Die dunkelste Stunde | Kritik / Review (Oscars 2018)

 (Trailer)

Die Academy liebt Filme mit wahren Geschichten. Joe Wrights (Abbitte) Die dunkelste Stunde ist da keine Ausnahme. Das Drama rund um Churchill ist keineswegs ein Biopic, welches das gesamte Leben dieses Politikers abdeckt, sondern viel mehr den Fokus auf die schwierigste Phase und sogenannte dunkelste Stunde seiner Karriere zur Zeit des 2. Weltkriegs. Für die Hauptrolle konnte man Gary Oldman (Leon – Der Profi) verpflichten, der mit seiner zweiten Oscar-Nominierung nach Dame, König, As, Spion und seiner Transformation zu Winston Churchill zu den absoluten Favoriten 2018 gehört – auch um sein Lebenswerk zu ehren.

Storyanriss:

Erst wenige Tage im Amt, steht der neue britische Premierminister als Nachfolger von Neville Chamberlain (Ronald Pickup) 1940 vor einer Mammutaufgabe. Die gegnerische Streitmacht stürmt West-Europa, die Niederlage gegen Nazi-Deutschland ist beinahe schon besiegelt – also steht Winston Churchill (Gary Oldman) unter Druck, einen Frieden mit Adolf Hitler zu verhandeln, der Großbritannien zu einer Marionette des Dritten Reiches machen würde. Während die britische Armee in Dünkirchen strandet, beweist Churchill Courage und kämpft weiter. In seiner wohl dunkelsten Stunde als Premier muss er den baldigen Einmarsch der Nazis verhindern, sich gegenüber seiner eigenen Partei und dem skeptischen König George VI. (Ben Mendelsohn) durchsetzen und seine Nation vereinen.

Those flaws are integral to the man and to his achievements, and that’s what I find really interesting—the idea that our flaws and our virtues are kind of the same thing. – Regisseur Joe Wright

Fazit zu „Die dunkelste Stunde“:

Für mich persönlich vielleicht die größte Überraschung unter den Nominierten, vermutlich weil ich vorab fast am Wenigsten davon erwartet habe. Ich dachte, es würde sich bei diesem Film um ein reines Vehicle für Gary Oldmans Karrieren-Oscar handeln und ja, darauf liegt schon der Fokus und ja, er wird ihn vermutlich verdient gewinnen dieses Jahr, aber mich hat auch Die dunkelste Stunde als Gesamtprojekt sehr gut gefallen.

Gary Oldman und Kristin Scott Thomas in Die dunkelste Stunde / Darkest Hour

Im Vergleich zu Die Verlegerin empfand ich ihn weder als langweilig noch als zu lang. Churchill war ein interessanter Mann und diese Situation im zweiten Weltkrieg war dann doch ziemlich spannend. Neben den tollen darstellerischen Leistungen – natürlich allen voran Gary Oldman – haben mir die Beziehung zu seiner Frau (Kristin Scott Thomas) und dem Rest seiner Familie sowie zu seiner Assistentin (Lily James) gefallen. Diese haben uns als Zuschauer dann auch den privaten, verletzlichen und von Selbstzweifeln geplagten Churchill gezeigt, den er gegenüber dem Volke und seiner politischen Konkurrenz nicht zeigen durfte.

Hier gab es so einige Szenen – gerade auch im Zusammenhang mit Dunkirk – die mich emotional an die Figuren und den Film gebunden haben. Auch verrückt, dass es aus dem Nichts zwei Filme in einem Jahr gibt über Dunkirk/Dünkirchen und beide für den Besten Film des Jahres nominiert sind.

Im Zusammenhang mit diesem Film muss man auch die grandiose Leistung des Make-Up Departments loben. Gary Oldman hat seine Zusage für Die dunkelste Stunde davon abhängig gemacht, ob Make-Up Legende Kazuhiro Tsuji (Der seltsame Fall des Benjamin Button) für ihn aus dem Ruhestand zurückkommt, weil dieser laut Oldman der einzige ist, der seine Transformation glaubwürdig machen kann. Zum Glück hat das geklappt und hat so unglaublich zur Immersion beigetragen. Die dunkelste Stunde hat mich definitiv abgeholt und positiv überrascht – toll!

 

Call Me by Your Name | Kritik / Review (Oscars 2018)

(Trailer)

Call Me by Your Name ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von André Aciman. Der italienische Regisseur Luca Guadagnino (A Bigger Splash) hat diese Geschichte adaptiert und kurzerhand in seine Heimatstadt Crema verlegt, wo der Film auch gedreht wurde. Die beiden Hauptrollen wurden mit Armie Hammer (Codename U.N.C.L.E.) und Timothée Chalamet (Interstellar) besetzt. Chalamet hat für den Film extra Italienisch und Piano spielen gelernt. In Nebenrollen kann man unter anderem Michael Stuhlbarg sehen, der dieses Jahr mit Die Verlegerin, Call Me by Your Name und The Shape of Water in gleich drei Filmen mitspielt, die allesamt für den Oscar in der Kategorie „Bester Film“ nominiert sind.

Storyanriss:

Norditalien, 1983: Familie Perlman verbringt den Sommer in ihrer mondänen Villa. Während der 17 Jahre alte Sohn Elio (Timothée Chalamet) Bücher liest, klassische Musik hört und keinen Flirt mit seiner Bekannten Marzia (Esther Garrel) auslässt, beschäftigt sich sein Vater (Michael Stuhlbarg), ein emeritierter Professor, mit antiken Statuen. Für den Sommer hat sich der auf griechische und römische Kulturgeschichte spezialisierte Archäologe mit Oliver (Armie Hammer) einen Gast ins Haus geholt, der ihm bei seiner Arbeit zur Seite stehen soll. Der selbstbewusste und attraktive Besucher wirbelt die Gefühle des pubertierenden Elio ganz schön durcheinander. Während sich langsam eine Beziehung zwischen den beiden anbahnt, merkt Elio, dass er trotz seiner Intelligenz und der Bildung, die er dank seinem Vater und seiner Mutter Annella (Amira Casar) genießt, noch einiges über das Leben und die Liebe lernen muss.

Fazit zu „Call Me by Your Name“:

Eine sehr sanfte und gefühlvolle Erzählung über eine Sommerliebe zwischen einem Teenager und einem erwachsenen gestandenen Mann. Diese Geschichte einer ersten, wenn auch ungewöhnlichen Liebe wird mehr als nur durch Worte erzählt. Vor allem die Musik, Blicke und Gesten untermalen das Geschehen perfekt. Zwei der Songs, unter anderem der für den Oscar nominierte „Mystery of Love“ stammen aus der Feder Sufjan Stevens.

Timothee Chalamet und Michael Stuhlbarg, Vater-Sohn-Gespräch - Call Me by Your Name

Call Me by Your Name handelt nicht nur von Liebe, es geht auch um Familie, Mitgefühl, sexuellem Begehren, dem Erkunden des eigenen Körpers und der eigenen Sexualität generell. Wenn ich euch sage, dass die berüchtigte Nektarinenszene des Films die vielleicht expliziteste aber nicht ungewöhnlicheste Sexszene der diesjährigen Oscars darstellt, dann könnte ihr gespannt bleiben was die Tage noch folgt.

Das Schauspiel würde ich als eher unauffällig und unaufdringlich aber sehr gut beschreiben. Ein Dialog von Vater und Sohn, sowie die finale Szene haben es mir besonders angetan. Timothée Chalamet, ist mit erst 22 Jahren der jüngste Nominierte in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ seit 1939. Wenn er gewinnen sollte, wäre er der jüngste Sieger in dieser Kategorie. Außergewöhnliches Jahr für ihn, neben der eigenen Oscar-Nominierung für Call Me by Your Name spielte er auch in Greta Gerwigs Lady Bird mit, den ich euch bereits am Freitag vorstellte.

Luca Guadagninos gefühlvolles Schwulendrama Call Me by Your Name trifft die richtigen Töne. Auch wenn man beide Filme trotz ihres homosexuellen Backgrounds nicht direkt miteinander vergleichen kann, hat sich der Vorjahressieger Moonlight aber stärker in mein Gedächtnis eingebrannt und letztlich besser gefallen. Nichtsdestotrotz war der Film gut genug, um verdient als einer der Favoriten im Oscar-Rennen zu gelten.

 

Die Verlegerin | Kritik / Review (Oscars 2018)

(Trailer)

Die Verlegerin / The Post gehört wohl zu den „oscar-baitigsten“ Beiträgen der diesjährigen Academy Awards. Die Fakten: Meryl Streep (Die Eiserne Lady) hat nun 21 Oscar-Nominierungen inne, Tom Hanks (Forrest Gump) gilt als beliebtester Schauspieler Amerikas, Steven Spielberg (Der weiße Hai) ist nicht nur eine Regielegende, sondern gleichzeitig auch immer Favorit auf einen Goldjungen. Diese Faktoren kombiniert mit einer wahren Geschichte und nicht ganz subtil geäußerten Parallelen zur aktuellen Trump-Regierung runden das Oscar-Gesamtpaket ab. Dementsprechend überraschend war es, dass der Film bis auf eine Nominierung für „Bester Film“ und „Beste Hauptdarstellerin“ leer ausging.

Storyanriss:

In den 1970er Jahren übernimmt Katharine „Kay“ Graham (Meryl Streep) das Unternehmen ihrer Familie – die Washington Post – und wird so zur ersten Zeitungsverlegerin der USA. Schon bald darauf bekommt sie die volle Last dieser Aufgabe zu spüren: Post-Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks) und sein Reporter Ben Bagdikian (Bob Odenkirk) haben vom Whistleblower Daniel Ellsberg (Matthew Rhys) geheimes Wissen über die sogenannten Pentagon Papers, Dokumente, die brisante Informationen über Amerikas Rolle im Vietnam-Krieg enthalten, in Erfahrung gebracht. Die beiden Vollblutjournalisten wollen die Informationen um jeden Preis veröffentlichen, trotz aller etwaigen rechtlichen Konsequenzen. Kay Graham bangt dagegen um die Sicherheit und die finanzielle Zukunft ihrer Angestellten. Ihre Position als Verlegerin, amerikanische Patriotin und Geschäftsfrau bringt sie in eine moralische Zwickmühle.

