#15 Wonka
Nach Gene Wilder und Johnny Depp verkörpert Timothée Chalamet in Wonka eine jugendliche Version des Schokoladenfabrikanten Willy Wonka, bevor er seine berühmte Fabrik besitzt. Im Gegensatz zu früheren Interpretationen ist diese Version Wonkas sanftmütiger und unschuldiger. Regisseur Paul King, bekannt für die grandiosen Paddington-Filme, inszenierte den Film und das merkt man an jeder Ecke.
Der Film, der auf der Zusammenarbeit mit Kings Paddington 2 -Schreibpartner Simon Farnaby basiert, folgt einer bekannten Rezeptur: eine naive Hauptfigur in einem hinterlistigen System, ähnlich wie bei Paddington. Chalamets Darstellung in dieser Geschichte ist definitiv auf der eher freundlichen Art, aber hier und da lässt er in kleinen Gesten und seiner Mimik durchblitzen, dass der Charakter irgendwann eventuell mal ein wenig düsterer werden könnte.
Hugh Grant als Oompa Loompa stiehlt die Show mit seiner grummelig-ironischen Performance. Insgesamt bietet Wonka ein für Paul King üblich magisches, familienfreundliches Erlebnis mit einem Mal weniger ernsten Chalamet in der Hauptrolle. Und auch wenn Wonka nicht an die Paddington-Filme rankommt und unter der Oberfläche vielleicht nicht die größte Substanz steckt, kann man ab und zu einen solchen feelgood Film für die geschundene Seele vertragen.
#14 Talk to Me
Talk To Me ist das Spielfilmdebüt der australischen Zwillingsbrüder Danny und Michael Philippou, bekannt für ihren erfolgreichen YouTube-Kanal „RackaRacka“. Der Horrorfilm, der sich geschickt in die Tradition des Geister- und Dämonenfilms einreiht, erzählt von einem gefährlichen Spiel, bei dem man mit einer vermeintlichen Leichenhand kommuniziert.
Die Philippou-Brüder kombinieren geschickt eine mitreißende Atmosphäre und bekannte Genre-Elemente mit einer selbstironischen Note. Neben dem effektiven Horroraspekt behandelt der Film auch Themen wie Trauma, Trauer, Freundschaft und Familie. Auch wenn der Film das Genre nicht neu erfindet und die Geschichte nicht mega innovativ ist, gefiel mir die minimalistische Inszenierung und das Regiedebüt der Youtube-Stars überraschend gut. Für viele ist Talk to Me der beste Horrorfilm des Jahres und hat daher auch einen Platz in dieser Top 15 verdient.
#13 Speak no Evil
In Speak No Evil wird ein satirisch geprägter Horror-Thriller präsentiert, der sich langsam, aber konsequent aus den sozialen Normen von Höflichkeit und Alltags-Etikette entwickelt. Der Film beginnt mit peinlichen Fremdschäm-Situationen in einem vermeintlich harmlosen Familienurlaub, der jedoch schnell in einen blanken Albtraum umschlägt.
Der Film, der an Michael Hanekes „Funny Games“ erinnert, zeichnet sich durch eine unheilvolle Grundstimmung und psychologisch komplexe Charaktere aus. Immer wieder werden uns Szenen und Situationen vorgesetzt bei denen man sich als Zuschauer selbst die Frage stellt, wie man selbst reagieren würde und wie weit das Gefühl gehen sollte, anderen aus Gründen der Höflichkeit und Nettikette gefallen zu müssen.
Wer hier einen klassischen Horrorfilm mit Slasher-Elementen erwartet, kann getrost Speak no Evil ignorieren. Wer Bock auf einen Film hat, der die Spannung langsam aufgebaut und ein wenig zum Denken anregt, sollte hier mal reinschauen. Das Ende wird sicherlich spalten und war für mich auch der größte Kritikpunkt ohne dabei die Qualität dieses Films zu schmälern.
#12 SAW X
In SAW X kehrt die Saw-Reihe zu ihren Wurzeln zurück. Das Prequel, das zwischen den Ereignissen von Saw und Saw II angesiedelt ist, konzentriert sich auf den psychopathischen Serienkiller Jigsaw selbst. Die Rückkehr von Tobin Bell in der Rolle des Jigsaw verleiht dem Franchise eine unerwartete emotionale Tiefe.
