The Purge 3: Election Year | Kritik / Review

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This is your emergency broadcast system announcing the commencement of the annual Purge. At the siren, all emergency services will be suspended for 12 hours. Your government thanks you for your participation.
Non-compliance with any of the aforementioned rules will result in death by hanging. Commencing at the siren, any and all crime, up to, and including Murder, will be legal for 12 continuous hours. Police, fire and hospital aid will be unavailable. Blessed be our New Founding Fathers and America, a nation reborn.

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Nein, das gehört nicht zum Wahlprogramm von Donald Trump, sondern ist das Credo nach dem sich die Menschen im Purge-Universum richten, bereits zum dritten Mal auf der großen Leinwand. Erstmalig schafft es mit Frank Grillos (Captain America: Civil War) Charakter Leo Barnes eine Figur auch in mehr als einen Purge Film und wird somit zur Hauptfigur des Franchises aufgebaut. In weiteren Rollen hat Regisseur James DeMonaco, der auch die anderen Teile drehte, unter anderem Elizabeth Mitchell (Lost) und Mykelti Williamson (Con Air) besetzt.

Storyanriss:

Einmal im Jahr dürfen alle US-Bürger eine Nacht lang ungehindert alle Straftaten begehen, nach denen ihnen der Sinn steht, ohne strafrechtliche Konsequenzen fürchten zu müssen. So soll dem Verbrechen für den Rest des Jahres Einhalt geboten werden. Doch der Widerstand in der Bevölkerung gegen diese drastische Maßnahme wächst. Um etwas an den Zuständen zu ändern, setzt sich die Senatorin Charlie Roan (Elizabeth Mitchell), die in einer Purge-Nacht Jahre zuvor nur knapp mit ihrem Leben davon gekommen ist, auf politischer Ebene dafür ein, die gesetzlose Nacht abzuschaffen. Doch damit zieht sie schnell den Unmut hoher Regierungsvertreter auf sich, die sich ihrer bei der bevorstehenden „Säuberung“ entledigen wollen. Beschützt von ihrem raubeinigen Sicherheitschef Leo Barnes (Frank Grillo) versucht Charlie durch die Nacht zu kommen, um das System ein für alle Mal zu Fall zu bringen.

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Fazit:

Das Franchise hat irgendwie einen Stein bei mir im Brett, denn auch wenn sich an der Grundidee der Purge-Nacht prinzipiell nicht viel ändert, schaffen es die Macher auch im dritten Film noch frische Ideen und Kniffe einzubauen. Zum Beispiel die Purge-Touristen, die aus aller Welt kommen um an den Morden in der Nacht teilzunehmen oder die Aktualität zum US Wahlkampf, die überraschend viel Raum zur Entfaltung bekommt und sogar relativ tiefgründig daher kommt.

Insgesamt ähnelt The Purge 3 mehr dem zweiten Teil als dem Original aus dem Jahr 2013. Es handelt sich also erneut um eine Purge Nacht auf den Straßen und nicht um eine Home Invasion wie im ersten Film. Sie bleiben diesem Erfolgsrezept also treu. Die Macher legen nach wie vor viel Wert auf das Visuelle, in erster Linie sollen die Set-Pieces, Szenarios und Charaktere möglichst skurril, sowie stylish aussehen, um beim Zuschauer eine gewisse What-the-Fuck-Reaktion auszulösen. Dafür nimmt man dann auch häufig Logiklöcher billigend in Kauf und verlangt dem Zuschauer einen relativ hohen Grat an „suspension of disbelieve“ ab. Dazu kamen so einige dumme Dialoge, One-Liner und übertriebene Charaktere, die schon teilweise hart zu ertragen waren. So alte Säcke, die in 5 Sätzen dreimal das Wort „Fotze“ benutzen, wirkten beispielsweise recht unpassend.

Dennoch war The Purge 3: Election Year ein solider Vertreter der Serie. Der erste Teil hatte den besten Cast mit Ethan Hawke und Lena Headey, der zweite Teil hatte die frischesten Ideen und Ansätze und der dritte die beste Geschichte mit aktuellstem Bezug.

bewertungsskalafinal3,0

Nerve | Kritik / Review

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Das Regie-Duo Henry Joost und Ariel Schulman, die für Paranormal Activity 3 & 4 verantwortlich waren, arbeiteten auch für Nerve wieder gemeinsam hinter der Kamera. Für ihre moderne Adaption von Wahrheit oder Pflicht besetzten sie die beiden Hauptrollen mit den jungen Darstellern Dave Franco (Bad Neighbors), Bruder vom oscarnominierten James Franco, und Emma Roberts (Scream Queens), Nichte der oscarprämierten Julia Roberts.

