Retro-Review 02 – E.T. – Der Außerirdische (1982)

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Storyanriss:

Außerirdische landen auf der Erde, um den Planeten zu erforschen. Sie werden von FBI-Agenten und NASA-Mitarbeitern bei ihrer friedlichen Mission unterbrochen und müssen überstürzt aufbrechen. Eines der außerirdischen Wesen wird in der Hektik zurückgelassen. Es sucht Unterschlupf in der nahegelegen Vorort-Siedlung. Dort wohnt der zehnjährige Junge Elliott (Henry Thomas) mit seiner Mutter Mary (Dee Wallace-Stone), seinem großen Bruder Michael (Robert MacNaughton) und der kleinen Schwester Gertie (Drew Barrymore). Der Vater hat die Familie verlassen und ist mit einer anderen Frau nach Mexiko gefahren.

Als Elliott den Außerirdischen hinter dem Haus entdeckt, freunden sich die beiden nach dem ersten Schreck schnell an. Elliott tauft seinen neuen Freund auf den Namen E.T., versteckt ihn im Haus und weiht seine Geschwister in das Geheimnis ein. Zwischen dem Jungen und dem Außerirdische etabliert sich eine besondere telepathische Verbindung – sie teilen ihre Gedanken und Gefühle. E.T. hat Heimweh und Elliott will ihm helfen, nach Hause zu kommen. Zugleich sind die Regierungsvertreter unter der Leitung des Wissenschaftlers Keys (Peter Coyote) dem gestrandeten Wesen aus dem All auf der Spur.

 

5 Gründe für den Kultstatus – Warum ist E.T. – Der Außerirdische so gut?

 

V. Der Ansatz eines friedlichen Aliens

Zunächst plante Spielberg einen Nachfolger zu Unheimliche Begegnung der Dritten Art, in dem Aliens eine Familie gefangen halten sollten, später verwarf er dieses Script und entwickelte daraus E.T. – Der Außerirdische.

 

Von diesem Zeitpunkt wurden Aliens nicht länger zwangsläufig als ballernde Bedrohung für die Menscheit gesehen, sondern konnten auch ohne Probleme Teil eines friedlichen Filmuniversums werden. Meiner Meinung nach hatte dieser Ansatz maßgeblichen Anteil am letztlichen Erfolg des Films.

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IV. Der märchenhafte Score von John Williams

John Williams beweist einmal mehr seine Qualitäten. Das berühmte Main-Theme lässt auf E.T.’s kindliche und neugierige Natur schließen und stellt für mich – wie auch der Rest des Scores – eine mystische und verträumte Kombination dar, die mich unmittelbar auch an die Musik aus Harry Potter denken lässt, für die er sich ja auch verantwortlich zeigt.

 

Williams ließ es sich auch nicht nehmen für den Track „The Magic of Halloween“ für die Szene als E.T. auf ein Kind in einem Yoda-Kostüm trifft einen Teil des Yoda-Themes aus Das Emperium schlägt zurück zu verbauen. Der Score ist einer von 6 Scores, die es bis zum heutigen Tag schafften die vier bedeutendsten Auszeichnungen zu gewinnen (Oscar, Golden Globe, Grammy, und BAFTA). John Williams gelang dieses Kunststück bereits zum dritten Mal (zuvor mit Star Wars und Der weiße Hai) – Rekord!

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III. Die vielen ikonischen, magischen und phantastischen Bilder und Momente

E.T. gewann nicht nur den Oscar für „Best Visuals„, sondern brannte auch viele tolle Bilder und Szenen in unser aller Gedächtnis. E.T.’s leuchtender Finger, der Elliotts Wunden heilt, seine Aufmachung als Frau oder auch die Halloween-Szene sind nur einige davon. Vermutlich gibt es aber keinen Moment der ikonischer ist als dieser..

