Retro-Review 02 – E.T. – Der Außerirdische (1982)

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Storyanriss:

Außerirdische landen auf der Erde, um den Planeten zu erforschen. Sie werden von FBI-Agenten und NASA-Mitarbeitern bei ihrer friedlichen Mission unterbrochen und müssen überstürzt aufbrechen. Eines der außerirdischen Wesen wird in der Hektik zurückgelassen. Es sucht Unterschlupf in der nahegelegen Vorort-Siedlung. Dort wohnt der zehnjährige Junge Elliott (Henry Thomas) mit seiner Mutter Mary (Dee Wallace-Stone), seinem großen Bruder Michael (Robert MacNaughton) und der kleinen Schwester Gertie (Drew Barrymore). Der Vater hat die Familie verlassen und ist mit einer anderen Frau nach Mexiko gefahren.

Als Elliott den Außerirdischen hinter dem Haus entdeckt, freunden sich die beiden nach dem ersten Schreck schnell an. Elliott tauft seinen neuen Freund auf den Namen E.T., versteckt ihn im Haus und weiht seine Geschwister in das Geheimnis ein. Zwischen dem Jungen und dem Außerirdische etabliert sich eine besondere telepathische Verbindung – sie teilen ihre Gedanken und Gefühle. E.T. hat Heimweh und Elliott will ihm helfen, nach Hause zu kommen. Zugleich sind die Regierungsvertreter unter der Leitung des Wissenschaftlers Keys (Peter Coyote) dem gestrandeten Wesen aus dem All auf der Spur.

 

5 Gründe für den Kultstatus – Warum ist E.T. – Der Außerirdische so gut?

 

V. Der Ansatz eines friedlichen Aliens

Zunächst plante Spielberg einen Nachfolger zu Unheimliche Begegnung der Dritten Art, in dem Aliens eine Familie gefangen halten sollten, später verwarf er dieses Script und entwickelte daraus E.T. – Der Außerirdische.

 

Von diesem Zeitpunkt wurden Aliens nicht länger zwangsläufig als ballernde Bedrohung für die Menscheit gesehen, sondern konnten auch ohne Probleme Teil eines friedlichen Filmuniversums werden. Meiner Meinung nach hatte dieser Ansatz maßgeblichen Anteil am letztlichen Erfolg des Films.

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IV. Der märchenhafte Score von John Williams

John Williams beweist einmal mehr seine Qualitäten. Das berühmte Main-Theme lässt auf E.T.’s kindliche und neugierige Natur schließen und stellt für mich – wie auch der Rest des Scores – eine mystische und verträumte Kombination dar, die mich unmittelbar auch an die Musik aus Harry Potter denken lässt, für die er sich ja auch verantwortlich zeigt.

 

Williams ließ es sich auch nicht nehmen für den Track „The Magic of Halloween“ für die Szene als E.T. auf ein Kind in einem Yoda-Kostüm trifft einen Teil des Yoda-Themes aus Das Emperium schlägt zurück zu verbauen. Der Score ist einer von 6 Scores, die es bis zum heutigen Tag schafften die vier bedeutendsten Auszeichnungen zu gewinnen (Oscar, Golden Globe, Grammy, und BAFTA). John Williams gelang dieses Kunststück bereits zum dritten Mal (zuvor mit Star Wars und Der weiße Hai) – Rekord!

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III. Die vielen ikonischen, magischen und phantastischen Bilder und Momente

E.T. gewann nicht nur den Oscar für „Best Visuals„, sondern brannte auch viele tolle Bilder und Szenen in unser aller Gedächtnis. E.T.’s leuchtender Finger, der Elliotts Wunden heilt, seine Aufmachung als Frau oder auch die Halloween-Szene sind nur einige davon. Vermutlich gibt es aber keinen Moment der ikonischer ist als dieser..

 

II. Steven Spielberg – Märchenonkel und einer der besten Geschichtenerzähler unserer Zeit

E.T. ist laut Steven Spielberg sein bis dato persönlichster Film, der – wie er erst viele Jahre nach der Veröffentlichung zugab – stark von der Scheidung seiner Eltern beeinflusst wurde und eine Art Bewältigungsprozess darstellte. Nach der Scheidung seiner Eltern in 1960, füllte ein imaginärer Alienfreund die Leere in seinem Leben und war für ihn

 

„a friend who could be the brother I never had and a father that I didn’t feel I had anymore.“

 

So spiegelt sich Spielbergs Persönlichkeit auch in jedem der Kinder wider, beispielsweise wenn Elliott vortäuscht krank zu sein um zu Hause bleiben zu können, oder wenn Michael Elliott im Film piesackt so wie es Spielberg als Kind bei seinen jüngeren Schwestern machte. Auch Michaels Entwicklung vom Bully zum Beschützer musste Spielberg durchmachen, als er nach der Scheidung seiner Eltern auf seine Schwestern aufpassen musste.

 

Im Jahr 1983 schaffte es E.T. Als erfolgreichster Film aller Zeiten mit Einnahmen von über 600Mio $ an Star Wars vorbeizuziehen. Dieser Status sollte bis 1993 beibehalten werden bis letztlich Spielberg selbst mit Jurassic Park E.T. vom Thron stieß. Spielberg verdiente zu diesem Zeitpunkt angeblich 500,000$ pro Tag durch die Anteile an E.T.

 

Nicht nur finanziell überzeugte E.T. Auch etliche Preise, unter anderem 9 Oscarnominierungen von denen er 4 gewinnen konnte, rühmten dieses Meisterwerk. Selbst Regisseur Richard Attenborough, der in diesem Jahr den Oscar für den besten Film vor E.T. gewinnen konnte, räumte ein, dass Spielbergs Film hätte gewinnen sollen.

 

„I was certain that not only would E.T. win, but that it should win. It was inventive, powerful, [and] wonderful. I make more mundane movies.“

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I. Die Beziehung der Kinder zu E.T.

Ein für mich ganz besonderer Aspekt des Films ist die gezeigte Beziehung der Kinder zu E.T., allen voran natürlich die von Elliott. Man merkt schon früh im Film als Elliott E.T. in seinem Schrank versteckt, dass sich zwischen den beiden direkt eine emotionale und geistige Bindung entwickelt hat, die sie selbst bei räumlicher Distanz aufrechterhalten können. Sie können fühlen was der andere fühlt – was beispielsweise zu sehen ist, wenn E.T. ein paar Biere findet und sich betrinkt.

