Game Night
Storyanriss:
Eine Gruppe von Pärchen, darunter Max (Jason Bateman) und Annie (Rachel McAdams), trifft sich regelmäßig zu Spieleabenden. Für eines dieser Treffen hat Max’ Bruder Brooks (Kyle Chandler) als Überraschung ein ganz besonderes Spiel in petto: Die Gäste sollen gemeinsam einen Entführungsfall aufklären. Der Aufwand geht sogar so weit, dass Brooks falsche Gangster und FBI-Agenten angeheuert hat. Also wundern sich die drei teilnehmenden Pärchen auch nicht, als plötzlich maskierte Bewaffnete das Haus stürmen und Brooks entführen, denn das gehört schließlich zum Programm. Begeistert beginnen sie mit ihren Ermittlungen, stellen jedoch schnell fest, dass nicht alles inszeniert zu sein scheint und aus dem scheinbar harmlosen Spiel jederzeit blutiger Ernst werden könnte. Bald tappen die überforderten Mitspieler völlig im Dunkeln, haben aber erstaunlicherweise so viel Spaß wie schon lange nicht mehr.
Game Night ist für mich die erste Comedy-Überraschung des Jahres. Den Film hatte wohl absolut niemand auf dem Schirm und dennoch macht er letztlich viele Dinge richtig, die die bekanntere Konkurrenz versäumt hat. Die erste halbe Stunde ist clever, kreativ und man merkt den Machern an, dass sie selbst Fans von Spieleabenden sind. Danach bekommt man eine etwas generischere Action-Comedy, die aber genug geile Momente hat, um im Gedächtnis zu bleiben. Beispielsweise die Szenen in der Villa oder der Versuch einer Figur eine Kugel aus dem Arm zu holen, stellen weitere Highlights dar.
Der Cast ist cool und Jason Bateman, der eh ideal für solche Filme ist, trägt mit Rachel McAdams das restliche Ensemble mit Bravour durch den Film. Neben den beiden großartigen Hauptrollen hat mich vor allem Jesse Plemons begeistern können mit seiner Performance als weirdo Nachbar, der doch auch endlich mal zu einer Game Night eingeladen werden will.
Ein frisches Konzept, ein außergewöhnliches Set-Up und ein spielfreudiger Cast machen Game Night zu einer positiven Überraschung und einem 84% Hit auf RottenTomatoes.
Der Sex Pakt
Julie (Kathryn Newton), Kayla (Geraldine Viswanathan) und Sam (Gideon Adlon) sind Kindheitsfreundinnen, gehen gemeinsam auf die Highschool und schließen einen Pakt, ihre Jungfräulichkeit in der Nacht des Abschlussballs zu verlieren. Für die drei Mädels ist das gar keine so besondere Sache – ganz im Unterschied zu ihren Eltern. Das sind Julies hippe Single-Mutter Lisa (Leslie Mann), Kaylas ständig zwischen Wut und Tränen schwankender Papa Mitchell (John Cena) und Sams geschiedener, häufig ziemlich fieser Vater Hunter (Ike Barinholtz). Dieses tief besorgte, übervorsichtige Trio bekommt mit, was die Sprösslinge vorhaben. Die Erwachsenen starten eine schlecht geplante Nacht-und-Nebel-Aktion, um die Jungfräulichkeit ihrer Mädels zu retten. Das elterliche Vorhaben wird sehr schnell sehr chaotisch.
Der Sex Pakt, wieder so ein deutscher Filmtitel, der mir an der Kinokasse die Fremdschamesröte ins Gesicht treibt, weil er so dumm ist. Inhaltlich geht es um eine große Angst die Eltern sowie noch-nicht-Eltern teilen: die eigenen Kinder werden erwachsen, kommen in die Pubertät und interessieren sich für Sex. Wie reagiert man? Wie streng und kontrollierend sollte man sein? Wie war es in der eigenen Jugend? Das Setup für diese Komödie und der Cast waren ganz gut, vor allem, weil es längst nicht so normal ist einen Film über junge Frauen zu sehen, die genau dasselbe wollen wie es uns Kerle bereits in beispielsweise American Pie vorgemacht haben.
