Die Verlegerin | Kritik / Review (Oscars 2018)

(Trailer)

Die Verlegerin / The Post gehört wohl zu den „oscar-baitigsten“ Beiträgen der diesjährigen Academy Awards. Die Fakten: Meryl Streep (Die Eiserne Lady) hat nun 21 Oscar-Nominierungen inne, Tom Hanks (Forrest Gump) gilt als beliebtester Schauspieler Amerikas, Steven Spielberg (Der weiße Hai) ist nicht nur eine Regielegende, sondern gleichzeitig auch immer Favorit auf einen Goldjungen. Diese Faktoren kombiniert mit einer wahren Geschichte und nicht ganz subtil geäußerten Parallelen zur aktuellen Trump-Regierung runden das Oscar-Gesamtpaket ab. Dementsprechend überraschend war es, dass der Film bis auf eine Nominierung für „Bester Film“ und „Beste Hauptdarstellerin“ leer ausging.

Storyanriss:

In den 1970er Jahren übernimmt Katharine „Kay“ Graham (Meryl Streep) das Unternehmen ihrer Familie – die Washington Post – und wird so zur ersten Zeitungsverlegerin der USA. Schon bald darauf bekommt sie die volle Last dieser Aufgabe zu spüren: Post-Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks) und sein Reporter Ben Bagdikian (Bob Odenkirk) haben vom Whistleblower Daniel Ellsberg (Matthew Rhys) geheimes Wissen über die sogenannten Pentagon Papers, Dokumente, die brisante Informationen über Amerikas Rolle im Vietnam-Krieg enthalten, in Erfahrung gebracht. Die beiden Vollblutjournalisten wollen die Informationen um jeden Preis veröffentlichen, trotz aller etwaigen rechtlichen Konsequenzen. Kay Graham bangt dagegen um die Sicherheit und die finanzielle Zukunft ihrer Angestellten. Ihre Position als Verlegerin, amerikanische Patriotin und Geschäftsfrau bringt sie in eine moralische Zwickmühle.

Tom Hanks, Meryl Streep und Steven Spielberg am Set von Die Verlegerin

He makes the Movie in real time, right in front of us – Tom Hanks über Steven Spielberg.

Fazit zu „Die Verlegerin“:

Nur zwei Nominierungen? Ich muss sagen: völlig zurecht. Vielleicht würde ich bei einem erneuten Betrachten den ersten Eindruck ein wenig relativieren, weil man auch nicht jeden Tag gleich gut drauf ist. Stand jetzt kann ich nur sagen, dass ich Die Verlegerin / The Post absolut dröge und langweilig fand. Sowohl Spielbergs letzter Film „Bridge of Spies“ oder auch Oscar-Gewinner Spotlight, die einen ähnlichen Stil beziehungsweise Themengebiet abdeckten, haben mich deutlich besser unterhalten.

Auch Meryl Streeps Rekordnominierung ist für mich mal wieder nicht nachvollziehbar. Aubrey Plaza für Ingrid Goes West wäre eine mutigere Entscheidung gewesen, statt zum 21. Mal Meryl Streep zu pushen. Alles in allem war Die Verlegerin wie zu erwarten ein sehr solider Film, aber weder sonderlich innovativ, noch unterhaltsam. Schlichtweg zu sehr auf Sicherheit konzipiert. Sogar das Watergate-Sequel wird am Ende schon kalkulierend angeteased.

Natürlich ist der Film nicht schlecht, doch für mich persönlich ist es die Enttäuschung der diesjährigen „Bester Film“-Kategorie. Ich hätte hier lieber Filme wie Ingrid Goes West, Good Times, Wind River oder vor allem Blade Runner 2049 gesehen.

The Shallows | Kritik / Review

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Der spanische Regisseur Jaume Collet-Serra liefert uns nach Non-Stop, Run All Night und Unknown Identity erstmals wieder einen Film ohne seinen Stamm-Schauspieler Liam Neeson. Nach diesen recht durchschnittlichen und düsteren Thrillern nimmt uns Collet-Serra mit ins Paradies. Für The Shallows springt Ex-Gossip-Girl und Ehefrau von Deadpool-Darsteller Ryan Reynolds Blake Lively ins erfrischende Nass und liefert sich einen Kampf auf Leben und Tod mit einem Hai.