Spielberg hat den Film weitestgehend chronologisch gedreht um den Jungschauspielern überzeugendere Darstellungen ihrer Charaktere abzuverlangen, auf Grund der stetig wachsenden emotionalen Verbindung zu E.T. mit Fortschritt des Films. Diese Verbindung lässt sich vor allem in der Krankenhaus-Szene deutlich erkennen, wenn beispielsweise auch Drew Barrymore echte Tränen vergießt, weil Spielberg ihr bis dahin nicht offenbarte, dass es sich bei E.T. nicht um ein echtes Alien handelt. Auch die Idee – abgesehen von der Mutter Mary – Gesichter von Erwachsenen erst im 3.Akt zu zeigen, unterstützt die Beziehungsbildung von Zuschauer, den Kinderrollen und E.T. und ist für mich ein cooler Kniff.

Spielberg war sich natürlich bewusst darüber, dass das Besetzen der Kinderrollen essentiell für den Erfolg dieses Films sein würde und steckte viel Einsatz in den Castingprozess und sollte letztlich damit auch einen Glücksgriff landen. Zunächst castete er die junge Drew Barrymore als Gertie, die ihm mit einer ausgeprägten Fantasie und Liebe zum Detail erklärte, dass sie eigentlich keine Schauspielerin sei, sondern ein Drummer in einer erfolgreichen Punkrock-Band, die täglich die Stadien dieser Welt füllt. Spielberg würdigte diese lebhafte Vorstellungskraft und gab ihr die Rolle.

Die Mammutaufgabe war aber natürlich die Verpflichtung eines passenden Elliott-Darstellers und Spielberg testete auf Bitte eines Freundes Henry Thomas. Beim Vorsprechen gab Steven Spielberg Henry Thomas aber nicht das eigentliche Script sondern ließ ihn eine improvisierte Szene spielen, in der Thomas einem Regierungsvertreter davon abhalten sollte ihm seinen Alien-Freund wegzunehmen. Henry Thomas tat dies so überzeugend, dass Spielberg nichts anderes übrig blieb als das Casting mit den Worten “OK kid, you got the job.“ zu beenden.

Retro-Bewertung:

bewertungsskalafinal4,5

 

10 Cloverfield Lane | Kritik / Review

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Schon merkwürdig: ich kann mich nicht daran erinnern dass es in den letzten Jahren großartig Hostage-Filme gab und jetzt bringt uns das aktuelle Kinojahr gleich 2 Filme mit dieser Prämisse in nur einem Monat und trotzdem sind Room (Kritik hier) und 10 Cloverfield Lane obgleich gewisser Gemeinsamkeiten auch sehr unterschiedlich. Wie gut mir der von J.J. Abrams produzierte Nachfolger zu Cloverfield aus dem Jahre 2008 gefallen hat, könnt ihr wie immer im Fazit erfahren.

Storyanriss:

Michelle (Mary Elizabeth Winstead) verlässt nach einem Streit New Orleans und fährt davon. Doch dann kommt es auf der wenig befahrenen nächtlichen Straße zu einem schweren Unfall. Die junge Frau verliert das Bewusstsein. Als sie später wieder aufwacht, findet sie sich nicht in einem Krankenhaus wieder, sondern in einem Bunker tief unter der Erde. Howard (John Goodman) behauptet, dass er sie gerettet hat und die Umgebung angegriffen wird. Die meisten Menschen sollen demnach schon tot sein. Doch Michelle möchte nicht ewig auf engstem Raum mit fremden Personen zusammenleben. Mit Emmett (John Gallagher Jr.), dem Dritten im Bunker, schließt sie sich zusammen und plant den Ausbruch aus den Fängen des immer paranoider werdenden Howard. Noch wissen sie nicht, was sie an der Oberfläche erwartet

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Bitte mach nicht die Tür auf, du wirst uns umbringen!

Fazit:

Mir hat Trachtenbergs erste Spielfilmarbeit sehr gut gefallen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die positiven Aspekte des Films fangen bei einer sehr düsteren und dichten Atmosphäre an und gehen über eine an Überraschungen reiche Geschichte bis hin zu grandiosen schauspielerischen Leistungen der beiden Hauptcharaktere.

Es ist fast schon ein wenig unfair John Goodman hier nochmals besonders hervorzuheben, weil mir auch Mary Elizabeth Winstead sehr gut gefallen hat, aber man muss auch einfach erwähnen, dass so eine Figur wie Howard, die so undurchschaubar und mysteriös ist, so wie sie von Goodman verkörpert wurde, recht gute Chancen haben könnte auf eine Oscarnominierung. Das Problem an der Sache ist eher, dass 10 Cloverfield Lane ziemlich früh im Jahr erschienen ist und nicht im 3. oder 4. Quartal des Jahres, die bekanntlich größere Chancen auf Nominierungen für schauspielerische Darstellungen bringt. Fraglich ist da sicherlich auch, ob bei einem so relativ kleinen Film wie diesen die finanziellen Mittel vorhanden wären, um ihn mit einer Oscar-Kampagne auszustatten.

Wie bereits erwähnt war aber auch Winsteads Schauspiel toll und an ihrer Figur gefiel mir besonders, das sie ungewohnt angenehm und klug handelt. Zudem ist der Punkt, dass sie einfach mal clever ist und somit trauriger Weise eine absolute Ausnahme zum Einheitsbrei der Frauenrollen in Horror-/Suspensefilmen ein Pluspunkt für den Film. In 9/10 Fällen wäre sie hilflos, dumm und würde nur den gesamten Film über schreien und heulen – in 1/10 Fällen bekommen wir aber eine Ellen Ripley. So auch bei 10 Cloverfield Lane.

Drehbuch und Regisseur Dan Trachtenberg schaffen es hier einen sehr stimmigen Film abzuliefern, der dich als Zuschauer durchaus fordert und regelmäßig in Situationen führt, die man nicht gänzlich einschätzen kann und wo man vor allem überlegen muss, wie man gerade zu den Charakteren – allen voran Goodman – steht. Ich persönlich fand das Ende gut auch wenn ich vielleicht nicht zu hundert Prozent mit allen Entscheidungen dort zufrieden war, auf die ich aber auf Grund von Spoilergefahr nicht näher eingehen werde.

Ich kann euch allen 10 Cloverfield Lane nur empfehlen – unabhängig davon, ob ihr den Vorgänger Cloverfield gesehen habt oder nicht. Er funktioniert, so glaube ich, für beide Seiten, weil es sich eher um einen Nachfolger im Geiste handelt und die Entführungs-Thematik im Fokus steht.

bewertungsskalafinal4,0

Brooklyn | Kritik / Review (Oscars 2016)

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Heute wird es romantisch und wir gehen zurück in die 50er. Den Regieposten für Brooklyn übernahm hierfür John Crowley (Boy A) und das Screenplay wurde von dem berühmten und erfolgreichen Nick Hornby beigesteuert, der sich als Schriftsteller mit Werken wie High Fidelity und dem Screenplay zu Wild und An Education einen Namen machte und bereits an Oscar-Filmen mitwirkte.

