Jacob (Steven Yuen) und Monica Yi (Yeri Han) sind mit ihrer Tochter Anne(Noel Cho) und ihrem Sohn David (Alan S. Kim) aus Südkorea nach Amerika immigriert. Dort leben sie zuerst in Kalifornien, wo Mutter und Vater mit dem Sortieren von Küken nach Geschlecht ein mageres Einkommen verdienen. Jacob träumt jedoch von einer eigenen Farm und siedelt deswegen mit seiner Familie schließlich nach Arkansas über, wo Grundbesitz günstiger ist. Dort lebt die Familie fortan in dem Wohnwagen, in dem schon der vorherige Besitzer des Landes lebte und an dem Versuch scheiterte, eine Farm zu gründen. Und auch für Familie Yi ist das leichter gesagt als getan: Monica ist am Ende ihrer Kräfte und Jacob verzweifelt daran, dass er nicht für seine Familie sorgen kann. Immerhin kann die aus Südkorea nachgereiste Großmutter der Kinder, Soonja (Youn Yuh-jung), die Familie etwas unterstützen.
Fazit:
Regisseur und Autor Lee Isaac Chung erzählt in Minari nicht nur seine eigene Geschichte, basierend auf seinen Kindheitserinnerungen, sondern auch ein weiteres Kapitel rund um den Mythos des American Dreams – eben jenen amerikanischen Traum, der jedem hartarbeitenden Amerikaner einräumt vom Tellerwäscher zum Millionär aus eigener Kraft zu werden. Das koreanisch-amerikanische Familiendrama folgt dem letztjährigem Oscar-Sieger „Parasite“ von Bong Joon-Ho und kann sich neben viel Liebe auf Filmfestivals wie dem Sundance Festival vor allem auch über gleich 6 Oscar-Nominierungen freuen.
Minari gelingt es die amerikanische und koreanische Kultur zu verweben ohne dabei in die Klischeefalle zu tappen und wird meiner Meinung nach vor allem durch die sehr starke Chemie und dem tollen Schauspiel aller Beteiligten getragen. Egal ob es sich dabei um das Zusammenspiel des The Walking Dead Stars Steven Yeun und seiner Filmfrau Yeri Han handelt oder um die Kinderdarsteller, die immer vor allem dann auftrumpfen, wenn sie mit der kautzigen Großmutter, gespielt von Oscarfavoritin Yuh-jung Youn sich Szenen teilen.
Lee Isaac Chung gelingt hier ein ganz ruhiges, ehrliches Drama mit starken Bildern über den amerikanischen Traum, das vor allem von seinen unaufgeregten aber stark aufspielenden Darstellern lebt und sich gerade dort Hoffnungen auf einen Oscar machen darf.
Der Erste Weltkrieg befindet sich im April 1917 auf seinem grausamen Höhepunkt. In Nordfrankreich belagern sich deutsche und britische Einheiten in ihren Schützengräben, ohne auch nur einen Zentimeter vorzurücken. Die Moral der Truppen wird zunehmend schlechter. In dieser Situation werden die in Nordfrankreich stationierten, britischen Soldaten Schofield (George MacKay) und Blake (Dean-Charles Chapman) von ihrem Vorgesetzten General Erinmore (Colin Firth) mit einem ebenso dringlichen wie gefährlichen Auftrag bedacht: Sie sollen das zerbombte Niemandsland zwischen den deutschen und britischen Schützengräben durchqueren und eine Nachricht an ein anderes britisches Bataillon überbringen. Dieses ist nämlich kurz davor, in einen deutschen Hinterhalt und damit in den Tod zu stürmen. Wenn die beiden jungen Rekruten es nicht rechtzeitig schaffen, werden mehr als 1.500 britische Soldaten sinnlos ihr Leben verlieren – darunter auch Blakes älterer Bruder.
Fazit:
1917 ist der Überflieger der Stunde. Der Kriegsfilm von Sam Mendes kam erst relativ spät ins Oscar-Rennen und surfte seitdem auf einer Erfolgswelle von Award zu Award.
Ich muss zugeben, dass dieser Erfolg völlig überraschend für mich kam. Als es vor Monaten die ersten Trailer gab zum Film, war ich alles andere als angetan. Absolut belanglos wirkte der 1917 für mich. „Ein weiterer Kriegsfilm“ dachte ich, doch zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was der Kniff des Filmes sein würde. Denn was den Film auszeichnet ist seine Machart. Sam Mendes und Kameralegende Roger Deakins inszenieren hier einen Film im One-Shot. Zumindest in der Illusion eines One-Shots.
Ähnlich wie bei Birdman, gibt es zwar Schnitte, aber durch Editing und handwerklichen Tricks, gelingt es hier diesen Film wie aus einem Guss wirken zu lassen. Ich liebte bereits Birdman und finde diese Idee sehr spannend. Vor allem ein Kriegsfilm, mit Actionszenen, Explosionen, hunderten Statisten, riesigen Kulissen/Sets wirft unfassbar viele Hürden auf. Das Filmexperiment ist sehr anspruchsvoll und wurde meisterhaft umgesetzt.
Das Drehbuch per se gibt jetzt nicht so viel her im Vergleich zu Konkurrenz und die Nominierung kann ich nicht so ganz nachvollziehen, aber in allen anderen Aspekten trumpft 1917 groß auf. Wenn Deakins nicht nach Blade Runner 2049 erneut einen Oscar für die Kameraarbeit bekommt, dann wäre ich sehr überrascht. Soundtrack, Make-Up, Production Design, Visuelle Effekte, Kamera und Regie tragen so sehr zu dieser Atmosphäre bei und lässt uns für zwei Stunden auch die Grausamkeiten dieses Krieges glaubhaft spüren.
1917 gilt aktuell in vielen Kategorien, unter anderem für Bester Film und Beste Regie, als großer Favorit. Für mich ist 1917 ein herausragendes Achievement in Film und sehr gut, aber dennoch nicht mein persönlicher Favorit dieses Jahr.
1969: Die große Zeit der Western ist in Hollywood vorbei. Das bringt die Karriere von Western-Serienheld Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) ins Straucheln. Der Ruhm seiner Hit-Serie „Bounty Law“ verblasst mehr und mehr. Gemeinsam mit seinem Stuntdouble, persönlichen Fahrer und besten Freund Cliff Booth (Brad Pitt) versucht Dalton, in der Traumfabrik zu überleben und als Filmstar zu neuem Ruhm zu gelangen. Als ihm Filmproduzent Marvin Schwarz (Al Pacino) Hauptrollen in mehreren Spaghetti-Western anbietet, lehnt Rick ab – er will partout nicht in Italien drehen und von dem Sub-Genre hält er auch nichts. Stattdessen lässt er sich als Bösewicht-Darsteller in Hollywood verheizen und wird regelmäßig am Ende des Films von jüngeren, aufstrebenden Stars vermöbelt. Während die eigene Karriere stockt, zieht nebenan auch noch der durch „Tanz der Vampire“ und „Rosemaries Baby“ berühmt gewordene neue Regiestar Roman Polanski (Rafal Zawierucha) mit seiner Frau, der Schauspielerin Sharon Tate (Margot Robbie), ein. Derweil will Cliff seinem alten Bekannten George Spahn (Bruce Dern) einen Besuch in seiner Westernkulissenstadt abstatten. Dort hat sich inzwischen die Gemeinde der Manson-Familie eingenistet. Mit Pussycat (Margaret Qualley) hat der Stuntman schon Bekanntschaft gemacht
Fazit:
Tarantino hat wieder abgeliefert. Man weiß relativ genau was man von einem typischen Tarantinofilm zu erwarten hat und trotzdem gelingt es ihm das Publikum gerade dieses Mal ein wenig an der Nase herumzuführen. Als bekannt wurde, dass Once Upon a Time in Hollywood zur Zeit der Manson Morde spielen würde, hat man sich die abstrusesten Varianten vorstellen können, doch am Ende kam alles ganz anders.
Hauptsächlich geht es einfach um Rick Dalton, einem Filmstar, dessen Karriere auf dem absteigenden Ast ist und seinen treuen Freund und Stuntdouble Cliff Booth. Die Wege der beiden kreuzen dabei ab und zu die der Manson-Killer.
Wie gewohnt holt Quentin Tarantino mit seinem Drehbuch samt toller, bissiger Dialoge alles aus seinen Allstars raus. Allen voran natürlich die beiden Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio und Brad Pitt. Während Brad Pitt mit seiner knallharten und kompromisslosen Art die meisten Lacher des Publikums auf seiner Seite hat, kann DiCaprio vor allem mit sehr nuancierten Momenten glänzen und gleichzeitig eine gewisse Hollywood-Filmbranche-Metaebene bedienen wie kein Zweiter. Inszenatorisch ist der Film auch eine Wucht, die eigens angefertigten Straßenzüge des 60er Jahre Hollywoods bzw. Los Angeles sowie die dazugehörigen Autos sind wunderschön.
