Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand | Kritik / Review

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Bei „Der Hundertjährige, der..“ handelt es sich nicht nur um den vermutlich längsten Filmtitel des Jahres sondern auch um den Debütroman des schwedischen Journalisten Jonas Jonasson, der schnell den Weg an die Spitze der Bestsellerliste schaffte. In Schweden wurde das Werk unter dem Titel „Hundraåringen som klev ut genom fönstret och försvann“ 2009 veröffentlicht und verkaufte sich bereits im ersten Jahr so oft wie kein anderes Buch im schönen Schweden und führte dazu, dass die Geschichte um den titelgebenden Allan Karlsson auch für den internationalen Markt in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurde. Bei diesem Erfolg war nicht nur eine Fortsetzung („Die Analphabetin, die rechnen konnte“) sondern auch eine Adaption für die Leinwand abzusehen. Jedoch verzichtet die schwedische Produktion bei der Verfilmung ihres popkulturellen Guts völlig auf Hollywood-Schnick-Schnack und besetzt ihre Komödie mit international eher unbekannten Schauspielern wie Robert Gustafsson. Auch der Regisseur Felix Herngren erobert mit „Der Hundertjährige, der..“ zum ersten Mal die internationale Bühne.

Storyanriss:

Kurz vor den Feierlichkeiten seines 100. Geburtstags beschließt Allan Karlsson (Robert Gustafsson), aus seinem Zimmer im Altersheim von Malmköping zu fliehen, um dem erwarteten Rummel um seine Person zu entkommen. Auf dem Busbahnhof nötigt ihn ein junger Mann, der dringend zur Toilette muss, dazu, auf sein Gepäck aufzupassen. Kurz entschlossen steigt Allan mit dem Rollkoffer in den Bus. An einem verlassenen Bahnhof steigt er aus und trifft auf Julius Jonsson (Iwar Wiklander), dem er bei einer Flasche Schnaps und Elchfleischgulasch von seinem kleinen Abenteuer erzählt. Da taucht der junge Mann wieder auf. Er hatte nach dem Verschwinden seines Koffers sofort die Verfolgung aufgenommen und stellt nun die beiden Alten zur Rede. Es stellt sich heraus, dass er Mitglied des kriminellen Biker-Clubs Never again ist. Im letzten Augenblick gelingt es Allan und Julius, ihn zu überwältigen und in einen Kühlraum zu sperren. Sie brechen den Koffer auf und finden darin zu ihrem Erstaunen 50 Millionen schwedische Kronen, die aus einem Drogendeal stammen. Am nächsten Morgen beschließen sie, sich mit dem Geld aus dem Staub zu machen und treffen unterwegs auf interessante Charaktere wie Benny Ljungberg (David Wiberg) oder Gunilla Björklund (Mia Skäringer) und ihre Elefantendame Sonja, die ihnen auf der Flucht vor der Bikergang helfen. Dass Allan auch während seines gesamten Lebens mit interessanten Persönlichkeiten zu tun hatte, zeigen Rückblenden über Allan, die deutlich machen, dass er oft ungewollt und durch viele Zufälle sowie seiner Liebe zu Sprengstoff in die wichtigsten politischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts verwickelt wurde.

Wenn Sie mich umbringen wollen, müssen Sie sich beeilen, weil ich schon Hundert bin.

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Fazit:

Diese skurrile und lustige Kriminalgeschichte hat es faustdick hinter den Ohren. Ich habe das Buch zwar nicht gelesen, konnte mich aber dennoch gut in die Geschichte reinfinden und habe auch schnell Gefallen an der illustren Runde rund um Allan gefunden. Besonders interessant sind natürlich Allans Verstrickungen in die Weltgeschichte, die verrückter nicht sein könnten und für mich ganz klar das Highlight des Films darstellten. Das Einzige, was mich persönlich wirklich gestört hat, waren die überzeichneten und nervigen Gangmitglieder, der ermittelnde Kommissar und logischerweise viele der Dialoge von besagten Personen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass diese im Buch so rüberkamen. Dennoch ist „Der Hundertjährige, der..“ ein ganz netter Film, für den man nicht umbedingt ins Kino rennen muss, wenn man nicht zu den Fans der literatischen Vorlage gehört, sondern ruhig auf die DVD/Bluray warten kann. Da der Film aber in Schweden bereits alle Rekorde bricht, darf man schon jetzt mit einer baldigen Ankündiung zur Verfilmung des Nachfolgers rechnen.

  • Film: 2,5/5
  • Kinoerlebnis: kein Profit
  • Empfehlung: Fans werden wohl eh ins Kino gehen, für den Rest reicht DVD völlig aus.