In der Hauptrolle sehen wir die in der Bronx geborene junge Schauspielerin mit dem unaussprechlichen Namen mit irischen Eltern – Saoirse Ronan. Ronan war bereits 2008 im Alter von knapp 16 Jahren für einen Oscar auf Grund ihrer Leistung in Abbitte nominiert.

Storyanriss:

Die junge Irin Eilis (Saoirse Ronan) lässt in den frühen 1950er Jahren Heimat und Familie hinter sich, um in New York die Chance auf ein besseres Leben zu ergreifen. In Brooklyn findet sie eine Anstellung in einem Modegeschäft und lernt auf einem irischen Tanzfest den italienischstämmigen Amerikaner Tony (Emory Cohen) kennen, der ihr hilft, sich in der Großstadt einzuleben. Zwischen den beiden entwickelt sich trotz der Vorbehalte von Tonys Familie eine intensive Liebesbeziehung, die aber zunehmend von Eilis‘ starkem Heimweh und der Sehnsucht nach ihrer Familie überschattet wird. Eine Familientragödie zwingt die junge Frau schließlich dazu, nach Irland zurückzukehren. In Irland findet sie schon bald bei alten und neuen Freunden Trost – insbesondere beim charmanten Jim (Domhnall Gleeson). So sieht sich Eilis schließlich nicht nur vor die Wahl zwischen zwei Männern, sondern auch zwischen zwei Ländern gestellt.

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Ich wünschte nur, dass ich nicht mehr ein irisches Mädchen in Irland sein will.

Fazit:

Brooklyn hat mehr oder weniger zwei große rote Fäden die sich durch den gesamten Film ziehen. Auf der einen Seite handelt er vom Aufbruch in neue Welten und von der Suche nach Orientierung und einer besseren Zukunft. Und auch wenn für die junge, unerfahrene Eilis natürlich eine große räumliche Distanz zwischen Irland und Brooklyn besteht, ist es letztlich der daraus resultierende Seelenschmerz, der ihr so zu schaffen macht. Auf der anderen Seite entwickelt sich eine natürlich Liebesgeschichte, die Eilis langsam das Fernweh nimmt. Für mich haben hier beide Aspekte funktioniert. Die Lovestory war nicht übertrieben kitschig, kam natürlich rüber und Saoirse Ronan und Emory Cohen haben eine süße Chemie miteinander.

Auch wenn Saoirse Ronan natürlich die Hauptrolle ist und heraussticht, war ich mit allen Beteiligten sehr zufrieden; mir gefiel vor allem, dass auch die Nebenfiguren sehr stimmig und überzeugend waren und nicht nur zur totalen Belanglosigkeit verdonnert wurden. Beispielsweise die Vermieterin Miss Kehoe, die den Typ der herzensguten Schreckschraube mit einer entwaffnender Ehrlichkeit verkörpert und sehr viel Witz reinbringt – was vor allem immer dann passiert, wenn sie mit den jungen Damen gemeinsam am Tisch sitzt und die Gespräche richtig in Fahrt kommen – tolle Momente im Film. Einzig die Rolle der Miss Kelly fand ich ein wenig unnötig und konstruiert um hier und da die Geschichte voranzubringen.

Darüber hinaus gab es paar Szenen, wie beispielsweise die Weihnachtsfeier in der Suppenküche oder Eilis‘ „Spaghettiübungen“, die ich als sehr gelungen empfand. Wirklich viel kann ich Brooklyn nicht vorwerfen, weil ich fnde, dass er vor allem in diesem Genre des romantischen Dramas sehr gut funktioniert. Wenn ich doch was nennen sollte, wäre es vielleicht, dass man eventuell ein wenig zu sehr die Probleme der Iren, die erst durch die Unzufriedenheit mit dem Leben in Irland einen Neuanfang in Amerika gewagt haben und dort in den 50er Jahren in eine Art Depression verfielen und am Rande der Gesellschaft lebten, beleuchtet hat und somit die Gesamtsituation ein wenig verklärt. Man muss jetzt aber auch nicht aus einer Mücke einen Elefanten machen denk ich.

Abschließend bleibt mir zu sagen: die Regiearbeit von John Crowley war super, das 50er Setting mitsamt Kulissen und Kostümen war sehr schön, die Schauspieler waren richtig gut und die Geschichte, die uns Autor Nick Hornby hier wieder liefert ist wie bei An Education und Der große Trip – Wild eine feinfühlig erzählte Selbstfindungs-geschichte über junge Frauen.

bewertungsskalafinal4,0

Room | Kritik / Review (Oscars 2016)

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Endspurt meiner Oscar-Woche. Mit Room erwartet uns heute der Nominierte mit dem geringsten Budget und mit knapp 11 Mio $ Umsatz in Amerika wohl auch dem geringsten Umsatz. Das soll aber keinesfalls einen Rückschluss auf die Qualität des Films von Regisseur Lenny Abrahamson (Frank) sein, denn die Kritiken sind weitestgehend sehr positiv was sich auch in den Auszeichnungen für Film und Cast widerspiegelt.

Die Hauptrollen der Romanadaption konnten sich der erst 8-jährige Jacob Tremblay (Die Schlümpfe 2) und Brie Larson (21st Jumpstreet) ergattern. Larson setzte sich hierbei gegen Emma Watson, Rooney Mara und Shailene Woodley erfolgreich durch. Begründet hat das Abrahamson wie folgt:

Brie has this very special quality, which is that she can go to these very dark and emotionally raw places, but she does it with such simplicity and grace. Theres no showboating. There is just a truthfulness and an honesty about the performance.

Storyanriss:

Der aufgeweckte kleine Jack (Jacob Tremblay) wird wie andere Jungen seines Alters von seiner fürsorglichen Mutter (Brie Larson) geliebt und behütet. Ma wendet viel Zeit für den Fünfjährigen auf, liest ihm vor, spielt mit ihm und verbringt nahezu jeden Augenblick ihres Lebens mit ihrem Sohn. Doch ihr bleibt auch kaum etwas anderes übrig, da das Leben der Familie alles andere als normal ist: Denn die beiden wohnen in einem winzig kleinen, fensterlosen Raum. Ma lässt ihre Phantasie spielen, um Jack um jeden Preis ein erfülltes Leben zu ermöglichen. Doch irgendwann wird Jack neugierig und die Erklärungen werden brüchig.

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Du weißt doch, dass Alice nicht immer im Wunderland war.

Fazit:

Room ist wohl mit Abstand der kleinste Film unter den diesjährigen Nominierten aber zeitgleich für mich wohl der Film mit der interessantesten Idee und Geschichte. Wie üblich für meine Kritiken will ich eigentlich nicht spoilern und kann daher leider nicht sonderlich viel zum Verlauf der Geschichte sagen.