Tom Hanks, Meryl Streep und Steven Spielberg am Set von Die Verlegerin

He makes the Movie in real time, right in front of us – Tom Hanks über Steven Spielberg.

Fazit zu „Die Verlegerin“:

Nur zwei Nominierungen? Ich muss sagen: völlig zurecht. Vielleicht würde ich bei einem erneuten Betrachten den ersten Eindruck ein wenig relativieren, weil man auch nicht jeden Tag gleich gut drauf ist. Stand jetzt kann ich nur sagen, dass ich Die Verlegerin / The Post absolut dröge und langweilig fand. Sowohl Spielbergs letzter Film „Bridge of Spies“ oder auch Oscar-Gewinner Spotlight, die einen ähnlichen Stil beziehungsweise Themengebiet abdeckten, haben mich deutlich besser unterhalten.

Auch Meryl Streeps Rekordnominierung ist für mich mal wieder nicht nachvollziehbar. Aubrey Plaza für Ingrid Goes West wäre eine mutigere Entscheidung gewesen, statt zum 21. Mal Meryl Streep zu pushen. Alles in allem war Die Verlegerin wie zu erwarten ein sehr solider Film, aber weder sonderlich innovativ, noch unterhaltsam. Schlichtweg zu sehr auf Sicherheit konzipiert. Sogar das Watergate-Sequel wird am Ende schon kalkulierend angeteased.

Natürlich ist der Film nicht schlecht, doch für mich persönlich ist es die Enttäuschung der diesjährigen „Bester Film“-Kategorie. Ich hätte hier lieber Filme wie Ingrid Goes West, Good Times, Wind River oder vor allem Blade Runner 2049 gesehen.

Lady Bird | Kritik / Review (Oscars 2018)

(Trailer)

Was für eine Erfolgsstory: Greta Gerwig, die man zu Beginn ihrer Karriere in Hollywood sowohl bei sämtlichen Schauspielschulen als auch für die Drehbuch-Programme ablehnte, ist nun mit ihrem ersten eigenen Film auf der Erfolgsspur und trifft den Nerv der Zeit. Gerwig, die jahrelang als Indi-Geheimtipp galt und es mit der Hauptrolle im „How i met your Mother“-Spinoff auch fast in den Mainstream schaffte, nimmt jetzt auf dem Regiestuhl platz und scheint damit ihre Bestimmung gefunden zu haben.

Lady Bird hatte über das Jahr 2017 gesehen vermutlich die längste Zeit den größten Buzz der Kandidaten. Grund dafür war unter anderem die 100%-Kritikerzustimmung auf RottenTomatoes.com. Es hat rekordverdächtige 196 positive Fresh-Kritiken auf RottenTomatoes.com gebraucht, bis sich ein Spielverderber fand, der ihrem Debütwerk Lady Bird die 100% Ratio zerstörte. Mittlerweile hat sich der Film nach knapp 280 Kritiken bei 99% eingependelt was schlicht phänomenal gut ist.

Storyanriss:

Christine McPherson (Saoirse Ronan) steht seit früher Kindheit im Schatten ihrer ehrgeizigen und durchsetzungsstarken Mutter Marion (Laurie Metcalf). Aus diesem Grund und weil sie genervt ist von ihrer konservativen katholischen High-School und den Einschränkungen des Lebens in einer Kleinstadt, versucht Christine, die sich selbst den Namen Lady Bird gegeben hat, ihrer nordkalifornischen Heimatstadt Sacramento zu entfliehen. Ein College an der Ostküste soll es sein, dort wo die Künstler und Intellektuellen leben, doch dafür hat ihre Familie eigentlich nicht genug Geld und ihre Noten sind zu schlecht. Innerhalb eines sehr prägenden Jahres verbringt sie viel Zeit mit ihrer besten Freundin Julie (Beanie Feldstein) und lernt gleich zwei junge Männer kennen, zu denen sie sich stark hingezogen fühlt: Den musikalischen, aus gutem Hause stammenden Danny (Lucas Hedges) und den betont coolen Rebellen Kyle (Timothée Chalamet).

What if this is the best version?

Fazit:

Bei all den Lobeshymnen und Rekorden vor dem offiziellen Kinostart baut sich natürlich beim potentiellen Publikum eine Erwartungshaltung auf, die fast kein Film in so einer Situation halten könnte. Lady Bird ist da nicht wirklich eine Ausnahme, auch wenn es sich um einen sehr guten Film handelt. Lady Bird erzählt eine klassische Coming-of-Age-Geschichte mit dem herausragenden Porträt einer Tochter-Mutter-Beziehung als emotionalen Kern.

Diese Figuren sind vielleicht keine Neuentdeckung im Storytelling, wirken aber sehr authentisch und wahrhaftig. Was für den einen Charakter ein Coming-of-Age-Moment ist, ist für den anderen eher als Loslassen zu verstehen. Zum Leben erweckt werden diese Rollen von Saoirse Ronan (Brooklyn) und Laurie Metcalf (Roseanne), die wie ich finde zurecht für die Darstellerkategorien der Oscars nominiert wurden – auch wenn sie den Goldenen Jungen am Ende vermutlich nicht gewinnen werden. Lang kann es aber für Saoirse Ronan nicht mehr dauern, die irische Schauspielerin ist erst 23 Jahre alt und wurde schon zum dritten Mal für einen Oscar nominiert.

Was Lady Bird besonders macht ist Greta Gerwig

Auch wenn die Geschichte als solches von Lady Bird rein fiktiv ist, gibt es mit dem Handlungsort oder paar Charakteristika im Film einige Aspekte, die autobiographische Parallelen aufweisen. Gerwig ist wie die Figur Lady Bird ein Freigeist mit einer Vorliebe für die Kunst. Ihre Leidenschaft für das Theater zeigte sie bei ihrem Cast – einer handerlesenen Zusammenstellung aus renommierten Broadway-Darstellern. Auch bei der Songauswahl hatte sie für jede Szene ein spezifisches Lied im Kopf, wofür sie sich beim Künstler selbst mit liebevollen Briefen die Nutzungserlaubnis einholte.

Nach Lina Wertmuller (Seven Beauties), Jane Campion (The Piano), Sofia Coppola (Lost in Translation) und Kathryn Bigelow (The Hurt Locker) ist Greta Gerwig erst die fünfte Regisseurin, die in der „Beste Regie“-Kategorie nominiert wurde. Kathryn Bigelow war 2010 die erste und einzige Gewinnerin – sie stach damals ihren Ex-Mann James Cameron (Avatar) aus. Lady Bird ist auch erst der vierte Film, wo eine Frau das Drehbuch schrieb sowie die Regie führte und für beide Kategorien für den Oscar nominiert wurde.

Greta Gerwig hat aus dem ursprünglich 350 Seiten umfassenden Script eine kompakte, in sich stimmige 94-minütige Dramödie gestrickt, die gleichermaßen Jugendliche als auch Erwachsene anspricht. Das Solo-Regiedebüt Lady Bird erfindet das Rad zwar nicht neu, bietet aber durch die starken Frauenrollen, tollen Darstellerinnen und starken Beziehung zwischen Mutter und Tochter einen Mehrwert.

 

Kurzkritiken Round-Up Juli / August 2017

Dunkirk

Storyanriss:

Mai 1940, der Zweite Weltkrieg tobt: Die Nazis haben die französische Hafenstadt Dünkirchen eingekesselt und für deren Bewohner und die 400.000 dort stationierten Soldaten scheint die Lage ausweglos. Denn durch die feindlichen Truppen auf der einen Seite und das Wasser auf der anderen scheint es keine Chance auf Überleben zu geben. Doch in Großbritannien ersinnt man eine kühne Rettungsmission, von der zuerst nur die wenigsten glauben, dass sie Aussicht auf Erfolg haben kann: Während die eingekesselten Soldaten, darunter Tommy (Fionn Whitehead), Alex (Harry Styles) und Gibson (Aneurin Barnard), am Boden ums Überleben kämpfen, sorgen RAF-Piloten wie Farrier (Tom Hardy) in ihren Spitfires für Feuerschutz aus der Luft. Gleichzeitig eilen von Commander Bolton (Kenneth Branagh) koordinierte Zivilisten wie Mr. Dawson (Mark Rylance) den eingekesselten Soldaten mit ihren kleinen Booten übers Wasser zu Hilfe.

Fazit:

Die Säle sind voll, das bedeutet in der Regel, dass entweder ein neuer Star Wars im Kino anläuft oder Christopher Nolan, der wohl bei der breiten Masse beliebteste Regisseur unserer Zeit, sein neuestes Projekt an den Start bringt. Dieses Mal handelt es sich um letzteres. Für viele ungewöhnlich hat er sich dieses Mal für die Verfilmung eines geschichtlichen Ereignisses entschieden: der Belagerung Dunkirks/Dünkirchen zur Zeit des zweiten Weltkriegs. Neben neuen Gesichtern wie Harry Styles oder Fionn Whitehead, sind mit Tom Hardy und Cillian Murphy auch paar seiner Stammschauspieler dabei.

Für mich ist Dunkirk ein sehr beeindruckendes Filmexperiment. Ich habe den Film im IMAX gesehen wie es von den meisten Kritikern empfohlen wird und kann diesen Tipp nur an euch weitergeben. Die 2-3 € Preisunterschied lohnen sich. Christopher Nolan macht mal wieder einiges anders als andere Genrevertreter wie beispielsweise Der Soldat James Ryan oder Hacksaw Ridge. So gibt es zwar wechselnde Figuren die wir immer Mal wieder begleiten aber keiner von ihnen ist wirklich ein typischer Hauptcharakter im klassischen Sinne. Es gibt auch trotz toller Schauspieler kaum Dialoge im Film.