Storyanriss:

Im Internet macht ein neues, illegales Spiel namens „Nerve“ die Runde, bei dem die Teilnehmer riskante Herausforderungen meistern müssen, während die Welt ihnen dabei zuschaut. Nirgendwo scheint es noch ein anderes Gesprächsthema zu geben und auch die schüchterne Vee (Emma Roberts) bekommt davon Wind. Damit sie endlich mal im Mittelpunkt des Geschehens stehen kann, so wie ihre Freundin Sydney (Emily Meade), meldet sie sich als Spielerin an. Ihrer Mutter (Juliette Lewis) passt gar nicht, was die Tochter da vorhat – und wie zur Bestätigung der mütterlichen Sorgen hat Vee gleich zu Beginn von Nerve die Aufgabe, einen fremden Typen zu küssen. Spontan drückt sie Ian (Dave Franco) ihre Lippen auf den Mund. Von da an versuchen die beiden, die immer gefährlicheren Etappen zu meistern und werden dabei zur Internetsensation. Doch als Vee und Ian aus dem Spiel aussteigen wollen, merken sie, dass es dafür längst zu spät ist.

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Snitches get Stitches.

Fazit:

Nerve ist für mich ein gelungener Film geworden. Er ist kurzweilig, mit angenehmen Erzähltempo und einem echt charismatischen Hauptrollen-Duo, die eine super Chemie auf der Leinwand miteinander hatten.

Natürlich kränkelt der Film an allen Ecken und Enden an Logiklöchern, die aber eigentlich nicht wirklich unerwartet kommen bei dieser Grundidee des Films. Alles wird ein bisschen größer skaliert als es realistisch wäre und sämtliche Charaktere, vor allem eher die Statisten/Breite Masse, handeln oft unlogisch um die Geschichte und Dramatik zu unterstützen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die ein wenig unnötige und zu starke Dramatisierung einiger Storybögen im letzten Drittel des Films, sie kamen nicht unerwartet und wirkten gezwungen.

Nerve ist vor allem aber auch ein sehr stylisher Film geworden, coole Spielereien mit der Kamera haben nette Bilder erzeugt, dazu wurden verstärkt Neonlichter als Stilmittel eingesetzt, die die Optik des Films stark prägten. Passend dazu gab es einen sehr stimmigen und guten Soundtrack – lustigerweise ohne Machine Gun Kelly Beitrag, obwohl dieser sogar eine große Rolle im Film hat. Ich mochte auch die Einbindung von technischen Gimmicks und Overlays, um die ganzen digitalen Passagen dem Zuschauer verständlich zu präsentieren. Nerve ist ein kurzweiliger Film für Zwischendurch geworden, der zwar nicht lang im Gedächtnis bleibt aber dafür als seichte Unterhaltung perfekt geeignet ist.

bewertungsskalafinal3,0

Don’t Breathe | Kritik / Review

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Fede Alvarez meldet sich zurück: nach dem gelungenen Remake von Evil Dead aus dem Jahr 2013, geht der in Uruguay geborene Regisseur nun mit dem deutlich kleineren Projekt Don’t Breathe an den Start. Mit im Gepäck hat er wie auch schon bei Evil Dead Jane Levy, die wir hier in Deutschland wohl hauptsächlich aus der ehemaligen Pro7-Serie Suburgatory kennen, als Hauptdarstellerin. Zu ihr gesellen sich Dylan Minnette (Prisoners), Daniel Zovatto (It Follows) und Stephen Lang (Avatar).

Storyanriss:

Der Vater von Alex (Dylan Minnette) arbeitet im Sicherheitsgeschäft – sehr praktisch, wenn man wie Alex ein Dieb ist. Das Insiderwissen hilft dem jungen Mann, die teuren Sicherheitssysteme reicher Leute zu überwinden und in Villen fette Beute zu machen. Alex ist auf diesen Diebestouren nicht allein: Rocky (Jane Levy), als sein heimlicher Schwarm die Hauptmotivation für die Einbrüche, begleitet ihn, um sich ein besseres Leben zu ermöglichen. Dritter im Bunde ist Money (Daniel Zovatto), Rockys Freund, der des Kicks wegen mitmacht. Ein Kick der besonderen Art steht dem Trio bevor, als es in das Haus eines Kriegsveteranen (Stephen Lang) einsteigt, der nach dem Unfalltod seines einzigen Kindes ein großes Schmerzensgeld bekommen haben soll. Der Veteran ist zwar blind, aber nicht so hilflos wie sie denken.