Dementsprechend werde ich mich recht kurz fassen: Room fand ich klasse. Er ist gerade zu Beginn ein bisschen mysteriös, sehr intensiv und berührte mich. Was mir am Film besonders gefiel, war, dass er zeitlich sowie inhaltlich recht strikt zweigeteilt inszeniert war und so der Geschichte nochmals einen etwas anderen Drive als erwartet gab und weitere interessante Aspekte näher beleuchtete.

Die beiden Hauptdarsteller Brie Larson sowie ihr Filmsohn Jacob Tremblay sind überragend gut und ich denke, dass Brie Larson nicht nur zurecht eine bisher sehr erfolgreiche Award-Saison hinter sich hat, sondern diese auch mit dem goldenen Oscar veredeln wird. Fast schon ein wenig schade, dass der kleine Jacob nicht bedacht wurde.

Für mich ist Room wohl mein Sieger der Herzen in diesem Jahr auch wenn er sich am Ende dem großen Platzhirschen The Revenant unterordnen müssen wird.

bewertungsskalafinal4,0

Bridge of Spies | Kritik / Review (Oscars 2016)

ST. JAMES PLACE

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Tag 2 meiner Oscarwoche gehört ganz allein Bridge of Spies, der bereits im letzten Herbst in die deutschen Kinos kam und wohl so einige Aspekte miteinander verbindet, die traditionell nicht nur gut beim Publikum ankommen, sondern auch bei der Oscar Academy: Steven Spielberg (E.T. – der Außerirdische), der wohl bekannteste und beliebteste Regisseur auf den sich die breite Masse einigen kann. Dazu der erst vor wenigen Wochen wiederholt zum beliebtesten Schauspieler Amerikas gewählte Tom Hanks (Captain Phillips), der nach Terminal und Der Soldat James Ryan erneut mit Spielberg zusammenarbeitet. Und zu guter Letzt natürlich eine Geschichte mit historischem Hintergrund, die den Amerikanern schmeichelt. Ob das in diesem Jahr für den Oscar reicht?

Storyanriss:

1957, als der Kalte Krieg auf einem Höhepunkt ist, gelingt den USA die Verhaftung des Sowjetagenten Rudolf Abel (Mark Rylance). Er wird vernommen, verweigert aber die Zusammenarbeit. Als Pflichtverteidiger bekommt er jemanden zur Seite gestellt, dessen Fähigkeiten außer Frage stehen, der jedoch als Versicherungsanwalt wenig Expertise für seinen neuen Auftrag mitbringt: James Donovan (Tom Hanks). Der Jurist ist skeptisch, zumal die Verteidigung eines feindlichen Agenten von vielen als Landesverrat angesehen wird und damit sein Leben und vor allem das seiner Frau Mary (Amy Ryan) und das seiner Tochter Jan (Eve Hewson) bedrohen kann. Donovans persönliche Lage spitzt sich zu, als ihn der CIA-Beamte Hoffman (Scott Shepherd), beindruckt von Donovans Auftritten im Gerichtssaal, mit einer neuen Mission betraut. Das U-2-Spionage-Flugzeug des US-Piloten Francis Gary Powers (Austin Stowell) wurde über der Sowjetunion abgeschossen. Donovan soll nach Ost-Berlin, um mit den Sowjets die Freilassung zu verhandeln – und einen Gefangenenaustausch zu initiieren.

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Fazit:

Mir gefiel Bridge of Spies letztlich ganz gut, auch wenn ich ein wenig nüchtern sagen muss, dass mir der Hype vieler amerikanischer Kritiker nicht ganz einleuchten will. Schauspielerisch gibt es nichts zu beanstanden, aber meiner Meinung nach auch keine Performance, die besonders herausgehoben werden sollte. Warum Mark Rylance als bester Nebendarsteller abräumt und gefeiert ist, bleibt mir ein Rätsel.

Typisch für Spielberg sieht auch Bridge of Spies gut aus und versucht vor allem mit Emotionen zu überzeugen. Das besetzte Berlin kommt schon ganz gut rüber und ein paar Szenen haben mich dann doch gepackt, wie beispielsweise die in der S-Bahn am Grenzstreifen oder der Moment auf der Glienicker Brücke, der mich auch irgendwie an die Pferde-Schlachtfeld-Szene aus dem Spielberg-Film Die Gefährten erinnerte.

Bridge of Spies – Gelungener Film aber nichts bleibt so wirklich lang im Gedächtnis und somit für mich eher einer der schwächeren Filme im Oscar-Rennen, der nur geringe Chancen haben sollte. Ich freu mich mehr auf BFG – The Big friendly Giant, der endlich mal wieder nach einem Spielberg aussieht mit ET-Charm und Fantasyfeeling.

bewertungsskalafinal3,0

And the Oscar 2015 goes to..

neil patrick harrisHeute ist es endlich soweit – die Nacht für Filmbegeisterte. In Los Angeles werden heute gegen 1 Uhr deutscher Zeit (übertragen von Pro7) die 87. Academy Awards verliehen. Durch den Abend im Dolby Theatre führt zum ersten Mal der Schauspieler Neil Patrick Harris. Der „How I Met your Mother„-Star ist aber keinesfalls ein unbeschriebenes Blatt in der Eventmoderation, denn bis heute hat er bereits 3mal die Tony und 2mal die Emmy-Awards modereriert. Harris muss heute Abend aber in große Fußstapfen treten, denn Talkmasterin Ellen DeGeneres hat mit ihrer Pizzaboy-Aktion und vor allem dem Selfie des Jahrzehnts die Messlatte ziemlich hoch gelegt.

 

Für die musikalischen Highlights am heutigen Oscar-Abend sorgen wie immer die Nominierten für den „Besten Song„, also Adam Levine mit “Lost Stars” (Can a Song save your Life?), Common und John Legend mit “Glory” (Selma), Rita Ora mit “Grateful” (Beyond the Lights), Tim McGraw mit “I’m Not Gonna Miss You” (Glen Campbell…I’ll Be Me) und Tegan and Sara und The Lonely Island mit “Everything Is Awesome” (The Lego Movie). Darüber hinaus werden auch Lady Gaga, Jennifer Hudson, Jack Black und Anna Kendrick auf der Bühne zu sehen sein.

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Beste Nebendarstellerin / Actress in A Supporting Role:

Patricia Arquette (Boyhood) | Laura Dern (Wild) | Keira Knightley (The Imitation Game) | Emma Stone (Birdman) | Meryl Streep (Into The Woods)

 

Wunsch: #1 Emma Stone #2 Patricia Arquette

Emma-StoneEhrlich gesagt ist diese Kategorie für mich dieses Jahr ziemlich schwach besetzt, nicht weil die Schauspielerinnen nicht gut sind, sondern weil ich keine der Rollen für sonderlich herausragend fand und als wirkliche Oscar-Performanc eingeschätzt habe. So gut Meryl Streep auch ist, muss man die Nominierung schon fast als Running-Gag bezeichnen, weil sie fast jedes Jahr dabei ist. Da ich aber großer Emma Stone Fanboy bin, würde ich mir einen Erfolg für ihre Rolle als drogensüchtige Tochter Sam in Birdman wünschen.

