Minari – Wo wir Wurzeln schlagen | Kritik / Review (Oscars 2021)

Storyanriss:

Jacob (Steven Yuen) und Monica Yi (Yeri Han) sind mit ihrer Tochter Anne (Noel Cho) und ihrem Sohn David (Alan S. Kim) aus Südkorea nach Amerika immigriert. Dort leben sie zuerst in Kalifornien, wo Mutter und Vater mit dem Sortieren von Küken nach Geschlecht ein mageres Einkommen verdienen. Jacob träumt jedoch von einer eigenen Farm und siedelt deswegen mit seiner Familie schließlich nach Arkansas über, wo Grundbesitz günstiger ist. Dort lebt die Familie fortan in dem Wohnwagen, in dem schon der vorherige Besitzer des Landes lebte und an dem Versuch scheiterte, eine Farm zu gründen. Und auch für Familie Yi ist das leichter gesagt als getan: Monica ist am Ende ihrer Kräfte und Jacob verzweifelt daran, dass er nicht für seine Familie sorgen kann. Immerhin kann die aus Südkorea nachgereiste Großmutter der Kinder, Soonja (Youn Yuh-jung), die Familie etwas unterstützen.

Fazit:

Regisseur und Autor Lee Isaac Chung erzählt in Minari nicht nur seine eigene Geschichte, basierend auf seinen Kindheitserinnerungen, sondern auch ein weiteres Kapitel rund um den Mythos des American Dreams – eben jenen amerikanischen Traum, der jedem hartarbeitenden Amerikaner einräumt vom Tellerwäscher zum Millionär aus eigener Kraft zu werden. Das koreanisch-amerikanische Familiendrama folgt dem letztjährigem Oscar-Sieger „Parasite“ von Bong Joon-Ho und kann sich neben viel Liebe auf Filmfestivals wie dem Sundance Festival vor allem auch über gleich 6 Oscar-Nominierungen freuen.

Minari gelingt es die amerikanische und koreanische Kultur zu verweben ohne dabei in die Klischeefalle zu tappen und wird meiner Meinung nach vor allem durch die sehr starke Chemie und dem tollen Schauspiel aller Beteiligten getragen. Egal ob es sich dabei um das Zusammenspiel des The Walking Dead Stars Steven Yeun und seiner Filmfrau Yeri Han handelt oder um die Kinderdarsteller, die immer vor allem dann auftrumpfen, wenn sie mit der kautzigen Großmutter, gespielt von Oscarfavoritin Yuh-jung Youn sich Szenen teilen.

Lee Isaac Chung gelingt hier ein ganz ruhiges, ehrliches Drama mit starken Bildern über den amerikanischen Traum, das vor allem von seinen unaufgeregten aber stark aufspielenden Darstellern lebt und sich gerade dort Hoffnungen auf einen Oscar machen darf.

A Star Is Born | Kritik / Review (Oscars 2019)

A Star Is Born

Hangover“-Star Bradley Cooper hat sich für sein Regiedebüt sehr große Fußstapfen ausgesucht, die es zu füllen gilt. Mit A Star Is Born verfilmte er nämlich einen bekannten Stoff, der bereits 4x in den 30ern, 50ern und 70ern inszeniert und interpretiert wurde. Unter anderem gab es Versionen mit den Hollywoodlegenden Judy Garland (Der Zauberer von Oz) und Barbra Streisand (Funny Girl) in den Hauptrollen. In seiner Version übernehmen Lady Gaga (American Horror Story) und Bradley Cooper selbst die beiden Hauptrollen.

Storyanriss:

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere lernt der Musiker Jackson Maine (Bradley Cooper) die Kellnerin Ally (Lady Gaga) kennen, deren großes musikalisches Talent er sofort erkennt. Nach einer romantischen Nacht, die die beiden mit Philosophieren und Liedertexten auf einem verlassenen Parkplatz verbracht haben, lädt Jackson Ally zu einem seiner Konzerte ein und holt sie dann überraschend auf die Bühne. Der grandiose Auftritt der Nachwuchssängerin geht viral – und nach dem Konzert entwickelt sich nicht nur eine leidenschaftliche Liebesbeziehung zwischen Jackson und seiner musikalischen Entdeckung, sondern Ally wird durch das im Internet kursierenden Video von ihren Sangeskünsten auch schlagartig berühmt. Während ihr Stern nun unaufhaltsam steigt, beginnt der von Jackson zu sinken und er verfällt immer mehr dem Alkohol.

Music is essentially 12 notes between any octave – 12 notes and the octave repeats. It’s the same story told over and over, forever. All any artist can offer this world is how they see those 12 notes. That’s it.

Fazit zu „A Star is Born“:

Die Geschichte ist eine klassische Ode ans Showbusiness, Hollywood und die Liebe, was es wenig überraschend macht, dass ausgerechnet dieser Stoff so oft verfilmt wurde. Hollywood liebt diese Geschichten, wie man im vorletzten Jahr auch bei La La Land sehen konnte. Es geht um die Träumer, Macher, Kreativen in einem Haifischbecken, das dich mit Haut und Haaren auffrisst, wenn du dich nicht durchsetzt. Jackson und Ally spiegeln diese beiden Positionen wider und machen die Geschichte vielschichtig. Untermalt wird diese Erzählung vor allem durch den guten Soundtrack, die Kameraarbeit und authentischen Darstellern.

Die Kameraarbeit vom oscarnominierten Matthew Libatique (Black Swan) war klasse. Ihm gelang es vor allem bei den musikalischen Auftritten einen ziemlich einzigartigen Vibe zu schaffen, der dich glauben lässt, du wärst selbst auf der Bühne. Der Stil wirkte sehr authentisch, intim und zurückgenommen aber keineswegs schlecht. Der Soundtrack wurde zum Großteil selbst geschrieben und komponiert – viele der Songs sind auch mit Hilfe von Bradley Cooper und Lady Gaga entstanden. Vor allem im ersten Drittel haben mir die musikalischen Beiträge sehr gefallen und waren zusammen mit der Inszenierung ein Garant für Gänsehaut.

Auch die Darsteller im Film waren super, egal ob Nebendarsteller wie Dave Chapelle (Chapelle’s Show) und Sam Elliott (Road House), die manchmal ohne viel zu sagen die richtigen Emotionen beim Zuschauer erzeugten oder natürlich Bradley Cooper und Lady Gaga in den Hauptrollen. Bradley

Die Geschichte selbst ist auch wenn man die vier ersten Interpretationen außer Acht lässt, in Versatzstücken schon häufiger so in Filmen verwurstet worden, doch das hat mich zu keinem Zeitpunkt gestört. Gerade das erste Drittel fand ich phänomenal gut und auch das Ende traf bei mir einen Nerv. Wenn ich was kritisieren muss, dann wäre es der Mittelteil des Films, der keineswegs schlecht war, aber ich hätte mir persönlich eine etwas andere Interpretation gewünscht auf die ich jetzt aus spoilertechnischen Grüßen nicht näher eingehe. Das muss aber definitiv nicht jeder so sehen.

Cooper liefert hier vielleicht die beste Leistung seiner Karriere ab und Lady Gaga, die bereits für ihre Rolle in American Horror Story einen Golden Globe bekommen hat, stiehlt hier regelmäßig jede Szene und war eine fantastische Wahl für diese Figur. Schön, dass die beiden Darsteller und Sam Elliott nominiert wurden – auch wenn alle drei nur Außenseiterchancen haben. Auch wenn es sich quasi um ein Remake handelt, hätte Cooper für sein Regiedebüt auch als Regisseur eine Nominierung für den Oscar verdient gehabt. Wie im Herbst von mir vorrausgesagt, hat „Shallow“ seine Chance genutzt und wird völlig zurecht vermutlich am 24. Februar den Goldjungen gewinnen.

Ich empfehle A Star is Born aus vollstem Herzen und bin gespannt wieviel Liebe er bei der Oscar-Verleihung bekommt.

Kurzkritiken Round-Up November 2018

Aufbruch zum Mond

Storyanriss:

Der Ingenieur Neil Armstrong (Ryan Gosling) arbeitet Anfang der 60er Jahre als Testpilot für Jets und Raketenflugzeuge und hat mit seiner Frau Janet (Claire Foy) und den beiden Kindern Rick (Gavin Warren) und Karen (Lucy Stafford) eine liebende Familie hinter sich, die ihm den Rücke stärkt. Sein ganzes Leben ändert sich jedoch, als seine Tochter an einem Gehirntumor stirbt und die Familie nach einer Veränderung sucht. Diese bietet sich, als die NASA für ein Mondprogramm auf der Suche nach Piloten mit Ingenieurswissen ist. Neil nutzt die Chance und zieht mit seiner Familie nach Houston, wo er eine Ausbildung zum Astronauten beginnt. Nach etlichen Strapazen und Testflügen, kämpft sich der professionelle Ingenieur bis an die Spitze und wird bald gemeinsam mit Buzz Aldrin (Corey Stoll) und Mike Collins (Lukas Haas) mit der Apollo-11-Mission zum Mond geschickt.

Fazit:

Regiewunderkind und jüngster Oscar-Gewinner der Kategorie Beste Regie Damien Chazelle meldet sich nach dem Drummer-Drama Whiplash und dem rekordbrechenden Musical La La Land zurück mit einem Biopic über Neil Armstrong und die Mondlandung. Erstmals hat Chazelle nicht das Drehbuch zu einem seiner Filme beigesteuert und wie üblich war ich bei der Ankündigung dieses Projekt ein klein wenig enttäuscht, weil ich von so talentierten Schaffenden mir möglichst kreative neue Stoffe erhoffe und für mich dahingegen ein Biopic, bzw. Film der auf wahren Begebenheiten beruht das Malen-nach-Zahlen Äquivalent dazu darstellt. Es war abzusehen, dass es ein solider, guter Film werden würde, aber die Chance, dass er mich absolut aus den Socken haut war deutlich geringer.

Letztlich sollte ich mit dieser Befürchtung recht behalten, denn handwerklich ist Aufbruch zum Mond / First Man wieder nahezu perfekt. Die Bilder sind schön, das Schauspiel authentisch, Kameraarbeit reduziert aber spitze, Drehbuch durchdacht, Musik stimmungsvoll untermalend, Effekte sind tricktechnisch herausragend. Eigentlich bietet der Film nichts worüber man wirklich meckern könnte, doch dennoch hat mich zum ersten Mal ein Damien Chazelle Film absolut kalt gelassen. Natürlich gibt es mit den vielen Opfern des wissenschaftlichen Wettrüstens, den Schicksalsschlägen und Konflikten in den Familien sowie der eigentlichen Mondlandung viele emotionale Steilvorlagen, doch so richtig wollte das bei mir nicht zünden und auch die 140 Minuten Laufzeit merkte ich dadurch mehr.

Aufbruch zum Mond ist ein handwerklich beeindruckendes Biopic, das bei mir zwar emotional nicht landen konnte wie es Neil Armstrong einst auf dem Mond tat, aber dennoch eine große Rolle bei den Oscars spielen könnte.

Nur ein kleiner Gefallen

Storyanriss:

Seit dem Tod ihres Mannes muss Stephanie (Anna Kendrick) ihren Sohn Miles (Joshua Satine) alleine versorgen. Als mäßig erfolgreiche Mom-Bloggerin lässt sie dabei ihre Umwelt an den Höhen und Tiefen ihres Lebens teilhaben. Zudem ist sie ungemein hilfsbereit. Daher ist es für sie selbstverständlich, ihrer neuen Freundin auszuhelfen: Mode-PR-Chefin Emily (Blake Lively) bittet sie darum, Sohn Nicky (Ian Ho) nach der Schule für ein paar Stunden mit nach Hause zu nehmen. Doch am Abend erscheint Emily nicht, um ihren Sprössling abzuholen. Tage und Wochen ziehen ins Land, in denen sich Stephanie zusammen mit Emilys Mann Sean (Henry Golding) um den Jungen kümmert und versucht Emily zu finden.

Fazit:

Oh, wie habe ich mich auf diesen Film gefreut. Als Fan von Blake Lively und Anna Kendrick haben mir bereits die Monate vor dem Deutschlandstart viel Spaß gemacht, weil die beiden ein Duo bilden, von dem ich nicht wusste, dass ich es brauche, aber sehr froh war es zu bekommen. Beide Schauspielerinnen beherrschen das Social-Media-Game sehr gut, bringen immer viel Spaß, sind schlagfertig und rocken mit ihrer sympathischen Art die Promo-Interviews.

Paul Feigs neuester Film ist ein origineller, bizarrer Mix aus bitterböser, schwarzhumoriger Komödie, Satire und Psycho-Thriller. Nur ein kleiner Gefallen treibt dir manchmal die Schamesröte ins Gesicht, lässt dich laut lachen über bissigen Spitzen gegenüber Rollenklischees und der Gesellschaft und bietet darüber hinaus auch ein wenig Rätselspaß für Thrillerfans. Die Geschichte ist so reich an Twists und Turns, so dass ab einem gewissen Zeitpunkt die Glaubwürdigkeit der Geschichte schon leidet. Jedoch werden diese Momente dann aufgefangen durch die schwarzhumorigen Elemente des Genre-Mix‘ und wirken damit nur noch halb so schlimm. Ja, einige Wendungen, gerade zum Ende hin, sind vielleicht ein wenig zu viel und wie bei so einer explosiven Kombination sämtlicher Genres, gibt es immer die Momente, wo man lieber mehr Thriller gehabt hätte als ein witziger Einschub kommt und vise versa.

