Everest | Kritik / Review

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Natur gegen Mensch – der höchste Berg der Erde gegen den Massentourismus. Der Mount Everest übt mit seinen fast 9000 Metern seit jeher eine große Faszination auf die Gipfelstürmer dieser Welt aus. Seit mehreren Jahrzehnten wird das Erklimmen des Gipfels nicht mehr nur den Profis überlassen, sondern auch dem Otto-Normalbürger zugänglich gemacht, der für ein kleines Vermögen das Abenteuer seines Lebens bekommt. Dass bei diesem Unterfangen nicht immer alles glatt läuft, lässt sich anhand der mehr als 200 toten Bergsteiger deutlich erkennen.

Eine der dramatischsten Expiditionen verfilmt jetzt Baltasar Kormakurs, der vor einigen Jahren den Heist-Film Contraband mit Mark Wahlberg inszenierte. Der Regisseur versammelt für dieses Projekt einen Hammercast um sich, bestehend aus Jason Clarke (Terminator – Genisys), Josh Brolin (Oldboy), John Hawkes (American Gangster), Jake Gyllenhaal (Nightcrawler – Kritik hier!), Emily Watson (Die Bücherdiebin – Kritik hier!), Sam Worthington (Avatar), Keira Knightley (The Imitation Game – Kritik hier!) Michael Kelly und Robin Wright (beide House of Cards).

Storyanriss:

Der Everest ist ohne Zweifel der gefährlichste Ort auf der Erde“, sagt der erfahrene Bergsteiger Rob Hall (Jason Clarke) seiner Gruppe von Amateuren, die bei seiner Firma für 65.000 Dollar eine Tour zum Gipfel gebucht haben. Trotzdem wollen sie alle das Abenteuer auf sich nehmen und unter der Führung von Hall und seinem Team von Kollegen und Sherpas auf den höchsten Berg der Welt klettern. Zu den Kunden gehören unter anderem der Mediziner Beck Weathers (Josh Brolin) aus Texas, der Postangestellte Doug Hansen (John Hawkes), die japanische Fed-Ex-Mitarbeiterin Yasuko Namba (Naoko Mori) und der Reporter Jon Krakauer (Michael Kelly), der über die Expedition berichten will. Nach eingehender Vorbereitung beginnt am 10. Mai 1996 der Aufstieg zum Gipfel. Um Staus auf der Route zu vermeiden, tut sich Halls Gruppe mit der des Kollegen Scott Fischer (Jake Gyllenhaal) zusammen. Doch ein Schneesturm bringt die Bergsteiger in tödliche Gefahr.

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Menschen sind schlichtweg nicht dafür geschaffen auf der Reiseflughöhe einer Boing 747 zu funktionieren.

Fazit:

Solides Drama mit grandiosen Landschaftsaufnahmen, die vor allem in 3D respekteinflößend sind und dir den Atem gefrieren lassen.Trotz dicker Klamotten, die nur eingeschränkte Mimik und Gestik zuließen und den widrigen Wetterverhältnissen im Film, denke ich, dass alle Schauspieler das Maximum rausholten – allen voran die Hauptrolle Jason Clarke.

Dennoch hat man wie so oft bei solchen Ensemble-Casts das Gefühl, dass letztlich viele gute Schauspieler zu kurz kommen. So übernimmt der wohl talentierteste Darsteller von Everest, Jake Gyllenhaal, wider Erwarten nur eine kleinere Rolle im Film und bekommt nur wenig Screentime. Da hier eine Geschichte erzählt wird, die auf wahren Begebenheiten beruht, fällt die Story eher minimalistisch aus; ohne viel drumherum und unnötigen Hollywood-Mechanismen. Hin und wieder kann es auch mal ein wenig unübersichtlich werden im Schneegestöber, sodass man eventuell auch mal nicht gleich weiß, welchen Bergsteiger man gerade verfolgt. Trotzdem hat man sich meiner Meinung nach für die richtige Inszenierung entschieden.

Alles in Allem ist Baltasar Kormakur mit „Everest“ ein visuell beeindruckender und atmosphärisch überzeugender Film gelungen und kann definitiv weiterempfohlen werden.

 

  • Film: 3,5/5
  • Empfehlung: Ja, 3D und ab dafür!

