Bohemian Rhapsody | Kritik / Review (Oscars 2019)

Bohemian Rhapsody

Storyanriss:

Im Jahr 1970 gründen Freddie Mercury (Rami Malek) und seine Bandmitglieder Brian May (Gwilym Lee), Roger Taylor (Ben Hardy) und John Deacon (Joseph Mazzello) die Band Queen. Schnell feiern die vier Männer erste Erfolge und produzieren bald Hit um Hit, doch hinter der Fassade der Band sieht es weit weniger gut aus: Freddie Mercury, der mit bürgerlichem Namen Farrokh Bulsara heißt und aus dem heutigen Tansania stammt, kämpft mit seiner inneren Zerrissenheit und versucht, sich mit seiner Homosexualität zu arrangieren. Schließlich verlässt Mercury Queen um eine Solokarriere zu starten, doch muss schon bald erkennen, dass er ohne seine Mitstreiter aufgeschmissen ist. Obwohl er mittlerweile an AIDS erkrankt ist, gelingt es ihm, seine Bandmitglieder noch einmal zusammenzutrommeln und beim Live Aid einen der legendärsten Auftritte der Musikgeschichte hinzulegen.

Fazit:

Bohemian Rhapsody hat vor seiner Veröffentlichung vor allem Schlagzeilen gemacht, weil es mitten in der Produktion und den Dreharbeiten den Regisseur Bryan Singer verlor. Singer wurde zu diesem Zeitpunkt vorgeworfen vor einigen Jahren einen Jugendlichen sexuell missbraucht zu haben, doch öffentlich gaben sowohl Bryan Singer als auch das Studio die merkwürdige Begründung, dass er einfach nicht am Set erschien und deswegen gefeuert wurde. Singer hingegen bestreitet die Vorwürfe und behauptet er hätte sich um ein schwerkrankes Familienmitglied kümmern müssen. Es soll auch Probleme am Set mit Star Rami Malek gegeben haben. Was letztlich auch stimmen mag, Regisseur Dexter Fletscher – der uns bereits mit dem sehr guten Eddy the Eagle Biopic überzeugen konnte – hat übernommen.

Bohemian Rhapsody ist insgesamt eher ein Wohlfühlfilm geworden, der zwar die Probleme wie die HIV-Erkrankung oder die Probleme innerhalb Queens anspricht, aber auch nur anreißt. Letztlich geht um den Ikonenstatus Queens, ihre Erfolge und natürlich die beliebte Musik. Freddie Mercury wurde grandios von Rami Malek dargestellt. Neben Malek fand ich vor allem Lucy Boynton als die Liebe seines Lebens Mary Austin herausragend. Absolut faszinierend war die detailgetreue Nachbildung einiger Ereignisse. Das Finale, der Life Aid Auftritt in Wembley, war einfach fantastisch und garantiert Gänsehaut. Die Musik spielt neben Malek wohl die zweite Hauptrolle und war wenig überraschend geil.

Klare Empfehlung für Bohemian Rhapsody, der meiner Meinung nach alles hält was er verspricht und ein unterhaltsames Biopic ist. Rami Malek gilt als ein großer Favorit auf den Oscar in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller„, doch könnte auf der Zielgeraden durch das Thema Bryan Singer noch einen Rückschlag erleben.

Selma | Kritik / Review (Oscars 2015)

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#WhiteOscars! Achnee, ist ja nur Quatsch, der mal wieder einen Shitstorm über die Welt gebracht hat. Laut und kritisch waren die Schreie nachdem Selma nur für zwei Oscars nominiert wurde: einmal für den kämpferischen Song „Glory“ und dann noch für den wichtigsten Preis überhaupt, die Auszeichnung als „Bester Film“ des Jahres. Besonders der Umstand, dass es die Filmemacherin Ava DuVernays (Middle of Nowhere) selber (sie wäre die erste schwarze Regisseurin gewesen) und Hauptdarsteller David Oyelowo (Der letzte König von Schottland) nicht in die Endauswahl geschafft haben, wurde zum Anlass genommen um Hollywood Rassismus zu unterstellen. Ob und inwiefern die Kritik gerechtfertigt ist, erfahrt ihr in meinem Fazit.

