Kurzkritiken Round-Up November 2017

Fack Ju Göthe 3

Storyanriss:

Chantal (Jella Haase), Danger (Max von der Groeben), Zeynep (Gizem Emre) und die anderen Schüler der Goethe-Gesamtschule stehen zwar kurz vor dem Abitur, doch die ehemaligen Problemschüler sind nicht wirklich motiviert, diesen Abschluss zu ergattern. Dafür hat die Frau vom Berufsinformationszentrum gesorgt, indem sie ihnen klargemacht hat, dass ihre Zukunft sowieso nicht besonders rosig aussieht. Somit ist bei Chantal & Co. erstmal wieder Frustration, Eskalation und Leistungsverweigerung angesagt, aber dennoch will Zeki Müller (Elyas M’Barek) alles tun, damit sie das Abi schaffen. Auf die Hilfe von Schulleiterin Gudrun Gerster (Katja Riemann) kann er sich dabei nicht verlassen, denn diese hat mit dem Bildungsministerium genug Stress. Immerhin die neue Lehrerin Biggi Enzberger (Sandra Hüller) springt Zeki zur Seite und hilft ihm bei einem Anti-Mobbing-Seminar.

Fazit:

Ist ein guter Abschluss der Trilogie und für mich zumindest nicht der schlechteste der drei Filme. Das lag zum einen an der Verpflichtung von Sandra Hüller, die uns im letzten Jahr im oscarnominierten Toni Erdmann begeistert hat und mit ihrer selbstironischen und sehr charmant-witzigen Ader, die zwar sehr talentierte aber meist etwas steife Karoline Herfurth ersetzte, weil sie aus zeitlichen Gründen nicht mehr dabei sein konnte. Hüller hatte viele der coolsten Szenen und brachte auch eine schöne Portion Herz in den Film. Das bringt mich auch zum zweiten großen, positiven Aspekt des Films: für mich haben wie schon beim Vorgänger gerade die eher emotionalen Momente funktioniert, wo man für einen Augenblick die Gags/Minute-Ratio ein wenig gedrosselt hat und Themen wie Mobbing, suizidale Gedanken und Perspektivlosigkeit behandelt oder zumindest anreißt, bevor im Anschluss auch direkt wieder dumme Sprüche darüber folgen.

Natürlich geht die breite Masse aber hauptsächlich für die Comedyelemente in den Film und wie bei jedem Teil ging mir auch dieses Mal die übertriebene Art wie die Figuren reden auf den Sack auch wenn diese selbstverständlich oft als Delivery für die Pointen dienen. Ich habe nichts gegen die falsche Grammatik der Charaktere, mir geht es vielmehr um dieses Overacting, weil es so wirkt als ob sich die Figuren im Film selbst karikieren würden was einfach keinen Sinn ergibt. Nichtsdestotrotz gibt es auch im dritten Teil wieder eine sauhohe Anzahl an an buntgemischten Sprüchen, Beleidigungen, Slapstickeinlagen und Fäkalhumor, die ohne Rücksicht auf Verluste in alle Richtungen gefeuert werden, egal ob AFD, Trump oder Flüchtlingen. Das soll aber keineswegs als negative Kritik aufgefasst werden, denn nicht das Thema ist entscheidend, sondern die Qualität der Comedy und die war oft witzig aber konnte in ihrer Gesamtheit meistens das Ziel nicht treffen.

Alles in allem war der Abschluss der erfolgreichsten deutschen Filmreihe der letzten Jahre in Ordnung aber es ist auch gut zu wissen, dass es nun vorbei ist.

Borg/McEnroe – Duell zweier Gladiatoren

Storyanriss:

1980 ist der 24-jährige Schwede Björn Borg (Sverrir Gudnason) die Nummer eins auf der Weltrangliste im Herren-Tennis, aber auch von den Spuren seiner langen Karriere gezeichnet: Er fühlt sich ausgebrannt und müde. Das mit Spannung erwartete Finale des renommierten Tennisturniers in Wimbledon steht bevor, bei dem der besonnene Borg gegen den 20-jährigen John McEnroe (Shia LaBeouf) antreten muss, einen ebenso hitzköpfigen wie exzentrischen Newcomer aus New York. Während sich Borg mit Hilfe seines Trainers Lennart Bergelin (Stellan Skarsgård) auf das Duell vorbereitet, sorgt McEnroe immer wieder für neue Schlagzeilen und fühlt sich bald von den Medien in einen Käfig gezwängt. Und so erkennen die beiden Männer trotz ihrer unterschiedlichen Persönlichkeiten, dass sie mehr verbindet, als man auf den ersten Blick ahnt.