The Imitation Game | Kritik / Review (Oscars 2015)

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Bei The Imitation Game handelt es sich um die Verfilmung der wahren Geschichte rund um das britische Genie Alan Turing, der nicht nur als Mathematiker, Kryptoanalytiker und Informatiker Anerkennung bekam, sondern vor allem, wie erst vor wenigen Jahren bekannt wurde, durch das Knacken der deutschen Verschlüsselungsmaschine Enigma den Zweiten Weltkrieg maßgeblich beinflusste und einen großen Beitrag zum Sieg der Alliierten beitrug.

Niemand Geringeres als Benedict Cumberbatch, den die meisten unter anderem aus 12 Years a Slave (Kritik hier) oder Sherlock kennen dürften, verkörpert Alan Turing. Als Co-Stars konnten Keira Knightley (Can a Song save your Life? – Kritik hier) und Charles Dance (Game of Thrones) verpflichtet werden. Bereits vor dem deutschen Kinostart wurde Morten Tyldums (Headhunters) neuster Film The Imitation Game für 8 Oscars nominiert und gilt damit als einer der aussichtsreichsten Teilnehmer des Jahres.

Storyanriss:

Nach einer unglücklichen Jugend beginnt der brillante Mathematiker Alan Turing (Benedict Cumberbatch) während seines Studiums an der Cambridge-Universität, sein volles Potenzial zu entfalten. Schnell gehört er zu den führenden Denkern des Landes, besonders was seine Theorien zu Rechenmaschinen angeht. Genau diese machen auch den britischen Geheimdienst auf das Genie aufmerksam. Alan wird zu Beginn des Zweiten Weltkriegs Mitglied einer geheimen Gruppe. Ihre Aufgabe: die Kommunikation der Deutschen entschlüsseln. Mit Hilfe von Joan Clarke (Keira Knightley) und Hugh Alexander (Matthew Goode) und unter der Aufsicht von Stewart Menzies (Mark Strong) sowie Commander Denniston (Charles Dance) versucht Alan, den Verschlüsselungsapparat Enigma zu knacken, um an kriegsentscheidende Informationen zu kommen.

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Manchmal sind es die Menschen von denen man es sich am wenigsten vorstellen kann, die etwas leisten, was bis dahin unvorstellbar war.

Fazit:

The Imitation Game lohnt sich definitiv für alle die sich nicht an der 2.Weltkriegs-Thematik und dem biographischen Hintergrund stören. Regisseur Morten Tyldums schafft es ohne große Mühen sehr interessant und unterhaltsam den Stoff zu vermitteln und mit Leichtigkeit das Publikum zu unterhalten. Großen Anteil daran hat sicherlich auch die Verpflichtung von Benedict Cumberbatch, der seit 1-2 Jahren zu den beliebtesten und begehrtesten Schauspielern Hollywoods gehört. Den Großteil seiner Fans konnte er mit der viel gelobten Serie Sherlock gewinnen und wenn man sich The Imitation Game so anschaut, liegt der Gedanke schon nah, dass es sich irgendwie um seine Rolle als Sherlock Holmes handelt – nur in einem anderen Gewand. Ein genialer Kopf, der sich eines quasi unmöglichen Falls annimmt und dabei durch seine Inkompetenz im sozialen Umgang mit anderen Menschen an gesellschaftliche Grenzen stößt.

Für meinen Geschmack wird der Film aber ein wenig überbewertet, denn mit 8 Oscar-Nominierungen, darunter in den wichtigsten Kategorien, muss man sich natürlich mit der möglichen Konkurrenz messen lassen. Sowohl die beiden Hauptdarsteller, also Benedict Cumberbatch und Keira Knightley, sowie der Film als solches wurden nominiert und wenn ich Vergleiche ziehen muss, dann stinkt The Imitation Game ab, beispielsweise gegen Nightcrawler (Kritik hier). Keine Frage, Cumberbatch überzeugt und liefert eine gute Leistung, aber diese hat man so auch schon gesehen, Jake Gyllenhaals Performance in Nightcrawler hingegen war eine der einzigartigsten der letzten Jahre und wurde nicht berücksichtigt. Genauso verhält es sich bei der Nominierung zum Besten Film: Nightcrawler war besser.

Ja und was genau Keira Knightley bei den diesjährigen Oscars zu suchen hat, ist mir ein Rätsel. Ich finde zwar die gesamte Kategorie dieses Jahr nicht wirklich stark aber Knightleys Rolle war für mich kompletter Durchschnitt – weder spannend noch fordernd. Aber nun gut, die Nominierungen sind raus und daran kann ich auch nichts ändern – letztlich soll das auch nicht die Qualität von The Imitation Game schmälern, denn wie eingangs erwähnt, handelt es sich hier um ein sehr gutes Biopic mit Charakter-Darsteller Benedict Cumberbatch – das allein sollte zum Kinobesuch animieren.