Letztlich ist jede Figur gleich viel wert in diesem Krieg oder eben nicht. Genauso entschied sich Nolan dagegen Dunkirk nach gängigem Schema eines Dramas zu inszenieren und dem Zuschauer einen wirklichen Klimax zu bieten auf den man hinfiebert und der das Highlight des Films darstellt. Es ist eher so, dass dieser Anti-Kriegsfilm ab der ersten Szene eine Anspannung beim Zuschauer auslöst, die sich dann den kompletten Film auf einem hohen Level hält. Das mag ungewöhnlich sein und vielleicht bei einigen eher negativ ankommen aber ich habe das für mich so gedeutet, dass dir diese Inszenierung das Gefühl der im Film gezeigten Soldaten zeigen soll, die auch unter permanenter Anspannung von einer gefährlichen Situation in die nächste geraten und sich nie sicher fühlen konnten.

Großen Anteil an diesem beklemmenden Gefühl hatte vor allem das grandiose Soundediting, welches mit großer Wahrscheinlichkeit für den Oscar nominiert werden wird. Gerade im IMAX fühlte man sich wie mitten drin, wenn von allen Winkeln Gunshots oder Explosionen zu hören waren. Darüber hinaus fand ich die Idee cool im Prinzip drei Geschichten und Zeitebenen ineinander zu verflechten. So erzählt Nolan die Belagerung und Befreiung Dunkirks zum einen aus der Sicht der Soldaten auf dem Land über einen Zeitraum von einer Woche, zum anderen aus der Sicht einer Bootscrew über einen Tag und zu guter Letzt durch die Augen zweier Piloten die eine Stunde im Geschehen sind. Das ist komplex, manchmal auch ein wenig verwirrend aber insgesamt ziemlich stark.

Auch wenn ich mir prinzipiell eher andere Stoffe von Nolan wünsche, muss ich sagen, dass er mich mit Dunkirk dann doch positiv überrascht und einen toll inszenierten Film auf die Leinwand gebracht hat.

Emoji – Der Film

 

Storyanriss:

Die Emojis leben alle in einer kleinen Welt in unseren Handys: in Textopolis. Dort warten und hoffen sie darauf, dass sie der Telefonbenutzer für seine Nachrichten auswählt. Doch Gene (im Original: T.J. Miller / deutsche Fassung: Tim Oliver Schultz) hat ein Problem: Im Gegensatz zu allen anderen Emojis hat er mehr als einen Gesichtsausdruck. Er wurde ohne Filter geboren und ist daher anders als alle anderen. Doch er träumt davon, „normal“ zu sein, und bittet den übermotivierten Hi-5 (James Corden / Christoph Maria Herbst) und das berühmt-berüchtigte Codeknacker-Emoji Jailbreak (Anna Faris / Joyce Ilg) ihm zu helfen, seinen größten Wunsch zu erfüllen. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Code, der Gene reparieren kann, und durchstreifen auf ihrem Weg die verschiedensten Handy-Apps. Eigentlich eine spaßige Angelegenheit – doch dann entdecken die drei plötzlich eine neue und unerwartete Gefahr, die die gesamte Emoji-Welt bedroht.

Fazit:

Diesen Film hat es nicht gebraucht. Sicherlich gab es einige coole Ideen mit den Emojis umzugehen und sie für einen Film umzusetzen, aber insgesamt war das zusammengenommen wenig erinnerungswürdig. Gut gefallen haben mir die Sequenz in Spotify und die Idee hinter der Instagram-Szene, wo man die Bilder als Stills gezeigt hat, die unsere Protagonisten begehen können – das war optisch ganz nett.

Sonst kommt der Film nicht nur 1-2 Jahre zu spät, sondern ist gefühlt auch einfach nur product placement in Reinkultur: Facebook, Twitter, Spotify, Instagram, Dropbox und Candy Crush sind wohl die größten Namen. Ich fand man hat viel zu viel Zeit in diese merkwürdige Nebenhandlung der Meh-Eltern gesteckt nur um im Prinzip auf ein und denselben Gag 90 Minuten lang rumzureiten.

Generell war das Emoji Movie auch eher selten lustig, am ehesten eigentlich noch in den Szenen mit Sidekick Highfive, für den man kluger Weise in der deutschen Lokalisation Christoph Maria Herbst verpflichten konnte, welcher einfach schon eine witzige Art und Stimme mitbringt. Ich habe das Gefühl, dass das Emoji Movie am Ende des Jahres nicht als #1 auf meiner Flop Liste landen wird, so wie es aktuell gefühlt bei vielen schon zu sein scheint, er ist aber definitiv einer der unnötigsten Filme des Jahres und ein sehr uninspirierte und maximal kalkulierter Cashgrab für Sony.

 

Planet der Affen: Survival

Storyanriss:

Der Krieg, den Koba (Toby Kebbell) mit den von der Seuche stark dezimierten Menschen angezettelt hat, ist in vollem Gange. Affen-Anführer Caesar (Andy Serkis) geht es dabei gar nicht länger ums Gewinnen, er will lediglich einen Weg finden, wie er mit seinem Stamm in Frieden leben kann. Doch eine Spezialeinheit unter Führung des brutalen Colonels (Woody Harrelson) will Caesar um jeden Preis tot sehen und so werden im Urwald vor den Toren San Franciscos weiterhin blutige Gefechte ausgetragen, die in einem heimtückischen Anschlag auf das geheime Versteck der Affen gipfeln, das ein Verräter preisgegeben hat. Nun gärt in dem sonst friedliebenden Caesar das Bedürfnis nach Rache und mit seiner rechten Hand Rocket (Terry Notary) und einigen weiteren Getreuen macht er sich auf die beschwerliche Suche nach dem Colonel, fest entschlossen, keine Gnade mehr walten zu lassen.

Fazit:

Neben Star Wars Episode 9 gibt es vermutlich nur noch maximal eine Handvoll Filme auf die ich so sehnsüchtig gewartet habe und gehyped war in diesem Jahr wie Planet der Affen: Survival. Wenn dieser Abschluss der Trilogie so gut wenn nicht besser als seine Vorgänger sein sollte, wäre Regisseur Matt Reeves und seinen Kollegen eine der besten Filmreihen unserer Zeit gelungen. Kein Wunder also, dass man ihn auswählte für das neue Batman Soloabenteuer mit Ben Affleck.

Ich bin bekanntermaßen großer Fan der Filme und als man im Jahr 2011 diese bis dato zum Trash verkommenes Franchise rebootete, ging man ein großes Risiko ein und dementsprechend freut es mich umso mehr, dass jeder einzelne Teil so toll geworden ist. Jeder Film erzählt ein deutlich anderes Kapitel der Geschichte und fühlt sich darüber hinaus auch jeweils sehr anders an. Der Fokus verschiebt sich immer ein Stück weit und während die Zeit vergeht entwickeln sich beide Parteien, also Mensch und Affe, weiter.

Im ersten Film begleiten wir noch hauptsächlich James Francos Charakter, der versucht mit Hilfe von Caesar ein Heilmittel gegen Alzheimer zu entwickeln. Wir erleben eine toll erzählte emotionale Geschichte, sehen wie Caesar groß wird und im Verlauf des Films begreifen muss zu welcher Gattung er gehört. Der Ausbruch der Affengrippe ist hier noch zweitrangig.

Im zweiten Teil sehen wir wie Affen und Menschen sich ein wenig annähern und versuchen in Koexistenz zu leben, doch auch unter den Affen ist nicht jeder gewillt zu vergessen was ihm all die Jahre angetan wurde und das Bündnis beginnt zu bröckeln. Als herausragend blieb mir hier die Anfangsszene im Kopf, wo die ersten zehn Minuten nur zu sehen ist wie Affen untereinander leben und miteinander interagieren. Auch die Action war cool aber vor allem die emotionalen Momente zwischen Jason Clarke und Caesar.

Im nun dritten Film leben die Affen im Verborgenen und versuchen fernab der Menschen zu leben, die jedoch unter der Führung vom Colonel auf der Suche nach Caesar sind und die Affen ein für alle Mal auslöschen wollen. Hinzu kommt eine weitere einflussnehmende Kraft und Partei, die zusätzlich ins Geschehen eingreift.

Auch wenn der Trailer eher Gegenteiliges vermuten lassen könnte, hat der Abschluss der Reihe ziemlich wenig Actionszenen. Ich würde sogar behaupten weniger als beide Vorgänger. Für mich funktionierte das gut, ich finde es einfach toll, dass man sich dazu entschieden hat diese Trilogie nicht zum reinen Actionfest aufzubauen, sondern Charaktere, ihre Entwicklung und eine emotionale Geschichte in den Vordergrund zu stellen und somit ein wenig gegen den Strom in Hollywood zu schwimmen. Es ist einfach auch bemerkenswert was man dieses mal wieder für eine Geschichte erzählt: Sklaverei und Survival of the Fittest sind da nur einige.

Gut gefallen haben mir auch die Castergänzungen Woody Harrelson als Gegenspieler und Amiah Miller als kleine Nova, eine kleine Referenz an Linda Harrisons Rolle im 1968er Original Planet der Affen. Doch wieder einmal hat vor allem ein Mann begeistert, der nicht nur einfach die Hauptrolle verkörpert, sondern auch das Herzstück dieses Franchises darstellt: Andy Serkis. Ich fordere seit Jahren einen Oscar oder zumindest eine Nominierung für ihn und ich werde nicht müde, auch dieses Jahr die Werbetrommel zu rühren. Zollt dem Mann Respekt. Er ist das Benchmark in der Sparte des Motion Capturing und leistet meiner Meinung nach mit seiner intensiven Vorbereitung und Akribie eine bessere Arbeit ab als viele andere Schauspieler. Golum in Herr der Ringe war ikonisch, King Kong war klasse und Caesar in der „Planet der Affen“-Trilogie ist sein absolutes Meisterstück bis dato. Nur weil man am Computer Effekte über seinen Körper legt, bedeutet das nicht, dass er nicht die Mammutarbeit für diese Figur leistet. Er studierte das Verhalten von Affen und wenn man sich Mal Making Ofs zu den Filmen anschaut und seine Kollegen über ihn schwärmen hört, kann man nur begeistert von ihm sein.

