Bohemian Rhapsody | Kritik / Review (Oscars 2019)

Bohemian Rhapsody

Storyanriss:

Im Jahr 1970 gründen Freddie Mercury (Rami Malek) und seine Bandmitglieder Brian May (Gwilym Lee), Roger Taylor (Ben Hardy) und John Deacon (Joseph Mazzello) die Band Queen. Schnell feiern die vier Männer erste Erfolge und produzieren bald Hit um Hit, doch hinter der Fassade der Band sieht es weit weniger gut aus: Freddie Mercury, der mit bürgerlichem Namen Farrokh Bulsara heißt und aus dem heutigen Tansania stammt, kämpft mit seiner inneren Zerrissenheit und versucht, sich mit seiner Homosexualität zu arrangieren. Schließlich verlässt Mercury Queen um eine Solokarriere zu starten, doch muss schon bald erkennen, dass er ohne seine Mitstreiter aufgeschmissen ist. Obwohl er mittlerweile an AIDS erkrankt ist, gelingt es ihm, seine Bandmitglieder noch einmal zusammenzutrommeln und beim Live Aid einen der legendärsten Auftritte der Musikgeschichte hinzulegen.

Fazit:

Bohemian Rhapsody hat vor seiner Veröffentlichung vor allem Schlagzeilen gemacht, weil es mitten in der Produktion und den Dreharbeiten den Regisseur Bryan Singer verlor. Singer wurde zu diesem Zeitpunkt vorgeworfen vor einigen Jahren einen Jugendlichen sexuell missbraucht zu haben, doch öffentlich gaben sowohl Bryan Singer als auch das Studio die merkwürdige Begründung, dass er einfach nicht am Set erschien und deswegen gefeuert wurde. Singer hingegen bestreitet die Vorwürfe und behauptet er hätte sich um ein schwerkrankes Familienmitglied kümmern müssen. Es soll auch Probleme am Set mit Star Rami Malek gegeben haben. Was letztlich auch stimmen mag, Regisseur Dexter Fletscher – der uns bereits mit dem sehr guten Eddy the Eagle Biopic überzeugen konnte – hat übernommen.

Bohemian Rhapsody ist insgesamt eher ein Wohlfühlfilm geworden, der zwar die Probleme wie die HIV-Erkrankung oder die Probleme innerhalb Queens anspricht, aber auch nur anreißt. Letztlich geht um den Ikonenstatus Queens, ihre Erfolge und natürlich die beliebte Musik. Freddie Mercury wurde grandios von Rami Malek dargestellt. Neben Malek fand ich vor allem Lucy Boynton als die Liebe seines Lebens Mary Austin herausragend. Absolut faszinierend war die detailgetreue Nachbildung einiger Ereignisse. Das Finale, der Life Aid Auftritt in Wembley, war einfach fantastisch und garantiert Gänsehaut. Die Musik spielt neben Malek wohl die zweite Hauptrolle und war wenig überraschend geil.

Klare Empfehlung für Bohemian Rhapsody, der meiner Meinung nach alles hält was er verspricht und ein unterhaltsames Biopic ist. Rami Malek gilt als ein großer Favorit auf den Oscar in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller„, doch könnte auf der Zielgeraden durch das Thema Bryan Singer noch einen Rückschlag erleben.

And the Oscar 2025 goes to..

Es ist endlich wieder soweit: in wenigen Stunden werden die Oscars in Los Angeles verliehen. Es ist mittlerweile die 97. Verleihung des prestigeträchtigsten Filmpreises der Welt, den Academy Awards. Mein Event-Highlight des Jahres.

Oscars 2024 – was ist passiert

Im Vergleich zum Oscar-Slap 2022, war die Verleihung im letzten Jahr weniger skandalös aber dennoch sehr geil. Oppenheimer gelang es letztlich von 13 Nominierungen 7 Preise mitzunehmen und seinen Favoritenstatus gerecht zu werden. Besonders gefreut hat mich der Sieg von Christopher Nolan, Robert Downey Jr. und Cillian Murphy.

Darüberhinaus präsentierte Billie Eilish ihren Hit „What was i made for?„, der ihr an diesem Abend erneut den Oscar für den Besten Song brachte. Ihr zweiter Oscar – mit 22 Jahren!