Fazit:

Kleines Drama / Biopic mit tollen schauspielerischen Leistungen von Shia LaBeouf und Sverrir Gudnason, und einer interessanten, wahren Geschichte über zwei Tennisgenies, die nach Außen hin sehr unterschiedlich wirken, aber im Kern sich sehr ähnlich sind und nach einer hitzigen Rivalität zu besten Freunden wurden. Mir hat Borg/McEnroe schon gut gefallen und hauptsächlich bin ich für Shia LaBeouf ins Kino gegangen, der mich eigentlich immer überzeugt.

Überraschend und teils sehr anstrengend fand ich aber den Aspekt, dass dir eigentlich keiner der beiden Hauptfiguren sympathisch ist. Während der eine den Bad Boy der Szene verkörpert, ist der andere eigentlich der Vorzeigesportler, der sich innerlich aber so unter Druck setzt, dass er es an seinen geliebten Mitmenschen auslässt, da ist man nach 2h auch froh, wenn der Film vorbei ist. Lustigerweise kommt mit „Battle of the Sexes“ in wenigen Wochen ein weiterer Tennisfilm in die Kinos mit Emma Stone von dem ich mir noch deutlich mehr erhoffe.

Bad Moms 2

Storyanriss:

Amy (Mila Kunis), Carla (Kathryn Hahn) und Kiki (Kristen Bell) haben die Schnauze voll: Der alljährliche Weihnachstress steht vor der Tür und weil sie keine Lust mehr haben, sich wie jedes Jahr mit Kochen, Dekorieren und Geschenke kaufen kaputt zu machen und als Belohnung nur einen Gutschein für eine Rückenmassage zu bekommen, beschließen sie, den Weihnachtswahnsinn dieses Jahr großflächig zu umschiffen. Stattdessen soll für ihre Familien eine kleine, aber umso persönlichere und besondere Bescherung auf dem Programm stehen. Doch der Traum von ruhigen, entspannten Weihnachten platzt, als dann plötzlich die Mamas der Mütter vor der Tür stehen und sie mit ihren Schrullen und Eigenarten in den Wahnsinn treiben. Und so läuft alles auf ein großes Entscheidungsduell zwischen den Bad Moms und ihren Müttern (Susan Sarandon, Cheryl Hines und Christine Baranski) hinaus.

Fazit:

Hey, der erste Weihnachtsfilm des Jahres! Bad Moms war mit seinen 184 Millionen letztes Jahr ein großer Überraschungshit und führte unmittelbar dazu, den Nachfolger direkt in Angriff zu nehmen und mit der Produktion bereits wenige Monate später anzufangen. Für die Story ist man einen logischen Schritt gegangen und erweitert nicht nur den Cast um die „Bad Moms“ der „Bad Moms“, gespielt von Susan Sarandon, Cheryl Hines und Christine Baranski, sondern man nimmt sich mit Weihnachten auch einen beliebten Feiertag für Filme aber natürlich auch für die Kinokassen.

Der Cast war wie gewohnt cool und sowohl die Ursprungsmoms mit Mila Kunis, Kathryn Hahn und Kristen Bell haben eine spürbar gute Chemie miteinander und auch ihre Filmmütter fügten sich super ein. Der Humor war wie gewohnt dreckig, vulgär und sicherlich nicht immer geistreich oder lustig aber insgesamt noch auf einem soliden Niveau mit paar witzigen Ideen. Der Film ist sehr formelhaft und folgt eigentlich den üblichen Regeln dieser Weihnachtskomödien und ich bin mir zu 99% sicher, dass Daddys Home 2, der in wenigen Wochen in die Kinos kommt absolut genauso sein wird. Der erste Teil dieser Reihe war genauso erfolgreich und nimmt die gleiche Entwicklung wie Bad Moms, sprich Mark Wahlberg und Will Ferrell bekommen zu Weihnachten Besuch von ihren abgedrehten Vätern. Bad Moms 2 war eine konsequente Weiterführung des ersten Teils, der zwar nicht so frisch und gut ist aber als lockerer Spaß zur Weihnachtszeit und seichte Unterhaltung in Ordnung geht.