Fast schon automatisch versucht man die einzelnen Filme einer solchem Reihe qualitativ in eine Rangliste zu packen aber ich muss gestehen, dass mir das bei dieser Trilogie persönlich unmöglich scheint. Ich liebe jeden Teil auf seine eigene Art und für spezielle Aspekte, die nur dieser Teil bieten kann. Keiner dieser Filme tanzt da positiv oder negativ aus der Reihe. Wenn man jetzt beispielsweise eine andere starke Trilogie der letzten Jahre wie die Nolan Batmans zum Vergleich ranzieht, dann gibt es sogar da Mal Szenen oder Momente die nicht so gut waren – hier suche ich vergeblich danach. Planet der Affen: Survival rundet das Franchise perfekt ab, Chapeau!

Begabt – Die Gleichung eines Lebens

Storyanriss:

Frank Adler (Chris Evans) lebt gemeinsam mit seiner Nichte Mary (Mckenna Grace), die er anstatt ihrer eigenen Eltern großgezogen hat, in einem kleinen Küstenort in Florida. Mary ist ebenso lebhaft wie intelligent und aufgrund ihrer Leistungen in der Schule, vor allem in Mathematik, vermutet ihre Lehrerin Bonnie (Jenny Slate) schon bald, dass Mary hochbegabt sein könnte. Frank will davon jedoch nichts wissen, sondern möchte Mary ein weitgehend normales Leben abseits von Leistungsdruck und Intelligenztests ermöglichen. Doch als seine eigene Mutter Evelyn (Lindsay Duncan) davon erfährt, ist es mit dem geruhsamen Leben der Patchwork-Familie vorbei, denn Evelyn hat große Pläne für ihre Enkeltochter. Doch Frank beschließt, für das Wohl seiner Nichte zu kämpfen und erhält dabei Unterstützung von Bonnie, die ihrerseits ein Auge auf den attraktiven alleinerziehenden Ersatzvater geworfen hat, sowie von seiner resoluten Vermieterin und Freundin Roberta (Octavia Spencer).

Fazit:

Schönes aber konventionelles Drama mit interessantem Thema und tollem Cast. Viel habe ich zum Film eigentlich nicht zu sagen, weil Begabt – Die Gleichung eines Lebens weder sonderlich negativ noch positiv aus der breiten Masse heraussticht. Mir hat das Drama gefallen auch wenn ich mich manchmal daran gestört habe, wenn Figuren so betonen und darauf hinweisen mussten, dass sie, weil sie sehr intelligent sind, sich über den „Pöbel“ stellen. Sicherlich kann ich nachvollziehen wenn sie sich ausgebremst fühlen oder sich zu höherem berufen fühlen und die Gesellschaft voranbringen wollen aber manchmal kam mir das zu harsch rüber.

Dennoch fand ich es cool wie die Frage ob ein hochbegabtes Kind mit aller Macht gepusht und gefördert werden soll/muss um einmal die Welt zu verändern oder ob auch dieses Kind eine unbeschwerte, normale Kindheit haben darf, sehr interessant und gut behandelt im Film. Gut gefallen haben mir hier die Performances jeglicher Darsteller, vor allem sind mir aber Chris Evans und überraschend Jenny Slate aufgefallen. Gerade die emotionalen und liebevollen Szenen sind im Gedächtnis geblieben.

Baby Driver

Storyanriss:

Fluchtwagenfahrer Baby (Ansel Elgort) hat einen Tinnitus, weswegen er ständig über Kopfhörer Musik hört. Doch dies macht ihn trotz seiner jungen Jahre auch zu einem der besten in seinem Job: Zu den Klängen seiner persönlichen Playlist rast er jedem Verfolger davon, ein Talent, welches Gangsterboss Doc (Kevin Spacey) auszunutzen weiß. Bei ihm steht Baby in der Schuld und daher muss er für Doc Aufträge als Fluchtwagenfahrer ausführen und zum Beispiel Buddy (Jon Hamm), dessen Freundin Darling (Eiza Gonzalez), den fiesen Griff (Jon Bernthal) und den unberechenbaren Bats (Jamie Foxx) bei ihren Coups kutschieren und anschließend dafür sorgen, dass sie den Cops entkommen. Dabei hat sich Baby in Kellnerin Debora (Lily James) verliebt und will eigentlich aussteigen. Doch vorher gibt es noch einen letzten Auftrag zu erledigen.

Fazit:

Baby Driver ist wohl der stärkste Underdog des Sommers im Kampf um die Sommerblockbuster-Krone. Klar, finanziell kann das neuste Filmprojekt von Fanliebling Edgar Wright nicht mit den ganz Großen mithalten auch wenn er sich sehr sehr gut geschlagen hat, aber dafür wird er dieses Jahr zu den Geheimtipps gehören, die man Freunden und Bekannten zum Nachholen empfiehlt. Absolut phänomenal war das Soundediting, der Film ist perfekt inszeniert auf die Musik. Cool choreographiert kommt er vor allem zu Beginn schon fast als Musical rüber, wenn Ansel Elgort mit den Gedanken in seiner eigenen Welt abdriftend durch die Straßen tanzt und lipsynct.

Zu der guten Musik und der starken Inszenierung kommt dann auch noch ein krasses Line-Up an Darstellern, die mit ihren skurrilen Charakteren diesen Film bereichern. Jon Hamm, Kevin Spacey, Jamies Foxx waren wie gewohnt super. Auch Ansel Elgort konnte die Hauptrolle stemmen und glaubwürdig verkörpern. Nicht ganz so zufrieden war ich dann mit den letzten 15-20 Minuten des Films, also dem Actionpart, weil mir das irgendwie zu übertrieben und abgedreht im Vergleich zum restlichen Film war. Nichtsdestotrotz ist Baby Driver overall sehr gut und für mich persönlich das was ich mir damals von Drive erhofft habe, weil er ein wenig mehr auf diese Fluchtfahrerthematik eingeht. Definitiv ein Filmtipp für das Jahr 2017.

 

Der Dunkle Turm

Storyanriss:

Revolvermann Roland Deschain (Idris Elba) ist der Letzte seiner Art. Wie auch seine Sippe liegt die Heimat des wortkargen Einzelgängers im Sterben. Roland hat eine Mission: Er muss den Dunklen Turm, der seine und alle anderen Welten zusammenhält, vor der Zerstörung bewahren – vor der Zerstörung durch Walter O’Dim alias der Mann in Schwarz (Matthew McConaughey). Mit ihm steckt der Revolvermann in einem ewigen Kampf, mit ihm hat er noch eine ganz persönliche Rechnung offen. Seine Odyssee führt Roland in unsere Gegenwart, in der er Jake Chambers (Tom Taylor) begegnet. Der Mann in Schwarz braucht den Jungen, um seine finsteren Pläne zu verwirklichen. Wenig später treffen Gut und Böse bei einem Kampf aufeinander, bei dem sich neben dem Schicksal unserer Welt auch das Schicksal des Universums entscheiden wird.

Fazit:

Diese Woche ist es soweit und Stephen Kings größte, beliebteste Buchreihe startet als Filmadaption in den Kinos. Die „Der Dunkle Turm„-Reihe galt aufgrund ihrer Komplexität all die Jahre eigentlich als unverfilmbar, doch Sony traute sich nun an Stephen Kings Magnum Opus. Ursprünglich sollte Ron Howard die Regie übernehmen, der dann aber letztlich nur noch Producer war und Nikolaj Arcel die Regie überließ. Als Schauspieler konnten Idris Elba (Luther), Matthew McConaughey (Dallas Buyers Club), Katheryn Winnick (Vikings) und Tom Taylor für das Projekt gewonnen werden.

Ich habe die Bücher nicht gelesen aber selbst mir war bewusst, dass diese Adaption nicht gut werden würde. Wenn man bedenkt, dass Peter Jackson aus einer knapp 300 Seiten Buchvorlage über 9 Stunden Hobbitfilme drehte, ist es echt verwunderlich, wenn Sony eine 8 Bücher umfassende Reihe mit jeweils um die 1000 Seiten in einen 90 Minuten Film presst. Der Film ist dadurch super straff inszeniert und fast paced, aber im Prinzip gibt es dann auch nur 3 bis 4 Charaktere, über die man kaum was erfährt und sich letztlich auch nicht um ihr Schicksal kümmert.

Man wird sofort mit 2 Sätzen auf der Leinwand mitten in die Story geworfen und ich fand das teils überfordernd. Später mäßigt sich das ein wenig und Der Dunkle Turm kann sogar mit 2-3 Szenen überzeugen. Ich fand Tom Taylor gut gecastet und auch die großen Namen waren weitestgehend solide. Matthew McConaughey als Mann in Schwarz war schon sehr klischeehaft und eher overacted dargestellt und gerade im Finale wirkte sein Schauspiel sowie die Effekte lachhaft schrecklich.

Angeblich soll der Film nicht die Geschichte der Bücher wiedergeben, sondern eher danach ansetzen und dann auch zu der geplanten TV-Serie überleiten, die dann immer mal wieder weitere Filme hervorbringen soll. Ich denke, dass man diese komplexe Geschichte vermutlich wirklich besser als Serie umsetzen kann, denn ein einzelner Film wie dieser konnte dem einfach nicht gerecht werden. Ein weiterer Sonyflop dieses Jahr.

