Three Billboards Outside Ebbing, Missouri | Kritik / Review (Oscars 2018)

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri | Kritik / Review

(Trailer)

Das Drehbuch zum Film hatte Autor und Regisseur Martin McDonagh (Brügge sehen ..und sterben?) schon vor acht Jahren verfasst, die Idee für Three Billboards Outside Ebbing, Missouri aber vor mehr als zwei Jahrzehnten als er während einer Busfahrt ähnliche Werbetafeln gesehen hat, wie sie im Film thematisiert werden. Er fragte sich damals welche Art Wut, Schmerz und Geschichte dazu geführt haben muss und schrieb dann das Drehbuch. Für seinen Cast konnte er unter anderem Woody Harrelson (Die Tribute von Panem), Frances McDormand (Fargo), Lucas Hedges (Lady Bird), Sam Rockwell (Moon), Abbie Cornish (RoboCop), John Hawkes (Everest) und Peter Dinklage (Game of Thrones) gewinnen. Three Billboards ist für insgesamt sieben Oscars nominiert.

Storyanriss:

Die Tochter von Mildred Hayes (Frances McDormand) wurde vor Monaten ganz in der Nähe ihres Zuhauses vergewaltigt und ermordet, aber noch immer tut sich in dem Fall nichts. Von einem Hauptverdächtigen fehlt jedenfalls noch jede Spur und so langsam glaubt Mildred, dass die örtliche Polizei einfach ihre Arbeit nicht richtig macht. Und ganz anders als ihr Sohn Robbie (Lucas Hedges), der einfach nur sein Leben weiterleben möchte, kann sie das nicht akzeptieren. Darum lässt sie eines Tages an der Straße, die in ihren Heimatort Ebbing, Missouri führt, drei Werbetafeln mit provokanten Sprüchen aufstellen, die sich an Polizeichef William Willoughby (Woody Harrelson) richten. Klar, dass die Situation nicht lange friedlich bleibt. Als sich dann noch Officer Dixon (Sam Rockwell) einmischt, ein unreifes und gewalttätiges Muttersöhnchen, eskaliert die Lage.

Why don’t you put that on your Good Morning Missouri fucking wake up broadcast, bitch? 

Fazit zu „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“:

Ein absolut toller Film und meine Nummer zwei im diesjährigen Oscar-Rennen. Die Geschichte ist ungewöhnlich und beleuchtet mal einen neuen Blickwinkel auf diese Thematik. Erneut schafft es Regisseur Martin McDonagh wie auch schon bei Brügge sehen.. und sterben? oder 7 Psychos eine durchaus ernste und düstere Thematik mit viel zynischem und schwarzen Humor so zu verfeinern, dass man in einer Szene den Tränen nahe ist und dann im Anschluss daran wieder herzhaft zu lachen anfängt.

Es geht in Three Billboards Outside Ebbing, Missouri um Trauerbewältigung, Wut, Hoffnungslosigkeit, Vergebung, Mut, Schuldzuweisung und auch Rassismus. McDonagh wollte sichergehen, dass die Traurigkeit über den Verlust und der Kampf gegen die Hoffnungslosigkeit tonal auch den gesamten Film über zu spüren ist, trotz dieser bitterbösen Auflockerungen. Das ist ihm fantastisch gelungen.

Sam Rockwell, Woody Harrelson und Frances McDormand - Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Dieses starke Drehbuch wird von vielen grandiosen Performances der Darsteller zum Leben erweckt. 3 Billboards hat für Woody Harrelson, Sam Rockwell und Frances McDormand gleich drei Schauspielnominierung einstreichen können und gerade Rockwell und McDormand waren unfassbar gut. Beide haben ihre Charaktere super glaubwürdig und authentisch geschauspielert mitsamt einer runden Charakterentwicklung – zumindest für mich. Im Vorfeld hatten sich ja einige kritische Stimmen geäußert, weil sie mit der Figur von Sam Rockwell nicht zufrieden waren – diese Entrüstung konnte ich so nicht nachvollziehen.

Für mich hat bei Three Billboards Outside Ebbing, Missouri einfach alles gestimmt, mutige Entscheidungen rundeten meinen Gesamteindruck ab. In vielen anderen Filmen wäre man an so mancher Abzweigung auf den anderen Weg abgebogen. Gerade auch am Ende, wo ich zunächst Angst hatte, dass man jetzt einen Schritt zu weit geht, hat McDonagh noch besonnen die Kurve bekommen.

