And the Oscar 2018 goes to..

Es ist endlich wieder soweit: in wenigen Stunden werden die Oscars in Los Angeles verliehen. Es ist mittlerweile die 90. Verleihung des prestigeträchtigsten Filmspreises der Welt, den Academy Awards. Der hauseigene Latenight-Host Jimmy Kimmel wird erneut durch die Gala führen, die wie gewohnt auf ABC in den USA oder ProSieben in Deutschland zu sehen sein wird. Kimmel ist ein kompetenter Host, der auch das Umschlag-Desaster im letzten Jahr souverän gemeister hatte. Man wird eher weniger Showeinlagen von ihm erwarten können, dafür bissige Seitenhiebe gegenüber Trump, Weinstein und besagter Katastrophe des letzten Jahres.

Ein weiteres Highlight dürften in diesem Jahr die musikalischen Performances für die Kategorie Bester Filmsong sein. Mit der Power-Hymne This is me ist der große Favorit von Benj Pasek und Justin Paul, die bereits im letzten Jahr gleich zwei Songs in dieser Kategorie hatten für La La Land. Mit City of Stars konnten sie den Oscar sogar gewinnen. Zwei Jahre in Folge zu gewinnen wäre schon ein Statement. Zusätzlich darf man sich auf Performances von Mighty River aus dem Film Mudbound, Mystery of Love aus dem gefühlvollen Drama Call Me by Your Name, Stand up for something aus Marshall und Remember Me aus dem Pixar Animationshit Coco freuen.

Kontroverse:

Wie jedes Jahr gibt es das ein oder andere Thema rund um die Oscars, dass für ordentlich explosiven Gesprächsstoff führt, ja und wo soll ich da dieses Jahr anfangen?

Zum einen wird zur großer Sicherheit die gigantische Katastrophe der letzten Verleihung aufgegriffen werden, als der Mitarbeiter, dessen Job es war die Umschläge an die Laudatoren zu übergeben, versehentlich den Umschlag der Besten Hauptdarstellerin, Emma Stone für La La Land, an Warren Beatty gab, der den Besten Film kühren sollte. Grund dafür waren Ablenkungen durch Selfies im Backstagebereich von denen man ihm abriet.

Des Weiteren wird man sich sicherlich nicht den ein oder anderen Seitenhieb auf Trumps Regierung verkneifen können, gerade jetzt in dieser angespannten Situation und Kimmels Engagement nach den letzten Amokläufen.

Ja und natürlich wird auch der große Elefant im Raum die größte Bedeutung und Erwähnung finden – auch wenn der allergrößte Elefant von ihnen, Harvey Weinstein, nicht dabei sein wird.

Kein Thema hat die Medien und vor allem Hollywood so bestimmt im Jahr 2017 wie die #MeToo & #TimeIsUp Bewegung. Angefangen hat alles mit einem investigativen Artikel der New York Times Anfang Oktober, der systematisch die sexuellen Belästigungen Harvey Weinsteins über die letzten Jahrzehnte  offenlegte. Weinstein galt bis dato als mächtigster und einflussreichster Mann in Hollywood, der als Producer quasi mit nahezu jedem in Hollywood arbeitete und an über 80 Oscar-Gewinnern beteiligt war. Unter anderem war auch Quentin Tarantinos Geldquelle.

Dass Harvey Weinstein kein guter und angenehmer Typ war, galt schon jeher als offenes Geheimnis in der Branche, doch das Machtgefüge und die Abhängigkeit von seinem guten Willen haben es ihm ermöglicht ein System der Unterdrückung, sexuellen Belästigung und Abhängigkeit zu schaffen. Zu den ersten Prominenten die über ihre Erlebnisse mit Weinstein offen sprachen gehörten Angelina Jolie, Gwyneth Paltrow, Alyssa Milano und Rose McGowan.