 

II. Steven Spielberg – Märchenonkel und einer der besten Geschichtenerzähler unserer Zeit

E.T. ist laut Steven Spielberg sein bis dato persönlichster Film, der – wie er erst viele Jahre nach der Veröffentlichung zugab – stark von der Scheidung seiner Eltern beeinflusst wurde und eine Art Bewältigungsprozess darstellte. Nach der Scheidung seiner Eltern in 1960, füllte ein imaginärer Alienfreund die Leere in seinem Leben und war für ihn

 

„a friend who could be the brother I never had and a father that I didn’t feel I had anymore.“

 

So spiegelt sich Spielbergs Persönlichkeit auch in jedem der Kinder wider, beispielsweise wenn Elliott vortäuscht krank zu sein um zu Hause bleiben zu können, oder wenn Michael Elliott im Film piesackt so wie es Spielberg als Kind bei seinen jüngeren Schwestern machte. Auch Michaels Entwicklung vom Bully zum Beschützer musste Spielberg durchmachen, als er nach der Scheidung seiner Eltern auf seine Schwestern aufpassen musste.

 

Im Jahr 1983 schaffte es E.T. Als erfolgreichster Film aller Zeiten mit Einnahmen von über 600Mio $ an Star Wars vorbeizuziehen. Dieser Status sollte bis 1993 beibehalten werden bis letztlich Spielberg selbst mit Jurassic Park E.T. vom Thron stieß. Spielberg verdiente zu diesem Zeitpunkt angeblich 500,000$ pro Tag durch die Anteile an E.T.

 

Nicht nur finanziell überzeugte E.T. Auch etliche Preise, unter anderem 9 Oscarnominierungen von denen er 4 gewinnen konnte, rühmten dieses Meisterwerk. Selbst Regisseur Richard Attenborough, der in diesem Jahr den Oscar für den besten Film vor E.T. gewinnen konnte, räumte ein, dass Spielbergs Film hätte gewinnen sollen.

 

„I was certain that not only would E.T. win, but that it should win. It was inventive, powerful, [and] wonderful. I make more mundane movies.“

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I. Die Beziehung der Kinder zu E.T.

Ein für mich ganz besonderer Aspekt des Films ist die gezeigte Beziehung der Kinder zu E.T., allen voran natürlich die von Elliott. Man merkt schon früh im Film als Elliott E.T. in seinem Schrank versteckt, dass sich zwischen den beiden direkt eine emotionale und geistige Bindung entwickelt hat, die sie selbst bei räumlicher Distanz aufrechterhalten können. Sie können fühlen was der andere fühlt – was beispielsweise zu sehen ist, wenn E.T. ein paar Biere findet und sich betrinkt.

Spielberg hat den Film weitestgehend chronologisch gedreht um den Jungschauspielern überzeugendere Darstellungen ihrer Charaktere abzuverlangen, auf Grund der stetig wachsenden emotionalen Verbindung zu E.T. mit Fortschritt des Films. Diese Verbindung lässt sich vor allem in der Krankenhaus-Szene deutlich erkennen, wenn beispielsweise auch Drew Barrymore echte Tränen vergießt, weil Spielberg ihr bis dahin nicht offenbarte, dass es sich bei E.T. nicht um ein echtes Alien handelt. Auch die Idee – abgesehen von der Mutter Mary – Gesichter von Erwachsenen erst im 3.Akt zu zeigen, unterstützt die Beziehungsbildung von Zuschauer, den Kinderrollen und E.T. und ist für mich ein cooler Kniff.

Spielberg war sich natürlich bewusst darüber, dass das Besetzen der Kinderrollen essentiell für den Erfolg dieses Films sein würde und steckte viel Einsatz in den Castingprozess und sollte letztlich damit auch einen Glücksgriff landen. Zunächst castete er die junge Drew Barrymore als Gertie, die ihm mit einer ausgeprägten Fantasie und Liebe zum Detail erklärte, dass sie eigentlich keine Schauspielerin sei, sondern ein Drummer in einer erfolgreichen Punkrock-Band, die täglich die Stadien dieser Welt füllt. Spielberg würdigte diese lebhafte Vorstellungskraft und gab ihr die Rolle.

Die Mammutaufgabe war aber natürlich die Verpflichtung eines passenden Elliott-Darstellers und Spielberg testete auf Bitte eines Freundes Henry Thomas. Beim Vorsprechen gab Steven Spielberg Henry Thomas aber nicht das eigentliche Script sondern ließ ihn eine improvisierte Szene spielen, in der Thomas einem Regierungsvertreter davon abhalten sollte ihm seinen Alien-Freund wegzunehmen. Henry Thomas tat dies so überzeugend, dass Spielberg nichts anderes übrig blieb als das Casting mit den Worten “OK kid, you got the job.“ zu beenden.

Retro-Bewertung:

bewertungsskalafinal4,5