Zusätzlich gefielen mir dann auch besonders die Szenen, wenn DiCaprio am Set ist und wir quasi einen Film im Film im Film bekommen und so mit den Ebenen bricht. Die Szene auf der Ranch der Masonjünger war auch einfach super spannend inszeniert und dann wäre da noch das Finale.
Die letzten 15 Minuten, die noch mal alle Erwartungen über den Haufen werfen und meiner Meinung nach einem perfekten Ende zu diesem Film nah kommt.
Hollywood und die Academy insbesondere liebt Filme über Hollywood und die Filmbranche. Once Upon a Time in Hollywood könnte zu den größten Gewinnern des Abends werden.
Deutschland während des Zweiten Weltkrieges: Der kleine Jojo Betzler (Roman Griffin) ist ein überzeugter Nazi, der nicht nur in der liebevollen Obhut seiner alleinerziehenden Mutter Rosie (Scarlett Johansson), sondern natürlich in der des ganzen Reichs aufwächst. Gerade erst hat er im Nazi-Ferienlager gelernt, wie man Granaten richtig wirft und wie wichtig es ist, dass viele blonde Nachkommen gezeugt werden. Jojo kann es schon gar nicht erwarten, selbst Mitglied der Partei zu werden, und hat sogar einen besonderen besten Freund: Adolf Hitler (Taika Waititi) persönlich – na ja zumindest fast, denn Jojo bildet sich Hitler nur ein. Aber das ist noch besser, schließlich ist der Führer immer sofort zur Stelle, wenn Jojo dringend Rat braucht. Und den benötigt er bald sehr dringend. Denn er findet heraus, dass seine Mutter ein jüdisches Mädchen versteckt: Elsa (Thomasin McKenzie). Und die verwirrt Jojo mächtig. Warum ist sie kein Monster, wie es doch alle Juden angeblich sind? Um die Wahrheit herauszufinden und ein Buch über sie zu schreiben, fängt Jojo nach anfänglicher Angst an, sich mit Elsa zu unterhalten
Fazit:
Taika Waititi, der Regisseur mit dem ungewöhnlichen Namen, war Cineasten bereits spätestens mit der fantastischen Vampir-Komödie 5 Zimmer, Küche, Sarg auf dem Radar erschienen. Doch seit dieser Filmperle aus dem Jahr 2014 sind viele Jahre ins Land gezogen und Waititi hat sich in etlichen Projekten als Regisseur und Drehbuchautor den Respekt der Filmbranche erarbeitet und auch den Mainstream mit Filmen wie Thor3 für sich gewonnen.
Erstmals ist der neuseeländische Regisseur nun auch mit einem Spielfilm im Rennen um die begehrten Goldjungen. Für gleich 6 Oscars ist Jojo Rabbit nominiert. Die bittersüße Satire spielt zur Zeit des 2.WK und hat Adolf Hitler, gespielt von Waititi persönlich, als imaginären Freund des Hauptdarstellers – sicherlich ein interessanter Kniff und vor allem ein riskanter. Schnell kann man hier eine Grenze überschreiten und es sich mit allen Parteien versauen.
Doch Waititi gelingt dieser waghalsige Spagat. Wenn er in der einen Szenen den Zuschauer noch zum Lachen bringt, kann dir genauso gut im nächsten Augenblick das Essen im Halse stecken bleiben. JoJo Rabbit kann in einigen Passagen trotz der sehr angespannten und schwierigen zeitlichen Einordnung Elemente von Leichtigkeit und Euphorie versprühen, wenn beispielsweise Scarlett Johansson ihrem Sohn spielerisch die Welt erklärt und auf der anderen Seite wird einem die verzwickte, verzweifelte Situation einiger Figuren nur zu deutlich bewusst gemacht.
Scarlett Johansson ist es auch, die für mich den wichtigsten Charakter des Films verkörperte und einfach nur toll besagten Balanceakt meistert. Aber auch alle anderen Darsteller, egal ob namenhafte Nebendarsteller wie Oscargewinner Sam Rockwell, Rebel Wilson oder Stephen Merchant oder die Newcomer Roman Griffin Davis und Thomasin McKenzie brillieren.
JoJo Rabbit ist ein außergewöhnlicher Film mit starken Talenten vor und hinter der Kamera.
Frank Sheeran (Robert DeNiro) arbeitet viele Jahre als Geldeintreiber und Problemlöser für den Mafiaboss Russell Bufalino (Joe Pesci). Vor seiner Zeit als Gangster fuhr Frank den Wagen einer Fleischerei und kämpfte davor im Zweiten Weltkrieg unter anderem in Sizilien gegen die Achsenmächte, wo er auch die italienische Sprache erlernte, nicht wissend, dass diese seine Eintrittskarte in die Welt des organisierten Verbrechens sein sollte. Auf Empfehlung Russels stellt ihn der mit der Cosa Nostra verbandelte Gewerkschaftsführer Jimmy Hoffa (Al Pacino) als seinen Bodyguard ein. Zwischen den beiden Männern entwickelt sich erst Respekt, dann eine enge Freundschaft. Je mehr Jahre ins Land ziehen, desto höher steigt Frank auch in den Rängen der Mafia auf und desto grausamer werden die Verbrechen, die er verübt.
Fazit:
Nach Marriage Story ist The Irishman die zweite Netflixproduktion dieses Jahr, die auf große Awardjagd geht. Martin Scorsese, ein Altmeister des Regiefachs, eine Legende in Hollywood brachte uns viele tolle Filme – darunter große Gangsterepen wie GoodFellas und Casino.
Und dennoch wollte kein Studio sein neuestes Projekt The Irishman finanzieren, zu groß war das Risiko nach dem Kassengift Silence die benötigten 160+ Millionen letztlich wieder einzuspielen, doch welch glückliche Zeit für Filmschaffende rund um den Globus, dass Streaminggigant Netflix so zemlich egal ist, ob sie Geld einnehmen oder nicht. Mit vollen Händen wirft der Marktführer seit Jahren das Geld raus, um etliche Projekte zu finanzieren.
Die 200 Millionen Budget, investierte Scorsese vor allem in die Tricktechnik, seine Altstars digital zu verjüngen, damit sie ihre Rollen im Alter von 30, 50 und 70 spielen können. Abseits davon fragte ich mich aber schon, wo genau das ganze Geld hinfloss, denn auch wenn man sich das Who-is-Who der Gangsterfilme einkaufte, bezweifel ich gigantische Gagen für die drei Legenden. De Niro und Pacino haben in den letzten Jahren auch viele Quatschfilme mit deutlich weniger finanzieller Power gedreht und Joe Pesci war bereits im Schauspielruhestand und kam nur für seine Freunde wieder.
Und diese drei sind es auch, die für mich den größten Reiz an diesem Film ausgemacht haben. Man saugt einfach jede Minute mit ihnen auf und ich für meinen Teil war froh, im Jahr 2019 noch einmal einen solchen Film mit diesen Helden zu sehen unter der Leitung Scorseses. Vor allem Pacinos Rolle bringt so einige Highlights mit sich.
Dennoch muss ich auch ganz klar sagen, dass The Irishman meine gigantischen Hoffnungen, die sich über 1,5 Jahre zuvor aufbauten, nicht erfüllen konnte. Am Ende fehlte mir dann doch etwas an der Geschichte und wenn ich keinerlei Probleme damit hatte den 209 Minuten langen Film in mehreren Etappen mit Unterbrechungen zu schauen, dann sagt das entweder etwas über meine Aufmerksamkeitsspanne oder über Länge, Pacing und Spannung des Films aus.
The Irishman hat es trotz seiner guten Qualität nicht in meiner Top15 des letzten Jahres geschafft und ist auch nicht mein Favorit auf den Oscar als Bester Film.
Die vier March-Schwestern Jo (Saoirse Ronan), Meg (Emma Watson), Amy (Florence Pugh) und Beth (Eliza Scanlen) wachsen Mitte des 19. Jahrhunderts in der von starren Geschlechterrollen dominierten Gesellschaft der Vereinigten Staaten auf. Ihr Vater dient im Bürgerkrieg, ihre Mutter (Laura Dern) kümmert sich um die Familie, arbeitet und hilft im Dorf wo sie kann. Je älter die vier Schwestern werden, desto deutlicher erkennen sie, welche Hindernisse ihnen bei ihrer Selbstbehauptung als Frauen in den Weg gelegt werden. Gleichzeitig wird ihnen dadurch aber auch klar, wie sehr sie sich letzten Endes doch unterscheiden. Während die stolze Jo etwa Schriftstellerin werden will und das gesellschaftliche Rollendiktat als Gemahlin und Mutter ablehnt, folgt Meg ihrem Herzen in die Ehe. Amy hingegen will ihre Einzigartigkeit durch die Malerei ausdrücken und studiert in Frankreich. Männer interessieren die vier Frauen weniger. Lediglich der Nachbarsjunge Laurie (Timothée Chalamet), der sich in Jo und die Familie March verliebt, findet schnell einen Platz bei den Marchs.
Fazit:
Gestern habe ich euch „Marriage Story“ von Noah Baumbach vorgestellt und heute folgt seine Frau Greta Gerwig mit ihrer neuen Regiearbeit Little Women, einer weiteren Adaption eines Louisa May Alcott Stoffes.
