Oppenheimer | Kritik / Review (Oscars 2024)

Storyanriss:

In einer Anhörung über seinen Widerspruch gegen die Entziehung seiner Sicherheitsfreigabe blickt der Physiker Julius Robert Oppenheimer (Cillian Murphy) zurück: Auf seine Anfänge, sein Privatleben und vor allem auf die Zeit, als ihm während des Zweiten Weltkriegs die wissenschaftliche Leitung des Manhattan-Projekts übertragen wird. Im Los Alamos National Laboratory in New Mexico sollen er und sein Team unter der Aufsicht von Lt. Leslie Groves (Matt Damon) eine Nuklearwaffe entwickeln. Oppenheimer wird zum „Vater der Atombombe“ ausgerufen, doch nachdem seine tödliche Erfindung folgenschwer in Hiroshima und Nagasaki eingesetzt wird, stürzt den gerade noch so jubelnden Oppenheimer in ernste Zweifel. In einer weiteren Anhörung soll Lewis Strauss (Robert Downey Jr.) als Handelsminister im Kabinett von Präsident Dwight D. Eisenhower bestätigt werden. Doch bald geht es um seine Beziehung zu Oppenheimer nach dem Krieg. Denn Strauss stand der amerikanischen Atomenergiebehörde vor, die von dem Physiker beraten wurde. Als sich Oppenheimer immer stärker gegen Strauss und ein Wettrüsten mit Russland stellt und für eine internationale Kontrolle der Kernenergie plädiert, kommen die alten Verbindungen des Physikers zum Kommunismus wieder zur Sprache.

Fazit:

Nach dem furchtbaren Tenet, meldet sich Nolan wieder zurück zu alter Stärke. Wie auch schon zu Dunkirk kann ich zu Christopher Nolans Oppenheimer sagen, dass ich prinzipiell eher an Nolan Stoffen interessiert bin, die nicht unbedingt eine Nacherzählung historischer Ereignisse und Figuren sind.

Nichtsdestotrotz habe ich mich auch auf Oppenheimer gefreut und muss sagen, dass auch wenn Barbie aus dem Barbenheimer-Phänomen als finanzieller Sieger hervorgegangen ist, Oppenheimer inhaltlich für mich die Nase vorne hat. Das verschachtelte Historiendrama über den Vater der Atombombe setzt auf eine altmodische Herangehensweise an visuelle Effekte. Die komplexe Erzählstruktur mit Rückblenden und Zeitsprüngen hat mir gut gefallen.

Trotz anfänglicher Ähnlichkeiten mit klassischen Biografien entwickelt sich der Film zu einem intensiven Erlebnis, das durch Nolans audiovisuelle Überwältigung und die eindringliche Hauptfigur, gespielt von Cillian Murphy, geprägt ist. Oppenheimer ist ein visuell beeindruckender Film, der sich im finalen Drittel zu einem monumentalen Kinorausch steigert und für mich stets die innere Zerrissenheit Oppenheimers gut rüberbringt. Neben Cillian Murphy, der erstmals die Hauptrolle in einem Nolan-Film verkörpert und sich große Hoffnungen auf den Oscar machen darf, ist der Cast bis in die kleinste Rolle mit tollen Schauspielern besetzt, wo niemand abstinkt. Gerade Emily BluntMatt Damon und Robert Downey Junior setzen immer wieder Highlights im Film.

Über die letzten Monaten hat sich Oppenheimer weitestgehend zum großen Favoriten für die Award-Saison etabliert – so auch für die Oscars. Insgesamt hat Nolans Biopic 13 Oscar-Nominierungen ergattern können, was dieses Jahr #1 bedeutet. In den Kategorien Bester Film, Bester Hauptdarsteller, Bester Nebendarsteller, Bester Schnitt, Beste Kamera und Beste Regie dürfen sich Oppenheimer respektive, Christopher Nolan, Cillian Murphy und Robert Downey Junior große Chancen auf den Platz an der Sonne machen.

And the Oscar 2023 goes to..

And the Oscar 2023 goes to..

Es ist endlich wieder soweit: in wenigen Stunden werden die Oscars in Los Angeles verliehen. Es ist mittlerweile die 95. Verleihung des prestigeträchtigsten Filmpreises der Welt, den Academy Awards. Mein Event-Highlight des Jahres.

Oscars 2022 – was ist passiert

Ist letztes Jahr IRGENDWAS passiert? Ach ja, Will Smith verwechselte das Jahr seiner Nominierung mit 2002 als er für seine Performance in Ali nominiert wurde und smackte den Shit aus Comedian Chris Rock, nachdem dieser einen Witz über die Kurzhaarfrisur von Jada Pinkett-Smith machte, die zu diesem Zeitpunkt an Haarausfall litt. Ich für meinen Teil fand den Spruch solide, aber sicherlich kann man sich darüber streiten, wie weit dieser nötig war.

Worüber man jedoch nicht streiten kann, ist der Fakt, dass Gewalt – vor allem vor einem Millionenpublikum – sicherlich keine Lösung ist. Ich weiß noch wie ich letztes Jahr live bei der Übertragung vor dem TV saß und diese Minuten mit Fragezeichen im Gesicht überstehen musste, bis es über Twitter und Leuten vor Ort erste Bestätigungen gab, dass es sich nicht um einen einstudierten Gag handelte. Als dann Will Smith auch noch nur wenige Minuten später ohne ernsthafte Reue den Award für den Besten Hauptdarsteller gewann, war die Story perfekt. Will Smith erlebt zeitgleich den wohl größten als auch beschissensten Tag seiner Karriere und die gesamte Welt schaute dabei zu.