Ihre Offenheit löste ein gigantisches Erdbeben aus, das täglich mehr und mehr sexuelle Übergriffe von Weinstein und anderen Männern in Hollywood offenlegte. Gefühlt hatte jede Frau bereits Erfahrungen damit gemacht und infolgedessen kam es zu einer Welle der Solidarität. Die #MeToo und #TimeIsUp Bewegung bestimmten die Medienlandschaft. Die Karrieren von Weinstein und Kevin Spacey beispielsweise waren innerhalb von 3 Tagen Geschichte. Die Branche reinigt sich gerade von Innen und bricht mit immer mehr alten Strukturen, die über Jahrzehnte ein solch widerliches Verhalten förderten.

Vorsicht ist trotzdem auch hierbei geboten, denn die Stimmung ist aktuell hochexplosiv, jeder ist sensibilisiert und man muss trotz der richtigen Intension Hollywood & Co. vor Peinigern und Unterdrückern zu befreien, darauf achten jetzt nicht jeden Kommentar und Blick eines Mannes aus den letzten 30 Jahren zu überdramatisieren und somit eine Hetzkampagne zu starten die schnell Karrieren und Leben beendet.

Dieser Skandal ist natürlich nicht nur auf Hollywood anzuwenden und gibt es wohl in fast jedem Job. Zum Glück hat es auch hier die ein oder andere Veränderung gegeben, die hoffentlich in Zukunft dazu führt, dass Frauen sich sicher fühlen und Karriere machen können ohne dafür mit Körper und Seele zu zahlen.

 

 

Oscar Snubs und Surprises:

Wie jedes Jahr gibt es auch bei dieser Oscar-Verleihung Nominierungen die absolut überraschend waren und keiner so auf dem Schirm hatte und auch paar Personen oder Filme, deren Berücksichtung und Anerkennung total fehlt und die man schmerzlich vermisst.

Surprises:

#1 Christopher Plummer, ich glaue nie zuvor hat es sowas gegeben: als im Zuge der #meToo Kampagne Schauspiellegende Kevin Spacey unter die Räder geriet, hat sich Regisseur Ridley Scott dazu entschieden einen Monat vor Release des Films „All the Money in the WorldKevin Spacey aus den Film zu schneiden und mit Christopher Plummer neu zu besetzen. Dieser drehte in Windeseile innerhalb von zwei Wochen alle Szenen – das auch sehr gut – und stieg trotzdem völlig unerwartet in die Awardseason ein.

#2 Logan wurde zwar nicht als Bester Film nominiert, obwohl es viele Fans zu so empfanden und auch die Darsteller gingen leer aus, aber immerhin konnte man eine überraschene Nominierung für’s adaptierte Drehbuch abgreifen.

#3 Aus dem Nichts, unser deutscher Oscar-Beitrag wurde trotz Erfolgen in der Awardseason und eigentlicher Favoritenrolle überraschen nicht unter die letzten fünf Kandidaten gewählt worden.

#4 Denzel Washingtons Nominierung kann ich neben vielen anderen nicht so recht nachvollziehen. Der junge hat genug abgeräumt und wird dennoch wie Meryl Streep jedes Jahr aufs Neue nominiert für Filme die fast Niemand gesehen hat, kaum jemand richtig gut fand und finanziell floppten. Es gab genug bessere Alternativen – siehe Snubs.

 

Snubs:

#1 Blade Runner 2049 & Denis Villeneuve. Villeneuves phänomenales Sequel zum Klassiker Blade Runner war objektiv einer der besten Filme 2017 und vermutlich auch der letzten Jahre. Für mich absolut unverständlich, dass man hier nur Nominierungen für technische Kategorien bekommen hat und stattdessen Der seidene Faden, Die Verlegerin und Die dunkelste Stunde bevorzugte.

#2 Holly Hunter für The Big Sick, Tiffany Haddish für Girls Trip und Sir Patrick Stewart für Logan hätten eine Nominierung in den Nebendarsteller-Kategorien verdient gehabt. Octavia Spencer, Lesley Manville, Woody Harrelson und Christopher Plummer hätte ich dafür rausgenommen.