Nur ein kleiner Gefallen ist sicherlich kein Meisterwerk geworden, dessen frischer Genre-Mischmasch gleichermaßen Fluch und Segen ist. Es ist auch schwierig den Film zu empfehlen, weil er wohl weder die Anforderungen von Hardcore-Thrillerfans als auch Hardcore-Comedyfans vollends befriedigt. Mir persönlich hat dieses mutige Experiment aber gefallen und allein die gute Chemie des Casts bietet einen Pluspunkt gegenüber der Konkurrenz.

Bohemian Rhapsody

Storyanriss:

Im Jahr 1970 gründen Freddie Mercury (Rami Malek) und seine Bandmitglieder Brian May (Gwilym Lee), Roger Taylor (Ben Hardy) und John Deacon (Joseph Mazzello) die Band Queen. Schnell feiern die vier Männer erste Erfolge und produzieren bald Hit um Hit, doch hinter der Fassade der Band sieht es weit weniger gut aus: Freddie Mercury, der mit bürgerlichem Namen Farrokh Bulsara heißt und aus dem heutigen Tansania stammt, kämpft mit seiner inneren Zerrissenheit und versucht, sich mit seiner Homosexualität zu arrangieren. Schließlich verlässt Mercury Queen um eine Solokarriere zu starten, doch muss schon bald erkennen, dass er ohne seine Mitstreiter aufgeschmissen ist. Obwohl er mittlerweile an AIDS erkrankt ist, gelingt es ihm, seine Bandmitglieder noch einmal zusammenzutrommeln und beim Live Aid einen der legendärsten Auftritte der Musikgeschichte hinzulegen.

Fazit:

Bohemian Rhapsody hat vor seiner Veröffentlichung vor allem Schlagzeilen gemacht, weil es mitten in der Produktion und den Dreharbeiten den Regisseur Bryan Singer verlor. Singer wurde zu diesem Zeitpunkt vorgeworfen vor einigen Jahren einen Jugendlichen sexuell missbraucht zu haben, doch öffentlich gaben sowohl Bryan Singer als auch das Studio die merkwürdige Begründung, dass er einfach nicht am Set erschien und deswegen gefeuert wurde. Singer hingegen bestreitet die Vorwürfe und behauptet er hätte sich um ein schwerkrankes Familienmitglied kümmern müssen. Es soll auch Probleme am Set mit Star Rami Malek gegeben haben. Was letztlich auch stimmen mag, Regisseur Dexter Fletscher – der uns bereits mit dem sehr guten Eddy the Eagle Biopic überzeugen konnte – hat übernommen.

Bohemian Rhapsody ist insgesamt eher ein Wohlfühlfilm geworden, der zwar die Probleme wie die HIV-Erkrankung oder die Probleme innerhalb Queens anspricht, aber auch nur anreißt. Letztlich geht um den Ikonenstatus Queens, ihre Erfolge und natürlich die beliebte Musik. Freddie Mercury wurde grandios von Rami Malek dargestellt. Neben Malek fand ich vor allem Lucy Boynton als die Liebe seines Lebens Mary Austin herausragend. Absolut faszinierend war die detailgetreue Nachbildung einiger Ereignisse. Das Finale, der Life Aid Auftritt in Wembley, war einfach fantastisch und garantiert Gänsehaut. Die Musik spielt neben Malek wohl die zweite Hauptrolle und war wenig überraschend geil. Ich habe den Film nur mit einem Dutzend Menschen gesehen und hatte schon meinen Spaß, aber es gab wohl in Wembley eine Aufführung mit Tausenden Fans, die sicherlich eines der Highlights des Jahres gewesen sein muss für jeden der teilnehmen durfte.

Klare Empfehlung für Bohemian Rhapsody, der meiner Meinung nach alles hält was er verspricht und ein gut gemachtes Biopic ist.

Operation: Overlord

Storyanriss:

Eine amerikanische Soldatentruppe landet am Vortag des D-Days in einem nordfranzösischen Dorf, das von deutschen Truppen besetzt ist, nachdem ihr Flugzeug abgeschossen wurde. Die Alliierten, unter ihnen der von der Army eingezogene Boyce (Jovan Adepo), und Ford (Wyatt Russell), müssen sich nun hinter feindlichen Linien durchschlagen und müssen einen Radarturm zerstören. Nur so können sie ihre Kameraden, die sich am Strand befinden, unterstützen. Doch dann macht Boyce eine schreckliche Entdeckung: Unter einer Kirche haben Nazis ein Labor eingerichtet, in dem sie fürchterliche Experimente durchführen. Und bald stehen sie Gegnern gegenüber, die die Welt noch nie gesehen hat. Obwohl es nicht Boyces Autrag ist, möchte er den Menschen helfen.

Fazit:

Gerüchten zu Folge sollte Operation: Overlord erneut von Produzent J.J. Abrams (Star Wars Episode 7) in sein Cloverfield-Universum eingebunden werden, wie es auch schon zuvor nachträglich mit dem grandiosen 10 Cloverfield Lane und dem diesjährigen, leider sehr enttäuschenden Cloverfield Paradox geschehen ist. Glücklicherweise hat sich dieses Gerücht letztlich nicht bestätigt.

Operation: Overlord steht für sich und kann in einem Genre oder mit seiner Thematik der Zombie-Nazis vor allem mit einem punkten: Budget. Normalerweise werden solche Nischenstreifen super günstig gedreht, doch hier ist mit 38 Millionen mal richtig Budget dahinter und das sieht man. Allein der Anfang ist schon richtig beeindruckend und muss sich nicht sonderlich vor der Kriegsfilm-Konkurrenz verstecken. Die Optik ist Spitze, die Effekte gut und Set-Design sowie Make-Up richtig stark.

Für einen Großteil des Films handelt es sich auch eher um einen Kriegsfilm, der dann akzentuiert und vor allem im letzten Drittel auf schaurig schöne Art und Weise die „Zombie“-Elemente einflechtet. Der Cast war zwar bis auf Kurt Russells Sohn Wyatt Russell eher unbekannt aber nicht weniger gut und überzeugend als wirklich namhafte Darsteller. Ich habe Operation: Overlord sehr genossen und als eine der größten, positiven Überraschungen des Filmjahres abgespeichert. Klare Empfehlung für Genre-Fans.

Bad Times at the El Royale

Storyanriss:

Das heruntergekommene Hotel El Royal an einem Abend in den Sechzigern: Es ist ein merkwürdiger Haufen an Leuten, den der Concierge Mike Miller (Lewis Pullman) heute in Empfang nimmt, bestehend aus dem Priester Daniel Flynn (Jeff Bridges), der Sängerin Darlene Sweet (Cynthia Erivo), dem Staubsaugervertreter Laramie Seymour Sullivan (Jon Hamm) und einer mysteriösen Unbekannten (Dakota Johnson). Jeder dieser Gäste merkt, dass etwas im Hotel ganz und gar nicht stimmt und schon bald wird ihnen klar, dass alles andere als eine normale Nacht im El Royal bevorsteht.

Fazit:

Bad Times at the El Royale ist nicht nur die vermutlich beste Tarantino-Hommage die ich je gesehen habe, sondern auch eine der positivsten Überraschungen im Kinojahr 2018 – zumindest für mich. Trotz abschreckender Lauflänge von saftigen 140 Minuten, fand ich den Film durch die Art und Weise wie er erzählt wurde, nämlich in verschachtelter Kapitelform, die nach und nach mehr Details und Geheimnisse sowie Hintergründe preisgibt, sehr unterhaltsam erzählt.

Kurzweilig wäre vermutlich zu hoch gegriffen, aber mich hat der Film reingesaugt in seine Geschichte. Das Drehbuch, Schauspiel, der Ideenreichtum und die Inszenierung haben mich überzeugt. Ich kann nur jedem raten, keinen Trailer vorab zu sehen und sich im Blindflug auf den Film einzulassen. Bad Times at the El Royale ist am ehesten als eine Kombination aus Tarantinos The Hateful Eight und Reservoir Dog zu beschreiben und wenn euch diese Art Film gefällt, könnt ihr hier nicht viel falsch machen. Drehbuchautor und Regisseur, der unter anderem die Daredevil Serie, Cabin in the Woods & der Marsianer geschrieben hat, liefert einen sehr speziellen aber virtuos inszenierten Film ab, der sich nicht verstecken brauch vor der Genrekonkurrenz.

Venom

Storyanriss:

Als Dr. Carlton Drake (Riz Ahmed), Chef der mysteriösen Life Foundation, in den Besitz eines Organismus außerirdischen Ursprungs kommt, benutzt er diese sogenannten Symbionten, um mit ihnen Experimente an Menschen durchzuführen. Dank des Tipps der Konzern-Insiderin Dr. Dora Skirth (Jenny Slate) bekommt der Reporter Eddie Brock (Tom Hardy) Wind von Drakes fragwürdigen Machenschaften und beschließt – entgegen der Warnung seiner Freundin Anne (Michelle Williams) – der Sache auf den Grund zu gehen, schließlich versucht er schon seit langem, Drake das Handwerk zu legen. Bei seinen Nachforschungen in den Labors der Life Foundation kommt Eddie jedoch selbst mit einem Symbionten in Kontakt, der mit ihm zu einem neuen Wesen verschmilzt: dem mit übermenschlichen Kräften ausgestatteten Venom.

Fazit:

Venom bietet rückblickend wohl eine der skurrilsten Filmgeschichten dieses Jahr. Sonys Versuch mit Venom einen Antihelden mit einem jugendfreien Rating für die große Leinwand zu inszenieren, spaltete die Gemüter. Während er weitestgehend von Kritikern und auch dem Großteil der breiten Masse verrissen wurde, spielt Venom gleichzeitig unfassbar viel Geld an den Kinokassen ein und hört damit auch nicht auf. Noch abstruser wurde das ganze als dieser Film im chinesischen Markt startete und dort sogar mehr Geld einspielte als in jedem anderen Markt weltweit. Mittlerweile steht der Film bei 845 Millionen $ Einnahmen.

Auch ich fand den Film inhaltlich leider ziemlich mies. Abgesehen von Tom Hardys Performance, der grandiose Buddy-Momente mit seinem neuen Kumpel hatte und schauspielerisch so alles rausreißt in dem Film, ist der große Rest leider eine Enttäuschung. Ich hatte mich echt auf Ruben Fleischers neuen Film gefreut, weil ich sein Zombieland liebe, aber wir bekommen den gleichen CGI-Bosskampf wie so üblich in Superheldenfilmen, bekommen den klassichen Evil-CEO Charakter, unterforderte Schauspieler in flachen Rollen und die Action zieht bis auf die erste Sequenz überhaupt nicht, weil man einen der brutalsten Figuren im Comic-Universum so stark zensiert – um sich einer möglichen Kooperation mit Spider-Man keine Steine in den Weg zu legen – das sie einfach keinen Spaß machen.

Er kämpft gegen Leute, die er lieber nicht umbringt, weil diese ja eigentlich nur ihren Job machen und das Leute stören würde, man kämpft in dunklen Räumen und Rauchschwaden, damit man möglichst gar nichts erkennt oder man schneidet halt vorher nur weg und deutet an. Venom war echt schwach und vermutlich der schwächste Comicbuchfilm des Jahres und trotzdem hoffe ich auf einen viel besseren zweiten Teil, der nach diesem gigantischen finanziellen Erfolg sicher sein sollte. Don’t fuck it up, Sony!“

Round-Up | Action-Blockbuster Part 1 | Sommer 2018

Tomb Raider

Storyanriss:

Vor sieben Jahren verschwand Lord Richard Croft (Dominic West), der Vater der mittlerweile 21-jährigen Lara Croft (Alica Vikander), doch noch immer hat sie nicht die Kontrolle über dessen global agierendes Wirtschaftsimperium übernommen, sondern lebt als Fahrradkurierin in London. Eines Tages beschließt Lara dann jedoch, den vermeintlichen Tod ihres Erzeugers aufzuklären. Dafür reist sie zu seinem letzten bekannten Aufenthaltsort, einer kleinen Insel vor der Küste von Japan. Dort hatte dieser ein geheimnisvolles Grabmal untersucht. Doch kaum an der Insel angekommen, sieht sich Lara zahlreichen lebensbedrohlichen Gefahren ausgesetzt und sie muss bis an ihre Grenzen gehen und – ausgestattet lediglich mit ihrem scharfen Verstand und ihrem beträchtlichen Willen – um ihr Überleben kämpfen.