Wahrscheinlich: #1 Patricia Arquette #2 Laura Dern

Patricia-ArquetteDie größten Chancen auf den Oscar in dieser Kategorie darf sich wohl Patricia Arquette machen, die als ehrgeizige und nahezu alleinerziehende Mutter in Boyhood den Spagat zwischen finanzieller Unabhängigkeit, Kindererziehung und privatem Glück meistern muss. Anfang Januar hat sie dafür bereits den Golden Globe gewonnen und wird hier vermutlich als Siegerin vom Feld gehen. Die zweitbesten Chance rechne ich Laura Dern aus, die ebenfalls eine alleinerziehende und liebevolle Mutter in Wild verkörperte und vielleicht in letzter Sekunde das Fotofinish für sich entscheiden könnte.

 

Bester Nebendarsteller / Actor in A Supporting Role:

Robert Duvall (Der Richter) | Ethan Hawke (Boyhood) | Edward Norton (Birdman) | Mark Ruffalo (Foxcatcher) | J. K. Simmons (Whiplash)

 

Wunsch: #1 J. K. Simmons #2 Mark Ruffalo

mark-ruffaloMit Ethan Hawke, Mark Ruffalo und Edward Norton gibt es dieses Jahr gleich 3 meiner absoluten Lieblingsschauspieler in der gleichen Kategorie und so sehr ich es ihnen auch gönne, ist mein Favorit J.K. Simmons, der als Fletscher den fiesesten Anpeitscher des Jahres und die Rolle seines Lebens spielte. Die Nominierung von Ethan Hawke find ich für Boyhood zwar eher unverdient aber darüber hinaus kann man eigentlich nur bedauern, dass nur einer von den Fünf den Goldjungen mit nach Hause nimmt.

Wahrscheinlich: J. K. Simmons

jk_simmonsIm Prinzip steht der Sieg von J. K. Simmons fest könnte man meinen. Doch glücklicherweise hat man hier nicht das Gefühl, dass es wohlmöglich unverdient wäre und man diese Wahl nur getroffen hätte um irgendeiner Lobby einen Gefallen zu tun. Simmons ist der große Favorit und wird vermutlich heute Abend völlig zu recht nach dem Golden Globe auch den Oscar gewinnen für seine phänomenale Performance in Whiplash.

 

Beste Hauptdarstellerin / Actress in A Leading Role

Marion Cotillard (Zwei Tage, eine Nacht) | Felicity Jones (Die Entdeckung der Unendlichkeit) | Julianne Moore (Still Alice) | Rosamund Pike (Gone Girl) | Reese Witherspoon (Wild)

 

Wunsch: #1 Julianne Moore #2 Rosamund Pike

julianne-mooreMarion Cotillard ist die einzige der fünf Damen, die ich noch nicht in ihrem neuen Film Zwei Tage, eine Nacht sehen konnte, sodass sie also hier für mich aus der Einschätzung rausfällt. Die anderen vier Schauspielerinnen fand ich aber alle sehr überzeugend auch wenn für mich ganz klar Julianne Moore die Favoritenrolle einnimmt. Rosamund Pike hingegen hätte vermutlich keiner in naher Zukunft bei den Oscars gesehen, aber ihre Leistung in David Finchers Thriller Gone Girl war sehr interessant und auch spezieller als die von Felicity Jones oder Reese Witherspoon, deswegen würde ich es auch ihr gönnen.

Wahrscheinlich: #1 Julianne Moore #2 Reese Witherspoon

reeseVermutlich bekommt Julianne Moore heute den Oscar für ihre grandiose Darbietung als Alice, eine an Alzheimer erkrankte Sprachwissenschaftlerin, die lernen muss mit ihrer Krankheit und den Einschnitten in ihrem Leben klarzukommen. Die wohl wahrscheinlichsten Chancen auf einen Überraschungssieg hätte wohl Reese Witherspoon, die mit ihrem Biopic Wild und dem dort gezeigten Selbstfindungstripp von Cheryl Strayed alle Weichen Richtung Oscar-Nominierung gestellt hat.

 

Bester Hauptdarsteller / Actor in a Leading Role

Steve Carell (Foxcatcher) | Bradley Cooper (American Sniper) | Benedict Cumberbatch (The Imitation Game) | Michael Keaton (Birdman) | Eddie Redmayne (Die Entdeckung der Unendlichkeit)

 

Wunsch: #1 Michael Keaton

Michael KeatonWenn man den Wettbüros dieser Welt Glauben schenken darf, sind Bradley Cooper, Benedict Cumberbatch und Steve Carell eher chancenlos heute Abend und zumindest bei Cumberbatch und Cooper kann ich nur sagen: zu recht! Am liebsten hätte ich beide durch Jake Gyllenhaal (Nightcrawler) und eventuell Ralph Fiennes (Grand Budapest Hotel) oder auch Robert Downey Jr. (Der Richter) ersetzt, weil ich die Leistung der beiden Nominierten als eher belanglos empfand. Beide sind dennoch richtig gute Schauspieler, die auch früher oder später ihren Oscar bekommen werden. Bei Steve Carell find ich das alles dieses Jahr ein wenig tragischer, denn ich glaube kaum jemand hätte ihm so eine Rolle wie in Foxcatcher zugetraut. Das war wohl die krasseste Wandlung des Filmjahres und wird letztlich wohl dennoch von den Lobbys all seiner Konkurrenten überstrahlt werden. Unter ihnen auch mein absoluter Wunschkandidat Michael Keaton, der sich mit einer genialen Performance in Birdman, der als erster Film auf dieser Seite ein 5/5-Rating bekommen hat, eindrucksvoll zurückmeldete.

Wahrscheinlich: #1 Eddie Redmayne #2 Michael Keaton

eddie_redmayneBei den Golden Globes wurden ihre Filme noch in unterschiedlichen Rubriken geführt und somit ein richtiges Aufeinandertreffen von Eddie Redmayne und Michael Keaton vermieden. Der Ausgang ist bekannt: beide Schauspieler gewannen in ihrer Kategorie den Preis für die „Beste Hauptrolle“ und stiegen im gleichen Atemzug zu den großen Favoriten bei den Oscars auf. Die außergewöhnliche und facettenreiche Leistung Redmaynes als Stephen Hawking in Die Entdeckung der Unendlichkeit gilt bei den Buchmachern am wahrscheinlichsten heute Abend. Wir dürfen also gespannt sein, wem Cate Blanchett den Oscar überreichen wird.

