#Zeitgeist | Kritik / Review

zeitgeistblog1(Trailer)

Jason Reitman der mit Filmen wie Thank You for Smoking, Juno oder Up in the Air bereits Kritiker und Publikum überzeugen konnte, bringt nach Labor Day mit #Zeitgeist seinen zweiten Film dieses Jahr in die deutschen Kinos. Wie ich finde ausnahmsweise mal ein gelungener deutscher Titel, der für mich das Original „Men, Women & Children“ übertrifft. Es handelt sich hierbei um einen Episodenfilm, der seine einzelnen Geschichten aber lose miteinander verknüpft. Unter anderem sind Judy Greer (Planet der Affen: Revolution – Kritik hier), Jennifer Garner (Dallas Buyers Club – Kritik hier), Adam Sandler (Urlaubsreif – Kritik hier) und Dean Norris (Breaking Bad) als Schauspieler in #Zeitgeist zu sehen.

Storyanriss:

Die Eheleute Don (Adam Sandler) und Helen (Rosemarie DeWitt) sind auf der Suche nach Intimität, können diese aber innerhalb ihrer Beziehung nicht mehr erleben. Beide Partner schauen sich anderweitig um und werden online fündig. Dons 15-jähriger Sohn Chris (Travis Tope) ist derweil von Internetpornografie besessen und stumpft zusehends ab, seine Klassenkameradin Hannah (Olivia Crocicchia) wiederum ist sexuell frühreif und will Schauspielerin werden. Diese Karrierepläne werden von ihrer Mutter Donna (Judy Greer) unterstützt, die ihre Tochter mit zweifelhaften Fotos auf einer Modelwebsite anpreist. In ein ganz anderes Extrem verfällt die überfürsorgliche Mutter Patricia (Jennifer Garner), die jede einzelne Datenspur ihrer Tochter Brandy (Kaitlyn Dever) nachverfolgt und jeden Internetkontakt des Mädchens überwacht. Brandy ist dennoch einigermaßen ausgeglichen – anders als Allison (Elena Kampouris), die angesichts ihres Wunsches nach Anerkennung magersüchtig wird.

MEN, WOMEN & CHILDREN

#Zeitgeist – von digitaler Nähe und analoger Entfremdung

Fazit:

Merkwürdiger Film. Selten habe ich in den ersten dreißig Minuten eines Films so häufig gefacepalmed und vor Unverständnis geseufzt wie bei #Zeitgeist. Übertrieben, hanebüchend – einfach nicht sonderlich gut. Der Film bekommt aber nochmal halbwegs die Kurve und kann hin und wieder mit Dramatik punkten. Die interessanteste Geschichte war für mich die der beiden jungen Teenies Brandy und Tim, sie hatte ihre süßen aber auch dramatischen Momente, an denen ich Gefallen gefunden habe und die gemessen an den anderen Geschichten innerhalb des Films die rundeste war. Darüber hinaus liefert Jennifer Garner mit ihrer Rolle als Brandys Übermutter mit Kontrollzwang, Patricia, wohl eine der ekligsten Rollen des Jahres. Die Reaktionen des empörten Kinopublikums, die regelmäßig Hasstiraden Richtung Kinoleinwand fluchten, zeigt mir, dass hier Regisseur Reitman genau den Nerv getroffen hat und einen der seltenen Momente kreierte auf die es #Zeitgeist eigentlich abzielte.

Für mich kränkelt der Episodenfilm daran, dass er zwar interessante Themen anreißt aber für wirkliche Kritik an Medien und Gesellschaft irgendwie zu harmlos bleibt und zu wenig aus dem Potenzial macht. Abschließend bleibt eigentlich nur zu sagen, dass #Zeitgeist qualitativ nicht an frühere Werke Reitmans wie Juno oder Up in The Air herankommt und ihr diesen Film auch nicht unbedingt im Kino sehen müsst. Für DVD oder Free-TV taugt er aber trotzdem. Bestenfalls mit paar Freunden um eventuell darüber zu diskutieren.

  • Film: 2,5/5
  • Kinoerlebnis: /
  • Empfehlung: DVD oder Free-TV

Planet der Affen: Revolution | Kritik / Review

apesblog1(Trailer)

Yippie! Endlich ist es soweit. Der Film auf den ich mich am meisten gefreut habe dieses Jahr, läuft endlich in unseren Kinos an. Der erste Teil der Reboot-Trilogie zu Planet der Affen war 2011 eine Megaüberraschung und hat sich schnell zu meinen Lieblingsfilmen der jungen Filmgeschichte gemausert. Während Rupert Wyatts (The Escapist) noch die Regie in „Prevolution“ inne hatte, sitzt nun Matt Reeves im Regiestuhl, dessen früheres Werk Cloverfield eher in meine „Kiste der Vergessenheit“ gehört. Nichtsdestotrotz blieb meine Vorfreude ungebremst und konnte auch durch das Fehlen von James Franco im zweiten Abenteuer rund um den Affen Caesar nicht getrübt werden. Wieder mit dabei ist Hollywoods Experte für Motion-Capture, Andy Serkis, der erneut in die Rolle des Caesar schlüpft.