Es folgten halbherzige Entschuldigungen, Rücktritte, der Rausschmiss aus der Academy für 10 Jahre und mindestens 1 beschissenes Karrierejahr indem Will Smith als Persona non grata in Hollywood galt. Er wird zurückkommen und die Leute ihn wieder lieben – doch dies benötigt noch Zeit.

Zurückkommen wird auch Late-Night-Host Jimmy Kimmel, der nach einem meiner Meinung nach gelungenen Versuch mit den Comedians und Schauspielerinnen Regina Hall, Wanda Sykes und Amy Schumer, erneut die Moderation übernimmt und Ruhe in die Sache bringen soll.

Was darf man von den 95. Academy Awards erwarten?

Zum Glück trennt man sich nach nur einem Jahr wieder von anbiedernden Kategorien wie „Cheer Moment„, die so offensichtlich von Bots und großen Fangruppen manipuliert wurden und dadurch trotz vielleicht solidem Hintergedanken einfach eine Farce waren.

Fans dürfen sich auf den Auftritt von Rihanna freuen, die ihren nominierten Song „Lift me Up“ von Black Panther: Wakanda Forever performen wird. Lady Gaga schafft es aufgrund ihrer Verpflichtungen für das Joker Sequel nicht zur Veranstaltung. „Naatu Naatu“ aus dem indischen Hit RRR wird performt werden und hoffentlich für reichlich Spektakel sorgen.

Die ruhigeren Töne im „In Memoriam“-Segment wird Lenny Kravitz dieses Jahr anstimmen.

Schreibt Michelle Yeoh Geschichte indem sie die erste asiatische Schauspielerin wird mit einem Oscar als Beste Hauptdarstellerin? Auch John Williams könnte mit 91 Jahren der älteste Oscar-Gewinner aller Zeiten werden.

Snubs & Surprises

Biggest Snubs:
Bester Hauptdarsteller: Tom Cruise für Top Gun 2: Maverick
Beste Hauptdarstellerin: Viola Davis für The Woman King
Beste Nebendarstellerin: Dolly de Leon für Triangle of Sadness
Bester Nebendarsteller: Paul Dano für Die Fabelmans
Beste Regie: James Cameron für Avatar: The Way of Water, Romain Gavras für Athena oder auch Gina Prince-Bythewood für The Woman King hätten definitiv genauso in dieser Kategorie auftauchen können
Bestes Originaldrehbuch: Seth Reiss und Will Tracy für The Menu
Filme: The Batman, The Whale, The Woman King, Athena, Nope, She said und RRR wurden teils nahezu komplett ignoriert und hätten andererseits durchaus bei Bester Film als auch in etlichen anderen Kategorien landen können

Biggest Surprises:
Asiatische Schauspieler:innen werden gesehen: Michelle Yeoh ist erst die zweite Schauspielerin mit asiatischen Wurzeln, die in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin nominiert wurde. Neben ihr wurden auch Stephanie Hsu, Hong Chau und Ke Huy Quan nominiert
Frische Gesichter: dieses Jahr sind trotz einigen Veteranen so viele erstmalig nominierte Schauspieler:innen dabei wie selten zuvor
Deutschlands „Im Westen nichts Neues“: Super überraschend konnte die Neuauflage von „Im Westen nichts Neues“ sagenhafte 9 Nominierungen abräumen und das Spotlight dieses Jahr nach langer Zeit mal wieder auf Deutschland richten.

Beste Nebendarstellerin / Actress in a Supporting Role

Angela Bassett (Black Panther: Wakanda Forever) | Hong Chau (The Whale) | Kerry Condon (The Banshees of Inisherin) | Jamie Lee Curtis (Everything Everywhere All at Once) | Stephanie Hsu (Everything Everywhere All at Once)

Wahrscheinlich: Angela Bassett / Jamie Lee Curtis Wunsch: Hong Chau / Stephanie Heu
Ich denke Angela Bassett ist hier die Favoritin. Ihr den Sieg und ersten Oscar für eine Performance in einem Marvelfilm könnte ihr am ehesten wohl Jamie Lee Curtis streitig machen, die gerade das Momentum zu haben scheint. Persönlich fänd ich einen Sieg für Hong Chau oder Stephanie Hsu angemessener.

Bester Nebendarsteller / Actor in a Supporting Role

Brendan Gleeson (The Banshees of Inisherin) | Brian Tyree Henry (Causeway) | Judd Hirsch (The Fabelmans) | Barry Keoghan (The Banshees of Inisherin) | Ke Huy Quan (Everything Everywhere All at Once)

Wahrscheinlich: Ke Huy Quan / Wunsch: Ke Huy Quan
Ke Huy Quan gibt hier praktisch nach 40 Jahren sein Comeback in Hollywood und was für eins. Jahrzehnte lang von der Industrie ignoriert worden und bereits den Traum von Hollywood aufgegeben, da klingeln die Daniels an der Tür und bieten Ke Huy Quan diese einmalige Chance. Und Quan füllt diese facettenreiche Rolle so gut aus, man spürt, dass er diesen vielleicht letzten Strohhalm mit aller Kraft greift und festhält. Diese Comebackstory verdient den Oscar.

Beste Hauptdarstellerin / Actress in a Leading Role

Ana de Armas (Blonde) | Cate Blanchett (Tár) | Andrea Riseborough (To Leslie) | Michelle Williams (The Fabelmans) | Michelle Yeoh (Everything Everywhere All at Once)

Wahrscheinlich: Cate Blanchett Wunsch: Michelle Yeoh
Cate Blanchett ist auf dem guten Weg ihren dritten Oscar zu gewinnen und damit in den erlesenen Kreis der Schauspieler:innen aufzusteigen, denen dieses Glanzstück bereits gelang. Verdient hätte sie es für ihre Darstellung der fiktiven Maestro Tár, doch vor allem eine Person hat da dieses Jahr ein Wörtchen mitzureden: Michelle Yeoh. Ihr wurde mit Everything Everywhere All at Once ein Denkmal gesetzt und dieses facettenreiche Schauspiel-Reel in Kombination mit ihrer langen, erfolgreichen Karriere, lassen mich am Ende für Michelle Yeoh hoffen.