Storyanriss:

Der Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. (David Oyelowo) hat gerade den Friedensnobelpreis 1964 erhalten. Doch sein Einsatz für die Gleichberechtigung der Schwarzen geht weiter. Er spricht bei US-Präsident Lyndon B. Johnson (Tom Wilkinson) vor, um eine Reform des Wahlrechts zu erreichen, denn immer noch sind viele Schwarze faktisch von den Wahlen ausgeschlossen. Johnson bittet um Geduld, da es höhere Prioritäten auf seiner Agenda gebe. Und George Wallace (Tim Roth), Gouverneur von Alabama, will gar alle Bemühungen von King und seinen Anhängern sabotieren. Diese beschließen ihre Aktionen auf ebendiesen Bundesstaat zu konzentrieren. Als in der Stadt Selma am 17. Februar 1965 ein Schwarzer von der Polizei niedergeschossen wird und anschließend seinen Verletzungen erliegt, explodiert der Unmut. King organisiert einen Protestmarsch von Selma in die Hauptstadt Montgomery. Aber die friedlich Demonstrierenden kommen nur bis zur Stadtgrenze: Am Ende einer Brücke wartet ein riesiges Polizeiaufgebot mit Knüppeln und Tränengas auf sie.

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We are not asking, we are demanding.

Fazit:

Selma ist für mich ein eher mäßiges Biopic, das zwar nicht so trocken ist, wie ich es im Vorfeld erwartet habe, aber dennoch oft recht dröge daher kommt. Das Historien-Drama behandelt nicht die berühmte „I have a Dream„-Rede oder seinen Tod, sondern legt den Fokus rein auf die Protestmärsche von Selma nach Montgomery und den Kampf ums Wahlrecht. Auch wenn man kein Experte in der amerikanischen Geschichte sein muss, denke ich, dass Selma durchaus ein wenig entsprechendes Wissen voraussetzt um alles im Detail zu verstehen.

Klar, Martin Luther King ist der Aufhänger des Films und die schillerndste Figur, dennoch steht er – positiv für mich – nicht in jeder Szene im Mittelpunkt. Der Film lebt gerade auch von den vielen Nebendarstellern aus der 2. Reihe und den Einblicken hinter die Kulissen. Häufig ist man Teil der Diskussionen der Protestbewegung oder der Politiker. Was mir auch gefiel, war, dass man King nicht zu sehr glorifizierte, sondern hier und da auch mal leicht das Saubermann-Image ankratzte, dennoch blieb über den gesamten Film gesehen Martin Luther King charakterlich ziemlich blass. Ebenso wie die eigentlich dramatischen Momente innerhalb der Geschichte, die zwar mit einem pathetischen Soundtrack untermalt wurden und mit ihrer Inszenierung typisches Oscar-bait-Material darstellten, aber mich emotional so gar nicht packten.

Selma wird alleine von seiner brisanten Thematik rund um das Thema Rassismus und Gleichberechtigung getragen und bekommt durch die aktuellen Ereignisse in Ferguson nochmal einen gewissen Drive. Als besten Film des Jahres sehe ich Selma aber beim besten Willen nicht. Und auch die eingangs erwähnten Nichtnominierungen in anderen Kategorien kann ich durchaus nachvollziehen, weil ich weder David Oyelowos Leistung herausragend fand, noch die Regiearbeit an sich – bevor man die Rassismuskeule schwingt, sollte man sich halt auch erstmal den Film ansehen. Für mich hätte es Selma nicht mal in die Liste der Top8 Filme geschafft und da könnte man auch die These aufstellen, dass er nur nominiert wurde um der Political Correctness gerecht zu werden. Zusammengefasst ist Selma ein besseres Historien-Drama als Biopic, welches zwar ganz okay ist, aber so wenig heraussticht, dass die Erinnerung an Selma schon sehr bald verblassen wird.

  • Film: 3/5
  • Empfehlung: Nicht wirklich.

