The Zone of Interest | Kritik / Review (Oscars 2024)

Storyanriss:

Hedwig Höß (Sandra Hüller) heißt ihre Mutter willkommen. Es ist deren erster Besuch in der stuckverzierten Villa, in der Hedwig zusammen mit ihren Kindern und ihrem Mann Rudolf (Christian Friedel) lebt. Die Sonne scheint, der Garten ist gepflegt, die Blumen blühen, der Hund lässt sich von seiner Nase durch das Grün treiben, Gemüse und Kräuter gedeihen, die Sonnenblumen stehen übermannshoch, die Kinder planschen im Wasser. Die Familie Höß scheint in einer Bilderbuchidylle zu leben. Nur abseits der Grundstücksmauern wird klar, dass hier – am Rande des Vernichtungslagers Auschwitz – die Hölle auf Erden ist.

Fazit:

Die Geschichte wird aus der Perspektive der Täter erzählt, wobei die Alltagsroutine der Familie mit den Schrecken des Holocausts kontrastiert wird. Jonathan Glazer verwendet experimentelle Elemente und fokussiert sich auf die Banalität des Bösen, während der Zuschauer gezwungen wird, zwischen dem Alltäglichen und dem Grauen zu jonglieren. Der Film provoziert und hinterfragt die Fähigkeit des Publikums, die Schrecken zu verdrängen, und präsentiert eine eindringliche Darstellung der historischen Ereignisse.

Die scheinbar alltäglichen Gespräche und Aktivitäten der Familie werden mit verstörenden Elementen des Holocaust begleitet. So freut sich Hedwig, dass man sie die „Königin von Ausschwitz“ nennt, während man subtil im Hintergrund die Züge mit „Nachschub“ für das KZ hören kann. Genauso beiläufig fragen sich Hedwig und ihre Mutter, ob nicht vielleicht auch die alte Bekannte, für die man früher noch gearbeitet hat, nicht eventuell jetzt auf der anderen Seite der Mauer stünde, bis man sich wieder im nächsten Augenblick Hedwigs Aufstieg in der Gesellschaft und ihrem Blumenbeet widmet.

Glazer zeigt den Schrecken des KZs durch subtile Klänge und visuelle Hinweise, während die Familie versucht, ein normales Leben zu führen. Durch diese Darstellung der „Banalität des Bösen“ provoziert Glazer das Publikum, sich mit dem omnipräsenten Schrecken auseinanderzusetzen. Da ist dann halt mal für den Kommandanten des Konzentrationslagers Rudolf Höß die wichtigste Frage des Tages wie man die Büsche im Camp pflegen muss, damit sie „allen“ Freude bringen. Brutal ist auch wie er am Telefon seiner Frau gesteht, dass er die Nazi-Feierlichkeiten und die Party gar nicht um sich herum genießen konnte, weil er so eingenommen war von der Frage wie man die neue Welle an ungarischen Juden überhaupt am effektivsten umbringt oder welchen Ofen man für das Krematorium benötigt.

The Zone Of Interest“ ist ein intensiver und schockierender Film, der die Grausamkeit des Holocaust auf eindringliche Weise zeigt ohne wirklich viel zu zeigen. Darüber hinaus stellt er vielleicht den interessantesten Tipp des Abends dar, denn er ist zwar „nur“ für 5 Oscars nominiert, aber könnte am Ende – wenn die Sterne richtig stehen – für Überraschungen sorgen.

Preise in der Kategorie „Bester Ton“ und vor allem „Bester internationaler Film“ gelten als fast sicher. Gerade der Sieg in der letzteren Kategorie wird aber auch häufig als „Trostpreis“ für das internationale Kino gesehen, damit dann in der wichtigsten Kategorie „Bester Film“ doch ein Hollywood-Film siegen kann. Und auch wenn Oppenheimer vermutlich seiner Favoritenrolle gerecht werden wird, sollte man die Augen offen halten für einen Upset.

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