 

Bester Film / Best Picture

The Imitation Game | Grand Budapest Hotel | Birdman | Boyhood | American SniperDie Entdeckung der Unendlichkeit | Selma | Whiplash

 

Wunsch: #1 Birdman #2 Whiplash

birdman-blog1Im letzten Jahr sagte ich über die Nominierten, dass sie sehr vielschichtig und nahezu durchgehend auf einem hohen Niveau waren und das trifft auch dieses Jahr wieder zu, aber auf eine etwas andere Art. Denn obwohl wir dieses Mal auch die unterschiedlichsten Settings und Storys haben, fällt schon auf, dass es ziemlich viele Biopics gab.

 

Vier alleine in der Rubrik „Bester Film„, darüber hinaus kommen dann noch Foxcatcher oder Wild in anderen Kategorien dazu. Das nimmt natürlich stückweit die Spannung aus den Filmen und engt irgendwo auch den kreativen Spielraum ein. Wünschenswert für nächstes Jahr wäre also weniger biographischer Inhalt und mehr Kreativität. Dennoch gab es auch ein paar Perlen, die besonders aus dem Rest herausstachen. So auch mein Liebling unter den Nominierten: Birdman. Birdman hat mich verdammt noch mal geflasht und auf allen Ebenen überzeugt, dementsprechend wünsche ich mir hier einen Sieg. Neben Birdman würde ich es vor allem dem Musik-Drama Whiplash gönnen, auch wenn den Quoten nach Whiplash die geringsten Chancen aller Teilnehmer hat.

Wahrscheinlich: #1 Boyhood #2 Grand Budapest Hotel

boyhood-blog2Richard Linklaters Boyhood wird vermutlich die Nase vorn haben im Rennen um den „Besten Film„. Ich würde es Boyhood und vor allem Linklater zwar gönnen, aber rein vom Film her gab es weitaus bessere. Deswegen sind auch der mit 9 Nominierungen gewürdigte Grand Budapest Hotel und Birdman dazu bereit, am Ende doch noch einen Strich durch die Rechnung zu machen.Wenn es nach mir ginge, würde ich wohl Linklater als Regisseur für sein konzeptionelle Arbeit hinter Boyhood auszeichnen und einen anderen der Nominierten zum „Besten Film“ wählen. Man darf gespannt sein, wie es letztlich heute Abend ausgehen wird.

Zusammenfassung:

BigFive – Wunsch:

  • Emma Stone, Birdman (Beste Nebendarstellerin)
  • #1 J. K. Simmons, Whiplash / #2 Mark Ruffalo, Foxcatcher (Bester Nebendarsteller)
  • #1 Julianne Moore, Still Alice / #2 Rosamund Pike, Gone Girl (Beste Hauptdarstellerin)
  • Michael Keaton, Birdman (Bester Hauptdarsteller)
  • #1 Birdman / #2 Whiplash (Bester Film)

 

BigFive – Wahrscheinlichkeit:

  • Patricia Arquette, Boyhood (Beste Nebendarstellerin)
  • J. K. Simmons, Whiplash (Bester Nebendarsteller)
  • #1 Julianne Moore, Still Alice / #2 Reese Witherspoon, Wild (Beste Hauptdarstellerin)
  • #1 Eddie Redmayne, D.E.d.U. / #2 Michael Keaton, Birdman (Bester Hauptdarsteller)
  • #1 Boyhood / #2 Grand Budapest Hotel (Bester Film)

Whiplash | Kritik / Review (Oscars 2015)

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Das Musik-Drama Whiplash ist wohl Underdog und Geheimtipp zu gleich für die diesjährigen Oscars. Neben Guy And Madeline on a Park Bench von 2009 inszenierte Regisseur Damien Chazelle nur noch einen weiteren Kurzfilm: Whiplash. Whiplash? Ja, denn wie so oft scheitert es bei unerfahrenen und noch unerfolgreichen Regisseuren an der Finanzierung für ihre Projekte und aus diesem Grund hat Chazelle vor mehr als einem Jahr einen 18-Minütigen Kurzfilm zu Whiplash produziert, der nicht nur direkt auf dem Sundance Film Festival gewonnen hat, sondern auch die erhoffte finanzielle Unterstützung mit sich brachte. Nun also schafft es das Drama auch auf die große Leinwand und überzeugt seit dem die Kritiker. Neben Miles Teller (Für immer Single? – Kritik hier) in der Hauptrolle ist auch J.K.Simmons (The Closer), der auch bereits im Kurzfilm mitspielte, dabei.

Storyanriss:

Der 19-jährige Andrew Neiman (Miles Teller) ist ein begnadeter Schlagzeuger. In einer der renommiertesten Musikschulen des Landes wird er vom Dirigenten Terence Fletcher (J.K. Simmons) unter die Fittiche genommen. Der bekannte Bandleader fördert den jungen Drummer, aber er fordert ihn noch mehr: Mit rabiaten Unterrichtsmethoden, die immer mehr zu Gewaltexzessen ausarten, will er Andrew zu Höchstleistungen treiben und führt ihn an seine physischen und emotionalen Grenzen. Der Nachwuchsmusiker stellt sich der Tortur, denn es ist sein sehnlichster Wunsch, einer der größten Schlagzeuger der Welt zu werden. Während sein besorgter Vater Jim (Paul Reiser) immer mehr an den Methoden und den Absichten des Lehrers zweifelt, hält Andrew hartnäckig durch. Doch wieviel mehr kann der Teenager noch ertragen?

WHIPLASH

 You are a worthless, friendless, faggot-lipped piece of shit.

Fazit:

Intensiv. Der Film ist eine einzige körperliche Erfahrung und wohl, da lege ich mich jetzt einfach mal fest, der intensivste Film unter den Oscar-Nominierten dieses Jahr. Keine Angst: Man muss kein Jazzfan sein um Gefallen an dieser Musik und Whiplash zu haben oder zu verstehen, dass er im Kern eine Liebeserklärung an den Jazz ist. Die Kritiker feiern derzeit J.K. Simmons für seine Leistung in Whiplash und das – kann ich nicht anders sagen – völlig zu recht. Simmons liefert eine so grandiose Vorstellung ab; seine Aura und Präsenz in jeder einzelnen Szene sind raumfüllend und stellen dir die Nackenhaare auf. Was aber an seinem Schauspiel und der Rolle vor allem so faszinierend für mich war, ist diese sekundenschnelle, teils explosive 180° Kehrtwende von verständnisvoller Vaterfigur und cholerischem Psychopathen in seinen Szenen – Zuckerbrot und Peitsche in höchster Vollendung. Die Rolle seines Lebens.