American Sniper | Kritik / Review (Oscars 2015)

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Heute erwartet uns mit American Sniper der wohl kontroverseste Film unter den Oscar-Nominierten. Kein anderer Teilnehmer wurde dieses Jahr so sehr in den Medien besprochen wie das Biopic zur Scharfschützen-legende Chris Kyle. Der vierfach oscarprämierte Meister des Schauspielfachs Clint Eastwood (Gran Torino), der offenkundig ein Unterstützer der Republikaner in den USA ist, lotet gerne mal gewisse Grenzen aus und eckt damit nicht gerade selten an. So muss auch sein neuster Film American Sniper sich die Kritik gefallen lassen, zu patriotisch zu sein, Soldaten zu glorifizieren die Hunderte Menschenleben genommen haben und auch der Vorwurf des Rassismus schwingt unterschwellig immer mit. Ob und wie fern diese Kritik gerechtfertigt ist, könnt ihr in meinem Fazit nachlesen.

Storyanriss:

US-Navy-SEAL und Scharfschütze Chris Kyle (Bradley Cooper) wird mit nur einem Auftrag in den Irak geschickt: Er soll seine Kameraden beschützen. Seine punktgenauen Schüsse retten unzählige Leben auf dem Schlachtfeld. Als sich die Geschichten seiner Heldentaten und der unvergleichlichen Treffsicherheit verbreiten, bekommt er den Spitznamen „Legend“. Doch seine Reputation bleibt auch hinter den feindlichen Linien nicht verborgen, die Gegner setzen ein Kopfgeld auf ihn aus. Und der Krieg ist nicht Kyles einziger Kampf: Der Scharfschütze versucht, ein guter Ehemann und Vater für seine Liebsten am anderen Ende der Welt zu sein. Trotz der lauernden Gefahr und seiner daheim wartenden Familie absolviert Kyle vier Einsätze im Irak – ganz nach dem Motto „lass niemanden zurück“. Aber als er dann wieder bei seiner Frau Taya (Sienna Miller) und seinen Kindern ist, erkennt er, dass er den Krieg nicht abschütteln kann.

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Das Einzige was mich verfolgt, sind all die die ich nicht retten konnte.

Fazit:

Richtig warm geworden bin ich mit American Sniper irgendwie nicht. Die Charaktere blieben mir zu blass um Empathie für sie aufzubauen und auch darüber hinaus schafft es Clint Eastwood kaum richtig Spannung aufzubauen. Das haben Filme wie The Hurt Locker oder Black Hawk Down beispielsweise viel besser hinbekommen. Zudem weiß der Film auch manchmal nicht genau was er sein will, auf der einen Seite ist es das Biopic, welches nah an der Wahrheit die Lebensgeschichte von Kyle erzählen soll und auf der anderen Seite werden dann Szenen eingebaut, über die man unmöglich Wissen haben kann. Bradley Cooper, Sienna Miller und der Rest des Casts werden meiner Meinung nach nicht richtig gefordert und stechen daher auch nicht sonderlich hervor.

Zur öffentlichen Diskussion möchte ich betonen, dass ich nicht den Moralapostel spielen will aber sagen muss, dass man stückweit doch ein mulmiges Gefühl bekommen kann, wenn im Prinzip jeder Amerikaner in diesem Film ein Held ist, während jeder Iraker ein Feind ist. Allen voran natürlich Chris Kyle, der durch die meisten Abschüsse eines US-Scharfschützen zur Identifikationsfigur der US-Army wurde und den Titel „The Legend“ bekam. Ich würde Clint Eastwood und American Sniper zwar nicht vorwerfen einen Werbefilm für die Armee produziert zu haben, aber wirklich verwundern tut es mich auch nicht, dass gefühlt jeder zweite Amerikaner ins Kino gerannt ist und dem Film Rekordumsätze von aktuell bereits 400 Millionen eingebracht hat.