#3 James Franco für The Disaster Artist, Andy Serkis für Planet der Affen 3, Aubrey Plaza für Ingrid Goes West und Robert Pattinson für Good Times hätten in den Hauptdarsteller-Kategorien Meryl Streep, Denzel Washington, Daniel Day-Lewis oder Daniel Kaluuya ersetzen können.

#4 The Lego Batman Movie: Pixars Coco ist der große Favorit in der Animationskategorie, was vor allem daran liegt, dass man The Boss Baby The Lego Batman Movie vorzog – unverständlich.

Beste Nebendarstellerin / Actress in A Supporting Role:

Mary J. Blige (Mudbound) | Allison Janney (I, Tonya) | Lesley Manville (Phantom Thread) | Laurie Metcalf (Lady Bird) | Octavia Spencer (The Shape of Water)

 

Wunsch: #1 Allison Janney #2 Laurie Metcalf

Meine Nummer 1 ist Allison Janney, sie hat die spannendste und erinnerungswürdigste Rolle unter den Nominierten – mit so einer Mutter braucht man keine Feinde mehr.

Ich kannte die Filmographie von Janney nicht sonderlich gut, fand ihre Transformation aber beeindruckend.

 

 

 

 

Wahrscheinlich: #1 Allison Janney #2 Laurie Metcalf

 

 

 

Wie bei viele Kategorien in diesem Jahr scheint der Sieger schon fast festzustehen Allison Janney ist klar der größte Favorit, schätzungsweise 80%.

Doch wenn eine Darstellerin noch realistische Chancen auf den Upset hätte, dann in erster Linie Laurie Metcalf die ähnlich wie Allison Janney eine starke Mutterrolle spielt, auch wenn diese unterschiedlicher nicht sein könnten.

 

Bester Nebendarsteller / Actor in A Supporting Role:

Willem Dafoe (The Florida Project) | Woody Harrelson (3 Billboards) | Richard Jenkins (The Shape of Water) | Christopher Plummer (All the Money in the World) | Sam Rockwell (3 Billboards)

 

Wunsch: #1 Sam Rockwell #2 Richard Jenkins

 

Sam Rockwell wurde 2009 für Moon frevelhaft übergangen und ist völlig zurecht nun der große Favorit in dieser Kategorie. Seine Rolle war nicht einfach und Three Billboards Outside Ebbing, Missouri musste dafür viel Kritik einstecken, doch an Sam Rockwells authentischer und grandioser Performance lässt sich nicht rütteln.

Seine Konkurrenz braucht sich aber nicht zu verstecken und ist dieses Jahr vielleicht nicht so viel besprochen worden, aber unfassbar stark. Gerade Richard Jenkins aus The Shape of Water hat mich persönlich sehr berührt und landet auf meiner Wunschliste hinter Sam Rockwell.

 

Wahrscheinlich: #1 Sam Rockwell #2 Willem Dafoe

 

 

Sam Rockwell ist auch für die Experten und Buchmacher die Nummer Eins in der „Bester Nebendarsteller„-Kategorie, doch wenn einer überraschend an ihm vorbeizieht, dann Willem Dafoe für seine sympathische und feinfühlige Performance als „Mädchen für Alles“ im außergewöhnlichen Film  The Florida Project, der darüber hinaus für viele zu unrecht in allen anderen Kategorien zu wenig Beachtung fand.

 

Beste Hauptdarstellerin / Actress in A Leading Role:

Sally Hawkins (The Shape of Water) | Frances McDormand (3 Billboards) | Margot Robbie (I, Tonya) | Saoirse Ronan (Lady Bird) | Meryl Streep (Die Verlegerin)

 

Wunsch: #1 Frances McDormand #2 Sally Hawkins

Sally Hawkins

Neue Kategorie, alte Leier: Auch hier deckt sich mein Empfinden mit der Meinung der Presse. Wunschkandidatin #1 ist Frances McDormand, die bereits für Fargo einen Oscar erhielt aber in Three Billboards Outside Ebbing, Missouri unglaublich mitreißend und sowohl in den dramatischen als auch zynischen Momenten grandios war.

