Dunkirk | Kritik / Review (Oscars 2018)

Dunkirk

(Trailer)

Gestern habe ich euch Die dunkelste Stunde von Joe Wright vorgestellt, der die Rettungsaktion von Dunkirk aus der politischen Sicht betrachtete. Heute befassen wir uns mit Dunkirk von Christopher Nolan (Interstellar), der die Geschichte über die Soldaten vor Ort erzählt. Nolan hat aus diesem Stoff ein großes Filmexperiment gemacht und unter anderem mit seinem Kamermann Hoyte von Hoytema auf IMAX 65mm Kameras gefilmt.

Christopher Nolan, der wohl bei der breiten Masse beliebteste Regisseur unserer Zeit, ist zum ersten mal für den Regie-Oscar nominiert. Für viele ungewöhnlich hat er sich dieses Mal für die Verfilmung eines geschichtlichen Ereignisses entschieden: der Belagerung Dunkirks/Dünkirchen zur Zeit des zweiten Weltkriegs. Neben neuen Gesichtern wie Harry Styles oder Fionn Whitehead, sind mit Tom Hardy (Mad Max Fury Road), Mark Rylance (Bridge of Spies) und Cillian Murphy (28 Days Later) auch paar gestandene Schauspieler dabei.

Storyanriss:

Mai 1940, der Zweite Weltkrieg tobt: Die Nazis haben die französische Hafenstadt Dünkirchen eingekesselt und für deren Bewohner und die 400.000 dort stationierten Soldaten scheint die Lage ausweglos. Denn durch die feindlichen Truppen auf der einen Seite und das Wasser auf der anderen scheint es keine Chance auf Überleben zu geben. Doch in Großbritannien ersinnt man eine kühne Rettungsmission, von der zuerst nur die wenigsten glauben, dass sie Aussicht auf Erfolg haben kann: Während die eingekesselten Soldaten, darunter Tommy (Fionn Whitehead), Alex (Harry Styles) und Gibson (Aneurin Barnard), am Boden ums Überleben kämpfen, sorgen RAF-Piloten wie Farrier (Tom Hardy) in ihren Spitfires für Feuerschutz aus der Luft. Gleichzeitig eilen von Commander Bolton (Kenneth Branagh) koordinierte Zivilisten wie Mr. Dawson (Mark Rylance) den eingekesselten Soldaten mit ihren kleinen Booten übers Wasser zu Hilfe.

Hope is a weapon.

Fazit zu „Dunkirk“:

Für mich ist Dunkirk ein sehr beeindruckendes Filmexperiment. Ich habe den Film im IMAX gesehen wie es von den meisten Kritikern empfohlen wird und kann diesen Tipp nur an euch weitergeben. Die 2-3 € Preisunterschied lohnen sich. Christopher Nolan macht mal wieder einiges anders als andere Genrevertreter wie beispielsweise Der Soldat James Ryan oder Hacksaw Ridge. So gibt es zwar wechselnde Figuren die wir immer Mal wieder begleiten aber keiner von ihnen ist wirklich ein typischer Hauptcharakter im klassischen Sinne. Es gibt auch trotz toller Schauspieler kaum Dialoge im Film.

Letztlich ist jede Figur gleich viel wert in diesem Krieg oder eben nicht. Genauso entschied sich Nolan dagegen Dunkirk nach gängigem Schema eines Dramas zu inszenieren und dem Zuschauer einen wirklichen Klimax zu bieten auf den man hinfiebert und der das Highlight des Films darstellt. Es ist eher so, dass dieser Anti-Kriegsfilm ab der ersten Szene eine Anspannung beim Zuschauer auslöst, die sich dann den kompletten Film auf einem hohen Level hält. Das mag ungewöhnlich sein und vielleicht bei einigen eher negativ ankommen aber ich habe das für mich so gedeutet, dass dir diese Inszenierung das Gefühl der im Film gezeigten Soldaten zeigen soll, die auch unter permanenter Anspannung von einer gefährlichen Situation in die nächste geraten und sich nie sicher fühlen konnten.

Großen Anteil an diesem beklemmenden Gefühl hatte vor allem das grandiose Soundediting, welches auch für den Oscar nominiert wurde. Gerade im IMAX fühlte man sich wie mitten drin, wenn von allen Winkeln Gunshots oder Explosionen zu hören waren. Darüber hinaus fand ich die Idee cool im Prinzip drei Geschichten und Zeitebenen ineinander zu verflechten. So erzählt Nolan die Belagerung und Befreiung Dunkirks zum einen aus der Sicht der Soldaten auf dem Land über einen Zeitraum von einer Woche, zum anderen aus der Sicht einer Bootscrew über einen Tag und zu guter Letzt durch die Augen zweier Piloten die eine Stunde im Geschehen sind. Das ist komplex, manchmal auch ein wenig verwirrend aber insgesamt ziemlich stark.

Auch wenn ich mir prinzipiell eher andere Stoffe von Nolan wünsche, muss ich sagen, dass er mich mit Dunkirk dann doch positiv überrascht und einen toll inszenierten Film auf die Leinwand gebracht hat.

Die dunkelste Stunde | Kritik / Review (Oscars 2018)

 (Trailer)

Die Academy liebt Filme mit wahren Geschichten. Joe Wrights (Abbitte) Die dunkelste Stunde ist da keine Ausnahme. Das Drama rund um Churchill ist keineswegs ein Biopic, welches das gesamte Leben dieses Politikers abdeckt, sondern viel mehr den Fokus auf die schwierigste Phase und sogenannte dunkelste Stunde seiner Karriere zur Zeit des 2. Weltkriegs. Für die Hauptrolle konnte man Gary Oldman (Leon – Der Profi) verpflichten, der mit seiner zweiten Oscar-Nominierung nach Dame, König, As, Spion und seiner Transformation zu Winston Churchill zu den absoluten Favoriten 2018 gehört – auch um sein Lebenswerk zu ehren.

Storyanriss:

Erst wenige Tage im Amt, steht der neue britische Premierminister als Nachfolger von Neville Chamberlain (Ronald Pickup) 1940 vor einer Mammutaufgabe. Die gegnerische Streitmacht stürmt West-Europa, die Niederlage gegen Nazi-Deutschland ist beinahe schon besiegelt – also steht Winston Churchill (Gary Oldman) unter Druck, einen Frieden mit Adolf Hitler zu verhandeln, der Großbritannien zu einer Marionette des Dritten Reiches machen würde. Während die britische Armee in Dünkirchen strandet, beweist Churchill Courage und kämpft weiter. In seiner wohl dunkelsten Stunde als Premier muss er den baldigen Einmarsch der Nazis verhindern, sich gegenüber seiner eigenen Partei und dem skeptischen König George VI. (Ben Mendelsohn) durchsetzen und seine Nation vereinen.

Those flaws are integral to the man and to his achievements, and that’s what I find really interesting—the idea that our flaws and our virtues are kind of the same thing. – Regisseur Joe Wright

Fazit zu „Die dunkelste Stunde“:

Für mich persönlich vielleicht die größte Überraschung unter den Nominierten, vermutlich weil ich vorab fast am Wenigsten davon erwartet habe. Ich dachte, es würde sich bei diesem Film um ein reines Vehicle für Gary Oldmans Karrieren-Oscar handeln und ja, darauf liegt schon der Fokus und ja, er wird ihn vermutlich verdient gewinnen dieses Jahr, aber mich hat auch Die dunkelste Stunde als Gesamtprojekt sehr gut gefallen.

Gary Oldman und Kristin Scott Thomas in Die dunkelste Stunde / Darkest Hour

Im Vergleich zu Die Verlegerin empfand ich ihn weder als langweilig noch als zu lang. Churchill war ein interessanter Mann und diese Situation im zweiten Weltkrieg war dann doch ziemlich spannend. Neben den tollen darstellerischen Leistungen – natürlich allen voran Gary Oldman – haben mir die Beziehung zu seiner Frau (Kristin Scott Thomas) und dem Rest seiner Familie sowie zu seiner Assistentin (Lily James) gefallen. Diese haben uns als Zuschauer dann auch den privaten, verletzlichen und von Selbstzweifeln geplagten Churchill gezeigt, den er gegenüber dem Volke und seiner politischen Konkurrenz nicht zeigen durfte.

Hier gab es so einige Szenen – gerade auch im Zusammenhang mit Dunkirk – die mich emotional an die Figuren und den Film gebunden haben. Auch verrückt, dass es aus dem Nichts zwei Filme in einem Jahr gibt über Dunkirk/Dünkirchen und beide für den Besten Film des Jahres nominiert sind.

Im Zusammenhang mit diesem Film muss man auch die grandiose Leistung des Make-Up Departments loben. Gary Oldman hat seine Zusage für Die dunkelste Stunde davon abhängig gemacht, ob Make-Up Legende Kazuhiro Tsuji (Der seltsame Fall des Benjamin Button) für ihn aus dem Ruhestand zurückkommt, weil dieser laut Oldman der einzige ist, der seine Transformation glaubwürdig machen kann. Zum Glück hat das geklappt und hat so unglaublich zur Immersion beigetragen. Die dunkelste Stunde hat mich definitiv abgeholt und positiv überrascht – toll!