Mord im Orientexpress

Storyanriss:

Für die Rückreise von einem seiner Fälle nimmt Hercule Poirot (Kenneth Branagh) den legendären Orient-Express. An eine gemütliche Zugfahrt ist aber nicht lange zu denken, stattdessen hat der berühmte Meisterdetektiv bald wieder Arbeit: Ein Passagier wird ermordet und damit ist klar, dass einer der übrigen Reisenden der Täter sein muss. Die spanische Missionarin Pilar Estravados (Penélope Cruz), die Gouvernante Mary Debenham (Daisy Ridley), Professor Gerhard Hardman (Willem Dafoe), die Witwe Mrs. Hubbard (Michelle Pfeiffer) und der Doktor Arbuthnot (Leslie Odom Jr.) sind alle verdächtig. Doch bald wird Poirot klar, dass er den Fall nicht lösen wird, wenn er mehr über die möglichen Täter erfährt. Er muss mehr über das Opfer herausfinden – und sich beeilen, damit der Killer nicht nochmal zuschlägt.

Fazit:

Kenneth Branagh hat mit Thor und Cinderella bereits bewiesen, dass er ein ganz guter Regisseur ist und bei der erneuten Auflage von Agatha Christies Klassiker Mord im Orientexpress nimmt er nicht nur auf dem Regiestuhl Platz, sondern verkörpert auch die legendäre Hauptfigur Hercule Poirot. Um sich herum hat er aber einen absoluten Allstar-Cast versammelt. Ehrlich gesagt tu ich mich ein wenig schwer mit dem Film, denn die Regie war zwar ganz gut, der Film war schön inszeniert und Hercule als brillianter aber kautziger Ermittler hat mir super gefallen, doch für mich persönlich kränkelt der Film an anderen Dingen.

Ich habe das Buch gelesen und kannte die Auflösung des Films, was Mord im Orientexpress schon direkt mal kaum spannend für mich gemacht hat. Das kann man zwar nicht so richtig dem Film vorwerfen, ist natürlich aber ein typisches Problem, wenn es eine Buchvorlage und bereits vorhandene Filmumsetzungen gibt. Was man dem Film aber an diesem Aspekt ankreiden kann, ist, dass sich Mord im Orientexpress schon auch irgendwie so anfühlt als ob man ein Buch liest, wo man erst zum Schluss die Auflösungen präsentiert bekommt und die Geschichte bis dahin natürlich so geschrieben ist, dass nahezu kein Selbsträtseln möglich ist.

Das äußert sich vor allem darin, dass man als Zuschauer eigentlich keinerlei nützliche Infos bekommt um selbst Schlüsse zu ziehen, Vermutungen aufzustellen und zu begründen, sondern Hercule Poirot im Prinzip mit absolutem Durchblick durch den Film rennt und komplett alleine nur Hinweise sieht und deutet, die uns verborgen bleiben. Abgesehen von wenigen Ausnahmen erfährt man auch kaum was von den anderen Figuren außer Hercule. Zusätzlich hat es mich manchmal rausgerissen wie übertrieben diese Charaktere waren. Man merkte zwar, dass der Cast Spaß hatte und sich bewusst war, dass er hier nur sehr stereotypische Abziehbilder verkörpert, aber es wirkt irgendwie auch manchmal drüber und reißt aus dem Film.

Mord im Orientexpress ist ein durchschnittlicher Film mit tollem Cast, der sich eher lohnt, wenn man die Auflösung der Geschichte noch nicht kennt.