Storyanriss:

Für die junge Nancy (Blake Lively) gibt es nichts Schöneres als auf einem Surfbrett im Wasser zu sein und die Wellen des Meeres zu erobern. Als sie sich eines Tages alleine an einem verlassenen Strand auf ihr Brett schwingt, scheint alles wie immer zu sein. Doch im Meer lauern tödliche Gefahren und plötzlich wird sie von einem Weißen Hai angegriffen. Nancy gelingt es, sich gerade noch rechtzeitig auf einem einsamen Felsen im Meer in Sicherheit zu bringen. Dort muss sie schnell feststellen, dass sie auf diesem bis auf Weiteres festsitzt: Zwar ist das rettende Ufer nur wenige hundert Meter von ihr entfernt, doch der große Weiße wartet noch immer auf seine Gelegenheit, nach ihr zu schnappen. Für Nancy wird der Weg zurück ans Festland zu einem enormen Willenstest. Wird sie das Risiko auf sich nehmen?

Mom hatte Recht: es dauert ewig es zu finden, aber es ist perfekt.

Fazit:

The Shallows hat meine Erwartungen zur vollsten Zufriedenheit erfüllt. Schnell gleiten diese Art Filme ins Trash-Genre ab, das zwar auch mal Spaß machen kann und auch viele Fans hat, mir persönlich geben aber die eher ernsteren Varianten mehr. The Shallows ordnet sich eher in die zweite Kategorie ein und macht dabei ziemlich viel richtig.

Lob gebührt neben Blake Lively, die hier auf authentische Art und Weise das Maximum für so eine Rolle herausholt, vor allem auch der Kameraarbeit von Flavio Martinez Labiano. Mit geschickten Kniffen und Ideen, die immer wieder mit dem Element Wasser und den Set-Pieces spielten, gelangen einfach super Bilder. Generell muss man zu den Set-Pieces sagen, dass sich die Beteiligten für dieses doch relativ eingeschränkte Setting und solch klar verteilten Rollen ein paar coole Ideen haben einfallen lassen, auch wenn man ehrlicher Weise erwähnen muss, dass die Geschichte zuweilen sehr konstruiert ist und man natürlich auch hier und da die Logik im Handeln einiger Charaktere vergebens sucht.

Letztlich handelt es sich aber am Ende des Tages immer noch um einen Film und wenn man einen Film mit einer solchen Prämisse 100% logisch angehen würde, wäre dieser vermutlich nur 5minuten lang und schlicht schrecklich. Des Weiteren gefiel mir das Make-Up, das sich schön den Ereignissen entsprechend anpasste und so für eine bessere  Immersion sorgte. Auch die visuellen Effekten aus dem Computer konnten weitestgehend überzeugen, eigentlich ist mir nur ein Wellenritt zu Beginn des Films negativ in Erinnerung geblieben, weil man da meiner Meinung nach deutlich sehen konnte, wie man Blake Lively hinterher aufs Double retuschierte.

Ich habe eigentlich nicht wirklich mit so einem Genrefilm im aktuellen Kinobusiness gerechnet und bin daher umso positiver gestimmt einen so hochwertigen und gut inszenierten Vertreter zu bekommen, der sich nicht in eine Reihe mit Sharknado, Sandsharks oder Haialarm auf Mallorca stellt, sondern eher eine klassische Herangehensweise wählte.

bewertungsskalafinal3,5

Retro-Review 04 – Der weiße Hai (1975)

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Storyanriss:

Der kleine Badeort Amity Island wird von einem gefräßigen Hai heimgesucht, der auch gerne mal den ein oder anderen Menschen verspeist. Trotz einiger Todesfälle will der örtliche Bürgermeister (Murray Hamilton) davon aber nichts wissen, der Profit durch die anstehende Badesaison und den Tourismus hat Vorrang. Er verbietet dem Polizeichef, Martin Brody (Roy Scheider), die Sperrung des Strandes. Erst als ein Kind getötet wird, reagiert auch der Bürgermeister. Für einen Tag wird der Strand abgeriegelt, Suchtrupps sollen den Hai finden. Da die Mutter des Kindes ein Kopfgeld auf den Hai aussetzt, wimmelt es am nächsten Tag nur so von Leuten in der Stadt. Jeder will das Ungeheuer finden und töten, Unmengen von Menschen gehen auf Boote und machen sich auf die Jagd nach dem Hai. Die Hatz scheint schnell erfolgreich zu sein, ein Hai wird getötet, Aufatmen bei der Bevölkerung und beim Bürgermeister!