Sie gilt seit Ewigkeiten als der Frontrunner für die Beste Hauptrolle und dennoch bietet das Teilnehmerfeld viel Spielraum für einen Upset. Sally Hawkins würde ich es noch am ehesten wünschen, weil mich ihre Leistung als liebevolle und stumme Reinigungskraft, die sich in ein Fischwesen verliebt einfach abgeholt und berührt hat.

Wahrscheinlich: #1 Frances McDormand #2 Margot Robbie #3 Saoirse Ronan

 

Auch wenn der Name Francis McDormand am häufigsten fällt im Zusammenhang mit dieser Kategorie, sind die Performances von Margot Robbie und der Saoirse Ronan nicht zu vernachlässigen. Saoirse Ronan ist mit erst 23 Jahren schon Stammgast bei den Academy Awards und bereits zum dritten Mal nominiert ohne zu gewinnen. Der Druck auf die Mitglieder steigt so langsam, vielleicht soll es dieses Jahr soweit sein auch wenn ich es ihr für Brooklyn mehr gegönnt hätte.

Auch Margot Robbie hat man bereits im Trailer zu I, Tonya angesehen, dass das Oscar-Material werden wird. Sie hat zwar noch Zeit für einen Oscar-Gewinn aber die Aktualität durch Olympia und die wahre Geschichte dahinter, könnten neben dieser tollen Leistung das Zünglein an der Waage sein. P.S.: Nur bitte nicht Meryl Streep.

Bester Hauptdarsteller / Actor in A Leading Role:

Timothee Chalamet (Call Me by Your Name) | Gary Oldman (Darkest Hour) | Daniel Kaluuya (Get Out) | Daniel Day-Lewis (Phantom Thread) | Denzel Washington (Roman J. Israel, Esq.)

 

Wunsch: #1 Gary Oldman #2 Daniel Day-Lewis

Gary Oldman - großer Favorit auf den Oscar

Gary Oldman muss und wird es machen. Nicht nur hat er sich mit Die dunkelste Stunde verdient sondern wird hier für sein Lebenswerk geehrt werden. Der Oscar ist längst überfällig nach seinen ikonischen Performances über die letzten Jahrzehnte. Ihm spielt zusätzlich in die Karten, dass die ein oder andere sehr starke Konkurrenz wie James Franco, Andy Serkis und Robert Pattinson nicht nominiert wurde.

Dafür aber zwei talentierte Jungschauspieler hat, die bislang zu wenig erreicht haben und sowas wird nur selten mit einem Oscar belohnt. Ergänzend hat man mit Daniel Day-Lewis und Denzel Washington zwei Urgesteine und Legenden dabei, die weder eine weitere Auszeichnung brauchen noch hier die beste Leistung ihrer Karriere erbracht haben.

Wahrscheinlich: #1 Gary Oldman #2 Timothee Chalamet

 

Wie oben bereits angeführt ist Gary Oldman fast gesetzt als Sieger der Kategorie Bester Hauptdarsteller bei den 90. Academy Awards. Dennoch rechnet man gerade Timothee Chalamet, der gleich in zwei Oscar-Filmen dieses Jahr mitspielt, die größten Chancen auf einen Außenseitersieg ein.

Seine nuancierte und verletztliche Performance im Schwulendrama Call Me by Your Name war fantastisch. Er könnte heute Abend als jüngster Oscar-Gewinner dieser Kategorie in die Geschichte eingehen.

Bester Film / Best Picture:

Die dunkelste Stunde | Get Out | Call Me by Your Name | Lady Bird | The Shape of Water | Phantom Thread | The Post | Three Billboards Outside Ebbing, Missouri | Dunkirk

 

Wunsch: #1 The Shape of Water #2 3 Billboards #3 Get Out

Wer wird der Nachfolger zum Vorjahressieger La La Land ..äh Moonlight? Vermutlich The Shape of Water und das würde ich mir auch wünschen, weil es für mich einer dieser Filme ist, die bei mir total den Nerv treffen und einer Offenbarung gleichen.