Fazit:

Die Spielereihe zur 90er Ikone Lara Croft hat vor einigen Jahren einen sehr erfolgreichen Reboot spendiert bekommen, was bei Kritikern und Fans gleichermaßen gut ankam. Kein Wunder also, dass auch Hollywood wieder ein Interesse für dieses Franchise entwickelte. Zuallererst kann ich die Bedenken an der neuen Lara Croft entkräften, denn Oscar-Preisträgerin Alicia Vikander (The Danish Girl) hat ihre Sache super gemacht und meiner Meinung nach Angelina Jolies Nachfolge 15 Jahre später zeitgemäß ins Jahr 2018 geholt. Sie gehörte letztlich aber auch zu den wenigen Lichtblicken des Films.

Eigentlich fängt der Film mit recht starken 20-30 Minuten an, der Part in London oder auch die Anfänge ihrer Reise waren unterhaltsam und gut gemacht. Man bekommt ein gutes Gespür für diese Interpretation der Figur, die noch nicht so sicher in ihrer Rolle als Abenteuerin ist und nicht nur mal auf die Schnauze fliegt, sondern auch kriegt. Ab ihrer Ankunft auf der Insel bricht der Film dann leider nach und nach ein. Angefangen beim gut gespielten aber super generischen Antagonisten, verkörpert durch den sehr talentierten Walton Goggins, bis hin zu immer abstruseren Gefahren und Kämpfen.

Die erste Tötung war noch super inszeniert und es kam deutlich der Notwehrcharakter durch. Man spürte Laras Angst, Anstrengung und Ausweglosigkeit – ein echtes Highlight des Films. Nur leider wird Lara Croft dann wie auch in den Spielen 5 Minuten später zur reinen Killermaschine. Generell versucht der Film sich immer wieder mit 1-zu-1 Kopien von Set-Pieces oder Szenen am sehr guten und erfolgreichen Videospiel-Reboot zu orientieren. Leider übernimmt er aber genauso die schlechten Aspekte der Reihe, die für ein Filmscript NOCH schlechter funktionieren. Zudem wurden die Actionszenen von Minute zu Minute schlechter, was sicherlich auch am mangelhaften CGI lag. Tomb Raider hat mit 300Mio sicherlich nicht das eingespielt was sich das Studio gewünscht hat und eigentlich nicht genug um einen Nachfolger zu rechtfertigen. Dennoch würde ich mir einen zweiten Teil wünschen, der aus den Fehlern lernt und die richtigen Schlüsse zieht.

Pacific Rim 2: Uprising

Storyanriss:

Es sah danach aus, als würde Jake Pentecost (John Boyega) eine glorreiche Zukunft als Jaeger-Pilot haben und die Menschheit so im gigantischen Roboter vor den riesigen Wassermonstern Kaiju beschützen. Damit hätte er in die Fußstapfen seines Vaters Stacker treten können, der sich im Widerstand gegen die Kreaturen aus einer anderen Welt opferte. Aber weil Stacker in Jakes Schwester Mako Mori (Rinko Kikuchi) mehr Hoffnungen legte und der junge Mann die Erwartungen des Vaters nie zu erfüllen vermochte, schmiss er das Pilotentraining und landete in der Unterwelt, wo er Dieb und Schwarzmarkthändler wurde. Doch die Menschheit braucht ihn im Angesicht einer nie zuvor gesehenen Bedrohung. Mako führt ein neues Team junger Jaeger-Piloten an, zu dem auch Jake stoßen soll. Gemeinsam mit seinem Rivalen Lambert (Scott Eastwood), der Hackerin Amara (Cailee Spaeny) und der ebenso mutigen wie konfliktbeladenen Jules Reyes (Adria Arjona) wird Jake Teil der wichtigen Verteidigungstruppe.

Fazit:

Ich als großer Fan des Originals, damals noch unter der Leitung von Oscar-Preisträger Guillermo del Toro (The Shape of Water), bin leider maßlos enttäuscht von diesem Sequel. Es hat so lange auf sich warten lassen, die kreativen Köpfe dahinter und die meisten Darsteller vor der Kamera wurden ersetzt und irgendwie merkt man das auch.

Die Opening Sequenz gefiel mir noch ganz gut auch wenn sich die Geschichte mit der Newcomerin Cailee Spaeny anfühlte wie ein geklauter Mix aus Transformers 5 und x23 aus Logan. Auch John Boyega in der Hauptrolle war okay, wenn das teilweise unterirdische Script ihm nicht creepy Jokes und Flirtversuche aufgedrückt hätte oder er in 10 Szenen betonen hätte müssen wie unglaublich geil er ist. Das Original hat sich eventuell an der ein oder anderen Stelle zu ernst genommen, aber Uprising wirkt oft wie das Gegenteil mit zu vielen nur mäßig witzigen und erzwungenen Gags. Manchmal ist weniger mehr.

Ich erhoffte mir einen Ausbau der Welt und Lore nach dem ersten Film, doch leider blieb auch das auf der Strecke bis auf wenige Details zu Beginn. Natürlich war auch der erste Teil kein perfekter Film, jedoch hatte ich das Gefühl, er wusste mehr was er sein will und selbst wenn man die Charaktere und Story nicht mochte, war man sich weitestgehend bei den guten Actionszenen einig.

Bei Pacific Rim 2: Uprising hatten selbst die Kämpfe nicht genug Qualität, um über die Makel in den anderen Bereichen hinwegsehen zu können – vor allem nicht diese beknackte Entwicklung von Charlie Days Charakter. Oh Lord, sicherlich schon jetzt einer der dümmsten Twists des aktuellen Filmjahres.

Black Panther

Storyanriss:

Nach den Ereignissen von „The First Avenger: Civil War“ begibt sich T’Challa alias Black Panther (Chadwick Boseman) zurück in seine afrikanische Heimat Wakanda. Er bereitet sich darauf vor, seinen rechtmäßigen Platz als König des isolierten, aber technologisch höchst fortschrittlichen Staates einzunehmen, obwohl er das nicht geplant hatte. Der Söldner Erik Killmonger (Michael B. Jordan) will ihm die Regentschaft jedoch streitig machen und sucht sich für sein Vorhaben Unterstützung beim zwielichtigen Waffenschieber Ulysses Klaue (Andy Serkis). Um das Erbe seines Vaters und seine Position als König zu bewahren, tut sich der Held mit CIA-Agent Everett K. Ross (Martin Freeman) zusammen. Außerdem unterstützt von den Mitgliedern der Dora Milaje (unter anderem Danai Gurira), einer exzellent ausgebildeten Kriegerinnentruppe, und seiner Exfreundin, der Spionin Nakia (Lupita Nyong’o), nimmt der Black Panther den Kampf gegen die beiden Schurken auf.

Fazit:

Phänomenal guter Cast, gespickt mit vielen tollen schwarzen Schauspielern. Mir hat gefallen wie man die hochtechnologische Welt von Wakanda mit traditionellen, afrikanischen Elementen mal ästhetisch und mal kulturell verwoben hat. Die Musik, die Kleidung, die Rituale und vieles mehr verleihen dieser fiktiven afrikanischen Kultur Tiefe.

Gut funktioniert hat auch Michael B. Jordan als Gegenspieler. Er ist ein Lichtblick unter den Marvel Antagonisten, die meistens nicht überzeugen. Erik Killmonger jedoch ist ein Bösewicht mit glaubwürdigen Motiven, der mit Thanos und Loki zu den besten Bösewichten im MCU gehört. Auch Letitia Wright als Wakandas Q-Äquivalent Shuri war eine positive Neuentdeckung.

Die Qualität des CGIs jedoch gehört nicht zum Besten was Marvel uns zu bieten hat. Sie schwankte teilweise extrem stark von gut bis grottig schlecht, vor allem das Finale war übel. Kampfszenen und der Humor waren ebenfalls sehr zwiegespalten: einige Dialogzeilen trafen absolut einen Nerv und andere Szenen glichen Bugs Bunny Slapstick.

Black Panther war auf zwei Ebenen unfassbar erfolgreich: finanziell und kulturell. Der erste schwarze Superheld mit einem fast ausschließlich schwarzen Cast, schwarzem Regisseur und einer so zelebrierten afrikanischen Kultur ist ein Meilenstein fürs Kino, der zugegeben viel zu spät kommt, aber einen großen Ruck durch Hollywood erzeugt hat. Das ist alles toll auch wenn die amerikanischen Kritiken zum Film durch diesen Umstand meiner Meinung nach deutlich beeinflusst hat, da sie zu überschwänglich waren. Auch Disney möchte diese Welle der Euphorie nutzen und wird wohl sehr wahrscheinlich Ryan Cooglers Black Panther ins Oscar-Rennen schicken.

The Hurricane Heist

Storyanriss:

Ein Team von 30 exzellenten Dieben, darunter auch Hacker und Ex-Söldner, will eine schwerbewachte staatliche Einrichtung des US-Finanzministeriums überfallen, in der aussortierte Geldscheine im Wert von 600 Millionen Dollar darauf warten, zu Altpapier zerschreddert zu werden. Um an das Geld zu gelangen, wollen die Gangster einen Hurricane der Stufe 5 nutzen, der den gesamten Ort lahmlegt. Aber die bösen Jungs haben die Rechnung ohne die topmotivierte Bundesbeamtin Casey (Maggie Grace), den in seinem wetterfesten Sturmmobil herumfahrenden Hurrikan-Experten Will (Toby Kebbell) und seinen Mechaniker-Bruder Breeze (Ryan Kwanten) gemacht. Gerade Will und Breeze haben mit dem Mega-Hurrikan nämlich noch ein Hühnchen zu rupfen, nachdem ihr Vater vor 25 Jahren vor ihren Augen von einem ebensolchen Jahrhundertsturm getötet wurde.

Fazit:

Das Konzept einer Geschichte um einen gigantischen Raubüberfall, während ein verheerender Hurricane wütet, fand ich spannend und auch wenn der Film direct-to-dvd war, hatte ich überraschend viel Spaß damit. Regisseur Rob Cohen, der damals das Fast & Furious & xXx Franchises gegründet hat, inszeniert hier für knapp 35 Millionen einen over-the-top trashigen aber für mich spaßigen Actionfilm.

Die Motivation der Figuren sind allesamt 0815 und schon oft genutzt, die Effekte manchmal cool und in anderen Szenen dem 35 Mio Budget entsprechend schlecht. Man darf auch keine Aaron Sorkin Dialoge erwarten, aber gerade die Hauptdarsteller Toby Kebbell und Maggie Grace sehe ich immer gerne, vor allem wenn sie wie bei The Hurricane Heist einen soliden Job abliefern.

Wie bei solchen „Katastrophenfilmen“ üblich, gibt es natürlich auch die ein oder andere dumme Szene, die es so sehr übertreibt, dass man sich nur an den Kopf fasst. Für mich war dieser Punkt bei der Shopping-Maul und dem Finale erreicht. Auf der anderen Seite wiederum bietet der Film aber auch viele coole Momente und kreative Ideen für Action-Set-Pieces mit stimmiger Atmosphäre. Beispielsweise wenn Radkappen in einem Sturm gezielt als Projektile verwendet werden. Mich konnte The Hurricane Heist positiv überraschen. Für einen Netflixabend kann ich ihn empfehlen.

Death Wish

Storyanriss:

Dr. Paul Kersey (Bruce Willis) arbeitet als Chirurg in der Notaufnahme eines Krankenhauses in Chicago. Jeden Tag sieht er dort aus nächster Nähe die Folgen der Gewalt auf den Straßen, doch bislang hat er ebenso wenig wie alle anderen etwas dagegen unternommen. Das ändert sich erst, als auch seine Frau Lucy (Elisabeth Shue) und seine Tochter Jordan (Camila Morrone) Opfer einer Straßengang werden. Weil die Polizei bei den Ermittlungen zu dem Raubüberfall, bei dem Lucy ermordet und Jordan schwer verletzt wurde, keine Fortschritte macht, nimmt Paul das Gesetz selbst in die Hand und erschießt bei seinen nächtlichen Streifzügen gnadenlos einen Verbrecher nach dem anderen. Schon bald verbreiten sich im Internet Videos von seinen Taten und die Medien greifen das Thema auf. Der Racheengel wird im Netz als Held gefeiert. Das ist der Polizei und besonders Detective Rains (Dean Norris) ein Dorn im Auge.

Fazit:

Bei Death Wish handelt es sich um ein Remake des 70er Klassikers „Ein Mann sieht rot“, damals mit Charles Bronson in der Hauptrolle. Dieses Mal durfte unter Eli Roths Regie Bruce Willis ran, der leider in den letzten Jahren nur noch Malen-nach-Zahlen betreibt und für möglichst wenig Arbeit den möglichst lukrativsten Deal mitnahm. Auch in diesem belanglosen Remake bekommt man wieder einen hölzernem Bruce Willis, der vor allem in den Szenen versagt für die er ein wenig Emotion zeigen soll um den Zuschauer von seinem Rachefeldzug zu überzeugen.