3

Thor 3: Tag der Entscheidung

Storyanriss:

Donnergott Thor (Chris Hemsworth) wird weit weg von seiner Heimat Asgard auf der anderen Seite des Universums gefangengehalten. Ohne seinen mächtigen Hammer Mjölnir scheint eine Flucht nahezu ausgeschlossen, dabei läuft ihm allmählich die Zeit davon: Denn die ebenso mächtige wie erbarmungslose Hela (Cate Blanchett), die nach jahrtausendlanger Gefangenschaft aus ihrem Gefängnis freigekommen ist, droht Ragnarok einzuleiten, die Götterdämmerung, die Asgard vernichten würde. Um das zu verhindern, setzt Thor alles daran, nach Hause zurückzukehren. Zwischen ihm und seiner Freiheit stehen jedoch tödliche Gladiatorenkämpfe auf dem Planeten Sakaar, der so etwas wie die Mülldeponie des Universums ist. Bei einem dieser Duelle trifft Thor auf den Ex-Avenger und seinen früheren Mitstreiter Hulk (Mark Ruffalo), den beliebtesten und erfolgreichsten Kämpfer auf Sakaar.

Fazit:

Marvels Entscheidung Taika Waititi (5 Zimmer, Küche Sarg) als Regisseur zu verpflichten für einen Film dieser Größenordnung war ein sehr außergewöhnlicher und mutiger Schritt seitens Marvel und ich freue mich ungemein, dass das Experiment so gut aufgegangen ist. Thor 3: Ragnarok oder wie er bei uns heißt Tag der Entscheidung ist definitiv der bislang beste Ableger der Thor-Filme und kann durchaus als Winter Soldier für die Thor-Marke verstanden werden, denn Captain America war damals auch eher ein sehr durchwachsener und vergleichsweise schlechter Marvelfilm, bis dann die Russo Brothers übernommen haben und mit Captain America 2: The Winter Soldier das komplette Genre der Superheldenflme auf ein neues Level hievten.

Thor 3 ist super witzig und einer der lustigsten Marvelfilme; an jeder Ecke spürt man den Einfluss und das gute Gespür für Humor von Taika Waititi. Man merkt den Schauspielern und ihren dargestellten Figuren die gute Zeit, die sie am Set hatten, an und viele Szenen leben von der tollen Dynamik, beispielsweise wenn Thor und Hulk miteinander interagieren und sich der stärkste Superheld plötzlich wie ein Kleinkind benimmt. Allgemein war der gesamte Cast super und nahezu jede Figur hatte seine witzigen Momente, selbst die große Antagonistin des Films Hela, gespielt von Cate Blanchett. Mir hat Cate Blanchett in dieser Rolle sehr gut gefallen und auch wenn der Charakter wie üblich für so einen Film ein wenig drüber ist, war es ihr Schauspiel angenehmer Weise nicht.

Jeff Goldblum war perfekt besetzt für… „Jeff Goldblum in Space“, Tessa Thompson als Valkyrie war ein richtiger Scene Stealer und selbst Taika Waititi, der wie üblich eine Rolle in seinen eigenen Filmen übernimmt, hat als CGI-Sidekick Korg paar richtig coole Momente im Film. Abgesehen von seinem vorab bekannten Cameo, gab es zu Beginn des Films noch einen für mich unerwarteten Auftritt, den ich ganz witzig fand. Stichwort: Theaterstück. Natürlich ist auch Loki, der für viele noch immer als bester Bösewicht des Marvel Cinematic Universe gilt, dabei, doch mittlerweile hält er eigentlich nur noch als Comic Relief her um überhaupt noch einen Grund zu haben als Fanliebling im Film zu sein.

Was bei all dem Humor und den coolen Figuren aber zu kurz kommt, ist das Gefühl, dass die großen Veränderungen und Verluste wirklich einen emotionalen Impact auf die Charaktere haben.

Thor 3: Tag der Entscheidung ist ein sehr farbenfroher Film der sehr gut aussah. Der beeindruckendste Shot war für mich der Valkyrenritt, den man bereits im Trailer erhaschen konnte. Ich fand den inszenatorisch super und visuell wunderschön auch wenn er sich optisch stark vom Rest des Films abgrenzt. Untermalt wurden viele der Szenen mit einer coolen Musikauswahl, die nicht nur im Trailer verwendet wurde, sondern auch wirklich passend in den fantastischen Actionszenen zur Geltung kamen. Generell waren die actionreichen Momente auf einem guten Niveau, klar, einige waren nur durchschnittlich ein paar andere dafür dann richtig kreativ und stark. Alles in allem hat für mich dieser komplett andere Ansatz eines Space-Roadmovies mit großartigem Humor funktioniert und Thor 3: Tag der Enttäuschung landet für mich im oberen Drittel der Marvelfilme.