Ich liebe Guillermo del Toros Vision, seine Designs, seine Fantasie. Ich stehe auf diese märchenhaften und phantastischen Elemente, die mit der Geschichte verknüpfen. Tolle Darsteller, super Geschichte und grandios inszeniert.

 

Wahrscheinlich: #1 The Shape of Water #2 3 Billboards #3 Dunkirk

 

Ja, The Shape of Water ist dank 13 Nominierungen auch der große Favorit für den Besten Film, aber letztlich spielen soviele Faktoren rein und Auswertungen von Zweit- und Drittstimmen, so dass am Ende Filme wie Dunkirk, Lady Bird oder Get Out auf der Zielgerade vorbeiziehen könnten, weil sich Fans und Hater von The Shape of Water und Three Billboards Outside Ebbing, Missouri gegenseitig die Stimmen nehmen.

Konkret bedeutet das: Jemand der will, dass Three Billboards gewinnt, wird vielleicht bewusst keine weitere Stimme für The Shape of Water abgeben, aber sich ohne Probleme auf die drei genannten „Außenseiter“ einigen können. Wenn sich zwei streiten freut sich der Dritte wie man so schön sagt. Mein Herz schlägt für The Shape of Water aber auch 3 Billboards, Get Out, Dunkirk, Call Me by Your Name und Lady Bird wären nachvollziehbare Sieger.

 

Zusätzlich schau ich vor allem auf folgende Kategorien:

Bester Regisseur:
Wunsch: #1 Guillermo del Toro #2 Jordan Peele / Wahrscheinlich: #1 Guillermo del Toro #2 Christopher Nolan
Guillermo del Toro, mach es! Für mich führt wohl kaum ein Weg an ihm vorbei, nach ihm würde ich es vor allem Jordan Peele für Get Out wünschen. Christopher Nolan könnt hier am Ende aber auch noch vorbeiziehen. Seine Fanbase ist gigantisch und Dunkirk brachte ihm die erste Regie-Oscar-Nominierung. Er profitiert vor allem davon, dass Martin McDonagh, Denis Villeneuve und Sean Baker nicht nominiert wurden.

Bestes original/adaptierte Drehbuch:
Wunsch: #1 Logen (adapt) / #1 The Big Sick (orig.) / Wahrscheinlich: #1 Call Me by Your Name (adapt) / #1 Three Billboards (orig)
Call Me by Your Name und Three Billboards Outside Ebbing, Missouri sind die Favoriten in den Drehbuchkategorien, ein Sieg wäre definitiv gerechtfertig. Wünschen würde ich mir jedoch Logan, der auf #1 meiner Topliste 2017 landete und sonst nicht bedacht wurde & The Big Sick, der generell trotz viel postivier Resonanz in der Awardsseason teils sträflich übergangen wurde.

Beste Kamera:
Wunsch: #1 Blade Runner 2049 / Wahrscheinlich: #1 Blade Runner 2049 #2 Dunkirk #3 Mudbound
Roger Deakins muss dieses Jahr einfach gewinnen. 13 Mal wurde er bereits für den Oscar nominiert, gewann aber letztlich nie. Diese Pechsträhne muss ein Ende haben – heute Abend! Blade Runner 2049 sieht fantastisch aus und das ist vor allem Deakins zu verdanken. Pechvogel Deakins könnte am Ende aber noch gegen Dunkirk oder Mudbound verlieren, denn mit Rachel Morrison wurde zum ersten Mal eine Kamerafrau nominiert.