Herausragend waren auch die Japaner, die sich überraschend mit Godzilla Minus One in der Beste Effekte-Kategorie gegen die großen amerikanischen Blockbuster durchsetzen konnten. Auch Legende Hayao Miyazaki konnte mit Der Junge und der Reiher nach 21 Jahren seinen zweiten Oscar nach Japan holen.

Was darf man von den 97. Academy Awards erwarten?

Nach Late-Night-Host Jimmy Kimmel, der zum zweiten Mal in Folge und zum vierten Mal die Veranstaltung moderierte, folgt eine weitere Late-Night-Legende. Mit Conan O’Brien führt definitiv Jemand durch den Abend, der von seiner Art und seinem Humor ein Stückweit extremer ist und man sich vielleicht auf die ein oder andere überraschende Aktion freuen darf.

Oscar-Geschichte schreiben The Substance und Karla Sofía Gascon schon jetzt: Der Bodyhorrorfilm The Substance macht die Tür einen Spalt auf für Horrorfilme, die üblicherweise gerne von der Academy ignoriert werden und Karla Sofía Gascón ist die erste offen transsexuelle Schauspielerin, die als „Beste Hauptdarstellerin“ nominiert wurde.

Ich denke man wird an diesem Abend den Feuerwehrleuten und First Responders viel Tribut zollen für Ihre aufopfernde Arbeit während der verheerenden Feuer in Los Angeles. Dieses Jahr weicht man auch ein wenig vom üblichen Programm ab und wird nicht allen Nominierten der Kategorie „Bester Song“ ihren Song präsentieren lassen (in Anbetracht von Emilia Perez – god bless), stattdessen werden eine Hand voll Künstler für Highlights sorgen. So werden Doja Cat, Raye und K-Pop-Star Lisa auftreten und vermutlich ihren gemeinsamen Song Born Again performen. Ein noch größeres Highlight wird wohl der Auftritt der beiden Wicked-Stars Ariana Grande und Cynthia Erivo werden.

Auch US-Rapperin Queen Latifah und der berühmte Chor der Stadt Los Angeles Master Chorale werden auftreten – würde jetzt mal vermuten, dass dies während des „In Memoriam„-Segments der Fall sein wird.

Snubs & Surprises

Biggest Snubs:

  • Bester Hauptdarsteller: Daniel Craig für Queer & Hugh Grant für Heretic
  • Beste Hauptdarstellerin: Pamela Anderson für The Last Showgirl & Angelina Jolie für Maria
  • Bester Nebendarsteller: Denzel Washington für Gladiator 2
  • Beste Nebendarstellerin: Margaret Qualley für The Substance
  • Beste Regie: Denis Villeneuve für Dune: Part Two, Luca Guadagnino für Challengers & Queer
  • Filme: Challengers für seinen Score und Regisseur Luca Guadagnino sowie The Wild Robot, der es in nahezu jede Movie-Topliste 2024 auf das Podest schaffte, aber nicht für Bester Film nominiert wurde, sondern „nur“ für Bester animierter Film.

Biggest Surprises:
Animationsfilm Flow bekommt zweite Nominierung als Bester Ausländischer Film: Eine Nominierung für den besten Animationsfilm galt als sicher, gleichzeitig aber auch Beachtung für den Auslands-Oscar zu erhalten, ist eine Seltenheit. Gratulation Lettland

The Substance durchbricht alte Academy-Muster: Spätestens nachdem Hereditary, der beste Horrorfilm der letzten 20 Jahre, von der Academy völlig ignoriert und gesnubbed wurde, wurde auch dem Letzten bewusst: Mit Horrorfilmen gewinnt man keine Awards. Dass es dieser Geheimtipp des Jahres 2024, The Substance, tatsächlich schafft das Stigma zu durchbrechen und auch noch in den wichtigsten Kategorien des Abends wie Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch und Beste Hauptdarstellerin nominiert zu sein, ist wahnsinnig schön. Jeder einzelne Sieg wäre historisch.

Beste Nebendarstellerin / Actress in a Supporting Role

Monica Barbaro (Like A Complete Unknown) | Ariana Grande (Wicked) | Felicity Jones (Der Brutalist) | Isabella Rossellini (Konklave) | Zoe Saldana (Emilia Pérez)

Wahrscheinlich: Zoe Saldana Wunsch: Zoe Saldana
Hier müsste schon einiges zusammenkommen, um in letzter Sekunde Zoe Saldana noch diesen Preis streitig zu machen. Zoe Saldana war nicht nur die einzig gerechtfertigte Nominierung für Emilia Perez, sie hat zudem auch jeden anderen Preis bislang abgeräumt. Last-Minute-Siege von Rossellini oder Grande wären der erste Schocker des Abends.