Little Women ist der letzte Film unter den Nominierten den ich gesehen habe und zeitgleich für mich der schwächste Teilnehmer im Feld. Am stärksten positiv in Erinnerung geblieben ist für mich der Cast. Saoirse Ronan an der Spitze kann eh nichts falsch machen und liefert wie gewohnt sehr stark ab. Auch wenn es nicht meine liebste Performance unter allen ihren oscarnominierten Rollen der letzten Jahre war, räume ich ihr Chancen ein, da sie trotz ihres noch jungen Alters bereits so häufig nominiert wurde und immer leer ausging. Irgendwann muss die Academy wie bei Leonardo DiCaprio einknicken und diese vielen herausragenden Leistungen auszeichnen.
Auch ihre Schauspielkollegen mit Laura Dern, Timothee Chalamet, Emma Watson und mein Breakout Star 2019, Florence Pugh, sind ebenfalls sehr gut. Doch abseits vom Schauspiel ließ mich der Film kalt. Die für mich interessanten Aspekte der Geschichte, wie zum Beispiel die Rahmenhandlung um die Schwierigkeiten als Frau ein Buch zu veröffentlichen, blieben sehr oberflächlich und nur wenige Male in die Handlung integriert. Stattdessen dreht sich 80% der Spielzeit um so jeder-mit-jedem Liebesgedusel, der nichts Frisches zu erzählen hatte.
Negativ überrascht war ich auch von der teils verwirrenden Erzählstruktur Gerwigs, wodurch ich mehr als einmal für einen Augenblick den Faden verlor. Deswegen muss ich der negativen Resonanz bezüglich der nicht Nominierung Gerwigs in der Regiekategorie widersprechen, obwohl ich vorher sicher war, dass man damit recht hat, denn Gerwig ist super talentiert und Regisseurinnen sträflich unterrepräsentiert in Awardshows. Doch stattdessen wäre meine Wahl wenn dann eher auf Alma Ha’rel (Honey Boy) oder Lulu Wang (The Farewell) gefallen statt auf Gerwig.
Insgesamt gefiel mir ihre letzte Regiearbeit Lady Bird deutlich besser in allen Belangen und Little Women hätte ich von allen Kandidaten am ehesten austauschen können.
Regisseur Charlie (Adam Driver) und Schauspielerin Nicole (Scarlett Johansson) waren zehn Jahre lang das Traumpaar der New Yorker Theaterszene, haben sich mittlerweile aber kaum mehr etwas zu sagen – es ist Zeit für die Trennung. Nicole möchte zurück zu ihrer Familie nach Los Angeles ziehen und hat dort bereits eine Rolle in einer TV-Pilotfolge angenommen. Insbesondere ihrem kleinen Sohn Henry (Azhy Robertson) zuliebe wollen die beiden die Trennung friedlich über die Bühne bringen. Aber dann kommen doch Anwälte ins Spiel – und aus dem nett zurechtgelegten Konsens wird ein erbitterter Streit über die Frage, wo Henry in Zukunft leben soll.
Fazit:
In Marriage Story erzählt Noah Baumbach in einem Drama wie ein Ehepaar, das sich auseinandergelebt hat, scheiden lässt. Die beiden Eheleute spielen Adam Driver und Scarlett Johansson. Beide spielen dieses starke Script so gut, dass Netflix einen weiteren Award-Contender sein Eigen nennen kann.
Das Drehbuch ist faszinierend: denn eigentlich trennen sich hier zwei Menschen, die ja in erster Linie Liebe füreinander gespürt haben und trotz einer eigentlichen Einigung über eine schlammschlachtfreie Scheidung, womit jeder glücklich ist, wird beiden Protagonisten durch das Rechtssystem in Amerika und ihren beratenden Anwälten Stück für Stück die Kontrolle darüber unter den Fingern weggerissen.
Kleinigkeiten, die nichts über die Eignung als Elter aussagen, werden plötzlich aus dem Kontext gerissen und aufgebauscht um vor Gericht zu punkten und dabei immer mehr Grenzen überschritten. Unsere beiden Hauptfiguren lassen selbst in den ärgsten Streitgesprächen immer durchscheinen, dass sie doch eigentlich beide nur das Beste für Alle wollen und immer noch Liebe füreinander empfinden.
Manche Szenen sind als Zuschauer so schmerzhaft anzusehen, beispielsweise wenn eine Expertin bei Drivers Figur zu Hause ist, um zu überprüfen, ob er denn ein guter Vater sei. Auch die Nebendarsteller sind interessante Charaktere und gut in die Geschichte verwoben. Ob es Scarlett Johanssons Mutter ist, die eigentlich großer Fan ihres Schwiegersohns ist, oder ob es die drei Anwälte sind, die zwar alle das gleiche Ziel verfolgen, aber jeweils so unterschiedliche Ansätze verfolgen, so dass man keine Zuordnung in „Böse“ oder „Gut“ machen kann, sondern einfach auch dieses System hinterfragen muss, das im Prinzip nicht zulässt sich in „Würde“ scheiden zu lassen.
Marriage Story ist eine Überraschung dieses Jahr und Drehbuch sowie Hauptdarsteller gute Anwärter auf den Oscar.
1981 in Gotham City: Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) fristet ein trostloses Leben. Wenn er nicht gerade auf den Straßen von Gotham City als Clown verkleidet Werbeschilder für Schlussverkäufe herumwirbelt oder von jugendlichen Schlägern verprügelt wird, kümmert er sich zuhause um seine kranke Mutter Penny (Frances Conroy). Flecks Geisteskrankheit wird durch die ständigen Demütigungen immer schlimmer. Mittlerweile schluckt er sogar sieben Psychopharmaka gleichzeitig. Sein Leben nimmt eine dramatische Wendung, als er von seinem Kollegen Randall (Glenn Flesher) einen Revolver geschenkt bekommt. Trotz seiner instabilen psychischen Verfassung verfolgt Arthur seine Karriere als Stand-up-Comedian dennoch weiter und landet schließlich bei seinem großen Idol, dem Late-Night-Talker Murray Franklin (Robert DeNiro).
Fazit:
Der Joker gilt als einer der beliebtesten und besten Gegenspieler in der Popkultur. Stars wie Jack Nicholson, Heath Ledger und Mark Hamill haben ihn bereits porträtiert. Dieses Jahr bekam Joaquin Phoenix die Chance in die Oscar-prämierten Fußstapfen Heath Ledgers zu treten und unter der Regie von Hangover-Regisseur Todd Phillips den Clown Prince of Crime zu verkörpern. Unabhängig von der eigentlichen Qualität des Films, mussten sich die Beteiligten permanent erklären und sich den Vorwürfen stellen, dass ihr Film psychisch labilen Menschen als Auslöser dienen könnte für beispielsweise Amokläufe. Viele Kritiker haben den Film auch dafür abgestraft.
Ich finde diesen Versuch Kunstschaffenden vorzuschreiben was sie machen dürfen und was nicht immer schwierig. Labilen Menschen mit psychischen Problemen, könnten sich von alles und jedem getriggert fühlen. Sie könnten in eine Textzeile eines Katy Perry Songs mehr reininterpretieren oder ihre Probleme auf Allesmögliche projizieren. Deswegen nun alle Medien zu zensieren, weil sich irgendjemand angegriffen fühlen könnte, ist doch Quatsch. Vor allem wenn man ein gewaltiges Problem mit Waffengesetzen hat, das es vielleicht eher zu lösen gilt, doch das ist eine Diskussion für einen anderen Tag.
Denn Joker ist ein handwerklich ganz hervorragender Film geworden, der sich ganz offen bei den beiden Scorsese Filmen Taxi Driver und The King of Comedy bedient und nicht nur dem Hauptdarsteller beider Filme, Robert DeNiro, eine Schlüsselrolle in Joker gibt, sondern auch zunächst mit Martin Scorsese als Produzent plante. Und auch wenn das letztlich nicht zustande kam, merkt man seine Einflüsse an jeder Ecke. Gotham sieht noch mehr als je zuvor wie ein New York der 70er/80er aus, das Drehbuch bietet viele Parallelen zu seinen Werken und die Figur des Jokers wird nur durch seinen Namen zum Comicuniversum gezählt, weil sie auch genauso gut eine Scorsese Figur sein könnte.
Joaquin Phoenix dominiert diesen Film. Seine Performance macht den Film. Er geht wieder einmal vollends in seiner Rolle auf und hat sich ähnlich wie Christian Bale kurzerhand 23 Kilo für diese Rolle abgehungert. Dass dieses extreme Gewicht-Yo-Yo natürlich nicht gesund für den Körper ist, ist klar, aber ehrlich gesagt hat es seiner Rolle Arthur Fleck wirklich geholfen.
Dieser abgemagerte, krankanmutende Körper und die schlechte Körperhaltung tragen dazu bei, dass wir als Zuschauer gleichermaßen verängstigt sind als auch gewisse Sympathien für ihn empfinden, vor allem wenn er als Punchingball einer ganzen Gesellschaft und eines korrupten Systems herhalten muss, das die Schere zwischen arm und reich nur größer werden lässt. Figuren wie Arthur Fleck fressen in einer solchen Gesellschaft nur noch Scheiße und da sich jeder mal im Leben unfair behandelt oder zurückgelassen fühlt, erreicht das automatisch viele Zuschauer.
