Round-Up | Crime/Thriller | Sommer 2018

Red Sparrow

Storyanriss:

Russland während der Putin-Administrative: Dominika Egorova (Jennifer Lawrence) ist eine disziplinierte und zu allem entschlossene Primaballerina, die nach einer Verletzung ihren Beruf nicht mehr ausüben kann. Um auch weiterhin für ihre Mutter sorgen zu können, nimmt sie das lukrative Angebot an, sich im Red-Sparrow-Programm der russischen Regierung zu einer Geheimagentin ausbilden zu lassen. Die Ausbildung ist hart und führt sie körperlich wie seelisch an ihre Grenzen. Nachdem sie sie überstanden hat, soll sie den jungen amerikanischen CIA-Agenten Nathaniel Nash (Joel Edgerton) überwachen und herausfinden, wer der wichtigste amerikanische Maulwurf in der russischen Politik ist. Doch schnell gerät das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Egorova und Nash außer Kontrolle und es ist nicht mehr klar, wer hier eigentlich für wen arbeitet.

Fazit:
Red Sparrow ist zwar weniger bombastisch und unterhaltsam inszeniert wie die Mission Impossible oder James Bond Reihe, kann dafür aber mit einem deutlich authentischeren Look & Feel punkten. Hier merkt man einfach, dass die Romanvorlage zum Film von einem Geheimagenten stammt, der selbst Jahrzehnte als Spion aktiv war. Zu diesem Eindruck trägt auch das 18er Rating bei, der somit explizite Gewalt- und Nacktszenen ermöglichte.

Leider enttäuschte mich der Film trotz diesem interessanten Kniff und einem starkem Cast. Mir hat der ganze Anfang eigentlich noch gefallen, als man sieht wie Jennifer Lawrence von einer russischen Ballerina zu einem russischen Red Sparrow wird. Lawrence, Joel Edgerton und Co. machen auch einen guten Job, doch meiner Meinung nach fällt der Film dann ab, sobald Lawrence und Edgerton aufeinandertreffen.

Der Spionagethriller verliert sich über seine lange Laufzeit von über 140 Minuten völlig und kann weder Spannung noch den Unterhaltungsgrad aufrechterhalten. Empfehlen kann ich Red Sparrow für Fans von Spionagefilmen und dem Gespann Francis Lawrence + Jennifer Lawrence (beide Tribute von Panem 2-4).

A Beautiful Day

Storyanriss:

Kriegsveteran und Ex-FBI-Agent Joe (Joaquin Phoenix) haut beruflich Mädchenhändlern auf die Schnauze. Gegen Geld rettet der grobschlächtige Hüne Frauen aus organisierten Sexringen. Wie eine unaufhaltsame Ein-Mann-Armee fällt er in die Verstecke der Kriminellen ein und drischt diese tot, sollten sie versuchen, ihn aufzuhalten. Gegen Aufpreis lässt er die Perversen manchmal sogar ein bisschen leiden. Privat legt Joe allerdings ganz andere Saiten auf. Der Schläger kümmert sich hingebungsvoll um seine senile Mutter, die er so gut es geht betreut und mit der er zusammenwohnt. Seine nächste Mission lautet, Nina (Ekaterina Samsonov), die Tochter des mitten im Wahlkampf steckenden Senators Votto (Alex Manette), aus den Klauen der Menschenschieber befreien. Doch der Auftrag läuft aus dem Ruder und schon bald deutet sich eine Verschwörung im Hintergrund an.

Fazit:
Ein kleiner Film, der die Lager spaltet. Ich habe schon Aussagen zum Film gehört, dass A Beautiful Day der bislang beste Film des Jahres ist und ein Meisterwerk. Ich hingegen fand You Were Never Really Here – wie er im Original heißt – leider ziemlich enttäuschend und bis auf wenige Aspekte eher mies.