 

Need for Speed | Kritik / Review

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Videospielverfilmungen sind ein leidiges Thema. Immer wieder versuchen Game-Publisher ihre erfolgreichen Franchises auf die Kinoleinwand zu bringen und noch mehr Geld damit zu machen. Häufig jedoch geht dieser Versuch nach hinten los und macht nicht nur unwissenden Kinobesuchern keinen Spaß, sondern verstimmt auch die eigenen Fans. Regie-Nieten wie Uwe Boll und Paul W. S. Anderson, haben in der Vergangenheit mit Filmen wie Far Cry, Alone in the Dark oder den Resident Evil Filmen nicht gerade unwesentlich zu diesem Ruf beigetragen und überschatten damit die beispielsweise sehr guten Videospieladaptionen wie Silent Hill oder Prince of Persia.

Das führte dazu, dass ich zunächst recht kritisch auf die Ankündigung reagierte, dass der Game-Branchen-Gigant EA vorhat, ihre beliebte Renn-Serie Need For Speed – die aber nie durch tiefgründige Geschichten punkten konnte – zu verfilmen. Geschickter Weise ließen sich die verantwortlichen nicht lumpen und konnten den Neuliebling aller Breaking Bad Fans, Aaron Paul (Breaking Bad), als Zugpferd verpflichten um das etwa 66 Millionen Dollar Budget relativ wahrscheinlich wieder einzuspielen, yo Bitch. Doch lohnt sich Scott Waughs (Act of Valor) Need For Speed auch für den Zuschauer?

Storyanriss:

Tobey Marshall (Aaron Paul) betreibt zusammen mit seinen Freunden eine Autowerkstatt, die er nach dem Tod seines Vaters nur noch mühsam über Wasser halten kann. Um die finanziellen Probleme aus dem Weg zu räumen, willigt er ein, für seinen Langzeitrivalen, dem NASCAR-Fahrer Dino Brewster (Dominic Cooper), einen Ford Mustang aufzupeppeln und mit hohem Gewinn zu verkaufen. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Deals, geraten Dino und Tobey aneinander und fahren daraufhin zusammen mit Tobeys Kumpel Pete ein illegales Straßenrennen um das eingenommene Geld. Bei diesem Rennen kommt Pete (Harrison Gilbertson) ums Leben und während sich Dino mit Hilfe seiner einflussreichen Kontakte ohne Konsequenzen aus dem Staub macht, wird Tobey zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. Wieder auf freien Fuß, strebt Tobey nach Rache und versucht mit Hilfe seiner alten Freunde sowie der Besitzerin des einst getunten Mustangs, Julia Maddon (Imogen Poots), eine Einladung zum legendären Underground-Rennen „De Leon“ zu bekommen, um Dino zur Rechenschaft zu ziehen.

Rennen fahren ist eine Kunst.

 

Fazit:

Wie bereits erwähnt war ich auf Grund der Vergangenheit der Videospielverfilmungen sowie der ersten Trailer eher skeptisch und habe nicht viel erwartet. Und auch die negativen Kritiken haben mich darin bestärkt, erst mal nicht viel Hoffnung in den Film zu stecken, aber ich muss sagen, dass er meiner Meinung nach viel mehr Sachen richtig als falsch macht. Jawohl, die Geschichte ist dünn, aber das war bei der Vorlage einfach zu erwarten und alles andere würde auch ehrlich gesagt keinen Sinn machen, wenn man sich am Spiel orientieren will. Also mal Butter bei die Fische: wie will man eine gute und glaubwürdige Story schreiben, wenn der Fokus auf getuneten Karren und illegalen Straßenrennen liegt ohne sich dabei nicht total lächerlich zu machen? Gemessen an diesen Kriterien, war das Drehbuch einigermaßen passabel.

Was viel wichtiger für eine gute Adaption war, ist der Fokus auf die Autorennen, die ich als gut umgesetzt empfand. Handgemachte Action, die zum Großteil irgendwo noch nachvollziehbar schien und nicht so mittlerweile überdrehte Ausmaße wie bei Fast & Furious 6 annimmt und dazu etliche Verweise auf die Spiele, bilden Pluspunkte. Generell denke ich, dass der Film vom Stil her ein paar Ähnlichkeiten zum Original Fast & Furious aufweist und im Prinzip recht solide ist. Das Einzige was ich der filmischen Umsetzung von Need For Speed wirklich negativ ankreide, ist das Fehlen der so typischen musikalischen Untermalung während der Autofahrten. Jeder Zocker kann noch heute die Soundtracks der alten NFS-Spiele auswendig und hätte sich sicherlich wie ein Schneekönig darüber gefreut.

  • Film: 2,5/5
  • Kinoerlebnis: Aufwertung um +0,5
  • Empfehlung: Trotz passabler 3D-Effekte würde ich maximal eingefleischten Fans zum Kinobesuch raten. Alle anderen dürfen gern auf günstigere Alternativen warten oder auf den Film verzichten