Kurzkritiken Round-Up Juni 2017

Wonder Woman

Storyanriss:

Diana (Gal Gadot) stammt von Themyscira, der Insel der Amazonen, wo Frauen regieren und es keine Männer gibt. Doch auch auf dem paradiesisch wirkenden Eiland geht es um Macht und Kampf. Schon als Kind lernt Diana von ihrer Tante Antiope (Robin Wright) das Kämpfen. Als der amerikanische Pilot Steve Trevor (Chris Pine) auf der Insel strandet und von einem grauenvollen Krieg berichtet, der in der Welt der Menschen tobt, vermutet Diana dahinter das Wirken des vor langer Zeit verbannten Kriegsgottes Ares. So folgt sie Steve in unsere Welt und lässt ihr Zuhause mit ihrer Mutter, Königin Hippolyta (Connie Nielsen), hinter sich, um Ares dort zu suchen, wo das Schlachtgetümmel am dichtesten ist. Doch in den Wirren des Ersten Weltkriegs bekommt sie es zunächst mit dem deutschen Heerführer General Ludendorff (Danny Huston) und dessen getreuer Wissenschaftlerin Dr. Maru (Elena Anaya) zu tun, die den Krieg mit allen Mitteln für sich entscheiden wollen.

Fazit:

Ein Comicbuchfilm mit einer Superheldin in der Hauptrolle und das unter der Leitung einer weiblichen Regisseurin klingt eigentlich nicht sonderlich außergewöhnlich, stellt aber trauriger Weise dann doch ein Novum dar in dieser Männerdomäne. Patty Jenkins jedoch hat mit diesem Film nicht nur geschafft DC nach Ewigkeiten auf die Landkarte zurückzubringen, sondern auch für mehr Regisseurinnen die Tür zu diesem Genre zu öffnen. Jenkins, die bereits mit ihrem Film Monster Charlize Theron zum Oscar verhalf, kann sich wohl für den Rest ihrer Karriere aussuchen, welche Projekte sie machen will. Man merkte dem Film einfach an, dass alle Beteiligten sich sehr intensiv mit der Vorlage beschäftigt haben.

Das Casting beispielsweise ist sehr gelungen. Gal Gadot konnte ihren guten Ersteindruck aus Batman v Superman untermauern. Gadot spielt nicht nur die Rolle, man kommt nach dem Film aus dem Kino und hat den Eindruck sie sei Wonder Woman, so wie bei Robert Downey Jr als Iron Man oder Hugh Jackman als Wolverine – sie ist die perfekte Besetzung. Aber auch die anderen Amazonen wie Robin Wright und Connie Nielsen, sowie Chris Pine als Steve Trevor haben Eindruck hinterlassen. Gerade Chris Pine machte hier einen super Job, die Chemie zwischen ihm und Gal Gadot war sehr gut und er nahm sich angenehm zurück um ihr die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen obwohl er der größe Name ist.

Das Weltkriegssetting und die erzählte Geschichte waren sehr gut gewählt und ergänzten sich super. Wonder Woman fühlte sich ein bisschen an wie der erste Captain America hätte sein sollen. Natürlich konnte Wonder Woman auch mit Action punkten. Zwei Szenen stechen für mich hervor, zum einen die Amazonenschlacht am Strand und dann vor allem die „No man’s Land„-Sequenz, die fast nicht gedreht wurde, weil die Studiobosse zunächst nicht daran glaubten. Jenkins bezeichnet diese Szene heute als ihren Lieblingsmoment im Film und der Geburt Wonder Womans. Auch der Götterkampf mit Ares hinterließ Eindruck bei mir, weniger aus inszenatorischer Sicht, sondern weil mir das Konzept hinter der Figur Ares gefiel und seiner Bedeutung.

Wenn mir was ein wenig  negativ aufgestoßen ist, dann wären es wohl 1-2 Szenen, die mir persönlich zu cheesy waren, aber letztlich bedeutet es für mich nur, dass man sich inhaltlich stark an die Vorlage gehalten hat. Wonder Woman ist nunmal eine Superheldin für die Hoffnung, Liebe und Glaube die wichtigsten Säulen ihres Charakters sind und das kann dann schon mal recht cheesy rüberkommen, wenn man das nach Außen trägt.

Patty Jenkins Wonder Woman ist der erhoffte Lichtblick am dunklen DC Himmel, der hoffentlich eine Wende darstellt auch wenn ich beim nächsten Film, Justice League, fast schon Gegenteiliges erwarte.

Die Mumie

Storyanriss:

Vor 2.000 Jahren wurde die ägyptische Prinzessin Ahmanet (Sofia Boutella) tief unter der Erde eingesperrt – aus gutem Grund! Denn wie Expertin Jenny Halsey (Annabelle Wallis) aus Hieroglyphen entziffert, war Ahmanet als Anwärterin auf den Königsthron zu machtgierig und böse. Durch Mumifizierung und eine meterdicke Sandschicht sollte die Welt vor der Macht der Geschassten geschützt werden, doch nun wurde ihr Grab durch eine Bombenexplosion freigelegt und die Mumie ist erwacht. Ahmanet bahnt sich den Weg aus ihrem düsteren Grab hinein in unsere Gegenwart, in der es am Schatzsucher Nick Morton (Tom Cruise) ist, Unheil von der gesamten Menschheit fernzuhalten. Über die Jahrhunderte hinweg hat sich in der Mumie unermessliche Wut und Bosheit angestaut und sie dürstet nach Rache. Nick und Jenny nehmen den Kampf auf, in den sich auch Dr. Henry Jekyll (Russell Crowe) und dessen mysteriöse Geheimorganisation einmischen.

Fazit:

Kurz vor Kinostart hatte Universal groß angekündigt jetzt selbst ein zusammenhängendes Filmuniversum aufzubauen wie es beispielsweise die Comic-Giganten von Marvel und DC bereits erfolgreich tun. Inhaltlich hat man sich dazu entschlossen die alten, klassischen Filmmonster wiederzubeleben. Eigentlich hätte Dracula Untold mit Luke Evans vor 2 Jahren bereits den Weg ebnen sollen, floppte jedoch und wird nun offiziell von den Studiobossen ignoriert um frisch zu starten. Universal hat auch schon paar namenhafte Darsteller verpflichten können für die folgenden Filme. Mit dabei sind unter anderem Johnny Depp als Der Unsichtbare Mann, Javier Bardem als Frankensteins Monster, Sofia Boutella und Tom Cruise als Mumie und Russell Crowe als Dr. Jekyll. Weitere Gerüchte besagen, dass Interesse an Angelina Jolie als Frankensteins Braut und The Rock als Wolfman bestünde.

Das Filmstudio hat viel vor und hat hier meiner Meinung nach schon den ersten großen Fehler begangen, denn im Vergleich zu anderen übergreifenden Universen hat man nicht erst darauf gewartet, dass die Fans ihr Interesse bekundet haben und man dann erst ein Universum erschuf, sondern man geht einfach davon aus, dass die Kaufkraft vorhanden ist um direkt 7+ Filme zu greenlighten. Das Dark Universe Logo ist buchstäblich das erste was man im Film Die Mumie zu sehen bekommt und der gesamte Film fühlte sich einfach so stark danach an nur als Set-up für dieses zu fungieren.

Der Film fängt eigentlich ganz nett an und man bekommt durchaus das Gefühl hier einen Abenteuerfilm zu bekommen wie man ihn aus den Brendan Fraser oder Indiana Jones Filmen kennt, doch dann schlägt der Film eine andere Richtung ein ohne genau zu wissen was es sein will. Die Geschichte verkommt zur reinen McGuffin Schnitzeljagd, sprich unsere Charaktere suchen ein Ding das sie zu einem Ding führt welche wiederum nur zusammen für ein weiteres Ding benötigt werden. Langweilig. Auch tonal wirkte die Mumie nicht stimmig. Irgendwie gibt es Horrormomente und dann wieder reihenweise klamaukiger Humor, der zu 80% nicht funktioniert trotz eines engagierten Tom Cruise mit gutem Comedytiming.

Ja und dann verliert sich Die Mumie darüber hinaus in viel Exposition, wo Figuren für den Zuschauer alle Hintergründe erklären, und in zu viel CGI Garbage der nicht nötig gewesen wäre.  Regisseur Alex Kurtzman hatte zuvor an The Amazing Spider-Man 2 mitgeschrieben, der im Prinzip an den selben Problemen litt. Alles in allem blieb Die Mumie hinter meinen Erwartungen zurück und konnte weder als reiner Horrorfilm noch als charamanter Abenteuerfilm in Brendan Fraser Manier überzeugen, weil sich der Film in Exposition verzettelt und als reines world building herhalten muss. Auch Tom Cruise und Sofia Boutella konnten das nicht retten.

 

Transformers 5: The Last Knight

Storyanriss:

Der mächtige Anführer der Autobots, Optimus Prime (Stimme im Original: Peter Cullen), hat die Erde verlassen. Fernab unserer Welt merkt er, dass seine Heimat Cybertron zerstört wurde. Um sie wiederaufzubauen, braucht Optimus Prime ein Artefakt, das zu Zeiten von König Artus (Liam Garrigan) auf unserem Planeten versteckt wurde. Und die brutale Wahrheit lautet: Nur eine der beiden Welten kann leben – entweder Cybertron oder die Erde. Um letztere zu retten, bildet sich eine ungewöhnliches Bündnis: Cade Yaeger (Mark Wahlberg), der Transformer Bumblebee, der englische Lord Edmund Burton (Anthony Hopkins), die Geschichtsprofessorin Vivien Wembley (Laura Haddock) und die junge Izabella (Isabella Moner) versuchen gemeinsam, den Untergang abzuwenden – in einem Kampf, in dem aus Freunden Feinde werden.

Fazit:

Wie nach jedem dreistündigen „Transformers„-Epos bin ich erstmal ganz schön geplättet und brauchte eine Weile um meine Gedanken zu sortieren, denn teilweise ist das Pacing so schnell und man rutscht von Ereignis zu Ereignis im rasenden Tempo, so dass es kaum möglich ist das Gesehene zu verarbeiten. Mein erstes Gefühl sagt mir, dass Transformers 5: The Last Knight besser war als noch der direkte Vorgänger, nichtsdestotrotz gab es wieder unzählige Dinge die absolut unterirdisch waren.