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Im Reich der Dunkelheit, ist der Blinde König.

Fazit:

Endlich startet Don’t Breathe auch bei uns in den Kinos. Seit ich damals den ersten Trailer zum Film gesehen habe, war ich gespannt auf das finale Produkt und habe diesem Tag entgegengefiebert. Das Ergebnis an den amerikanischen Kinokassen und die allgemeine Resonanz der Kritiker sowie des Publikums haben die Vorfreude nur noch beflügelt. Naja und was soll ich sagen: ich kann mich der Begeisterung nur anschließen. Don’t Breathe ist ein spannungsgeladener Top-Thriller geworden, der vor allem mit einer dichten Atmosphäre, konsequenter Härte und einem überragenden Stephen Lang punktet.

Ich finde, dass diese Art Horror- /Thrillerfilme es gewissermaßen besonders schwer haben, weil sie eher einen realistischen Ansatz verfolgen und Angriffsfläche bieten. Im Gegensatz zu Filmen wie The Conjuring, wo nach kurzer Zeit die Katze aus dem Sack gelassen und somit schnell deutlich wird, dass es übernatürliche Elemente gibt, neigt man bei Vertretern wie Don’t Breathe dazu, jede Szene zu überanalysieren und die Logik in Frage zu stellen. Wenn man so rangeht, lässt sich aber kaum ein Film nicht dadurch zerstören – Don’t Breathe bildet da keine Ausnahme. Ich rate jedoch dazu, hier einfach ein wenig abzuschalten und euch auf das Erlebnis einzulassen, denn letztlich ist Fede Alvarez einfach ein starker wenn auch nicht fehlerfreier Horror-Thriller gelungen. Kritisieren kann man neben paar Freiheiten im Storytelling noch das „Ende nach dem Ende“, das weder besonders nachvollziehbar, noch einen Mehrwert bot. Ich fand’s schlicht unnötig.

Abgesehen von den genannten Punkten bietet der Film aber viele gute Aspekte: Die Prämisse des nicht ganz so hilflosen und blinden Opfers ist frisch, die Inszenierung war super, die sehr begrenzte Location wurde bis zum letzten Winkel kreativ genutzt – sowohl inhaltlich wie auch visuell, die Darsteller waren gut und die Twists und Turns kamen oft unerwartet. Doch der größte Pluspunkt war für mich die Spannung, die manchmal zum Fingernägel-Kauen war. Der Film verschwendet nicht viel Zeit mit der Exposition der Charaktere, um uns als Zuschauer die gleichen alten Kamellen aufzutischen, die eh meistens nicht sehr wichtig sind und nur unnötig den Film aufblasen. Stattdessen geht es relativ zügig zum eigentlichen Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und führt das gute Erzähltempo auch über die verbleibenden knapp 70Minuten fort. Diese Punkte sind für mich Grund genug euch klar einen Kinobesuch für Don’t Breathe ans Herz zu legen.

bewertungsskalafinal4,0

Ben-Hur | Kritik / Review

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2016 – nach Meinung des Filmstudios wohl genau die richtige Zeit für ein „Ben Hur„-Remake, genau genommen schon das zweite, denn auch die wohl bekannteste Verfilmung mit Charlton Heston als Judah Ben-Hur aus dem Jahr 1959 ist gewissermaßen ein Remake von der 1925er Version – wenn obgleich das wohl erfolgreichste Remake in der Filmgeschichte. Neben den 222 minütigen Monumentalfilm Ben Hur (1959) gibt es mit Titanic und Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs nur zwei weitere Filme, die es bislang auf den Rekordwert von 11 gewonnenen Oscars gebracht haben.

Allein dieser Fakt macht es schon recht fraglich, wozu man diesen Film erneut ins Kino bringen soll und welche Zielgruppe man genau erreichen will. Regie führt in der 2016er Variante Timur Bekmambetov (Wanted) und die Hauptrollen wurden mit Jack Huston (American Hustle) als Judah Ben-Hur, Toby Kebbell (Warcraft) als Messala und Morgan Freeman (Die Unfassbaren 2) als Ilderim besetzt.