Zusammenfassung:

Wunsch – BigFive + Bonus:

  • #1 Allison Janney #2 Laurie Metcalf (Nebendarstellerin)
  • #1 Sam Rockwell #2 Richard Jenkins (Nebendarsteller)
  • #1 Frances McDormand #2 Sally Hawkins (Hauptdarstellerin)
  • #1 Gary Oldman #2 Daniel Day-Lewis (Hauptdarsteller)
  • #1 The Shape of Water #2 3 Billboards #3 Get Out (Film)
  • #1 Guillermo del Toro #2 Jordan Peele (Regisseur)
  • #1 Logan & The Big Sick (Drehbücher)
  • #1 Blade Runner 2049 (Beste Kamera)

Wahrscheinlich – Big Five + Bonus:

  • #1 Allison Janney #2 Laurie Metcalf (Nebendarstellerin)
  • #1 Sam Rockwell #2 Willem Dafoe (Nebendarsteller)
  • #1 Frances McDormand #2 Margot Robbie #3 Saoirse Ronan (Hauptdarstellerin)
  • #1 Gary Oldman #2 Timothee Chalamet (Hauptdarsteller)
  • #1 The Shape of Water #2 3 Billboards #3 Dunkirk (Film)
  • #1 Guillermo del Toro #2 Christopher Nolan (Regisseur)
  • #1 Call me by your name & Three Billboards (Drehbücher)
  • #1 Blade Runner 2049 #2 Dunkirk (Beste Kamera)

The Shape of Water | Kritik / Review (Oscars 2018)

The Shape of Water | Kritik / Review (Oscars 2018)

The Shape of Water ist mit 13 Nominierungen der große Favorit der diesjährigen Academy Awards in Los Angeles, obwohl er eigentlich so gar nicht dem üblichen Kandidaten und Frontrunnertypus entspricht. Regisseur Guillermo del Toro (Pans Labyrinth) entwickelte diese Idee von einer Seekreatur, die sich in eine menschliche Frau verliebt bereits kurz nach seinem Regiedebüt Cronos aus dem Jahr 1993.

Auszug aus Doug Jones‘ Monsterreel

Diese Kreatur verkörpert einmal mehr del Toros Stammschauspieler Doug Jones, der das was Andy Serkis für Motion-Capture im Bereich der „Practical Effects“-Monster ist. Nun mehr als 20 Jahre später konnte er diese Geschichte umsetzen und unter anderem Nominierungen für Bester Film, Beste Regie, Beste Hauptdarstellerin, Bester Nebendarsteller und Bestes Originaldrehbuch abstauben.

Storyanriss:

Die stumme Elisa (Sally Hawkins) ist während des Kalten Krieges in einem Hochsicherheitslabor der amerikanischen Regierung angestellt, wo sie einsam und isoliert ihrer Arbeit nachgeht. Doch als sie und ihre Kollegin und Freundin Zelda (Octavia Spencer) ein streng geheimes Experiment entdecken, das in dem Labor vorangetrieben wird, ändert sich Elisas Leben für immer. Sie freundet sich mit dem mysteriösen Fischwesen (Doug Jones) an, das dort in einem Tank gefangen gehalten wird. Ihre Gefühle für die Kreatur werden immer intensiver und zusammen mit ihrem Nachbarn Giles (Richard Jenkins) fasst sie schließlich den Entschluss, den Amphibienmann aus den Händen der Regierung zu befreien – allerdings steht die Liebe unter keinem guten Stern, denn nun wird das Paar gnadenlos vom Militär und dem Laborleiter Strickland (Michael Shannon) gejagt, die das außergewöhnliche Geschöpf für eigene Zwecke missbrauchen will.

Fairytales were born in times of trouble, in complicated times—when hope felt lost. I made The Shape of Water as an antidote to cynicism. For it seems to me that when we speak of love—when we believe in love—we do so in a hopeless way. We fear looking naïve and even disingenuous. But love is real—absolutely real—and, like water, it is the most gentle and most powerful force in the Universe. It is free and formless until it pours into its recipient, until we let it in. Our eyes are blind. But our soul is not. It recognizes love in whatever shape it comes to us. – Guillermo del Toro

Fazit zu „The Shape of Water“:

Mein persönlicher Favorit. Guillermo del Toro gehört zu meinen liebsten Regisseuren, weil er ganz speziell und eigen ist. Man erkennt seine Handschrift einfach und ich bin froh, dass er so viel Erfolg mit The Shape of Water hat – seinem wohl besten Film seit Pans Labyrinth.