Es gibt keine kohärente Geschichte, irgendwie fühlt es sich nur so an als ob die Figuren von einem Ereignis zum nächsten stolpern – recht messy. Dieses Mal hat man ja versucht die Geschichte um King Arthur mit der „Transformers„-Lore zu verknüpfen und ich war schon nach 5 Minuten im Film total abgefuckt. Warum genau nimmt man jetzt Stanley Tucci der bereits in Transformers 4: Ära des Untergangs mitgespielt hat und packt ihn in eine schlechteVerkleidung um mit Merlin einen Charakter zu spielen der nichts mit  seiner Figur aus Teil 4 zu tun hat? Nehmt doch einfach für die 5 Minuten Screentime einen anderen Schauspieler statt hier Logiklöcher ins Drehbuch zu reißen, hinzu kommt dann noch dieser schreckliche Gag, dass Merlin ein Säufer und Betrüger war.

Generell hat Michael Bay die franchise-üblichen schrecklichen, cringy Dialoge auf einen Maximum gebracht – die werden echt von Teil zu Teil schlimmer. Ich frage mich ernsthaft, ob er aus voller Überzeugung heraus denkt, dass diese Dialoge jemand lustig findet und nicht peinlich. Dieses Mal schien er sich auch gefühlt überall bei anderen Filmen zu bedienen bei den Designs: es gibt einen BB-8 und einen C-3PO Abklatsch, das kleine toughe Latinomädchen aus Logan hat er sich auch gleich geschnappt und dann gibt es sogar noch kleine Drohnen die aussehen wie Miniatur-Tie-Bomber aus Star Wars.

Gut gefallen haben mir wie üblich der Großteil des Transformersaufgebots wie beispielsweise der dreiköpfige Drache Dragonstorm. Auch Anthony Hopkins und sein C-3PO-Transformer Cogman würde ich noch zu den wenigen Lichtblicken in The Last Knight. Optimus war ja nur 10 Minuten maximal zu sehen und leider waren die super nervigen Klischeetransformer aus dem letzten Film wie Samurai Drift oder der dicke Hound auch dieses Mal furchtbar.

Alles in allem war The Last Knight besser als Ära des Untergangs aber ich hoffe inständig, dass Michael Bay dieses Mal wirklich seinen letzten Transformers gedreht hat so wie er es bereits bei den letzten drei Teilen angekündigt hat und anderen Regisseuren die Möglichkeit gibt mit einem unverbrauchten Blick auf das Franchise etwas neues zu machen. Im nächsten Jahr soll auch das erste Spin-Off in die Kinos kommen und die Vorgeschichte zu Bumblebee beleuchten. Mit Travis Knight (Kubo) als Regisseur und Hailee Steinfeld in der Hauptrolle sieht das Projekt bislang vielversprechend aus und ich könnte mir vorstellen, dass der Film wieder bodenständiger und näher am Ton des allerersten Transformers ist, dem bislang besten Ableger.

All Eyez on me

Storyanriss:

Tupac Shakur (Demetrius Shipp Jr.) wächst in den 70er- und 80er-Jahren in New York als Kind aktiver Mitglieder der Black-Panther-Bewegung auf, wo er das ungerechte Leben der schwarzen Bevölkerung zwischen Drogen und Polizeiwillkür beobachtet. In den Jahren nach seinem Umzug an die US-Westküste nimmt sein Leben dann eine einschneidende Entwicklung: Als Rapper 2Pac wird Shakur in kurzer Zeit zu einem Fixstern am Hip-Hop-Himmel und verkauft Millionen von Platten. Doch der Ruhm birgt auch seine Schattenseiten und Rivalitäten mit anderen Rappern, insbesondere mit The Notorious B.I.G. (Jamal Woolard) und damit die Konkurrenzsituation zwischen amerikanischer Ost- und Westküstenszene drohen zu eskalieren. Am 7. September 1996 wird er schließlich in Las Vegas auf offener Straße angeschossen und stirbt wenige Tage später mit nur 25 Jahren.

Fazit:

Nach dem sehr guten und erfolgreichen Straight Outta Compton aus dem Jahr 2015 lag es nah, dass wir bald einen ähnlichen Film zur Raplegende 2Pac bekommen würden. Da ich die Trailer ziemlich ordentlich fand, war ich echt gespannt auf den fertigen Film doch leider muss ich sagen, dass All Eyez on me letztlich doch eher enttäuschte. Die Musik und Performanceparts sind den Machern gelungen aber darüber hinaus ist der Film voll mit Klischees und Overacting.

Ich empfand All Eyez on me jetzt nicht als Vollkatastrophe aber es fühlte sich nicht ganz rund und teils oberflächlich an. Der Film hatte lange Zeit Probleme umgesetzt zu werden, weil sich Tupacs Mutter dagegen wehrte und auch die Erlaubnis für die Benutzung der Musikwerke lange ausblieb. Vielleicht wäre es auch besser gewesen, wenn sie damit durchgekommen wäre.

 

Girls‘ Night Out

Storyanriss:

Zehn Jahre ist es her, dass Jess (Scarlett Johansson), Blair (Zoë Kravitz), Alice (Jillian Bell) und Frankie (Ilana Glazer) zusammen am College waren, seitdem haben sie es kaum einmal geschafft, sich alle gemeinsam zu treffen. Doch nun sind die vier Collegefreundinnen anlässlich von Jess‘ Junggesellinnenabschied wieder vereint und lassen gemeinsam mit Pippa (Kate McKinnon), die Jess während ihres Studienaufenthalts in Australien kennengelernt hat, in Miami ordentlich die Sau raus. Dank jeder Menge Alkohol und dem von Frankie organisierten Kokain ist die Stimmung schnell ausgelassen und natürlich darf bei so einem Junggesellinnenabschied auch ein männlicher Stripper für die zukünftige Braut nicht fehlen. Doch als auch Alice bei dem gutaussehenden Jay (Ryan Cooper) auf Tuchfühlung gehen will, kommt dieser versehentlich zu Tode. Nun hat die panische Clique alle Hände voll zu tun, um die Sache unter den Tisch zu kehren.

Fazit:

Guter Cast, schrecklicher Film. Girls‘ Night Out hätte wieder so eine Komödie sein können, die durch die Decke geht und an den Kinokassen Unsummen einspielt. Das Potential war durchaus vorhanden mit Boxoffice-Liebling Scarlett Johansson und einem Ensemble von teils sehr erfolgreichen und beliebten weiblichen Comedians wie Kate McKinnon. Doch leider wird der Film meiner Meinung nach genauso schnell zu einem Scheißerlebnis wie das Partywochenende für die Protagonisten auf der Leinwand. Das Tempo wird ganz schön gedrosselt, witzige Szenen aus dem Trailer sind nicht mal enthalten und auch so verfehlen die meisten Punchlines das Schwarze.

Hin und wieder lacht man Mal über die typischen Grimassen von Kate McKinnon, die dummen Aktionen von Jillian Bell und merkwürdiger Weise über die Szenen von Paul W. Downs, der im Film den Verlobten von Scarlett Johansson spielt und im Prinzip nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat. Wenn diese Szenen in einer guten Komödie zusätzlich lustig sind und gut funktionieren, dann ist das ein netter Bonus, wenn sie aber wie in Girls Night Out die eigentlichen Highlights darstellen, ist das eher bezeichnend für den Rest.

Nach dem Erfolg von Hangover versuchen es jedes Jahr 2-3 Filme in die gleiche Kerbe zu hauen und scheitern regelmäßig daran. Hier wurde der Film eigentlich auch mehr oder weniger so vermarktet und hat sich am Ende dann doch eher für eine ruhigere statt partyhard Variante entschieden. Für mich ist das nicht aufgegangen und gehört schon jetzt zu meinen Comedy-Enttäuschungen in diesem Jahr.

Die Verführten

Storyanriss:

Seit drei Jahren tobt der Amerikanische Bürgerkrieg zwischen Nordstaaten und Südstaaten und mittlerweile sind nur noch fünf Schülerinnen am Mädcheninternat von Schulleiterin Martha Farnsworth (Nicole Kidman) verblieben: Alicia (Elle Fanning), Amy (Oona Laurence), Jane (Angourie Rice), Marie (Addison Riecke) und Emily (Emma Howard). Von Miss Farnsworth und der einzigen Lehrerin Edwina Dabney (Kirsten Dunst) unterrichtet, führen die Mädchen an dem Internat in Virginia ein ruhiges Leben, bis Amy eines Tages über den verletzen Nordstaaten-Offizier John McBurney (Colin Farrell) stolpert. Zwar will Miss Farnsworth eigentlich nichts mit dem verfeindeten Soldaten zu tun haben, dennoch entscheidet sie sich nach kurzem Zögern, John erst einmal gesund zu pflegen. Doch schnell stellt sich heraus, dass sich alle Damen, egal ob jung oder alt, in John verguckt haben, und das geordnete Leben in der Schule gerät durcheinander.

Fazit:

Sofia Coppola, Regisseurin von Lost in Translation und Tochter von Regielegende Francis Ford Coppola (Der Pate), startet diese Woche mit ihrem neuen Film The Beguiled / Die Verführten in unseren Kinos. Es handelt sich hierbei um ein Remake von Betrogen / The Beguiled aus dem Jahre 1971, damals besetzt mit Clint Eastwood, nur mit Fokus auf die Sicht der Frauen.

Der Film wurde bereits vor offiziellen Kinostart mit reichlich Lorbeeren bedacht, denn Sofia Coppola wurde in Cannes als erst zweite Frau in der Geschichte des prestigeträchtigen Filmfestes mit dem Regiepreis ausgezeichnet für diesen Film. Mir hat der Film über weite Strecken gut gefallen und auch alles in allem war ich zufrieden mit Die Verführten. Einzig allein 10 Minuten im letzten Akt waren mir persönlich zu unglaubwürdig, so dass es mich dann doch kurz rausriss aus dieser eigentlich stimmigen Atmosphäre. Danach findet der Film aber zur alten Stärke zurück und endet auf einem hohen Niveau.