Als positiv empfand ich aber beispielsweise die Inszenierungen bzw. eher die Wahl des Endes, für das man auf die Wünsche von Kyles Frau Taya eingegangen ist und nicht aus Provokation und reinem Selbstzweck Chris Kyles Tod bis zum Letzten ausgeschlachtet hat. Bezüglich der Oscar-Nominierungen kann ich nur sagen, dass ich Bradley Coopers 3. Oscar-Nominierung in Folge nicht nachvollziehen kann und auch für das Rennen um den „Besten Film“ rechne ich American Sniper eher wenig Chancen aus. Nichtsdestotrotz ist American Sniper ein passables Biopic geworden, das mich unterhalten hat, obwohl es hinter meinen Erwartungen zurückblieb.

  • Film: 3/5
  • Empfehlung: Nicht unbedingt fürs Kino, aber DVD sollte eine gute Alternative sein.

Die Entdeckung der Unendlichkeit | Kritik / Review (Oscars 2015)

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Ich glaube dass fast jeder Mensch, egal ob er etwas mit Physik oder der Wissenschaft im Allgemeinen zu tun hat, wissen wird, wer Stephan Hawking ist, denn es gibt wohl keinen Wissenschaftler, der es geschafft hat, sich wie er in der Popkultur zu verankern. Der aktuelle Gesundheitszustand Hawkings ist den meisten zwar bekannt, jedoch versucht James Marsh (Man on Wire) uns in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ oder auch „The Theory of Everything“ vor allem zu zeigen, wie der geniale Kopf einst zu seinen bahnbrechenden Erkenntnissen kam und zeitgleich lernen musste mit seiner ALS-Diagnose umzugehen. Für die Rollen von Stephen Hawking und seiner Frau Jane Wilde wurden mit Eddie Redmayne (Les Misérables) und Felicity Jones (The Amazing Spider-Man 2 – Kritik hier) hierfür zwei Jungsschauspieler verpflichtet, die mit diesem Film wohl die größte Chance ihrer noch jungen Karriere bekommen haben um sich zu beweisen.

Storyanriss:

Während seines Studiums an der renommierten Cambridge University in den 1960er Jahren verliebt sich der brillante Naturwissenschaftler Stephen Hawking (Eddie Redmayne) bis über beide Ohren in die Sprachenstudentin Jane Wilde (Felicity Jones). Einen herben Rückschlag erhält der theoretische Physiker, der sich vor allem mit dem Phänomen der Zeit und dem Ursprung des Universums beschäftigt, im Alter von nur 21 Jahren, als bei ihm die degenerative Nervenkrankheit ALS diagnostiziert wird. Die Ärzte geben ihm nur noch etwa zwei Jahre zu leben. Doch schiere Willenskraft und nicht zuletzt die Liebe Janes, die ihn nach dem niederschmetternden Befund nicht etwa verlässt, sondern seine Frau wird, helfen ihm, den immer größeren körperlichen Einschränkungen zu trotzen und schließlich mit seinen bahnbrechenden Forschungen in die Geschichte einzugehen.

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Das menschliche Streben sollte keine Grenzen kennen.

Fazit:

Richtig toller Film, der trotz seiner Länge von 2,5h nie langatmig und in keinster Weise langweilig einen Eindruck über den Werdegang eines der größten Genies unserer Zeit gibt. Die zwei Hauptrollen wurden einfach nur perfekt von Felicity Jones und Eddie Redmayne verkörpert, denn beide Charaktere und Schauspieler waren grandios in ihrem Facettenreichtum und ihrer nuancierten Darstellung. Besonders aufgetrumpft hat Eddie Redmayne, der den körperlichen Zerfall von Stephen Hawking beängstigend authentisch und brilliant darstellt und durchaus zu recht den Golden Globe dieses Jahr bekommen hat. Darüber hinaus punktet der Film vor allem durch die vermittelten Emotionen: hin und wieder kann man lachen, mitfühlen, wohlfühlen oder auch weinen. Vor allem aber denke ich, dass der große Lebensmut und die Stärke Hawkings und Wildes sehr inspirierend sind und Die Entdeckung der Unendlichkeit zu einem rundum gelungenen Filmerlebnis machen.

  • Film: 4/5
  • Empfehlung: Ja!

