungen und Indikatoren der letzten Wochen, müssen Peter Farrelly und Co. befürchten am Ende von Roma übertrumpft zu werden.

Ouija 2: Ursprung des Bösen | Kritik / Review

Ouija-2_blog1(Trailer)

Ouija, der Vorgänger aus dem Jahr 2014, war finanziell zwar sehr erfolgreich aber aus Cineastensicht eine Katastrophe, die sich dann auch beispielsweise in einem extrem miesen 7% Rating auf Rottentomatoes widerspiegelte. So war meine Motivation Ouija 2: Ursprung des Bösen zu sehen quasi nicht vorhanden. Hinzu kam ein Trailer zu Ouija 2, den ich so langweilig und trashig fand, dass ich wochenlang darüber gehated habe.

Wie ihr allein an der Existenz dieser Kritik jedoch erahnen könnt, habe ich aber doch noch den Schritt ins Kino gewagt. Dafür verantwortlich sind folgende 3 Punkte: das allgemeine Kritikerecho, die Meinung meiner liebsten Filmnerds und der Fakt, dass Ouija 2 von Regisseur Mike Flanagan ist, der in diesem Jahr bereits mit Hush einen Horror-/Thriller-Geheimtipp vorzuweisen hat.

Storyanriss:

Los Angeles 1965: Die verwitwete Alice Zander (Elizabeth Reaser) lebt zu den Hochzeiten der wilden 60er mit ihren beiden Töchtern Paulina und Doris (Annalise Basso und Lulu Wilson) in der kalifornischen Millionen-Metropole. Ihren Lebensunterhalt verdient Alice damit, Ahnungslosen mit ihrem Ouija-Spielbrett, und mit der Hilfe ihrer Töchter, die volle Ladung Dämonen-Spuk vorzuschwindeln. Der Spaß ist allerdings sehr schnell vorbei, als Alice bei einer Séance unfreiwllig einen echten Geist zu sich einlädt, der Besitz von der jüngsten Tochter Doris ergreift. Und dieser ist alles andere als harmlos. Zeit für Mutter und Tochter, sich unvorstellbaren Ängsten zu stellen, um die Jüngste der Familie zu retten und das Böse zurück auf die andere Seite zu schicken.

Ouija-2_blog2

Weißt du wie es sich anfühlt erwürgt zu werden?

Fazit:

Ja, Ouija 2: Ursprung des Bösen ist viel besser als sein Vorgänger von 2014 und konnte auch mich positiv überraschen. Ouija 2 erfindet definitiv das Rad nicht neu in Sachen Charaktere, Storybögen, Auflösung der Geschichte oder Schockmomenten, dabei bedient sich Regisseur Mike Flanagan bei bekannten Genrevertretern, doch die Aufmachung, Inszenierung – sprich die Umsetzung – waren qualitativ  auf einem hohen Niveau.

Die Figuren lassen sich locker in typische Horrorfilm-Klischee-Schubladen einsortieren, so gibt es natürlich das kleine besessene Psychomädchen, einen hilfsbereiten Priester aus der Nachbarschaft, den Teenieschwarm oder auch die Bullies in der Schule. Trotz dieser Klischees machen die Darsteller mit ihrem guten Schauspiel diesen Makel wieder wett. Vor allem das weibliche Hauptrollen-Trio rund um Annalise Basso, die ich schon in dem super tollen Film Captain Fantastic klasse fand. Ich verfolge gespannt den weiteren Verlauf ihrer Karriere.

Kommen wir zur Geschichte, die sich – wie ich Anfangs beschrieb – teils stark an Genrevertretern orientierte. Natürlich bleibe ich wie gewohnt spoilerfrei, wenn ich jedoch nach 10 Minuten im Film den Twist, bzw. eher die Auflösung vom 3.Akt vorhersagen kann, weil ich bestimmt schon 10 Filme mit der selben Idee gesehen habe, dann enttäuscht und langweilt mich das. Nichtsdestotrotz war die Geschichte in Ordnung und der Rote Faden erkennbar, gefallen hat mir beispielsweise die Idee, die Hauptfiguren in einer Art Wahrsagerei-Betrug arbeiten zu lassen um über die Runden zu kommen, das wirkte recht authentisch und bildete eine sanfte Überleitung zur Ouija Prämisse. Und abgesehen von der Kritik an der Auflösung, konnte das Finale immer wieder gute Akzente setzen.

Die Schockmomente im Film waren jetzt selten wirklich krass und glücklicherweise setzte Flanagan auf keine übertriebene Anzahl an Jumpscares. Meistens sieht man das Übel vor sich und wird nicht nur dumm erschreckt was zu einer guten Atmosphäre führte. Ein wenig hat mich das an das Suchbild-Prinzip aus der „Paranormal Activity„-Reihe erinnert, denn viel passiert im Hintergrund.