 

Call Me by Your Name | Kritik / Review (Oscars 2018)

(Trailer)

Call Me by Your Name ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von André Aciman. Der italienische Regisseur Luca Guadagnino (A Bigger Splash) hat diese Geschichte adaptiert und kurzerhand in seine Heimatstadt Crema verlegt, wo der Film auch gedreht wurde. Die beiden Hauptrollen wurden mit Armie Hammer (Codename U.N.C.L.E.) und Timothée Chalamet (Interstellar) besetzt. Chalamet hat für den Film extra Italienisch und Piano spielen gelernt. In Nebenrollen kann man unter anderem Michael Stuhlbarg sehen, der dieses Jahr mit Die Verlegerin, Call Me by Your Name und The Shape of Water in gleich drei Filmen mitspielt, die allesamt für den Oscar in der Kategorie „Bester Film“ nominiert sind.

Storyanriss:

Norditalien, 1983: Familie Perlman verbringt den Sommer in ihrer mondänen Villa. Während der 17 Jahre alte Sohn Elio (Timothée Chalamet) Bücher liest, klassische Musik hört und keinen Flirt mit seiner Bekannten Marzia (Esther Garrel) auslässt, beschäftigt sich sein Vater (Michael Stuhlbarg), ein emeritierter Professor, mit antiken Statuen. Für den Sommer hat sich der auf griechische und römische Kulturgeschichte spezialisierte Archäologe mit Oliver (Armie Hammer) einen Gast ins Haus geholt, der ihm bei seiner Arbeit zur Seite stehen soll. Der selbstbewusste und attraktive Besucher wirbelt die Gefühle des pubertierenden Elio ganz schön durcheinander. Während sich langsam eine Beziehung zwischen den beiden anbahnt, merkt Elio, dass er trotz seiner Intelligenz und der Bildung, die er dank seinem Vater und seiner Mutter Annella (Amira Casar) genießt, noch einiges über das Leben und die Liebe lernen muss.

Fazit zu „Call Me by Your Name“:

Eine sehr sanfte und gefühlvolle Erzählung über eine Sommerliebe zwischen einem Teenager und einem erwachsenen gestandenen Mann. Diese Geschichte einer ersten, wenn auch ungewöhnlichen Liebe wird mehr als nur durch Worte erzählt. Vor allem die Musik, Blicke und Gesten untermalen das Geschehen perfekt. Zwei der Songs, unter anderem der für den Oscar nominierte „Mystery of Love“ stammen aus der Feder Sufjan Stevens.

Timothee Chalamet und Michael Stuhlbarg, Vater-Sohn-Gespräch - Call Me by Your Name

Call Me by Your Name handelt nicht nur von Liebe, es geht auch um Familie, Mitgefühl, sexuellem Begehren, dem Erkunden des eigenen Körpers und der eigenen Sexualität generell. Wenn ich euch sage, dass die berüchtigte Nektarinenszene des Films die vielleicht expliziteste aber nicht ungewöhnlicheste Sexszene der diesjährigen Oscars darstellt, dann könnte ihr gespannt bleiben was die Tage noch folgt.

Das Schauspiel würde ich als eher unauffällig und unaufdringlich aber sehr gut beschreiben. Ein Dialog von Vater und Sohn, sowie die finale Szene haben es mir besonders angetan. Timothée Chalamet, ist mit erst 22 Jahren der jüngste Nominierte in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ seit 1939. Wenn er gewinnen sollte, wäre er der jüngste Sieger in dieser Kategorie. Außergewöhnliches Jahr für ihn, neben der eigenen Oscar-Nominierung für Call Me by Your Name spielte er auch in Greta Gerwigs Lady Bird mit, den ich euch bereits am Freitag vorstellte.

Luca Guadagninos gefühlvolles Schwulendrama Call Me by Your Name trifft die richtigen Töne. Auch wenn man beide Filme trotz ihres homosexuellen Backgrounds nicht direkt miteinander vergleichen kann, hat sich der Vorjahressieger Moonlight aber stärker in mein Gedächtnis eingebrannt und letztlich besser gefallen. Nichtsdestotrotz war der Film gut genug, um verdient als einer der Favoriten im Oscar-Rennen zu gelten.

 

Die Verlegerin | Kritik / Review (Oscars 2018)

(Trailer)

Die Verlegerin / The Post gehört wohl zu den „oscar-baitigsten“ Beiträgen der diesjährigen Academy Awards. Die Fakten: Meryl Streep (Die Eiserne Lady) hat nun 21 Oscar-Nominierungen inne, Tom Hanks (Forrest Gump) gilt als beliebtester Schauspieler Amerikas, Steven Spielberg (Der weiße Hai) ist nicht nur eine Regielegende, sondern gleichzeitig auch immer Favorit auf einen Goldjungen. Diese Faktoren kombiniert mit einer wahren Geschichte und nicht ganz subtil geäußerten Parallelen zur aktuellen Trump-Regierung runden das Oscar-Gesamtpaket ab. Dementsprechend überraschend war es, dass der Film bis auf eine Nominierung für „Bester Film“ und „Beste Hauptdarstellerin“ leer ausging.

Storyanriss:

In den 1970er Jahren übernimmt Katharine „Kay“ Graham (Meryl Streep) das Unternehmen ihrer Familie – die Washington Post – und wird so zur ersten Zeitungsverlegerin der USA. Schon bald darauf bekommt sie die volle Last dieser Aufgabe zu spüren: Post-Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks) und sein Reporter Ben Bagdikian (Bob Odenkirk) haben vom Whistleblower Daniel Ellsberg (Matthew Rhys) geheimes Wissen über die sogenannten Pentagon Papers, Dokumente, die brisante Informationen über Amerikas Rolle im Vietnam-Krieg enthalten, in Erfahrung gebracht. Die beiden Vollblutjournalisten wollen die Informationen um jeden Preis veröffentlichen, trotz aller etwaigen rechtlichen Konsequenzen. Kay Graham bangt dagegen um die Sicherheit und die finanzielle Zukunft ihrer Angestellten. Ihre Position als Verlegerin, amerikanische Patriotin und Geschäftsfrau bringt sie in eine moralische Zwickmühle.

Tom Hanks, Meryl Streep und Steven Spielberg am Set von Die Verlegerin

He makes the Movie in real time, right in front of us – Tom Hanks über Steven Spielberg.

Fazit zu „Die Verlegerin“:

Nur zwei Nominierungen? Ich muss sagen: völlig zurecht. Vielleicht würde ich bei einem erneuten Betrachten den ersten Eindruck ein wenig relativieren, weil man auch nicht jeden Tag gleich gut drauf ist. Stand jetzt kann ich nur sagen, dass ich Die Verlegerin / The Post absolut dröge und langweilig fand. Sowohl Spielbergs letzter Film „Bridge of Spies“ oder auch Oscar-Gewinner Spotlight, die einen ähnlichen Stil beziehungsweise Themengebiet abdeckten, haben mich deutlich besser unterhalten.

Auch Meryl Streeps Rekordnominierung ist für mich mal wieder nicht nachvollziehbar. Aubrey Plaza für Ingrid Goes West wäre eine mutigere Entscheidung gewesen, statt zum 21. Mal Meryl Streep zu pushen. Alles in allem war Die Verlegerin wie zu erwarten ein sehr solider Film, aber weder sonderlich innovativ, noch unterhaltsam. Schlichtweg zu sehr auf Sicherheit konzipiert. Sogar das Watergate-Sequel wird am Ende schon kalkulierend angeteased.

Natürlich ist der Film nicht schlecht, doch für mich persönlich ist es die Enttäuschung der diesjährigen „Bester Film“-Kategorie. Ich hätte hier lieber Filme wie Ingrid Goes West, Good Times, Wind River oder vor allem Blade Runner 2049 gesehen.

Lady Bird | Kritik / Review (Oscars 2018)

(Trailer)

Was für eine Erfolgsstory: Greta Gerwig, die man zu Beginn ihrer Karriere in Hollywood sowohl bei sämtlichen Schauspielschulen als auch für die Drehbuch-Programme ablehnte, ist nun mit ihrem ersten eigenen Film auf der Erfolgsspur und trifft den Nerv der Zeit. Gerwig, die jahrelang als Indi-Geheimtipp galt und es mit der Hauptrolle im „How i met your Mother“-Spinoff auch fast in den Mainstream schaffte, nimmt jetzt auf dem Regiestuhl platz und scheint damit ihre Bestimmung gefunden zu haben.

Lady Bird hatte über das Jahr 2017 gesehen vermutlich die längste Zeit den größten Buzz der Kandidaten. Grund dafür war unter anderem die 100%-Kritikerzustimmung auf RottenTomatoes.com. Es hat rekordverdächtige 196 positive Fresh-Kritiken auf RottenTomatoes.com gebraucht, bis sich ein Spielverderber fand, der ihrem Debütwerk Lady Bird die 100% Ratio zerstörte. Mittlerweile hat sich der Film nach knapp 280 Kritiken bei 99% eingependelt was schlicht phänomenal gut ist.