Der Film beginnt mit einem Krebsdrama, das Johns falsche Hoffnungen beleuchtet. Die sadistischen und perversen Ideen der Jigsaw-Fallen sind weiterhin kreativ und verstörend auch wenn es über das gesamte Franchise klar bessere Fallen gab. Während die Wendungen in der Handlung in der zweiten Hälfte vorhersehbar sind, bietet Saw X eine gelungene Mischung aus altbekanntem Horror und frischen Elementen, insbesondere durch die vertiefte Charakterisierung von Jigsaw. Saw X führt nach dem furchtbaren Saw Spiral das Franchise zurück auf den richtigen Pfad.
#11 Nyad
Nyad ist ein Netflix-Biopic über die Schwimmlegende Diana Nyad, die mit über 60 Jahren die gefährliche Strecke von Havanna nach Key West in knapp 53 Stunden durchschwamm. Das Filmdebüt des Regieduos Jimmy Chin und Elizabeth Chai Vasarhelyi würdigt nicht nur Nyads sportliche Leistung, sondern zeigt auch die Schattenseiten ihres unerschütterlichen Ehrgeizes.
Annette Bening brilliert in der Hauptrolle und verleiht der Figur vielschichtige Facetten, aber auch Nebendarstellerin Jodie Foster liefert eine gewohnt gute Leistung ab. Das Biopic kombiniert einfühlsame Charakterzeichnung mit packenden Schwimmszenen und es ist einfach Wahnsinn, was manche Menschen für ihre Ziele und Träume auf sich nehmen.
#10 Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben
Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben ist für mich eine der positiven Überraschungen des Jahres. Es ist bei weitem kein 5/5 Meisterwerk oder Must-See und bietet auch genug Angriffsfläche für Kritik. Dennoch ist es für mich eine gelungene Adaption der sehr komplexen „D&D“-Welt. Das Pen-&-Paper-Rollenspielregelwerk hat sicherlich in den letzten Jahren auch durch die Netflix Serie Stranger Things einen zusätzlichen Boost erhalten und den Weg in den Mainstream gefunden.
Daraus ein Film zu entwickeln ist jedoch sehr schwierig, doch für mich ist der Film ein unterhaltsames und actiongeladenes Abenteuer geworden, das auch für Zuschauer ohne Vorkenntnisse des Spiels oder der Serie zugänglich ist – auch wenn man natürlich vor allem Freude daran hat, Anspielungen und Details wieder zu entdecken. Dennoch funktioniert es auch für Neulinge, da meiner Meinung nach die Chemie zwischen den Charakteren gelungen ist und mit Chris Pine als charmanten, liebenswerten Leading Man oder auch Hugh Grant als kautzigen Bösewicht so manches Highlight bereithält.
Die Computereffekte mögen nicht immer dem höchsten Standard entsprechen, aber den Actionsequenzen hat das für mich nur wenig geschadet. Dungeons & Dragons ist ein spaßiger Film mit witzigen Dialogen und Herz, der aufgrund seines gelungenen Tons eine gute Basis für weitere Abenteuer bietet, die aktuell besprochen und hoffentlich folgen werden.
#9 Der Super Mario Bros. Film
Der Super Mario Bros. Film von Illumination Entertainment und Nintendo bedient mit maximalem Wiedererkennungswert und Nostalgie die langjährigen Fans der Videospielreihe. Der Film ist eine Hommage an über 40 Jahre Mario-Geschichte, gefüllt mit zitatreichen Momenten, Easter Eggs und perfekt platzierten Soundeffekten.
Die rasante Erzählweise des Films, um die umfangreiche Videospielgeschichte in 92 Minuten zu komprimieren, lässt jedoch wenig Raum für eine tiefgreifende Handlung oder Charakterentwicklung. Die Aktionsszenen, die sich stark an den Spielen orientieren, überzeugen. Der Humor, hauptsächlich auf Slapstick ausgerichtet, schwächt sich im Verlauf ein wenig ab.
Ich bin kein Die-Hard-Nintendo-Fan aber genau das habe ich mir von einem Mario-Film erhofft. Aufgrund der guten Kritiken und des finanziellen Erfolgs darf man von weiteren Verfilmungen ausgehen, egal ob es wieder Mario wird oder eine der zahlreichen anderen Figuren – ich hab Bock!