Merkwürdiger Weise geht bei all den Lobeshymnen auf J.K.Simmons, der ja als bester Nebendarsteller nominiert ist, unter, dass der Film mit Miles Teller einen Hauptdarsteller hat, der für mich im Prinzip gleichwertig war. Bislang kannte ich Teller nur aus eher belanglosen RomComs und Teeniestreifen wie Project X, Footloose, Für Immer Single? oder Divergent. Das er zu solchen Leistungen fähig ist, war mir bis dato nicht bewusst und begeisterte mich daher umso mehr – Wahnsinn. Für mich deswegen schon fast unverständlich, dass man Miles Teller bei den Oscars nicht berücksichtigt – auch wenn das seiner Karriere wohl kaum im Weg stehen wird nach dieser fantastischen Performance.

Whiplash hat mich einfach nur umgehauen und spielte sich Takt für Takt in mein Herz und unter die Haut. Allein das Ende war ein Ende, dass ich sobald nicht vergessen werde – 15 Minuten Gänsehaut mit runtergeklappter Kinnlade rundeten für mich den Film gut ab und ließen mich auch schnell die 1-2 Szenen im Mittelteil vergessen, die mir anders umgesetzt besser gefallen hätten.

  • Film: 4,5/5
  • Empfehlung: Definitiv, ab ins Kino!

American Sniper | Kritik / Review (Oscars 2015)

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Heute erwartet uns mit American Sniper der wohl kontroverseste Film unter den Oscar-Nominierten. Kein anderer Teilnehmer wurde dieses Jahr so sehr in den Medien besprochen wie das Biopic zur Scharfschützen-legende Chris Kyle. Der vierfach oscarprämierte Meister des Schauspielfachs Clint Eastwood (Gran Torino), der offenkundig ein Unterstützer der Republikaner in den USA ist, lotet gerne mal gewisse Grenzen aus und eckt damit nicht gerade selten an. So muss auch sein neuster Film American Sniper sich die Kritik gefallen lassen, zu patriotisch zu sein, Soldaten zu glorifizieren die Hunderte Menschenleben genommen haben und auch der Vorwurf des Rassismus schwingt unterschwellig immer mit. Ob und wie fern diese Kritik gerechtfertigt ist, könnt ihr in meinem Fazit nachlesen.

Storyanriss:

US-Navy-SEAL und Scharfschütze Chris Kyle (Bradley Cooper) wird mit nur einem Auftrag in den Irak geschickt: Er soll seine Kameraden beschützen. Seine punktgenauen Schüsse retten unzählige Leben auf dem Schlachtfeld. Als sich die Geschichten seiner Heldentaten und der unvergleichlichen Treffsicherheit verbreiten, bekommt er den Spitznamen „Legend“. Doch seine Reputation bleibt auch hinter den feindlichen Linien nicht verborgen, die Gegner setzen ein Kopfgeld auf ihn aus. Und der Krieg ist nicht Kyles einziger Kampf: Der Scharfschütze versucht, ein guter Ehemann und Vater für seine Liebsten am anderen Ende der Welt zu sein. Trotz der lauernden Gefahr und seiner daheim wartenden Familie absolviert Kyle vier Einsätze im Irak – ganz nach dem Motto „lass niemanden zurück“. Aber als er dann wieder bei seiner Frau Taya (Sienna Miller) und seinen Kindern ist, erkennt er, dass er den Krieg nicht abschütteln kann.

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Das Einzige was mich verfolgt, sind all die die ich nicht retten konnte.

Fazit:

Richtig warm geworden bin ich mit American Sniper irgendwie nicht. Die Charaktere blieben mir zu blass um Empathie für sie aufzubauen und auch darüber hinaus schafft es Clint Eastwood kaum richtig Spannung aufzubauen. Das haben Filme wie The Hurt Locker oder Black Hawk Down beispielsweise viel besser hinbekommen. Zudem weiß der Film auch manchmal nicht genau was er sein will, auf der einen Seite ist es das Biopic, welches nah an der Wahrheit die Lebensgeschichte von Kyle erzählen soll und auf der anderen Seite werden dann Szenen eingebaut, über die man unmöglich Wissen haben kann. Bradley Cooper, Sienna Miller und der Rest des Casts werden meiner Meinung nach nicht richtig gefordert und stechen daher auch nicht sonderlich hervor.

Zur öffentlichen Diskussion möchte ich betonen, dass ich nicht den Moralapostel spielen will aber sagen muss, dass man stückweit doch ein mulmiges Gefühl bekommen kann, wenn im Prinzip jeder Amerikaner in diesem Film ein Held ist, während jeder Iraker ein Feind ist. Allen voran natürlich Chris Kyle, der durch die meisten Abschüsse eines US-Scharfschützen zur Identifikationsfigur der US-Army wurde und den Titel „The Legend“ bekam. Ich würde Clint Eastwood und American Sniper zwar nicht vorwerfen einen Werbefilm für die Armee produziert zu haben, aber wirklich verwundern tut es mich auch nicht, dass gefühlt jeder zweite Amerikaner ins Kino gerannt ist und dem Film Rekordumsätze von aktuell bereits 400 Millionen eingebracht hat.

Als positiv empfand ich aber beispielsweise die Inszenierungen bzw. eher die Wahl des Endes, für das man auf die Wünsche von Kyles Frau Taya eingegangen ist und nicht aus Provokation und reinem Selbstzweck Chris Kyles Tod bis zum Letzten ausgeschlachtet hat. Bezüglich der Oscar-Nominierungen kann ich nur sagen, dass ich Bradley Coopers 3. Oscar-Nominierung in Folge nicht nachvollziehen kann und auch für das Rennen um den „Besten Film“ rechne ich American Sniper eher wenig Chancen aus. Nichtsdestotrotz ist American Sniper ein passables Biopic geworden, das mich unterhalten hat, obwohl es hinter meinen Erwartungen zurückblieb.

  • Film: 3/5
  • Empfehlung: Nicht unbedingt fürs Kino, aber DVD sollte eine gute Alternative sein.

Boyhood | Kritik / Review (Oscars 2015)

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Richard Linklater ist so ein Regisseur, der in seiner Karriere häufig große Risiken eingegangen ist um mit nur wenigen Mitteln etwas ganz Besonderes – in der oft aus reinem Kalkül berechnenden Filmbranche Hollywoods – zu schaffen. Er wird von allen für seinen Mut und seine Art Filme zu machen gewürdigt und respektiert und dennoch vergisst man Regisseure wie ihn sehr schnell und schenkt ihnen wenig Beachtung, weil seine außergewöhnlichen Projekte natürlich nicht so sehr an den Kinokassen ziehen wie es der neuste „Transformers„-Film tut.