Mit Leslie Mann und Ike Barinholtz holte man zwei Comedy Veteranen an Bord, die zusätzlich mit John Cena einen Fanliebling an ihre Seite gestellt bekamen, der immer häufiger sein Comedy-Talent beweist und ein wenig Zug an den Kassen generiert. Die drei Darsteller funktionieren gut und auch die Jungdarsteller haben mich überzeugt. Genau genommen haben mir an Der Sex Pakt diese Jungdarsteller und ihre erfrischende Charaktervielfalt am besten gefallen. Das lag vor allem daran, dass ihre Figuren nahezu jede Form der Herangehensweise an das Thema „das erste Mal“ abgedeckt haben. Es fühlte sich einfach „fair“ an, junge Frauen zu sehen, die nicht nur dem Hollywood-Stereotyp eines Mädchens entsprechen.
Das Humorlevel bewegt sich dann weitestgehend auf einem sehr flachen und plumpen Level und reicht von Bierschläuchen im Arsch bis hin zu „höhö, ich fasse die Genitalien eines fremden Mannes an“. Muss jeder für sich wissen, ob er sich auf diesen Humor einlassen will, ich habe stellenweise hart gelacht und bei anderen Szenen keine Miene verzogen. Alles in allem war Der Sex Pakt aber durchaus witzige Unterhaltung für zwischendurch.
How To Party With Mom
Seit vielen Jahren opfert sich Vorzeige-Hausfrau Deanna (Melissa McCarthy) für ihre Familie auf und stellt ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse immer hinter die ihrer Tochter Maddie (Molly Gordon) und ihres Ehemanns Dan (Matt Walsh) zurück. Doch als Dan ihr eröffnet, dass er sie für seine viel aufregendere Geliebte verlässt, hat Deanna die Nase endgültig voll und will nun ihre eigenen Ziele verfolgen. Dazu gehört auch, ihren Uni-Abschluss nachzuholen, sehr zum Schrecken von Studentin Maddie, die den Campus plötzlich mit ihrer Mutter teilen muss. Deanna dreht voll auf, findet neue Freunde und wird unter dem Spitznamen „Dee Rock“ zum Mittelpunkt jeder Party. Und während sie das Studentenleben in vollen Zügen genießt und eine ganz neue Beziehung zu ihrer Tochter aufbaut, findet Deanna auch endlich zu ihrem wahren Selbst.
Nach The Boss und Tammy bekommen wir nun mit How To Party With Mom die dritte Zusammenarbeit von Melissa McCarthy und ihrem Mann Ben Falcone. Zusammen sind sie für das Drehbuch verantwortlich, zusätzlich zu Falcone auf dem Regiestuhl und McCarthy in der Hauptrolle. Leider ist auch dieser dritte Versuch ziemlich mau. Zugegeben, Tammy und The Boss waren schrecklich, dieses Level erreicht How To Party With Mom nicht.
Jedoch ist die neue Komödie von und mit Melissa McCarthy leider nur absolute Durchschnittskost, die überraschend selten wirklich lustig wird. Eigentlich kann ich mich nur an den soliden Vagoogle Witz und die herausstechende Vortragsszene im Hörsaal erinnern, der Rest ist absolut verblasst in meinen Erinnerungen – wenige Minuten nachdem ich das Kino verlassen habe.
Generell wirkte der Film mehr wie ein Wohlfühlfilm mit dem Ziel eine Message zu verkaufen als eine reine Komödie. Problem ist nur, dass diese aufgesetzte Message maximal vorhersehbar ist und nicht berührt. Leider ist How To Party With Mom ein weiterer schwacher Film von McCarthy, der sich irgendwo im Mittelfeld ihrer Filmographie einordnet.
Ocean’s 8
Was ihr Bruder kann, kann sie schon lange: Debbie Ocean (Sandra Bullock), die Schwester von Gauner Danny Ocean (George Clooney), ist aus dem Knast entlassen worden und stellt ein Team von Meisterdiebinnen zusammen, um den hieb- und stichfesten Coup umzusetzen, den sie während ihrer Zeit im Gefängnis geplant hat: Gemeinsam mit ihrer Komplizin Lou Miller (Cate Blanchett) versammelt sie die Juwelierin Amita (Mindy Kaling), die Trickbetrügerin Constance (Awkwafina), die Hehler-Expertin Tammy (Sarah Paulson), die Hackerin Nine Ball (Rihanna) und die Modedesignerin Rose (Helena Bonham Carter), um der weltberühmten Schauspielerin Daphne Kluger (Anne Hathaway) bei der Met Gala eine wertvolle Halskette im Wert von 150 Millionen Dollar zu stehlen – und sich dabei an einem fiesen Galeriebesitzer zu rächen.