Herausragender Film mit einem frischen Blickwinkel auf altbekannte Themen, phänomenalen Darstellern und der perfekten Mischung aus Tragik und schwarzem Humor.

Sicario | Kritik / Review

sicario_blog1(Trailer)

Denis Villeneuve wird euch auf Anhieb vielleicht nicht so viel sagen, doch wenn ihr Enemy oder Prisoners in den letzten Jahren gesehen habt, beweist das nicht nur euer Gespür für gute Filme, sondern bringt auch ein wenig Licht in die Personalie Villeneuve. Der kanadische Regisseur bringt mit Sicario (=Auftragsmörder) nun seinen dritten Film in Folge unter die Leute, der von Kritikern und Publikum gleichermaßen gefeiert wird. Dieser Erfolg qualifizierte Denis Villeneuve auch dazu nun die Regie im Sequel zu Ridley Scotts Klassiker und Sci-Fi-Pionier Blade Runner zu übernehmen. Doch heute soll es erst mal um den Drogen-Thriller Sicario gehen, mit Emily Blunt (Edge of Tomorrow – Kritik hier), Josh Brolin (Everest – Kritik hier) und Benicio del Toro (Guardians of the Galaxy – Kritik hier) in den Hauptrollen.

Storyanriss:

Die Grenze zwischen Mexiko und dem US-amerikanischen Bundesstaat Arizona ist schon seit Jahren vom Drogenkrieg geprägt. Die junge FBI-Agentin Kate Macer (Emily Blunt) schließt sich einer internationalen Einsatztruppe um Matt Graver (Josh Brolin) an, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, dem lokalen Drogenhandel endlich Einhalt zu gebieten. Doch schon ihr erster Einsatz in dem gefährlichen Grenzgebiet läuft völlig aus dem Ruder, als die Überführung eines Gefangenen in einem brutalen Hinterhalt endet. Mit der Hilfe des ebenso geheimnisvollen wie erbarmungslosen Söldners Alejandro (Benicio Del Toro) kommt Kate aber mit dem Leben davon. Bei der nächsten Operation trifft sie wenig später erneut auf Alejandro und seine Spezialeinheit, die jedoch, wie ihr bald klar wird, ganz eigene Ziele zu verfolgen scheinen. So dauert es nicht lang, bis die Grenzen zwischen Freund und Feind verwischen und Kate sich mehr und mehr fragt, wem sie eigentlich noch vertrauen kann.

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Nichts von dem hier wird für Ihre amerikanischen Ohren einen Sinn ergeben, aber am Ende werden Sie es verstehen.

Fazit:

Denis Villeneuve ist mit Sicario ein sehr dichter und atmosphärisch beeindruckender Film gelungen. Der Drogen-Thriller nimmt sich zwar manchmal ein wenig zu viel Zeit und hat ein eher gemäßigtes Pacing, konnte aber dafür in den Highlights besonders auftrumpfen. Die Anfangsszene war beklemmend, das Kidnapping-Szenario elektrisierend und auch das Finale war nicht nur visuell sondern auch inhaltlich furios umgesetzt. Generell war die Kameraarbeit von Roger Deakins (Skyfall, Prisoners) sehr gut – eigentlich gilt das für sämtliches Handwerk hinter Sicario.

Trotz der vorangegangen lobenden Worte, kann ich nicht anders als ein wenig enttäuscht vom Film zu sein. Ich war voller Vorfreude auf den Film – gute Kritiken und Vorraussagungen wie „Der Thriller des Jahres“ oder „Top5 des Jahres“ schürten die Erwartungen. Doch obwohl ich Sicario prinzipiell gut fand, kann ich mich einfach nicht damit abfinden, dass mir Emily Blunt beispielsweise vorab als toughe Einsatzleiterin einer Sondereinheit verkauft wurde und dann letztlich diese Rolle nur die ersten 10 Minuten ausfüllt und danach zwar immernoch die Hauptrolle inne hat, aber für mich total in die Belanglosigkeit abdriftet. Sie wird zum grauen Mäuschen degradiert, das still sein und keinem im Weg stehen soll. Sie ist eigentlich nur noch ein Spielball der Behörden, Josh Brolins sowie Benicio del Toros, der grandios in Sicario ist und sich eventuell mit dem Gedanken an eine Oscar-Nominierung anfreuden kann.