Generell stellt sich auch die Frage, ob so ein Selbstjustiz-Film zu dieser Zeit und vor allem in Amerika die richtige Idee ist. Death Wish wurde zwei Wochen nach einem Amoklauf veröffentlicht. Ich denke, wenn man es richtig angeht, kann man hier sicherlich auf eine „richtige Art“ provozieren und Denkanstöße geben, aber Death Wish wirkt nur halbgar. Die Gewaltdarstellung ist explizit, darum geht es mir mit der Aussage auch nicht, aber der Film gibt mir irgendwie nichts mit. Die Message ist einfach eine sehr fragwürdige, vor allem, wenn man sich die USA aktuell anschaut. Das Selbstverständnis für Selbstjustiz und der hier porträtierte Fankult drumherum ist irgendwie zu makaber um es so vom Drehbuch unkommentiert stehen zu lassen.

Prinzipiell kann man sich Death Wish zwar mal bei Netflix anschauen, vor allem, wenn man kein Bock aufs Original hat, aber so wirklich verpasst man nichts, wenn man sich Eli Roths neuesten Film spart.

Avengers 3: Infinity War

Storyanriss:

Während die Avengers immer wieder damit beschäftigt waren, die Welt vor Gefahren zu beschützen, mit denen ein einzelner Held alleine nicht fertig wird, ahnten sie nicht, dass die größte Bedrohung in der Dunkelheit des Alls wartete: Thanos (Josh Brolin), eines der mächtigsten Wesen im Universum! Um noch mehr Macht zu bekommen, will er alle sechs Infinity-Steine sammeln. Die Artefakte würden ihm gottgleiche Kraft verleihen – die er einsetzen will, um auf einen Schlag die Hälfte der Weltbevölkerung zu vernichten. Iron Man (Robert Downey Jr.), Captain America (Chris Evans), Thor (Chris Hemsworth), Black Widow (Scarlett Johansson) und die restlichen Avengers erkennen, dass sie ihre Differenzen hinter sich lassen müssen, um überhaupt eine Chance gegen den galaktischen Zerstörer zu haben. Doch um die Welt zu retten, braucht die Heldentruppe noch weitere Unterstützung. Verbündete finden sie unter anderem in den Guardians Of The Galaxy um Star-Lord (Chris Pratt), Gamora (Zoe Saldana) und Drax (Dave Bautista) sowie in Black Panther (Chadwick Boseman), dem neuen König von Wakanda.

Fazit:

Wohl eines der Blockbuster Highlights auf das die meisten Fans dieses Jahr gewartet haben. Nach 18 Filmen und 10 Jahren führt das Marvel Cinematic Universe alle Fäden zusammen und vereint knapp 40 Helden und Antihelden, um sie gegen den bislang mächtigsten Gegner, Thanos, antreten zu lassen. Mit mehr als 2 Milliarden $ Einnahmen weltweit ist das Megaspektakel der erfolgreichste Film des Sommers 2018.

Dieser Mammutaufgabe nahmen sich die Brüder Anthony und Joe Russo an, die mit Captain America 2: The Winter Soldier und Captain America 3: Civil War schon zwei der besten Marvel-Filme gedreht haben. Vor allem mit Civil War konnten sie schon beweisen wie gut sie mit der schieren Masse an Darstellern umgehen können.

Ja, auch dieser Film fühlt sich teilweise wie ein Flickenteppich an und natürlich kommen auch ein paar Figuren zu kurz, aber alles in allem gelingt der Balanceakt. Infinity War verschwendet nicht viel Zeit damit Figuren zu erklären, sondern setzt voraus, dass der Zuschauer seine Hausaufgaben gemacht hat. Man kann Infinity War auch ohne Vorwissen genießen, aber je mehr man von den 18 Wegbereitern gesehen hat, desto mehr Details schnappt man auf und Zusammenhänge versteht man. Viele Figurenkonstellationen sind gut gewählt und machten Spaß.

Doch jeder gute (Marvel)-Film steht und fällt mit seinem Antagonisten. Ein guter Bösewicht muss nachvollziehbare Motive haben und im Falle von Thanos auch halten, was über mehr als ein Dutzend Filme quasi versprochen wurde. Ich hatte große Bedenken, ob der CGI Klotz Thanos überzeugen kann, aber hell yeah war das ein gelungener Gegenspieler. Josh Brolins Schauspiel war trotz der Effekte deutlich zu erkennen, er war knallhart, konsequent und seine Motivation war durchaus nachvollziehbar. Zudem hatte er darüber hinaus auch Emotionen zu bieten, wie mit Ausnahme Gamora kein anderer Charakter im Film. Auch seine Untergebenen, die Black Order, waren nicht nur Kanonenfutter und machten unseren Protagonisten ordentlich Probleme. Die Actionszenen waren meistens sehr cool inszeniert und auch der typische Marvel Humor traf zu 80% bei mir ins Schwarze. Mich hat Avengers 3: Infinity War super unterhalten, aber er wird halt auch immer nur der erste Teil sein, der je nachdem wie die Geschichte im nächsten Sommer fortgeführt wird, rückblickend abfallen kann.

Ich freue mich ungemein auf den Abschluss der Reihe im nächsten Sommer.

Ready Player One

Storyanriss:

Im Jahr 2045 spielt sich das Leben vieler Menschen auf der heruntergekommenen Erde zum größten Teil nur noch in der OASIS ab. Das ist eine vom ebenso genialen wie exzentrischen Programmierer und Web-Designer James Halliday (Mark Rylance) erfundene virtuelle Welt, die mehr als die düstere Realität zu bieten hat. Die meiste Zeit seines jungen Lebens verbringt auch der 18-jährige Wade Watts (Tye Sheridan) damit, mit seinem Avatar Parzival in diese Welt einzutauchen und zu versuchen, die Aufgaben zu lösen, die Halliday vor seinem Tod in der OASIS hinterlassen hat. Demjenigen, der als erster alle Herausforderungen meistert, winkt nämlich unermesslicher Reichtum und die Kontrolle über die OASIS. Bislang sind Wade und seine Freunde, darunter Art3emis (Olivia Cooke) und Aech (Lena Waithe), zwar stets schon an der ersten Aufgabe gescheitert, doch sie geben nicht auf – ebenso wenig wie der skrupellose Konzernchef Nolan Sorrento (Ben Mendelsohn), der sich OASIS unbedingt unter den Nagel reißen will.

Fazit:

Spielberg, der mit Der weiße Hai nicht nur das Blockbuster Kino in den 70ern mitbegründet hat, meldet sich mit Ready Player One zurück in diesem Genre und bietet uns sogleich wieder das gewisse verspielte Spielberggefühl früherer Tage gleich mit. Ich war vorher sehr skeptisch was diese Umsetzung anging, weil mir die Trailer nicht sonderlich gefielen und wie ein reinster CGI-Overload aussahen. Vorab habe ich auch die Buchvorlage gelesen, um vergleichen zu können und wenig überraschend bei einer Buchverfilmung wurden wieder radikal Elemente der Geschichte abgeändert. Mal zum besseren, mal weniger. Vielleicht lag es an Lizenzen, die man nicht bekommen hat oder an kreativen Entscheidungen seitens Spielbergs Team. Was es auch war, es hat nicht alles funktioniert.

Mir persönlich hat gleich die actionreiche Eröffnungssequenz mit dem Autorennen nicht gefallen. Klar, machen die Referenzen auch in solchen Szenen Spaß und bieten einen Mehrwert, aber so für sich hätte ich mir eine ruhigere und buchgetreue Umsetzung gewünscht. Dafür war aber die „The Shining“-Szene ein großes Highlight des gesamten Films und die gab es so im Buch nicht. Visuell konnte man mich dann doch abholen, weil Steven Spielberg wie üblich die technischen Möglichkeiten und Errungenschaften bis ins letzte Detail ausreizt.

Das Schauspiel der Darsteller war okay aber keineswegs außergewöhnlich. Das lag hauptsächlich an der leider nur aufs Nötigste runtergedampften Charakterentwicklung. Vor allem Mendelsohns Charakter und die zwischenmenschlichen Beziehungen litten darunter. Ich hatte trotz dieser zahlreichen Probleme und entgegen meiner Erwartungen, aber dann doch sehr viel mehr Spaß mit dem Film und der riesigen Referenzen-Schnitzeljagd und empfehle euch dieses Abenteuer.

Round-Up | Horrorfilme Sommer 2018

Wahrheit oder Pflicht

Storyanriss:

Bei einem Trip in Mexiko werden die Studentin Olivia (Lucy Hale), ihre beste Freundin Markie (Violett Beane) und andere Freunde von ihrer Urlaubsbekanntschaft Carter (Landon Liboiron) zu einem vermeintlich harmlosen Wahrheit-oder-Pflicht-Spiel in einer mysteriösen Höhle überredet. Dabei verhält sich Carter merkwürdig, doch erst als Olivia wieder zu Hause ist, nimmt sie sich seine Warnungen zu Herzen: Das Spiel ist echter, als sie glaubt, und nun sind auch sie und ihre Freunde ein Teil davon – ob sie wollen oder nicht. Olivia hat jetzt grauenhafte Visionen und sie muss bald feststellen, dass fortan jeder ihrer Mitspieler eines brutalen Todes stirbt, der nicht die Wahrheit sagt oder eine Mutprobe verweigert. In der verzweifelten Hoffnung, dem tödlichen Spiel doch noch zu entrinnen, machen sich die überlebenden Freunde auf den erneuten Weg nach Mexiko, wo sie den grausamen Spuk beenden wollen.

Fazit:

Eieiei der Film Wahrheit oder Pflicht ist eher wie Pest oder Cholera. Ganz furchtbarer Teenie-Horrorfilm, der unfassbar miese Figuren mit dummen Charakterzügen hat. Sie sind so dumm, dass man eigentlich jeder einzelnen Person, die jäh ihr Ende im Film findet, dieses auch wünscht. Die Figuren sind so klischeebehaftet und nervig, man hofft, dass die Person schon bald die entscheidende Frage „Wahrheit oder Pflicht?“ zu hören bekommt und sich möglichst falsch entscheidet.

Hinzu kommen der übliche Jumpscare-Einheitsbrei und dieser unsägliche visuelle Grinsebacken-Effekt, der so dumm ist, weil er auch das letzte Fünkchen Spannung ins Lächerliche zieht. Das Drehbuch ist schlecht, da die angerissenen Themen und Probleme der Darsteller maximal solange relevant sind, bis sie von einem Dämon aus dem Script getilgt werden. Das Schauspiel ist höchstens mittelmäßig und das Ende an Dummheit kaum zu toppen. Einer der Horrorflops des Jahres. Garantiert.

A Quiet Place

Storyanriss:

Nichts ist mehr so wie früher, seit die Erde von mysteriösen, tödlichen Aliens überrannt wurde. Die Kreaturen sind deswegen so gefährlich, weil sie durch die leisesten Geräusche angelockt werden. Nur wenige Menschen wurden bisher nicht von den Monstern getötet – zu den Überlebenden gehört die Familie von Lee Abbott (John Krasinski). Er hat sich, seiner Frau Evelyn (Emily Blunt) und den drei Kindern Reagan, Marcus und Beau (Millicent Simmonds, Noah Jupe, Cade Woodward) die ganz wichtige Regel auferlegt, bloß keine Geräusche zu machen! Am 89. Tag der Invasion ist die Familie, die sich nur durch Zeichensprache verständigt, im verlassenen New York unterwegs. Beau entdeckt in einem Laden ein batteriebetriebenes Spielzeug-Weltraumshuttle. Der Papa verbietet, dass Beau den Fund behält, aber der Junge nimmt das geräuschvolle Spielzeug dennoch mit nach draußen.

Fazit:

John Krasinski (Amerikanisches The Office) ist aktuell in der Hauptrolle in der Serie Jack Ryan zu sehen, doch hat bereits im März den Weg für ein tolles Jahr 2018 mit einem der stärksten Horrorfilme des Jahres geebnet. Die Idee hinter A Quiet Place ist simple wie genial: eine post-apokalyptische Welt, die seine letzten Bewohner dazu zwingt in absoluter Stille den Alltag zu meistern, um die Invasoren zu überleben. Ein Kinobesuch für diesen Film ist sicherlich ein noch größeres Sozialexperiment als sonst, denn selten habe ich einen Film erlebt, wo es unpassender war nebenbei laut Popcorn zu knabbern. Dieses clevere Konzept hat eine fantastische Atmosphäre auf der Leinwand sowie im Kinosaal aufgebaut und die Spannung fesselte mich in meinen Kinositz.

Sicherlich haben viele ein Problem mit der ruhigen Erzählweise, vor allem in der ersten halben Stunde, aber wenn ich so eine Welt präsentiert bekomme, will ich auch sehen, wie die Leute ihren Alltag meistern – auch wenn es dabei um banale Dinge wie zum Beispiel Lebensmittelbeschaffung geht. Der Film schafft es immer wieder Drehbuchentscheidungen zu treffen, wie zum Beispiel die Emily Blunts Charakter Evelynn hochschwanger sein zu lassen, die echt viel Spaß gemacht haben. Ich fand es auch fantastisch die taube Darstellerin Millicent Simmonds die gehörlose Regan spielen zu lassen, die ausgerechnet in dieser Welt darum kämpft hören zu können, wo es darauf ankommt möglichst keine Geräusche zu machen.