Bester Hauptdarsteller / Actor in a Leading Role

Austin Butler (Elvis) | Colin Farrell (The Banshees of Inisherin) | Brendan Fraser (The Whale) | Paul Mescal (Aftersun) | Bill Nighy (Living)

Wahrscheinlich: Austin Butler / Brendan Fraser / Wunsch: Brendan Fraser / Colin Farrell
Mit großer Wahrscheinlichkeit wird entweder Austin Butler oder Brendan Fraser das Rennen am Ende machen. Butler war definitiv das Beste am Film Elvis und konnte in den letzten Wochen wichtige Indikatoren-Preise abräumen, doch mich hat Niemand so sehr berührt von den Nominierten wie Brendan Fraser.

Ähnlich wie auch Ke Huy Quan in der Nebendarsteller-Kategorie, gelingt auch Brendan Fraser unter der Regie von Darren Aronofsky nach Jahrzehnten das Comeback. Fraser wurde damals, nachdem er öffentlich machte von einem Produzenten sexuell belästigt worden zu sein, hinter den Kulissen geblacklisted und für Jahre seiner Karriere beraubt. Nun ist er zum Glück aber wieder da und das besser als jemals zuvor. Seine Leistung in The Whale hat mich echt berührt wie es keiner der anderen konnte und ich wünsche ihm diesen Erfolg.

Bester Film / Best Picture

Die Aussprache | Avatar 2: The Way of Water | The Banshees of Inisherin | Elvis | Die Fabelmans | Everything Everyhwere All at Once | Triangle of Sadness | Tár | Im Westen nichts Neues | Top Gun 2: Maverick

Wahrscheinlich: Everything Everywhere All at Once / The Banshees of Inisherin / Die Fabelmans

Wunsch: Top Gun: Maverick / Everything Everywhere All at Once / Im Westen nichts Neues
Everything Everywhere All at Once ist nach den letzten Wochen der klare Favorit auf die wichtigste Auszeichnung des Jahres und das auch völlig zurecht. Das Projekt war sehr riskant. Es freut mich einfach ungemein, dass so ein kreatives Projekt, das mit soviel Liebe gemacht wurde und bis zur letzten Position sympathisch ist, diese Anerkennung bekommt – egal ob im Feedback der Kritiker und des Publikums oder als auch in finanzieller Hinsicht. Dazu schreibt der Film die besten Geschichten und repräsentiert stark die asiatische Schauspielrige. Auch The Banshees of Inisherin und Die Fabelmans haben durchaus Chancen und wären solide Siegerfilme.

Ich für meinen Teil hatte letztes Jahr aber am meisten mit Top Gun 2: Maverick Spaß und denke man könnte einen Sieg vertreten auch wenn er sicherlich weniger in die Kategorie „pädagogisch wertvoll“ fällt und vom deutschen Überraschungssieg für Im Westen nichts Neues darf man ja wohl auch ein wenig träumen.

Bonus-Kategorien

Beste Regie / Directing

Wahrscheinlich: Daniel Kwan & Daniel Scheinert (EverythingEAAO) / Steven Spielberg (Die Fabelmans) Wunsch: Daniel Kwan & Daniel Scheinert (EverythingEAAO)
Eines steht jetzt schon fest: nach zwei Jahren in Folge, wird es bei den diesjährigen Oscars aufgrund mangelnder Nominierungen den „Beste Regie“-Oscar für einen Mann geben. Beziehungsweise vermutlich sogar 2 Männern. Die Daniels sind in dieser Kategorie verdienterweise die Frontrunner und auch meine Favoriten. Streitig machen könnte es am Ende vermutlich am ehesten noch Legende Steven Spielberg, den man vielleicht ausgerechnet für den Film über seine eigene Jugend und den Beginn seiner Karriere Respekt zollen möchte.

Bestes adaptiertes Drehbuch / Adapted Screenplay

Wahrscheinlich: Die Aussprache / Wunsch: Im Westen nichts Neues
Hätte hier prinzipiell zwar lieber Filme wie beispielsweise She said gesehen, aber so ist Die Aussprache der Favorit in dieser Kategorie. Für mich darf hier Im Westen nichts Neues ruhig den Drehbuch-Oscar mit nach Deutschland bringen.

Bestes Originaldrehbuch / Original Screenplay

Wahrscheinlich: Everything Everywhere All at Once / The Banshees of Inisherin

Wunsch: Everything Everywhere All at Once
Für mich persönlich führt kein Weg an Everything Everywhere All at Once vorbei. Die Geschichte ist gut geschrieben, viel seitig, vielschichtig, komplex – was soll da noch mehr gehen? Größte Konkurrenz ist The Banshees of Inisherin. Martin McDonaghs Drehbücher sind eigentlich immer ein Garant auf Erfolg und hätten am Ende auch den Oscar verdient – wenn die Daniels nicht wären.