The Imitation Game | Kritik / Review (Oscars 2015)

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Bei The Imitation Game handelt es sich um die Verfilmung der wahren Geschichte rund um das britische Genie Alan Turing, der nicht nur als Mathematiker, Kryptoanalytiker und Informatiker Anerkennung bekam, sondern vor allem, wie erst vor wenigen Jahren bekannt wurde, durch das Knacken der deutschen Verschlüsselungsmaschine Enigma den Zweiten Weltkrieg maßgeblich beinflusste und einen großen Beitrag zum Sieg der Alliierten beitrug.

Niemand Geringeres als Benedict Cumberbatch, den die meisten unter anderem aus 12 Years a Slave (Kritik hier) oder Sherlock kennen dürften, verkörpert Alan Turing. Als Co-Stars konnten Keira Knightley (Can a Song save your Life? – Kritik hier) und Charles Dance (Game of Thrones) verpflichtet werden. Bereits vor dem deutschen Kinostart wurde Morten Tyldums (Headhunters) neuster Film The Imitation Game für 8 Oscars nominiert und gilt damit als einer der aussichtsreichsten Teilnehmer des Jahres.

Storyanriss:

Nach einer unglücklichen Jugend beginnt der brillante Mathematiker Alan Turing (Benedict Cumberbatch) während seines Studiums an der Cambridge-Universität, sein volles Potenzial zu entfalten. Schnell gehört er zu den führenden Denkern des Landes, besonders was seine Theorien zu Rechenmaschinen angeht. Genau diese machen auch den britischen Geheimdienst auf das Genie aufmerksam. Alan wird zu Beginn des Zweiten Weltkriegs Mitglied einer geheimen Gruppe. Ihre Aufgabe: die Kommunikation der Deutschen entschlüsseln. Mit Hilfe von Joan Clarke (Keira Knightley) und Hugh Alexander (Matthew Goode) und unter der Aufsicht von Stewart Menzies (Mark Strong) sowie Commander Denniston (Charles Dance) versucht Alan, den Verschlüsselungsapparat Enigma zu knacken, um an kriegsentscheidende Informationen zu kommen.

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Manchmal sind es die Menschen von denen man es sich am wenigsten vorstellen kann, die etwas leisten, was bis dahin unvorstellbar war.

Fazit:

The Imitation Game lohnt sich definitiv für alle die sich nicht an der 2.Weltkriegs-Thematik und dem biographischen Hintergrund stören. Regisseur Morten Tyldums schafft es ohne große Mühen sehr interessant und unterhaltsam den Stoff zu vermitteln und mit Leichtigkeit das Publikum zu unterhalten. Großen Anteil daran hat sicherlich auch die Verpflichtung von Benedict Cumberbatch, der seit 1-2 Jahren zu den beliebtesten und begehrtesten Schauspielern Hollywoods gehört. Den Großteil seiner Fans konnte er mit der viel gelobten Serie Sherlock gewinnen und wenn man sich The Imitation Game so anschaut, liegt der Gedanke schon nah, dass es sich irgendwie um seine Rolle als Sherlock Holmes handelt – nur in einem anderen Gewand. Ein genialer Kopf, der sich eines quasi unmöglichen Falls annimmt und dabei durch seine Inkompetenz im sozialen Umgang mit anderen Menschen an gesellschaftliche Grenzen stößt.

Für meinen Geschmack wird der Film aber ein wenig überbewertet, denn mit 8 Oscar-Nominierungen, darunter in den wichtigsten Kategorien, muss man sich natürlich mit der möglichen Konkurrenz messen lassen. Sowohl die beiden Hauptdarsteller, also Benedict Cumberbatch und Keira Knightley, sowie der Film als solches wurden nominiert und wenn ich Vergleiche ziehen muss, dann stinkt The Imitation Game ab, beispielsweise gegen Nightcrawler (Kritik hier). Keine Frage, Cumberbatch überzeugt und liefert eine gute Leistung, aber diese hat man so auch schon gesehen, Jake Gyllenhaals Performance in Nightcrawler hingegen war eine der einzigartigsten der letzten Jahre und wurde nicht berücksichtigt. Genauso verhält es sich bei der Nominierung zum Besten Film: Nightcrawler war besser.