Für diese Rolle wie sie hier angelegt ist, braucht man einen starken Schauspieler und Joaquin Phoenix‘ Schauspiel ist ein weiteres Mal absolut brillant und die seit Release von Millionen Fans geforderte Oscarnominierung scheint mir mehr als verdient. Er ist der große Favorit auf die Auszeichnung in diesem Jahr.
Die Kombination aus grandiosen, wunderschönen Bildern einer dreckigen Stadt und Gesellschaft, sowie einem zur Bestform aufgelegten Joaquin Phoenix entwickeln mit jeder Minute eine stärkere, hypnotisierende Sogwirkung, die mit akzentuierten Gewaltspitzen zu einem Finale führt, das einen ganz speziellen Vibe hat und man auf einer Welle dieser Stimmung mitschwimmt. Mir hat Joker sehr gut gefallen und ich hoffe es gibt trotz der unfassbaren mehr als 1 Milliarde Dollar keine Fortsetzung.
Henry Ford II (Tracy Letts) hat das Familiengeschäft seines Großvaters Anfang der 1960er Jahre übernommen. Um amerikanische Autos am von europäischen Herstellern dominierenden Markt zu etablieren, überarbeitete er das Firmenkonzept mit Hilfe des jungen Visionärs Lee Iacocca (Jon Bernthal) und dem ehemaligen Rennchampion und Ingenieur Carroll Shelby (Matt Damon). Zusammen kreierten sie den Ford GT40, der Ferrari in ihrem eigenen Rennen in Le Mans 1966 schlagen sollte – was bis dahin keinem amerikanischen Model zuvor gelingen wollte. Mit dem britischen Rennfahrer Ken Miles (Christian Bale) arbeiten sie an dem revolutionären Rennwagen, doch die Zusammenarbeit der Dickköpfe stellt sich als komplizierter dar, als anfangs gedacht. Doch alle verfolgen das gleiche Ziel: Ken Miles soll mit dem Ford GT40 als erster über die Ziellinie von Le Mans 1966 fahren.
Fazit:
Nach dem herausragenden Logan, der es vor 2 Jahren auf meine #1 der Top-Liste schaffte, hatte Regisseur James Mangold bei mir erstmal einen Stein im Brett. Für sein Folgeprojekt Le Mans 66 bzw. Ford v Ferrari im Original, verlässt James Mangold die bekannten Gewässer der Comicverfilmungen und wagt sich erstmals an einen biographischen Stoff.
Mit dabei ist zwar nicht sein Stammschauspieler der letzten Jahre, Hugh Jackman, aber dafür die noch größeren Matt Damon und Christian Bale, die wieder einmal zeigen was sie draufhaben. Vor allem Chamäleon Bale geht wie gewohnt völlig in seiner Rolle des genialen aber schwierigen Ken Miles auf, der zusammen mit Matt DamonsCarroll Shelby als Underdog den Kampf gegen Ferrari annimmt.
Dass das Wettrüsten nicht nur zwischen Russland und den USA stattfand und zwangsläufig nur um Waffen oder den Weltraum ging, bescheinigt Le Mans 66 auf seiner langen Spielzeit von 160 Minuten eindrucksvoll. Getrieben von angeknacksten Egos weißer, alter Männer entspann sich in den 1960er ein Kampf um den Titel des besten Autoherstellers der Welt. Kann es den Amerikanern von Ford gelingen die Übermacht im Renngeschäft durch die italienischen Ferrari aufzubrechen, oder muss man sich geschlagen geben und die Niederlage eingestehen?
Mangold gelingt es dieser Frage sehr eindrucksvoll, wenn auch lang, auf den Grund zu gehen und inszeniert einen spannenden Film über den Rennsport. Wie auch schon bei Rush von Ron Howard, den ich als Geheimtipp an dieser Stelle nur empfehlen kann, gelingt es Le Mans 66 eine Balance aus packenden Rennszenen und Charakterdrama drumherum zu etablieren.
Es geht nicht nur um Autos. Es geht vor allem auch um Charaktere, die Philosophie des Rennsports und das Machtgeplänkel großer Egomanen, die sich selbst die größten Steine in den Weg legen. Le Mans 66 nimmt bei den Oscars eher eine Underdog-Rolle ein, aber ist definitiv verdient dabei.
Wieder ein Jahr rum und meine alljährliche Top-Liste der Kinofilme und Filme von Streamingseiten a la Netflix darf da natürlich nicht fehlen. Die Oscar-Filme der letzten Verleihung sind wie immer ausgeschlossen um die Liste nicht zu verwässern. In diesem Jahr sind das beispielsweise The Favourite, A Star is Born, Green Book usw. Ich habe wieder weit mehr als 100 Filme dieses Jahr im Kino gesehen und eine buntgemischte Liste zusammengestellt mit den für mich besten Filmen des Kinojahres.
Honorable Mentions die es nur knapp nicht auf diese Liste geschafft haben, sind unter anderem: Glass, Escape Room, Mid90s, Creed 2, Meisterdetektiv Pikachu, Rocketman, Godzilla 2, Long Shot, Late Night, Doctor Sleep, The Irishman, Shazam.
Breakout Star 2019
Ich habe mir überlegt, dieses Jahr mal einen kleinen Absatz dem Breakout-Star des Jahres zu widmen. Es hätte genauso gut Keanu Reeves sein können, der weiter in seiner Rekeanussaince ein grandioses Comeback feiert, aber ich habe mich für die gerade einmal 23-jährige Florence Pugh entschieden.
Innerhalb von 12 Monaten hat sie mit gleich 4 krass unterschiedlichen Projekten auf sich aufmerksam gemacht und für jeden dieser Filme bereits viel Lob kassiert. Ich find es immer faszinierend wie Hollywood funktioniert und plötzlich bis dato unbekannte Schauspieler hinter den Kulissen, wie durch Absprachen plötzlich das heißeste Eisen im Ofen sind. Als ob sich die Casting-Directors einmal wöchentlich zum Skypecall treffen und sich auf eine Person einigen, die sie für das kommende Jahr für jedes Projekt buchen.
Florence Pugh schafft es – SPOILER – gleich zweimal dieses Jahr auf meine Topliste. Mit dem Wrestling-Biopic über Paige “Fighting with My Family”, weckte sie mein Interesse, mit Ari Asters „Midsommar“, konnte sie in einer weiteren Hauptrolle eines heißerwarteten Films auftrumpfen. Nächsten Monat startet mit Little Women der neue Film von Greta Gerwig, der eh halb Hollywood an den Lippen hängt und der bereits sehr viele positiven Kritiken bekommen hat. Als wäre das nicht genug, startet kurz darauf auch schon Black Widow, Scarlett Johanssons Solo-Marvel-Film. Dort spielt Florence Pugh ihre Schwester und schafft es also innerhalb eines Jahres nicht nur in den Indi-Hits der begehrtesten Regisseure zu spielen, sondern auch den Sprung in das mächtige Marvel Blockbusterkino. Ich bin gespannt was die kommenden Jahre für diese talentierte Schauspielerin bereit halten.
#15 Star Wars IX – Der Aufstieg Skywalkers
J.J. Abrams ist zurück auf dem Regiestuhl, um nach den bei Kritikern zwar beliebten, aber beim Publikum sehr umstrittenen The Last Jedi das Regieruder wieder zu übernehmen und die Skywalker-Saga nach satten 9 Teilen abzuschließen. Abrams galt hier wohl einfach als sicherste Wahl, da er mit Episode 7, der es 2015 noch bei mir auf die Spitzenplatzierung im Jahresranking einnahm, bereits bewies, dass er zwar nicht wie Rian Johnson super mutig mit der Marke umgeht, aber trotz der großen Parallelen zur originalen Trilogie, einen soliden Star Wars Film drehen kann. Disney kam das wohl jetzt für Episode 9 ganz recht, um die zuletzt große Kritik an der Franchise nicht weiter zu befeuern. Zusätzlich hatte er die Mammutaufgabe Carrie Fisher nach ihrem Tod möglichst würdevoll zu integrieren und auch ihre Rolle zufriedenstellend abzuschließen.
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers ist bei bestem Willen nicht perfekt und auch nicht der beste Teil der neuen Trilogie, aber es ist dennoch ein solider Abschluss, der mir gut gefallen hat. So gibt es stellenweise übertriebenen Fanservice, Szenen die nur für die Optik Sinn ergeben aber keinesfalls inhaltlich, Nebencharaktere, die man jetzt nach zwei verpassten Chancen auch wirklich komplett auf die stille Treppe der Belanglosigkeit setzt, sowie den ein oder anderen unnötigen Diss gegenüber Rian Johnsons The Last Jedi und ein ständiges Zurückrudern und Rechtfertigen für die Entscheidungen des Vorgängers. Man merkt dieser Trilogie sehr deutlich an, dass es merkwürdigerweise kein einheitliches Konzept zur übergreifenden Geschichte gab. Ich find es cool, dass die Regisseure nahezu freie Hand hatten, aber irgendwie sollten doch alle Beteiligten wissen, wo Figur X in Episode 7 ist und wo sie in Episode 9 sein sollte und nicht für jeden Film eine 180° Wendung machen.