Eines dieser Projekte war die „Before„-Trilogie, bestehend aus „Before Sunrise„, „Before Sunset“ und „Before Midnight„, in der Linklater im Abstand von jeweils 9 Jahren eine Liebesgeschichte erzählte und man nicht nur die verschiedenen Stadien einer Beziehung auf der Leinwand, sondern auch die Veränderungen der Schauspieler durch die Zeit zwischen den Filmen verfolgen konnte. Sein Kumpel Ethan Hawke (Training Day) hat ihn nicht nur als Hauptdarsteller der „Before„-Filme zur Seite gestanden, sondern auch für sein neustes Langzeitprojekt Boyhood, das diese Jahr unter anderem als Bester Film für den Oscar nominiert ist.

Storyanriss:

Das Leben des sechsjährigen Mason Jr. (Ellar Coltrane) wird auf den Kopf gestellt, als seine Mutter Olivia (Patricia Arquette) mit ihm und seiner Schwester Samantha (Lorelei Linklater) in ihre Heimat Texas zurückkehrt, um noch einmal das College zu besuchen. Dort bekommen die Kinder immerhin auch ihren Vater Mason Sr. (Ethan Hawke), der seit der Scheidung kaum für sie da gewesen ist, wieder öfter zu Gesicht. Mason Jr. muss sich mit seiner neuen Lebenssituation arrangieren – und durchlebt so die zwölf Jahre, die aus einem kleinen Jungen einen Mann machen: Es stehen Campingausflüge mit dem Vater an, es wird das erste Bier getrunken, der erste Joint geraucht und auch die erste große Liebe erlebt. Doch die Männergeschichten von Olivia sorgen immer wieder für Probleme.

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Wer willst du sein Mason?

Fazit:

Wie ihr aus meiner Top10-Liste 2014 bereits erfahren konntet, ist Boyhood meine Nummer Eins aus diesem Jahr. Nicht weil er unglaublich spannend ist, nicht weil “die Story” dich über Jahre begeistern wird, sondern weil er so einzigartig ist. Knapp 3 Stunden geht das außergewöhnliche Projekt von Regisseur Richard Linklater, dass er vor 12 Jahren begonnen hat. Über 12 Jahre lang haben sich Ethan Hawke, Patricia Arquette und der ganz normale Junge Ellar Coltrane getroffen und jährlich ein paar Szenen gedreht und somit auf ganz natürlich Art und Weise das Heranwachsen des Jungen “Mason” verfolgt und verfilmt.

Diese Entwicklung mit anzusehen ist schlicht und einfach faszinierend. Familienprobleme, Pubertät, erste Freundin und vieles mehr sind die behandelten Themen, die so natürlich daher kommen, dass man meiner Meinung nach ein solch spezielles Projekt würdigen muss. Ein Dank gebührt natürlich auch den Schauspielern, die ein solch riskanten Ansatz die gesamte Zeit über unterstützt haben, der Soundtrack ist auch super und dennoch ist das so ein Film den man nur schwer empfehlen kann.

Auf Grund des Erfolges in der Awardsaison, kam Boyhood zwar vor einigen Wochen sogar ein zweites Mal ins Kino und trotzdem denke ich, dass die Besucherzahlen eher unterdurchschnittlich gewesen sind. Das ist halt kein Film für die breite Masse. Und selbst für diejenigen, die auch den kleinen Film zu schätzen wissen, bedeutet das nicht auch, dass sie was mit Boyhood anfangen können. Verrückt, wenn man bedenkt, dass ich hier über einen der größten Oscarfavoriten dieses Jahr spreche.

  • Film: 4/5
  • Empfehlung: Jein, vermutlich eher nicht.

Die Entdeckung der Unendlichkeit | Kritik / Review (Oscars 2015)

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Ich glaube dass fast jeder Mensch, egal ob er etwas mit Physik oder der Wissenschaft im Allgemeinen zu tun hat, wissen wird, wer Stephan Hawking ist, denn es gibt wohl keinen Wissenschaftler, der es geschafft hat, sich wie er in der Popkultur zu verankern. Der aktuelle Gesundheitszustand Hawkings ist den meisten zwar bekannt, jedoch versucht James Marsh (Man on Wire) uns in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ oder auch „The Theory of Everything“ vor allem zu zeigen, wie der geniale Kopf einst zu seinen bahnbrechenden Erkenntnissen kam und zeitgleich lernen musste mit seiner ALS-Diagnose umzugehen. Für die Rollen von Stephen Hawking und seiner Frau Jane Wilde wurden mit Eddie Redmayne (Les Misérables) und Felicity Jones (The Amazing Spider-Man 2 – Kritik hier) hierfür zwei Jungsschauspieler verpflichtet, die mit diesem Film wohl die größte Chance ihrer noch jungen Karriere bekommen haben um sich zu beweisen.

Storyanriss:

Während seines Studiums an der renommierten Cambridge University in den 1960er Jahren verliebt sich der brillante Naturwissenschaftler Stephen Hawking (Eddie Redmayne) bis über beide Ohren in die Sprachenstudentin Jane Wilde (Felicity Jones). Einen herben Rückschlag erhält der theoretische Physiker, der sich vor allem mit dem Phänomen der Zeit und dem Ursprung des Universums beschäftigt, im Alter von nur 21 Jahren, als bei ihm die degenerative Nervenkrankheit ALS diagnostiziert wird. Die Ärzte geben ihm nur noch etwa zwei Jahre zu leben. Doch schiere Willenskraft und nicht zuletzt die Liebe Janes, die ihn nach dem niederschmetternden Befund nicht etwa verlässt, sondern seine Frau wird, helfen ihm, den immer größeren körperlichen Einschränkungen zu trotzen und schließlich mit seinen bahnbrechenden Forschungen in die Geschichte einzugehen.

die entdeckung der unendlichkeit

Das menschliche Streben sollte keine Grenzen kennen.

Fazit:

Richtig toller Film, der trotz seiner Länge von 2,5h nie langatmig und in keinster Weise langweilig einen Eindruck über den Werdegang eines der größten Genies unserer Zeit gibt. Die zwei Hauptrollen wurden einfach nur perfekt von Felicity Jones und Eddie Redmayne verkörpert, denn beide Charaktere und Schauspieler waren grandios in ihrem Facettenreichtum und ihrer nuancierten Darstellung. Besonders aufgetrumpft hat Eddie Redmayne, der den körperlichen Zerfall von Stephen Hawking beängstigend authentisch und brilliant darstellt und durchaus zu recht den Golden Globe dieses Jahr bekommen hat. Darüber hinaus punktet der Film vor allem durch die vermittelten Emotionen: hin und wieder kann man lachen, mitfühlen, wohlfühlen oder auch weinen. Vor allem aber denke ich, dass der große Lebensmut und die Stärke Hawkings und Wildes sehr inspirierend sind und Die Entdeckung der Unendlichkeit zu einem rundum gelungenen Filmerlebnis machen.

  • Film: 4/5
  • Empfehlung: Ja!