  • Film: 3,5/5
  • Empfehlung: Ja!

 

Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis | Kritik / Review

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Wir nähern uns langsam aber sicher dem Ende des Kalenderjahres und verschwenden den ein oder anderen Gedanken bereits mit der Weihnachtsplanung. Doch für Filmfreunde dürfte anhand der letzten Wochen schon eine Art vorweihnachtliche Bescherung eingesetzt haben, denn auch wenn bis zu den Oscars noch ein paar Monate verbleiben, befinden wir uns dennoch schon in der heißen Phase der Oscarvorbereitung. Da üblicherweise die heißesten Anwärter auf den Goldjungen möglichst gut im Gedächtnis bleiben sollen, liegt es nahe sie nicht bereits im März auf den Markt zu schmeißen, sondern eher zum Ende des Jahres. Dementsprechend konnten wir uns in den letzten Wochen schon über Gone Girl (Kritik – hier), Der Richter (Kritik – hier) oder auch Interstellar (Kritik – hier) freuen, die sich erste Hoffnungen auf eine Nominierung machen dürfen. Mit Nightcrawler startet ebenfalls diese Woche ein Film, dessen Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal auch nachgesagt wird, Chancen auf eine Nominierung zu haben. Ob Jake Gyllenhaal (Enemy) und Regisseur Dan Gilroy (Writer: Das Bourne Vermächtnis) den Vorschusslorbeeren gerecht werden konnten, habe ich gestern für euch in Erfahrung gebracht.

Storyanriss:

Lou Bloom (Jake Gyllenhaal) hat seine ganz eigene Vorstellung vom American Dream – er ist überzeugt, dass die guten Dinge nur zu denen kommen, die sich ehrgeizig den Arsch abrackern. Seinem Motto nach kann man nur die Lotterie gewinnen, wenn man Geld für einen Lottoschein hat. Doch bei Lou will es mit dem Traumjob nicht so richtig klappen, weswegen er sich als Gauner mit kleinen Diebstählen über Wasser hält. Nach einer intensiven erfolglosen Jobsuche ist er so verzweifelt, dass er, bewaffnet mit einer Kamera, als freier Mitarbeiter Bilder von Unfällen, Verbrechen, Mord an einen lokalen TV-Sender verkauft. Nachdem seine Beiträge als Kameramann bei der Chefredakteurin Nina (Rene Russo) gut ankommen, stürzt er sich immer weiter in die Unterwelt von L.A. auf der Suche nach sensationellem und schonungslosem Bildmaterial, bei dem niemand wegsehen kann. Chaos und menschliches Leid werden in dem halsabschneiderischen Blut-und-Tränen-Business des „Nightcrawling“ in bare Münze umgerechnet. Angetrieben von einem verzweifelten Drang nach Anerkennung und Erfolg steigt Lou mit immer zwielichtigeren Methoden weiter in den Abgrund – und droht bald selbst als pikante Schlagzeile zu enden.

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Wenn man im Lotto gewinnen will, braucht man die Kohle für einen Lottoschein.

Fazit:

Geil! Nightcrawler darf und muss man einfach als geniale und zynische Mediensatire sehen, die mit einem überragenden Jake Gyllenhaal ein Ass im Ärmel hat, das so vorher wohl kaum jemand erwartet hätte. Lou Bloom ist nach langer Zeit mal wieder ein krasser Antiheld, der sich ohne Probleme mit Vincent (Tom Cruise, Collateral) oder Travis Bickle (Robert De Niro, Taxi Driver) messen kann. Jake Gyllenhall verkörpert eine ganz besondere Art des Amerikanischen Traums und ist in so vielen Szenen ein Sinnbild für eine schwungvoll ausgeführte Respektschelle in das Gesicht der Medienwelt. Nightcrawler ist eine düstere, spannende und bitterböse One-Man-Show, die mich definitiv überzeugen konnte. Klare Empfehlung von mir.

  • Film: 4/5
  • Kinoerlebnis: Aufwertung um +0,5
  • Empfehlung: Wenn euch „Drive“ gefallen hat, geht ins Kino und gebt diesem ungewöhnlichen Film eine Chance.