Bester Nebendarsteller / Actor in a Supporting Role

Juro Borissow (Anora) | Kieran Culkin (A Real Pain) | Edward Norton (Like A Complete Unknown) | Guy Pearce (Der Brutalist) | Jeremy Strong (The Apprentice)

Wahrscheinlich: Kieran Culkin Wunsch: Kieran Culkin
Auch das männliche Pendant „Bester Nebendarsteller“ scheint dieses Jahr eindeutig zu sein. Obwohl mit Guy Pearce und Edward Norton zwei tolle Schauspieler mit ihren eindrucksvollen Performances lauern, hat Kieran Culkin eigentlich jeden wichtigen Preis zuvor gewonnen und sollte auch bei den Oscars den Goldjungen mitnehmen.

Beste Hauptdarstellerin / Actress in a Leading Role

Cynthia Erivo (Wicked) | Karla Sofia Gascon (Emilia Pérez) | Mikey Madison (Anora) | Demi Moore (The Substance) | Fernanda Torres (Für immer hier)

Wahrscheinlich: Demi Moore / Mikey Madison Wunsch: Demi Moore / Mikey Madison
Vor ein paar Monaten noch war Karla Sofia Gascon klar der am häufigsten genannte Name für eine mögliche Oscar-Nominierung und Gewinn. Als erste Transfrau hätte sie zusätzlich Filmgeschichte schreiben können. Gegenwärtig hat es zwar für die Nominierung gereicht, aber die Skandale der letzten Wochen und Monate, beispielsweise die rassistischen Tweets von Gascon, ließen die Gewinnchancen schwinden. Gleichzeitig hat es The Substance genreuntypisch überraschend zu den Oscars geschafft und die Comeback-Story von Demi Moore bestimmt seitdem die Geschichte und die Award-Season. Sie ist zurecht die Favoritin und wird sehr wahrscheinlich auch gewinnen. Spannend kann es nochmal für Mikey Madison und Fernanda Torres werden, die im Endspurt nochmal ordentlich Stimmen sammeln konnten. Ob es am Ende für einen Sieg im Fotofinish reicht?

Bester Hauptdarsteller / Actor in a Leading Role

Adrien Brody (Der Brutalist) | Colman Domingo (Sing Sing) | Timothée Chalamet (Like a Complete Unknown) | Ralph Fiennes (Konklave) | Sebastian Stan (The Apprentice)

Wahrscheinlich: Adrien Brody / Timothée Chalamet Wunsch: Colman Domingo / Adrien Brody
Die Award-Saison in dieser Kategorie wurde vom Duell Adrien Brody vs Timothée Chalamet bestimmt. Bei Chalamet hatte man zu Letzt das Gefühl er will diesen Preis unbedingt dieses Jahr gewinnen und allen Zeigen, dass sich nicht nur seine jahrelange Vorbereitung auf die Rolle des Bob Dylan gelohnt hat, sondern auch zu den besten Schauspielern aller Zeiten gehört. Und auch wenn ich denke, dass er durchaus verdient gewinnen könnte und ihn sehr schätze, kam es auch ein wenig zu sehr gewollt rüber. Sollte er gewinnen, wäre er der jüngste Gewinner dieser Kategorie jemals. Lustigerweise ist der eigentliche Favorit, Adrien Brody, ausgerechnet derjenige, der diesen Rekord aktuell innehat und ihn verrückterweise ausgerechnet dieses Jahr selbst verteidigen kann. Ich denke Brody wird verdient seinen zweiten Oscar gewinnen, wünschen würde ich mir aber Colman Domingo, der bereits letztes Jahr nominiert war, in den vergangenen Jahren viele sehr gute Projekte hatte und in Sing Sing einfach nur klasse ist. Domingo hat jedoch die geringsten Chancen aller Nominierten. Träumen darf man ja noch.