Doch warum gefiel mir The Rise of Skywalker dennoch? Nach wie vor funktionieren die Hauptdarsteller Daisey Ridley, John Boyega, Adam Driver und Oscar Isaac sehr gut. Nicht nur sind die Darsteller super, sondern auch ihre Charaktere und ihre Onscreen-Chemie sind große Pluspunkte. Endlich haben Rey und Poe paar Szenen zusammen und ecken prompt mit ihren unterschiedlichen Wesen aneinander, was gerade im ersten Drittel einige gute Dialoge mitbringt. Der interessanteste Charakter der neuen Trilogie bleibt auch im dritten Teil Kylo Ren, den Adam Driver die nötige schauspielerische Klasse gibt. Jede Szene mit ihm ist ein Highlight.
Auch Leia bekommt ihren würdigen Abschied. Man merkt zwar permanent, dass man mit Archivmaterial und Tricks gearbeitet hat und auch nicht immer alles rund wirkt, aber ich war zufrieden so wie es umgesetzt wurde. Besser als sie im Abschluss der Reihe nicht dabei zu haben. Rest in Piece, Dear Princess. Die Nebenrollen hingegen werden konsequent ignoriert und bleiben maximal Stichwortgeber, was zwar schade ist, aber in Anbetracht dessen was alles geleistet werden musste bei den wirklich wichtigen Protagonisten gerade noch zu verzeihen.
Das letzte Drittel, das große Finale, gibt uns dann noch einmal alles was wir als Fans lieben an Star Wars: Schlachten und Konflikte an mehreren Schauplätzen, Laserschwerter in Action, Emotionen und lesbische Küsse.
#14 Wir
Wir beziehungsweise Us ist Jordan Peeles langersehntes zweites Filmprojekt. Der Regisseur, der eigentlich mit seinem komödiantischen Talent Berühmtheit erlangte, bot uns vor zwei Jahren mit Get Out ein phänomenales Regiedebüt, das sowohl Horror-, Thriller- und Comedy-Elemente kombinierte und nicht nur einen guten Film erschuf, sondern auch eine Gesellschaftskritik. Verdientermaßen führte das neben vielen anderen Auszeichnungen auch zum Oscar für das beste Drehbuch.
Wir geht in eine ähnliche Richtung und kann mit einem stark aufspielenden Cast, vor allem Oscar-GewinnerinLupita Nyong’o sticht hier mit einer sehr vielschichtigen Performance heraus, und einer komplexen Geschichte punkten. Das Drehbuch ist voll mit Doppeldeutigkeiten, Hinweisen, Wendungen, Hommagen und coolen Ideen.
Bei meinem zweiten Kinobesuch hat mir der Film sogar nochmals deutlich besser gefallen als beim ersten Ansehen und Längen im ersten Akt kamen mir gar nicht mehr so schlimm vor. Viel mehr konnte ich mich auf die besagten Details konzentrieren und selbst nochmehr interpretieren.
Wir ist wieder so ein Film, der ungemein davon lebt mit Freunden darüber zu diskutieren, Lösungsansätze auszutauschen und auch das Internet zu Rate zu ziehen für Interpretationen und Details, die dir im Kino entgingen. Damit hatte ich viel Spaß und hat den Film auch für mich aufgewertet. Dennoch muss ich sagen, dass Wir zwar deutlich mehr erzählen will als es noch bei Get Out der Fall war, aber dadurch auch eine Reihe von Logiklöchern mit sich bringt, die mir dann doch auch negativ auffielen. Diese Ungereimtheiten zerstören mir nicht diesen geilen Film, machen ihn aber weniger rund als Jordan Peeles Erstlingswerk.
#13 John Wick 3
Wow, wer hätte gedacht, dass der dritte Teil einer Reihe die Messlatte für das Franchise nochmals so hochsetzen würde? In John Wick 3 bekommen wir so viel mehr als das übliche charakteristische Gun-Fu. Keanu Reeves entledigt sich seiner Widersacher mit Hilfe von Messern, Büchern, Hunden, Pferden, Schwertern, Pistolen und im Prinzip allem anderen Kram.
Alles toll choreographiert und stilvoll inszeniert, wie man es gewohnt ist. Auch Neuzugänge wie Halle Berry oder auch Asia Kate Dillon, die mich mit ihrer Rolle in der grandiosen Serie Billions Woche für Woche begeistert, haben gut funktioniert.
Teil 3 knüpfte nicht nur nahtlos an den Vorgänger an, sondern macht dieses Mal auch einen absoluten Deep Dive in die Lore der „John Wick“-Welt, die bis dato häufig nur angedeutet wurde. Ich finde diese Welt zwar sehr spannend und wollte auch immer mehr Lore, aber am Ende war es mir fast schon zu viel, zu überfrachtet und immer noch eine Münze und Regel wird aus der Tasche geholt, wenn sie gerade gut ins Drehbuch passte. Generell war das große Finale irgendwann auch ermüdend.
Doch all das zum Trotz hat mir John Wick 3 sehr gut gefallen und im westlichen Markt gibt es abgesehen von Mad Max: Fury Road keinen besseren Actionfilm. Nach bereits einem erfolgreichen Wochenende an den Kinokassen haben die Macher auch direkt Teil 4 angekündigt und sogar ein Spin-Off zu den Ballerinas scheint angedacht zu sein. Ich bin gespannt.
#12 Plötzlich Familie
Instant Family wie er im Original heißt steht hier stellvertretend für die guten und soliden Komödien dieses Jahr wie Long Shot, mit Charlize Theron und Seth Rogen, oder Late Night mit Emma Thompson und Mindy Kaling. Da Long Shot und Late Night aber bereits auf dem Schirm vieler Filmfans sind, habe ich mich für Plötzlich Familie entschieden, um ein wenig Aufmerksamkeit auf diesen Film zu lenken, der sonst in diesem langen Filmjahr unter dem Radar läuft.
Es handelt sich auf den ersten Blick um eine konventionelle Hollywood-Adoptionsgeschichte, doch bei näherer Betrachtung ist sie mehr und besser als das. Der Regisseur Sean Anders verarbeitet hier seine persönliche Geschichte und bietet uns nicht nur ein Drehbuch mit qualitativ hochwertiger Gagdichte, sondern auch vielen emotionalen Momenten, die dem Film Fleisch geben.
Klar gibt es auch einige plumpe Gags, aber die werden durch so manch bissigen Kommentar und smarten Witz ausgeglichen. Dabei beleuchtet Sean Anders auch den Adoptionsprozess und die damit verbundenen Hürden, was unsere Figuren durch die Bank weg nachvollziehbar und echt macht.
Der Cast rund um Rose Byrne, Mark Wahlberg und Isabella Moner / Merced ist nicht nur toll gewählt, sondern verkörpert ihre Figuren glaubwürdig. Auch Nebenfiguren wie Comedian Iliza Shlesinger können immer wieder im Film Highlights setzen. Besonders an Plötzlich Familie gefiel mir, dass selbst wenn, wie typisch für diese Filme, „Figuren aus der Vergangenheit“ auftauchen müssen, es nicht zu einer klaren schwarz-weiß-Trennung der Charaktere kommt und auch die komplexen, unterschiedlichen Facetten gezeigt werden, die bei solchen Schicksalen nun mal dazu gehören.
Instant Family kam bereits im Januar in unsere Kinos und konnte sich bis jetzt in meinem Gedächtnis halten, weil es ein echt schöner, warmherziger Film über Familie ist, den man nur mögen kann.
#11 Toy Story 4
Eine Filmreihe zu erschaffen, die durch die Bank weg quasi perfekt ist, ist in etwa gleichzusetzen mit dem Fund eines Einhorns. Solche Franchises lassen sich an einer Hand abzählen und wie Pixar es gelingt nach einer sich steigernden, grandiosen Trilogie diese Reihe nach 9 Jahren wiederzubeleben und mit diesem vierten Teil an die gewohnte Qualität mühelos anzuknüpfen gleicht Hexerei.
Die „Drachenzähmen leicht gemacht“-Trilogie, die ebenfalls dieses Jahr wieder einen sehr starken Film geliefert hat, hätte hier an dieser Stelle genauso stehen können wie Toy Story 4, nicht nur weil sie die beste Animationsreihe des letzten Jahrzehnts war, sondern weil sie durchaus der beste Animationsfilm 2019 hätte sein können.
Doch im Gegensatz zu Drachenzähmen, hat nach Toy Story 3 eigentlich niemand nach einer Fortsetzung geschrien. Zu gut war der Abschluss, zu perfekt der Filme umspannenden Storybogen. Doch wie Pixar selbst immer beteuert, würden sie es nicht wagen nur aus reiner Profitgier Toy Story auszugraben, sondern nur, wenn sie eine sehr gute Geschichte und Idee hätten. Und was soll ich sagen: in diesem Fall sollten sie Recht behalten.