Zusammenfassung aller Kategorien

Wunsch:

Hong Chau (Nebendarstellerin)

Ke Huy Quan (Nebendarsteller)

Michelle Yeoh (Hauptdarstellerin)

Brendan Fraser (Hauptdarsteller)

Top Gun 2: Maverick (Bester Film)

Daniel Kwan & Daniel Scheinert (Beste Regie)

Im Westen nichts Neues (adapt. Drehbuch)

Everything Everywhere All at Once (Orig.drehbuch)

Wahrscheinlich:

Angela Bassett (Nebendarstellerin)

Ke Huy Quan (Nebendarsteller)

Cate Blanchett (Hauptdarstellerin)

Austin Butler (Hauptdarsteller)

Everything Everywhere All at Once (Bester Film)

Daniel Kwan & Daniel Scheinert (Beste Regie)

Die Aussprache (adapt. Drehbuch)

Everything Everywhere All at Once (Orig.Drehbuch)

Die Fabelmans | Kritik / Review (Oscars 2023)

Storyanriss:

Als der kleine Sammy Fabelman (Meteo Zoryon) von seinen Eltern Burt (Paul Dano) und Mitzi (Michelle Williams) das erste Mal ins Kino mitgenommen wird, hinterlässt dies einen bleibenden Eindruck. Die Bilder verängstigen wie faszinieren ihn. Eine eigene Kamera hilft ihm dabei, die Eindrücke zu verarbeiten. Jahre später ist Sammy (nun: Gabriel LaBelle) ein Teenager, der kaum mehr von seiner Kamera zu trennen ist. Zur Freude seiner selbst künstlerisch tätigen Mutter und mit Mitwirkung seiner drei kleinen Schwestern dreht er immer mehr Filme, die bald immer größer werden und die ganze lokale Pfadfindergruppe involvieren. Doch durch die Kameralinse wird er auch auf die Probleme aufmerksam, die zwischen seinen Eltern schwelen. Als die Familie aufgrund eines neues Jobs des Vaters erneut umziehen muss, scheinen diese kaum mehr unterdrückbar.

Fazit:

Erst im letzten Jahr konnte Kenneth Branagh das beste Drehbuch für Belfast gewinnen, einen Film über die Kindheit des Regisseurs. Dieses Jahr folgt Regielegende Steven Spielberg diesem anhaltenden Trend der letzten Jahre und erzählt in Die Fabelmans wie seine Liebe zum Kino entstand, welche wichtigen Eckpfeiler seinen Werdegang beeinflussten und welche Rolle auch seine Familie und ganz besonders die Beziehung zu seinen Eltern dabei spielte.

Allgemein juckt mich die Kindheit von Regisseuren relativ wenig, weil ich für sowas eine Biografie lesen könnte, wenn ich mehr wissen will und ich mehr Interesse daran habe, diese talentierten Regisseure zu sehen wie sie weitaus spannendere Ideen und Scripte verfilmen statt 0815-Kindheiten. Die eigene Geschichte ist glaube ich selten so spannend wie man vielleicht denkt.

Doch wenn ich über einen Regisseur mehr wissen will und auf der Leinwand sehen will, wie er die Liebe zum Film fand, dann ist es Steven Spielberg. Niemand in Hollywood steht mehr für das Medium Kino als Spielberg, der es in seiner Karriere immer schaffte, sowohl historische Dramen als auch phantastische Stoffe mit so sicherer Hand zu inszenieren wie kein anderer. Ich würde auch mal fast behaupten, dass gefühlt jeder Steven Spielberg kennt und keiner so viele Leute zum Arbeiten in der Branche animierte wie er.

Die Fabelmans erzählt uns also von Spielbergs erstem Kinobesuch, der so einschneidend war, das er das Gesehene nur verarbeiten konnte, in dem er selbst zur Kamera griff. Wir begleiten ihn, bzw. seinen im Film als Sam Fabelman betitelten Alterego, wie er in seiner Jugend immer komplexere, besser Amateurfilme dreht, die schnell zu mehr als nur einem oberflächlichen Hobby heranwachsen.

Doch eben diese Passion ist es auch, die ihm durch die Kameralinse die schonungslosen und bitteren Wahrheiten über seine Familie offenbaren und vorerst seine Ambitionen bremsen.

Mir hat der Film insgesamt gut gefallen, ich kann Filmen über das Filmemachen in der Regel immer was abgewinnen. Manchmal fand ich das Schauspiel seiner Eltern ein wenig zu drüber – vor allem Michelle Williams, aber aufgrund ihre Talents, das bereits 5x für den Oscar nominiert wurde, und dem Fakt, dass es Spielberg ja wissen muss, nehme ich einfach mal an, dass er das Schauspiel so gut getroffen fand. Daran ist dann nur schwer was auszusetzen.

Wie üblich für Spielberg gelingen ihm sowohl die emotionalen Momente, als auch die großen Bilder. Ich denke nicht, dass Die Fabelmans der große Frontrunner für die Oscars ist, aber bei 7 Nominierungen, wird sicherlich auch was für die Beteiligten abfallen.

Avatar 2: The Way of Water | Kritik / Review (Oscars 2023)

Storyanriss:

Mehr als zehn Jahre nach den Ereignissen des ersten Films haben Jake (Sam Worthington) und Neytiri (Zoe Saldana) eine Familie gegründet. Ihre Kinder sind Neteyam (Jamie Flatters), Lo’ak (Britain Dalton) und Tuktirey (Trinity Bliss), der adoptierte Menschenjunge Miles „Spider“ Socorro (Jack Champion) und die adoptierte Na’vi-Teenagerin Kiri (Sigourney Weaver). Doch ihre Heimat ist weiterhin nicht sicher – das müssen sie feststellen, als die Resources Development Administration (RDA) unter Führung von General Ardmore (Edie Falco) mit noch mehr Militär und einem alten Bekannten nach Pandora zurückkehrt, um den Planeten zur neuen Heimat der Menschheit zu machen. Bald sehen sich Neytiri, Jake und ihre Familie gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen und beim Na’vi-Stamm der Metkayina Zuflucht zu suchen, der an den Küsten und Meeren des Mondes Pandora lebt und von der schwangeren Ronal (Kate Winslet) und ihrem Mann Tonowari (Cliff Curtis) angeführt wird.