Storyanriss:

Christine McPherson (Saoirse Ronan) steht seit früher Kindheit im Schatten ihrer ehrgeizigen und durchsetzungsstarken Mutter Marion (Laurie Metcalf). Aus diesem Grund und weil sie genervt ist von ihrer konservativen katholischen High-School und den Einschränkungen des Lebens in einer Kleinstadt, versucht Christine, die sich selbst den Namen Lady Bird gegeben hat, ihrer nordkalifornischen Heimatstadt Sacramento zu entfliehen. Ein College an der Ostküste soll es sein, dort wo die Künstler und Intellektuellen leben, doch dafür hat ihre Familie eigentlich nicht genug Geld und ihre Noten sind zu schlecht. Innerhalb eines sehr prägenden Jahres verbringt sie viel Zeit mit ihrer besten Freundin Julie (Beanie Feldstein) und lernt gleich zwei junge Männer kennen, zu denen sie sich stark hingezogen fühlt: Den musikalischen, aus gutem Hause stammenden Danny (Lucas Hedges) und den betont coolen Rebellen Kyle (Timothée Chalamet).

What if this is the best version?

Fazit:

Bei all den Lobeshymnen und Rekorden vor dem offiziellen Kinostart baut sich natürlich beim potentiellen Publikum eine Erwartungshaltung auf, die fast kein Film in so einer Situation halten könnte. Lady Bird ist da nicht wirklich eine Ausnahme, auch wenn es sich um einen sehr guten Film handelt. Lady Bird erzählt eine klassische Coming-of-Age-Geschichte mit dem herausragenden Porträt einer Tochter-Mutter-Beziehung als emotionalen Kern.

Diese Figuren sind vielleicht keine Neuentdeckung im Storytelling, wirken aber sehr authentisch und wahrhaftig. Was für den einen Charakter ein Coming-of-Age-Moment ist, ist für den anderen eher als Loslassen zu verstehen. Zum Leben erweckt werden diese Rollen von Saoirse Ronan (Brooklyn) und Laurie Metcalf (Roseanne), die wie ich finde zurecht für die Darstellerkategorien der Oscars nominiert wurden – auch wenn sie den Goldenen Jungen am Ende vermutlich nicht gewinnen werden. Lang kann es aber für Saoirse Ronan nicht mehr dauern, die irische Schauspielerin ist erst 23 Jahre alt und wurde schon zum dritten Mal für einen Oscar nominiert.

Was Lady Bird besonders macht ist Greta Gerwig

Auch wenn die Geschichte als solches von Lady Bird rein fiktiv ist, gibt es mit dem Handlungsort oder paar Charakteristika im Film einige Aspekte, die autobiographische Parallelen aufweisen. Gerwig ist wie die Figur Lady Bird ein Freigeist mit einer Vorliebe für die Kunst. Ihre Leidenschaft für das Theater zeigte sie bei ihrem Cast – einer handerlesenen Zusammenstellung aus renommierten Broadway-Darstellern. Auch bei der Songauswahl hatte sie für jede Szene ein spezifisches Lied im Kopf, wofür sie sich beim Künstler selbst mit liebevollen Briefen die Nutzungserlaubnis einholte.

Nach Lina Wertmuller (Seven Beauties), Jane Campion (The Piano), Sofia Coppola (Lost in Translation) und Kathryn Bigelow (The Hurt Locker) ist Greta Gerwig erst die fünfte Regisseurin, die in der „Beste Regie“-Kategorie nominiert wurde. Kathryn Bigelow war 2010 die erste und einzige Gewinnerin – sie stach damals ihren Ex-Mann James Cameron (Avatar) aus. Lady Bird ist auch erst der vierte Film, wo eine Frau das Drehbuch schrieb sowie die Regie führte und für beide Kategorien für den Oscar nominiert wurde.

Greta Gerwig hat aus dem ursprünglich 350 Seiten umfassenden Script eine kompakte, in sich stimmige 94-minütige Dramödie gestrickt, die gleichermaßen Jugendliche als auch Erwachsene anspricht. Das Solo-Regiedebüt Lady Bird erfindet das Rad zwar nicht neu, bietet aber durch die starken Frauenrollen, tollen Darstellerinnen und starken Beziehung zwischen Mutter und Tochter einen Mehrwert.

 

Kurzkritiken Round-Up Januar / Februar 2018

Den Anfang dieses Jahr macht mein Kritik Round-Up für die Monate Januar und Februar. Im Detail geht es um die Kurzkritiken zu 50 Shades of Grey 3 – Befreite Lust, Pitch Perfect 3, Greatest Showman, The Cloverfield Paradox, Insidious 4: The Last Key, Criminal Squad, Maze Runnder 3, The Commuter, The Disaster Artist.

50 Shades of Grey 3 – Befreite Lust

Storyanriss:

Die schüchterne Anastasia Steele (Dakota Johnson) und der forsche Milliardär Christian Grey (Jamie Dornan) standen in ihrer Beziehung schon mehrere schwere Krisen durch. Nachdem Ana die Sado-Maso-Vorliebe ihres Partners zu teilen gelernt hatte und beiden endgültig klar geworden war, dass sie sich lieben, hat Ana Christians Heiratsantrag akzeptiert. Nach ihrer Hochzeit nebst den romantischen Flitterwochen bekommt das Paar dann aber neue, alte Probleme: Christian wird den dunklen Schatten seiner Vergangenheit einfach nicht los, außerdem bedroht Anas ehemaliger Boss Jack Hyde (Eric Johnson), den sie abgewiesen hatte und der rasend eifersüchtig auf Christian ist, mit kriminellen Machenschaften das Glück des Paares. Ana ist nun stärker als je zuvor, aber das ist auch bitter nötig: Schon wieder muss sie um ihre Liebe kämpfen.

Fazit:

Es ist ENDLICH vorbei: jahrelang hat man uns regelmäßig zum Valentinstag gequält mit diesen filmischen Lowlights, die in nahezu allen Aspekten absolut schrecklich sind. Der Abschluss der Reihe 50 Shades of Grey 3 – Befreite Lust, ist leider auch dieses Mal keine positive Ausnahme. Ich bin echt froh diese Filmreihe endlich als abgeschlossen zu sehen und ich bin mir sicher, dass das allen Beteiligten, ob nun den beiden Hauptrollen Jamie Dornan oder Dakota Johnson oder auch allen hinter den Kulissen so geht. Ich wünsche den beiden Darstellern zumindest, dass sie ähnlich wie es Robert Pattinson und Kristen Stewart nach Twilight gelungen ist, in Zukunft auf Grund des ganzen Geldes was sie mit diesem Franchise gemacht haben, sich die besseren Rollen in Indi-Filmen aussuchen zu können, weil sie finanziell ausgesorgt haben.

Kommen wir zum Film. Die einzelnen Teile machen einfach keine Evolution durch und übernehmen die Fehler und Probleme der Vorgängers gnadenlos mit in den neusten Ableger. Das straf ich ab. Die Beziehung der beiden Hauptfiguren ist nach wie vor richtig vergiftet, von Eifersucht und Kontrollzwängen geprägt und maximal ungesund. Die Chemie fehlt noch immer. Die romantischen Elemente kommen null bei mir als Empfänger an, dafür musste ich viel lachen – auch wenn das sicherlich nicht das Ziel der Macher war.

Zum Beispiel wenn die Kollegin von Ana sich zurecht, weil sie die einzige Person im Film ist die zu reflektieren scheint, mit „Sie wurden befördert.. und sie waren nicht mal hier. Viel Glück, nicht dass sie es bräuchten.“ andeutet, dass sich Ana nur hochgeschlafen hat zu ihrer Chefposition. Nach den Flitterwochen und zwei Tagen im Büro wird sich dann auch direkt wieder von Christian nach Espen entführt, weil sie eine Auszeit brauchte und sie sich natürlich verdient hat. Eine Chefin / Mitarbeiterin zum Verlieben.

Auch Christian und Ana greifen diese Thematik nochmals auf, wenn Ana sagt: „Die Leute denken eh ich hätte meinen Job nur dir zu verdanken“ woraufhin Christian nur erwidert: „Was nicht stimmt, das hast du durch harte Arbeit und Talent erreicht.“ Haha ist klar, die Talente hat sie dir aber wohl nur im SM-Keller gezeigt.

Auch der schon im letzten Film total forcierte Antagonist wirkt so unendlich lächerlich, dass man ihn null ernstnehmen kann. Plötzlich ist er Worldclass-Hacker und Bombenbauer, ein kriminelles Mastermind und seine Geschichte wird komplett unglaubwürdig mit der von Christian Grey verknüpft um eine künstliche Tiefe zu schaffen. Sigh. Ana wird auch mal fix zur Stuntfahrerin a la Fast&Furious. Natürlich darf auch nicht die obligatorische Formel: „Hey wir haben ein großes Problem, ich bin gerade richtig wütend auf dich. – okay lass entweder Sex haben oder etwas Materielles kaufen und alles ist vergessen.“ fehlen. Das ist so dumm, repetetiv und zu einfach.