Storyanriss:

Judah Ben-Hur (Jack Huston), ein jüdischer Prinz, und Messala (Toby Kebbell), Sohn eines römischen Steuereintreibers, wachsen zu jener Zeit, zu der auch Jesus Christus (Rodrigo Santoro) lebt, gemeinsam auf. Sie sind beste Freunde, bis Messala eines Tages nach Rom geht, um sich dort weiterzubilden. Jahre später kommt er als völlig veränderter Mensch zurück, hat nur noch Spott für Judah und vor allem für dessen Religion übrig. Schon bald intrigiert er gegen seinen einstigen Freund und sorgt dafür, dass dessen Familie im Gefängnis landet und Judah auf ein Sklavenschiff gebracht wird. Der dort dem sicheren Tod geweihte Ben-Hur überlebt wie durch ein Wunder und kennt nur noch ein Ziel: Rache. Die bietet sich schließlich bei einem Wagenrennen in Rom, an welchem Ben-Hur im Dienste des ihm wohlgesonnenen Scheichs Ilderim (Morgan Freeman) teilnimmt.

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First to finish. Last to Die.

Fazit:

Mit bislang nur knapp 20 Mio Einnahmen bei 100 Mio reine Produktionskosten reiht sich Ben-Hur in die lange Reihe der gescheiterten Blockbuster aus diesem Jahr ein. Das Filmstudio bekommt somit die verdiente Bestrafung für ein Remake das Niemand wollte. Fairer Weise muss man dazu sagen, dass natürlich der finanzielle Erfolg allein kein Urteil über die Qualität eines Films erlaubt. Nicht selten verbergen sich hinter Box-Office-Bombs wahre Perlen – leider kann man das von dem diesjährigen Ben-Hur nicht gerade behaupten.

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass der Film in allen Belangen schlecht wäre oder ich mich nicht auch unterhalten gefühlt hätte, denn Ben-Hur hat durchaus seine Momente und kann am ehesten in den beiden großen Actionsequenzen auf den Galeeren und im berühmten Wagenrennen trotz Unmengen an CGI brillieren. Vor allem die Spielereien mit der Kamera und einige der kreativen Ideen haben mir gefallen.

Nichtsdestotrotz schwächelt das Remake an allen Ecken und Enden. Die Art und Weise der Erzählung wirkt zuweilen sehr holprig; während auf der einen Seite Situationen in der Geschichte gestreckt wurden, hat man andere gehetzt oder beispielsweise wie Judahs Zeit in Rom komplett rausgelassen. Mittelmäßige, hölzerne Dialoge und fragwürdiges Handeln ohne Sinn und Verstand taten ihr Übriges. Natürlich darf bei einem solchen Film im Jahr 2016 auch ein Morgan Freeman nicht fehlen, bei dem mir abgesehen von seiner miesen Perücke auffiel, dass Regisseur und Castingdirector wohl eher die Texte aus dem Off mit seiner markanten Stimme besetzen wollten und ihm dann halt noch die passende Rolle dazu gaben, weil es günstiger war. Der Rest des Casts wirkte ein wenig seelenlos und vergessenswert. Die Motivationen der Figuren blieben oft unverständlich und Messala, der durchaus eine innerlich zerrissene Figur mit Potential ist, schwankt zeitweise einfach zu sehr zwischen den Extremen – manchmal innerhalb von einer Szene und wenigen Sekunden.

Sehr merkwürdig wirkte auch die eingebaute Jesus-Storyline. Klar, die gab es in ähnlicher Form schon im Charlton Heston Film, aber sie wirkte so aufgesetzt und überpräsent. Jesus taucht 4-5x aus dem Nichts auf und beeinflusst das Leben aller Mitmenschen mit seinen teils an Jedimindtricks erinnernden Wundern und Glückskekssprüchen. Das gipfelt letztlich dann in einem unnötigen Finale, welches nicht sonderlich vom Original abweicht aber für meinen Geschmack unpassend abstrus wirkte und sich nahtlos in den kitschigen und voll pathostriefenden Gesamteindruck des restlichen Films eingliedert. Es wird schon klar was der Film damit erreichen will, jedoch wollte dieser emotionale und religiöse Funke einfach nicht überspringen.

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