Fazit:

James Cameron hat zwar keinen hohen Output an Filmen, aber dafür einen der bedeutendsten. Entweder dreht er Filme wie Terminator 1 & 2, die den Test der Zeit nahezu unbeeinflusst überstehen und noch heute zu den besten Filmen aller Zeiten gehören, oder er setzt eine seiner gigantischen Visionen um wie bei den „Avatar“-Filmen und hieft diese an die Spitze der erfolgreichsten Kinofilme.

Mit dem ersten Avatar vor 13 Jahren schrieb Cameron erneut Geschichte. Nicht nur spielte kein Film jemals wieder die knapp 2,9 Mrd. & an den Kassen ein, er revolutionierte auch fortlaufend die Kinolandschaft. Das 3D-Feature startete durch und wurde danach über ein Jahrzehnt auf fast jeden Blockbuster geklatscht und skurriler Weise schaffte es kein Film dieses Gimmick jemals so gut einzusetzen wie Cameron. Und dann gerade jetzt wo 3D immer mehr aus den Sälen verschwindet, kommt der erfolgreichste Regisseur der Welt zurück mit Avatar 2: The Way of Water.

Wie auch schon im Original bietet Avatar 2: The Way of Water vor allem mit technischen Highlights auf und wirkt in einem Kino mit der möglichst besten und größten Leinwand sowie dem stärksten Soundsystem 100x besser als auf dem heimischen TV oder im CAM-RIP auf dem PC. Genauso ist die Geschichte und das Drehbuch schon jetzt weiterhin nicht sonderlich herausragend und wird auch in den folgenden Jahren weiter an Qualität abbauen.

Doch James Cameron weiß einfach wie man einen Film inszeniert, Actionszenen dreht, denen man folgen kann und ein detailliertes Worldbuilding schafft wie nur wenige. Daher sind es nicht die zugegeben eher flachen, manchmal vor Pathos triefenden Dialoge, die mich fesseln, sondern die Welt, die Flora und Fauna – allgemein die Vision die Cameron für das Franchise noch hat.

Ich wünschte mir zwar auch mehr Qualität bei Figuren und Handlung, aber wenn die folgenden Teilen auch eher so oberflächlich blieben, wäre es vermutlich das einzige Franchise, der einzige Regisseur, dem ich das durchgehen lassen könnte. Das Franchise hatte man schon totgesagt. Wer würde ernsthaft eine Fortsetzung einer mittelmäßigen Geschichte 13 Jahre später sehen wollen, geschweige denn noch weitere 3 Filme?! Doch wenn Avatar 2: The Way of Water dann in kürzester Zeit 2,3 Mrd einspielt und James Cameron nun 3 der vier erfolgreichsten Filme aller Zeiten aus dem Boden stampfte, scheint nach wie vor eine große Fangemeinde da zu sein – mir inklusive.

2010 – nicht nur das Jahr, wo meine Leidenschaft für die Oscars so richtig begann – sondern auch das Jahr, wo James Cameron mit Avatar im Rennen um den Besten Film gegen seine Ex-Frau Kathryn Bigelow und The Hurt Locker verlor. 13 Jahre später muss Avatar 2: The Way of Water zwar nicht wieder gegen Bigelow antreten, aber sich sehr wahrscheinlich dennoch der Konkurrenz in dieser Kategorie geschlagen geben müssen. Er wird es verkraften. Auch in den drei anderen Kategorien wie Best Sound, Best Visuell Effects und Best Production Design schläft das restliche Teilnehmerfeld nicht und wird es Avatar sehr schwer machen

Top Gun 2: Maverick | Kritik / Review (Oscars 2023)

Storyanriss:

Aufgrund seiner Probleme mit Autoritäten hat es Flieger-Ass Maverick (Tom Cruise) nie geschafft, die ganz große Karriere in der Navy zu machen. Anstatt Orden konnte er so vielmehr disziplinarische Verfahren sammeln. Nachdem er erneut über das Ziel hinausgeschossen ist, wird er kurzerhand zu seiner alten Elite-Flugschule Top Gun versetzt. Dort soll er die jungen Flieger*innen, unter denen sich auch Rooster (Miles Teller), der Sohn seines verstorbenen besten Freundes Goose (Anthony Edwards) befindet, auf eine Mission vorbereiten, die eigentlich unmöglich zu bewerkstelligen ist: Das schwer geschützte Nuklearprogramm eines fremdes Landes muss zerstört werden. Weniger als drei Wochen bleiben zur Vorbereitung. Maverick hat nun alle Hände voll damit zu tun, die besten Absolvent*innen der vergangenen Jahre zu einem Team zu formen, damit der Einsatz nicht zum Selbstmordkommando verkommt.

Fazit:

Das Warten hat sich gelohnt: Trotz mehrfacher Verschiebungen ist Top Gun: Maverick der beste Blockbuster des Jahres. 36 Jahre nach dem Original kann der Film mit einem tollen Cast, atemberaubender Action, phänomenaler VFX-Arbeit und grandioser Kamera punkten.

Strukturell orientiert sich Maverick zwar schon viel am 80s Hit, aber im Detail konnte die Geschichte für mich dann immer noch so Spitzen setzen, die mich teils emotional abgeholt haben oder einfach an die Leinwand fesseln konnten. Ähnlich wie es ein Star Wars Episode VII zu SW: IV tat.