#8 Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil Eins
Vor Jahresbeginn war Dead Reckoning Teil Eins mein meisterwarteter Film des Jahres und ich war mir sicher, dass dieser ziemlich sicher den Weg auf die forderen Plätze meiner Top15 des Jahres schaffen würde. Doch irgendwie wollte der Funke am Ende nicht ganz überspringen. Er schafft es trotzdem in diese Liste, weil er nach wie vor mit der Konkurrenz den Boden aufwischt und weit besser ist als viele andere Filme – auch wenn ich persönlich noch höhere Ansprüche hatte.
Der Plot um eine KI ist zwar in 2023 so aktuell wie nie, aber gleichzeitig auch Einladung für Plotholes und eine eher unbefriedigende Geschichte. Trotz hochkarätiger digitaler Effekte rückt der Film die physischen Stunts von Tom Cruise ins Rampenlicht, der mit einem Motorradsprung und weiteren atemberaubenden Aktionen wie üblich beeindruckte – auch wenn die Stunts aus den Vorgängern besser waren.
Die Inszenierung von Christopher McQuarrie sowie die eingespielte Chemie zwischen den Darstellern sorgen für einen durchgehend unterhaltsamen und spaßigen Action-Thriller. Gerade Neuzugang Hayley Atwell und ihr Zusammenspiel mit Cruise waren ein Highlight für mich. Der Film konnte an den Kinokassen überraschenderweise leider nicht überzeugen, so dass man wohl Teil 8 dann nicht mehr als Dead Reckoning Teil 2 bezeichnen wird.
Ich hoffe man schafft es im nächsten Teil wieder an die Qualität der Teile 4-6 anzuknüpfen.
#7 Spider-Man: Across the Spider-Verse
Spider-Man: Across The Spider-Verse, die Fortsetzung des Animationshits Spider-Man: A New Universe, liefert den erwarteten Multiversums-Wahnsinn und übertrifft die visuelle Faszination des ersten Teils. Das neue Regie-Trio nutzt die Vielfalt der Paralleluniversen für ein beeindruckendes Easter-Egg-Feuerwerk. Trotz einer riesigen Anzahl von Figuren, darunter verschiedene Spider-Man-Variationen, bleibt der Film fesselnd und mitreißend.
Die Animationstechniken werden geschickt genutzt, um jedes Paralleluniversum mit einem einzigartigen visuellen Stil zu versehen. Die Geschichte konzentriert sich nicht nur auf Miles Morales, sondern rückt auch Gwen Stacy in den Mittelpunkt, was zu einer abwechslungsreichen und emotional bewegenden Handlung führt. Spider-Man: Across The Spider-Verse überzeugt durch seine bombastische Bildpracht, Herzlichkeit und ein überbordendes visuelles Spektakel.
Größtes Manko ist, dass der Film quasi mittendrin aufhört und wir als Fans auf den dritten Teil warten müssen.
#6 Das Lehrerzimmer
Das Lehrerzimmer von Ilker Çatak ist ein intensives Drama, das die Geschichte einer jungen Lehrerin erzählt, die frisch aus dem Studium an eine Schule kommt und mit den moralischen Herausforderungen des Lehrerberufs konfrontiert wird. Carla gerät in eine komplexe Situation, als sie einen Diebstahl an der Schule aufdeckt und sich die Situation immer weiter zuspitzt.
Unser deutscher Oscar-Beitrag für 2024 fängt die Enge und das gesellschaftliche Korsett ein, in dem Carla gefangen ist und wie sie sich unter dem Druck ihrer Kollegen, Helikoptereltern und der modernen Gesellschaft verfängt. Der Film spielt geschickt mit Vorurteilen und moralischen Dilemmas, während Carla versucht, das Richtige zu tun, aber dabei zunehmend ihre eigenen Prinzipien aufgeben muss.
Ich liebe es, wenn so ein Film immer unangenehmer wird und man auch immer für sich entscheiden kann wie man gewisse Konflikte angegangen wäre. Kompetent inszeniert, gut geschauspielert und eine interessante Prämisse – was will man mehr. Ein weiteres deutsches Highlight dieses Jahr.