Ich könnte noch mehr erzählen, bin es aber auch langsam überdrüssig. 3 Filme, 3x die selben Fehler, 3x absoluter Müll aber endlich ein Ende. Hoffentlich.

Criminal Squad

Storyanriss:

Als Ray Merriman (Pablo Schreiber) und seine Bande (unter anderem Curtis ‘50 Cent’ Jackson und O’Shea Jackson Jr.) in Los Angeles Banken einen Geldtransporter überfallen, kommt es dabei zu mehreren Toten. So gerät die sonst so vorsichtige und routinierte Gangster-Truppe auch ins Visier des skrupellosen Cops Nick Flanagan (Gerard Butler). Dessen Spezialeinheit operiert stets an der Grenze zwischen legalen und illegalen Aktionen und beginnt eine erbarmungslose Jagd auf Rays Bande. Die arbeitet gerade an einem letzten großen Coup: Sie wollen die die Federal Reserve Bank ausrauben, was zuvor noch nie jemandem gelungen ist. Das Risiko ist hoch, aber dafür winkt auch eine fette Beute. Immerhin lagern in der Bank der Banken jederzeit zwischen 500 und 800 Milliarden Dollar. Ein Rennen gegen die Zeit beginnt.

Fazit:

Criminal Squad oder Den of Thieves wie er im Original heißt, erinnert durch seine Thematik und Machart ein wenig an den Michael Mann Klassiker Heat aus dem Jahr 1995. Für mich ist Criminal Squad eine kleine positive Überraschung zu Beginn des Jahres, von dem ich bis zum Release nicht mal wusste, dass er kommt.

Der Cast ist super, vor allem Pablo Schreiber, O’Shea Jackson Jr. und Gerard Butler haben mir sehr gut gefallen. Gerard Butler, der im letzten Jahr mit Geostorm – im wahrsten Sinne des Wortes Katastrophenfilm – einen der größten Flops 2017 fabrizierte, kann hier richtig punkten. In Allererste Linie liegt das daran, dass er wie die Faust aufs Auge auf diese Rolle passt. Den knallharten und richtig ekligen Cop, der auf seine Vorgesetzten scheißt und dem für seine Ermittlungen jede Methode recht ist – auch wenn sie nicht rechtens ist.

Die Heistparts waren auch gelungen, der Actionpart des großen Finales war nicht perfekt, hatte aber paar coole Ideen, die teils an Sicario erinnerten und auch der Twist zum Schluss kennt man in dieser Form schon aus ähnlichen Filmen, die ich jetzt aus Spoilergründen nicht erwähnen werde. Insgesamt war Criminal Squad einfach sehr solide auch wenn er viele Versatzstücke aus Klassikern der Filmgeschichte adaptiert hat. Hin und wieder gilt dann doch: besser gut geklaut, als schlecht erfunden.

Maze Runner 3 – Die Auserwählten in der Todeszone

Storyanriss:

Thomas (Dylan O’Brien), seine Freunde und die Widerstandskämpfer von The Right Arm haben sich der mächtigen Organisation WCKD gestellt und wissen nun, warum die „Auserwählten“ so hartnäckig verfolgt werden – in ihnen steckt der Schlüssel zu einem Heilmittel für ein Virus, das „der Brand“ genannt wird und dem der Großteil der Menschheit bereits zum Opfer gefallen ist. Nach einem Kampf sind einige von Thomas‘ Freunden in die Hände der Organisation und deren skrupellosen Leiters Janson (Aidan Gillen) gefallen – doch Thomas kann nicht akzeptieren, dass sie zum Wohle anderer ihr Leben lassen sollen, und auch mit der zur Gegenseite gewechselten Teresa (Kaya Scodelario) hat er noch eine Rechnung offen. Mit seinen verblieben Mitstreitern macht sich Thomas auf den Weg in die Letzte Stadt, wo WCKD seinen Hauptsitz hat – und dieser Weg führt sie ausgerechnet dorthin, wo alles begann.

Fazit:

Eine weitere Trilogie findet ihren Abschluss in diesem Monat. Durch einen schweren Unfall am Set von Hauptdarsteller Dylan O’Brien, musste die Produktion und somit auch die Veröffentlichung um ein knappes Jahr verschoben werden – aber immer noch besser als das Schicksal der andere Young Adult Filmreihe Divergent, dessen Schicksal es war nur 2 von 3 Filmen ins Kino zu bekommen, bevor man sich dazu entschied, den dritten nur ins TV zu bringen. Maze Runner hat sich auch inhaltlich deutlich besser entwickelt als Divergent.

Den ersten Teil Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth fand ich damals sogar überraschend stark, Maze Runner 2 – Die Auserwählten in der Brandwüste und jetzt Maze Runner 3 – Die Auserwählten in der Todeszone litten wie viele Franchises ein wenig unter dem Fakt, dass sie die Welt öffnen mussten und dann nicht mehr an jeder Stelle das hohe Niveau halten konnten. Dennoch waren beide Nachfolger insgesamt noch unterhaltsame Ableger mit einigen sehr guten Szenen, einem tollen aufstrebenden Cast – allen voran Dylan O’Brien, der mich 2017 auch mit American Assassin überzeugte – und paar mutigen Entscheidungen.

Was mir jetzt am Abschluss der Reihe nicht so gut gefallen hat, ist zum Beispiel das verschenkte Potential eines so tollen Darstellers wie Walton Goggins. Sein Charakter hätte man sicherlich deutlich besser ausleuchten können. Auch zum Ende hin hangelt man sich leider ein wenig an einer Stereotypen-Checkliste ab.

Maze Runner 3 – Die Auserwählten in der Todeszone setze ich in etwa mit dem zweiten Teil gleich, die beide nicht an den Start der Reihe 2014 rankommt.

 

The Disaster Artist

Storyanriss:

Tommy Wiseau (James Franco) und Greg Sestero (Dave Franco) lernen sich in einer Schauspielschule kennen und werden über ihre gemeinsame Bewunderung für James Dean und ihren geteilten Traum von einer Karriere in Hollywood schnell Freunde. Greg bewundert Tommy für seine Furchtlosigkeit auf der Bühne und dafür, dass er niemals aufgibt, allerdings wird den beiden schnell klargemacht, dass sie keine Chancen auf eine Schauspielkarriere haben. Da kommt ihnen eine Idee: Warum nicht einfach einen eigenen Film drehen? Tommy schreibt das Drehbuch, kauft von seinem eigenen Geld das nötige Equipment und heuert eine Filmcrew an – und schon kann die Produktion beginnen. Doch schnell stellt sich heraus, dass Tommy, der Hauptdarsteller, Produzent, Regisseur und Autor in Personalunion ist, keine Ahnung vom Filmemachen hat, was aber nicht bedeutet, dass er sich vom erfahrenen Script Supervisor Sandy Schklair (Seth Rogen), der einzigen Stimme der Vernunft, reinreden ließe.

Fazit:

Ein super interessantes Filmprojekt, das bei den Oscar-Nominierungen leider ein wenig gesnubbed wurde – vermutlich auf Grund der Belästigungsvorwürfe gegen Regisseur und Hauptdarsteller James Franco, der sogar noch den Golden Globe gewinnen konnte und viele auch als sicheren Kandidaten für die Oscars sahen. Nun kam aber alles anders, was den eigentlichen Film nicht schmälern soll.

The Disaster Artist erzählt die verrückte Entstehungsgeschichte zu einem der schlechtesten Filme der Geschichte, The Room von Tommy Wiseau. Bei Tommy Wiseau weiß man gar nicht wo man anfangen soll zu erzählen, weil er einfach unfassbar ist. Als grandios schlechter Schauspieler wurde er nicht erfolgreich, entschied sich daraufhin dazu, seinen eigenen Film zu produzieren. Er schrieb ein mieses Script, finanzierte aus bis heute unbekannten aber wohl unerschöpflichen Finanzquellen aus eigener Tasche Filmcrew, Filmsets und 2 ganze Kameraequipments im Wert von knapp 10 Millionen. Er bezahlte ein Kino dafür seinen Film 2 Wochen lang im Kino zu behalten um für die Oscars zugelassen zu werden.

All das und noch viel mehr inszeniert hier James Franco auf wunderbare Art und Weise. The Disaster Artist ist unfassbar lustig, weil alles was Tommy macht so absurd ist und regelmäßig zur Fremdscham führt, wenn dir als Zuschauer wieder bewusst wird, dass das wirklich so passiert ist. James Franco liefert hier auch eine starke Performance ab und man merkt seine Begeisterung für den Stoff. Dennoch funktioniert der Film auch ohne die Grundlage The Room gesehen zu haben, was The Disaster Artist sicherlich der breiten Masse zugänglicher macht.