Ja und was genau Keira Knightley bei den diesjährigen Oscars zu suchen hat, ist mir ein Rätsel. Ich finde zwar die gesamte Kategorie dieses Jahr nicht wirklich stark aber Knightleys Rolle war für mich kompletter Durchschnitt – weder spannend noch fordernd. Aber nun gut, die Nominierungen sind raus und daran kann ich auch nichts ändern – letztlich soll das auch nicht die Qualität von The Imitation Game schmälern, denn wie eingangs erwähnt, handelt es sich hier um ein sehr gutes Biopic mit Charakter-Darsteller Benedict Cumberbatch – das allein sollte zum Kinobesuch animieren.

  • Film: 3,5/5
  • Empfehlung: Ja!

 

Der große Trip – Wild | Kritik / Review

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(Trailer)

Frau Witherspoon meint es ernst. Den Golden Globe hat sie am vorletzten Wochenende zwar gegen Julianne Moore verloren aber seit wenigen Tagen darf sie sich erneut Hoffnungen auf eine erfolgreiche Award-Saison machen. Die Academy hat sie mit einer Oscar-Nominierung für die beste Hauptrolle bedacht. Ob sie dieses Mal gewinnt oder wieder leer ausgeht, steht noch in den Sternen. Was aber bereits jetzt feststeht, ist, dass sie wirklich alles versucht um wieder in aller Munde zu sein und in die Toprige der Schauspielerinnen zurückzukehren. Bewusste Rollenwahl, ein auf wahren Begebenheiten beruhendes Drehbuch, Beteiligung an der Produktion und mit Jean-Marc Vallées einen Regisseur der sich nicht nur für Dallas Buyers Club verantwortlich zeigt, sondern mit Matthew McConaughey und Jared Leto letztes Jahr gleich zwei Schauspielern zum Oscar verhalf.

Storyanriss:

Cheryl Strayed (Reese Witherspoon) musste viele Schicksalsschläge erleiden. Der Verlust ihrer geliebten Mutter Bobbi (Laura Dern) und das Ende ihrer Ehe, die an Cheryls Heroinsucht zerbrach, haben sie in ein tiefes Loch fallen lassen. Frustriert, aber auch entschlossen kehrt sie ihrem alten Leben den Rücken zu und begibt sich – ohne geringste Vorkenntnisse und mit viel zu schwerem Rucksack – auf eine 2.000-Kilometer-Wanderung entlang des Pacific Crest Trails an der Westküste der USA. Auf ihrem Weg bekommt Cheryl es mit der geballten Erbarmungslosigkeit der Natur zu tun, doch sie tritt Durst, Hunger, Hitze und Kälte mit immer neuem Mut entgegen. Einmal dem Ruf der Wildnis gefolgt, übersteht sie bald auch Begegnungen mit gefährlichen Raubtieren. Durch all die neuen Erlebnisse relativieren sich die bisherigen Erfahrungen, Erfolge, Rückschläge, Hoffnungen und Ängste der Aussteigerin.

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Meine Mutter war die Liebe meines Lebens.

Fazit:

Der große Trip – Wild ist ein solider Film geworden. Inhaltlich interessant und authentisch verwebt Regisseur Jean-Marc Vallées den Selbstfindungstrip mit Flashbacks von SherylReese Witherspoons Charakter. Eindrucksvoll und schonungslos zeigt er uns auch die schlechten Seiten Sheryls. Das größte Augenmerk liegt aber auf Frau Witherspoon selbst. Ihre Rolle ist vielseitig, ihre Leistung recht gut und sie beweist Mut zur Hässlichkeit, das wie bei Charlize Theron und Monster gerne mal mit einem Oscar belohnt wird. Letztlich fand ich Wild nicht so gut wie Dallas Buyers Club und mit 117 Minuten war mir der Film ein wenig zu lang, aber dennoch ist dieses biographische Drama eine Empfehlung wert.