Klar, A Quiet Place ist auch nicht frei von Logiklöchern und gerade zum Ende gibt es den einen oder anderen Moment, der so nicht ganz Sinn ergibt, wenn man den Rest des Films zum Vergleich betrachtet. Nichtsdestotrotz war dieser Horrorfilm saustark, toll durchdacht mit dichter Atmosphäre, gutem Sounddesign, vielschichtigen und feinfühligen Charakteren, Spannung, coolem Monsterdesign und sehr starken schauspielerischen Performances, allen voran von Krasinskis Ehefrau Emily Blunt. Klare Empfehlung und definitiv einer der besten Horrorfilme dieses Jahr. Ich freue mich auf den zweiten Teil und hoffe, dass dieser an die Qualität anknüpfen kann.

The Purge 4: The First Purge

Storyanriss:

Die Partei „Neue Gründungsväter Amerikas“ will die Verbrechensrate im Land auf unter ein Prozent drücken. Die Idee: Einmal im Jahr sollen für zwölf Stunden alle Verbrechen legal sein, inklusive Diebstahl, Mord und Vergewaltigung. Dabei berufen sie sich auf die soziologischen Theorien der renommierten Psychologin Dr. Updale (Marisa Tomei). Beim ersten Probelauf der sogenannten „Purge“ soll das Experiment auf den New Yorker Stadtteil Staten Island begrenzt sein und den Anwohnern wird eine Summe von 5.000 Dollar geboten, wenn sie sich an dem Experiment beteiligen. Doch als sich die zumeist armen Bürger mit verschiedenen kulturellen Hintergründen weigern, aufeinander loszugehen, beschließt die Regierung, selbst für eine ordentliche Purge zu sorgen. Die Anwohner bleiben jedoch nicht untätig: Der Drogenboss Dmitri (Y’lan Noel) führt eine Widerstandbewegung an, während die Aktivistin Nya (Lex Scott Davis) sich auf die Suche nach ihrem Bruder Isaiah (Joivan Wade) begibt. Und bald schon greifen die Unruhen um sich.

Fazit:

Wie ihr mittlerweile wissen solltet, bin ich Fan der Purge-Reihe und habe mich wie üblich auf den neusten Teil gefreut. Schon der chronologische Vorgänger The Purge 3: Election Year hat eine satirische und teils bitterböse politische Ebene in das Franchise gebracht, die natürlich nicht zufällig zum Wahlkampf Trump gegen Clinton kam. Auch das Prequel zur gesamten Reihe, The First Purge, kann sich viele Seitenhiebe, Kommentare und Parallelen zur Trump-Administration nicht verkneifen, beispielsweise wenn einer Purger eine „Grab her by the pussy“-Anspielung bringt.

Der Film erzählt nun als Prequel wie alles begann und das Purge-Experiment ins Leben gerufen wurde. Hierzu hat man sich intelligenterweise dazu entschieden, auf einer abgeschotteten Insel wie Staten Island loszulegen und auch gleich zu zeigen, auf welchen Teil der Gesellschaft es die neue Regierung abgesehen hat. Viele kritisieren, dass der Film eine Weile braucht bis er richtig losgeht, aber mir hat das gefallen, vor allem da ich es für sinnvoll erachte, wenn man über die Anfänge der Purge redet und darüber, dass zu Beginn nicht alle Teilnehmer wie wild im Blutrausch übereinander herfallen, sondern eigentlich nur die Nacht überstehen wollen, um die paar Tausend Dollar „Aufwandsentschädigung“ mitzunehmen. Es wäre ja Quatsch und der eigenen Geschichte widersprechend, wenn alle so crazy wären wie Skeletor, der im Film ein wenig für diese Integrität überkompensieren soll mit seiner Figur.

Cast und Schauspiel waren durchaus solide und gerade von Y’lan Noel würde ich in Zukunft mehr sehen wollen. Oscar-Preisträgerin Marisa Tomei hingegen war verschenkt mit einer auch sehr naiven Rolle. Auch die kleinen Nebengeschichten um die Geschwister oder den Drogenboss des Viertels waren nicht so schlecht, was der Film aber nicht schafft, ist es im letzten Drittel alles sauber abzuschließen. Plötzlich verkommt The First Purge zu einem völlig übertriebenen Gangwar und Rambo-Abklatsch mit einem selten dämlichen Finale, das der Film lieber nicht gehabt hätte. The First Purge ist definitiv nicht der beste Teil des Franchises aber auch nicht so furchtbar wie er gemacht wird.

The Strangers: Opfernacht

Storyanriss:

Kurz bevor die rebellische Tochter Kinsey (Bailee Madison) aufs Internat geschickt wird, möchte die Familie – neben Kinsey noch Mutter Cindy (Christina Hendricks), Vater Mike (Martin Henderson) und ihr älterer Bruder Luke (Lewis Pullman) – einen gemeinsamen Urlaub im abgelegenen Wohnwagenpark des Onkels verbringen, der auf dem Weg zum Internat liegt. Der Trip endet jedoch schon bald im ultimativen Horror, als Kinsey und Luke kurz nach ihrer Ankunft die Leichen des Onkels und der Tante entdecken. Die hatten nämlich offenbar Besuch von den „Strangers“, und die maskierten Psychopathen Dollface (Emma Bellomy), Pin-Up Girl (Lea Enslin) und The Man in the Mask (Damian Maffei) beginnen schon bald damit, auch Kinsey und ihre Familie zu terrorisieren. Der Kampf ums Überleben hat begonnen.

Fazit:

The Strangers: Opfernacht ist die Fortsetzung zum vor 10 Jahren erschienenen Original The Strangers. Während das Drehbuch wieder von Bryan Bertino beigesteuert wurde, saß dieses Mal Johannes Roberts auf dem Regiestuhl, der bislang mit 47 Meters Down und The Other Side of the Door zwei Filme abgeliefert hat, die – sagen wir es höflich – unterstes Mittelmaß waren. Leider ist auch The Strangers: Opfernacht kein Film den ich empfehlen würde.

Das Set-up, die Musik und einige visuell cool inszenierte Szenen erinnerten eher an 80er Slasherflicks und weniger an moderne Horrorfilme – was mir persönlich noch ganz gut gefallen hat. Auch die Härte hat überzeugt, die vor allem dadurch punktet nicht jedes Mal wegzublenden, wenn eine Person das zeitliche segnet. Eigentlich habe ich mir The Strangers nur angeschaut, weil ich Mad Men UND Firefly Star Christina Hendricks gerne sehe, doch auch sie konnte den Film nicht retten. Die Figuren sind allesamt nicht interessant und glaubwürdig, eine wirkliche Beziehung baut man zu ihnen nicht auf. Die motivlosen Antagonisten schocken mit ihrer kalten Art nicht mehr, weil wir diese Eigenschaften bereits kennen.

Zusätzlich gibt es ähnlich wie bei The Purge diese stylischen, künstlichen Momente, wenn beispielsweise ein Killer mit seiner Maske seelenruhig schaukelt, die irgendwie nur für den Zuschauer inszeniert werden, aber eigentlich keiner der Protagonisten in der Geschichte mitbekommen kann. Sie sind einfach nicht von Belang für die Geschichte. Ganz besonders großer Müll war dann dieses Finale, haha, was zum Teufel war das? Fernab jeglicher Logik und alle Horrorfilmklischees bestätigend, war das Ende von The Strangers mit das abstruseste was ich dieses Jahr gesehen hab und ein Stilbruch zum restlichen Film, der sich sehr ernst nimmt.

Unsane – Ausgeliefert

Storyanriss:

Sawyer Valentini (Claire Foy) ist auf der Flucht vor dem hartnäckigen Stalker David Strine (Joshua Leonard). Sie will diese Vergangenheit hinter sich lassen und in einer neuen Stadt mit einem neuen Job noch einmal von vorne beginnen. Doch dann landet sie gegen ihren Willen in einer psychiatrischen Einrichtung und wird dort festgehalten. Damit nicht genug: Während ihres unfreiwilligen Klinikaufenthalts sieht sie sich mit ihrer größten Angst konfrontiert, denn ihr Stalker scheint sich unter dem Pflegepersonal der Klink zu befinden. Aber ist das wirklich der Fall oder bildet sie sich das nur ein? Niemand vom Personal der Einrichtung ist bereit, Sawyer zu glauben, und auch die Polizei stellt sich als wenig hilfreich heraus. Mutter Angela (Amy Irving) versucht unterdessen ihr Möglichstes, die Tochter freizubekommen.

Fazit:

Unsane – Ausgeliefert lief bereits zur Berlinale hier in Berlin und ist Steven Soderberghs neuestes Filmexperiment. Den gesamten Film hat er selbst nur mit einem Iphone gedreht. Dieses Gimmick hat zwar durchaus seinen Reiz, weil es einen gewissen Indi-Vibe und eine Beklemmung herbeiführen kann, wie es für die Geschichte passend erscheint, zeigt sich aber oftmals auch in einer mittelmäßigen Bildqualität, die ich jetzt nicht so häufig auf der großen Leinwand sehen will. Die Prämisse des Films erfindet das Rad nicht gerade neu und weist unter anderem Parallelen zu Side Effects auf, der ebenfalls von Soderbergh ist und ich damals sogar auf der Berlinale gesehen hab.

Dennoch ist das Konzept gegen seinen Willen eingewiesen zu werden beängstigend und spannend zugleich. Der Film ist durchaus auch als Kritik ans Gesundheitssystem zu verstehen werden und kann mit Emmy-Gewinnerin Claire Foy (The Crown) auch eine starke Performance vorweisen. Alles in allem hat mich Unsane aber nicht umgehauen, die Geschichte verläuft nach der ersten halben Stunde eigentlich recht konventionell und berechenbar weiter, nicht was man nicht schon gesehen hätte oder erwarten würde. Es bleibt am Ende nichts hängen, was mich länger als 10 Minuten beschäftigen würde.

Hereditary – Das Vermächtnis

Storyanriss:

Trotz einiger Tragödien in der Vergangenheit führt die Familie Graham, bestehend aus Mutter Annie (Toni Collette), ihrem Mann Steve (Gabriel Byrne) und ihren beiden gemeinsamen Kindern Peter (Alex Wolff) und Charlie (Milly Shapiro), ein recht beschauliches Leben in einem abgelegenen Haus am Waldrand. Annie ist Galeristin und baut für eine Ausstellung zu Hause aufwändige Miniaturmodelle, Peter schlägt sich mit den üblichen Teenagerproblemen rum und Charlie ist eine leicht schräge Außenseiterin. Doch als Annies Mutter Elen stirbt, das unangefochtene Familienoberhaupt, sehen sich die Grahams plötzlich mit reihenweise rätselhaften und unheimlichen Ereignissen konfrontiert.

Fazit:

Sprachlos. An jedem noch so kleinem Detail von Hereditary merkt man, wie unfassbar akribisch sich Regisseur Ari Aster auf sein Regiedebüt vorbereitet hat. Es ist sein Script, in das er eigene Erfahrungen aus seiner Familie eingeflochten hat. Es sind seine präzisen Kamerafahrten und Bilder, die er bereits lange geplant hatte, bevor er die Möglichkeit bekam den Film zu drehen. Ich liebe die Idee das Element der Miniaturwelten immer wieder als treibende Kraft innerhalb der Geschichte aufzugreifen – mal um den Plot voranzubringen, mal als Stilmittel des Forshadowing.

Hereditary ist einer dieser Filme, die man beim ersten Anschauen eigentlich nicht komplett erfassen kann. Sicherlich, der großen Geschichte kann man schon folgen, aber die Szenen sind so detailliert inszeniert, so dass man vieles gar nicht so schnell begreifen kann. Mal ist es ein Schatten im Hintergrund, ein anderes Mal sind es Wörter, Graffitis und Zeichnungen, die man beim Blinzeln verpassen kann. Genauso gibt es viele Dialogzeilen bei denen es erst viel später *click* macht.

Mich hat Hereditary auf so vielen Ebenen begeistert, er ist zwar gruselig wie man es sich erhofft aber nicht wie man es von einem Blockbuster-Horrorfilm gewohnt ist. Er hat zwei, drei Szenen, die so unbeschreiblich krass sind, dass es dir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Der Film spricht dich vor allem auch emotional an, die Geschichte und die Charaktere haben verdammt nochmal Substanz und das ist so selten in diesem Genre. Die Story ist trotz zahlreichen Twists & Turns so durchdacht und funktioniert auf mehreren Ebenen wie kaum ein anderer Film der letzten Jahre. Die Schauspieler waren allesamt klasse und haben diesem Script alles gegeben, vor allem Toni Colettes Charakterentwicklung und ihr damit verbundenes Schauspiel schreien einfach nach Oscar(-Nominerung). Wie immer wird es schwer, wenn ein Film relativ früh im Jahr und somit außerhalb der Award-Saison startet, aber wenn Toni Colette ignoriert wird, blutet mir das Herz. Allein diese eine Szene am Tisch tut so weh beim Zuschauen und fasziniert dich zur selben Zeit.