Der letzte richtige Filmstar, Tom Cruise, ist einfach eine Maschine und von Film zu Film werden seine Stunts aufwendiger und waghalsiger. Auch für Top Gun: Maverick wurde wieder so viel selbst gemacht wie es möglich war und das überträgt sich einfach auf die Qualität des Filmes und Begeisterung des Zuschauers.

Grandioses, simpler Action-Blockbuster wie man ihn nur noch selten in dieser Qualität bekommt und zurecht der Film, den ich dieses Jahr am häufigsten gesehen habe.

Und auch wenn Steven Spielberg sich persönlich bei Tom Cruise dafür bedankte, weil dieser seiner Meinung nach mit Top Gun: Maverick das Kino gerettet hat und der Film auch 1,5 Milliarden $ einspielte, wird Maverick trotz 6 Nominierungen am ehesten Chancen in den technischen Kategorien haben.

Tár | Kritik / Review (Oscars 2023)

Storyanriss:

Lydia Tár (Cate Blanchett) ist die erste weibliche Chefdirigentin eines großen deutschen Orchesters. Sie wird weltweit gefeiert und steht mit den Berliner Philharmonikern vor einer außergewöhnlichen Leistung. Gemeinsam hat man fast schon den kompletten Zyklus von Gustav Mahler aufgeführt. Nur die berühmte 5. Sinfonie fehlt noch, die nach einer coronabedingten Verschiebung nun in der nächsten Spielzeit auf dem Programm steht. Doch während die Proben dafür laufen, offenbaren sich immer mehr Risse in Társ Welt. Ihre Ehe mit ihrer ersten Violinistin (Nina Hoss) läuft längst nicht mehr so gut wie früher und der Selbstmord einer einst von ihr geförderten, dann aber fallen gelassenen Musikerin lässt sie panisch jegliche E-Mail-Korrespondenz mit dieser löschen. Dann tritt noch eine junge Cellistin (Sophie Kauer) in ihr Leben, die Tár unglaublich fasziniert.

Fazit:

Direkt vorab: nein, die hier gezeigte Hauptfigur Lydia Tár gibt es nicht und es handelt sich hierbei nicht um ein Biopic der vermeintlich größten Dirigentin der Welt. Mir ist nicht ganz klar warum viele Menschen im Internet dachten, dass die kontroverse Tár existiert und sie quasi zum Meme wurde, aber Regisseur Todd Field erzählt die reinfiktive Geschichte über die EGOT-Gewinnerin Lydia Tár, die in Berlin die Berliner Philharmoniker leitete. Laut Field hat er diese Geschichte nur mit Cate Blanchett in der Hauptrolle geschrieben und wäre bereit gewesen die Produktion einzustampfen, sollte Blanchett kein Interesse haben. Glücklicherweise hatte die zweifache Oscar-Gewinnerin aber Bock und liefert hier wie gewohnt eine der eindringlichsten und besten Performances des Filmjahres ab.

Das Drehbuch macht es einem Casual wie mir nicht immer einfach den technischen Gesprächen und Ausführungen 100 % zu folgen und die Handlung nimmt manchmal Züge an, wo man nicht ganz weiß, ob hier gerade übernatürliche Elemente mit der Realität verschwimmen. Todd Field lässt auch zu weiten Teilen des Films keinen klaren Schluss darüber zu, ob Tár nun eher gut oder böse sein soll.

Mir gefiel das schon ganz gut auch wenn der Film immer wieder Szenen einwirft, die dann so nie wieder aufgegriffen und fortgeführt werden. Lange fühlt es sich wie ein normaler Einblick in den Alltag und das Schaffen eines nicht immer leichten Künstlers an, bis die Fassade zu bröckeln beginnt und Todd Field Themen wie Cancel Culture, Machtgefüge oder sexuelle Belästigung beleuchtet.

Diese Passagen fand ich besonders interessant, aber leider auch ein wenig zu handzahm erzählt. Ein Whiplash beispielsweise an den ich hier auch unweigerlich ab und zu denken musste, ging da ein Stück weiter und tat letztendlich auch mehr weh.

Tár ist für 6 Oscars nominiert und kann sich vor allem im Rennen um die beste Hauptdarstellerin mit Cate Blanchett große Hoffnungen machen.

Everything Everywhere All At Once | Kritik / Review (Oscars 2023)

Storyanriss:

Evelyn Wang (Michelle Yeoh) besitzt einen Waschsalon, hat Ärger mit der Steuer und mit ihrer Familie. Sie ist damit beschäftigt, die Geburtstagsfeier ihres Vaters (James Hong) vorzubereiten und Evelyns Ehemann Waymond (Ke Huy Quan) hat daher keine Chance, mit ihr über die Scheidung zu sprechen. Tochter Joy (Stephanie Hsu) wiederum erzürnt ihre Mutter durch das Vorhaben, ihre Freundin Becky (Tallie Medel) mit zu der Feier zu bringen, obwohl Evelyn ein Problem mit der sexuellen Ausrichtung von Joy hat. Evelyns Leben ist nicht so gelaufen, wie wie sie sich das früher ausmalte. Doch sie bekommt die Chance, das zu ändern. Wie sie auf dem Weg zur Steuer-Sachbearbeiterin Deirdre Beaubeirdra (Jamie Lee Curtis) von Waymond erfährt, hängt das Schicksal jeder einzelnen Dimension des Universums von ihr ab. Zunächst glaubt Evelyn diese außergewöhnliche Behauptung nicht. Kurze Zeit später ist sie mittendrin im Kampf für das Multiversum.