Auch wenn einige Figuren nun im vierten Teil nicht mehr so viel zu tun bekommen wie früher, sind die facettenreichen Geschichten um Woody, Bo Peep, Forky und Antagonistin Gabby Gabby umso besser. Sie sind tiefgründig, modern, clever und herzerwärmend. Pixartypisch spricht Toy Story nicht nur Kinder an, sondern sämtliche Altersgruppen und trotz extrem witzigem Humor, kitzelt der Film an anderen Stellen die ein oder andere Träne raus.
Auch tricktechnisch macht im Animationsbereich diesem Team niemand etwas vor – wie gewohnt sie alles schlicht grandios aus. Am Ende kann man einfach nur den Hut ziehen, wenn es einem Filmstudio gelingt, gleich vier Meisterwerke abzuliefern.
#10 Crawl
In den Flop15 habe ich unter meiner Kritik zu 47 Meters Down 2: Uncaged bereits angedeutet, dass es ein Tier-Horrorfilm unter die für mich besten Filme des Jahres geschafft hat. Hier ist er: Crawl. Auf dem Papier sollte er nicht funktionieren. Familie kämpft in ihrem Haus ums Überleben gegen Alligatoren, inszeniert von Alexandre Aja, Regisseur von Piranha 3D. Doch mich hat bereits der Trailer angesprochen und ich hatte die Hoffnung, dass ich am Ende nicht enttäuscht werden würde. Und das wurde nicht. Crawl war sogar noch besser als ich mir erhoffte.
Man bekommt einen erstklassig inszenierten, handwerklich toll konstruierten Action-Horrorfilm, der gelungen im Setting einer Naturkatastrophe verankert ist. Alexandre Aja nutzt die quasi einzige Location des Films, das Haus der Familie, mehr wie einen Charakter und nicht nur wie ein herkömmliches Set. Man lernt im Verlauf von Crawl die Räumlichkeiten und Architektur des Hauses gut kennen, kann die Handlung dadurch gut nachvollziehen. Die Geschichte wirkt natürlicher und authentisch.
Das hat mich ein wenig an Don’t Breathe (2015) erinnert, der das auch so handhabte auch wenn die Prämisse eine andere war. Crawl zieht mit zunehmender Spieldauer auch ordentlich die Spannung an und einige sehr starke Momente, die durch das starke Sound-Design und die meiner Meinung nach gelungenen CGI-Alligatoren gekonnt untermalt werden.
Im Gegensatz zu den meisten Vertretern dieses Genres waren mir die Figuren weder unsympathisch, noch völlig egal. Ich war durchaus interessiert an dem losen Drumherum der Charaktere. Für mich war Crawl in diesem Jahr eine dieser Überraschungen, die man nicht schon 12 Monate vorher auf dem Schirm hatte.
#9 Midsommar
Mit seinem Langfilm-Debüt Hereditary – Das Vermächtnis hat Ari Aster im letzten Jahr ein fettes Zeichen gesetzt und direkt einen der besten Horrorfilme des letzten Jahrzehnts abgeliefert. Für mich war Hereditary darüber hinaus auch der beste Film 2018 und über jeden Zweifel erhaben. Jetzt stand 2019 mit Midsommar direkt sein zweites Werk an und die gesamte Filmwelt war gespannt darauf, ob es ihm gelingen würde, an diesen Erfolg und diese hohe Qualität anzuknüpfen oder ob er ein One-Hit-Wonder wird. Glücklicherweise scheinen wir hier mit Ari Aster tatsächlich einen neuen Hoffnungsträger unter den Regisseuren gefunden zu haben.
Midsommar ist fantastisch auch wenn er für mich alles in allem schwächer als Hereditary ist. Das größte Manko für die meisten Zuschauer wird die Länge von 2,5 Stunden, im Directors Cut sogar 3h, sein. Eine sehr lange Zeit in der ehrlich gesagt nicht viel passiert. Midsommar setzt darauf, eine beklemmende Atmosphäre aufzubauen und beim Publikum dieses Unbehagen auszulösen. Doch auch wenn zunächst nicht so viel passiert, entwickelt Ari Aster hier eine faszinierende Sogwirkung, die dann im letzten Drittel auch die letzten gelangweilten Besucher im Kinosaal wach rüttelt und verstört zurücklässt.
Über die virtuose Inszenierung Asters muss man eigentlich nicht viel mehr sagen. Es ist überragend, dass er handwerklich bereits so meisterhaft ist, obwohl er mit gerade einmal 33 Jahren noch am Anfang seiner Filmkarriere steht. Wie auch schon bei Hereditary funktioniert die Geschichte gewissermaßen auf mehreren Ebenen.
Man kann den Plot alleine auf seinen Horror runterbrechen und auf der anderen Seite sich auf die Beziehung der beiden Hauptfiguren fokussieren. Geschickt verwebt der Regisseur tragische Schicksalsschläge der Figuren mit der restlichen Geschichte. Getragen von starken schauspielerischen Leistungen – allen voran vom Breakthrough-Star des Jahres, Florence Pugh. Midsommar ist faszinierend, es gibt Szenen bei denen man aufgrund ihrer Skurrilität gar nicht genau weiß, ob man es witzig oder beängstigend finden soll.
Das finale Bild des Films brannte sich dann wie auch schon in seinem Erstlingswerk in mein Gedächtnis und so schafft es Ari Aster ein weiteres Mal auf meine Topliste und ein weiteres Mal zum besten Horrorfilm des Jahres.
#8 Marriage Story
Und noch einmal schafft es Adam Driver in meine Top15 dieses Jahr. Der Junge hat ein gutes Näschen für interessante Stoffe und das nötige Talent um jeden Film aufzuwerten. In Marriage Story erzählt Noah Baumbach in einem Drama wie ein Ehepaar, das sich auseinandergelebt hat, scheiden lässt. Die beiden Eheleute spielen besagter Adam Driver und Scarlett Johansson. Beide spielen dieses starke Script so gut, dass Netflix einen weiteren Award-Contender sein Eigen nennen kann.
Das Drehbuch ist faszinierend: denn eigentlich trennen sich hier zwei Menschen, die ja in erster Linie Liebe füreinander gespürt haben und trotz einer eigentlichen Einigung über eine schlammschlachtfreie Scheidung, womit jeder glücklich ist, wird beiden Protagonisten durch das Rechtssystem in Amerika und ihren beratenden Anwälten Stück für Stück die Kontrolle darüber unter den Fingern weggerissen.
Kleinigkeiten, die nichts über die Eignung als Elter aussagen, werden plötzlich aus dem Kontext gerissen und aufgebauscht um vor Gericht zu punkten und immer mehr Grenzen überschritten. Unsere beiden Hauptfiguren lassen selbst in den ärgsten Streitgesprächen immer durchscheinen, dass sie doch eigentlich beide nur das Beste für Alle wollen und immer noch Liebe füreinander empfinden.
Manche Szenen sind als Zuschauer so schmerzhaft anzusehen, beispielsweise wenn eine Expertin bei Drivers Figur zu Hause ist, um zu überprüfen, ob er denn ein guter Vater ist. Auch die Nebendarsteller sind interessante Charaktere und gut in die Geschichte verwoben. Ob es Scarlett Johanssons Mutter ist, die eigentlich großer Fan ihres Schwiegersohns ist, oder ob es die drei Anwälte sind, die zwar alle das gleiche Ziel verfolgen, aber jeweils so unterschiedliche Ansätze verfolgen, so dass man keine Zuordnung in „Böse“ oder „Gut“ machen kann, sondern einfach auch dieses System hinterfragen muss, das im Prinzip nicht zulässt sich in „Würde“ scheiden zu lassen.
Marriage Story ist eine Überraschung dieses Jahr und Drehbuch sowie Hauptdarsteller gute Anwärter für die Award-Saison.
#7 Le Mans 66: Gegen jede Chance
Nach dem herausragenden Logan, der es vor 2 Jahren auf meine #1 der Top-Liste schaffte, hatte Regisseur James Mangold bei mir erstmal einen Stein im Brett. Für sein Folgeprojekt Le Mans 66 bzw. Ford v Ferrari im Original, verlässt James Mangold die bekannten Gewässer der Comicverfilmungen und wagt sich erstmals an einen biographischen Stoff.
Mit dabei ist zwar nicht sein Stammschauspieler der letzten Jahre, Hugh Jackman, aber dafür die noch größeren Matt Damon und Christian Bale, die wieder einmal zeigen was sie draufhaben. Vor allem Chamäleon Bale geht wie gewohnt völlig in seiner Rolle des genialen aber schwierigen Ken Miles auf, der zusammen mit Matt DamonsCarroll Shelby als Underdog den Kampf gegen Ferrari annimmt.