Ich will nicht noch mehr schwärmen, weil ich dafür sonst zu sehr spoilern müsste, aber eine ganz klare Empfehlung für Hereditary – Das Vermächtnis, der nicht nur einer der besten Horrorfilme der letzten Jahre ist, sondern auch einer der besten Filme für mich.

And the Oscar 2018 goes to..

Es ist endlich wieder soweit: in wenigen Stunden werden die Oscars in Los Angeles verliehen. Es ist mittlerweile die 90. Verleihung des prestigeträchtigsten Filmspreises der Welt, den Academy Awards. Der hauseigene Latenight-Host Jimmy Kimmel wird erneut durch die Gala führen, die wie gewohnt auf ABC in den USA oder ProSieben in Deutschland zu sehen sein wird. Kimmel ist ein kompetenter Host, der auch das Umschlag-Desaster im letzten Jahr souverän gemeister hatte. Man wird eher weniger Showeinlagen von ihm erwarten können, dafür bissige Seitenhiebe gegenüber Trump, Weinstein und besagter Katastrophe des letzten Jahres.

Ein weiteres Highlight dürften in diesem Jahr die musikalischen Performances für die Kategorie Bester Filmsong sein. Mit der Power-Hymne This is me ist der große Favorit von Benj Pasek und Justin Paul, die bereits im letzten Jahr gleich zwei Songs in dieser Kategorie hatten für La La Land. Mit City of Stars konnten sie den Oscar sogar gewinnen. Zwei Jahre in Folge zu gewinnen wäre schon ein Statement. Zusätzlich darf man sich auf Performances von Mighty River aus dem Film Mudbound, Mystery of Love aus dem gefühlvollen Drama Call Me by Your Name, Stand up for something aus Marshall und Remember Me aus dem Pixar Animationshit Coco freuen.

Kontroverse:

Wie jedes Jahr gibt es das ein oder andere Thema rund um die Oscars, dass für ordentlich explosiven Gesprächsstoff führt, ja und wo soll ich da dieses Jahr anfangen?

Zum einen wird zur großer Sicherheit die gigantische Katastrophe der letzten Verleihung aufgegriffen werden, als der Mitarbeiter, dessen Job es war die Umschläge an die Laudatoren zu übergeben, versehentlich den Umschlag der Besten Hauptdarstellerin, Emma Stone für La La Land, an Warren Beatty gab, der den Besten Film kühren sollte. Grund dafür waren Ablenkungen durch Selfies im Backstagebereich von denen man ihm abriet.

Des Weiteren wird man sich sicherlich nicht den ein oder anderen Seitenhieb auf Trumps Regierung verkneifen können, gerade jetzt in dieser angespannten Situation und Kimmels Engagement nach den letzten Amokläufen.

Ja und natürlich wird auch der große Elefant im Raum die größte Bedeutung und Erwähnung finden – auch wenn der allergrößte Elefant von ihnen, Harvey Weinstein, nicht dabei sein wird.

Kein Thema hat die Medien und vor allem Hollywood so bestimmt im Jahr 2017 wie die #MeToo & #TimeIsUp Bewegung. Angefangen hat alles mit einem investigativen Artikel der New York Times Anfang Oktober, der systematisch die sexuellen Belästigungen Harvey Weinsteins über die letzten Jahrzehnte  offenlegte. Weinstein galt bis dato als mächtigster und einflussreichster Mann in Hollywood, der als Producer quasi mit nahezu jedem in Hollywood arbeitete und an über 80 Oscar-Gewinnern beteiligt war. Unter anderem war auch Quentin Tarantinos Geldquelle.

Dass Harvey Weinstein kein guter und angenehmer Typ war, galt schon jeher als offenes Geheimnis in der Branche, doch das Machtgefüge und die Abhängigkeit von seinem guten Willen haben es ihm ermöglicht ein System der Unterdrückung, sexuellen Belästigung und Abhängigkeit zu schaffen. Zu den ersten Prominenten die über ihre Erlebnisse mit Weinstein offen sprachen gehörten Angelina Jolie, Gwyneth Paltrow, Alyssa Milano und Rose McGowan.

Ihre Offenheit löste ein gigantisches Erdbeben aus, das täglich mehr und mehr sexuelle Übergriffe von Weinstein und anderen Männern in Hollywood offenlegte. Gefühlt hatte jede Frau bereits Erfahrungen damit gemacht und infolgedessen kam es zu einer Welle der Solidarität. Die #MeToo und #TimeIsUp Bewegung bestimmten die Medienlandschaft. Die Karrieren von Weinstein und Kevin Spacey beispielsweise waren innerhalb von 3 Tagen Geschichte. Die Branche reinigt sich gerade von Innen und bricht mit immer mehr alten Strukturen, die über Jahrzehnte ein solch widerliches Verhalten förderten.

Vorsicht ist trotzdem auch hierbei geboten, denn die Stimmung ist aktuell hochexplosiv, jeder ist sensibilisiert und man muss trotz der richtigen Intension Hollywood & Co. vor Peinigern und Unterdrückern zu befreien, darauf achten jetzt nicht jeden Kommentar und Blick eines Mannes aus den letzten 30 Jahren zu überdramatisieren und somit eine Hetzkampagne zu starten die schnell Karrieren und Leben beendet.

Dieser Skandal ist natürlich nicht nur auf Hollywood anzuwenden und gibt es wohl in fast jedem Job. Zum Glück hat es auch hier die ein oder andere Veränderung gegeben, die hoffentlich in Zukunft dazu führt, dass Frauen sich sicher fühlen und Karriere machen können ohne dafür mit Körper und Seele zu zahlen.

 

 

Oscar Snubs und Surprises:

Wie jedes Jahr gibt es auch bei dieser Oscar-Verleihung Nominierungen die absolut überraschend waren und keiner so auf dem Schirm hatte und auch paar Personen oder Filme, deren Berücksichtung und Anerkennung total fehlt und die man schmerzlich vermisst.

Surprises:

#1 Christopher Plummer, ich glaue nie zuvor hat es sowas gegeben: als im Zuge der #meToo Kampagne Schauspiellegende Kevin Spacey unter die Räder geriet, hat sich Regisseur Ridley Scott dazu entschieden einen Monat vor Release des Films „All the Money in the WorldKevin Spacey aus den Film zu schneiden und mit Christopher Plummer neu zu besetzen. Dieser drehte in Windeseile innerhalb von zwei Wochen alle Szenen – das auch sehr gut – und stieg trotzdem völlig unerwartet in die Awardseason ein.

#2 Logan wurde zwar nicht als Bester Film nominiert, obwohl es viele Fans zu so empfanden und auch die Darsteller gingen leer aus, aber immerhin konnte man eine überraschene Nominierung für’s adaptierte Drehbuch abgreifen.

#3 Aus dem Nichts, unser deutscher Oscar-Beitrag wurde trotz Erfolgen in der Awardseason und eigentlicher Favoritenrolle überraschen nicht unter die letzten fünf Kandidaten gewählt worden.

#4 Denzel Washingtons Nominierung kann ich neben vielen anderen nicht so recht nachvollziehen. Der junge hat genug abgeräumt und wird dennoch wie Meryl Streep jedes Jahr aufs Neue nominiert für Filme die fast Niemand gesehen hat, kaum jemand richtig gut fand und finanziell floppten. Es gab genug bessere Alternativen – siehe Snubs.

 

Snubs:

#1 Blade Runner 2049 & Denis Villeneuve. Villeneuves phänomenales Sequel zum Klassiker Blade Runner war objektiv einer der besten Filme 2017 und vermutlich auch der letzten Jahre. Für mich absolut unverständlich, dass man hier nur Nominierungen für technische Kategorien bekommen hat und stattdessen Der seidene Faden, Die Verlegerin und Die dunkelste Stunde bevorzugte.

#2 Holly Hunter für The Big Sick, Tiffany Haddish für Girls Trip und Sir Patrick Stewart für Logan hätten eine Nominierung in den Nebendarsteller-Kategorien verdient gehabt. Octavia Spencer, Lesley Manville, Woody Harrelson und Christopher Plummer hätte ich dafür rausgenommen.

#3 James Franco für The Disaster Artist, Andy Serkis für Planet der Affen 3, Aubrey Plaza für Ingrid Goes West und Robert Pattinson für Good Times hätten in den Hauptdarsteller-Kategorien Meryl Streep, Denzel Washington, Daniel Day-Lewis oder Daniel Kaluuya ersetzen können.

#4 The Lego Batman Movie: Pixars Coco ist der große Favorit in der Animationskategorie, was vor allem daran liegt, dass man The Boss Baby The Lego Batman Movie vorzog – unverständlich.

Beste Nebendarstellerin / Actress in A Supporting Role:

Mary J. Blige (Mudbound) | Allison Janney (I, Tonya) | Lesley Manville (Phantom Thread) | Laurie Metcalf (Lady Bird) | Octavia Spencer (The Shape of Water)

 

Wunsch: #1 Allison Janney #2 Laurie Metcalf

Meine Nummer 1 ist Allison Janney, sie hat die spannendste und erinnerungswürdigste Rolle unter den Nominierten – mit so einer Mutter braucht man keine Feinde mehr.

Ich kannte die Filmographie von Janney nicht sonderlich gut, fand ihre Transformation aber beeindruckend.

 

 

 

 

Wahrscheinlich: #1 Allison Janney #2 Laurie Metcalf

 

 

 

Wie bei viele Kategorien in diesem Jahr scheint der Sieger schon fast festzustehen Allison Janney ist klar der größte Favorit, schätzungsweise 80%.

Doch wenn eine Darstellerin noch realistische Chancen auf den Upset hätte, dann in erster Linie Laurie Metcalf die ähnlich wie Allison Janney eine starke Mutterrolle spielt, auch wenn diese unterschiedlicher nicht sein könnten.

 

Bester Nebendarsteller / Actor in A Supporting Role:

Willem Dafoe (The Florida Project) | Woody Harrelson (3 Billboards) | Richard Jenkins (The Shape of Water) | Christopher Plummer (All the Money in the World) | Sam Rockwell (3 Billboards)

 

Wunsch: #1 Sam Rockwell #2 Richard Jenkins

 

Sam Rockwell wurde 2009 für Moon frevelhaft übergangen und ist völlig zurecht nun der große Favorit in dieser Kategorie. Seine Rolle war nicht einfach und Three Billboards Outside Ebbing, Missouri musste dafür viel Kritik einstecken, doch an Sam Rockwells authentischer und grandioser Performance lässt sich nicht rütteln.

Seine Konkurrenz braucht sich aber nicht zu verstecken und ist dieses Jahr vielleicht nicht so viel besprochen worden, aber unfassbar stark. Gerade Richard Jenkins aus The Shape of Water hat mich persönlich sehr berührt und landet auf meiner Wunschliste hinter Sam Rockwell.

 

Wahrscheinlich: #1 Sam Rockwell #2 Willem Dafoe

 

 

Sam Rockwell ist auch für die Experten und Buchmacher die Nummer Eins in der „Bester Nebendarsteller„-Kategorie, doch wenn einer überraschend an ihm vorbeizieht, dann Willem Dafoe für seine sympathische und feinfühlige Performance als „Mädchen für Alles“ im außergewöhnlichen Film  The Florida Project, der darüber hinaus für viele zu unrecht in allen anderen Kategorien zu wenig Beachtung fand.

 

Beste Hauptdarstellerin / Actress in A Leading Role:

Sally Hawkins (The Shape of Water) | Frances McDormand (3 Billboards) | Margot Robbie (I, Tonya) | Saoirse Ronan (Lady Bird) | Meryl Streep (Die Verlegerin)

 

Wunsch: #1 Frances McDormand #2 Sally Hawkins

Sally Hawkins

Neue Kategorie, alte Leier: Auch hier deckt sich mein Empfinden mit der Meinung der Presse. Wunschkandidatin #1 ist Frances McDormand, die bereits für Fargo einen Oscar erhielt aber in Three Billboards Outside Ebbing, Missouri unglaublich mitreißend und sowohl in den dramatischen als auch zynischen Momenten grandios war.

Sie gilt seit Ewigkeiten als der Frontrunner für die Beste Hauptrolle und dennoch bietet das Teilnehmerfeld viel Spielraum für einen Upset. Sally Hawkins würde ich es noch am ehesten wünschen, weil mich ihre Leistung als liebevolle und stumme Reinigungskraft, die sich in ein Fischwesen verliebt einfach abgeholt und berührt hat.

Wahrscheinlich: #1 Frances McDormand #2 Margot Robbie #3 Saoirse Ronan

 

Auch wenn der Name Francis McDormand am häufigsten fällt im Zusammenhang mit dieser Kategorie, sind die Performances von Margot Robbie und der Saoirse Ronan nicht zu vernachlässigen. Saoirse Ronan ist mit erst 23 Jahren schon Stammgast bei den Academy Awards und bereits zum dritten Mal nominiert ohne zu gewinnen. Der Druck auf die Mitglieder steigt so langsam, vielleicht soll es dieses Jahr soweit sein auch wenn ich es ihr für Brooklyn mehr gegönnt hätte.