Mittlerweile hat The Room einen Kultstatus entwickelt, der weltweit durch Trashabende im Kino sogar seine Kosten wieder eingespielt hat und Tommy Wiseau zu Ruhm führte, auch wenn er zu diesem sicherlich ursprünglich anders kommen wollte. Klare Empfehlung für diese Comedyperle.

 

The Commuter

Storyanriss:

Michael MacCauley (Liam Neeson) ist Versicherungsmakler und führt ein beschauliches Leben. Seit zehn Jahren pendelt er jeden Tag mit dem Zug aus dem verschlafenen Vorort, in dem er mit seiner Familie lebt, nach Manhattan. Doch eines Tages wird seine Routine gestört: Er trifft während der morgendlichen Zugfahrt auf eine mysteriöse Fremde namens Joanna (Vera Farmiga), die sich zu ihm setzt und ihn in ein Gespräch verwickelt. Nach und nach offenbart sie Michael, dass sie nicht einfach nur an Smalltalk interessiert ist. Wenn er mit Hilfe von zwei vagen Hinweisen einen bestimmten Passagier an Bord des Zuges findet, dann winkt ihm eine hohe Belohnung. Sollte er sich jedoch weigern, ist nicht nur das Leben aller Mitreisenden in Gefahr, sondern auch das von Michaels Familie. Ihm bleibt keine andere Wahl, als Joannas Spiel mitzuspielen – und er hat nur eine Stunde Zeit.

Fazit:

Das Erfolgsduo bestehend aus Regisseur Jaume Collet-Serra und seinem Hauptdarsteller Liam Neeson starten das Jahr 2018 mit ihrem bereits vierten gemeinsamen Projekt. Nach Unknown Identity, Non-Stop und Run all Night folgt nun der Action-Thriller The Commuter, der sich gefühlt an der Idee zu Non-Stop orientiert und nur das Setting ändert. Dieses Mal muss Liam Neeson nicht als Air-Marshall Terroristen an Bord eines Flugzeugs entlarven, sondern als Ex-Cop während einer Zugfahrt eine Person ausfindig machen, die nicht zu den anderen Fahrgästen passt und Geheimnis verbirgt.

Wie immer bei diesen typischen Liam Neeson Actionfilmen der letzten Jahren gilt: nicht schlecht, aber auch nicht zwangsläufig ein Grund ins Kino zu gehen. Für einen Filmabend sicherlich eine Option als leichte Kost, denn irgendwie macht es ja schon auch immer Spaß ein wenig zu rätseln, wer denn der „Mörder im Orientexpress“ ist, aber spätestens bei den CGI-Actionparts des Films fällt er ein wenig in sich zusammen. Die Prämisse ist schon immer ganz spannend, aber an der Umsetzung hapert es dann hier und da. Jaume Collet-Serra kann qualitativ für mich nicht an seinen letzten Film The Shallows heranreichen, der es sogar 2016 in meine Topliste schaffte.

The Greatest Showman

Storyanriss:

Als P.T. Barnum (Hugh Jackman) seine Arbeit verliert, treiben ihn und seine Frau Charity (Michelle Williams) Existenzsorgen um. Doch dann hat der zweifache Vater Barnum eine Geschäftsidee: Er gründet ein Kuriositätenkabinett, für das er unter anderem eine bärtige Frau und einen kleinwüchsigen Mann anheuert. Doch er will seinen zahlenden Gästen nicht nur Kurioses bieten, sondern auch eine atemberaubende Show mit Akrobaten wie der Trapezkünstlerin Anne Wheeler (Zendaya) und spektakulären Tänzern. Gleichzeitig sehnt Barnum sich nach dem Respekt der feinen Gesellschaft, die hochnäsig auf seinen Zirkus herabsieht. Er tut sich daher mit dem seriösen Theatermacher Phillip Carlyle (Zac Efron) zusammen und als er bei einer königlichen Audienz der schwedischen Opernsängerin Jenny Lind (Rebecca Ferguson) begegnet, wittert er die Chance darauf, endlich auch in der High Society und in der Kunstszene ernstgenommen zu werden.

Fazit:

The Greatest Showman ist trotz größtenteils negativen Kritiken schon jetzt einer der krassen Überraschungshits 2018 an den Kinokassen. Dem Publikum hat Hugh Jackmans neuestes Musical gefallen und vor allem so gut gefallen, dass sie mehrfach ins Kino gingen und durch Mund-zu-Mund-Propaganda noch Familie und Bekannte dafür begeistern konnten. Auch das Studio reagierte gut auf diesen Erfolg und pushte mit Mitsing-Aufführungen das Kinoerlebnis für die Fans. Dies führte dazu, dass The Greatest Showman zu den wenigen Filmen gehört die einen unfassbar geringen Verlust von Einnahmen pro Woche hatte und nun schon knapp über 320 Mio eingenommen hat.

Mich persönlich hat der Trailer im letzten Jahr schon komplett abgeholt und mir Lust darauf gemacht. Eine Underdog- und Außenseiterstory, kombiniert mit einem coolen Cast und Musicalelementen konnte direkt einen Nerv bei mir treffen. Auch den Mainsong „This is me“ habe ich damals schon für einen sicheren Oscarkandidaten gehalten – was jetzt ja auch so kam.

Inhaltlich haben mich dann auch gerade diese Musicalnummern und der Cast überzeugt. Die Charaktere waren charmant, die Message der Songs und Geschichte an sich powerful und hat mich emotional schon erreicht. Die Geschichte im Film hat hier und da schon seine Probleme und kann nicht immer ein hohes Niveau halten. Das Lovetriangle empfand ich als unnötig und viele störten sich auch daran, dass P.T.Barnem ein wenig zu gut wegkommt, weil er im echten Leben gar nicht mal so ein feiner Kerl und teils skrupelos war.

Doch ich denke der Fokus bei The Greatest Showman liegt auf den Songs. Gerade besagter Titelsong, aber vor allem auch „Never enough“ von Rebecca Ferguson, zählen zu den klaren Highlights des Films. Wenn man sieht wie authentisch begeistert und fasziniert Hugh Jackmans P.T. Barnem von dieser Performance und Frau ist, dann springt das direkt über. Leider wurde bei mir dieser Eindruck ein wenig geschmälert als ich recherchierte und feststellte, dass die talentierte Rebecca Ferguson zwar auch eine Gesangsausbildung hat, aber hier der Song von Loren Allred eingesungen wurde, die man in Amerika durch ihre Teilnahme an The Voice kennt.

Das geht für mich leider ein wenig an der Idee eines Musicals vorbei. Der Titelsong „This is me“ hingegen wird auch von der Schauspielerin Keala Settle gesungen und wenn ich dann Videos aus den Rehearsals sehe, dann stellen sich mir die Nackenhaare auf, weil die Energie überspringt und die Power authentisch rüberkommt. Alles in Allem war The Greatest Showman sehr unterhaltsam und durchaus sympathisch.

Insidious 4: The Last Key

Storyanriss:

Parapsychologin Elise Rainier (Lin Shaye) wohnt mittlerweile mit den zwei Geisterjägern Specs (Leigh Whannell) und Tucker (Angus Sampson) zusammen. Gemeinsam sind sie die Firma Spectral Sightings, die auf das Austreiben von Dämonen spezialisiert ist, die aus einer Parallelwelt angreifen. Ihr neuester Fall führt das ungleiche Trio in Elises Vergangenheit – in ihr Elternhaus in New Mexico, wo sie als Kind Schreckliches erlebte und in dem nun eine andere Familie in Gefahr ist. Elise muss sich ihrer Vergangenheit und ihrer größten Angst stellen und es mit einer unsterblichen Kreatur namens Key Face aufnehmen, einem Dämon, den sie als Kind versehentlich befreite. Sollte ihr das gelingen, sind all die von Key Face gefangenen Seelen frei, doch sollte sie scheitern, wird auch Elises Geist für immer der Verdammnis anheimfallen.

Fazit:

Ich bin nicht der größte Fan der Insidious-Reihe und werde es auch mit diesem Teil nicht werden. Irgendwie sind mir die Inhalte zu repetitiv und mich kickt das alles nicht mehr so. „Oh ein böser Dämon trollt Familie X bis ein Ghostbuster ankommt und sich dem Problem annimmt.„. Mich langweilen nicht nur diese Wiederholungen die man natürlich mt den typischen 0815-Horrormomenten ausstaffiert, sondern auch die gesamte Inszenierung ließ mich weitestgehend kalt.

Dafür mochte ich aber Elemente des Setups wie zum Beispiel Lin Shaye, die sich als Elise mittlerweile zum Bindeglied der Filme und als die Hauptrolle etabliert. Zusammen mit Specs und Tucker hat man hier ein sympathisches Dreigespann mit dem ich mich als Zuschauer identifizieren kann. Als gelungen empfand ich dann auch die Idee ins Haus ihrer traumatischen Kindheit zurückzukehren und dort auch mit ihren privaten Problemen aufräumen zu lassen. Inklusive der Irrungen und Wirrungen.

Für mich hat also Insidious 4: The Last Key vor allem dann überzeugt, wenn es nicht um den Horror ging.