Fazit:
Nach Ghostbusters aus dem Jahr 2016 ist Ocean‘s 8 der zweite richtig große Blockbuster, der vor allem dadurch Buzz erzeugte, weil er einen ursprünglich ausschließlich männlichen Hauptcast nun mit einem weiblichen Pendant austauschte. Im Vergleich zu Ghostbusters ist hier aber ein deutlich besserer Film entstanden, auch wenn er sich vom Stil so sehr an die Vorlagen anlehnt, dass man nicht ganz zu Unrecht einen eigenen Charakter vermisst.
Am wichtigsten bei diesen Heist Filmen ist für mich das Zusammenspiel des Casts und natürlich der Heist an sich. Beides hat für mich insgesamt zwar gut funktioniert, aber wie üblich bei so großen Ensembles, fallen einige Rollen dünner aus und tragen nur mäßig zur Tiefe und Qualität bei. Man merkte aber auch, dass die Darstellerinnen, angeführt von Sandra Bullock, die im Film George Clooneys Schwester verkörpert, viel Spaß beim Dreh vor und hinter der Kamera hatten. Gerade Oscar-Preisträgerin Anne Hathaway hatte sichtbar Spaß mit ihrer Figur.
Das Pacing fühlt sich in der ersten Hälfte manchmal ein wenig langsam an und inszenatorisch kann Gary Ross (Die Tribute von Panem) auch nicht mit Steven Soderbergh mithalten. Dennoch ist Ocean’s 8 ein unterhaltsames Spin-off, das man sich sorglos anschauen.
I Feel Pretty
Renee Bennett (Amy Schumer) arbeitet bei einer Kosmetikfirma und weiß, wie man sich als Durchschnittperson in der Welt der Schönen fühlt. Nach einem Unfall im Fitnessstudio fühlt sie sich jedoch komplett verwandelt und bildet sich ein, wunderschön zu sein. Zwar sieht sie für alle anderen genauso aus wie zuvor, aber mit dem vermeintlichen Zauber entwickelt sie ein neues Selbstvertrauen, das ihr hilft, zügig die Karriereleiter hinaufzuklettern und dabei den Respekt ihres Idols und ihrer Chefin Avery LeClaire (Michelle Williams) zu gewinnen. Auch in der Liebe läuft es plötzlich hervorragend, lernt sie dank ihrem neuen Selbstvertrauen doch einen charmanten Mann (Rory Scovel) kennen. Doch aus Selbstbewusstsein wird schnell Arroganz und schon bald ist Renee von den Querelen ihrer weniger erfolgreichen Freundinnen nur noch genervt. Es kann eben nicht jeder so perfekt sein wie sie, denkt sich die vormals so verständnisvolle Aufsteigerin. Dann verblasst der „Zauber“ wieder.
Yoargh, ne.. Ich mag Amy Schumer, ich mochte Trainwreck, der in Deutschland als Dating Queen lief, doch I Feel Pretty ist nach Mädelstrip die zweite Filmgurke mit ihr. Die Prämisse des Films ist nicht neu, trifft aber natürlich gewissermaßen die kontrovers geführte Diskussion über Bodyshaming beziehungsweise Bodypositivity. Der Humor ist ein Mix aus Seitenhieben gegenüber der oberflächlichen Modewelt und flachen, plumpen Witzen.
Hier und da kann man über Amy Schumers schmerzfreie und selbstironischen Art lachen und auch Michelle Williams kann ein paar kleiner Akzente in einer für sie sehr ungewöhnlichen Rolle setzen. Alles in allem ist I Feel Pretty aber zu oberflächlich und unlustig, um von mir empfohlen zu werden.
Catch me!