Fazit:

Die Daniels wie die beiden Regisseure sich nennen, haben es vor einigen Jahren mit Swizz Army Man auf meine Topliste des Jahres geschafft. Everything Everywhere All at Once wurde dieses Jahr noch viel mehr gefeiert. Es ist wohl der „Geheimtipp“ des Jahres und für viele sogar der beste Film des Jahres. Dass ein Film wie dieser es dann sogar auf mehr als 100 Millionen $ an den Kinokassen schafft, ist einfach unfassbar.

Dass es der Film für mich noch nicht zum besten Film des Jahres schaffte, liegt vor allem auch daran ihn nur einmal gesehen zu haben. Üblicherweise reicht mir das auch, jedoch ist es hier ein wenig anders, denn im Gegensatz zu Dr. Strange 2 in the Multiverse of Madness, nimmt es Everything Everywhere All at Once mit den Multiversen ernst. Der Film ist so krass inszeniert und die Reizüberflutung auf Maximum, dass ich beim ersten Mal gar nicht alles erfassen konnte und es sogar auch als anstrengend empfand. Dennoch ist der Film allein technisch schon wahnsinnig gut, die Ideen sehr kreativ, die Geschichte auf mehr als einem Weg emotional und vor allem Michelle Yeoh wird hier ein Denkmal gesetzt. Yeoh kann in diesem Film so viele Facetten zeigen wie noch nie zuvor und brilliert in allen.

Aber auch ihre Kollegen sind so stark, dass man gar nicht weiß, wen man hier hervorheben soll. Jamie Lee Curtis wie immer eine Bank, aber gerade auch Ke Huy Quan, den Filmfans als Shorty aus Steven Spielbergs Indiana Jones und der Tempel des Todes kennen und der mit diesem Film nicht nur sein Comeback schafft, sondern auch noch gute Chancen auf den Oscar-Sieg hat. Fantastisch war auch Stephanie Hsu, die ich vor allem aus The Marvelous Mrs Maisel kenne und hier für viele emotionale Highlights sorgte.

Der Film holt auf emotionaler, inszenatorischer und unterhaltsamer Ebene ab und pusht wie Crazy Rich Asians vor paar Jahren die asiatische Minderheit in Hollywood – was will man mehr?

Ich werde den Film demnächst ein weiteres Mal anschauen um mir ein finales Urteil zu bilden, aber bis dahin bin ich mir sicher wird Everything Everywhere All at Once Erfolgsgeschichte weitergehen und so manchen Oscar am Sonntag mitnehmen.

Im Westen nichts Neues | Kritik / Review (Oscars 2023)

Storyanriss:

Der Teenager Paul Bäumer (Felix Kammerer) und seine Freunde Albert (Aaron Hilmer) und Müller (Moritz Klaus) schreiben sich während des Ersten Weltkrieges freiwillig in die deutsche Armee ein und reiten auf einer Welle patriotischen Eifers, die sich schnell in Wohlgefallen auflöst. Ernüchtert und schockiert müssen sie feststellen, dass der Kampf um Deutschland keineswegs eine rein ehrenhafte Sache ist, sondern ein tödliches Gemetzel. Sobald sich die jungen Soldaten den brutalen Realitäten des Lebens an der Front stellen, gehören Tod und Verlust zu den täglichen Schreckensszenarien. Pauls Vorurteile über den Feind, über Recht und das Unrecht des Konflikts fallen bald wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Bis zum Waffenstillstand muss Paul jedoch weiter kämpfen, ohne den Wunsch der führenden Militärs zu erfüllen, den Krieg mit einer deutschen Offensive zu beenden. Und gerade als es so scheint, als hätte das Grauen und die Torturen ein Ende und die Männer könnten nach Hause fahren, trifft General Friedrichs (Devid Striesow) eine folgenschwere Entscheidung. Denn eine Niederlage für Deutschland kann er nicht einfach hinnehmen.

Fazit:

Tolle deutsche Neuauflage des Klassikers von Erich Maria Remarque, dessen Vorlage ich noch im Schulunterricht behandelt habe. Atmosphärisch, brutal und ungeschönt zeigt auch diese Version die Sinnlosigkeit mit der an der damaligen Westfront Millionen Menschen, teils noch fast Kinder, in Ihr Verderben gestürzt wurden, um gerade mal ein paar hundert Meter Land zu verteidigen oder zu erobern.

Im Westen nichts Neues ist sehr hochwertig produziert und mit 9 Oscar-Nominierungen überraschend großzügig von der Academy bedacht worden. Wie auch schon Parasite vor 3 Jahren gelingt Im Westen nichts Neues sogar das Kunststück neben dem Auslandsoscar zusätzlich noch für „Besten Film“ nominiert zu sein. Oft ist die Auszeichnung für den besten ausländischen Film der leichte Weg für die Academy das internationale Kino abzufrühstücken ohne damit die wichtigste Kategorie zu beeinflussen.

Glücklicherweise lockert sich das nun langsam auf und hier mal wieder einen deutschen Film zu sehen ist toll – vor allem, da das Momentum der letzten Wochen durchaus für diese Neuauflage spricht. Am Ende könnte Im Westen nichts Neues vielleicht in beiden Kategorien ohne Auszeichnung rausgehen, aber ich bin mir sicher, dass am Ende ein paar Goldjungen nach Deutschland gehen werden.