Dass das Wettrüsten nicht nur zwischen Russland und den USA stattfand und zwangsläufig nur um Waffen oder den Weltraum ging, bescheinigt Le Mans 66 auf seiner langen Spielzeit von 160 Minuten eindrucksvoll. Getrieben von angeknacksten Egos weißer, alter Männer entspann sich in den 1960er ein Kampf um den Titel des besten Autoherstellers der Welt. Kann es den Amerikanern von Ford gelingen die Übermacht im Renngeschäft durch die italienischen Ferrari aufzubrechen, oder muss man sich geschlagen geben und die Niederlage eingestehen?
Mangold gelingt es dieser Frage sehr eindrucksvoll, wenn auch lang, auf den Grund zu gehen und inszeniert einen spannenden Film über den Rennsport. Wie auch schon bei Rush von Ron Howard, den ich als Geheimtipp an dieser Stelle nur empfehlen kann, gelingt es Le Mans 66 eine Balance aus packenden Rennszenen und Charakterdrama drumherum zu etablieren.
Es geht nicht nur um Autos. Es geht vor allem auch um Charaktere, die Philosophie des Rennsports und das Machtgeplänkel großer Egomanen, die sich selbst die größten Steine in den Weg legen. Le Mans 66 musste auf diese Liste.
#6 Booksmart
Eine ganze Weile mussten wir in Deutschland warten, bis auch wir die viel gelobte Komödie über zwei beste Freundinnen, die alle Partys ihrer Collegezeit innerhalb einer Nacht nachholen wollen, auch im Kino sehen konnten. Doch das Warten hat sich gelohnt. Das Regiedebüt von Schauspielerin Olivia Wilde ist ein echt starker Film, der auf sämtlichen Ebenen funktioniert und gleichzeitig ein fettes Ausrufezeichen hinter die Fähigkeiten von den Frauen Hollywoods setzt.
Das Drehbuch wurde von einem weiblichen Quartett geschrieben und punktet mit vielen interessanten Ideen und klugen Dialogen, Olivia Wildes Regie ist für ein Erstlingswerk überraschend klar und fokussiert. Allein die Pool-Szene ist grandios inszeniert und gehört für mich zu den besten Momenten des Kinojahres.
Zu all diesen starken Argumenten kommen dann noch die herausragende Besetzung, die bis zum letzten Nebendarsteller gut gewählt ist. Allen voran natürlich die beiden Hauptdarstellerinnen Kaitlyn Dever und Beanie Feldstein, die wie Arsch auf Eimer zu diesen Rollen passen und ein echter Glücksgriff waren.
Beiden gelingt es nicht nur ihr perfektes Comedytiming unter Beweis zu stellen, sondern auch in den ernsten, dramatischen Szenen, siehe die Streitszene, den Ball nicht fallen zu lassen. So verlieren sie uns als Zuschauer nicht durch eine unglaubwürdige Performance und die teils tiefgründigen, moralischen Aspekte des Drehbuchs erhalten das nötige Gewicht, um dennoch zu funktionieren. Zerbrechlich und gleichzeitig bad-ass.
Booksmart ist eine großartige Komödie und für mich die beste des Jahres, die jeden Support verdient hat, um den Entscheidern in Hollywood zu zeigen, dass es sich lohnt Frauen ans Ruder und ihre Perspektive in die Stoffe einfließen zu lassen.
#5 Avengers: Endgame
Eine Ära findet nach 11 Jahren und 22 Filmen ihr Ende und Marvels Cinematic Universe kommt zum Schluss ihrer offiziell dritten Phase. Ironman aus dem Jahr 2008 gilt als der Anfang dieser langlebigen Filmreihe und bot mit Robert Downey Jr. das perfekte Casting nicht nur für den Charakter, sondern auch als Schirmherr des gesamten MCUs
Als im Jahr 2012 Joss Whedons The Avengers in die Kinos kam, war er mit gerade einmal 6 Superhelden bereits das ambitionierteste Crossover der filmischen Comic-Geschichte und man dachte nicht, dass noch mehr gehen würde. Unvorstellbar, dass wir bereits 7 Jahre später von mehr als 40 Superhelden in einem Film sprechen und der Film dennoch funktioniert.
Großen Anteil daran haben vor allem Kevin Feige und die Russo Brothers. Feige, weil er das Mastermind hinter dem MCU ist. Er ist der Supervisor, der die Roadmap für dieses gigantische Unterfangen hatte; welche Helden dabei sein sollten, wer wann seinen Film bekommt, wie man die einzelnen Geschichten möglichst stimmig verknüpft und letztlich eine 22 Filme umspannende Geschichte konstruiert, die jedem Helden sein individuelles Spotlight lässt und am Ende doch die Stakes so hoch setzt, so dass man als Zuschauer am Ball bleibt und investiert ist in die Charaktere und ihren Geschichten.
Die Russo Brothers hingegen kamen erst die letzten Jahre ins Spiel und haben nicht nur mit Captain America: Return of The Winter Soldier, Captain America: Civil War, Avengers: Infinity War und nun Avengers: Endgame einige der insgesamt besten Filme der Reihe geschaffen, sondern auch das gesamte Genre auf ein neues Level gehoben. Sie haben sich mit ihrer Detailverliebtheit, Liebe zum Genre und den Fans unsterblich für viele gemacht und ich bin so verdammt gespannt, was für Projekte sie in Zukunft umsetzen.
Bei meinem ersten Kinobesuch hat mich die recht ungewohnte Struktur ein wenig kalt erwischt. Infinity War war ein reines zweieinhalb Stunden Action-Fest mit vielen Schauwerten und einem starken Pacing. Endgame hingegen setzte zwar wenig überraschend an den dramatischen Ereignissen des Vorgängers an, aber mit einem relativ langsamen ersten Akt, der uns zeigt wie unsere Helden die Geschehnisse jeder für sich verarbeiten. Ich fand es nicht schlecht aber mein Mindset war beim ersten Mal wohl einfach noch zu sehr auf die Action gepolt und dementsprechend fast gelangweilt.
Beim zweiten Anschauen wiederum, ist mir dieser Part, wohlwissend was mich erwartet, gar nicht mehr unangenehm gewesen. Ich konnte es mehr genießen. Generell hat Endgame im Vergleich zu sämtlichen Marvel-Filmen wohl anteilig die wenigste Action zu bieten.
Der zweite und dritte Akt jedoch hatte mich von Beginn an. Das lag zum einen daran, dass sowohl die witzigen als auch emotionalen Momente fast immer einen Nerv trafen und zum anderen am Drehbuch, das meiner Meinung nach häufig mit den Erwartungen vorab als auch während des Films brach. Für einen Film aus dem MCU ist es schon sehr ungewöhnlich 3h lang relativ unvorhersehbar zu sein und vor allem dann auch noch zu funktionieren.
Es gab im gesamten Film eigentlich nur eine Szene, die ich wirklich furchtbar fand, was meinen Gesamteindruck aber nicht wirklich schmälert. Das große Finale hatte dann alles zu bieten. Starke Action fürs Auge und emotionale Höhepunkte, die mir mehr als einmal Gänsehaut bereiteten. Eventuell hatte ich auch hier Wasser unter meiner Taucherbrille und dabei bin ich nicht mal so sehr verknüpft mit diesen Figuren, wie es wirkliche Hardcore-Fans der Comics sind.
Nichtsdestotrotz bekamen mich diese Szenen, weil sie so perfekt inszeniert waren. Den Russo Brüdern und Kevin Feige gelingt dieses Crossover der Superlative mit Bravour. Die Charaktere und die Zuschauer bekommen ihren würdigen Abschluss und einen der besten Filme aus dem MCU jemals und die Fans zahlen es mit 2,8 Mrd Dollar an den Kinokassen zurück. Danke.
#4 Fighting with my Family
Ein paar vereinzelte Meinungen zu Fighting with My Family haben es bereits Wochen vor Deutschland-Start hierher geschafft und überhäuften das Wrestling Biopic zu Paige und ihrer Familie mit viel Lob. Der Film wurde unter anderem von Wrestling-Legende Dwayne „The Rock“ Johnson und der WWE selbst produziert.
Die Regie sowie das Drehbuch übernahm Stephen Merchent, den man sonst vor allem als Autor von The Office oder auch als Stimme von Wheatley des Videospiels Portal 2 kennt.
Mir hat Fighting with My Family nicht nur sehr gut gefallen, sondern es hat mir das Thema Wrestling, in das ich nie besonders emotional investiert und interessiert war, ein Stück näher gebracht. Es war ein sehr gut ausbalancierter Genre Mix aus Drama und Comedy.
Zudem empfand ich den Film als nicht zu plakative, einseitige Dauerwerbesendung für die WWE oder The Rock. Sicherlich hat the Rock 1-2 prominente Auftritte bekommen und der WWE wird kein Haar gekrümmt, doch dennoch bleibt hier alles im Rahmen und der Werdegang Paige’s und ihrer Wrestling Familie steht im Mittelpunkt.
Sämtliche Charaktere sind gut geschrieben und recht nah an der Realität, wenn man sie mit den echten Aufnahmen am Ende des Films vergleicht. Mit Nick Frost, Lena Headey, Stephen Merchant und Vince Vaughn gibt es zwar einige namenhaften Schauspieler, die hier wie gewohnt ihr Talent unter Beweis stellen und diese kautzigen, liebevollen und völlig Wrestling verrückten Figuren zu Leben erwecken, doch niemand überschattet Shootingstar Florence Pugh, die hier als Paige brilliert. Fighting with My Family ist eine typischer Underdog-Geschichte von hoher Qualität und viel Herz.