Joaquin Phoenix Performance gehört hier sicherlich noch zu den absoluten Highlights und es gab auch ein paar Szenen im Film, die zwar bewusst artsy anmuteten, aber mir auch gefallen haben. Stichwort: See.

Leider gibt mir aber der große Rest des Films überhaupt nichts. Die knallharte Action wird immer nur angedeutet, man sieht kaum etwas von dem was angeteast wird. Es ist fast schon das filmische Äquivalent zum Clickbait, wenn Phoenix mehr als einmal irgendwo reinstürmt und man dann nur über Überwachungskameras das Ergebnis hinterher sieht und da Leute liegen.

Kontrovers ist sicherlich auch die Küchenbodenszene, die ein Mix aus skurrilem Quatsch und Arthaus ist, den man nur schwer einordnen kann. Die Geschichte insgesamt hatte zwar Potential, aber auch hier wird weder das Rad neu erfunden, noch bleibt längerfristig was hängen.

A Beautiful Day wird sich vermutlich für das Filmjahr 2018 als Geheimtipp halten können, nur meinen Nerv hat er absolut nicht getroffen. Eine Empfehlung gibt es daher von mir nicht.

Sicario 2

Storyanriss:

Zwei Jahre nach ihrem letzten Einsatz sind FBI-Agent Matt Graver (Josh Brolin) und Auftragskiller Alejandro Gillick (Benicio Del Toro) erneut an der amerikanisch-mexikanischen Grenze unterwegs. Dort herrscht mittlerweile vollkommener Ausnahmezustand. Terroristen schleusen ihre Anhänger massenweise unbemerkt in die USA, wo diese blutige Anschläge verüben. Als ein Selbstmordattentäter in einem Kaufhaus zahlreiche Zivilisten ermordet, soll Alejandro einschreiten. Für Matt soll er einen Krieg zwischen den verschiedenen Drogenkartellen vom Zaun brechen. Um das zu erreichen, will er Isabela (Isabela Moner) entführen, die Tochter des Kartellbosses und Terroristenschleusers Carlos Reyes. Außerdem hat Alejandro noch eine private Rechnung mit Reyes offen, die er in der Gunst der Stunde begleichen will.

Fazit:
Sicario aus dem Jahr 2015 war der beste Thriller des damaligen Kinojahres und konnte mit einer spannenden Geschichte, faszinierenden Charakteren und einem phänomenal guten Cast mit Josh Brolin, Benicio del Toro und Emily Blunt punkten. Zudem hat sich seit damals Taylor Sheridan zu einer absoluten Bank als Drehbuchschreiber und seit Wind River auch als Regisseur in Hollywood etablieren können.

Regisseur beim Original war jedoch Denis Villeneuve, der dieses Mal fehlt und ein großes Fragezeichen hinterließ bei der Frage ob dieser Nachfolger auch nur annähernd so gut werden könnte. Der zweite Teil musste jetzt also ohne Villeneuve und Emily Blunt auskommen, konnte aber immerhin wieder auf ein Drehbuch von Sheridan zurückgreifen.

Die Bedenken waren aufgrund der hohen Messlatte definitiv gegeben, aber ich muss sagen, dass Sicario 2 erneut sehr gut geworden ist. Vielleicht nicht ganz so stark wie der erste Film, vor allem, weil er auch das ein oder andere Element fast 1 zu 1 übernimmt, aber insgesamt ein guter Nachfolger. Mir gefällt, dass man mit Benicio del Toro den titelgebenden Charakter hat, er aber dennoch eigentlich nie so wirkt, weil wie schon im ersten Teil andere Figuren mehr Screentime haben. Er ist die Schlüsselfigur aber dennoch sieht man einen Großteil der Geschichte durch die Augen anderer Akteure.