Man merkt an jeder Ecke und jedem Detail was er privat für ein Fan dieser Monster- und Märchenstoffe ist. Seine Sets sehen genauso grandios und bis ins letzte Detail durchdesigned aus wie beispielsweise das Haus aus Crimson Peak. Die Idee dahinter war alltägliche Dinge zu nehmen und sie außerweltlich zu gestalten, Gewöhnliches in Außergewöhnliches zu verwandeln.

Sally Hawkins in The Shape of Water

Das Monsterdesign ist klasse und The Shape of Water bietet meiner Meinung nach die verspieltesten und schönsten Bilder aller Oscar-Teilnehmer. Hauptdarstellerin Sally Hawkins beschreibt ihre Erfahrung damit, sich als Teil eines Gemäldes gefühlt zu haben. Mastermind Del Toro, Kameramann Dan Laustsen und Costume Designer Luis Sequeira haben hier eine komplexe und detailreiche Welt geschaffen, die mich eingesogen und sprachlos gemacht hat.

Ich liebe diese märchenhaften Geschichten, die phantastische Elemente mit unserer realen Welt kombinieren. Alleine diese faszinierende, magische Tanzszene, die Kunst und Liebe in all ihren Formen zelebriert, bleibt für mich unvergessen – so merkwürdig sie auch war.

Guillermo del Toros Horrormansion

 

Auch die darstellerischen Leistungen waren echt gut, allen voran Sally Hawkins als stumme Putzkraft, die uns so nuanciert und gefühlvoll durch den Film getragen hat. Sie ist für mich ganz klar die größte Konkurrenz zu Frances McDormand. Man merkt hier, dass Guillermo del Toro nicht nur seit Jahren an diesem Film schrieb, sondern auch schon vor Ewigkeiten Sally Hawkins in Kenntnis darüber setzte, dass er diesen Film die ganze Zeit mit ihr in der Hauptrolle konzipieren würde.

Richard Jenkins als ihr bester Freund und Nachbar hat mich ebenso restlos begeistert zurückgelassen. Er hat seine Nominierung mehr als verdient und ist nach dem Topfavoriten Sam Rockwell meine persönliche Nummer zwei. Michael Shannon ist gut in allem was er tut und war seiner Rolle entsprechend überzeugend fies. Ihre Charaktere sind alle irgendwo soziale Außenseiter die im Prinzip von ihrer Umwelt ignoriert und nicht gesehen werden. Del Toro gibt diesen Figuren eine Stimme, selbst wenn sie stumm sind.

Laut eigener Aussage ist es Guillermo del Toros liebster und persönlichster Film bis dato, es ist ein Märchen das aber nicht aus der Perspektive eines Kindes erzählt wird. Ich hoffe, dass er am Sonntag nach Alfonso Cuaron und Alejandro G. Inarritu der dritte mexikanische Regisseur ist, der in den letzten 5 Jahren die Auszeichnung für die Beste Regie mitnehmen kann. Auch darüber hinaus wünsche ich mir den Sieg in der Kategorie Bester Film. Bei 13 Nominierungen wird der ein oder andere Goldjunge sicher sein – vollkommen zu recht.

The Shape of Water ist ein visuell und emotional hinreißendes Märchen über Liebe, Freundschaft und Akzeptanz – virtuos konzipiert und auf die Leinwand gebracht von einem kreativen Genie und Geschichtenerzähler, Guillermo del Toro.