Die Prämisse der Handlung war interessant, ungewöhnlich und somit sehr willkommen. Auch der Cast war mit Colin Farrell, Coppola-Muse Kirsten Dunst, Nicole Kidman und Elle Fanning gespickt mit talentierten Darstellern, die mit ihrer guten Leistung dem Film die nötige Glaubwürdigkeit gegeben haben. Nicole Kidman stach für mich hier ein Stück weit heraus.

Die Verführten ist ein ruhigen Film mit einer minimalistischen Geschichte und eher gemäßigtem Tempo was sicherlich nicht für jeden Kinobesucher attraktiv ist. Dennoch tut das der Qualität des Films keinen Abbruch und kann von mir guten Gewissens weiterempfohlen werden.

Moonlight | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Der Kontrast könnte fast nicht größer sein: Moonlight hat von allen „Best Picture„-Nominierten am wenigsten Geld an den Kinokassen generiert und ist dennoch zeitgleich der wohl größte Konkurrent von La La Land in dieser Kategorie. Moonlight hält einen sagenhaften 98% Score bei Rotten Tomatoes und galt für viele Kritiker als perfekter Film.

Regie führte Barry Jenkins, der in dieser Geschichte um einen schwulen Afroamerikaner der in einer rauen Welt aufwächst, Teile seiner eigenen Kindheit aufarbeitet, denn auch er ist wie Autor Tarell Alvin McCraney, der mit seinem Buch „In Moonlight Black Boys look Blue“ die Grundlage lieferte, wie die Hauptfigur im Film im Armenviertel Liberty City in Miami mit einer cracksüchtigen Mutter aufgewachsen.

Die Hauptrolle wird gleich von drei Darstellern (Alex R. Hibbert, Ashton Sanders und Trevante Rhodes) verkörpert, die bis dato entweder komplett unerfahren oder vor allem noch eher unbekannt waren. In den Nebenrollen findet man mit Naomie Harris (James Bond: Skyfall) , Mahershala Ali (House of Cards) und Janelle Monáe (Hidden Figures) drei größere Namen.

Storyanriss:

Der neunjährige, „Little“ genannte Chiron (Alex R. Hibbert) spricht nicht viel. Er frisst den Kummer in sich hinein, den seine alleinerziehende Mutter Paula (Naomie Harris) mit ihrer Cracksucht verursacht. Es braucht eine Ersatzfamilie, den Drogenhändler Juan (Mahershala Ali) und dessen Freundin Teresa (Janelle Monáe), damit sich der Junge langsam öffnet. Als Teenager hat Chiron (jetzt gespielt von Ashton Sanders) dann starke Probleme an der Highschool – weil er anders ist, mit seinem besten Kumpel und Schulkameraden Kevin (Jharrel Jerome) die ersten homosexuellen Erfahrungen macht. Schließlich, mit Ende 20, hat Chiron (jetzt gespielt von Trevante Rhodes) die Opferrolle abgelegt. Er nennt sich Black und macht sein Geld als Drogendealer. Ein überraschender Anruf von Kevin (jetzt gespielt von André Holland) aber löst etwas in ihm aus: Der Freund von früher, inzwischen ein Koch, bittet Black, ihn in Miami zu besuchen.

You, in the middle of the world.

Fazit:

Meine Erwartungshaltung an Moonlight war enorm und ich bin froh sagen zu können, dass er mich nicht enttäuscht hat. Genau genommen hat er mir sogar sehr gut gefallen. Der Film behandelt kritische und schwierige Themen wie das Drogenmillieu, das Erwachsenwerden und Homosexualität, schafft es aber diese Themen sehr nuanciert und feinfühlig aufzugreifen und teilweise uns Aspekte zu zeigen, die vielleicht sonst in ähnlichen Filmen zu kurz kommen oder auch gar nicht gezeigt werden.

Die periodische Erzählstruktur mit verschiedenen Darstellern, die den selben Charakter in einem unterschiedlichen Lebensabschnitt spielen, erinnert an Lion, der ebenfalls in der Kategorie Bester Film nominiert ist. Und wie auch bei Lion sind nicht nur die bekannten Nebendarsteller super, sondern vor allem auch die Neulinge in der geteilten Hauptrolle. Die Schauspielernominierungen haben aber vermutlich aufgrund dieser Teilung dann Mahershala Ali und Naomie Harris bekommen und mit paar starken Szenen auch verdient.

Mahershala Ali zeigt uns in wenigen außergewöhnlichen Szenen einen ambivalenten Drogendealer, den wir so vermutlich noch nie gesehen haben und Naomie Harris hat in nur 3 Tagen Drehzeit sämtliche Szenen abgedreht für ihre Rolle als cracksüchtige Mutter, die der echten Mutter von Regisseur Barry Jenkins nachempfunden ist. Starke Leistung von ihr, so hab ich sie noch nicht gesehen.

Generell scheint es dieses Jahr Trend in Hollywood zu sein, Performances zu würdigen, die nicht zwangsläufig viel Screentime gehabt haben müssen, sondern vielmehr in den wenigen Szenen in denen sie zu sehen sind einfach absolut on-point tolle Leistungen abriefen. Michelle Williams hat nur 2-3 Szenen, Mahershala Ali ist nur in einem Drittel des Films zu sehen, Nicole Kidman hat verhältnismäßig wenig Szenen und so weiter.

Die Dreiteilung von Moonlight hat mir aus vielerlei Gründen super gefallen so wie sie inszeniert war. Zum einen bekommt man statt einer guten Schauspielleistung glücklicherweise drei tolle Performances von Alex R. Hibbert, Ashton Sanders und Trevante Rhodes, die komplett andere Facetten bedienen mussten aber das einfach fantastisch umgesetzt haben. Auch erzählerisch bieten diese Kapitel komplett andere Ansätze und Themen: die erste Episode wirkt poetisch und hoffnungsvoll und behandelt sehr interessante Beziehungen und Bindungen zwischen den Figuren. Die Szenen im Meer oder am Küchentisch – wow. Die zweite Episode ist weniger mutig und erinnert dann noch am ehesten an Altbekanntes – abgesehen von der Szene am Strand. Mit der finalen Episode geht Barry Jenkins dann aber nochmal so einige Risiken ein, wenn er zunächst den uns als schüchternen mit stets gesenktem Kopf vorgestellten Jungen mit einer 180°-Wandlung als Klischee-Gangster präsentiert, dessen Fassade aber sofort zu bröckeln beginnt und seine geschundene Seele offenlegt, wenn er auf einen alten Bekannten trifft.

Klasse Film und vermutlich der Underdog mit der größten Chance auf einen Überraschungssieg in der Kategorie Bester Film.

Arrival | Kritik / Review

arrival-blog4(Trailer)

Mit Enemy, Prisoners und Sicario kann Regisseur Denis Villeneuve auf eine noch nicht sehr große aber dafür beeindruckende Filmographie zurückblicken. Die Qualitäten des kanadischen Regisseurs sind in Hollywood längst kein Geheimnis mehr, so dass der Hype um seinen neuen Film Arrival nicht sonderlich überraschend daherkommt. Amy Adams (American Hustle) und Jeremy Renner (Mission Impossible: Rogue Nation) spielen die Hauptrollen Louise und Ian. Zusätzlich ist unter anderem Oscar-Gewinner Forest Whitaker (Der letzte König von Schottland) in einer Nebenrolle zu sehen.

Trotz der überraschenden Nichtnominierung von Amy Adams konnte Arrival 8 Oscar-Nominierungen in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Kamera, Bester Schnitt, Bester Ton, Bester Tonschnitt und Bestes Szenenbild abgreifen.

Storyanriss:

Zwölf Alien-Raumschiffe landen auf der Erde, jeweils in unterschiedlichen Regionen. Die Menschen versuchen, mit den Außerirdischen zu kommunizieren, aber niemand versteht die walartigen Laute, die von den Aliens abgesondert werden. Im Auftrag der US-Regierung stellt Colonel Weber (Forest Whitaker) darum ein Team um die Linguistin Louise Banks (Amy Adams) und den Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner) zusammen, das eine Kommunikation mit den fremden Wesen herstellen soll, um deren Absichten in Erfahrung zu bringen. In Montana, wo eines der Schiffe über dem Boden schwebt, machen sich die beiden an die Arbeit – er, der rationale Naturwissenschaftler mit klarer Ansicht zu den Dingen, sie mit ihrem Sprachverständnis und ihrer ansteckenden Entdeckungsfreude. Doch bald beginnt ein Rennen gegen die Zeit, bei dem es um nicht weniger als den Fortbestand der Menschheit geht.

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Träumst du in ihrer Sprache?

Fazit:

Denis Villeneuves neuster Film Arrival hat mich komplett überzeugt und begeistert zurückgelassen. Die Geschichte war durchweg spannend inszeniert und wie üblich für Villeneuve deutlich vielschichtiger als andere Genrevertreter mit Blockbusteranspruch. Die Stoffe die er entwickelt oder sucht und adaptiert, sind zwar durchaus in Richtung Popcorn- und Unterhaltungskino anzusiedeln, jedoch auch gleichermaßen anspruchsvoll. Arrival bildet da keine Ausnahme und regt wie Denis Villeneuves andere Filme zum Nachdenken und Diskutieren an.

Sehr gut gefiel mir auch die Kameraführung von Bradford Young (Selma) und ein paar eingefangene Shots, die ich so bisher noch nicht gesehen habe – untermalt wurden diese Kamerafahrten von sehr minimalistischer aber eindringlicher Musik von Villeneuves Stammkomponisten Johann Johannsson. Natürlich hatte ein großer Bestandteil dieser Bilder was mit den außerirdischen Besuchern zu tun. Deren Design, sowohl das der Aliens an sich, ihrer Raumschiffe und auch Sprache empfand ich als erfrischend, kreativ und interessant.