#5 Past Lives
Past Lives von Celine Song ist ein tolles Regiedebüt, das vor allem dadurch begeistert, dass es so sympathisch authentisch und unaufgeregt ist. Es erinnert mitunter an Richard Linklaters Before-Trilogie, die wohl die beste Darstellung einer Beziehung für die Leinwand ist.
Der Film konzentriert sich auf drei Zeitpunkte, die jeweils zwölf Jahre auseinanderliegen und umfasst eine komplexe Dreiecksbeziehung. Past Lives behandelt die Authentizität von Gefühlen und funktioniert dabei so gar nicht wie ein typisches Hollywooddrehbuch. Trotz des Verzichts auf übergroße Gesten werden berührende Momente geschaffen, darunter subtile Beobachtungen und Dialogszenen.
Past Lives ist ein erwachsenes und berührendes Romantikdrama ohne viel Aufregung.
#4 Oppenheimer
Nach dem furchtbaren Tenet, meldet sich Nolan wieder zurück zu alter Stärke. Wie auch schon zu Dunkirk kann ich zu Christopher Nolans Oppenheimer sagen, dass ich prinzipiell eher an Nolan Stoffen interessiert bin, die nicht unbedingt eine Nacherzählung historischer Ereignisse und Figuren sind.
Nichtsdestotrotz habe ich mich auch auf Oppenheimer gefreut und muss sagen, dass auch wenn Barbie aus dem Barbenheimer-Phänomen als finanzieller Sieger hervorgegangen ist, Oppenheimer inhaltlich für mich die Nase vorne hat. Das verschachtelte Historiendrama über den Vater der Atombombe setzt auf eine altmodische Herangehensweise an visuelle Effekte. Die komplexe Erzählstruktur mit Rückblenden und Zeitsprüngen hat mir gut gefallen.
Trotz anfänglicher Ähnlichkeiten mit klassischen Biografien entwickelt sich der Film zu einem intensiven Erlebnis, das durch Nolans audiovisuelle Überwältigung und die eindringliche Hauptfigur, gespielt von Cillian Murphy, geprägt ist. Oppenheimer ist ein visuell beeindruckender Film, der sich im finalen Drittel zu einem monumentalen Kinorausch steigert und für mich stets gut die innere Zerrissenheit Oppenheimers gut rüberbringt. Neben Cillian Murphy, der erstmals die Hauptrolle in einem Nolan-Film verkörpert und sich in der startenden Award-Season Hoffnungen machen darf, ist der Cast bis in die kleinste Rolle mit tollen Schauspielern besetzt, wo niemand abstinkt. Gerade Emily Blunt, Matt Damon und Robert Downey Junior setzen immer wieder Highlights im Film.
#3 John Wick: Kapitel 4
Wie auch sein Vorgänger schafft es John Wick: Kapitel 4 ebenfalls in meine jährliche Top15. Das Franchise ist einfach zu kompetent inszeniert und genau in den Bereichen herausragend, wo es die Reihe sein muss. Ich persönlich habe auch viel Spaß an der Lore und der Welt, die das Franchise erzählen möchte, aber natürlich muss vor allem eines stimmen: die Action.
Regisseur Chad Stahelski gelingt es auch dieses Mal in einer visuellen Brillanz die tollen Action-Setpieces einzufangen. Bei einer Laufzeit von fast 3 Stunden ist das jedoch auch irgendwann ein wenig ermüdend. Gefallen haben mir auch die Castergänzungen rund um Donnie Yen, Hiroyuki Sanada, Rina Sawayama, Shamier Anderson und Scott Adkins. Herausragend fand ich auch die Szene mit der Dragon-Breath-Shotgun, die sich durch Ihre Inszenierung aus der Top-down-Perspektive klar an einem Hotline Miami orientierte und das Videospiel ehrt.
John Wick 4 ist ein weiteres Highlight des modernen Actionkinos, das vor allem mit starken Choreografien und ihrer visuellen Gestaltung beeindruckt. Ob es der letzte Film bleibt, lassen sich die Beteiligten noch offen. Spin-Offs sind geplant, eine Weiterführung der Core-Serie ebenso, aber gönnen wir Keanu Reeves vorläufig seinen Ruhestand.