The Cloverfield Paradox

Storyanriss:

In fünf Jahren werden die Energieressourcen der Erde komplett erschöpft sein. Im Orbit vor dem Planeten versuchen Wissenschaftler (darunter Daniel Brühl, Ziyi Zhang, Gugu Mbatha-Raw, David Oyelowo und Chris O’Dowd) auf einer Raumstation, die Energiekrise unten zu lösen. Ein riskantes Experiment mit dem Shepard-Teilchenbeschleuniger soll die Lösung bringen: Funktioniert es, wäre die Energiekrise gelöst! Doch etwas geht schief und die Wissenschaftler kämpfen bald um ihr Leben.

Fazit:

The Cloverfield Paradox wird definitiv in der Retroperspektive des Jahres 2018 erwähnt werden, wenn auch eher für den Entstehungsprozess als für den eigentlichen Inhalt, denn das dritte Installment der „Cloverfield“-Reihe war unter anderem mal bekannt als God Particle, sollte dann schon 2017 ins Kino kommen, wurde auf 2018 verschoben, dann vor wenigen Wochen erneut verschoben mit Gerüchten, dass eventuell Netflix die Rechte abkaufen würde, um den Film auf ihrer Plattform zu veröffentlichen und nicht in den Kinos.

Doch die eigentliche Marketingbombe ließen die Verantwortlichen dann zum Superbowl platzen: ein Teaser kündigte während des Spiels an, dass The Cloverfield Paradox absofort auf der Plattform verfügbar sein würde und hat so mit minimalem Aufwand einen deutlich größeren Buzz erzeugt als die Konkurrenz mit ihren Werbekampagnen, die hundert Millionen kosten. Doch kommen wir zum eigentlich Film, denn da stellte sich für viele Zuschauer schnell raus, dass der neuste Ausflug ins Cloverfield Universum das starke Niveau von 10 Cloverfield Lane nicht halten konnte.

Auf der Habenseite kann man sicherlich einen tollen Cast rund um den deutschen Darsteller Daniel Brühl, Zhang Ziyi (endlich mal wieder in einem westlichen Film zu sehen), Chris O’Dowd und Gugu Mbatha-Raw verbuchen. Mit einer starken Chemie und guten Performances konnten die Darsteller überzeugen. Die erste Hälfte des Films war insgesamt auch ziemlich cool – als teils witzig, spannend, düster und gar trippy würde ich sie beschreiben. Danach verliert The Cloverfield Paradox die Struktur, Konflikte die man aufbaute werden nicht richtig aufgelöst, man bedient sich dann auch wieder bei sämtlichen Genre-Klassikern und es wird auch einfach sehr verwirrend.

Prinzipiell liebe ich was J.J. Abrams mit diesem Cloverfield Universum macht: das Marketing ist immer mysteriös aber super gut, die Stile der Filme unterscheiden sich massiv, doch leider merkt man ihnen auch immer an, dass sie ursprünglich nicht zwangsläufig als Cloverfield-Film konzipiert waren. Abrams findet tolle Filmprojekte angehender Regisseure und presst diese dann ins Konzept. 10 Cloverfield Lane hat man nachträglich ans Franchise angeknüpft, denn 95% des Films funktionieren auch so und auch der dritte Film jetzt wurde umgeschrieben. Die ganzen Parts auf der Erde oder die News des Verschwörungstheoretikers, den die Astronauten zu Beginn sehen, wirken schon wie Fremdkörper.

Vermarktet wird dieser Film damit, die Geschehnisse des ersten Teils aufzuklären, bleibt dem Zuschauer aber diese Antworten dann doch irgendwie schuldig. Am Ende hatte ich Bruchstücke aus denen ich mir meine eigene Logik basteln musste und blieb verwirrt zurück. The Cloverfield Paradox ist für mich am Ende des Tages eine Entäuschung nach dem richtig guten 10 Cloverfield Lane und wohl auch der schlechteste der gesamten Reihe.

Pitch Perfect 3

Storyanriss:

Gemeinsam haben sie die A-cappella-Welt verändert, doch nach ihrem Uni-Abschluss gehen die „Barden BellasBeca (Anna Kendrick), Fat Amy (Rebel Wilson) und Co. getrennte Wege. Mehr schlecht als recht versuchen sie, sich in der Arbeitswelt durchzuschlagen, wodurch die Sehnsucht nach gemeinsamen Gesangsauftritten steigt. Eines Tages hat Aubrey (Anna Camp) die zündende Idee: Vom Militär werden regelmäßig Unterhaltungsprogramme für die im Ausland stationierten US-Truppen veranstaltet und die Bellas sollen da mitmachen. Die Truppe wird also wiedervereint und gemeinsam geht es über den Atlantik zu einer Tournee durch mehrere europäische Städte. Und am Ende könnten sie sogar im Vorprogramm von DJ Khaled auftreten. Doch dafür müssen sie sich gegen ihre bislang härteste Konkurrenz durchsetzen: Musiker mit Instrumenten! Ob die gut geölten Stimmen der Bellas dagegen ankommen werden?

Fazit:

Und noch ein dritter Teil und angeblicher Abschluss eines Franchises. Die „Pitch Perfect„-Filme waren bislang sehr erfolgreich und beliebt, so dass es wenig verwundert, dass Anna Kendrick ein weiteres Mal als Beca die Barden Bellas anführen darf. Elizabeth Banks, die beim zweiten Teil noch Regie führte, nimmt für diesen Teil „nur“ die Doppelrolle der Produzentin und Schauspielerin ein, die als Berichterstatterin unseren Mädels rund um Fat Amy um die Welt folgt.

Der erste Film ist mittlerweile schon 5 Jahre her und hat mich damals sehr positiv überrascht, der zweite Ableger hatte natürlich nicht mehr den Bonus den so ein Originfilm mit sich bringt, erweiterte die Geschichte aber sinnvoll weiter und konnte das hohe Niveau halten – am Ende vielleicht sogar noch ein stückweit toppen. Der dritte Film versucht dies auch, schafft es aber meiner Meinung nach nicht. Der Aufhänger für die Geschichte ist prinzipiell ganz okay und löst sich von der Acapella-Turnier-Formel der Vorgänger, aber öffnet damit auch die Tore für allerlei Unfug der mir nicht gefallen hat. So entledigen sie sich beispielsweise in 2 Nebensätzen bedeutenden Figuren der ersten Filme und dünnen den Cast aus, füllen diese Lücken dann mit so schrecklichen Charakteren wie DJ Khalled, der sich hier selbst verkörpert.

Da die Mädels im dritten Teil ja nun die Armeestützpunkte in Europa abgrasen und mit „normalen“ Musikern zusammengewürfelt werden, führt das gerade zu Beginn zu sehr merkwürdigen Momenten meiner Meinung nach. So gibt es beispielsweise die Szene wo die Band rund um Ruby Rose einen unbekannten, durchschnittlichen Song mit ihren Instrumenten performen und das Publikum komplett ausrastet und als dann die Barden Bellas mit ihren typischen Coversongs-Mashups auftreten, das Publikum plötzlich so tut als ob sie gerade einen Zusammenschnitt der schlechtesten DSDS-Teilnehmer zu sehen bekämen, sie die Songs absolut nicht feiern würden und die Mädels mit verdutzten, abwertenden Blicken bestrafen.

Klar, ich verstehe schon, dass das eine gewisse Dramatik und Underdog-Loser-Story wie in den ersten beiden Filmen lostreten soll, aber es ist halt leider absolut unglaubwürdig und riss mich ein wenig raus. Später im Film kommen dann auch so hanebüchene Gangster-Action-Sequenzen die für mich null funktionierten und die sie getrost hätten weglassen können auch wenn John Lithgow wie üblich sehr witzig war.

Die Songpassagen, der Humor und wie üblich das gute Finale gleichen dann wiederum für das schwache Drehbuch aus und am Ende kann man den „Pitch Perfect„-Filmen auch nicht wirklich sauer sein auch wenn man hier nicht den stärksten Film ablieferte.

Moonlight | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Der Kontrast könnte fast nicht größer sein: Moonlight hat von allen „Best Picture„-Nominierten am wenigsten Geld an den Kinokassen generiert und ist dennoch zeitgleich der wohl größte Konkurrent von La La Land in dieser Kategorie. Moonlight hält einen sagenhaften 98% Score bei Rotten Tomatoes und galt für viele Kritiker als perfekter Film.

Regie führte Barry Jenkins, der in dieser Geschichte um einen schwulen Afroamerikaner der in einer rauen Welt aufwächst, Teile seiner eigenen Kindheit aufarbeitet, denn auch er ist wie Autor Tarell Alvin McCraney, der mit seinem Buch „In Moonlight Black Boys look Blue“ die Grundlage lieferte, wie die Hauptfigur im Film im Armenviertel Liberty City in Miami mit einer cracksüchtigen Mutter aufgewachsen.