2018 ist Year of the Brolin und auch hier passt er einfach perfekt für die Rolle, auch Neuzugang Isabela Moner, die wir aus Transformers 5 kennen, fand ich fantastisch. Die Geschichte und die Gewaltdarstellung waren wie erwartet knallhart. Die Action ist spannend inszeniert, die Atmosphäre ist bedrückend und die Geschichte undurchsichtig. Man merkt zwar in Details das fehlende meisterliche Handwerk von Denis Villeneuve und Roger Deakins hinter der Kamera, aber insgesamt ist Sicario 2 sehr gut geworden. Zudem macht das Ende Lust auf die Zukunft des Franchises.

Breaking In

Storyanriss:

Shaun (Gabrielle Union) und ihre Kinder Jasmine (Ajiona Alexus) und Glover (Seth Carr) müssen aus traurigem Anlass in die Villa des Großvaters: Der ist bei einem Gewaltverbrechen gestorben und Shaun will das Haus nun verkaufen. Doch der Trip wird bereits am ersten Abend zum Alptraum, denn Diebe brechen ein. Angeführt von einem Draufgänger namens Eddie (Billy Burke) suchen sie einen versteckten Safe, der verdammt großen Reichtum verspricht. Als die Einbrecher die Kids von Shaun in ihre Gewalt bringen und sie selbst aus dem Haus aussperren, hat die Mutter endgültig genug. Angetrieben von ihrem Beschützerinstinkt beginnt sie, zurückzuschlagen – und hat außerdem den Vorteil, dass ihr Vater einige nützliche technische Hilfsmittel im Haus installierte. Für Eddie und seine Gang, die mit dieser Gegenwehr nicht gerechnet haben, wird es schnell sehr ungemütlich.

Fazit:
Breaking In war kein Film, den ich auf den Schirm hatte, der aber zumindest zu Beginn recht viel richtig gemacht hat, bis er dann mit jeder weiteren Minute die eigenen Prinzipien über den Haufen schmiss. So hatte die Prämisse des Films eigentlich einen netten Kniff, denn man hat aus einem Home-Invasion Film, wo die Verbrecher versuchen ins Haus zu kommen wie bei Panic Room, dieses Mal den Spieß umgedreht indem das Opfer versucht zurück in ihr Haus zu kommen, um ihre Kinder zu retten. Set-Up hat mir somit gut gefallen, weil es frisch war.

Zusätzlich war auch Gabrielle Unions Charakter angenehm smart für einen solchen Film. Sie war nicht die Klischee Jungfrau in Nöten, sondern eine ziemlich kluge und nachvollziehbar agierende Person, die sich nicht für die Banane, sondern für die Waffe entscheiden würde.

Die Gangster hingegen waren weniger ernst zu nehmen und vor allem Abziehbilder der typischen Standardgangster. Breaking In schafftes es letztlich nicht, sich stark im Gedächtnis zu verankern und verliert mit der Zeit nicht nur deutlich an Dampf, sondern fällt zurück in Genre-Klischees.

Proud Mary

Storyanriss:

Die erfolgreiche Auftragskillerin Mary (Taraji P. Henson) arbeitet in Boston für eine Mafiafamilie. Als sie bei einem ihrer Aufträge feststellt, dass sich im Nebenzimmer ein Junge befindet, verschont sie diesen. Ein Jahr später ist der Junge namens Danny (Jahi Di’Allo Winston) selbst in die kriminelle Unterwelt verstrickt und arbeitet für einen Verbrecherboss, den alle nur „Onkel“ (Xander Berkeley) nennen. Mary, in der der Junge mütterliche Gefühle weckte, von denen sie nicht einmal wusste, dass sie darüber verfügt, beobachtet ihn aus sicherer Distanz. Als Danny in Lebensgefahr gerät, schreitet sie ein und droht damit einen Krieg zwischen ihrem Boss Benny (Danny Glover) und Onkels Bruder Luka (Rade Serbedzija) auszulösen.