Call Me by Your Name | Kritik / Review (Oscars 2018)

(Trailer)

Call Me by Your Name ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von André Aciman. Der italienische Regisseur Luca Guadagnino (A Bigger Splash) hat diese Geschichte adaptiert und kurzerhand in seine Heimatstadt Crema verlegt, wo der Film auch gedreht wurde. Die beiden Hauptrollen wurden mit Armie Hammer (Codename U.N.C.L.E.) und Timothée Chalamet (Interstellar) besetzt. Chalamet hat für den Film extra Italienisch und Piano spielen gelernt. In Nebenrollen kann man unter anderem Michael Stuhlbarg sehen, der dieses Jahr mit Die Verlegerin, Call Me by Your Name und The Shape of Water in gleich drei Filmen mitspielt, die allesamt für den Oscar in der Kategorie „Bester Film“ nominiert sind.

Storyanriss:

Norditalien, 1983: Familie Perlman verbringt den Sommer in ihrer mondänen Villa. Während der 17 Jahre alte Sohn Elio (Timothée Chalamet) Bücher liest, klassische Musik hört und keinen Flirt mit seiner Bekannten Marzia (Esther Garrel) auslässt, beschäftigt sich sein Vater (Michael Stuhlbarg), ein emeritierter Professor, mit antiken Statuen. Für den Sommer hat sich der auf griechische und römische Kulturgeschichte spezialisierte Archäologe mit Oliver (Armie Hammer) einen Gast ins Haus geholt, der ihm bei seiner Arbeit zur Seite stehen soll. Der selbstbewusste und attraktive Besucher wirbelt die Gefühle des pubertierenden Elio ganz schön durcheinander. Während sich langsam eine Beziehung zwischen den beiden anbahnt, merkt Elio, dass er trotz seiner Intelligenz und der Bildung, die er dank seinem Vater und seiner Mutter Annella (Amira Casar) genießt, noch einiges über das Leben und die Liebe lernen muss.

Fazit zu „Call Me by Your Name“:

Eine sehr sanfte und gefühlvolle Erzählung über eine Sommerliebe zwischen einem Teenager und einem erwachsenen gestandenen Mann. Diese Geschichte einer ersten, wenn auch ungewöhnlichen Liebe wird mehr als nur durch Worte erzählt. Vor allem die Musik, Blicke und Gesten untermalen das Geschehen perfekt. Zwei der Songs, unter anderem der für den Oscar nominierte „Mystery of Love“ stammen aus der Feder Sufjan Stevens.

Timothee Chalamet und Michael Stuhlbarg, Vater-Sohn-Gespräch - Call Me by Your Name

Call Me by Your Name handelt nicht nur von Liebe, es geht auch um Familie, Mitgefühl, sexuellem Begehren, dem Erkunden des eigenen Körpers und der eigenen Sexualität generell. Wenn ich euch sage, dass die berüchtigte Nektarinenszene des Films die vielleicht expliziteste aber nicht ungewöhnlicheste Sexszene der diesjährigen Oscars darstellt, dann könnte ihr gespannt bleiben was die Tage noch folgt.

Das Schauspiel würde ich als eher unauffällig und unaufdringlich aber sehr gut beschreiben. Ein Dialog von Vater und Sohn, sowie die finale Szene haben es mir besonders angetan. Timothée Chalamet, ist mit erst 22 Jahren der jüngste Nominierte in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ seit 1939. Wenn er gewinnen sollte, wäre er der jüngste Sieger in dieser Kategorie. Außergewöhnliches Jahr für ihn, neben der eigenen Oscar-Nominierung für Call Me by Your Name spielte er auch in Greta Gerwigs Lady Bird mit, den ich euch bereits am Freitag vorstellte.

Luca Guadagninos gefühlvolles Schwulendrama Call Me by Your Name trifft die richtigen Töne. Auch wenn man beide Filme trotz ihres homosexuellen Backgrounds nicht direkt miteinander vergleichen kann, hat sich der Vorjahressieger Moonlight aber stärker in mein Gedächtnis eingebrannt und letztlich besser gefallen. Nichtsdestotrotz war der Film gut genug, um verdient als einer der Favoriten im Oscar-Rennen zu gelten.