Bester Film / Best Picture

Anora | Der Brutalist | Dune: Part Two | Emilia Pérez | Für immer hier | Konklave | Like a Complete Unknown | Nickel Boys | Wicked: Part One | The Substance

Wahrscheinlich: Der Brutalist / Anora

Wunsch: Dune 2 / Konklave
Auch hier war Emilia Perez einst als Favorit gesetzt, doch etliche Skandale und ein maximal mittelmäßiger Film haben den Weg frei gemacht für Der Brutalist und Anora. Für mich bleibt Dune 2 der beste Film aller Nominierten in der Kategorie und war auch Platz 1 meiner Top15-Liste für 2024. Jedoch hat Dune 2 maximal Chancen, wenn alle anderen Teilnehmer 10 Minuten vor der Ausstrahlung disqualifiziert werden.

Eine höhere Wahrscheinlichkeit am Ende die beiden Favoriten doch noch zu schlagen, hätte mein drittliebster Film des letzten Jahres, Konklave. Das unterhaltsame Vatikandrama könnte vom besonderen Voting-System der Academy in dieser Kategorie profitieren, da alle Mitglieder sämtliche Nominierte in einem Ranking verschiedene Punkte geben. Deswegen haben Nominierte, die weniger anecken und weniger extrem polarisieren einen Vorteil.

Ich kann mir vorstellen, dass ein Konklave im Durchschnitt höher platziert wird als vielleicht bspw. die Favoriten. Auch The Substance und Wicked könnten nochmal für Überraschungen sorgen auch wenn Der Brutalist und Anora es am ehesten unter sich ausmachen und ich kein Problem mit ihrem Sieg hätte. Letztes Jahr war Oppenheimer der absolute Frontrunner und ist entspannt durchmarschiert. Dieses Jahr ist dieser Wettbewerb deutlich spannender.

Bonus-Kategorien

Beste Regie / Directing

Wahrscheinlich: Sean Baker (Anora) / Brady Corbet (Der Brutalist) Wunsch: Sean Baker (Anora) / Coralie Fargeat (The Substance)
Wie in der Biggest Snubs Rubrik bereits erwähnt, ist es einfach lächerlich, dass man Denis Villeneuve nicht für Dune 2 nominiert hat, vor allem in Anbetracht dessen, dass hier Jacques Audiard für Emilia Pérez aufgenommen wurde und Villeneuve einfach ein absolutes Mammutprojekt gestemmt hat. Doch ich kann es nicht ändern und daher fällt meine Wahl auf Sean Baker, der in den letzten Jahren sich mit seinen Filmen zu einem Geheimtipp unter Cineasten entwickelte und mit seinen außergewöhnlichen Filmen aus der breiten Masse herausstach. Am ehesten wird ihm der Sieg von Brady Corbet mit seiner Arbeit an Der Brutalist geklaut werden können.

Bestes Originaldrehbuch / Original Screenplay

Wahrscheinlich: A Real Pain / Wunsch: The Substance
Großer Favorit ist A Real Pain, das bis hierhin auch schon einige Drehbuchauszeichnungen gewonnen hat. Jesse Eisenbergs Drehbuch könnte dafür sorgen, dass A Real Pain somit für beide Nominierungen die der Film erhalten hat tatsächlich auch den Preis abräumt. Persönlich fänd ich The Substance ein wenig spannender als Sieger.

Bestes adaptiertes Drehbuch / Adapted Screenplay

Wahrscheinlich: Konklave Wunsch: Konklave
Konklave sollte seiner Frontrunnter-Rolle gerecht werden und am Ende verdienter Weise gewinnen. Nickel Boys fand ich eher enttäuschend, A Complete Unknown zu safe, Emilia Perez zu hanebüchen und Sing Sing ist ein zu großer Außenseiter.

Zusammenfassung aller Kategorien

Wunsch:

Zoe Zaldana (Nebendarstellerin)

Kieran Culkin (Nebendarsteller)

Demi Moore / Mikey Madison (Hauptdarstellerin)

Colman Domingo / Adrien Brody (Hauptdarsteller)

Dune: Part 2 / Konklave (Bester Film)

Sean Baker (Beste Regie)

Konklave (adapt. Drehbuch)

The Substance (Orig.drehbuch)

Wahrscheinlich:

Zoe Zaldana (Nebendarstellerin)

Kieran Culkin (Nebendarsteller)

Demi Moore / Mikey Madison (Hauptdarstellerin)

Adrien Brody / Timothee Chalamet (Hauptdarsteller)

Der Brutalist / Anora (Bester Film)

Sean Baker (Beste Regie)

Konklave (adapt. Drehbuch)

A Real Pain (Orig.Drehbuch)