Die Hauptrolle wird gleich von drei Darstellern (Alex R. Hibbert, Ashton Sanders und Trevante Rhodes) verkörpert, die bis dato entweder komplett unerfahren oder vor allem noch eher unbekannt waren. In den Nebenrollen findet man mit Naomie Harris (James Bond: Skyfall) , Mahershala Ali (House of Cards) und Janelle Monáe (Hidden Figures) drei größere Namen.

Storyanriss:

Der neunjährige, „Little“ genannte Chiron (Alex R. Hibbert) spricht nicht viel. Er frisst den Kummer in sich hinein, den seine alleinerziehende Mutter Paula (Naomie Harris) mit ihrer Cracksucht verursacht. Es braucht eine Ersatzfamilie, den Drogenhändler Juan (Mahershala Ali) und dessen Freundin Teresa (Janelle Monáe), damit sich der Junge langsam öffnet. Als Teenager hat Chiron (jetzt gespielt von Ashton Sanders) dann starke Probleme an der Highschool – weil er anders ist, mit seinem besten Kumpel und Schulkameraden Kevin (Jharrel Jerome) die ersten homosexuellen Erfahrungen macht. Schließlich, mit Ende 20, hat Chiron (jetzt gespielt von Trevante Rhodes) die Opferrolle abgelegt. Er nennt sich Black und macht sein Geld als Drogendealer. Ein überraschender Anruf von Kevin (jetzt gespielt von André Holland) aber löst etwas in ihm aus: Der Freund von früher, inzwischen ein Koch, bittet Black, ihn in Miami zu besuchen.

You, in the middle of the world.

Fazit:

Meine Erwartungshaltung an Moonlight war enorm und ich bin froh sagen zu können, dass er mich nicht enttäuscht hat. Genau genommen hat er mir sogar sehr gut gefallen. Der Film behandelt kritische und schwierige Themen wie das Drogenmillieu, das Erwachsenwerden und Homosexualität, schafft es aber diese Themen sehr nuanciert und feinfühlig aufzugreifen und teilweise uns Aspekte zu zeigen, die vielleicht sonst in ähnlichen Filmen zu kurz kommen oder auch gar nicht gezeigt werden.

Die periodische Erzählstruktur mit verschiedenen Darstellern, die den selben Charakter in einem unterschiedlichen Lebensabschnitt spielen, erinnert an Lion, der ebenfalls in der Kategorie Bester Film nominiert ist. Und wie auch bei Lion sind nicht nur die bekannten Nebendarsteller super, sondern vor allem auch die Neulinge in der geteilten Hauptrolle. Die Schauspielernominierungen haben aber vermutlich aufgrund dieser Teilung dann Mahershala Ali und Naomie Harris bekommen und mit paar starken Szenen auch verdient.

Mahershala Ali zeigt uns in wenigen außergewöhnlichen Szenen einen ambivalenten Drogendealer, den wir so vermutlich noch nie gesehen haben und Naomie Harris hat in nur 3 Tagen Drehzeit sämtliche Szenen abgedreht für ihre Rolle als cracksüchtige Mutter, die der echten Mutter von Regisseur Barry Jenkins nachempfunden ist. Starke Leistung von ihr, so hab ich sie noch nicht gesehen.

Generell scheint es dieses Jahr Trend in Hollywood zu sein, Performances zu würdigen, die nicht zwangsläufig viel Screentime gehabt haben müssen, sondern vielmehr in den wenigen Szenen in denen sie zu sehen sind einfach absolut on-point tolle Leistungen abriefen. Michelle Williams hat nur 2-3 Szenen, Mahershala Ali ist nur in einem Drittel des Films zu sehen, Nicole Kidman hat verhältnismäßig wenig Szenen und so weiter.

Die Dreiteilung von Moonlight hat mir aus vielerlei Gründen super gefallen so wie sie inszeniert war. Zum einen bekommt man statt einer guten Schauspielleistung glücklicherweise drei tolle Performances von Alex R. Hibbert, Ashton Sanders und Trevante Rhodes, die komplett andere Facetten bedienen mussten aber das einfach fantastisch umgesetzt haben. Auch erzählerisch bieten diese Kapitel komplett andere Ansätze und Themen: die erste Episode wirkt poetisch und hoffnungsvoll und behandelt sehr interessante Beziehungen und Bindungen zwischen den Figuren. Die Szenen im Meer oder am Küchentisch – wow. Die zweite Episode ist weniger mutig und erinnert dann noch am ehesten an Altbekanntes – abgesehen von der Szene am Strand. Mit der finalen Episode geht Barry Jenkins dann aber nochmal so einige Risiken ein, wenn er zunächst den uns als schüchternen mit stets gesenktem Kopf vorgestellten Jungen mit einer 180°-Wandlung als Klischee-Gangster präsentiert, dessen Fassade aber sofort zu bröckeln beginnt und seine geschundene Seele offenlegt, wenn er auf einen alten Bekannten trifft.

Klasse Film und vermutlich der Underdog mit der größten Chance auf einen Überraschungssieg in der Kategorie Bester Film.

Arrival | Kritik / Review

arrival-blog4(Trailer)

Mit Enemy, Prisoners und Sicario kann Regisseur Denis Villeneuve auf eine noch nicht sehr große aber dafür beeindruckende Filmographie zurückblicken. Die Qualitäten des kanadischen Regisseurs sind in Hollywood längst kein Geheimnis mehr, so dass der Hype um seinen neuen Film Arrival nicht sonderlich überraschend daherkommt. Amy Adams (American Hustle) und Jeremy Renner (Mission Impossible: Rogue Nation) spielen die Hauptrollen Louise und Ian. Zusätzlich ist unter anderem Oscar-Gewinner Forest Whitaker (Der letzte König von Schottland) in einer Nebenrolle zu sehen.

Trotz der überraschenden Nichtnominierung von Amy Adams konnte Arrival 8 Oscar-Nominierungen in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Kamera, Bester Schnitt, Bester Ton, Bester Tonschnitt und Bestes Szenenbild abgreifen.

Storyanriss:

Zwölf Alien-Raumschiffe landen auf der Erde, jeweils in unterschiedlichen Regionen. Die Menschen versuchen, mit den Außerirdischen zu kommunizieren, aber niemand versteht die walartigen Laute, die von den Aliens abgesondert werden. Im Auftrag der US-Regierung stellt Colonel Weber (Forest Whitaker) darum ein Team um die Linguistin Louise Banks (Amy Adams) und den Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner) zusammen, das eine Kommunikation mit den fremden Wesen herstellen soll, um deren Absichten in Erfahrung zu bringen. In Montana, wo eines der Schiffe über dem Boden schwebt, machen sich die beiden an die Arbeit – er, der rationale Naturwissenschaftler mit klarer Ansicht zu den Dingen, sie mit ihrem Sprachverständnis und ihrer ansteckenden Entdeckungsfreude. Doch bald beginnt ein Rennen gegen die Zeit, bei dem es um nicht weniger als den Fortbestand der Menschheit geht.

arrival-blog1

Träumst du in ihrer Sprache?

Fazit:

Denis Villeneuves neuster Film Arrival hat mich komplett überzeugt und begeistert zurückgelassen. Die Geschichte war durchweg spannend inszeniert und wie üblich für Villeneuve deutlich vielschichtiger als andere Genrevertreter mit Blockbusteranspruch. Die Stoffe die er entwickelt oder sucht und adaptiert, sind zwar durchaus in Richtung Popcorn- und Unterhaltungskino anzusiedeln, jedoch auch gleichermaßen anspruchsvoll. Arrival bildet da keine Ausnahme und regt wie Denis Villeneuves andere Filme zum Nachdenken und Diskutieren an.

Sehr gut gefiel mir auch die Kameraführung von Bradford Young (Selma) und ein paar eingefangene Shots, die ich so bisher noch nicht gesehen habe – untermalt wurden diese Kamerafahrten von sehr minimalistischer aber eindringlicher Musik von Villeneuves Stammkomponisten Johann Johannsson. Natürlich hatte ein großer Bestandteil dieser Bilder was mit den außerirdischen Besuchern zu tun. Deren Design, sowohl das der Aliens an sich, ihrer Raumschiffe und auch Sprache empfand ich als erfrischend, kreativ und interessant.

Aliens auf der Erde sind längst ein Alter Hut und schon hunderte Male inszeniert worden, meistens im Krachbumm-Stil eines Independence Day, wer jedoch ähnlich viel Action bei Arrival erwartet, wird definitiv enttäuscht werden, denn der Film hat einen komplett anderen Ansatz, der deutlich weniger ausgenudelt ist und Arrival eigentlich erst so herausragend macht. Ich saß gespannt im Kino und wollte auf der einen Seite unbedingt wissen, was die Absichten der Aliens auf der Erde sind und auf der anderen Seite dabei zusehen wie die Menschen versuchen diese höchstkomplexe Sprache zu analysieren und zu lernen, kann jedoch aber auch nachvollziehen wenn dieser ruhige Stil nicht jedem Kinogänger gefällt.

