Storyanriss:
Auf einem düsteren Jahrmarkt findet der vor seiner Vergangenheit fliehende Stanton ‚Stan‘ Carlisle (Bradley Cooper) Unterschlupf und lernt bald die Tricks der Schausteller*innen. Durch sein Talent, Menschen um die Finger zu wickeln, nimmt ihn das Mentalistenpaar Zeena & Pete (Toni Collette und David Strathairn) unter ihre Fittiche. Stan wird zum geschickten Schlitzohr, das andere bewusst manipulieren kann. Die kleine Welt des Jahrmarkts reicht ihm bald nicht mehr und er geht in die große Stadt, wo er seine Fähigkeiten bald nicht nur zu Unterhaltung, sondern zu seinem persönlichen Vorteil ausnutzt. Als er mit seiner Masche an die Psychiaterin Lilith Ritter (Cate Blanchett) gerät, lässt die ihn aber nicht auffliegen, sondern hilft ihm. Doch immer mehr zeigt sich, dass Lilith noch gefährlicher als Stan ist. Für den abgebrühten Trickser beginnt ein Spiel, in dem er schon bald die Kontrolle zu verlieren scheint.
Fazit:
Nach CODA, West Side Story und Dune ist Nightmare Alley dieses Jahr das vierte Remake in der Kategorie Bester Film. Guillermo del Toro, der definitiv zu meinen liebsten Regisseuren gehört, verfilmt knapp 74 Jahre später erneut den gleichnamigen Roman von Williams Lindsay Gresham.
Del Toro gehört zu den visuell stärksten Regisseuren Hollywoods, dessen Werke jedoch nicht immer bis zum Ende ausgereift sind. Pans Labyrinth und The Shape of Water gehören zu seinen rundesten Filmen – für letzteren gewann er 2018 sowohl den Oscar als Bester Regisseur, sondern auch für den Besten Film des Jahres. Auch ich habe dem Film seinerzeit die Höchstwertung von 5/5 gegeben.
Nightmare Alley erreicht für mich diese Klasse nur in wenigen Augenblicken, wenn dann vor allem im ersten Akt des Films, der für mich deutlich interessanter und stärker als die zweite Hälfte war. Insgesamt reiht sich der Film für mich in den soliden, visuell herausragenden aber nicht perfekt zu ende gebrachten Werken in del Toros Filmographie á la Crimson Peak ein.
Der Film ist wie man es gewohnt ist von del Toro grandios ausgestattet bis ins letzte Detail, gerade in der ersten Hälfte, wenn wir den Freakshow-Zirkus begleiten, kann sich der Meister des Grotesken austoben ohne Ende. Es wirkt so als ob er Kameramann Dan Laustsen, der schon Shape of Water filmte, kurz mal die Tür zu seinem privaten Kuriositätenkabinett, was er in seinem Haus führt, geöffnet hat.
Skurrile, nebulöse Figuren gespielt von Hollywoods Finest – passen einfach wie die Faust aufs Auge und machen viel Spaß, trotz der angespannten und mysteriösen Atmosphäre in der ersten Hälfte. Trotz dieser famos besetzten Schauspielriege – unter anderem Stammschauspieler Ron Perlman – sticht Hauptdarsteller Bradley Cooper raus. Cooper liefert hier wie gewohnt eine sehr starke Performance ab, die nicht nur durchaus hätte nominiert werden können, sondern auch erst in der zweiten Hälfte so richtig von der unnahbaren Femme Fatale Cate Blanchett herausgefordert wird.
Der Film ist trotz seiner 2,5h Laufzeit nie wirklich langweilig, kann aber die Spannung der ersten Hälfte in der zweiten selten für mich halten. Das Finale hingegen kommt dann gefühlt plötzlich viel zu schnell und überrumpelte mich beinahe, bis es dann in einem bittersweeten Ende mündet.
Den Preis für den Besten Film sehe ich Nightmare Alley nicht gewinnen, für das Bestes Kostümdesign, das Beste Szenenbild und die Beste Kamera kann man sich aber große Hoffnungen machen.