Auch Margot Robbie hat man bereits im Trailer zu I, Tonya angesehen, dass das Oscar-Material werden wird. Sie hat zwar noch Zeit für einen Oscar-Gewinn aber die Aktualität durch Olympia und die wahre Geschichte dahinter, könnten neben dieser tollen Leistung das Zünglein an der Waage sein. P.S.: Nur bitte nicht Meryl Streep.

Bester Hauptdarsteller / Actor in A Leading Role:

Timothee Chalamet (Call Me by Your Name) | Gary Oldman (Darkest Hour) | Daniel Kaluuya (Get Out) | Daniel Day-Lewis (Phantom Thread) | Denzel Washington (Roman J. Israel, Esq.)

 

Wunsch: #1 Gary Oldman #2 Daniel Day-Lewis

Gary Oldman - großer Favorit auf den Oscar

Gary Oldman muss und wird es machen. Nicht nur hat er sich mit Die dunkelste Stunde verdient sondern wird hier für sein Lebenswerk geehrt werden. Der Oscar ist längst überfällig nach seinen ikonischen Performances über die letzten Jahrzehnte. Ihm spielt zusätzlich in die Karten, dass die ein oder andere sehr starke Konkurrenz wie James Franco, Andy Serkis und Robert Pattinson nicht nominiert wurde.

Dafür aber zwei talentierte Jungschauspieler hat, die bislang zu wenig erreicht haben und sowas wird nur selten mit einem Oscar belohnt. Ergänzend hat man mit Daniel Day-Lewis und Denzel Washington zwei Urgesteine und Legenden dabei, die weder eine weitere Auszeichnung brauchen noch hier die beste Leistung ihrer Karriere erbracht haben.

Wahrscheinlich: #1 Gary Oldman #2 Timothee Chalamet

 

Wie oben bereits angeführt ist Gary Oldman fast gesetzt als Sieger der Kategorie Bester Hauptdarsteller bei den 90. Academy Awards. Dennoch rechnet man gerade Timothee Chalamet, der gleich in zwei Oscar-Filmen dieses Jahr mitspielt, die größten Chancen auf einen Außenseitersieg ein.

Seine nuancierte und verletztliche Performance im Schwulendrama Call Me by Your Name war fantastisch. Er könnte heute Abend als jüngster Oscar-Gewinner dieser Kategorie in die Geschichte eingehen.

Bester Film / Best Picture:

Die dunkelste Stunde | Get Out | Call Me by Your Name | Lady Bird | The Shape of Water | Phantom Thread | The Post | Three Billboards Outside Ebbing, Missouri | Dunkirk

 

Wunsch: #1 The Shape of Water #2 3 Billboards #3 Get Out

Wer wird der Nachfolger zum Vorjahressieger La La Land ..äh Moonlight? Vermutlich The Shape of Water und das würde ich mir auch wünschen, weil es für mich einer dieser Filme ist, die bei mir total den Nerv treffen und einer Offenbarung gleichen.

Ich liebe Guillermo del Toros Vision, seine Designs, seine Fantasie. Ich stehe auf diese märchenhaften und phantastischen Elemente, die mit der Geschichte verknüpfen. Tolle Darsteller, super Geschichte und grandios inszeniert.

 

Wahrscheinlich: #1 The Shape of Water #2 3 Billboards #3 Dunkirk

 

Ja, The Shape of Water ist dank 13 Nominierungen auch der große Favorit für den Besten Film, aber letztlich spielen soviele Faktoren rein und Auswertungen von Zweit- und Drittstimmen, so dass am Ende Filme wie Dunkirk, Lady Bird oder Get Out auf der Zielgerade vorbeiziehen könnten, weil sich Fans und Hater von The Shape of Water und Three Billboards Outside Ebbing, Missouri gegenseitig die Stimmen nehmen.

Konkret bedeutet das: Jemand der will, dass Three Billboards gewinnt, wird vielleicht bewusst keine weitere Stimme für The Shape of Water abgeben, aber sich ohne Probleme auf die drei genannten „Außenseiter“ einigen können. Wenn sich zwei streiten freut sich der Dritte wie man so schön sagt. Mein Herz schlägt für The Shape of Water aber auch 3 Billboards, Get Out, Dunkirk, Call Me by Your Name und Lady Bird wären nachvollziehbare Sieger.

 

Zusätzlich schau ich vor allem auf folgende Kategorien:

Bester Regisseur:
Wunsch: #1 Guillermo del Toro #2 Jordan Peele / Wahrscheinlich: #1 Guillermo del Toro #2 Christopher Nolan
Guillermo del Toro, mach es! Für mich führt wohl kaum ein Weg an ihm vorbei, nach ihm würde ich es vor allem Jordan Peele für Get Out wünschen. Christopher Nolan könnt hier am Ende aber auch noch vorbeiziehen. Seine Fanbase ist gigantisch und Dunkirk brachte ihm die erste Regie-Oscar-Nominierung. Er profitiert vor allem davon, dass Martin McDonagh, Denis Villeneuve und Sean Baker nicht nominiert wurden.

Bestes original/adaptierte Drehbuch:
Wunsch: #1 Logen (adapt) / #1 The Big Sick (orig.) / Wahrscheinlich: #1 Call Me by Your Name (adapt) / #1 Three Billboards (orig)
Call Me by Your Name und Three Billboards Outside Ebbing, Missouri sind die Favoriten in den Drehbuchkategorien, ein Sieg wäre definitiv gerechtfertig. Wünschen würde ich mir jedoch Logan, der auf #1 meiner Topliste 2017 landete und sonst nicht bedacht wurde & The Big Sick, der generell trotz viel postivier Resonanz in der Awardsseason teils sträflich übergangen wurde.

Beste Kamera:
Wunsch: #1 Blade Runner 2049 / Wahrscheinlich: #1 Blade Runner 2049 #2 Dunkirk #3 Mudbound
Roger Deakins muss dieses Jahr einfach gewinnen. 13 Mal wurde er bereits für den Oscar nominiert, gewann aber letztlich nie. Diese Pechsträhne muss ein Ende haben – heute Abend! Blade Runner 2049 sieht fantastisch aus und das ist vor allem Deakins zu verdanken. Pechvogel Deakins könnte am Ende aber noch gegen Dunkirk oder Mudbound verlieren, denn mit Rachel Morrison wurde zum ersten Mal eine Kamerafrau nominiert.

Zusammenfassung:

Wunsch – BigFive + Bonus:

  • #1 Allison Janney #2 Laurie Metcalf (Nebendarstellerin)
  • #1 Sam Rockwell #2 Richard Jenkins (Nebendarsteller)
  • #1 Frances McDormand #2 Sally Hawkins (Hauptdarstellerin)
  • #1 Gary Oldman #2 Daniel Day-Lewis (Hauptdarsteller)
  • #1 The Shape of Water #2 3 Billboards #3 Get Out (Film)
  • #1 Guillermo del Toro #2 Jordan Peele (Regisseur)
  • #1 Logan & The Big Sick (Drehbücher)
  • #1 Blade Runner 2049 (Beste Kamera)

Wahrscheinlich – Big Five + Bonus:

  • #1 Allison Janney #2 Laurie Metcalf (Nebendarstellerin)
  • #1 Sam Rockwell #2 Willem Dafoe (Nebendarsteller)
  • #1 Frances McDormand #2 Margot Robbie #3 Saoirse Ronan (Hauptdarstellerin)
  • #1 Gary Oldman #2 Timothee Chalamet (Hauptdarsteller)
  • #1 The Shape of Water #2 3 Billboards #3 Dunkirk (Film)
  • #1 Guillermo del Toro #2 Christopher Nolan (Regisseur)
  • #1 Call me by your name & Three Billboards (Drehbücher)
  • #1 Blade Runner 2049 #2 Dunkirk (Beste Kamera)

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri | Kritik / Review (Oscars 2018)

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri | Kritik / Review

(Trailer)

Das Drehbuch zum Film hatte Autor und Regisseur Martin McDonagh (Brügge sehen ..und sterben?) schon vor acht Jahren verfasst, die Idee für Three Billboards Outside Ebbing, Missouri aber vor mehr als zwei Jahrzehnten als er während einer Busfahrt ähnliche Werbetafeln gesehen hat, wie sie im Film thematisiert werden. Er fragte sich damals welche Art Wut, Schmerz und Geschichte dazu geführt haben muss und schrieb dann das Drehbuch. Für seinen Cast konnte er unter anderem Woody Harrelson (Die Tribute von Panem), Frances McDormand (Fargo), Lucas Hedges (Lady Bird), Sam Rockwell (Moon), Abbie Cornish (RoboCop), John Hawkes (Everest) und Peter Dinklage (Game of Thrones) gewinnen. Three Billboards ist für insgesamt sieben Oscars nominiert.

Storyanriss:

Die Tochter von Mildred Hayes (Frances McDormand) wurde vor Monaten ganz in der Nähe ihres Zuhauses vergewaltigt und ermordet, aber noch immer tut sich in dem Fall nichts. Von einem Hauptverdächtigen fehlt jedenfalls noch jede Spur und so langsam glaubt Mildred, dass die örtliche Polizei einfach ihre Arbeit nicht richtig macht. Und ganz anders als ihr Sohn Robbie (Lucas Hedges), der einfach nur sein Leben weiterleben möchte, kann sie das nicht akzeptieren. Darum lässt sie eines Tages an der Straße, die in ihren Heimatort Ebbing, Missouri führt, drei Werbetafeln mit provokanten Sprüchen aufstellen, die sich an Polizeichef William Willoughby (Woody Harrelson) richten. Klar, dass die Situation nicht lange friedlich bleibt. Als sich dann noch Officer Dixon (Sam Rockwell) einmischt, ein unreifes und gewalttätiges Muttersöhnchen, eskaliert die Lage.

Why don’t you put that on your Good Morning Missouri fucking wake up broadcast, bitch? 

Fazit zu „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“:

Ein absolut toller Film und meine Nummer zwei im diesjährigen Oscar-Rennen. Die Geschichte ist ungewöhnlich und beleuchtet mal einen neuen Blickwinkel auf diese Thematik. Erneut schafft es Regisseur Martin McDonagh wie auch schon bei Brügge sehen.. und sterben? oder 7 Psychos eine durchaus ernste und düstere Thematik mit viel zynischem und schwarzen Humor so zu verfeinern, dass man in einer Szene den Tränen nahe ist und dann im Anschluss daran wieder herzhaft zu lachen anfängt.

Es geht in Three Billboards Outside Ebbing, Missouri um Trauerbewältigung, Wut, Hoffnungslosigkeit, Vergebung, Mut, Schuldzuweisung und auch Rassismus. McDonagh wollte sichergehen, dass die Traurigkeit über den Verlust und der Kampf gegen die Hoffnungslosigkeit tonal auch den gesamten Film über zu spüren ist, trotz dieser bitterbösen Auflockerungen. Das ist ihm fantastisch gelungen.

Sam Rockwell, Woody Harrelson und Frances McDormand - Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Dieses starke Drehbuch wird von vielen grandiosen Performances der Darsteller zum Leben erweckt. 3 Billboards hat für Woody Harrelson, Sam Rockwell und Frances McDormand gleich drei Schauspielnominierung einstreichen können und gerade Rockwell und McDormand waren unfassbar gut. Beide haben ihre Charaktere super glaubwürdig und authentisch geschauspielert mitsamt einer runden Charakterentwicklung – zumindest für mich. Im Vorfeld hatten sich ja einige kritische Stimmen geäußert, weil sie mit der Figur von Sam Rockwell nicht zufrieden waren – diese Entrüstung konnte ich so nicht nachvollziehen.

Für mich hat bei Three Billboards Outside Ebbing, Missouri einfach alles gestimmt, mutige Entscheidungen rundeten meinen Gesamteindruck ab. In vielen anderen Filmen wäre man an so mancher Abzweigung auf den anderen Weg abgebogen. Gerade auch am Ende, wo ich zunächst Angst hatte, dass man jetzt einen Schritt zu weit geht, hat McDonagh noch besonnen die Kurve bekommen.

Herausragender Film mit einem frischen Blickwinkel auf altbekannte Themen, phänomenalen Darstellern und der perfekten Mischung aus Tragik und schwarzem Humor.

Der seidene Faden | Kritik / Review (Oscars 2018)

Der seidene Faden | Kritik / Review (Oscars 2018)

(Trailer)

Vor knapp einem halben Jahr verkündete Daniel Day-Lewis (Lincoln), der sich mit Jack Nicholson (Einer flog über das Kuckucksnest) und Walter Brennan (Kentucky) den Rekord für die meisten männlichen Schauspiel-Oscars teilt, dass er mit nur 60 Jahren seine Schauspielkarriere beendet. Zugegeben hört man das nicht zum ersten Mal vom dreifachen Preisträger und Schauspiel-Virtuosen – hoffentlich folgt auch dieses Mal der Rücktritt vom Rücktritt.