Die Aussprache | Kritik / Review (Oscars 2023)

Storyanriss:

In Bolivien kam es bei einer isolierten religiösen Mennonitenkolonie vermehrt zu gewaltsamen Übergriffen der Männer auf die Frauen. Dabei wurden sie mehrfach unter Drogen gesetzt und anschließend vergewaltigt. Nun, da die Frauen den Männern die Übergriffe nachweisen konnten und die Täter in Haft sitzen, müssen sie ausdiskutieren, was passieren soll, wenn die Peiniger wieder da sind. Für die Frauen ist das eine äußerst ungewöhnliche und vor allem ungewohnte Situation, denn in ihrer Gemeinschaft wird normalerweise nicht über intime Dinge gesprochen. Doch nach den grausamen Ereignissen können die Frauen ihre Religion immer weniger mit der gelebten Lebensrealität in Einklang bringen. So unterschiedlich die Frauen sind, so verschieden sind auch ihre Positionen: Ona (Rooney Mara) ist von ihrem Peiniger schwanger, Mariche (Jessie Buckley) vertritt ihrem gewalttätigen Mann Klaas gegenüber eine eher defensive Haltung und Salome (Claire Foy) hat einen der Männer mit einer Sense angegriffen und erwartet dafür selbst eine Strafe. Der einzige Mann der Runde ist August Epp (Ben Whishaw), der in der Diskussion Protokoll führt. Als sich die acht Frauen auf dem Heuboden ihrer Gemeinde zusammenfinden, steht für sie fest, dass sie nur drei Optionen haben: Bleiben, Fliehen oder Kämpfen. Welche werden sie wählen?

Fazit:

Die Aussprache oder Women Talking wie er im Original heißt, basiert auf dem gleichnamigen Buch von Miriam Towes, die die schrecklichen Ereignisse aus Bolivien 2011 adaptierte, wo ein halbes dutzend religiöser, konservativer Männer sehr viele Frauen aus ihrer Gemeinde unter Drogen setzten und vergewaltigten.

Nun fokussiert sich der Film auf die anschließende Diskussion der Frauen, wie sie ihr Leben fortführen sollen, wenn die Männer bald wieder auf freiem Fuß kommen. Inszenatorisch geht das ganze eher in Richtung Kammerspiel, weil der absolut stark besetzte Cast die Handlung zu weiten Teilen hauptsächlich in einer Scheune spielt. Dies führte bei mir unweigerlich aber auch zu einer gewissen Abnutzung und Ermüdung. Viel Variation bzgl. der Inszenierung, der Kamerapositionen und den Dialogen gab es nicht.

Insgesamt ließ mich Die Aussprache aber überraschend kalt und wäre jetzt wohl nichts, was ich ernsthaft weiterempfehlen würde – egal dabei, ob es um einen Kinobesuch oder Heimkinoabend geht. Dafür bleibt bis auf ein paar starke Ansprachen der Schauspielerinnen zu wenig hängen.

Bei den Oscars ist Die Aussprache für 2 Oscars nominiert und absoluter Außenseiter.

The Banshees of Inisherin | Kritik / Review (Oscars 2023)

Storyanriss:

Padraic Suilleabhain (Colin Farrell) ist eine gutherzige, treue Seele, aber nicht besonders helle. Er lebt im Jahre 1923 auf Inisherin, einer kleinen Insel vor der irischen Westküste in der Galwaybucht. Jeden Tag um Punkt 14 Uhr bricht er auf, um seinen besten Freund Colm Doherty (Brendan Gleeson) bei ihm Zuhause abzuholen, um den restlichen Tag mit ein paar Pints und Gesprächen über Nichtigkeiten im örtlichen Pub zu verbringen. Aber dieses Mal öffnet Colm die Tür nicht. Kurze Zeit darauf eröffnet Colm seinem (ehemaligen) besten Freund, dass er, ohne dass es dafür einen wirklich konkreten Anlass gäbe, einfach nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Und er geht sogar noch einen Schritt weiter: Wenn Padraic ihn trotzdem anspricht und in irgendeiner Form bedrängt, wird es einschneidende Konsequenzen haben.

Fazit:

Autor und Regisseur Martin McDonaugh ist ein Meister der schwarzhumorigen Kombination aus Drama und Komödie. Seit Brügge sehen… und sterben? genießt McDonaugh einen gewissen Kultstatus bei Fans und Kritikern. Mit Three Billboards Outside Ebbing, Missouri hat er mich bislang am meisten begeistern können.

Seine Filme machen vor allem ungewöhnliche Themen und Figuren, mit starken Dialogen aus, die von unfassbar guten Schauspielern getragen werden. Für The Banshees of Inisherin setzt Martin McDonaugh wieder auf sein Dreamteam: Colin Farrell & Brendan Gleeson. Beide sind die perfekte Besetzung für ihre Rollen und so wundert es mich nicht, dass die Kombination aus Drehbuch und Schauspielensemble mit haufenweise Oscar-Nominierungen bedacht wurden.

Die Geschichte ist vielleicht nicht die aufregendste, aber hat bei mir dennoch einen Nerv getroffen. Denn auch mir wurde im Prinzip von jetzt auf gleich eine Freundschaft gekündigt und ich frage mich bis heute warum und wieso. Dieses Gefühl, da irgendwie auf verlorenem Posten zu sein, wie es Colin Farrells Figur durchlebt, find ich nachvollziehbar. Die Geschichte spitzt sich in seiner Dramatik zwar noch etwas zu, doch prinzipiell entfernt man sich nicht weit von dieser simplen Prämisse.

The Banshees of Inisherin ist mit 9 Nominierungen einer der Top-Favoriten und kann unter anderem mit Berücksichtungen in den Kategorien Bester Film, Bestes Drehbuch, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller, Beste Nebendarstellerin und zweimal Bester Nebendarsteller punkten. In allen Kategorien gehört der Film zum engen Favoritenkreis, gerade ein Farrell hatte ein unfassbares Jahr seiner Karriere, aber The Banshees of Inisherin könnte auch knapp 9x leer ausgehen.