Eine Gruppe von Freunden spielt seit rund 30 Jahren das Kinderspiel „Fangen“. Was einst ganz normal auf dem Spielplatz anfing, hat sich zu einer bizarren Jagd weiterentwickelt. Obwohl sie mittlerweile sehr weit voneinander entfernt wohnen, scheuen die Kumpels dabei keine Kosten und Mühen. Jede noch so verquere Idee ist erlaubt bei dem Spiel, das sie jedes Jahr jeweils im Mai veranstalten. Wer gerade der Fänger ist, reist auch mal quer durchs Land, damit er bei einem anderen einbrechen oder hinter einem Busch vorzuspringen kann, um ihn mit einer Berührung zum neuen Fänger zu machen. In diesem Jahr steht die Hochzeit des einzigen bislang unbesiegten Mitspielers Jerry (Jeremy Renner) an. Seine Kumpels Callahan (Jon Hamm), Chilli (Jake Johnson), Hoagie (Ed Helms) und Sable (Hannibal Buress) hoffen, ihn endlich in die Finger zu bekommen. Doch der Champion ist natürlich vorbereitet.
Fünf Freunde spielen seit 30 Jahren Fangen und machen dabei vor nichts und niemandem halt. Dieser Film basiert auf einer wahren Begebenheit. Bitte was? Die Prämisse hinter dem Film wirkt auf den ersten Blick so unfassbar doof, dass man auf dem zweiten Blick noch viel ungläubiger ist, wenn man feststellt: diese Freunde gibt es wirklich. Ich fand Catch me, oder schlicht Tag im Original, gelungen.
Die Idee war abgefahren, der Cast war cool und die Actionszenen mit Jeremy Renner waren stylisch inszeniert und haben aus einem so simplen Spiel wie Fangen tatsächlich etwas Unterhaltsames geschaffen. Natürlich hat man den Film auch schnell wieder vergessen, aber gerade für das Comedy-Genre war die Idee doch erfrischend genug um ihn euch für einen chilligen DVD-Abend zu empfehlen.
BlackKklansman
Die Siebziger in Colorado Springs: Ron Stallworth (John David Washington) ist der erste Schwarze, der beim Polizeidepartment angenommen wird. Seine Arbeit besteht zunächst aus Undercover-Einsätzen bei Veranstaltungen der Black-Power-Bewegung – bis er einfach mal den Ku-Klux-Klan kontaktiert. Er bittet telefonisch um Aufnahme und wird so tatsächlich Mitglied! Ron gibt sich als weißer Rassist aus, was aber nur so lange klappen kann, wie er nicht an einem örtlichen Treffen teilnimmt. Wann immer es um Rons Anwesenheit bei einer der unmaskierten Ku-Klux-Klan-Veranstaltung geht, springt also der jüdische Kollege Flip (Adam Driver) ein, der dann die aus den Telefongesprächen bekannte Stimme imitiert. Ron und Flip fördern bei ihren Ermittlungen zutage, dass der lokale KKK-Ableger offenbar einen Terroranschlag plant. Und Ron gelingt es sogar, mit dem Neonazi David Duke (Topher Grace) zu telefonieren, einem verdammt hohen Tier im Klan.
BlacKkKlansman ist ein spannender Genremix und einer der wichtigsten Filme des Jahres. Auch hier ist es unfassbar eine so skurrile Geschichte vor sich zu haben die wahr ist. Ein schwarzer Cop, der sich beim Ku-Klux-Klan einschleust – mind blown. Der Film bietet viele echt witzige Momente, wenn zum Beispiel Hauptdarsteller John David Washington, Sohn von Legende Denzel Washington, am Telefon mit den KKK-Mitgliedern und Bossen redet und sich selbst das lachen kaum verkneifen kann, weil man ihm erzählen will, er muss ein Weißer sein so wie er redet. Und auch der restliche Cast rund um Adam Driver spielt stark auf und kann mit grandiosen Szenen überzeugen.
Inszenatorisch kann Spike Lee wie immer punkten, gerade wenn er dann wie im letzten Drittel eine politische Rede von Afroamerikanern einem Filmabend von KKK-Mitgliedern gegenüberstellt, die sich den super erfolgreichen und höchstrassistischen Birth of a Nation jubelnd reinziehen. Spike Lee gelingt es trotz des bissigen Humors auch viele Seitenhiebe gegen die damalige sowie heutige Politik zu setzen, die definitiv treffen. So mancher Kommentar löste Schnappatmung aus. Auch ganz am Ende des Films, wenn Spike Lee im Abspann aktuelle Aufnahmen aus Charlottesville zeigt, wirkten diese Bilder wie ein Schlag in die Magengrube.
BlacKkKlansman ist ein witziger und dennoch intellektuell anspruchsvoller Film, der mit seiner Kritik aktueller denn je ist.