Aliens auf der Erde sind längst ein Alter Hut und schon hunderte Male inszeniert worden, meistens im Krachbumm-Stil eines Independence Day, wer jedoch ähnlich viel Action bei Arrival erwartet, wird definitiv enttäuscht werden, denn der Film hat einen komplett anderen Ansatz, der deutlich weniger ausgenudelt ist und Arrival eigentlich erst so herausragend macht. Ich saß gespannt im Kino und wollte auf der einen Seite unbedingt wissen, was die Absichten der Aliens auf der Erde sind und auf der anderen Seite dabei zusehen wie die Menschen versuchen diese höchstkomplexe Sprache zu analysieren und zu lernen, kann jedoch aber auch nachvollziehen wenn dieser ruhige Stil nicht jedem Kinogänger gefällt.

Mir hat der Film aber definitiv gut gefallen und nachdem die Vorstellung vorbei war, war das Bedürfnis mich mit meinem Kumpel, der Arrival mit mir gesehen hat, auszutauschen und über die Inhalte zu philosophieren groß. Ich kann euch diesen tollen Sci-Fi-Film nur ans Herz legen.

bewertungsskalafinal4,5

Hidden Figures | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Hidden Figures ist dieses Jahr vielleicht DIE Überraschung unter den Oscar-Nominierungen. Lange Zeit flog der Film unter dem Radar. Vermutlich hatte ihn kaum jemand auf dem Schirm für die Award-Saison. Doch mittlerweile hat Hidden Figures das Feld von hinten aufgerollt und nicht nur mit guten Kritiken punkten können, sondern fand auch Beachtung an den Kinokassen und im Award-Rennen.

Für Theodore Melfis (St. Vincent) Hidden Figures mit Taraji P. Henson (Empire), Octavia Spencer (The Help), Janelle Monáe (Moonlight), Kirsten Dunst (Melancholia), Kevin Costner (Der mit dem Wolf tanzt), Mahershala Ali (House of Cards) und Jim Parsons (The Big Bang Theory) hat mit mit 140 Millionen $ in Amerika + Kanada am meisten Geld eingespielt von den 9 Best Picture Filmen. Weltweit hat La La Land aber noch die Nase vorn mit 340 Mio $. Zusätzlich gab es drei Oscar-Nominierungen für die Kategorien Bester Film, Bestes adaptiertes Drehbuch und Beste Nebendarstellerin.

Storyanriss:

1962: John Glenn (Glen Powell) ist der erste Amerikaner, der die Erde in einem Raumschiff komplett umkreist. Das ist ein wichtiger Meilenstein im Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion, der auch als Wettlauf im All geführt wird – zu einer Zeit, als Weiße und Schwarze in den USA noch per Gesetz getrennt werden und von Geschlechtergleichheit keine Rede sein kann. In der NASA aber, wo neben Glenn vornehmlich andere weiße Männer wie Al Harrison (Kevin Costner) und Paul Stafford (Jim Parsons) den Ton angeben, arbeiten drei schwarze Frauen. Deren Namen kennt kaum jemand, ihr Einfluss jedoch ist groß: Den NASA-Mathematerinnen Katherine Johnson (Taraji P. Henson), Dorothy Vaughan (Octavia Spencer) und Mary Jackson (Janelle Monáe) ist es zu verdanken, dass Glenns Mission sicher und erfolgreich verläuft.

Jedesmal wenn wir weiterkommen könnten, verschieben sie die Ziellinie.

Fazit:

Den Status als Sleeper-Hit hat Hidden Figures definitiv verdient. Mir hat der Film richtig gut gefallen und im Prinzip gibt es hier für mich nicht viel auszusetzen. Jeder einzelne Darsteller war gut besetzt und sehr überzeugend. Mehr oder weniger stellvertretend hat zwar Octavia Spencer eine Schauspielnominierung für den Cast bekommen, aber eigentlich hätte man genau so gut die Newcomerin Janelle Monáe als Nebendarstellerin oder vor allem auch Taraji P. Henson als Hauptdarstellerin nominieren können.

Ich nehme an, dass auch Hidden Figures hier letztlich dem aktuellen Awardtrend verfallen ist und sich aufgrund von besseren Chancen sowohl dazu entschieden hat, lieber eine Schauspielerin in der Nebendarstellerin-Kategorie zu pushen als in der Hauptrollen-Kategorie und zudem auch nur eine Darstellerin aus dem Ensemble, damit man sich nicht zusätzlich die „Hidden Figures„-Votes teilen muss. Taraji P. Henson zählt sicherlich zu den Snubs der diesjährigen Verleihung.

Neben den drei Frauen mit der größten Screentime haben mir aber auch Kirsten Dunst, Jim Parsons, Kevin Kostner und Mahershala Ali gut gefallen. Mahershala Ali hat echt ein tolles Jahr in seiner Karriere gehabt und ist ja sogar für Moonlight als bester Nebendarsteller nominiert. Inszenierung und Geschichte waren auch makellos und im Gegensatz zu Manchester by the Sea hat es Hidden Figures sogar mehrfach geschafft mich emotional mitzunehmen auch wenn hier zugegebenermaßen weniger subtil die Knöpfe beim Zuschauer gedrückt werden. Hin und wieder wirkten einige Momente, die die Ungerechtigkeit bezüglich Rasse und Geschlecht zeigten, ein wenig zu plakativ.

Natürlich stimmt bei einem Film der Producer-Neuling Pharell Williams an Bord hat der Soundtrack. Unter anderem befinden sich er selbst sowie Janelle Monáe auf dem Soundtrack. Alles in Allem war Hidden Figures ein sehr guter Film, den ich in meine persönliche Top 5 der diesjährigen Oscar-Filme setze, weil er eine tolle, wahre Geschichte mit Hilfe von sehr guten Darstellern erzählt und dabei nicht nur sehr unterhaltsam sondern auch rührend ist.

Lion | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Spielfilm-Regiedebütant Garth Davis schafft es mit seinem Erstlingswerk auf Anhieb zu 6 Oscar-Nominierungen in den Kategorien Bester Film, Bester Nebendarsteller, Beste Nebendarstellerin, Beste adaptiertes Drehbuch, Beste Kamera, und Bester Originalscore. Der Film basiert auf der wahren Geschichte von Saroo Brierley, der diese auch in seinem Buch „A Long Way Home“ nieder geschrieben hat.

Im Film wird er von „Slumdog MillionärDev Patel und dem Schauspielneuling Sunny Pawar, der nach einem komplexen und aufwendigen Casting aus über 2000 Kindern in Indien im Prinzip von der Straße gecastet wurde. In weiteren Nebenrollen sind unter anderem Nicole Kidman (Paddington) und Rooney Mara (Verblendung) zu sehen.

Storyanriss:

Mit fünf Jahren wird der kleine indische Junge Saroo (Sunny Pawar) von seiner Familie getrennt, woraufhin er sich schließlich tausende Meilen von Zuhause entfernt und verwahrlost in Kalkutta wiederfindet. Nach dieser beschwerlichen Odyssee nehmen ihn Sue (Nicole Kidman) und John Brierley (David Wenham) auf, ein wohlhabendes australisches Ehepaar, das ihn in ihrer Heimat wie seinen eigenen Sohn aufzieht. Doch seine Wurzeln hat Saroo nie vergessen und so macht er sich als junger Mann (nun: Dev Patel) mit Hilfe seiner trüben Erinnerungen und Google Earth auf die Suche nach seiner wahren Mutter. Während seiner Reise in die eigene Vergangenheit hofft er endlich auf jenes Dorf zu treffen, das sich mit seinen Erinnerungen ans Vergangene deckt.

Ein Leben reicht nicht um alle Bahnhöfe Indiens abzusuchen.

Fazit:

Lion war für mich eine super Überraschung und schafft dieses Jahr den Sprung in die obere Hälfte der Oscar-Nominierten. Dem Film gelingt es sowohl eine spannende und interessante Geschichte zu erzählen, als auch gleichzeitig den Unterhaltungsfaktor nicht aus den Augen zu verlieren.

Wie bei vielen Konkurrenten basiert auch Lion auf einer wahren Geschichte, die man hier in einer recht strikten Zweiteilung des Films erzählt, um die Zeitspanne von 25 Jahren besser abbilden zu können. In der ersten Hälfte erfährt man als Zuschauer von Saroos strapaziösen Leidensweg und den Umständen die dazu führten. Absolut fantastisch gespielt von Sunny Pawar, der direkt von der Straße gecastet wurde, keine schauspielerische Erfahrungen vorzuweisen hat und hier total glaubwürdig rüberkommt – dabei funktioniert viel einfach durch seine Präsenz, weil er nicht nur sehr schweigsam ist, sondern wenn er mal redet hauptsächlich Hindi spricht. Da kam schon fast Berlinale Feeling auf für mich.

Nach einem großen Zeitsprung verfolgen wir dann Dev Patel als erwachsenen Saroo, der ein sehr gutes Leben lebt aber doch kein vollkommenes. Er ist innerlich zerrissen und versucht mit Hilfe der neuen Sensation am IT Himmel „Google Earth“ seine Familie zu finden. Und auch Dev Patel war wahnsinnig gut und wurde wenn auch durchaus überraschend doch nachvollziehbarer Weise für einen Oscar nominiert.

Mich hat Lion emotional definitiv abgeholt und auch wenn mir die erste Hälfte ein wenig besser gefallen hat, war der Film auch als Gesamtpaket super. Sämtliche Charaktere waren nachvollziehbar in ihren Ansichten und Entscheidungen, die Geschichte war inspirierend und gefühlvoll, die Schauspieler klasse und die Ereignisse fast schon unglaublich.

Lion zeigt auch wiedermal gut auf wie unterschiedlich die Verhältnisse und sozialen Gefüge, in die wir hinein geboren werden, sein können und trotz dieser Widrigkeiten Aspekte wie Liebe, Familie und Zusammenhalt am Ende wichtiger sind als Reichtum oder sozialer Status.