Doch Künstler wäre nicht Künstler, wenn er nicht mit einem großen Auftritt abtreten würde und so kollaboriert er ein weiteres Mal mit Regisseur Paul Thomas Anderson (There will Be Blood) für Der seidene Faden / Phantom Thread. Neben Daniel Day-Lewis sind Vicky Krieps (Wer ist Hanna?) und Lesley Manville (Maleficient) zu sehen, die wie Day-Lewis eine Nominierung in der Darstellerkategorie bekommen hat.

Storyanriss:

London in den 1950er Jahren: Reynolds Woodcock (Daniel Day-Lewis) ist ein berühmter Damenschneider und begehrter Junggeselle. Gemeinsam mit seiner Schwester Cyril (Lesley Manville) steht er im Zentrum der britischen Modewelt, ihre Marke „The House of Woodcock“ wird vom Adel ebenso geschätzt wie von Filmstars und High-Society-Größen. In Liebesdingen hält sich Reynolds für verflucht und flüchtet sich von einer Affäre in die nächste. Doch dann tritt Alma (Vicky Krieps) in sein Leben, eine willensstarke Frau, die nicht nur seine Geliebte wird, sondern auch seine größte Inspiration. Aber Alma will nicht nur der Ton in den Händen des großen Künstlers sein, sie stellt Reynolds vor die Herausforderung, einen anderen Menschen mit einer starken Persönlichkeit an seiner Seite zu akzeptieren. Das sorgsam kontrollierte Leben des Designers droht aus den Fugen zu geraten.

Daniel Day-Lewis

I’ve given him what he desires most in return, every piece of me.

Fazit zu „Der seidene Faden“:

Daniel Day-Lewis ist für viele der Godfather des Schauspiels, der vor allem für sein Method Acting bekannt ist. Seine Akribie in Vorbereitung auf eine Rolle und während der Filmdrehs machen ihn aus. So hat er für Lincoln seinen Charakter des ehemaligen Präsidenten Abraham Lincoln über drei Monate nicht gebrochen. Spielberg, Cast und der Rest der Crew durften ihn nur als Mr. President ansprechen. Für Der letzte Mohikaner lernte er wie man selbst ein Kanu baut, ein altmodisches Gewehr benutzt, Fallen legt und Tiere häutet. Beim Dreh für Mein linker Fuß bestand er darauf permanent am Set in einem Rollstuhl zu sitzen und von seiner Crew gefüttert zu werden.

Wenig verwunderlich ist es also, dass er für Der seidene Faden natürlich auch selbst ein Balenciaga Dress eigenständig bis ins letzte Detail anfertigte. Zusätzlich forderte er von seiner Muse und Liebhaberin im Film, toll gespielt von Vicky Krieps, ihn zum ersten Mal in der Kennenlernszene des Films zu treffen, um so diesen besonderen Moment einzufangen – das hat dieser Szene eine neue Würze verliehen.

Die Ausstattung war bei einem Film mit dieser Thematik natürlich richtig stark. Die Kostümabteilung hat in Vorbereitung auf die Dreharbeiten mehr als 50 handgefertigte Kleiderstücke angefertigt. Unter anderem wurde, um möglichst authentisch zu sein, seltene flämische Spitze aus dem 17.Jahrhundert besorgt und im Film verarbeitet.

Das Schauspiel im Film war natürlich super. Daniel Day-Lewis kann man wie gewohnt als überragend beschreibend, da er nicht nur einen Charakter spielt, sondern zu ihm wird auf der Leinwand. Überrascht war ich von seinen Co-Darstellerinnen Vicky Krieps und Lesley Manville, die mir bis dato völlig unbekannt waren, aber auf demselben Level agierten.

Dennoch konnten die drei für mich nicht so recht über die sehr gemächliche, teils schleppende Erzählweise hinwegtrösten. Die Geschichte ist zwar perfekt in Szene gesetzt, konnte mich aber über weite Strecken nicht abholen. Ich hoffte insgeheim eigentlich auf eine Art „Das Parfüm“-Vibe, die mir Der seidene Faden dann doch schuldig blieb, auch wenn die bis dahin dokumentierte Geschichte über einen exzentrischen Virtuosen im letzten Drittel nochmal an einem interessanten Element gewinnt.

Die „Auflösung“ des Films und die Beziehungen der Charaktere bieten definitiv genügend Gesprächsstoff und das finde ich klasse. Trotz diesem Pluspunkt, der gewohnt guten Regiearbeit Paul Thomas Andersons und der hervorragenden Darsteller reicht mir das als Gesamtprodukt nicht für einen Sieg in der Kategorie „Bester Film“ – vor allem wenn Filme wie Ingrid Goes West, Blade Runner 2049, Good Times, Wind River oder The Big Sick dafür keine Nominierung bekommen haben.

Get Out | Kritik / Review (Oscars 2018)

(Trailer)

Absolut beeindruckende Leistung: Get Out und Jordan Peele (Keanu) schafften es tatsächlich die Aufmerksamkeit und den Hype um den Film über das gesamte Jahr 2017 aufrecht zu erhalten und für die Oscars berücksichtigt zu werden. In der Regel ist das nicht der Fall, weil die großen Oscarfilme üblicherweise November und Dezember erscheinen und nicht im Frühjahr.

Jordan Peele ist erst der Dritte, dem es gelang mit seinem Regiedebüt sowohl für „Bester Film„, „Bestes Originaldrehbuch“ und „Beste Regie“ nominiert zu werden. Sollte er als Regisseur ausgezeichnet werden, wäre er der erste schwarze Regisseur, dem diese Ehre zuteilwird.

Storyanriss:

Der afroamerikanische Fotograf Chris (Daniel Kaluuya) und seine weiße Freundin Rose (Allison Williams) sind seit mittlerweile fünf Monaten ein Paar. Als Rose ihm ihre Eltern vorstellen möchte, stimmt Chris wohl oder übel zu, auch wenn ihn die Sorge umtreibt, wie Roses Eltern auf den schwarzen Freund ihrer Tochter reagieren werden. Doch zunächst erweisen sich Chris’ Bedenken scheinbar als völlig unnötig: Dean (Bradley Whitford) und Missy (Catherine Keener) bereiten den beiden einen herzlichen Empfang und scheinen sich an der Hautfarbe des Partners ihrer Tochter überhaupt nicht zu stören.

It’s about the way America deals with race and the idea that racism itself is a demon; it’s an American Monster. – Jordan Peele

Fazit zu „Get Out“:

Get Out stellt wohl eine der größten Überraschungen des Kinojahres 2017 dar, denn der Horrorsatire und dem Regiedebüt von Jordan Peele gelang es mit einem Budget von unter 10 Millionen knapp 255 Millionen an den Kinokassen einzuspielen und zeitgleich auch die Kritiker zu überzeugen. Im Falle von Get Out gilt der Film mit 99% Kritikerzustimmung als einer der besten Filme aller Zeiten auf rottentomatoes.com. Und auch wenn ich eine solche Aussage nicht ganz unterschreiben würde, hat mir der erste Film von Peele sehr gut gefallen.

Jordan Peele ist in Amerika schon seit geraumer Zeit auf einer Hypewelle unterwegs, durch das sehr beliebte Comedy-Gespann Key and Peele. Ihm lag viel daran einen möglichst realistischen, klaren Blick auf seine Geschichte und Protagonisten zu halten und den im Film thematisierten unterschwelligen, latenten Rassismus in der Gesellschaft aufzuzeigen, bei dem man sich hin und wieder vielleicht sogar selbst ertappt fühlt, weil man vielleicht Mal so ähnlich gehandelt hat in einer Situation. Get Out ist eher als Satire und psychologischer Horror zu verstehen und weniger als klassischer Schocker, was mir – wenn es so gut gemacht ist – besonders gefällt. Der Film erinnert mich nicht nur dank des Hauptdarstellers Daniel Kaluuya an die Serie Black Mirror.

Zum Inhalt der Geschichte werde ich natürlich nicht mehr viel sagen, weil man am besten so unwissend wie möglich an den Film herangeht. Get Out hat mir aber insgesamt absolut zugesagt und hat erfrischender Weise auf den Großteil der typischen Genre-Klischees verzichtet. Verdienter Erfolg für Get Out und Peele, der mit dem ein oder anderen Oscar-Gewinn für eine große Überraschung sorgen kann.

Dunkirk | Kritik / Review (Oscars 2018)

Dunkirk

(Trailer)

Gestern habe ich euch Die dunkelste Stunde von Joe Wright vorgestellt, der die Rettungsaktion von Dunkirk aus der politischen Sicht betrachtete. Heute befassen wir uns mit Dunkirk von Christopher Nolan (Interstellar), der die Geschichte über die Soldaten vor Ort erzählt. Nolan hat aus diesem Stoff ein großes Filmexperiment gemacht und unter anderem mit seinem Kamermann Hoyte von Hoytema auf IMAX 65mm Kameras gefilmt.

Christopher Nolan, der wohl bei der breiten Masse beliebteste Regisseur unserer Zeit, ist zum ersten mal für den Regie-Oscar nominiert. Für viele ungewöhnlich hat er sich dieses Mal für die Verfilmung eines geschichtlichen Ereignisses entschieden: der Belagerung Dunkirks/Dünkirchen zur Zeit des zweiten Weltkriegs. Neben neuen Gesichtern wie Harry Styles oder Fionn Whitehead, sind mit Tom Hardy (Mad Max Fury Road), Mark Rylance (Bridge of Spies) und Cillian Murphy (28 Days Later) auch paar gestandene Schauspieler dabei.

Storyanriss:

Mai 1940, der Zweite Weltkrieg tobt: Die Nazis haben die französische Hafenstadt Dünkirchen eingekesselt und für deren Bewohner und die 400.000 dort stationierten Soldaten scheint die Lage ausweglos. Denn durch die feindlichen Truppen auf der einen Seite und das Wasser auf der anderen scheint es keine Chance auf Überleben zu geben. Doch in Großbritannien ersinnt man eine kühne Rettungsmission, von der zuerst nur die wenigsten glauben, dass sie Aussicht auf Erfolg haben kann: Während die eingekesselten Soldaten, darunter Tommy (Fionn Whitehead), Alex (Harry Styles) und Gibson (Aneurin Barnard), am Boden ums Überleben kämpfen, sorgen RAF-Piloten wie Farrier (Tom Hardy) in ihren Spitfires für Feuerschutz aus der Luft. Gleichzeitig eilen von Commander Bolton (Kenneth Branagh) koordinierte Zivilisten wie Mr. Dawson (Mark Rylance) den eingekesselten Soldaten mit ihren kleinen Booten übers Wasser zu Hilfe.

Hope is a weapon.

Fazit zu „Dunkirk“:

Für mich ist Dunkirk ein sehr beeindruckendes Filmexperiment. Ich habe den Film im IMAX gesehen wie es von den meisten Kritikern empfohlen wird und kann diesen Tipp nur an euch weitergeben. Die 2-3 € Preisunterschied lohnen sich. Christopher Nolan macht mal wieder einiges anders als andere Genrevertreter wie beispielsweise Der Soldat James Ryan oder Hacksaw Ridge. So gibt es zwar wechselnde Figuren die wir immer Mal wieder begleiten aber keiner von ihnen ist wirklich ein typischer Hauptcharakter im klassischen Sinne. Es gibt auch trotz toller Schauspieler kaum Dialoge im Film.

Letztlich ist jede Figur gleich viel wert in diesem Krieg oder eben nicht. Genauso entschied sich Nolan dagegen Dunkirk nach gängigem Schema eines Dramas zu inszenieren und dem Zuschauer einen wirklichen Klimax zu bieten auf den man hinfiebert und der das Highlight des Films darstellt. Es ist eher so, dass dieser Anti-Kriegsfilm ab der ersten Szene eine Anspannung beim Zuschauer auslöst, die sich dann den kompletten Film auf einem hohen Level hält. Das mag ungewöhnlich sein und vielleicht bei einigen eher negativ ankommen aber ich habe das für mich so gedeutet, dass dir diese Inszenierung das Gefühl der im Film gezeigten Soldaten zeigen soll, die auch unter permanenter Anspannung von einer gefährlichen Situation in die nächste geraten und sich nie sicher fühlen konnten.

Großen Anteil an diesem beklemmenden Gefühl hatte vor allem das grandiose Soundediting, welches auch für den Oscar nominiert wurde. Gerade im IMAX fühlte man sich wie mitten drin, wenn von allen Winkeln Gunshots oder Explosionen zu hören waren. Darüber hinaus fand ich die Idee cool im Prinzip drei Geschichten und Zeitebenen ineinander zu verflechten. So erzählt Nolan die Belagerung und Befreiung Dunkirks zum einen aus der Sicht der Soldaten auf dem Land über einen Zeitraum von einer Woche, zum anderen aus der Sicht einer Bootscrew über einen Tag und zu guter Letzt durch die Augen zweier Piloten die eine Stunde im Geschehen sind. Das ist komplex, manchmal auch ein wenig verwirrend aber insgesamt ziemlich stark.

Auch wenn ich mir prinzipiell eher andere Stoffe von Nolan wünsche, muss ich sagen, dass er mich mit Dunkirk dann doch positiv überrascht und einen toll inszenierten Film auf die Leinwand gebracht hat.