Insgesamt ist Ouija 2: Ursprung des Bösen ein solider Horrorfilm, der mehr durch seine überzeugenden Darstellerinnen und der guten Inszenierung statt mit innovativer Geschichte oder bahnbrechenden Schockmomenten punktet.

bewertungsskalafinal3,5

Captain Fantastic | Kritik / Review

captain-fantastic_blog3(Trailer)

Auch wenn Captain Fantastic auf den ersten Blick wie ein weiterer Superheldenfilm klingt, handelt es sich hierbei keinesfalls um den nächsten Mega-Blockbuster, sondern um einen kleinen Indi-Film mit Road-Movie-Charakter. Viggo Mortensen (Der Herr der Ringe) übernimmt die Hauptrolle unter der Regie von Matt Ross, der bislang eher als Schauspieler, beispielsweise für Silicon Valley oder American Horror Story, Bekanntheit erlangte.

Storyanriss:

Tief in den nordwestlichen Wäldern der USA haben Ben (Viggo Mortensen) und seine Frau Leslie (Trin Miller) ein eigenes Refugium für sich und ihre sechs Kinder geschaffen, darunter Bodevan (George MacKay), Vespyr (Annalise Basso) und Zaja (Shree Crooks). In mühsamer Handarbeit haben sie ein Anwesen errichtet, auf dem sie sich, von der Außenwelt abgeschottet, selbst versorgen können und wo Ben seinen Kindern alles Notwendige beibringt, um in den Wäldern zu überleben. Dazu gehören knallhartes Training für die Nachkommen und ein Bildungsgrad, der weit über dem ihrer Altersgenossen liegt. Doch das paradiesische Mini-Utopia wird jäh von einem Schicksalsschlag erschüttert, der die Familie dazu zwingt, nach vielen Jahren wieder einen Fuß in die Zivilisation zu setzen. Das Aufeinanderprallen der Lebensstile führt dabei nicht nur zu Reibungen mit anderen Menschen, sondern sorgt auch immer mehr für Spannungen zwischen Ben und seinen Zöglingen.

Wir verspotten Niemanden – außer Christen.

Fazit:

Wow, zwischen all den Blockbustern die ich in den letzten Wochen und Monaten geschaut habe, kommt diese kleine Indi-Filmproduktion gerade richtig um den Tag zu retten. Von Anfang bis Ende hatte Captain Fantastic das Publikum meiner Vorstellung in seinem Bann. Der Film ist schon als Gesellschafts- und Kapitalismuskritik zu verstehen, was er uns eingängig mit skurrilen Situationen, Bildern und Dialogen zeigt. Klar, hier und da vielleicht ein wenig zu klischeehaft und überspitzt aber für mich hier nicht weiter schlimm.

Captain Fantastic war einfach verdammt witzig und schafft es dennoch die Botschaft zu vermitteln, dass es nicht den einen wahren Weg gibt, sein Leben zu leben und beispielsweise seine Kinder zu erziehen, man aber auch generell Verständnis für andere Alternativen haben sollte. Doch wer jetzt den Eindruck bekommt, dass es sich um eine reine Komödie handelt, könnte weiter nicht von der Wahrheit entfernt liegen, denn trotz der vielen spaßigen Momente, hat Captain Fantastic eine sehr berührende und dramatische Seite die genauso gut, wenn nicht sogar noch besser funktionierte als die humoristische Facette. Das Publikum in meinem Saal erlebte eine Achterbahn der Gefühle und wechselte von Tränen in den Augen zu herzlichem Gelächter und umgekehrt.

Großen Anteil daran haben sicherlich die Schauspieler. Allen voran natürlich Viggo Mortensen. Mortensen spielt großartig und ist für mich eine ideale Besetzung für diese Rolle. Irgendwie hat mich das gewissermaßen an The Road erinnert auch wenn beide Filme inhaltlich sehr konträr sind. Aber auch der Rest des Casts – egal ob die Jungdarsteller die seine Kinder mimten oder alteingesessene Profis wie Kathryn Hahn – war toll und spielte sehr authentisch.

In jeder Szene ob nun witzig, dramatisch oder emotional passte das Schauspiel jedes einzelnen Schauspielers einfach toll ins Gesamtkonstrukt des Films. Vielleicht ist Captain Fantastic mit 120 Minuten ein paar Minuten zu lang, aber wenn ein Film so gut gemacht, anrührend und intelligent ist und dich auf vielen Arten emotional abholt, fällt das nicht sonderlich stark ins Gewicht. Klare Empfehlung von mir.

bewertungsskalafinal4,5