#3 Once Upon a Time in Hollywood
Tarantino hat wieder abgeliefert. Man weiß relativ genau was man von einem typischen Tarantinofilm zu erwarten hat und trotzdem gelingt es ihm das Publikum gerade dieses Mal ein wenig an der Nase herumzuführen. Als bekannt wurde, dass Once Upon a Time in Hollywood zur Zeit der Manson Morde spielen würde, hat man sich die abstrusesten Varianten vorstellen können, doch am Ende kam alles ganz anders.
Hauptsächlich geht es einfach um Rick Dalton, einem Filmstar, dessen Karriere auf dem absteigenden Ast ist und seinen treuen Freund und Stuntdouble Cliff Booth. Die Wege der beiden kreuzen dabei ab und zu die der Manson-Killer.
Wie gewohnt holt Quentin Tarantino mit seinem Drehbuch samt toller, bissiger Dialoge alles aus seinen Allstars raus. Allen voran natürlich die beiden Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio und Brad Pitt. Während Brad Pitt mit seiner knallharten und kompromisslosen Art die meisten Lacher des Publikums auf seiner Seite hat, kann DiCaprio vor allem mit sehr nuancierten Momenten glänzen und gleichzeitig eine gewisse Hollywood-Filmbranche-Metaebene bedienen wie kein Zweiter. Inszenatorisch ist der Film auch eine Wucht, die eigens angefertigten Straßenzüge des 60er Jahre Hollywoods bzw. Los Angeles sowie die dazugehörigen Autos sind wunderschön.
Zusätzlich gefielen mir dann auch besonders die Szenen, wenn DiCaprio am Set ist und wir quasi einen Film im Film im Film bekommen und der Film mit den Ebenen bricht. Die Szene auf der Ranch der Masonjünger war auch einfach super spannend inszeniert und dann wäre da noch das Finale.
Die letzten 15 Minuten die noch mal alle Erwartungen über den Haufen werfen und meiner Meinung nach einem perfekten Ende zu diesem Film nah kommt.
#2 Joker
Der Joker gilt als einer der beliebtesten und besten Gegenspieler in der Popkultur. Stars wie Jack Nicholson, Heath Ledger und Mark Hamill haben ihn bereits porträtiert. Dieses Jahr bekam Joaquin Phoenix die Chance in die Oscar-prämierten Fußstapfen Heath Ledgers zu treten und unter der Regie von Hangover-Regisseur Todd Phillips den Clown Prince of Crime zu verkörpern. Unabhängig von der eigentlichen Qualität des Films, mussten sich die Beteiligten permanent erklären und sich den Vorwürfen stellen, dass ihr Film psychisch labilen Menschen als Auslöser dienen könnte für beispielsweise Amokläufe. Viele Kritiker haben den Film auch dafür abgestraft.
Ich finde diesen Versuch Kunstschaffenden vorzuschreiben was sie machen dürfen und was nicht immer schwierig. Labilen Menschen mit psychischen Problemen, könnten sich von alles und jedem getriggert fühlen. Sie könnten in eine Textzeile eines Katy Perry Songs mehr reininterpretieren oder ihre Probleme auf Allesmögliche projizieren. Deswegen nun alle Medien zu zensieren, weil sich irgendjemand angegriffen fühlen könnte, ist doch Quatsch. Vor allem wenn man ein gewaltiges Problem mit Waffengesetzen hat, das es vielleicht eher zu lösen gilt, doch das ist eine Diskussion für einen anderen Tag.
Denn Joker ist ein handwerklich ganz hervorragender Film geworden, der sich ganz offen bei den beiden Scorsese Filmen Taxi Driver und The King of Comedy bedient und nicht nur dem Hauptdarsteller beider Filme, Robert DeNiro, eine Schlüsselrolle in Joker gibt, sondern auch zunächst mit Martin Scorsese als Produzent plante. Und auch wenn das letztlich nicht zustande kam, merkt man seine Einflüsse an jeder Ecke. Gotham sieht noch mehr als je zuvor wie ein New York der 70er/80er aus, das Drehbuch bietet viele Parallelen zu seinen Werken und die Figur des Jokers wird nur durch seinen Namen zum Comicuniversum gezählt, weil sie auch genauso gut eine Scorsese Figur sein könnte.
Joaquin Phoenix dominiert diesen Film. Seine Performance macht den Film. Er geht wieder einmal vollends in seiner Rolle auf und hat sich ähnlich wie Christian Bale kurzerhand 23 Kilo für diese Rolle abgehungert. Dass dieses extreme Gewicht-Yo-Yo natürlich nicht gesund für den Körper ist, ist klar, aber ehrlich gesagt hat es seiner Rolle Arthur Fleck wirklich geholfen.
Dieser abgemagerte, krankanmutende Körper und die schlechte Körperhaltung tragen dazu bei, dass wir als Zuschauer gleichermaßen verängstigt sind als auch gewisse Sympathien für ihn empfinden, vor allem wenn er als Punchingball einer ganzen Gesellschaft und eines korrupten Systems herhalten muss, das die Schere zwischen arm und reich nur größer werden lässt. Figuren wie Arthur Fleck fressen in einer solchen Gesellschaft nur noch Scheiße und da sich jeder mal im Leben unfair behandelt oder zurückgelassen fühlt, erreicht das automatisch viele Zuschauer.
Für diese Rolle wie sie hier angelegt ist, braucht man einen starken Schauspieler und Joaquin Phoenix‘ Schauspiel ist ein weiteres Mal absolut brillant und die seit Release von Millionen Fans geforderte Oscarnominierung scheint mir mehr als realistisch. Zumindest wenn es nur um die Schauspielleistung und keine politische Agenda oder Vorbehalte ginge.
Die Kombination aus grandiosen, wunderschönen Bildern einer dreckigen Stadt und Gesellschaft, sowie einem zur Bestform aufgelegten Joaquin Phoenix entwickeln mit jeder Minute eine stärkere, hypnotisierende Sogwirkung, die mit akzentuierten Gewaltspitzen zu einem Finale führt, das einen ganz speziellen Vibe hat und man auf einer Welle dieser Stimmung mitschwimmt. Mir hat Joker sehr gut gefallen und ich hoffe es gibt trotz der unfassbaren mehr als 1 Milliarde Dollar keine Fortsetzung.
#1 Parasite
Virtuos inszeniertes Meisterwerk von Bong Joon Ho, der zuletzt mit Filmen wie Snowpiercer & Okja zwar immer coole Ideen hatte, doch in letzter Konsequenz immer Etwas fehlte, um das Ganze richtig rund zu machen. Diese Meisterleistung und Rückkehr zu alter Stärke gelingt ihm dieses Mal mit Parasite meines Erachtens nach zu hundert Prozent.
Weg vom hochkarätigem Hollywoodcast seiner letzten Projekte, erzählt Bong Joon Ho hier eine kleine, aberwitzige und gleichzeitig bedrückende koreanische Geschichte über die größer werdende Schere zwischen arm und reich. Das alles bis auf seinen Stammschauspieler Kang-ho Song mit einem für westliche Verhältnisse eher unbekanntem Cast.
Parasite ist einer dieser perfekt in Szene gesetzten Filme, die durch die Fähigkeiten an der Kamera, Ausstattung und das Set-Design aus jeder Einstellung ein Bildschirmschoner-Motiv entstehen lässt. Zum Beispiel die Wohnung der Protagonisten oder Stichwort „Regenfall“ stellten für mich immer wieder optische Highlights dar. Das Schauspielensemble spielte sehr stark auf und gerade die Schauspielerinnen stachen durch ihr Spiel heraus und brachten diese einzigartige Geschichte überragend auf die Leinwand.
Mir gefiel eben genanntes Drehbuch besonders gut, weil es neben der kreativen Geschichte mit seinem straffen, nahezu perfektem Pacing dafür sorgte, dass sich dieser 2h-Film für mich zu keinem Zeitpunkt bei meinen beiden Kinobesuchen so anfühlte. Oft neigt das asiatische Kino eher zu einem gemächlichen Tempo – bei Parasite sucht man das vergebens.
Wenn möglich würde ich die original koreanische Version mit Untertiteln vor der deutsch synchronisierten Variante bevorzugen, aber dennoch kann ich Parasite nur jedem Filmfan, der offen für koreanisches Kino ist, wärmstens empfehlen. Bestenfalls keine Trailer sehen und einfach überraschen lassen. Das Filmfestival in Cannes hat er bereits gewonnen, den Favoritenstatus bei den Auslands-Oscars hat er für mich nun auch Inne.
In 2017 haben es die Koreaner mit Die Taschendiebin noch knapp verpasst, die #1 auf meiner Top-Liste zu ergattern. Parasite gelingt es nun und bestätigt wieder einmal, wie gut koreanisches Kino sein kann.