Der Film hat einfach eine andere Richtung eingeschlagen als ich es mir gewünscht hätte. Letztlich spricht aber mehr für Sicario als dagegen, also kann ich euch den Top-Thriller nur empfehlen.

Everest | Kritik / Review

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Natur gegen Mensch – der höchste Berg der Erde gegen den Massentourismus. Der Mount Everest übt mit seinen fast 9000 Metern seit jeher eine große Faszination auf die Gipfelstürmer dieser Welt aus. Seit mehreren Jahrzehnten wird das Erklimmen des Gipfels nicht mehr nur den Profis überlassen, sondern auch dem Otto-Normalbürger zugänglich gemacht, der für ein kleines Vermögen das Abenteuer seines Lebens bekommt. Dass bei diesem Unterfangen nicht immer alles glatt läuft, lässt sich anhand der mehr als 200 toten Bergsteiger deutlich erkennen.

Eine der dramatischsten Expiditionen verfilmt jetzt Baltasar Kormakurs, der vor einigen Jahren den Heist-Film Contraband mit Mark Wahlberg inszenierte. Der Regisseur versammelt für dieses Projekt einen Hammercast um sich, bestehend aus Jason Clarke (Terminator – Genisys), Josh Brolin (Oldboy), John Hawkes (American Gangster), Jake Gyllenhaal (Nightcrawler – Kritik hier!), Emily Watson (Die Bücherdiebin – Kritik hier!), Sam Worthington (Avatar), Keira Knightley (The Imitation Game – Kritik hier!) Michael Kelly und Robin Wright (beide House of Cards).

Storyanriss:

Der Everest ist ohne Zweifel der gefährlichste Ort auf der Erde“, sagt der erfahrene Bergsteiger Rob Hall (Jason Clarke) seiner Gruppe von Amateuren, die bei seiner Firma für 65.000 Dollar eine Tour zum Gipfel gebucht haben. Trotzdem wollen sie alle das Abenteuer auf sich nehmen und unter der Führung von Hall und seinem Team von Kollegen und Sherpas auf den höchsten Berg der Welt klettern. Zu den Kunden gehören unter anderem der Mediziner Beck Weathers (Josh Brolin) aus Texas, der Postangestellte Doug Hansen (John Hawkes), die japanische Fed-Ex-Mitarbeiterin Yasuko Namba (Naoko Mori) und der Reporter Jon Krakauer (Michael Kelly), der über die Expedition berichten will. Nach eingehender Vorbereitung beginnt am 10. Mai 1996 der Aufstieg zum Gipfel. Um Staus auf der Route zu vermeiden, tut sich Halls Gruppe mit der des Kollegen Scott Fischer (Jake Gyllenhaal) zusammen. Doch ein Schneesturm bringt die Bergsteiger in tödliche Gefahr.

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Menschen sind schlichtweg nicht dafür geschaffen auf der Reiseflughöhe einer Boing 747 zu funktionieren.

Fazit:

Solides Drama mit grandiosen Landschaftsaufnahmen, die vor allem in 3D respekteinflößend sind und dir den Atem gefrieren lassen.Trotz dicker Klamotten, die nur eingeschränkte Mimik und Gestik zuließen und den widrigen Wetterverhältnissen im Film, denke ich, dass alle Schauspieler das Maximum rausholten – allen voran die Hauptrolle Jason Clarke.

Dennoch hat man wie so oft bei solchen Ensemble-Casts das Gefühl, dass letztlich viele gute Schauspieler zu kurz kommen. So übernimmt der wohl talentierteste Darsteller von Everest, Jake Gyllenhaal, wider Erwarten nur eine kleinere Rolle im Film und bekommt nur wenig Screentime. Da hier eine Geschichte erzählt wird, die auf wahren Begebenheiten beruht, fällt die Story eher minimalistisch aus; ohne viel drumherum und unnötigen Hollywood-Mechanismen. Hin und wieder kann es auch mal ein wenig unübersichtlich werden im Schneegestöber, sodass man eventuell auch mal nicht gleich weiß, welchen Bergsteiger man gerade verfolgt. Trotzdem hat man sich meiner Meinung nach für die richtige Inszenierung entschieden.

Alles in Allem ist Baltasar Kormakur mit „Everest“ ein visuell beeindruckender und atmosphärisch überzeugender Film gelungen und kann definitiv weiterempfohlen werden.

 

  • Film: 3,5/5
  • Empfehlung: Ja, 3D und ab dafür!