  • Film: 3,5/5
  • Kinoerlebnis: /
  • Empfehlung: Für Leute die Selbstfindungstrips oder Roadmovies wie Tracks oder Into the Wild mögen

Saving Mr. Banks | Kritik / Review

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Saving Mr. Banks ist eine bunte Mischung aus Biopic, Drama und Komödie, die sich mit der Frage beschäftigt, was eine Buchverfilmung im Schriftsteller auslöst und wie viel durch eine solche Adaption für die Leinwand vom eigentlichen Werk verloren geht. John Lee Hancock (Blind Side – Die große Chance) erzählt die wahre Geschichte über den über 20 Jahre andauernden Versuch Walt Disneys, die Filmrechte von Pamela Lynwood Travers für ihre weltbekannten Mary Poppins Geschichten zu bekommen. Die Hauptrolle der P.L. Travers ist mit Emma Thompson (Harry Potter) besetzt und Walt Disney wird von Tom Hanks (Kritik, Captain Phillips) verkörpert. Unterstützend zur Seite stehen ihnen hierbei unter anderem Colin Farrell (Brügge sehen.. und sterben), Paul Giamatti (Kritik, 12 Years a Slave) und Jason Schartzman (Kritik, Grand Budapest Hotel).

Filmanriss:

Der Film setzt im Jahre 1961 ein und begleitet die „Mary Poppins“ Autorin P.L. Travers (Emma Thompson). Zu diesem Zeitpunkt sind bereits 20 Jahre nach dem ersten Versuch Walt Disneys (Tom Hanks) vergangen, die Filmrechte für ihre Geschichten zu erwerben. Travers wirkt zuweilen recht verbittert und will nach wie vor ihre geliebte Mary Poppins nicht aus der Hand geben, willigt aber auf Grund von finanziellen Schwierigkeiten ein, nach Los Angeles in die Disney-Studios zu fliegen und sich vor Ort das Drehbuch anzuschauen und eventuell einer Verfilmung zuzustimmen. Neben den aktuellen Geschehnissen zeigen Rückblenden nach und nach die Beweggründe für ihre Reaktionen. Für diese Zeit stehen ihr unter anderem die Komponisten Robert and Richard Sherman (Jason Schwartzman), der Screenwriter Don DaGradi und der Chauffeur Ralph (Paul Giamatti) zur Seite, die in den darauffolgenden Tagen die Launen und Änderungswünsche von Pamela ertragen müssen und versuchen sie von einer Filmumsetzung zu überzeugen.

 

P.L. Travers: You are the only American I have ever liked.

Ralph: May I ask why?

P.L. Travers: No.

 

Fazit:

Die Debatte über die Verfilmung von Büchern ist eigentlich dauerpräsent. Regelmäßig kaufen die großen Filmstudios vielversprechende Rechte für Bestseller, die vor allem die Jugend über einen Zeitraum von mehreren Jahren stetig ins Kino locken sollen. Doch nicht selten geht der Plan nach hinten los und die Fans der Bücher sind mit der Umsetzung unzufrieden und kehren dem Kino den Rücken. Ich hatte Saving Mr.Banks ehrlich gesagt nicht auf meinem Radar, bin aber deswegen umso glücklicher ihn doch gesehen zu haben, denn er hat mich positiv überraschen können. Eine schöne Geschichte, die vor allem auch in den Rückblenden sehr ergreifend ist. Emma Thompsons schauspielerische Leistung ist einfach grandios und auch wenn man zunächst ihren Charakter unsympathisch und grantig findet und sie auch bis zum Schluss keine 180°-Wendung macht, kann man ihre Beweggründe doch viel besser verstehen und sich hineinfühlen. Auch optisch bieten die Flashbacks oder auch Disneyland schöne Kulissen und werden durch echt tolle Motive in die Story eingeflochten. Regisseur John Lee Hancock konnte mich nach Blind Side erneut mit einem emotionalen Film abholen. Von mir eine klare Empfehlung für Saving Mr.Banks.

  • Film: 4/5
  • Kinoerfahrung: kein Profit
  • Empfehlung: Gemütlicher Abend in geselliger Runde