 

5 Gründe für den Kultstatus – Warum ist „Der weiße Hai“ so gut?

V. Die Spezialeffekte

Natürlich kann man nicht über Der weiße Hai reden ohne den titelgebenden Killer aus der Tiefe zu erwähnen. Es gab für die Produktion nicht nur 3 Modelle für je 250.000$, sondern auch jede Menge Probleme am Set.

 

„The Great White Turd“ oder „Bruce“ wie Spielberg ihn taufte, sank bei seinem ersten Testlauf direkt auf den Grund des Meeres, was lange Zeit verhinderte, dass Spielberg überhaupt Szenen mit ihm drehen konnte und zynischer Weise vom Effekte-Team des Films den Spitznamen „Special Defects“ bekam.

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IV. Allen Widerständen zum Trotz

Spielberg gelang es nicht seine Wunschschauspieler für den Film zu verpflichten, Das Budget wurde gesprengt, die Dreharbeiten dauerten deutlich länger als kalkuliert. Einige der Hauptdarsteller verstanden sich nicht und sorgten für eine angespannte Atmosphäre am Set und auch die Alkoholsucht von Robert Shaw stellte immer wieder ein Problem dar.

 

Trotz all dieser Widerstände gelang es Spielberg und seinem Team letztlich einen Klassiker und ersten Sommerblockbuster der Filmgeschichte zu schaffen und Der weiße Hai an die Spitze der erfolgreichsten Filme seinerzeit zu katapultieren.

III. Der Soundtrack

Als Steven Spielberg damals zum ersten Mal das berühmte Theme vom vielfach oscarprämierten Komponisten John Williams vorgespielt bekam, hielt er es zunächst für einen schlechten Witz – es war ihm zu simpel.

 

Er forderte Williams auf es noch ein paar weitere Male für ihn zu spielen und plötzlich war es für Spielberg genau richtig und perfekt. Es sollte sich herausstellen, dass beide ein goldenes Näschen hatten und den richtigen Instinkt: Er wurde zum amerikanischen Institut für Film zum 6.besten Score aller Zeiten gewählt und gewann auch den Oscar für Best Original Dramatic Score.

 

II. Die denkwürdigen Momente

Der weiße Hai kann sicherlich mit einigen besonderen Momenten auftrumpfen, doch am ehesten kommen mir die bekannteste und von Roy Scheider improvisierte Dialogzeile in den Sinn:

 

 

Desweiteren gibt es im 3. Akt des Films die so oft beschriebene Ruhe vor dem Sturm und unsere drei mutigen Protagonisten finden nochmal die Zeit um bei ein wenig Alkohol über Gott und die Welt zu reden. Robert Shaw, der mit seiner Alkoholsucht für Probleme sorgte, bestand beim Dreh darauf diese „Indianapolis speech“-Szene wie es die Figuren tun im alkoholisierten Zustand zu drehen und verkackte dermaßen, dass man nichts aus der Szene nehmen konnte. Reumütig bat Shaw Spielberg noch am selben Tag per Telefon um eine zweite Chance und rockte am nächsten Tag die Lieblingsszene von Spielberg mit dem ersten Versuch.

 

I. Die Spannung

Der weiße Hai wurde einst zum 6.gruseligsten Film aller Zeiten gewählt und das hat er vor allem seiner perfekten Zusammenstellung folgender Aspekte zu verdanken: Musik, minimalistischer Einsatz vom Hai und der Kameraarbeit. Wie bereits oben erwähnt, musste Spielberg lange Zeit bei den Dreharbeiten auf den tierischen Star des Films verzichten und drehte somit einen 120 Minuten langen Film über einen Hai, der erst nach 80 Minuten überhaupt zum ersten Mal wirklich zu sehen ist. Dieser Umstand gilt heute als hochgelobtes Feature des Films.

 

Zusätzlich sorgte der perfekt abgestimmte Score für Spannung und Gänsehaut – auch wenn der Hai nicht direkt zu sehen war. Und noch etwas, so Spielberg, sollte nicht zu sehen sein: Das Land. Spielbergs größte Angst war es, dass man während der Aufnahmen das Ufer sehen könne und der Zuschauer so den Eindruck bekäme, dass sich die Protagonisten schnell aus ihrer misslichen Lage befreien könnten. Der Zuschauer sollte genauso hilflos sein wie die Figuren im Film und so legte Stephen Spielberg großen Wert auf die Kameraarbeit.

bewertungsskalafinal4,5