Mir hat der Film aber definitiv gut gefallen und nachdem die Vorstellung vorbei war, war das Bedürfnis mich mit meinem Kumpel, der Arrival mit mir gesehen hat, auszutauschen und über die Inhalte zu philosophieren groß. Ich kann euch diesen tollen Sci-Fi-Film nur ans Herz legen.

bewertungsskalafinal4,5

Hidden Figures | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Hidden Figures ist dieses Jahr vielleicht DIE Überraschung unter den Oscar-Nominierungen. Lange Zeit flog der Film unter dem Radar. Vermutlich hatte ihn kaum jemand auf dem Schirm für die Award-Saison. Doch mittlerweile hat Hidden Figures das Feld von hinten aufgerollt und nicht nur mit guten Kritiken punkten können, sondern fand auch Beachtung an den Kinokassen und im Award-Rennen.

Für Theodore Melfis (St. Vincent) Hidden Figures mit Taraji P. Henson (Empire), Octavia Spencer (The Help), Janelle Monáe (Moonlight), Kirsten Dunst (Melancholia), Kevin Costner (Der mit dem Wolf tanzt), Mahershala Ali (House of Cards) und Jim Parsons (The Big Bang Theory) hat mit mit 140 Millionen $ in Amerika + Kanada am meisten Geld eingespielt von den 9 Best Picture Filmen. Weltweit hat La La Land aber noch die Nase vorn mit 340 Mio $. Zusätzlich gab es drei Oscar-Nominierungen für die Kategorien Bester Film, Bestes adaptiertes Drehbuch und Beste Nebendarstellerin.

Storyanriss:

1962: John Glenn (Glen Powell) ist der erste Amerikaner, der die Erde in einem Raumschiff komplett umkreist. Das ist ein wichtiger Meilenstein im Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion, der auch als Wettlauf im All geführt wird – zu einer Zeit, als Weiße und Schwarze in den USA noch per Gesetz getrennt werden und von Geschlechtergleichheit keine Rede sein kann. In der NASA aber, wo neben Glenn vornehmlich andere weiße Männer wie Al Harrison (Kevin Costner) und Paul Stafford (Jim Parsons) den Ton angeben, arbeiten drei schwarze Frauen. Deren Namen kennt kaum jemand, ihr Einfluss jedoch ist groß: Den NASA-Mathematerinnen Katherine Johnson (Taraji P. Henson), Dorothy Vaughan (Octavia Spencer) und Mary Jackson (Janelle Monáe) ist es zu verdanken, dass Glenns Mission sicher und erfolgreich verläuft.

Jedesmal wenn wir weiterkommen könnten, verschieben sie die Ziellinie.

Fazit:

Den Status als Sleeper-Hit hat Hidden Figures definitiv verdient. Mir hat der Film richtig gut gefallen und im Prinzip gibt es hier für mich nicht viel auszusetzen. Jeder einzelne Darsteller war gut besetzt und sehr überzeugend. Mehr oder weniger stellvertretend hat zwar Octavia Spencer eine Schauspielnominierung für den Cast bekommen, aber eigentlich hätte man genau so gut die Newcomerin Janelle Monáe als Nebendarstellerin oder vor allem auch Taraji P. Henson als Hauptdarstellerin nominieren können.

Ich nehme an, dass auch Hidden Figures hier letztlich dem aktuellen Awardtrend verfallen ist und sich aufgrund von besseren Chancen sowohl dazu entschieden hat, lieber eine Schauspielerin in der Nebendarstellerin-Kategorie zu pushen als in der Hauptrollen-Kategorie und zudem auch nur eine Darstellerin aus dem Ensemble, damit man sich nicht zusätzlich die „Hidden Figures„-Votes teilen muss. Taraji P. Henson zählt sicherlich zu den Snubs der diesjährigen Verleihung.

Neben den drei Frauen mit der größten Screentime haben mir aber auch Kirsten Dunst, Jim Parsons, Kevin Kostner und Mahershala Ali gut gefallen. Mahershala Ali hat echt ein tolles Jahr in seiner Karriere gehabt und ist ja sogar für Moonlight als bester Nebendarsteller nominiert. Inszenierung und Geschichte waren auch makellos und im Gegensatz zu Manchester by the Sea hat es Hidden Figures sogar mehrfach geschafft mich emotional mitzunehmen auch wenn hier zugegebenermaßen weniger subtil die Knöpfe beim Zuschauer gedrückt werden. Hin und wieder wirkten einige Momente, die die Ungerechtigkeit bezüglich Rasse und Geschlecht zeigten, ein wenig zu plakativ.

Natürlich stimmt bei einem Film der Producer-Neuling Pharell Williams an Bord hat der Soundtrack. Unter anderem befinden sich er selbst sowie Janelle Monáe auf dem Soundtrack. Alles in Allem war Hidden Figures ein sehr guter Film, den ich in meine persönliche Top 5 der diesjährigen Oscar-Filme setze, weil er eine tolle, wahre Geschichte mit Hilfe von sehr guten Darstellern erzählt und dabei nicht nur sehr unterhaltsam sondern auch rührend ist.

Lion | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Spielfilm-Regiedebütant Garth Davis schafft es mit seinem Erstlingswerk auf Anhieb zu 6 Oscar-Nominierungen in den Kategorien Bester Film, Bester Nebendarsteller, Beste Nebendarstellerin, Beste adaptiertes Drehbuch, Beste Kamera, und Bester Originalscore. Der Film basiert auf der wahren Geschichte von Saroo Brierley, der diese auch in seinem Buch „A Long Way Home“ nieder geschrieben hat.

Im Film wird er von „Slumdog MillionärDev Patel und dem Schauspielneuling Sunny Pawar, der nach einem komplexen und aufwendigen Casting aus über 2000 Kindern in Indien im Prinzip von der Straße gecastet wurde. In weiteren Nebenrollen sind unter anderem Nicole Kidman (Paddington) und Rooney Mara (Verblendung) zu sehen.

Storyanriss:

Mit fünf Jahren wird der kleine indische Junge Saroo (Sunny Pawar) von seiner Familie getrennt, woraufhin er sich schließlich tausende Meilen von Zuhause entfernt und verwahrlost in Kalkutta wiederfindet. Nach dieser beschwerlichen Odyssee nehmen ihn Sue (Nicole Kidman) und John Brierley (David Wenham) auf, ein wohlhabendes australisches Ehepaar, das ihn in ihrer Heimat wie seinen eigenen Sohn aufzieht. Doch seine Wurzeln hat Saroo nie vergessen und so macht er sich als junger Mann (nun: Dev Patel) mit Hilfe seiner trüben Erinnerungen und Google Earth auf die Suche nach seiner wahren Mutter. Während seiner Reise in die eigene Vergangenheit hofft er endlich auf jenes Dorf zu treffen, das sich mit seinen Erinnerungen ans Vergangene deckt.

Ein Leben reicht nicht um alle Bahnhöfe Indiens abzusuchen.

Fazit:

Lion war für mich eine super Überraschung und schafft dieses Jahr den Sprung in die obere Hälfte der Oscar-Nominierten. Dem Film gelingt es sowohl eine spannende und interessante Geschichte zu erzählen, als auch gleichzeitig den Unterhaltungsfaktor nicht aus den Augen zu verlieren.

Wie bei vielen Konkurrenten basiert auch Lion auf einer wahren Geschichte, die man hier in einer recht strikten Zweiteilung des Films erzählt, um die Zeitspanne von 25 Jahren besser abbilden zu können. In der ersten Hälfte erfährt man als Zuschauer von Saroos strapaziösen Leidensweg und den Umständen die dazu führten. Absolut fantastisch gespielt von Sunny Pawar, der direkt von der Straße gecastet wurde, keine schauspielerische Erfahrungen vorzuweisen hat und hier total glaubwürdig rüberkommt – dabei funktioniert viel einfach durch seine Präsenz, weil er nicht nur sehr schweigsam ist, sondern wenn er mal redet hauptsächlich Hindi spricht. Da kam schon fast Berlinale Feeling auf für mich.

Nach einem großen Zeitsprung verfolgen wir dann Dev Patel als erwachsenen Saroo, der ein sehr gutes Leben lebt aber doch kein vollkommenes. Er ist innerlich zerrissen und versucht mit Hilfe der neuen Sensation am IT Himmel „Google Earth“ seine Familie zu finden. Und auch Dev Patel war wahnsinnig gut und wurde wenn auch durchaus überraschend doch nachvollziehbarer Weise für einen Oscar nominiert.

Mich hat Lion emotional definitiv abgeholt und auch wenn mir die erste Hälfte ein wenig besser gefallen hat, war der Film auch als Gesamtpaket super. Sämtliche Charaktere waren nachvollziehbar in ihren Ansichten und Entscheidungen, die Geschichte war inspirierend und gefühlvoll, die Schauspieler klasse und die Ereignisse fast schon unglaublich.

Lion zeigt auch wiedermal gut auf wie unterschiedlich die Verhältnisse und sozialen Gefüge, in die wir hinein geboren werden, sein können und trotz dieser Widrigkeiten Aspekte wie Liebe, Familie und Zusammenhalt am Ende wichtiger sind als Reichtum oder sozialer Status.