#2 Guardians of the Galaxy Vol. 3
Während aktuell das MCU erstmals seit Jahren finanzielle Rückschläge hinnehmen muss und auch das Feedback zur Qualität der Filme sehr kritisch ist, stellt James Gunns Guardians of the Galaxy-Trilogie den hochwertigen Fels in der Brandung dar. Nachdem er wegen kontroverser Tweets von Disney entlassen wurde, ist Gunn wieder da und wie.
Der Vorgänger endete schon auf einer sehr emotionalen Note, doch der Abschluss dieser Reihe setzt nochmal eine Schippe drauf. Besondere Aufmerksamkeit wird Rockets Leidensgeschichte gewidmet, was dem Film eine tiefgreifende Dimension verleiht und für die berührendsten Momente sorgt. Guardians 3 ist der emotionale und befriedigende Abschluss der Trilogie, der sowohl humorvolle Elemente als auch herzzerreißende Szenen beinhaltet.
Gunn beweist erneut seine Fähigkeit, Humor und Gefühle geschickt zu verbinden. Der Film weicht von der üblichen MCU-Formel ab und konzentriert sich auf die Guardians, ohne viele Verweise auf das größere Universum zu geben beziehungsweise geben zu müssen. Gunn ist das Meisterstück gelungen drei gute und erfolgreiche Filme über diese einst so unbekannte Truppe zu entwickeln, denen kaum einer zu Beginn eine Chance gegeben hat und die am Ende ein absolutes Highlight des MCU wurde.
Nun wo Marvel aber Probleme hat und auch das DCEU nach Aquaman 2 zu Ende ist, zieht es Gunn nach DC, wo er als Chef die gesamte Entwicklung der nächsten 10 Jahre plant und überwacht. Marvel wird seiner Vision hinterher trauern und DC evtl. erstmals seit Jahren die Oberhand gewinnen im Kampf der Comic-Giganten.
#1 Sonne und Beton
Im letzten Jahr habe ich an dieser Stelle Athena auf die Spitzenposition gesetzt. Ein intensives Drama über die französischen Banlieus und ihre Probleme. Dieses Jahr wird es zwar nicht ganz so hart, aber dass wir auch hier im eigenen Land, vor der Haustür unsere „Problembezirke“ haben, bzw. Parallelgesellschaften, die viele lieber weg ignorieren wollen, statt sie zu integrieren, ist kein Geheimnis. Auf die #1 im Jahr 2023 schafft es für mich Sonne und Beton.
Es handelt sich hierbei um die Verfilmung des Bestsellers Sonne und Beton des Comedians Felix Lobrecht, in dem der Comedian seine Erfahrungen als Jugendlicher in der Berliner Gropiusstadt thematisiert. Für mich steht hier vor allem die Authentizität der filmischen Umsetzung hervor, die den Jugendslang und das Milieu des Neuköllner Problemkiezes treffend einfängt.
Da Lobrecht von A-Z in die gesamte Entwicklung des Films involviert war, bleibt die Adaption eng an der literarischen Vorlage und die gelungene Balance zwischen Milieustudie, Heist-Movie und Brennpunkt-Thriller, birgt für mich das Potenzial zu einem deutschen Kultfilm. Auch wenn man nach wie vor nicht genau weiß welche Szenen wirklich autobiografisch und welche fiktiv sind, find ich das nicht so schlimm. Es lässt Raum für Interpretation und am Ende kann man sich bis zu einem gewissen Grad alle so oder so ähnlich in Wirklichkeit vorstellen – gerade wenn man selbst wie ich bspw. in einem Brennpunkt-Bezirk wie Hellersdorf/Marzahn oder ähnlichen aufgewachsen ist.
Der Film wirkt für mich trotzdem brutal realistisch und bietet einen Einblick in die Frustration und Perspektivlosigkeit der gesellschaftlich Abgehängten in der Gropiusstadt. Die Leistung der Hauptdarsteller, die Lobrechts Team allesamt auch mit Amateuren aus der Region besetzte und die gelungene Verbindung von Genrekino, einem ballernden Soundtrack und Authentizität machen den Film zu einem faszinierend echten und erfolgreichen Werk, das mir dieses Jahr sehr gut gefallen hat und die Fahne für den deutschen Film hochhält.