Storyanriss:

Zehn Jahre sind vergangen, seit das freigesetzte Virus den Großteil der Menschheit ausgerottet hat. Mit dem Zusammenbruch der staatlichen Ordnung bekämpfte sich die Bevölkerung untereinander. Der übrig gebliebene Rest haust in Ruinen der ehemaligen Zivilisation und lebt ein zurückgezogenes Leben im Untergrund. Eine Expedition in die Wälder, angeführt von Malcolm (Jason Clarke), trifft auf das von Caesar (Andy Serkis) angeführte Affenvolk. Malcolm und Ellie (Keri Russell) erwirken ein Friedensabkommen mit Caesar, das jedoch permanent angespannt und von Vorurteilen geprägt ist. Denn der charismatische Anführer Dreyfus (Gary Oldman) hetzt gegen die Herrschaft der Affen und macht diese für die Beinahe-Ausrottung der Menschen verantwortlich. Dreyfus sammelt eine gewaltbereite Gefolgschaft um sich und provoziert damit einen entscheidenden Kampf zwischen Menschen und Affen, der die Vorherrschaft ein für alle Mal klären wird.

Ape not kill Ape.

Apes together strong.

Knowledge is..

apesblog2

Fazit:

Was für ein bombastisches Erlebnis. Endlich wieder ein anspruchsvoller und smarter Blockbuster, der den Zuschauer ernst nimmt und ihm auch einiges zutraut. Die ersten 20 Minuten gehören ganz allein den Affen. Wo gibt’s das noch im Kino, dass man sich soviel Zeit nimmt um eine Gemeinschaft zu zeigen, die ohne Worte auskommt und uns dennoch soviel mitteilt? Danach nimmt die Geschichte Fahrt auf und macht trotz durchaus vorhersehbarer Eckpfeiler im Verlauf betroffen. Es folgte ein düsterer und kompromissloser Anti-Kriegsfilm, der mich über 130 Minuten gebannt im Sessel hielt und jede einzelne Szene von „Revolution“ aufsaugen ließ. Auch wenn in diesem Film die Affen im Vordergrund stehen, ist auch der menschliche Teil mit Gary Oldman, Jason Clarke oder auch Keri Russell super besetzt und die Charaktere sind sehr stimmig in die Geschichte eingeflochten.

Der große Star des Films ist nun aber endgültig Andy Serkis, der nicht nur zu Recht als erster Name in den Credits gelistet wird, sondern auch für seine schauspielerischen Leistungen den Oscar verdient hätte. Ich hoffe die Academy bringt den Mut auf ihn zu nominieren, denn nach Gollum und King Kong, steigt Andy Serkis mit seiner Motion/Performance-Capture-Technik des Affen Caesar nun in den Hollywood-Olymp auf. Jeder dieser Primaten und allen voran Caesar hatten eine größere emotionale Bandbreite als alle Charaktere aus dem sehr erfolgreichen Transformers-Franchise zusammen. Die Affen werden mit Emotionen und Leben gefüllt, sodass ihre Mimik Freude, Trauer und Stolz sehr authentisch und überzeugend rüberbringt. Da dieses Mal die Affen den Großteil der Geschichte bestimmen, liegt es natürlich nah, dass in 95% der Szenen CGI-Effekte benutzt werden, diese sind jedoch so verblüffend gut und realistisch verwoben mit der Welt, weshalb man sich auch zu keinem Moment gestört oder gar aus dem Film gerissen fühlt.

Mich hat „Revolution“ total umgehauen, begeistert und konnte meinen eigenen Hype mit Qualität untermauern. Das ist nicht nur der Grund für den Applaus des Publikums im Kinosaal, sondern auch für meine bis in die letzte Haarspitze vordringende Vorfreude auf das für 2016 angesetzte Trilogie-Finale zu Planet der Affen.

  • Film: 4,5/5
  • Kinoerlebnis: Aufwertung um +0,5
  • Empfehlung: Guckt euch beide Filme des „Planet der Affen“-Reboots an und vor allem diesen hier im Kino!