Fazit:

Ich hätte mir gewünscht, dass Proud Mary qualitativ an ein Atomic Blonde herankommt, doch das klappte zu keinem Zeitpunkt. Die Geschichte ist 0815 und sehr berechenbar. Ein Gangster, der eine Person kennenlernt für die er aus dem Millieu ausbrechen will, ist bei weitem nicht neu. Wenn man als Ausgleich dafür immerhin gut choreographierte Action-Sequenzen bekommen hätte, gebe es immerhin einen Aspekt für den sich eine Empfehlung lohnen würde, doch auch das sucht man hier vergebens. Taraji P. Henson ist der einzig nennenswerte positive Part an Proud Mary.

Searching

Storyanriss:

David Kim (John Cho) hat ein gutes Verhältnis zu seiner 16-jährigen Tochter Margot (Michelle La), die noch zur Schule geht. Die beiden kommunizieren viel über Laptops, sei es via Skype oder im Chat. Doch nachdem Margot ihren Vater eines nachts drei Mal erfolglos zu erreichen versucht hat, verschwindet sie spurlos. Erste Nachforschungen ergeben, dass das Mädchen womöglich in die Berge zum Zelten gefahren ist, doch die Spur reicht dem Vater nicht. Er konsultiert die Polizei. Der Fall wird Detective Rosemary Vick (Debra Messing) übertragen, die allerdings keine Hinweise entdecken kann. David an den Laptop des Mädchens und sucht nach Hinweisen über ihren Verbleib. Bei seiner Suche muss er feststellen, dass er seine Tochter wohl doch nicht so gut kannte, wie er immer gedacht hat.

Fazit:

Endlich, der erste wirklich gute Desktopfilm. Wir verbringen immer mehr Zeit vor den Displays unserer Handys, PCs und Tablets und daher verwundert es kaum, dass man auch im Film die Optionen auslotet diesen Umstand zu integrieren. Die ersten Versuche wie beispielsweise Unknown User oder Unfriend gingen eher in die Horrorrichtung und konnten nur teilweise mit ihrer Machart überzeugen. Sie kränkelten sowohl an einem schwachen Drehbuch sowie teilweise sehr schlechten, unrealistischen Darstellungen auf dem PC.

Die Immersion geht einfach flöten, wenn das Gezeigte so in der Form nicht realistisch und nachvollziehbar ist. Hier sind die Details besonders wichtig. Zudem konnte man mit den übernatürlichen Elementen immer Sackgassen im Drehbuch überspielen.

Searching macht all diese Fehler nicht. Es handelt sich um einen spannenden Desktopthriller, der den Zuschauer am Rand des Kinositzes hält und zum Miträtseln animiert. Das funktioniert vor allem dadurch, weil die Art und Weise wie man mit den Anwendungen und den Möglichkeiten eines Desktops umgeht, sehr akkurat wirkt. Im letzten Drittel versucht man dann mit einigen Kniffen die Grenzen auszureizen und streckt diese dann für meinen Geschmack ein wenig zu weit. Verständlicherweise wird es je nach Geschichte irgendwann schwierig alles über Kameras zu erzählen, wenn eigentlich keine da sein sollten. Hier reizt man die Glaubwürdigkeit bis zum Maximum, um weiterhin der Story folgen zu können.

Doch selbst das hat mir Searching nicht zu stark versaut, weil es insgesamt noch stimmig war. Neben dieser Liebe zum Detail gefiel mir vor allem der Einstieg in den Film, der dir innerhalb von 10 Minuten gänzlich unbekannte Charaktere so nah bringt, wie es andere Filme in 120 Minuten nicht packen. Erinnert ihr euch an die Collage aus dem Animationfilm Oben? Dieses Kunststück gelingt Searching auch. Darüber hinaus ist John Cho super in seiner Rolle und die Auflösung war, obwohl man sie durchaus vorher kommen sehen kann, gut genug um den Film rund zu machen. Klare Empfehlung für den ersten guten Desktopthriller.